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nur die Silben ge¬ zählt und noch nicht deren Längen und Kürzen wie in der arabischen Dichtung beachtet werden: -&gt

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(1)

Von Christian Rempis, Tübingen

Die Dichterbeschreibungen [Tadkirat) führen gemeinhin als erste per¬

sische Dichter nach der arabischen Eroberung Persiens den Grammatiker

und Philologen Hakim Abü Hafs-e Sogdi und den Sprachgelehrten

Hakim 'Abbäs-e Marw! an, von denen der erste bereits im ersten Jahr-

huYidert d. H. gelebt und gedichtet habe.

1

Von ihm wird folgende Doppelzeile überliefert :

4.J_^.^>- jl(J jl) jjljU j\ O-ia J^^^^i^yt,\

Das muß metrisch wohl wie folgt gelesen und berichtigt werden:

„Ähü-je köM andar DaSt cigün daw'dä ?

Ö ne därad Jar, ahe Jär cigün baw'dä ?

= Wie läuft die Berggazelle wohl in (ebner) Heide ?

Sie (er) hat keinen Freund; wie mag sie (er) ohne Freund sein?"

Das ist noch ein rein persisch empfundener Zwölfsilbler, in dem —

wie noch heute in den mundartlichen Dichtungen' — nur die Silben ge¬

zählt und noch nicht deren Längen und Kürzen wie in der arabischen

Dichtung beachtet werden:

->--| I II

was aber später überliefert ist, als ob zu messen wäre :

Deshalb kann die von Sams-e Qeis in seinem Kitäb al-Mu'aggam ft

Ma'äjjir AS'är al-'Agam an anderer Stelle gebotene Angabe nicht stim¬

men, daß Abü Hafs-e Sogdi im Jahr 300 d. H. gelebt habe. Er muß, der

sprachlichen Gestalt der ihm zugeschriebenen Dichtung nach zu ur¬

teilen, wirklich noch in einer Zeit gelebt haben, da die Überlieferung aus

der Zeit der mittelpersischen Dichtung noch nicht abgebrochen war. Da

1 z. B. ,,Haftsad Taräne az Taränehä-je rüstä'l-je Irän . . . gerd äwarde-je

Hosein Kühi Kermäni", Teheran, Ausgabe 1327 H. s. (1948); vgl. auch

Salemann-Shukovskis „Persische Grammatik", S. 102.

(2)

Abü Hafs-e Sogdi als Gelehrtem die arabische Verskunst nicht imbe¬

kannt war, so darf man vieUeicht aus seiner Gedichtprobe schließen, daß

zu seiner Zeit arabische und persische Dichtung (wohl noch in Pahlawi-

schrift ?) unabhängig voneinander ein getrenntes Dasein führten, wovon

die eine dem Kunstbereich der Sprache der neuen Herren und des neuen

Glaubens angehörte, während die andre ebenso wie der alte Glauben

der Mazdajasnier weiterhin nebenher geduldet wurde und demnach ein

bescheidenes Schattendasein führte.

Die von dem zweitgenannten 'Abbäs-e Marwi überlieferte persische

Qasida, die er im Jahre 193/809 zu Ehren des in Marw einziehenden

Ghalifen Ma'mün gedichtet habe, ist dagegen schon ganz nach den

Grundsätzen der arabischen Prosodie ausgearbeitet und beweist mit

ihrem fehlerfreien Versmaß Ramal und den vielen eingesprengten arabi¬

schen Ausdrücken, daß inzwischen auch die Dichtungen in neupersischer

Zunge nach arabischen Versmaßen ,, gewogen" werden, so daß zwischen

Gedichten in arabischer und persischer Sprache kein grundsätzlicher

Unterschied mehr gemacht werden kann. Ob nun tatsächlich 'Abbäs-e

Marwl diese Neuerung eingeführt hat, denn er betont ausdrücklich in

dieser Qasida, daß „vor ihm keiner solche Dichtungen gesprochen" habe,

oder ob er nach dem Vorgang anderer in anderen Versmaßen nur als

erster persische Qasiden oder Zweckgedichte verfaßt hat, können wir

heute mangels genügender Vergleichsmöglichkeiten nicht mehr ent¬

scheiden. Anstatt der alten „dreifüßigen" Elf- oder Zwölfsilbler oder der

„zweifüßigen" Sechs- und Achtsilbler verwendet er eine fünfzehnsilbige

Zeile im Versmaß RamuP- :

V\ (J/AS ^ i_p-J^5 C-ijJ^; oÄjUj

Die als nächste genannten Dichter Hanzala aus BäSges- und MahmOd-e

Warräq (?) aus Harät belangen schon in die zweite Hälfte des dritten

muslimischen Jahrhunderts, in die Zeit des Ja*qüb-e Leis und seiner

Nachfahren, wenn auch einzelne Dichterbeschreibungen' Hanzala-je

BäSgesi bereits 220 d. H. sterben lassen, was nach den Sprachproben

sicherlich eine zu frühe Zeitansetzung ist.

' Das jlW jä J.ii in Zeile lb ist natürlich für jeno Zeit noch nicht gut

möglich, sondern spätere ,, Emendation" ; liest man jlUl j J*»» so ist der Anachronismus beseitigt.

* Der Schluß von Zeile la der von ihm überlieferten Probe zeigt die

gleiche spätere Sprachform ji ^ die aber mit jX\ berichtigt ist.

' So im Sähed-e Sädeq (1644—46); in der Magma' ol-Foßahä dos Beza

Qoli Xän (1877) gar schon 219 d. H.

