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Oxfam Deutschland e.V. Tätigkeitsbericht für den Zeitraum vom 01.01.2003 – 31.12.2003

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Oxfam Deutschland e.V.

Tätigkeitsbericht für den Zeitraum vom 01.01.2003 – 31.12.2003

Der Verein und die Hintergründe seiner Tätigkeit

Oxfam ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation, deren Aktivitäten sich auf die Gebiete Not- und Katastrophenhilfe, Unterstützung von langfristigen Entwicklungsprojekten zur Selbsthilfe sowie Öffentlichkeits- und entwicklungspolitische Bildungsarbeit erstrecken.

Der Verein Oxfam Deutschland e.V. wurde am 05.04.1995 in Berlin gegründet. Sitz des Vereins ist Berlin. Er wurde am 12.06.1995 im Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin- Charlottenburg unter der Nummer 15702 Nz eingetragen.

Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar mildtätige und gemeinnützige Zwecke. Er ist selbstlos tätig und verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke.

Satzungsmäßiger Zweck ist die Bekämpfung von Armut, sozialer Ungerechtigkeit und Leiden überall in der Welt, unabhängig von Nationalität, Rasse, Gesellschaftsordnung, Religion, Geschlecht und sexueller Orientierung der Betroffenen.

Oxfam Deutschland e.V. gehört zu Oxfam International, einer Förderation von zwölf unabhängigen nationalen Hilfsorganisationen, die in über 80 Ländern mit Nothilfe, mit langfristigen Projekten zur Selbsthilfe sowie in der entwicklungspolitischen Lobby- und Kampagnenarbeit tätig sind. Zu Oxfam International gehören außer Deutschland: Oxfam Amerika, Oxfam Kanada, Oxfam Quebec, Oxfam Irland, Oxfam Großbritannien, NOVIB Oxfam Niederlande, Oxfam Belgien, Intermón Oxfam Spanien, Oxfam Hongkong, Oxfam Community Aid Abroad (Australien) und Oxfam Neuseeland.

Mitgliederversammlung

Am 03.05. fand in Frankfurt die Frühjahrs-Mitgliederversammlung des Oxfam Deutschland e.V. statt. Neben Berichterstattung und Diskussion über die wichtigen Aktionsbereiche von Oxfam in Deutschland befassten sich die Vereinsmitglieder mit der Problematik von Projekt- Monitoring und –Berichterstattung, insbesondere bei Vorhaben, für die Oxfam Deutschland Zuwendungen vom Auswärtigen Amt erhält. Es wurde angeregt, dass Oxfam Deutschland zukünftig verstärkt eigene Kontrollaktivitäten bei Projekten übernimmt.

Auch die Herbst-Mitgliederversammlung (07.11) von Oxfam Deutschland e.V. fand in Frankfurt statt. Die bisherigen Vereinsmitglieder wurden bestätigt. Karin Mlodoch, ehemalige Oxfam-Projektreferentin, wurde als 14. Mitglied aufgenommen. Bei den Vorstandswahlen wurde der bisherige Vorstand (Isabel Scholes, Christina Schmalenbach, Bernd Thalmann) für eine weitere zweijährige Amtzeit bestätigt. Die Vereinsmitglieder diskutierten ausführlich die schriftlich vorliegenden Berichte über die Arbeit der vergangenen sechs Monate in den Bereichen: Projekte, Advocacy/Lobby, Fundraising und Shops. Der erste Entwurf der Ziele von Oxfam Deutschland für das Jahr 2004 wurde erörtert.

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Beraterkreis

Am 08.11. traf sich der Oxfam-Beraterkreis in Frankfurt. Vertreter/innen fast aller Oxfam- Shops, Vereinsmitglieder und hauptamtliche Mitarbeiter/innen beschäftigten sich mit den Zusammenhängen von Kampagnen- und Projektarbeit bei Oxfam Deutschland. Am Beispiel laufender Kampagnen und finanzierter Projekte führten Karin Mlodoch und Jörn Kalinski in die Thematik ein. In Arbeitsgruppen wurden die vielfältigen Bezüge zwischen Oxfams Kampagnen und Projekten diskutiert und ein weitgehend einheitliches Verständnis dieser Zusammenhänge herausgearbeitet. Letzteres ist für die abgestimmte und einheitliche Darstellung der Arbeit Oxfams in der Öffentlichkeit von großer Bedeutung.

Fundraising

DZI-Spendensiegel

Nach einem vorgeschriebenen Prüfverfahren erhielt Oxfam am 30.10.2003 das Spendensiegel des DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen). Das DZI Spenden-Siegel dient als Orientierungs- und Entscheidungshilfe für Spender. Mit dem Siegel wird u.a. eine „wahre, eindeutige und sachliche Werbung“ und eine „nachprüfbare, sparsame und satzungsgemäße Verwendung der Mittel“ bescheinigt.1

Spendenaufrufe

Folgende Spendenaufrufe wurden im Berichtszeitraum durchgeführt:

- Hilfe für die Opfer der Hungersnot in Äthiopien (April). Zur Veranschaulichung wurde dem Spendenaufruf ein Maßband beigefügt, mit Hilfe dessen Oxfam- Mitarbeiter/innen z.B. in Afrika den Ernährungszustand von Kindern ermitteln.

- Trinkwasser- und Sanitärversorgung im Irak (Juli). Der Spendenaufruf wurde an Oxfam-Unterstützer/innen und weitere 75.000 potentielle Neu-Spender/innen versandt. Ziel war es, den Kreis der Unterstützer/innen für Oxfams Projektarbeit zu erweitern.

- „Wasser für Flüchtlinge“: Wasser- und Sanitärversorgung für vom Bürgerkrieg betroffene Menschen in Liberia (September).

- „Überleben im Kreuzfeuer“, Werkzeuge statt Waffen und Aufruf zur Waffenkontrolle (Dezember).

Resonanz

Der Irak-Spendenaufruf an Stammspender/innen von Oxfam erzielte ein gutes Ergebnis.

Weniger erfreulich war die Resonanz auf den Irak-Spendenaufruf an potentielle Neu- Spender/innen. Gründe für die mäßige Resonanz sind der verheerende Bombenanschlag auf das UN-Hauptquartier, der weitgehende Rückzug von Oxfam und anderen Hilfsorganisati- onen aus dem Irak und die generelle Zurückhaltung gegenüber der dortigen Notsituation. Das Ergebnis des Liberia-Spendenaufrufs an Oxfam-Unterstützer/innen war ebenfalls zufrieden stellend.

1 DZI Spenden-Siegel, Bulletin 2/03

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„Coldplay“

Die Zusammenarbeit Oxfams mit der weltbekannten Musikband „Coldplay“ eröffnete eine Reihe neuer Möglichkeiten, für Ziele und Anliegen der Organisation zu werben.2 So veranstalteten beispielsweise Ethan Reilly und mehrere Bands in Regensburg ein Benefizkonzert für Oxfams Irakhilfe (25.4.), die Hamburger Rockband „Raketenjungs“

informierte auf ihren Konzerten über Oxfam und warb für die Handelskampagne Make Trade Fair, eine Darmstädter Gruppe sammelte auf ihrem Sommerfest Sachspenden für Shops, zwei Berlin-Hellersdorfer Oberschülerinnen organisierten ein Oxfam-Friedenskonzert für den Irak (27.5.). Darüber hinaus führte die Öffentlichkeitsarbeit im Nachgang der Coldplay-Konzerte zu beträchtlichen Spendenzuflüssen.

Weiteres

Eine großzügige Spende kam Oxfam anlässlich eines „runden“ Hochzeitsjubiläums einer engagierten Oxfam-Unterstützerin zu. Ein Oxfam-Unterstützer verstarb mit der Bitte, dass

„statt Blumen und Kränzen“ Oxfam Deutschland bedacht werden solle. In einer Schule wurde zu St. Martin ein Projekttag über Nothilfe und Wasserversorgung im Irak durchgeführt, einschließlich einer Spendensammlung.

