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Archiv "Neues orales Antidiabetikum: Acarbose für die Therapie des Typ-Il-Diabetes eingeführt" (17.01.1991)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT US DER INDUSTRIE

S

eit Oktober steht in er- ster Linie für die Thera- pie des Typ-Il-Diabetes ein neuartiges orales Antidia- betikum zur Verfügung: der Alpha-Glucosidase-Inhibitor Acarbose, Warenzeichen GlucobayR. Die von Bay- er Leverkusen entwickelte Wirksubstanz ist ein aus Bakterienkulturen isoliertes Pseudotetrasaccharid, wel- ches kompetitiv und reversi- bel die Alpha-Glucosidasen hemmt, die im Dünndarm den Abbau wichtiger Poly- und Oligosacch aride wie Stärke zu resorbierbaren Mo- nosacchariden kontrollieren.

Durch Hemmung dieser Enzyme wird die Resorption der Kohlenhydrate verzögert, was eine Reduktion der post- prandialen Blutzuckerspitzen und Glättung der Blutzucker- Tagesprofile zur Folge hat.

Diesem Wirkmechanismus entsprechend tritt unter Acarbose ein therapeutischer Effekt nur dann ein, wenn ei- ne relativ große Menge Koh- lenhydrate — so wie dies die Diätempfehlungen für Diabe- tiker vorsehen — zugeführt wird.

Neuere klinische Studien deuten darauf hin, daß Acar- bose den Blutzucker ähnlich

effektiv zu senken vermag wie Sulfonylharnstoffe. Der HbAl-Wert als heutiges Goldmaß für die Güte der Stoffwechsel-Einstellung wird durch Acarbose um größen- ordnungsmäßig einen Pro- zentpunkt gesenkt. Wie Prof.

Dr. med. E. Standl, Mün- chen, bei der Einführungs- Pressekonferenz am 1. Okto- ber in Leverkusen ausführte, läßt sich durch einen derarti- gen vielleicht gering anmu- tenden Effekt viel erreichen:

Durch eine entsprechende Intervention auf breiter Basis könnten doppelt so viele Typ- II-Diabetiker wie derzeit in den HbA,-Normbereich un- ter sechs Prozent gelangen.

Der große Vorteil der Acarbose gegenüber Sulfo- nylharnstoffen besteht darin, daß der Alpha-Glucosidase- Inhibitor die Hyperinsulin- ämie des übergewichtigen Typ-Il-Diabetikers nicht noch verschärft. Die Hyperin- sulinämie sollte nach heuti- gen Erkenntnissen bei der

Therapieentscheidung be- rücksichtigt werden. Sie steht im Zentrum des bei Typ-II- Diabetikern häufig anzutref- fenden „metabolischen Syn- droms", einer Ansammlung kardiovaskulärer Risikofakto- ren, wobei die Hyperglykämie nur eine, und zwar meist die zuletzt auftretende Störung ist. Das metabolische Syn- drom umfaßt Hyperinsulin- ämie, Dyslipoproteinämie, Hypertonie und Hyperglyk- ämie. Nicht nur die Hyper- glykämie, sondern das gesam- te Syndrom müsse therapeu- tisch korrigiert werden, wenn man die Makroangiopathie des Typ-Il-Diabetikers er- folgreich bekämpfen wolle, erklärte Prof. Mehnert bei der Pressekonferenz in Le- verkusen.

Die Experten bezeichne- ten Acarbose vor diesem Hin- tergrund bei übergewichtigen Typ-Il-Diabetikern mit Hy- perinsulinämie —falls diese mit einer Diät allein nicht ausrei- chend zu behandeln sind — als

Monotherapie der ersten Wahl. Eine weitere potentielle Indikation für den Alpha-Glu- cosidase-Inhibitor ist die Kombination mit Sulfonyl- harnstoffen; speziell Sekun- därversager profitieren von ei- ner solchen Kombination, durch die eine Insulintherapie eventuell längerfristig vermie- den werden kann. Inwieweit Acarbose als Zusatzmedikati- on zum Insulin auch beim Typ- I-Diabetes einen Stellenwert erlangen könnte, bleibt in wei- teren Studien abzuklären.