(3)

/'-^

y

2

Soweit die bisherige einheimische Überlieferung, die bezüglich der

ersten neupersischen Dichter sehr karge Nachrichten bietet. Umso be-

^ grüßenswerter sind deshalb die Angaben über die frühesten Dichtungen

in Neupersisch, die wir im Tärix-e Sajestän^, dessen größerer erster Teil

um 445/1053 abgeschlossen wurde, lesen können.

Dort wird S. 95/96 erzählt, daß 'Abbäd (der Bruder des 'Ubald alläh

Zijäd, z. Zt. Mu'äwijjas) Krieg gegen Indien von Qandahär aus führte

und dabei nach dem Siege eine gewaltige Beute fand. Und Ibn Mufarrig^

war bei diesem Feldzug dabei als Spaßmacher des 'Abbäd, den er durch

ein (arabisches) Gedicht erzürnte, worauf er gemaßregelt, eingesperrt

und den Schröpfern übergeben wmde. Dort fand Ibn Mufarrig ,,Drei-

fruchttrank" i^J^) und berauschte sich daran. Anderntags (bei der Weg¬

führung) kriegte er unterwegs Durchfall. Die Kinder sahen die Schwärze

(der Ausscheidung) und riefen ihm auf persisch nach' :

Cr} Cr}

Hierauf habe er ihnen gleichfalls auf persisch geantwortet*:

oljLw3-£j juJ jvJ!..--)!

^..-jj ^ iJL^^^j (Jj <^^J '^'^J

Wenn wir die zweite und die letzte Zeile metrisch unbefangen lesen,

so können wir darin nur einen im Persischen seit alters so beliebten

Achtsilbler erkennen, wiederum ohne Wertung der Längen und Kürzen:

„Tärlx-e Sistän ... ba TasMh-e Malek os-So'arä-je Bahär", Teheran

1314 H. s.

^ Nach Bahär: Jazid B. Rabi'a B. Mufarrig al-Himjari.

^ Wohl arabische Schreibweise für öl 'st in 1 Vgl. ^für Catrang.

* Im Kitäb al-Agäni und im Kitäb al-Baiän wa't-Tibjän wird die 3. Zeile

nicht gegeben, ebenso fehlen die j in Zeilen b und d, wie auch dort statt

^^JJ ein JLu-jj überliefert ist, das natürlich nicht als JL^ gelesen werden

darf, da dies ja gerade das Gegenteil besagte, nämlich ,, ehrlich, recht¬

schaffen" gegen ,, schamlos, hurerisch", wie es der Sinn erfordert. Nach

dem Kitäb al-Agänl sei die Begebenheit in Basra mit 'Ubaid alläh Zijäd

vorgefallen. — Natürlich kann die in den^^äni überlieferte Form der Steg¬

reifdichtung auch als reiner Sechs silbler folgender Art gelesen werden:

„Äb ast uS NabiS ast, || 'U^ärät Zabib ast, || Sumijjat RöspiS ast! =

Wasser ist's und Dattelwein, Fruchtsaft (aus) Rosinen; S. ist schamlos!"

(4)

Das ergäbe folgende Stegreifdichtung, wobei allerdings in der Über¬

lieferung die erste Zeile zwei Silben zu wenig hätte:

,,... ab ast uö NaMö ast ud 'Usärät-e Zahlb ast;

Dumbak-e farbih ud Pi{w) ast, uö Sumijja harn Rdspt(k) ast !

= ... Wasser ist's und Dattelwein ist's

und Fruchtsaft aus Rosinen ist es ;

Fettschwanz ist's und Feist ist's, und Sumijja ist gleichfahs , schamlos'!"

Die erste Zeile muß man aus sachlichen Gründen wohl mit ,,Mej-e

näb" ergänzen, damit die drei erforderlichen Bestandteile zusammen¬

kommen'. In der dritten, sonst nicht überlieferten Reihe kann man na¬

türlich auch Plh schreiben, wenn man „Fett" meint. Will man aber dem

Reim zidiebe Plö ergänzen, hätte man es mit einem Überbleibsel des ap.

„pitu = Speise, Mus, Mahlzeit" zu tim. In der vierten Zeile habe ich in

j nach dem Mittelpersischen ein ä; ergänzt^ ; die Überheferung im Kitäb

al-Agäni usw. setzt aber eine Form Röspld voraus, die sonst unbekannt ist.

Dieses Beispiel aus dem ersten muslimischen Jahrhundert erweist sich

somit gleichfalls als eine nooh nach mittelpersischen oder „mundart¬

lichen" Grundsätzen abgefaßte Dichtung, an deren z. T. nur ,, anklin¬

genden Reimen" wohl nur die „ Stegreif"entstehung schuld ist.

3

Über die eigentliche einheimische Dichtung „in der Hofsprache

{Dari)" berichtet nun der Verfasser des Tärtx-e Sajestän (oder Sagestän)

in Verbindung mit den Kämpfen des Ja'qüb-e Leis gegen *Ammär-o

Xärigl und der Eroberung Haräts (oder Hares) im Jahre 253/867 (auf

S. 210—212 der Ausgabe), daß Ja'qüb die letzten Xärigiten töten ließ und

deren Besitz an sich zog, nachdem er für 'Utmän B. 'Ufän die Xutba lesen

heß. „Daraufhaben ihm die Dichter ein Gedicht auf arabisch gewidmet:

■^\äS\jJa\S^\'^\

1 ^^SCu. (Sekl t segi ?) wird meist arab. gleichgesetzt, was nach den

(späteren) Wörterbüchern ,, einen auf '/a eingedampften Wein (?)" be¬

deuten soll. Technisch läßt sich eine solche Eindampfung bei unvergornem

Saft zu einer Art Syrup denken, wie dies aber bei vergorenem oder gären¬

dem Getränk ohne Verlust der doch auf Alkohol beruhenden Rausch¬

wirkung geschehen soll, ist unklar. Nach obigem Beispiel ist ^^5^ vielmehr

ein ,, Dreisafttrank in einem", der (noch im gärenden Zustand getrunken)

den „durchschlagenden" Erfolg verursachen mag.