„Work for a smile“ für Oxfam: Auf Vorschlag der damaligen Schulsprecherin Jeanne Vogt arbeiteten im Juni 270 Schüler/innen der Edertalschule in Frankenberg im Rahmen der alljährlichen Aktion „Work for a smile“ zugunsten von Oxfam. Am 16.12. überreichten Jeanne und der neue Schulsprecher Tobias Imhof Oxfam einen Scheck über € 4.400,-. Die Spende soll zur Förderung der Sooria-Mädchenschule in Kabul/Afghanistan verwendet werden.

Internationaler Fundraising-Kongress

Paul Bendix nahm am alljährlichen Fundraising-Kongress in Noordwijkerhout/Niederlande teil. Von besonderem Interesse waren zahlreiche Veranstaltungen zu Internet- und E-Mail- Fundraising. Sobald es die Kapazitäten ermöglichen, wird sich auch Oxfam Deutschland mit diesen Fundraising-Formen befassen.

Öffentlichkeits-, Lobby- und Kampagnenarbeit

Zum Sinn und Zweck

Öffentlichkeits-, Lobby- und Kampagnenarbeit sind wichtige Tätigkeitsbereiche von Oxfam.

Mittels des gezielten Einsatzes und der Verzahnung dieser drei Arbeitsfelder informiert Oxfam über seine Hilfsprojekte in aller Welt und versucht, über die Ursachen von Armut, Leid und Ungerechtigkeit aufzuklären und sie wirksam zu bekämpfen.

Hintergrundinfos, Positionspapiere, Studien

Folgende Hintergrundinformationen und Positionspapiere wurden 2003 in Deutschland veröffentlich und an die Medien, die Bundesregierung, Parlamentarier sowie andere Organisationen und Institutionen verschickt:

- “Protecting Iraq’s civilians”

- “Iraq: Humanitarian-Military Relations”

- “A Fresh Start For Iraq – The case for debt relief”

- „Evian G8 – Time to declare a War on Poverty in Africa“

2 Anmerkung: Seit 2002 unterstützt Coldplay-Sänger Chris Martin die Oxfam-Handelskampagne Make Trade Fair.

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- „Der IWF und die Millenniums-Entwicklungsziele“ („The IMF and the Millennium Goals – Failing to deliver for low income countries“)

- “Education for all – Fast track or slow trickle?”

- „No-Progress-Report“ zur Weltbank-Initiative „Bildung für Alle“ (zusammen mit der Global Campaign for Education)

- “Strengt Euch mehr an!” – Ein Zeugnis für 22 reiche Länder und ihre Entwicklungshilfe für Grundbildung in armen Ländern

- “The Emperors New Clothes – Why rich countries want a WTO investment agreement”

- “Dumping Without Borders – How US agricultural policies are destroying the livelihoods of Mexican corn farmers”

- „Auf dem Weg in die Sackgasse – Warum ein Scheitern bei den Handelsgesprächen in Cancún die Ärmsten bedroht“ (“Running into the Sand – Why failure at the Cancún trade talks threatens the world’s poorest people”)

- „Die Doha-Entwicklungsrunde. Ein Weg voran“

- “Jenseits der Schlagzeilen” („Beyond the Headlines”)

- „Shattered Lives“ (Bericht zur Kampagne „Waffen unter Kontrolle!“) - „Europe and the Coffee Crisis – A Plan for Action“

- “Walk the Talk – A call to action to restore coffee farmers’ livelihoods”

Konferenzen und Gipfeltreffen

G8-Gipfel in Evian

Am 05.02. nahm Oxfam an einem von Dr. Tacke, Staatssekretär im Bundeswirtschafts- ministerium, organisierten Treffen teil.3 Ziel der Gespräche war es, gemeinsam mit anderen geladenen NRO über den im Juni in Evian, Frankreich stattfindenden Gipfel der G8-Staaten zu beraten. In Briefen an Mitglieder der Bundesregierung setzte sich Oxfam Deutschland dafür ein, die Ergebnisse des G8-Gipfels im Sinne sich entwickelnder Länder zu beeinflussen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder, seine Afrika-Beauftragte, Dr. Uschi Eid, und Staats- sekretär Dr. Tacke wurden schriftlich gebeten, die Aufhebung von Handelsbarrieren für Entwicklungsländer voranzubringen, Exportdumping abzuschaffen und die finanzielle Unterstützung insbesondere für Bildung und Gesundheit zu verstärken. Mit der Afrika- Beauftragten und dem „Sherpa“ führte Oxfam kurz vor dem G8-Gipfel persönliche Gespräche. Ein Oxfam-Hintergrundpapier mit dem Titel „G8 – Time to declare a War on Poverty in Africa“ wurde an die Medien verschickt.

Am 20.02., im Vorfeld des Treffens der G7-Finanzminister richteten wir einen Brief an Finanzminister Eichel, in dem wir ihn baten, mit seinen Ministerkolleg/innen über innovative Wege zur Bereitstellung zusätzlicher Finanzmittel zur Erreichung der Millennium- Entwicklungsziele zu beraten. Die VN schätzen, dass allein Afrika 25-30 Mrd. US$ an zusätzlicher Entwicklungshilfe benötigt, um die Millennium-Entwicklungsziele erreichen zu können. Bisher sind kaum zusätzliche Mittel geflossen.

Die Arbeit Oxfams vor und während des Gipfels konzentrierte sich auf das Problem der Agrarsubventionen in Europa und den USA, die zum Preisverfall auf den Weltmärkten beitragen und in vielen Fällen Bauern in armen Ländern die Existenzgrundlage rauben. Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, organisierten Oxfam-Aktivisten vor dem Pressezentrum in Evian eine medienwirksame Aktion: Mit großen Masken als Präsident Bush

3 Dr. Tacke bereitet die G8-Gipfeltreffen als „Sherpa“ für die Bundesregierung vor.

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und Präsident Chirac verkleidet, warfen sie Säcke mit Baumwollprodukten und Milchpulver von einem Laster auf eine große Afrika-Landkarte. Dieses symbolische Dumping von Agrarprodukten erwies sich als beliebtes Motiv für Presse und Fernsehen – auch für ARD und ZDF. Eine weitere Oxfam-Aktion stellte die G8-Staats- und Regierungschefs dar, die in Militäruniformen marschierten und einen „Krieg gegen die Armut“ ausriefen. In Abgrenzung zum Irak-Krieg hatte Oxfam einen solchen „Krieg gegen die Armut“ gefordert, ausgetragen mit den „Waffen“ des gerechten Welthandels, des Subventionsabbaus und von mehr Entwicklungshilfe.

Frühjahrstagungen von Internationalem Währungsfond und Weltbank

Auf einer Pressekonferenz4 vor den Frühjahrstagungen vom Internationalen Währungsfond (IWF) und der Weltbank forderte Oxfam Deutschland mehr Reformen zur Demokratisierung dieser Institutionen, mehr Konsequenz beim Schuldenerlass und mehr politischen Willen zur Förderung von Bildung in Entwicklungsländern. Darüber hinaus veröffentliche Oxfam ein Hintergrundpapier zum Thema „Der IWF und die Millenniums-Entwicklungsziele“ sowie einen „No-Progress-Report“ zur Weltbank-Initiative „Bildung für Alle“ (zusammen mit der Global Campaign for Education). Oxfam Deutschland war Teil des internationalen Oxfam- Teams, das die Frühjahrstagungen von IWF und Weltbank in Washington vor Ort mitverfolgte.

