• Keine Ergebnisse gefunden

Medikamentöse Therapie des oralen Lichen ruber planus

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Medikamentöse Therapie des oralen Lichen ruber planus"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

MATERIALIEN UND MEDIKAMENTE

446

SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 127 5 P 2017

Einleitung

Der orale Lichen ruber planus (OLP) ist mit einer Prävalenz um 2% eine häufige Mund- schleimhauterkrankung. Die Krankheit kann isoliert im Munde auftreten, aber auch andere Schleimhäute und die Haut betreffen.

Ätiologie und Pathogenese

Der OLP ist eine häufig chronisch verlaufende T-Zell-vermittelte autoinflammatorische Er- krankung unbekannter Ursache. Assoziatio- nen zu Hepatitis C, zu Arzneimittelreaktionen und zu dentalen Restaurationsmaterialien werden diskutiert. Krankheitsbeginn ist meist zwischen dem 30. und dem 60. Lebensjahr.

Symptomatik

Typische Symptome sind pelziges Gefühl, Brennen oder Schmerzen. Morphologische Veränderungen wie Wickham-Streifen, Erytheme, Blasen, Erosionen begleiten die Symptome und treten an Wangenschleim- haut, Zunge, Lippen, Gaumen oder Gingiva auf.

Diagnostik

Die morphologischen Veränderungen können diagnoseweisend sein, eine Biopsie sollte unter anderem zur Bestätigung der Diagnose durchgeführt werden.

Therapie

Je nach Subtyp und Symptomatik kann auf eine Therapie verzichtet werden. Indiziert ist die medikamentöse Therapie bei symptomati- schem OLP, um Schmerzen sowie Exazerbatio- nen zu verhindern und bestehende Läsionen vorübergehend zur Abheilung zu bringen.

Topische und systemische Medikamente sind verfügbar: Die topische bzw. intraläsio- nale Applikation ist aufgrund des besseren Nebenwirkungsprofils vorzuziehen – die systemische Gabe hat ihren Stellenwert bei gleichzeitigem Hautbefall sowie bei Versagen der topischen Therapie. Zum Einsatz kom- men Corticosteroide, Retinoide und Calci- neurin-Inhibitoren. Corticosteroide gelten als First-line- Therapie, wobei Clobetasol mit Remissionsraten bis zu 75% (Carrozzo et al.

2009) als wirksamste Option gilt. Immunsup- pressiva wie Tacrolimus können als Second- line-Therapie eingesetzt werden. Bei intra- und extraoralem Befall ist eine Kombination aus topischer und systemischer Therapie sinnvoll.

Gemäss Studien entwickeln bis 30% der mit Corticosteroiden therapierten Patienten eine Candidiasis (Scully & Carrozzo 2008), was mit prophylaktischer Antimykotika-Zugabe ver- hindert werden kann (Carbone et al. 1999).

Mit einer Prävalenz um 2% präsentiert sich der orale Lichen mit grosser Wahrscheinlichkeit in der Praxis. Diese Publikation soll Hilfe beim medi- kamentösen Management bieten.

Jan S. Schenkel

1

Heinz-Theo Lübbers

2

Claudio Rostetter

3

Philipp Metzler

3

1 Universitätsklinik für Schädel-, Kiefer- und Gesichts chirurgie, Inselspital, Universitätsspital Bern

2 Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Arch- strasse 12, 8400 Winterthur

3 Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, Zentrum für Zahn- medizin der Universität Zürich

KORRESPONDENZ Dr. med. Dr. med. dent.

Jan S. Schenkel

Assistenzarzt Universitätsklinik für Schädel-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Inselspital, Universitätsspital Bern

Freiburgstrasse CH-3010 Bern

E-Mail: jan.schenkel@insel.ch www.skg.insel.ch

REDAKTION

PD Dr. Dr. med. Heinz-Theo Lübbers

Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Archstrasse 12 CH-8400 Winterthur Tel. +41 52 203 52 20 E-Mail: info@luebbers.ch

Medikamentöse Therapie

des oralen Lichen ruber planus

Kurzinformationen

– Häufige und chronische Krankheit mit potenziell massiver Einschränkung der Lebensqualität

– Keine kurative Therapie verfügbar, medikamentöses Management im Vordergrund – First-line-Therapie mit Corticosteroid Clobetasol

– Immunsuppressiva als Second-line-Therapie

– Mindestens halbjährliche Kontrolle aufgrund des Potenzials zur malignen Entartung (abhängig von den Noxen)

446-447_mm_lichen-ruber-planus_D.indd 446 08.05.17 12:34

(2)

MATERIALIEN UND MEDIKAMENTE

SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 127 5 P 2017

447

Literatur

Carbone et al.: Topical corticoste- roids in association with mi- conazole and chlorhexidine in the long-term management of atro- phic-erosive oral lichen planus:

a placebo-controlled and com- parative study between clobetasol and fluocinonide. Oral Dis. 1999;

5(1): 44–49.

Carrozzo et al.: Oral lichen planus:

a review. Minerva Stomatol. 2009;

58(10): 519–537.