" Vgl. H. S. Nybbeg „HUfsbuch des Pehlevi II, 1931", S. 198.

(5)

Doch er verstand ihren Vortrag nicht, da er nicht gebildet {'älim) war.

Muhammad B. Wa§if war sein Schreiber und grundgelehrt. Zu seiner

Zeit gab es noch kein Buch in Persisch (wohl Dari gemeint). Da sprach

Ja'qüb: ,Wozu etwas vortragen, was ich nicht verstehe?'

Darauf fing Mohammad-e Wa§If auf persisch zu dichten an. Und e r

verfaßte das erste persische Gedicht (/§eV-e pärsi) in Iran {'Agam);

vor ihm hatte noch keiner (persische Gedichte) verfaßt, denn — solange

Perser waren — pflegten sie die Dichtung {Saxvoan) mit der Laute

(begleitet) vorzutragen {bäz^ goftand-e) „wie zm Zeit der Chosroen" {bar

Tariq-e xosrowäni). Und als Iran zerstört wmde und die Araber kamen,

gab es unter ihnen (nur) arabische Dichtung, und ahen war die Wissen¬

schaft und Kenntnis der arabischen Dichtkunst (eigen). Und in Iran

kam keiner auf, dem vor Ja'qüb so viel Größe zukam, daß man ihn an¬

dichtete außer Hamza B. 'Abd ahäb as-Särl, doch der war gebildet und

konnte Arabisch. Ihn dichteten sie arabisch an; und sein Gefolge war

zumeist aus Arabien und arabischer Zunge. Als (nun) Ja'qüb denZambiP

und 'Ammär-e Xärigi getötet und Hare erobert und man ihm Sajestän,

Kermän und Färs gegeben hatte, verfaßte Mohammad-e Wa^if das fol¬

gende Gedicht (etwa 253—256/867—870):

(»"yU-j _5 (_jy^ J y'^j"'^

(»L_^ ijf (_J_jiu <Jlm' y (jl (_

C^ji^ Lj» j Jk—» oji

C^^^! ol ilj öS' jJii 1:

(»Ii _j ^_j_^Lo :>j^yi

'fU-i.ol>/ jl^jlü'"'j^Tjy

(»lc jA^li- OU^Ol j^^'^ (Sj^^ i^l

<^i^_^ J 5 ^jl

cS3j JyS'- 3 3 Jul (»LlJu

j>lo 1jrw.1 _jj (^Jjl ^

lSJ_ C-^i'ji 0~'l_p- \j jCs-yf-

iSJ, ^ > Oj^ y ^ Ļl y i -/ jl yf-

Das Versmaß ist klar ^'~> — — — l"^"^"!! Gedicht

wie folgt umzuschreiben:

„Ei, Amir i, ki Amirän-e öehän, Xässa u 'Am,

Banda ud Cäkar u Mouläji u Sakband (1) m öuläm,

^ bäz ist erstarrter Akk. der Art und Weise (statt bä Awäz) = ,,laut".

^ Zambil < Zandepil, Zantpil statt sonst überliefertem Rutbll, vgl. Bahär, a. a. O.^ S.91, Anm. 2.

(6)

be zadt Xatt e avar^ Louh", ki Mulk e be dahed

baö^ AbT Jüsuf Ja'qvJf Ben al-Leis-e Humäml

Ba Latäm ämad Zambil u Lat e xward° Pilang:

Latra Sod Laskar-e Zambil, u Habä' gäsf Kunäm ;

'Li-man al-Mulk"' be xwändi to, Amirä, ba JaqTn bä qalil al-Fi'a, ki 't däd^ avar än LaSkar Käm\

'Omr° 'Ammär° to-rä xwäsf w az äw* gäst° Barä,

Teg-e tö kard^ Mejänß ba Mejän-e Dad u Däm:

'Omr-e ö Nazd-e to ämad, ke to cün Nüh° bd zi (ba Zi'i^).

,Dar-e Äkär°' Tan-e ö, Sar-e ö ,Bäb-e Ta'am'\ etc.

= O du bist Amlr, der die Amire der Welt, Edle und Gemeine,

Lehnsmann, Dienstmann, Hörigen, Hundewärter und Sklaven,

ausgetilgt hat (?) auf der Tafel, die ein Reich nun gebe

an Abü Jüsuf Ja'qüb, den Sohn des Leis, des Helden!

Nach Latäm kam Zambil und spürte stracks den Panther:

in Stücke ging das Heer Zambils, und Staub ward sein Lager;

,Herr des Reiches' nanntest du dich da, o Amir, in Wahrheit

mit einer kleinen Schar, die dir über jenes Heer Genüge gab!

Ans Leben wollte 'Ammär dir und ward davon Asche !

Dein Schwert machte den Mittler zwischen .Raubtier mid Wild' :

sein(e) Leben(szeit) kam zu dir, daß du wie Noah lebest (am Leben ?).

Sein Leib das ,Äkär-Tor' mid sein Haupt das ,Ta'äm-Tor'* usw."

4

„Dies Gedicht, von dem wir ein wenig erwähnten, ist lang. Und Bas-

säm-e Kürd war von jenen Xärigiten, die beim Friedensschluß zu Ja'qüb

gekommen waren. Als er den Weg des Mohammad-e Wasif in der Dicht¬

kunst sah, begann (auch) er Gedichte zu verfassen; er war gebildet und

erwähnte die Geschichte des 'Ammär in folgendem Gedicht :

^ Die Satzfügung erfordert unbedingt ein Zeitwort; die nächstliegende

Lesung des Jjl ist wohl = (S^j>-

^ So ist zu ergänzen. Hat der spätere Schreiber die zwei Formen =

. beim Verb und = Ji, beim Nomen verwechselt ?