Welthandelskonferenz in Cancún, Mexiko

Die 5. Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) fand vom 10.-14.09. im mexikanischen Cancún statt. Sie war der politische Höhepunkt der Oxfam-Kampagne Make Trade Fair. Oxfams thematische Arbeitsschwerpunkte vor und während der WTO-Konferenz waren: (1) die Abschaffung unfairer Agrarsubventionen, (2) eine unbürokratische Lösung im Konflikt über handelsbezogene Aspekte des geistigen Eigentums (TRIPS-Abkommen), die den Menschen in armen Ländern den Zugang zu bezahlbaren Medikamenten ermöglicht, (3) die Unterstützung von Entwicklungsländern, die erst alte Versprechen erfüllt sehen wollen, bevor sie neue Themen (die sogenannten „Singapore Issues“) auf der WTO-Tagesordnung akzeptieren.

Oxfam sieht das Scheitern der Verhandlungen von Cancún als verpasste Chance, die Welthandelsregeln im Sinne sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit zu gestalten.

Gleichzeitig begrüßt Oxfam die Standhaftigkeit der Entwicklungsländer, sich nicht auf nachteilige Vereinbarungen festlegen zu lassen. Wir hoffen, dass Cancún zu einem Wendepunkt in der Geschichte der WTO wird und dass die reichen Länder mit einem wahren Bekenntnis zum Multilateralismus und mit substanziellen Zugeständnissen an die armen Länder in die nächsten Verhandlungen gehen werden.

4 Die Pressekonferenz fand in Zusammenarbeit mit der Organisation „Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung“ und der Kampagne „Erlassjahr.de“ statt.

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In Vorbereitung auf Cancún veröffentlichte Oxfam mehrere Hintergrundinformationen und Studien. Die Publikationen befassen sich unter anderem mit den Auswirkungen der US- amerikanischen Agrarsubventionen auf mexikanische Mais- und westafrikanische Baumwollbauern, den für Bangladesch diskriminierenden WTO-Aufnahmebedingungen, der Unsinnigkeit eines Investitionsabkommens sowie der mangelnden Transparenz der Entscheidungsprozesse in der Welthandelsorganisation. Zentrales Hintergrunddokument war die Veröffentlichung „Auf dem Weg in die Sackgasse – Warum ein Scheitern bei den Handelsgesprächen in Cancún die Ärmsten bedroht“.

Vor dem Gipfel bat Oxfam die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, in einem Brief um Unterstützung für einen Vorschlag von vier afrikanischen Ländern, die bei der Welthandelskonferenz ein Verfahren zum Auslaufen der Subventionierung der Baumwollproduktion in den USA vereinbaren wollten. In einem Gespräch mit Oxfam-Vertretern in Bonn sagte eine Mitarbeiterin des Ministeriums finanzielle Unterstützung für den Antrag der afrikanischen Staaten zu.

Außerdem nahm Oxfam Deutschland an zwei Vorbereitungskonferenzen von Nichtregierungsorganisationen (NRO) teil und führte Lobbygespräche in verschiedenen Ministerien (BMZ, BMWA, BMVEL). Die Oxfam-Aktionswoche unter dem Motto der

„Countdown für Cancún“ im Europäischen Parlament in Straßburg wurde auch von Oxfam Deutschland unterstützt.

Bei einem Gespräch im BMWA am 04.09. übergaben Paul Bendix und Sigrid Thomsen 4.000 an Kanzler Schröder adressierte Postkarten, die vor allem von jungen Leuten auf Konzerten der Band „Coldplay“ unterschrieben worden waren. Die Postkarten gehörten zu den weltweit vier Millionen Stimmen, die im Rahmen der Oxfam-Aktion „Big Noise“ („Der große Lärm“) gesammelt wurden. Ziel der Aktion war es, gemeinsam mit Menschen auf der ganzen Welt lautstark und unüberhörbar für einen gerechten Welthandel einzutreten. (Siehe auch Kampagnen)

Sigrid Thomsen vertrat Oxfam Deutschland in Cancún. Das internationale Oxfam-Team sorgte durch die Übergabe der „Big Noise“-Petition, andere aufmerksamkeitsstarke Aktionen und professionelle Medienarbeit dafür, dass Oxfam im Rahmen der WTO-Konferenz in einem bisher nicht erlebten Ausmaß wahrgenommen, angehört und zitiert wurde. Das gilt für Oxfam International und Oxfam Deutschland gleichermaßen. Oxfam und die Musikband „Coldplay“

übergaben eine CD mit einer Auswahl von „Big Noise“-Stimmen an den WTO- Generaldirektor Supachai und viele nationale Delegationen. Der Leiter der deutschen Delegation, Minister Wolfgang Clement, nahm die CD während eines 20-minütigen Gesprächs mit Jeremy Hobbs (Geschäftsführer von Oxfam International), Mary Robinson (Ehrenpräsidentin von Oxfam International und ehemalige Vorsitzende der UN- Menschenrechtskommission) und Sigrid Thomsen in Empfang. Zuvor hatte Sigrid Thomsen die „Big Noise“-CD in Cancún bereits an die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul übergeben und ihr für ihr Engagement zum Abbau der US-Baumwollsubventionen gedankt. Auch die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, erhielt die CD. Nach Cancún nahm Oxfam an einem Auswertungstreffen von Ministerin Renate Künast mit NRO- Vertreter/innen teil. Sigrid Thomsen vertrat Oxfam auf dem 5. informellen Konsultationsmeeting des OECD-Handelskomitees mit zivilgesellschaftlichen Organisationen in Paris. Das BMWA hatte Oxfam Deutschland zu diesem Treffen eingeladen.

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Kampagnen

Bildung jetzt!

Zur Kampagne: 125 Millionen Kinder im schulfähigen Alter besuchen keine Schule; 870 Millionen erwachsene Menschen auf der Welt sind Analphabeten. Zwei Drittel davon sind Mädchen und Frauen. Die Zahlen verdeutlichen das Ausmaß einer dramatischen Bildungs- krise, von der vor allem die armen Länder betroffen sind. Nur wenn diese Krise überwunden wird, kann Armut und Leid auf der Welt erfolgreich bekämpft werden. Oxfam hat deshalb 1999 die Kampagne „Bildung jetzt – das Ende der Armut beginnt im Klassenzimmer“

gestartet. Aufbauend auf dieser Initiative wurde im selben Jahr eine Globale Bildungskampagne5 ins Leben gerufen, der mittlerweile über 200 Organisationen und nationale Koalitionen aus mehr als 90 Ländern angehören. Ziel der Kampagne ist es, Regierungen in Nord und Süd, UN-Organisationen, internationale Finanzinstitutionen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft auf der Grundlage eines Globalen Aktionsplanes für Bildung zusammenzubringen. Allgemeine Absichtserklärungen sollen in verbindliche Finanzierungszusagen sowie nationale Maßnahmepläne umgewandelt werden. Es braucht konkrete Aktivitäten, um das UN-Millenniumsziel „Grundbildung für alle Menschen bis 2015“ zu erreichen.6

Am 15.01. führten J. Kalinski und Patrick Watt von der britischen NRO ActionAid im BMZ Gespräche über den Beitrag der Bundesregierung zum Aktionsplan der Weltbank „Bildung für Alle“. Am 07.03. schrieb Oxfam Deutschland an Entwicklungshilfeministerin Wieczorek- Zeul, um sie zu bitten, den Aktionsplan auf der Frühjahrstagung der Weltbank weiter voranzutreiben und den deutschen Finanzbeitrag dafür zu erhöhen. Im Vorfeld des Gebertreffens für den Aktionsplan am 25.03. in Paris kontaktierte Oxfam schriftlich den deutschen Regierungsvertreter ebenfalls mit der Bitte, die geleisteten Finanzzusagen für Bildungsreformen in armen Ländern einzuhalten und auf weitere Länder auszudehnen.