Mansourian et al.: Comparison of aloe vera mouthwash with triam- cinolone acetonide 0.1% on oral lichen planus: a randomized dou- ble-blinded clinical trial. Am J Med Sci. 2011; 342(6): 447–451.

Nolan et al.: The efficacy of topical hyaluronic acid in the manage- ment of oral lichen planus. J oral Pathol Med. 2009; 38(3): 299–303.

Scully C, Carrozzo M: Oral mucosal disease: Lichen planus. Br J Oral Maxillofac Surg. 2008; 46(1):

15–21.

Van der Meij et al.: A review of the recent literature regarding malig- nant transformation of oral lichen planus. Oral Surgery, Oral Med Oral Pathol Oral Radiol Endod.

1999; 88(3): 307–310.

Aloe vera kann einen Stellenwert in der Therapie haben, da diese bei günstigem Ne- benwirkungsprofil zur Schmerzreduktion und zur Verkleinerung der Läsionen führt (Man- sourian et al. 2011).

Auch 0,2-prozentiges Hyaluronsäure-Gel erzielt signifikante Erfolge. Der schützende Film reduziert die Schmerzen und fördert die Abheilung (Nolan et al. 2009).

Jedoch existiert momentan keine kurative Therapie, was die hohe Rezidivrate nach Ab- setzen der Medikamente erklärt.

Komplikationen

Der OLP wird als präkanzeröse Bedingung ein gestuft, da eine maligne Entartung möglich ist. Das Risiko wird mit 0,5–5% (Van der Meij et al. 1999) angegeben.

Schlussfolgerung

Der OLP ist eine chronische Krankheit. Mit medikamentöser Therapie kann Symptom- reduktion erreicht werden, eine kurative Therapie existiert (noch) nicht. First- line- Therapie sind topisch applizierte Corticoste- roide. Als Second-line-Therapeutikum wird

topisches Tacrolimus empfohlen. Aloe vera oder Hyaluronsäure sollte nicht unversucht bleiben. Aufgrund des Potenzials zur mali- gnen Transformation ist eine Kontrolle min- destens alle sechs Monate obligat.

Abstract

Schenkel J S, Lübbers H-T, Rostetter C, Metz- ler P: Oral lichen ruber planus: treatment and drugs (in German). SWISS DENTAL JOURNAL SSO 127: 446–447 (2017)

Oral lichen planus is a relatively common T-cell mediated inflammatory disease with potential malignant transformation. It may present itself with pain and oral lesions such as ulcers and Wickham’s striae. Treatment includes topical corticosteroids, preferably Clobetasol, immunosuppressive drugs and retinoids. Hyaluronic acid and aloe vera have been proven to be successful. If topical treat- ment fails, systemic therapy with corticoste- roids may be needed. Because of the potential malignant transformation periodic follow-up is mandatory.

Flowchart zur Therapie des oralen Lichen ruber planus

Symptomatischer OLP Asymptomatischer OLP

Follow-up

Erfolg

Follow-up

Erfolg Erfolg

Erfolg

Corticosteroide lokal,

evtl. mit Antimykotikum

Corticosteroide systemisch

Begleitmassnahmen

• Professionelle Zahnreinigung

• Aloe vera, Hyaluronsäure-Gel

• Vermeiden von Nikotin, Alkohol, scharfen Speisen, Zitrusfrüchten

• Umstellung auf tensidfreie Zahnpaste zur Vermeidung chemischer Irritationen der sensiblen Schleimhaut

Retinoide lokal oder systemisch

Calcineurin-Inhibitoren lokal

Adaptiert nach: Lavanya N, Oral lichen planus: An update on pathogenesis and treatment, JOMFP 2011

446-447_mm_lichen-ruber-planus_D.indd 447 08.05.17 12:34

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Kognitive Störungen, die nicht den Schweregrad einer Demenz erreichen, bilden keine Indikation für Acetyl- cholinesterase-Hemmer oder Meman- tine, also für Substanzen die bei

Bei Patienten mit schweren Entzündungen in der Mundhöhle (z.B. oraler Lichen planus, Ulzerationen im Mund oder Soor), Wunden im Mund oder nach chirurgischen Eingriffen in

Zusammenfassend lässt sich jedoch festhalten, dass die Relevanz von Kontaktallergien auf Dentalmaterialien oder einer Infektion mit Hepatitis B oder C für Patienten

Nach dem heutigem Stand der Wissen- schaft ist der Orale Lichen ruber planus (OLP) eine chronische Erkrankung un- klarer Genese, wobei jedoch vermutet wird, dass es sich um

Besides, prevalence by depression suspicion method was also per- formed: 6 studies (503 patients) diagnosed this disorder using hospital and anxiety depression scale (HADS), 5

(2012) ‘Changes in miRNA expression in sera and correlation to duration of disease in patients with multifocal mucosal lichen planus.’, Journal of oral pathology &

Vulvodynie und Lichen sclerosus treten nicht selten ge- meinsam auf, oder Patienten mit einem LS entwickeln aufgrund lang- jähriger Beschwerden eine

Bei Patienten mit schweren Entzündungen in der Mundhöhle (z.B. oraler Lichen planus, Ulzerationen im Mund oder Soor), Wunden im Mund oder nach chirurgischen Eingriffen in