3 So will auch Bähäb, a. a. O., S. 211, Anm. 2, lesen.

* Der Sinn erfordert ol und nicht jl die leicht verlesen werden können.

* Oder: baun, = „du seiest" ?

* Das sind nach I?taxri (Kitäb Masälik al-Mamälik, Leiden, S. 239

bis 241) zwei Tore der Stadt Zerangf in Sajestän, wovon das Ta'äm-loT

das höchste gewesen sei.

15 ZDMG 101

(7)

^-»—i:>jS'yCj^-s.:>j\j_ ^-tr^" J^-; '^i-t-'

V LJijjl Ji%-j>- iS}^ lSj; J^.-.i OIJ^ A-^j j—^

^1 Ji jl ä 0_^-S^ (_ri>^ J O j; "M-!

^_^ji (>^_5- ij-5^1j c5^j-^ ^i/^ ^.j-^r^ ^

" (j 1 ju Jj ii^Ä-i Us jl lXJ Jl Ji 4-5^

Das Versmaß ist w - | - ztZj _ | _ ^ _ || und demgemäß der Text um-

zusclireiben in:

„Har, ki ne hüd öj°^ ba Dil muttaham

har 'Asar-e Da'wat-e tö kard^na'am?

'Omr° ze 'Ammär° bad än sod Barä,

k' öj° Xiläf äward.:,ta^ lä-garam:

diö° Balä' bar Tan u bar Jän-e xwes,

gast° ba 'Alam Tan'S andar^, 'Alam.

Makka Haram kard° 'Arab-rä Xwadäj,

'Ahd-e to-rä kard° Haram har^ 'Agam.

Har ki Dar ämad, hama Bäqi sodand,

bäz° Fanä Sod, ki he did in Haram*.

= Jeder, der in seinem Herzen nicht eingebildet (?) war,

sagte ja zu deiner Einladung.

Das Leben des 'Ammär ward deshalb zu Asche,

weil er zweifellos Streit wider dich brachte :

er sah Unglück über Leib und Leben,

(und) sein Leib kam in der Welt in Drangsal.

Mekka machte der Herr den Arabern zum Heihgtum,

dein Zeitalter machte er für Iran zum , Schutzraum'.

Wer darin eintrat, sie alle blieben (bestehn),

zum andern verging, wer diesen .Schutzraum' je sah!"

' Nach Zeile 2b ist j| in ^^jl verbessert worden, wie es das Versmaß er¬

fordert. ^ Man beachte die ,, überzähligen" d ! Vgl. auoh Anm. 1, S. 227!

^ ji ist für diese frühe Zeit kaum möglich, deshalb habe ich eine ältere

Form wiederhergestellt.

* Dem Sinn gemäßer wäre wohl die Lesart fj>-c'.j ^ ^i b& soä z In

Haram = ,.wer aus diesem .Schutzraum' je wich".

(8)

AuffäUig an diesem Gedicht des Bassäm-e Kurd ist, daß er — ähnhch

wie später noch Ferdousi im Sähnäme'- — ein d mit vorangehendem r

oder n nur als 6inen Mitlaut, die Silbe also bloß als Länge und nicht als

Überlänge rechnet. Das ist gewiß ein Zeichen für das Alter des Gedichtes,

wenn die Stellen nicht für einen ,, Rückfall" in die mundartliche oder

mittelpersische Verskunst zeugen.

5

„Dann begann (als Dritter) Muhammad B. Mulhid^, ebenfalls aus

Sajestän, ein würdiger Mann und Dichter, auch auf persisch zu dichten

an ; das folgende Gedicht verfaßte er :

0'^*J' j cS^^-f-^' viUi^" j \y- il jyj^

c^j-^ 3 i (j*^-^-^ <iy is^^ J-^?'-*-*

" <_j_jäju ^^\ jjb ^5" tS^j' ^ jLic- ji_i5^pi

Das Versmaß ist dasselbe wie vorher w ^ _ ] _ zrc _ | _ ^ _ || und der

Wortlaut wie folgt umzuschreiben :

„Öüri? to ne zäd^Hawwa u Ädam ne kest:

Ser°nihäö i ha Dil ud har-maneSt* !

Mu'^iz-e Peigambar-e makki to-j i

ha{d) KuneS uö ha{ö) ManeS uö ba(ö) GoweSt.

Faxr° kunaö 'Ammär^, Röz-e buzurg:

,Köh°baöän-am^y ki {zef Ja'qub° gästV

1 Vgl. Fb. Rückebt in ZDMG X, 1856, S. 141, wo er über „-i ohne Über¬

länge", und S. 220, wo er über „nd = n" der 3. Pers. PI. der Zeitwortformen schreibt, ebenso über „d+t = t" oder ,,die Verschmelzung der Dentale".

^ In Asadis Logat-e Fors (Ausgabe 1940 von A. EghbaIj) kommt S. 156,

399, 403, 500 und 511 ein Dichter vor; Bahäb, a.a.O., S. 212, Anm. 2,

schlägt die Lesung alit vor.

* Sirmgemäß sollte ^ = Oj>- stehn; in zäd Hawwa scheint vor h —

gleich ob ^ oder « geschrieben — die Überlänge nicht zu zählen. Vgl.

Fe. Rückebts Bemerkungen zu dieser Erscheinung in ZDMG X, S. 139.

* Die auch möglichen licsungen bar Manest oder pur ManeSt sind des

Inhalts wegen nicht gut anwendbar: so wie bad-maneä = ,,übelgesirmt"

gebildet ist, möchte ich in Analogie zu aw. uparö-ka^rja = ,, überlegen

handelnd" hier (über mp. *apar-maneSt) bar-maneSt lesen.