Die Globale Kampagne für Bildung organisierte am 9. April die größte Unterrichtsstunde aller Zeiten. Ein Weltrekord, der den Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde sicherte.7 Mehr als 2,5 Millionen Menschen aus über 70 Ländern büffelten für „Bildung für Alle“ – in Schulen, Bildungszentren, Bibliotheken, Kirchen, Gemeindehallen und unter freiem Himmel. Auch in Deutschland war die Aktion großer Erfolg: Über 70.000 Schüler/innen in 508 Schulen waren dabei. 407 dieser Schulen mobilisierte Oxfam.

Ziel des Weltrekordversuchs war es, auf das Schicksal von Millionen Menschen aufmerksam machen, die keine Grundbildung erhalten – darunter vor allem Frauen und Mädchen.

Regierungen auf der ganzen Welt sollten an ihre zahlreichen Versprechen erinnert werden, Bildung für alle bis 2015 zu garantieren und zu verstärkten Anstrengungen aufgefordert werden. UN-Generalsekretär Kofi Annan veröffentlichte eine Grußbotschaft zur Unterstützung der Aktion. In einer Presseerklärung vom 05.05. bemerkte Oxfam: „Es ist ermutigend, dass zu einer Zeit, da führende Politiker und ein Großteil der Medien nur mit dem Krieg gegen den Irak befasst waren, 1,4 Millionen Schüler und Erwachsene auf der ganzen Welt mit dieser größten Unterrichtsstunde ihre Forderung nach einem anderen Kampf

5 Global Campaign for Education (GCE)

6 Auf der Millenniumssitzung der Vereinten Nationen im September in New York verständigten sich 182 Staaten über eine Reihe von Entwicklungszielen. Zu diesen Millenniumszielen zählt auch das Versprechen, allen Menschen bis 2015 eine Grundbildung zu garantieren.

7 Um als Weltrekord gewertet zu werden, müssen die lokal abgehaltenen Unterrichtsstunden einem einheitlichen Lehrplan folgen und zu einer vorgegebenen Zeit beginnen.

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artikulieren, dem Kampf gegen Armut und Unwissenheit. Die Staatschefs sollten dieses Zeichen nicht überhören.“

Alle am Weltrekord beteiligten Schulklassen erhielten Poster, „Ich war dabei...“-Aufkleber und offizielle Teilnahmeurkunden. Die Zusammenarbeit mit den Schulklassen soll weitergeführt und ausgebaut werden. Am 24.10 nahm Oxfam in Brüssel an einem Planungstreffen der Global Campaign for Education für die Aktionswoche 2004 teil.

Bildung jetzt! Zeugnis für Bundskanzler Schröder

Gemeinsam mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, CARE Deutschland und World Vision Deutschland hat Oxfam Deutschland im Rahmen der globalen Bildungskampagne Bundeskanzler Gerhard Schröder die Note “ausreichend” für die deutsche Entwicklungshilfe für Grundbildung erteilt. In einer Studie mit dem Titel „Strengt Euch mehr an!“ wurden die Leistungen reicher Länder auf dem Gebiet Entwicklungshilfe für Grundbildung beurteilt. Auf Basis der Studie erhielten 22 Staats- und Regierungschefs von OECD-Ländern Zeugnisse, die ihre Leistungen und Versäumnisse in einer für alle verständlichen Form auf den Punkt bringt. Die Studie und das Zeugnis für den Bundeskanzler wurden am 18.11. im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung übergeben und anschließend auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Aktion soll als Ansporn verstanden werden, mehr für die Erreichung der Millennium-Entwicklungsziele zu tun.

Handelskampagne „Make Trade Fair“

Zur Kampagne: 2002 startete Oxfam International weltweit eine mehrjährige Kampagne zum

„entwicklungsgerechten Welthandel“. Oxfam ist der Überzeugung, dass der internationale Handel ein gewaltiges Potenzial für die Überwindung der weltweiten Armut birgt. Allerdings führen die gegenwärtig unfairen Regeln des Welthandels dazu, dass internationale Handelsbeziehungen die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößern. Deshalb fordert Oxfam:

„Make Trade Fair“! Grundlage der Kampagne bildet die 270-seitige Oxfam-Studie „Rigged Rules and Double Standards. Trade, Globalisation, and the Fight against Poverty”, die im April des vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Oxfam Deutschland produzierte dazu eine deutschsprachige Zusammenfassung unter dem Titel „Unfaires Spiel und zweierlei Maß – Handel, Globalisierung und der Kampf gegen Armut“.

2003 ging die Kampagnenarbeit weiter. Im Frühjahr unterstützte Oxfam eine Postkartenaktion gegen das Dumping von Agrarprodukten auf den Märkten armer Länder. Organisiert wurde die Aktion von verschiedenen deutschen NRO, u.a. Germanwatch und dem Weltladen- Dachverband. Auch 2003 unterstützten Chris Martin und seine Band „Coldplay“ die Kampagne Make Trade Fair. Auf Konzerten in Frankfurt, Münster, Düsseldorf, Böblingen und Zürich im Frühjahr trat Chris Martin in Make-Trade-Fair-T-Shirts auf und warb für einen entwicklungsgerechten Welthandel. Zu Konzertbeginn wurden Kurzfilme zum Thema „Agar- Dumping“ gezeigt und Info-Postkarten ans Publikum verteilt. Oxfam Deutschland war bei den Konzerten mit Informationsständen präsent; Konzertbesucher/innen konnten mit Unterschriften und Postkarten gegen die ungerechten Bedingungen des Welthandels protestieren.

Politischer Höhepunkt der Kampagne war die WTO-Ministerkonferenz in Cancún. (Siehe Konferenzen und Gipfeltreffen)

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Nach dem Scheitern der WTO-Verhandlungen appellierte Oxfam an die Verhandlungspartner, ihr Bekenntnis zu einer multilateralen Lösung zu erneuern. Oxfam forderte vor allem die USA und die EU auf, mit substanziellen Zugeständnissen an die Entwicklungsländer, z.B. im Bereich der Agrarpolitik, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die in erster Linie von den USA vorangetriebenen regionalen und bilateralen Handelsabkommen bieten den armen Ländern keine Alternative, da sie sich dort in einer schwächeren Ausgangsposition befinden.

Entsprechend enttäuscht äußerte sich Oxfam darüber, dass die für den 15.12. geplante Wiederaufnahme der Verhandlungen auf das Jahr 2004 verschoben wurde. Das Briefing- Paper „Die Doha-Entwicklungsrunde. Ein Weg voran“ erläutert Oxfams Position nach den Verhandlungen von Cancún. Zur Verzögerung der Wiederaufnahme der WTO- Verhandlungen veröffentlichte Oxfam zwei Pressemitteilungen.

Am 02./03.12. fand in Madrid ein Planungstreffen von Oxfam International statt, auf dem über die Agrarpolitik als einem inhaltlichen Schwerpunkt der Oxfam-Handelskampagne beraten wurde. Am 06.12. nahm Michael Bailey, Handelsexperte von Oxfam GB, als zweiter Hauptredner im Namen von Oxfam International an einer von der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen organisierten Arbeitskonferenz unter dem Motto „Cancún und wie weiter?“ teil. Die Konferenz fand im Reichtagsgebäude statt. Am Vortag führten Michael Bailey und Jörn Kalinski Gespräche im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, um die jeweiligen Positionen zur Weiterführung der WTO-Verhandlungen zu diskutieren.

Oxfam Deutschland ist seit Dezember 2003 Mitglied im Trägerkreis der deutschen Welthan- delskampagne „Gerechtigkeit jetzt“, die Gerechtigkeit im Welthandel und Handelsregeln fordert, die allen Menschen dienen, insbesondere den Armen und der Umwelt (www.gerechtigkeit–jetzt.de). Oxfam Deutschland möchte mit seinem Egagement zu einer weiteren Vernetzung unterschiedlicher Kampagnen in Europa und der Welt beitragen.