Die therapeutische Sicher- heit der Acarbose kann als sehr hoch eingestuft werden.

Systemische Nebenwirkungen treten nicht auf, da die Sub- stanz lokal im Darmlumen wirkt und nur in marginalen Mengen resorbiert wird.

Auch besteht kein Risiko der Unterzuckerung. Die einzi- gen — allerdings häufig auftre- tenden — Nebenwirkungen der Acarbose sind Flatulenz, Meteorismus und selten auch Diarrhö. Diese gastrointesti- nalen Symptome treten, wie es in Leverkusen hieß, vor allem zu Therapiebeginn gehäuft auf, können aber durch eine langsam einschlei- chende Dosierung begrenzt werden. vi

Neues orales Antidiabetikum:

Acarbose für die Therapie des Typ-Il-Diabetes eingeführt

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iel der Entwicklung ei- nes neuen Antihyperto- nikums war ein Stoff, der die hämodynamische Ur- sache der Hypertonie besei- tigt, also den erhöhten peri- pheren Widerstand senkt, aber ohne die Nachteile der Gegenregulation. Wie es bei der traditionellen Fachpres- sekonferenz von Boehringer Mannheim während der Me- dica Ende November in Düs- seldorf hieß, scheint dies auch gelungen zu sein. Vor- gestellt wurde Carvedilol (Di- latrend®), eine Substanz, die an zwei verschiedenen Stellen in das Blutdruck-Regulati- ons-System eingreift: Zum ei- nen wird durch die Substanz Carvedilol eine arterielle — möglicherweise auch venöse — Vasodilatation und zum an- deren eine unspezifische Be- ta-Blockade bewirkt.

Den Vorteil von zwei Wirkkomponenten in einem einzigen Molekül nannte Pri- vatdozent Gisbert Sponer, Herz-Kreislauf-Forscher bei Boehringer Mannheim: Die potentiellen Nebenwirkungen kompensieren sich gegensei- tig. Ein verminderter regiona- ler Blutfluß durch die Beta- Blockade werde durch eine entsprechende Vasodilatati- on aufgehoben, und eine Er- höhung der Herzfrequenz und Verstärkung des sympa- thischen Antriebs durch die Vasodilatation werde durch die Beta-Blockade ausgegli- chen. Man könne auch erwar-

ten, daß zwei Wirkprinzipien in einem die Effektivität er- höhen.

Außerdem werde durch eine solche „feste Kombinati- on" das Therapieschema ver- einfacht. Man habe die un- spezifischen Nebenwirkungen nur von einem Wirkstoff und ein identisches pharmakoki- netisches Profil für beide Wirkeinheiten, ergänzte Pri- vatdozent Sponer.

Carvedilol wurde weltweit in klinischen Untersuchungen erprobt. Es zeichnet sich durch eine hohe Responder- rate aus, und zwar unabhän- gig vom Alter der Patienten.

Die Blutdruckregulation wird ausschließlich durch die Sen- kung des peripheren Gefäßwi- derstands bewirkt, wobei das Herzminutenvolumen als Be- ta-Blocker-Effekt eine Ten- denz nach oben aufweist.

Wie entsprechende Studi- en gezeigt haben, bleibt die Nierendurchblutung unbeein- flußt, und die glomuläre Filtra- tion zeigt sogar eine geringgra- dige Verbesserung. Erste Un- tersuchungen bei Patienten mit verminderter myokardia- ler Funktion haben ergeben, daß unter höheren Dosen die Ejektionsfraktion ansteigt.

Das neue Antihypertonikum wurde bei der Fachpressekon- ferenz anläßlich der Medica auch als stoffwechselneutral bezeichnet. Die Cholesterin- werte, so wurde berichtet, blie- ben auch bei längerer Thera- pie konstant. bl-ki

Antihypertonikum Carvedilol

Zwei Wirkkomponenten:

Vasodilatation und Beta-Blockade

A-150 (94) Dt. Ärztebl. 88, Heft 3, 17. Januar 1991

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