* Auoh hier ist die ,, Verschmelzung der gleichen Laute" (wie in Anm. 1, oben) zu beobachten; das Röz-ebuzurg fasse ich nicht als ,,Akk. der Zeit", sondern als Parallelobjekt zu Faxr.

* Dem Schriftbild nach dürfte wohl o-o./" = iJ^j/* = „Bergherr" ge¬

meint sein; vgl. auch Logat-e Fors (Ausgabe Eghbäl S. 112), wo es ,, Schatz¬

meister" bedeuten soll. ' Sinn imd Versmaß erfordern diese Zufügung.

15*

(9)

= Wie dich gebar Eva und ,säte' Adam Iseinen :

löwenartig bist du im Herzen und hochgesinnt !

Das ,Wunder' des mekkanischen Gottgesandten bist du

im Tun und im Denken und im Reden.

Es brüstet sich 'Ammär (und macht) einen .großen (Leb)tag':

.Bcrgherr bin ich, der sich von Ja'qüb (ab)wandte!'"

Auch dieses Gedicht des Muhammad B. Mulhid zeigt die gleichen me¬

trischen Eigentümlichkeiten wie dio voranstehende Dichtung des Bas¬

säm-e Kurd bezüglich der Behandlung der ..Überlängen", außerdem über¬

liefern seine wenigen Zeilen einen eigenartig altertümlichen Wortschatz.

Der Verfasser des Tänx-e Sajestän fährt dann fort: ..Darnach fingen

alle auf (diese) Weise zu dichten an; sie aber waren die ersten. (Vor

ihnen) hatte niemand Verse in persischer Sprache erwähnt, es sei denn

daß Abü Nuwäs unter seinen eigenen Dichtungen persische Worte zum

Spott anführte".

6

Im weiteren Verlauf der ..Geschichte Sajestäns" bietet er noch einige

Proben aus dem dichterischen Schaffen des Muhammad B. al-Wa§if.

Auf S. 253 ist im Zusammenhang mit Räfi' B. Hartama die Rede davon,

daß dieser im Sawwäl des Jahres 283 (November 896) in Choräsän ge¬

tötet wurde, "wessen Mohammad-e Wa§if im folgenden Gedicht gedenkt:

OL^jl o'jiJ-'. ^--^OljJ» jl tlr j-^^ (^1

"OLi-.a- O ^Je, ?- (jl (J-x-5 jl iJuJ" «jS^JI __^1 xsl J J

Trotz den ersichtlichen Störungen des Versmaßes und des Sinnes

dürfte sich das Maß —> - ^ - | - ^ - | — || und mit den entsprechen¬

den Umstellungen und Ergänzungen die folgende Umschrift ergeben:

„Ei Dil, niger tn (Sah) ze Koh-e Tabrän,

Peröza ndmäj az Sadaf-e Margän !

Uö Räfi' 'gar än K{ö)h° Soö-eS Xasfa (? )\

az FiH-e Abt Haff so(ö-es) Öaj'Mnl

= 0 Herz, sieh diesen Fürsten aus dem Tabränbergland,

zeig einen Türkis aus der Perlenschale !

Und wenn Räfi' jener Berg zur ..Versenkung" (?) ward,

so ward ihm von den Taten des Abü Haf§ Aufregung!"

^ Der Gegensatz zu Zeile c ist ,, Aufregung, Bewegung", so könnte in

dem jJuS- der Zeile c auch oin mit = xosp = schlafen, ruhen gebildetes

Wort stocken ; etwa t^^^^i. statt V

(10)

7

An späterer Stelle (S. 260) steht, daß ,, Mohammad-e Wasif-e Sagazi

darauf ein Gedicht (an 'Amr) sandte, das die folgenden Zeilen enthält.

Als 'Amr diese Zehen las, ward er hoffnungslos und hob sein Herz von

dieser Welt hinweg. Und die Zeilen sind :

KöSeS-e Banda{g) Sabab-e? BoxSeS ast: Kär-e Qazä büd u to-rä 'Eib° ne 'st;

Büd u Bahöd^ az Sefat-e Ezad ast, Banda-je wäniända(^) Becarage 'st.

Awwal-e Maxiwf ci bäSad Zawäl ? Kär-e Öehän awwal u äxer jak e 'st.

Qoul-e Xwaöäwand° be xwän : Fa 'staqim ! Mu'taqid i, Sou u baö än bar be est\

= Mein Bemühen hat Verzeihung zum Grund :

des Schicksals Werk war's, und dich trifft keine Schuld.

Was war und sein mag, stammt aus Gott,

ich Zukurzgekommener bin hilflos.

Wie mag am Anfang des Erschaffnen der Niedergang sein ?

Das Treiben der Welt ist zu Anfang und Ende eins.

Das Wort Gottes lies: ,Sei standhaft!' (Sure 11, 114 (III))

Du bist gläubig, geh und drauf (bestehnd) bleib stehn!"

8

Auf S. 284—285 steht ein zur Zeit des Leis-e 'Ah (nach 296/909, im

selben Versmaß wie oben) verfaßtes Gedicht. Als dieser weinend gesagt

1 Das j\ kann wohl auch als Izäfat gelesen werden, wie's der Text eigent¬

lich erfordert. BoxSeS steht auch bei 'Omar-e Xajjäm anstelle des später

gebräuchlichen

2 Zu der Form Bahöd = 3. P. S. Präs. Ind. von büöan vgl. Fr. Spiegels

„Orammatik der Pärsisprache" , Leipzig 1851, S. 84.

^ «a;L.jJ ist für jene Zeit (Mai 896) noch nicht gut möglich; deshalb habe ich das gleichbedeutende »jilUlj dafür eingesetzt, das den Schriftziigen nach

gut ursprünglich dagestanden haben kann.