Auch die im Rahmen von Oxfams Kampagne Make Trade Fair durchgeführte Sammlung von Stimmen und Unterschriften für einen entwicklungsgerechten und fairen Welthandel ging nach Cancún weiter. Bisher haben sich weltweit über 4 Mio. Unterstützer/innen bei diesem Big Noise registriert. Informationen unter. www.maketradefair.com.

Kaffeekampagne

Zur Kampagne: Im September 2002 fiel der Startschuss für die Oxfam-Kaffeekampagne. Das Kampagnenmotto in Deutschland: “Was macht den Kaffee nur so bitter?“ In der im selben Jahr veröffentlichten Studie „Bitter! Armut in der Kaffeetasse“ fordert Oxfam einen Kaffee- Rettungsplan, um 25 Millionen kleine Kaffeeproduzent/innen vor dem Ruin zu bewahren.

2003 beteiligte Oxfam Deutschland sich an einer Initiative des Deutschen Kaffeeverbandes und der gtz zur Erarbeitung von Verhaltenskodizes für die Kaffeeindustrie zur ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltigen Kaffeeproduktion. Am 06.02. fand in Bonn ein Treffen statt, auf dem ein Zielpapier ausgearbeitet wurde, das als Grundlage der Zusammenarbeit von Kaffeeindustrie, Regierung und NRO dienen soll.

Am 22.04. veranstaltete Oxfam International weltweit Aktionen gegen Kraft Foods International (Hauptsitz in den USA), um den Konzern aufzufordern, zur Lösung der Kaffeekrise beizutragen. Anlass der Protestaktionen war die Jahrestagung des Lebensmittelkonzerns, der zu den größten Kaffeehändlern (u.a. Jacobs) der Welt zählt. Oxfam Deutschland organisierte in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Dritte-Welt-Laden und einer Verbraucherkooperative eine Aktion in Bremen, dem Sitz der Konzernfiliale in Deutschland.

Nach einer Pressekonferenz fand ein kleiner Protestmarsch zum Sitz des Unternehmens statt.

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Dort wurden Konzern-Vertreter/innen die Vorschläge und Forderungen von Oxfam erläutert, wie die weltweite Kaffeekrise angegangen werden sollte, beispielsweise durch angemessene Preise für Produzent/innen und Verzicht auf die Nutzung von Kaffee minderer Qualität.

Beim Kongress „Die Umwelt in der Globalisierungsfalle“ vom 27.-29.07. in Berlin informierte Oxfam über die Kaffeekrise und ihre Auswirkungen in Mexiko sowie über mögliche Lösungen. Am 11.10. hielt Rainer Quitzow in Bonn auf der Landeskonferenz des

„Eine Welt Netz NRW“ zum Thema „Eine andere Weltwirtschaft ist möglich“ einen Vortrag zur Kaffeekrise und Oxfams Kaffeekampagne. Am 01.12. referierte Rainer Quitzow in Münster auf einer Veranstaltung der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) zu Oxfams Kaffeekampagne und Vorschlägen zur Lösung der Kaffeekrise.

Soziale Verantwortung von Unternehmen

Im Rahmen von Vorarbeiten für die nächste Phase der Handelskampagne, die sich mit Arbeitsstandards in armen Ländern befasst, führten Sumi Dhanarajan und Kate Raworth von Oxfam Großbritannien gemeinsam mit Paul Bendix am 05.08. Informationsgespräche mit Vertretern der Weltfirmen Adidas/Salomon und Puma in Herzogenaurach über die Gestaltung ihrer Beziehungen zu ihren weltweiten Zulieferfirmen.

Jenseits der Schlagzeilen („Beyond the Headlines“)

Ziel des im Herbst veröffentlichten Berichts „Beyond the Headlines“ war es, die Aufmerksamkeit der internationalen Staatengemeinschaft auf die so genannten „vergessenen Krisen und Konflikte“ in der Welt zu lenken. Oxfam fordert in dem Bericht einen Maßnahmenkatalog zum Schutz von Zivilpersonen in diesen Krisen- und Konfliktgebieten.

Am 21.10. fand dazu ein Lobbygespräch im Grundsatzreferat des Auswärtigen Amtes statt, an dem Paul Bendix und Amelia Bookstein, die Autorin des Reports, teilnahmen. „Beyond the Headlines“ wurde an Außenminister Fischer und Ausschussmitglieder des Bundestages geschickt.

Neue Kampagne: „Waffen unter Kontrolle!“

Am 09.10. startete Oxfam International gemeinsam mit amnesty international und dem Internationalen Netzwerk zu Kleinwaffen (IANSA) in über 60 Ländern eine Kampagne zur Kontrolle und Eindämmung des internationalen Waffenhandels. Kampagnenziel ist es, bis 2006 ein rechtlich verbindliches, internationales Abkommen zur Kontrolle des Waffenhandels zu erreichen. „Waffen unter Kontrolle!“ setzt das Engagement von Oxfam Deutschland gegen bewaffnete Konflikte und Krieg fort und ergänzt die Bemühungen in der Kampagne für ein Verbot von Landminen. In Deutschland wurde die Kampagne auf einem sehr gut besuchten Pressegespräch von Oxfam und amnesty international vorgestellt. Oxfam Deutschland erstellte in Zusammenarbeit mit amnesty international ein deutsches Infoblatt sowie eine Zusammenfassung der Studie „Shattered Lives“. Die Studie wurde an die Bundesregierung und an verschiedene Ausschüsse des Bundestages verschickt. Zentrale Kampagnenelemente sind Postkarten an die Minister Fischer und Clement sowie eine virtuelle Galerie auf der Kampagnenwebsite www.controlarms.org. Unter dem Motto „Zeigen Sie Gesicht“ sollen sich dort bis 2006 eine Million Menschen mit ihrem Foto oder einer Zeichnung für das Waffenkontrollabkommen aussprechen. Die Aktion lief gut an.

Am 10.12., dem internationalen Tag der Menschenrechte, gaben Oxfam und amnesty international eine gemeinsame Pressemitteilung heraus, welche die zunehmende Unterstützung von Regierungen für den Vorschlag eines rechtlich verbindlichen, internationalen Vertrages zur Kontrolle des Waffenhandels thematisiert. Zahlreiche

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Rückmeldungen von Bundestagsabgeordneten und Politikern und Politikerinnen zu den von Oxfam und amnesty international geschriebenen Briefen zeigen, dass das Thema auf großes Interesse stößt. Diese Kontakte werden im nächsten Jahr aufgegriffen und die Bemühungen für einen Waffenhandelskontrollvertrag intensiviert.

Landminenkampagne

Die Foto-Wanderausstellung „Der heimtückische Feind – Leben mit Landminen in Kambodscha“, die seit 1995 durch Deutschland tourt, wurde aktualisiert und neu gerahmt.

Am 10.10. veranstaltete der Deutsche Initiativkreis für ein Verbot von Landminen, dem auch Oxfam Deutschland angehört, eine Pressekonferenz mit der Tagesthemen-Moderatorin Anne Will zur Vorstellung der Aktion „Eine Million Unterschriften für ein Verbot von Landminen“.

Weitere prominente Unterstützung in Wort und Bild gibt es von Wolfgang Thierse und Heidemarie Wieczorek-Zeul sowie Günter Jauch und Dieter Hildebrandt (www.landmine.de).

In Zusammenarbeit mit REPORT MAINZ wurde am 17.11. in der ARD ein viel beachteter Fernsehbeitrag zum Thema Verbot von Streumunition gesendet. Der Beitrag ist im SWR- Archiv im Internet unter www.swr.de/report abrufbar. Die Kampagneinitiatoren haben die Kampagne auf ein Verbot von Streumunition ausgedehnt.