X

II

(11)

habe, daß er am Geschick zweier nach BagdäS ,, Ausgelieferter" un¬

schuldig sei, „da dichtete Mohammad-e Wasif-e Sagazi folgende Verse:

(j-lj i y oii-i <SAj> O^J 3 cT^-^ "^-^ ; (3— ^—^—

Cl* ^-^3 3I -? i>=? lj"ji-i-A jlj>31

,j»L^ 3 ji-i' »ij jj cXA^ j^~J_ j c-^-J^' j Ij

_^>- J' ^Äji> C^-i JöLo ci J LiLj j5 (.^j ,fl, «-I ii.JJiS

(J-lj J — L JJ jl jjL* jj j vi.ij j->f-

J Ojl f}^ '•^y, c-^jL5^(_$jLi j ä-jolS^ULc-

(_;"lj\_:>l j jjljlj juO ^<wfclA-^ ^

^j-ü JkJJLjLS' jj-U-j -äL-/" jlj 4_C; 1 ^_;-LlJ Juiji-i

,j-T 5 ^J\ ä 1 V U-T 005 (XLs jji

ij"L.-I-sl Jl-lXj v;*_i_L»j jjj L->L—Lil 3 j-^' 11 c-Öl-»

^J■\i 1 JljI JlA-j aaj>- j A-ST.) ^^^-ji?' ö-j l c.)_jiu Jlj>- J Ji.-^.>-

Mamlakat e büd° Soda(g) be Qijäs,

'Amr ahar än Mulk° Soda(g) bü6° Räs

az Had-e Hind^tä ba Had-e Ötn u Turk,

az Had-e Zang^tä ba Had-e Rüm u Käs (?).

Ra's° Danah gaSt u be S06 Mamlakat,

Zarr-e za8a{g) Soö ze Nu^üs-at Nuhäs:

Doulat-e Ja'qüb" — daregä \ — be rafi,

mänd' 'Uqübat bi 'aqib bar Hawäs\

'Amr-e 'Omar raft", w az ö mänd' bäz Mazhab-e Röbäh" ba Nasi ud Naväs'^.

Ei Oammä, k' ämad u Sädi guzaSt,

büd° Dil-am däjem az in pur Haräs\

^ ist wohl dasselbe wie *«,L' und <-i|y oder «j|y die alle , .Enkel,

Nachkommen" bedeuten,

(12)

Har ci be hard irn, be xwahirn did:

Süd° ne därad ze Qazä' Iljtiräs.

Näs° &odand.^Nisnäs ängah hamä,

wäz'^ hamä Nisnäs^gaStaruf Näs.

Dour-e Falak, gardän^ cün Äseä{b),

lä-garam in ' üss° hamä kard° Äs.

Mulk° abä HazV ne kard Intisäb,

Nür° ze Zulmat ne kunaö Iqtibäs.

öahd uÖid-e Ja'qüb^bäjaö harne,

tä ke ze Öidda ba Dar äjaö Ijäs !

= Ein Reich war geworden ohne Vergleich,

'Amr war über jenes Reich das Haupt geworden

von Indiens Grenzen bis zu den Grenzen Transjaxartiens und der Türken,

von der Neger Grenzen bis zu Ostroms Grenzen und des Kaukasus.

Das Haupt ward zum Schwanz, und es schwand das Reich,

das getriebene Gold ward von deinem Unglück zu Kupfer:

Das Glück (Reich ?) Ja'qübs — o Schmerz! — entschwand,

die Strafe blieb unmittelbar auf den Sinnen(kitzel?)!

'Amr-e 'Omar ging, und von ihm blieb zmück

die ,Art' des Fuchses bei Geschlecht und Nachkommen.

O Jammer, der kam, und (daß) die Freude verging,

deswegen war mein Herz stets voll Furcht !

Alles was wir je getan haben, werden wir auch sehen:

sich vor dem Schicksal schützen bringt keinen Nutzen.

Die Menschen wurden da ahe zu Ungeheuern,

wiederum alle Ungeheuer wurden zu Menschen.

Der Lauf des Himmels, sich wie ein Mühlstein drehend,

zermahlte wahrlich diese Grundlage völlig.

Herrschaft verband sich nicht mit Scherz,

Licht erwirbt sich nicht aus Finsternis.

Eifer und Ernst des Ja'qüb sind von nöten,

damit aus Dschidda (?) herauskommt Ijäs' !"

1 jlj = jL = ,, wiederum" sollte am Anfang einer Zeile — der Herkunft

aus mp. apä& entsprechend — entweder awäz oder bäz geworden sein;

aber der Sinn erlaubt kein jlj = z Äz° = ,,aus Gier".

" Dour-e Falak-Kardan-e 6ün ... ist nicht so bildhaft wie gardän 6ün

Äseäh = ,,sich drehend wie ein Mühlstein".

3 Gemeint ist (nach S. 279 der Ausgabe) Ijäs B. 'Abd alläh, der in

Ja'qübs und 'Amrs Diensten gestanden war und dann Tähir unter ähn¬

lichen Batschlägen wie oben verlassen hatte.

(13)

9

Weiter erzälilt die „Geschiclite Sajestäns" (S. 315) aus Begebenheiten

des Jahres 311/923: „Ein Bote ward zu Mäkän (B. Käki aus Delam)

L 1 gesandt. Mit Kettenpanzer angetan, kam er zur Burg (?) des Abu'l

Y Husein-e Xärigi; der fragte ihn: ,Wohin gehst du?' Er sprach: ,Zu

Mäkän sendet der König seinen Diener als Gesandten'. Da sagte Abu'l

Husein im Scherz :

J ^j-al jl O'^L* Jj^j J J j\l \j ^ ) ^SL> J,Vj

= Zum Losspruch mach ich deinen Bart, o Bote :

Dein('n) Bart richt't Mäkän ganz zugrunde!^"

Ab S. 317 wird im Anschluß an die Geschichte über Mäkän erzählt,

daß bei einem Gelage der Großen Choräsäns Nasr B. Ahmad zum Wohl

des Amir Abü 6a*far trinken und reiche Geschenke an ihn abgehn ließ.