Irak-Krieg

Oxfam setzte sich intensiv für eine diplomatische Lösung des Irak-Konfliktes ein. Dabei sah Oxfam sich in Deutschland in der seltenen Position, mit der Bundesregierung einer Meinung zu sein. Anders gestaltete sich die Situation in anderen Ländern: Oxfam Großbritannien startete eine riesige Email-Kampagne, um gegen den Kriegskurs von Premiere-Minister Tony Blair zu protestieren. Oxfam Deutschland schickte Briefe an das Auswärtige Amt und den deutschen UN-Botschafter Gunter Pleuger, um die deutsche Forderung nach mehr Zeit für UN-Waffeninspektionen zu unterstützen. Am Vorabend der entscheidenden Abstimmung im UN-Sicherheitsrat und vor dem Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs richtete Oxfam Deutschland einen Brief an Bundeskanzler Schröder, um die deutsche Regierung in ihrem Kurs zu bestärken.

Medienarbeit

Oxfam Deutschland leistete logistische Unterstützung für Recherchereisen von Journalisten (z.B. für Deutsche Welle-TV, Thema Baumwolle, Mali; „Die Zeit“, Thema Baumwolle, Burkina Faso; „Frankfurter Rundschau“, Thema EU-Agrarsubventionen, Kosovo) und gab zahlreiche Pressemitteilungen heraus, die gute Medienresonanz erzielten.

Zu den Höhepunkten des Medienechos 2003 zählen zweifellos die Beiträge über die WTO- Verhandlungen in Cancún. So z.B. ein fünfminütiges Portrait über Oxfam International in Cancún in den „Tagesthemen“ (15.09.), ein Kommentar von Mary Robinson, der Oxfam- Ehrenpräsidentin, zum Scheitern der Verhandlungen von Cancún in der „Tagesschau“

(15.09.), diverse Zeitungsartikel zu Cancún inkl. Fotos von Oxfam-Aktionen, ein ausführlicher Baumwoll-Artikel in „Die Zeit“ (34/2003), Gastkommentar von Kevin Watkins im Handelsblatt vom 08.09.03. Darüber hinaus wurde Oxfam ausführlich erwähnt und als Informationsquelle zitiert in: „Der Spiegel“ Nr. 37 vom 08.09.03. Diese Kompetenz zu WTO- Fragen führte dazu, dass Oxfam in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 09.09 in der Rubrik

„Aktuelles Lexikon“ vorgestellt wurde („Was ist Oxfam?“).

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Darüber hinaus gab es einen Meinungsartikel von Mary Robinson zur Krise in Liberia in der

„taz“ vom 6./7.09., viele Zeitungsartikel und Radiointerviews zum Start der Kampagne

„Waffen unter Kontrolle!“ und ebenfalls zur weltgrößten Unterrichtsstunde. Ein sehr gutes Presseecho erbrachte auch die Veröffentlichung des Schulzeugnisses für Kanzler Schröder.

Ein wichtiges Thema der Berichtserstattung stellten auch Neueröffnungen (Leipzig, Hamburg, Kassel) bzw. Geburtstage von Oxfam Shops dar. So gab es einen Fernsehbeitrag zur Shop- Eröffnung in Hamburg in der NDR-Abendschau (20.08) und einen am 07.11. im SWR einen Beitrag zum fünften Geburtstag des Oxfam-Shops in Mainz sowie diverse Zeitungsartikel zu Shops in der regionalen Presse.

Mehrere Oxfam-Mitarbeiter/innen gaben Radiointerviews zu unterschiedlichen Themen (Oxfam Shops, Spendenverhalten, Oxfams Position zum Irak-Krieg, zu Cancún, zur Kaffeekrise). Das Mittagsmagazin „Zeitpunkte“ von RBB/Radio Kultur gestaltete am 11.09.03 eine Stunde mit Musik von Oxfams „Big Noise“-CD.

Weitere Öffentlichkeitsarbeit

Viermal im Jahr veröffentlicht Oxfam seinen Newsletter „Oxfam aktuell“ der an alle ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der Shops, an wichtige Geldspender/innen und an sonstige Unterstützer/innen von Oxfam Deutschland geschickt wird. In unregelmäßigen Abständen verschickt Oxfam Deutschland darüber hinaus einen E-Newsletter, in dem in kurzer Form über wichtige Aktionen und Neuigkeiten berichtet wird. Die Adress-Datenbank für den E- Newsletter wächst beständig (Stand Ende 2003 ca. 1.500 Empfänger).

Vom 28.05. bis zum 01.06 fand in Berlin der ökumenische Kirchentag statt, auf dem Oxfam Deutschland stark vertreten war. Ein Oxfam-Wassertank mit Projekt-Fotos diente als Blickfang. Darüber hinaus bot Oxfam Zugang zur eigenen und der MakeTradeFair-Website, zeigte neue Oxfam-Videos, veranstaltete ein Seminar zur Kaffeekrise, informierte zahlreiche Interessent/innen für Shop-Mitarbeit und präsentierte die Foto-Ausstellung „Frauen im Kreuzfeuer“. Dank vieler freiwilliger Helfer/innen aus den Shops und dem Büro war der Stand stets gut besetzt. Sehr positive Rückmeldungen vom Kirchentagspublikum zeigen, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Hamburger entwicklungspolitische Organisationen veranstaltete am 04.07. ein gut besuchtes Kolloquium „Entwicklungspolitische Perspektiven des sub-saharischen Afrika“. Im Gegensatz zu den anderen auf dem Podium anwesenden Fachleuten vertrat Paul Bendix den Oxfam-Standpunkt, dass Afrika sehr wohl eine Entwicklungschance hätte, wenn die Bedingungen des Welthandelssystems gerechter gestaltet wären.

Erstmals nahm Oxfam mit vielen anderen Berliner Entwicklungsorganisationen am Pressefest der Zeitung „Neues Deutschland“ teil. Im Vorfeld erschien in der Zeitung ein ausführlicher Bericht über unsere Aktivitäten.

Ende Juli wirkte Paul Bendix bei den Projekttagen der Berliner Dreilinden-Oberschule zum Thema „Globalisierung“ als Referent und Teilnehmer auf einer Podiumsdiskussion mit. Am Beispiel der Kampagne Make Trade Fair und der Kaffeekampagne erläuterte er den Schüler/innen Oxfams Position, dass die Globalisierung für arme Länder nicht nur ein Problem ist, sondern auch eine Chance bietet, sich aus Armut zu befreien.

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Oxfam Deutschland beteiligte sich an einer Ausstellung des Agenda-21-Büros Hannover und der Welthungerhilfe im Rathaus von Hannover zum Thema Wasser. Unsere Ausstellungstafeln berichteten über Oxfams Arbeit zur Trinkwasser- und Sanitärversorgung in Katastrophensituationen und wiesen auf den im Aufbau befindlichen Oxfam Shop in Hannover hin.

Am 4.12. hielt Robert Lindner, der die Kampagne „Waffen unter Kontrolle!“ bei Oxfam betreut, auf einem Aktionstag unter dem Motto "Jugend für Demokratie und Toleranz" im evangelischen Gymnasium Neuruppin einen Vortrag. In einem Workshop zur Globalisierung stellte er Oxfam und die Arbeit der Organisation am Beispiel der Handels- und Kaffeekampagne vor.

Auf dem globalisierungskritischen Filmfestival „Globale03“ im Dezember in Berlin wurden vor den Festivalfilmen kurze Oxfam-Filme zur Handelskampagne Make Trade Fair und zur Kampagne „Waffen unter Kontrolle!“ gezeigt.

Paul Bendix nahm am 17.09 im Zentrum für Globale Ethik in der Lutherstadt Wittenberg. an einem ersten Arbeitsgespräch mit deutschen NRO teil, in dem die Chancen für neuartige entwicklungspolitische Allianzen zwischen Industrie, Zivilgesellschaft und Regierung diskutiert wurden. Die Initiative ist angelehnt an den „Global Compact“ von UN- Generalsekretär Kofi Annan.

Am 06.03. hielt Paul Bendix auf einer Veranstaltung des DGB-Bildungswerks in Hattingen einen Vortrag über ungerechten Welthandel und Marktzugang für arme Länder.

Weiteres:

• Teilnahme am alljährlichen Solidaritätsbasar der Berliner Journalisten auf dem Alexanderplatz,

• Zusammenarbeit und gemeinsamer Infostand mit Planet-TV auf Leipziger Dokfilmwoche.

• Fertigstellung einer Informationsmappe zur Auslage in den Oxfam Shops.

Projektarbeit

Auf Vorschlag der zuständigen Referentin für Projekte des e.V. entscheidet der Vorstand des Oxfam Deutschland e.V., welche Hilfsprojekte in der Dritten Welt mit den Einnahmen des Vereins finanziell unterstützt werden. Die zweckbestimmte Verwendung der Gelder innerhalb der Projektarbeit wird durch regelmäßige Berichterstattung von Projektpartnern vor Ort und durch Inspektionsreisen überprüft und gewährleistet. Hierbei greift Oxfam Deutschland zum großen Teil auf die Unterstützung von Mitarbeiter/innen anderer Oxfam-Organisationen zurück.

Die im Jahr 2003 erhaltenen Spenden wurden ausschließlich für mildtätige Zwecke ausgegeben und entsprechend bescheinigt. Die von Oxfam Deutschland e.V. unterstützten Hilfsprojekte fielen in den Bereich der Katastrophen- und Nothilfe, im Jahr 2003 vor allem als Maßnahmen nach bewaffneten Auseinandersetzungen in Afghanistan und im Irak und waren darauf angelegt, unmittelbar die elementaren Grundbedürfnisse besonders hilfsbedürftiger Bevölkerungsgruppen zu befriedigen. Darüber hinaus wurden entwicklungspolitische

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Initiativen in Albanien, Südafrika und Vietnam gefördert, und eine Erweiterung der Projektaktivitäten in Osteuropa und Afrika südlich der Sahara vorbereitet.

Im Jahr 2003 stellte Oxfam Deutschland Mittel in Höhe von 211.755,- € für die Förderung von Projekten bereit.

Wiederaufbau der Sooria-Mädchenschule, Afghanistan (40.075 €)

Die Sooria-Mädchenschule liegt in Chor, einem der am stärksten zerstörten Stadtteile Kabuls.

Vor 1992 gehörte die Schule zu den besten Mädchenschulen der Stadt, für mehrere tausend Schülerinnen, mit 66 Klassenzimmern, naturwissenschaftlichen Fachräumen und einer Aula.

In den Kämpfen um Kabul zwischen 1992 und 1996 wurde sie vollkommen zerstört.

Zahlreiche Schülerinnen und Mitglieder des Lehrpersonals kamen dabei ums Leben. Nun wird sie wieder aufgebaut.

Oxfam Deutschland hat den Bau eines Gebäudes mit vier voll eingerichteten Klassenzimmern gefördert. Das fertige Gebäude wurde am 11. Dezember 2003 in Anwesenheit von Karin Mlodoch und Bernd Thalmann (Vorstandsmitglied von Oxfam Deutschland) eingeweiht. Im Frühjahr 2004 soll der gesamte Komplex von mehreren zweistöckigen Gebäuden sowie Sportplatz, Sporthalle und Schulgarten fertig gestellt werden. Mindestens 1.400 Schülerinnen werden in 2004 wieder den Unterricht aufnehmen.

Oxfams Unterstützung der Sooria-Schule ist eine konkrete Ergänzung der internationalen Kampagne „Bildung für alle – jetzt“, an der Oxfam Deutschland aktiv mitwirkt.

Friedenserziehung in Afghanistan (50.095 €)

23 Jahre Krieg in Afghanistan haben nicht nur ökonomische Grundlagen und die Infrastruktur zerstört, sondern auch die sozialen Beziehungen in der afghanischen Gesellschaft. Eine ganze Generation ist mit Gewalt als Mittel der Konfliktlösung groß geworden.

CPAU ist eine 1996 gegründete afghanische Nichtregierungsorganisation, die Methoden zur friedlichen Konfliktlösung in der afghanischen Gesellschaft entwickelt. Seit dem Sturz des Taliban-Regimes hat CPAU in Landkreisen, in denen Konflikte unter verschiedenen ethnischen Gruppen auftreten, so genannte Friedensräte gegründet. Hier werden Vertreter der Gemeinden, der Zentralregierung, Lehrer, Künstler, Dorfälteste etc. zusammengebracht und in Methoden gewaltfreier Auseinandersetzung und Konsensfindung geschult. Vielerorts dienen diese Räte inzwischen auch als Interessenvertretung der Bevölkerung gegenüber der Zentralregierung bzw. internationaler Organisationen.

Oxfam Deutschland hat ein CPAU Friedenserziehungsprojekt für Schüler und Schülerinnen in den Distrikten Jaghori und Sayed Abad gefördert, wo bereits funktionierende Friedensräte existieren. 3.600 Schüler/innen sowie Lehrkräfte von 10 Schulen nehmen an dem Projekt teil.

Speziell von CPAU ausgebildete Lehrkräfte übermitteln ihren Schüler/innen Methoden der gewaltfreien Konfliktlösung und Konfliktverhütung für die Schule und das tägliche Leben.

Rechtshilfe für Frauen in Krisensituationen, Albanien (50.095 €)

Mehr als 40 % der albanischen Bevölkerung lebt unter der internationalen Armutsgrenze von 2 Dollar Tageseinkommen. In einer Gesellschaft, in der Frauen noch immer eine untergeordnete Rolle spielen, trifft die Armut sie und junge Mädchen besonders hart. Hinzu kommen Diskriminierung, Gewalt in der Familie und relativ neue Probleme wie Drogenmissbrauch und Frauenhandel. Zwei Drittel aller Albanerinnen klagen über Gewalt in

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ihrer direkten Umgebung. Allein in 2002 wurden 5.000 Fälle von Frauenhandel mit Albanerinnen im Alter von 13 bis 35 Jahren entdeckt; etwa 80-85 % davon wurden zur Prostitution gezwungen.

Das Frauenzentrum WAC in Tirana bietet Direkthilfe für weibliche Opfer von Gewalt:

kostenlose psychosoziale Beratung und Rechtshilfe, auch zu den Themen Wirtschafts- und Bürgerrechte. Dazu kommen Öffentlichkeitsarbeit und Lobby, um Frauen und Männer auf Frauenrechte aufmerksam zu machen und diese besser in der Gesellschaft und im albanischen Rechtssystem zu verankern.

Der Beitrag von Oxfam Deutschland ist ein Zuschuss zu den laufenden Kosten des Zentrums in 2003. Zusätzlich wird voraussichtlich eine junge Rechtsanwältin des WAC in 2004 am Internationalen Jugendparlament in Sydney teilnehmen, das von CAA-Oxfam Australien veranstaltet wird (siehe unten, Nr. 7).

Beratungsstelle für Opfer politischer Verfolgung, Irak (50.000 €, erste Rate von 25.000 € in 2003)

Die Zivilbevölkerung traditionell kurdisch bewohnter Regionen im Norden von Irak wurde unter Saddam Hussein seit 1988 brutal unterdrückt. Männer und junge Frauen wurden festgenommen und zum Teil ermordet, Überlebende mussten unter Zwang umsiedeln. Tuz Khurmatu ist eines der am härtesten betroffenen Gebiete. Die Frauen der verschleppten Männer leben in einer besonders schwierigen Situation, da sie nie offiziell über deren Tod informiert wurden und gesellschaftlich und rechtlich nicht als Witwen anerkannt werden.