Aus diesem Anlaß habe RöSaki seine bekannte Qasida gedichtet:

J Oli j9 ju i) 1 jil*

Es werden alle 94 Doppelzeilen geboten, die als bekannt^ hier nicht

wiederholt werden, vor ahem weil wir mit dieser Qastda des RöSaki den

Anschluß an die bekannten Tatsachen der neupersischen Dichtkunst

hergestellt haben.

10

Dazu gehört auch der vom Jahr 356/966 (auf S. 324 der Ausgabe)

überlieferte Vierzeiler des Säne'-e Balxl', der Mäkän und Amir Sahid

darin erwähnt :

jlj oljl 1C-> j-^ pl->- jlOlJ' j e j-i C~> y ^ pLi-

jl Ol^l* O.^J J ^-^f^ j^" y '^l (J€Lj l y ^ 0 y-^

' Da wie ofU sowohl Subjekt wie Akkus.objekt sein können, ist

der Sinn entweder ,, macht dein Bart Mäkän" oder ,,M. deinen Bart" zu- nicht.

^ Auch mit aUen sonstigen Lesarten abgedruckt in Sa'id Nafisis drei¬

bändigen Ahwäl o AS'är-e . . . Rüöakl-je Samarqandi, Tehrän 1309—1319

s., Bd. 3, S. 1008—1019.

3 In der Ausgabe nur J)A,_ — Kann man dies nicht auch bloß als

,,balchischer Künster" lesen ?

(14)

= „Das Haus deines Kummers möge niedergebrochen wüste sein,

das Haus deiner Lust möge beständig bevölkert sein !

Andauernd möge das Ende deines Tuns mit den Guten sein;

du: Amir Sahid, und dein Feind möge Mäkän sein!"

Hiemit ist zeitlich luid kunstmäßig die Stufe der neupersischen Dich¬

timg erreicht, wie wir sie aus den reichlichen Sprachproben in Asadis

Logat-e Fors^ und in Rädüjänis Targumän al-Baläga^ aus der Zeit vor

500 d. H. nun bestens, wenn auch nur in Bruchstücken, kennen lernen

können, so daß ein weiteres Verweilen bei dieser Art Überlieferung im

Tärtx-e Sajestän uns nichts wesentlich Neues zu bieten vermöchte.

11

Anders verhält es sich aber mit dem Zeugnis einer Gedichtprobe in

persischer Sprache, die die „Geschichte Sejstäns" ganz zu Anfang über¬

liefert. Dort lesen wir (S. 35 ff.) die Mär von der Errichtung des Karköj-

Feuers zur Zeit des Kei Chosrou, wonach Abu'l Mu'ajjad-e Balxi in

seinem ,,Kerschäspbuch" berichte, daß Kei Chosrou nach ÄSarbäSagän

gegangen sei und Rostam-e Dastän mit ihm. Dort sei das Karkoj-Feiier

an der einstigen Andachtstätte des Kerääsp auf Kei Chosrous Bitten

durch Gottes Hilfe emporgeflammt, um mit seinem Licht die von Afräs-

jäb herbeigezauberte Finsternis und diesen selbst zu vertreiben.

,,Und die Gabren sagen, daß (das Karkoj-Feuei) die Geisteskraft

Kerääsps (HöS-e Keriäsp) sei, und bringen den Beweis zum Lob des

Karköj-Feuers in folgenden Worten dar:

i_^l.i^cikX.J^ l_f J-J l'il O—^j— 9

J-y J-y cTJ^-j^ -J.

(J- -Al—i Cf IjIsC_>Jä_5-

1 Ketäb Logat-e Fors, Ta'lif-e Abü Mansür 'Ali Ehn-e Ahmad-e Asadl-je

Tüsi bä Molheqätl (and ba TasMh wa Ehtemäm-e 'Abbäs-e Eqbäl . . .

Tehrän . . . 1319 s.

" Kitäb Tabcumän al-Baläga yazan Muhammad B. 'Omar ar-Rädü-

yäni, mukaddime, ha^iyo ve izahlarla nejredon Ahmed Ate§, Istanbul, 1949

= Istanbul Üniversitesi Yaynilarmdan No. 395.

(15)

Das ist ein deutliclier Zehnzeiler, dessen erste aclit Zeilen unter sich

denselben Reim haben, während die neunte und zehnte Reihe anschei¬

nend einen Kehrreim darstellen, wie er später in den der persischen

Dichtkunst eigentümlichen „Ringelgedichten" (Targi'band, Moxammas

usw.) üblich ist. Das Versmaß kommt in den Zeilen 2, 3, 6 und 7 klar zum

Vorschein: es ist ein rein die Qualität der Silben beachtender alter Sechs- silbler (mit innerem „Stimmabsatz" nach der dritten Silbe einer Zeile).