Seit dem Sturz des Saddam-Regimes ziehen vertriebene Kurden, Turkmenen und Assyrer wieder zurück und treffen in ihren Dörfern auf arabische Familien, die ihren Besitz - zum Teil auch unter Zwang - übernommen hatten. Dies führt zu einer sehr angespannten Situation.

HAUKARI e.V. (seit 1995 im Nordirak aktiv) hat sich Vergangenheitsbewältigung und Versöhnung im Irak zum Ziel gesetzt. Ende 2003 hat HAUKARI Vorbereitungen zur Errichtung einer Beratungsstelle in Tuz Khurmatu getroffen. Diese Stelle wird Überlebenden von Saddams Repression und anderen Opfern von Gewalt gratis psychosoziale Dienste (Begleitung bei der Identifizierung von Toten) und rechtliche Beratung (Entschädigung, Rente) anbieten. Außerdem wird sie den Dialog zwischen Opfern und politisch Verantwortlichen fördern und Projekte zur materiellen Unterstützung von Überlebenden organisieren. Frauen erhalten dabei besondere Aufmerksamkeit. So werden z.B. die besonders benachteiligten alleinstehenden Überlebenden ihre eigenen Beratungsstunden erhalten.

HAUKARI hofft, insgesamt zwei bis drei solcher Beratungsstellen zu errichten. Oxfam Deutschland unterstützt die erste, die im Februar 2004 offiziell ihre Türen öffnen wird.

HIV/AIDS-Projekt in Südafrika (35.072 €)

Die Verbreitung von HIV/AIDS ist eines der größten Probleme in Südafrika. Neben den persönlichen Tragödien und Verlusten für die betroffenen Familien zerstört die Krankheit auch die soziale Infrastruktur und die Erwerbsgrundlage zahlloser Menschen. In der Provinz KwaZulu-Natal leisten südafrikanische Partner von fünf Oxfams (Australien, Irland, Niederlande, Kanada und Deutschland) seit 2001 in einem gemeinsamen Projekt Hilfe für die Betroffenen. Die Versorgungsstruktur wird verbessert, lokale Gesundheitsarbeiter/innen werden geschult und Betroffeneninitiativen gefördert.

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Errichtung von Wasseranlagen für H’mong Dörfer, Vietnam (4.403 €)

In den entlegenen Bergdörfern der Provinz Yen Bai ist in den letzten Jahren ein blühendes Fair Trade Projekt entstanden. Die Teilnehmer, vor allem Angehörige der ethnischen Minderheiten H’mong und Dao, bauen mit bescheidenen Mitteln biologischen Tee, Jasmin, Zimt und andere Gewürze an, die über eine kurze Kette entwicklungspolitisch orientierter Zwischenhändler in Europas Bio-Läden verkauft werden. Dies hat sich als eine dauerhafte Alternative für den Opiumbau erwiesen, der früher die einzige Einkommensquelle in diesen Gegenden darstellte. Das niederländische Hilfskomitee KWT, das diese Entwicklung betreut, hat Oxfam Deutschland um Unterstützung für einfache Wasserversorgung in fünf Dörfern gebeten. Eine kleine Anlage, die 45 Familien mit zwei zentralen Wasserstellen versorgt, ist schon mit örtlichen Mitteln gebaut worden. Oxfam Deutschland trägt 4.403 € zu vier weiteren, ähnlichen Projekten bei, die rechtzeitig zum Vietnamesischen Neujahr (21.1. in 2004) etwa 200 Familien in Yen Bai mit fließendem Wasser versorgen soll. Dieser Beitrag von Oxfam ist ausschließlich für Materialkosten bestimmt, den Rest übernehmen KWT und die Dorfbewohner selbst. Die unkomplizierten Anlagen sind leicht zu warten und stellen vor allem für Frauen und Mädchen, die jetzt noch lange Wege zum Wasserholen zurücklegen müssen, eine große Erleichterung dar.

Beitrag zum Internationalen Jugendparlament, Australien (7.015 €)

CAA-Oxfam Australia richtet im Sommer 2004 das Internationale Jugendparlament (IYP) in Australien aus. Oxfam Deutschlands Beitrag finanziert die Kosten von Teilnehmern aus Entwicklungsländern, wozu voraussichtlich auch eine Repräsentantin des WAC in Albanien (siehe oben) gehören wird. Zusammen mit 250 engagierten jungen Leuten wird sie in Sydney gemeinsame Ideen und Pläne für Aktionen in 12 verschiedenen Themenbereichen besprechen:

Bildung, Arbeit, HIV/AIDS, Rechte einheimischer Völker, Migration (Menschenhandel/

Vertriebene), Landwirtschaft, Friedensprozesse, Menschenrechte, Gesundheit (sauberes Wasser), junge Kultur, Technologie, internationale Handelssysteme.

Als Vorbereitung hat CAA einen 170 Seiten starken Bericht herausgegeben, der die Situation junger Menschen zu diesen 12 Themen beschreibt: „Highly Affected, Rarely Considered“

(schwer betroffen, wenig berücksichtigt). Der Bericht basiert auf einer Studie von jungen Akademikern in Australien und Beiträgen von über 400 Organisationen in der ganzen Welt.

Mehr Information zu dieser Aktion finden Sie auf der IYP Webseite:

http://www.iyp.oxfam.org.

Tochterunternehmen Oxfam Deutschland Shops GmbH

Die Oxfam Deutschland Shops GmbH ist ein 100%iges Tochterunternehmen des Oxfam Deutschland e. V. Das Prinzip der ehrenamtlich geführten Oxfam Shops lautet: „Wir machen Überflüssiges flüssig!“ Zweck der Shops ist es zum einen, durch den Verkauf gespendeter Secondhand-Waren finanzielle Mittel für die gemeinnützige Tätigkeit von Oxfam Deutschland e.V. zu erzielen. Zum anderen geben die nun neunzehn Shops Oxfam in Deutschland eine Struktur und ein Gesicht. Die ca. 1.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen bilden eine wichtige Säule unserer Organisation und sie verleihen uns zusätzliche Autorität und Gewicht in unserer Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit. Nicht zuletzt werden über die Shops auch Informationen über Oxfams Projekt-, Lobby- und Kampagnenarbeit verbreitet, so z.B. bei der Kaffeekampagne. Weitere Gelegenheiten zur Information über die Arbeit des Oxfam Deutschland e. V. ergaben sich anlässlich der jeweiligen Shop-Geburtstage, durch die

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Teilnahme an zahlreichen Straßenfesten und durch besondere Aktionen (Modenschauen, Märchenstunde, Verkostung von fair gehandeltem Kaffee, Buchmesse im Oxfam Shop, usw.).

Seit dem 01.01.2003 gehören die Oxfam Shops in Bonn und Köln offiziell zu Oxfam Deutschland. Der Bonner Shop existiert bereits seit 1985. Etwa 70 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen engagieren sich dort. Auch das Team des Kölner Shops (1991 eröffnet) zählt mittlerweile 74 aktive Mitarbeiter/innen. Die bisherige gute Zusammenarbeit kann sich nun unter einem gemeinsamen organisatorischen Dach weiter fortsetzen.

2003 wurden neue Shops in Leipzig (Juni), Hamburg (August) und Kassel (Dezember) eröffnet. Für 2004 sind Shop-Eröffnungen in Hannover und Bremen geplant. Weiterhin ist geplant, dass der Shop Bonn Mitte 2004 in eine günstigere Lage in der Bonner Innenstadt umzieht. Insgesamt sind dann 19 Oxfam Shops in Betrieb.

2003 fanden erstmals zwei getrennte Regionalkonferenzen in Berlin (April) und Frankfurt (September) statt, an denen jeweils 25 bis 30 Shop-Mitarbeiter/innen der Region teilnahmen.

Die Konferenzen dienten vor allem dem Erfahrungsaustausch – Schwerpunktthema: "Was beeinflusst den Erfolg eines Shop?“

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Referenzen

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