Und demgemäß wäre der Text etwa wie folgt wiederherzustehen und

zwar in einer Sprachform, die bereits — nach Ausweis des Reimworts

RöP — als früh-neupersisch und nicht mehr als sasanidisches Mittcl-

persisch anzusehen ist :

,{A)vrdxt{ag) b(w)ädä RöS, Harne, he rasf^ az JöS, Döst [harn glr)* had ÄgöS,

hameSaig) Neki kö§,

Sahä, X(w)adädgänä,

= Entzündet sei die Leuchte, Für stets erlöst von ,Wallung'

Den Freund nimm in die Arme,

bemüh dich stets ums Gute,

o Schah, o Herr der Herren,

x(w)amöa(g) KerSäsp-HöS\

{A)nöS{ag)'^ kun MeinöSl

nihäd haö Äfnn^ GöS,

[ku)^ Di{g) gudaSt ud DöS, ha(d) Äfnn-e 8äM,\

gepriesen Kerschäsp-Hösch !

den , Heiltrank' mach zum Trank!

dem Lob geliehn das Ohr,

da nächt und gestern fort, zu (deines) Schahtums Lob!"

Wir haben im überlieferten neupersischen Text also eine nach späteren

neupersischen metrischen Bedürfnissen zurechtgestutzte Lesart vor uns,

die beim wiederholten späteren Abschreiben wohl infolge Unkenntnis

der Schreiber noch weiter ,, verbösert" worden, durch deren neuere For¬

men hindurch jedoch die ursprünglichere altererbte Sprach- und Reim¬

form noch ziemlich deutlich erkennbar geblieben ist.

* Mp. RöSn = ,,das Lichte" muß wie DaheSn, Pädä&n < PäS-daJieSn

usw. im frühen Np. das schließende n verlieren, das jedoch nicht abfällt,

sobald noch eine Endung folgt (z. B. jLljj woraus das Adjektiv röä(a)n

wieder abstrahiert ist).

^ Die auch denkbare Lesung purr ast ist inhaltlich unmöglich.

^ AnöSag <,an-öS-ak = ,,nicht-tod-haft" = Ambrosia; vgl. auch nächste Gedichtprobe.

* Statt harn glr könnte man auch glr-at oder ham-at = ,,den Freund

auch in den Armen!" lesen.

° Das überlieferte «il^j iJ_^\j ist das später Übliche, wo kaum mehr

Partizipien ohne die Endung -o(^) wie z. B. rast und guSaSt bekannt sind.

Meine Umstellung ist der älteren Sprachstiife angepaßter.

* Statt des Einschubs ku wäre späterhin Di bdr-gu8aSt geradesogut mög¬

lich ; aber an sich müßte dann die ältere Form abdr stehn, die nicht zur Be¬

tonung paßt, falls man nicht Bar guSait = „ging zur Seite, verging' ' lesen will.

(16)

12

Schwieriger gestaltete sich die WiederhersteUung eines annähernd

richtigen ursprünglichen Wortlautes für eine Neujahrsansprache des

Obermöbads an den Schähanschäh, wie sie in dem 'Omar-e Chajjäm

zugeschriebenen Nouröz-Näme}- überliefert worden ist. Dort steht ge¬

schrieben :

Der Brauch der Herrscher Irans — von der Zeit des Kei Chosrou bis

zum Zeitalter des Jazdegerd-e Schahrejär, der der letzte der Herrscher

Irans war — war so gewesen, daß am Neujahrstage als Erster aus den

„fremden" (d. h. nicht zum Herrscherhaus gehörigen) Männern der Möbad

der Möbade vor den König trat mit einer güldenen Schale voll Weines,

einem Ring, mit dem Fürstenbild versehenen (? = xosrowäni) Silber¬

und Goldmünzen, einem Strauß grüngewachsener Saat, einem Schwert

mit Pfeil und Bogen, mit Tinte und Schreibrohr, einem Roß, einem Fal¬

ken und einem Knappen (c^) und ihm Lob erwies und die Ehren be¬

zeigte in Pärsisprache nach ihrem Brauch. Sobald der Obermöbad seine

Huldigung dargebracht hatte, nahten sich die Großen des Reiches und

machten ihre Aufwartung.

Wie der Obermöbad die Neujahrsgeschenke darbringt

Huldigung des Obermöbads nach ihrem Brauch

1 Von MoÖTABÄ MInowi 1933 in Teheran (nach der Berhner Hs.) ver¬

öffentlicht. Text hier nach SabkSenäsl von Mohammad Taqi-je Bahär,

Bd. 2, S. 175—176, Teheran o. J. (1321 ä.ff.).

(17)

^ —; j< — t^jj —— .'T'j j^"0_j— >- o — 'b cj}'€'j

jl ^ J CJi l) O — i^- j-

>" jL-mJ_ JlS^Ajj j jU 0->_i^ 3 jlp- J c/l/'l'l'iiL^j^ O^iJb

Vergegenwärtigt man sicli, daß diese Neujahrsansprache noch vor

dem Fall der Sasaniden, also vor dem Jahr 642 u. Z., in Brauch gewesen

sein muß, so fällt es einem nicht schwer, in den überlieferten Worten ein

„liedhaftes Gebilde" mit regelmäßigem Rhythmus und paarweisem

Reim zu erkennen, natürlich da und dort verdeckt durch die von den

Erfordernissen der neu-persischen Sprache bedingten Änderungen in

Wortstellung und Wortwahl, die für entbehrlich gehaltenen Auslassungen

und die zum Verständnis nötig scheinenden Zusätze. Alles in allem:

wenn man die Umstellungen und die Zusätze beseitigt und die Auslas¬

sungen wieder ergänzt, ergibt sich ein rein mittel-persisches Gedicht

in der alten Anustubhform eines Achtsilblers folgender Art, wobei ich

den spät mittelpersischen Lautstand der Wörter eingesetzt habe:

1. „8uhä\ Pad JaSn-e Farwarden, 2. SröS äwaräö-at Dänäjp

pad Mäh-e Farwarden (-e Den), ud BenäjP pad Kärdänt;

Rädl guzln' ahar Mardän der zlw abäg Xög-e Seren*,

(pad Den) ud (Ä)den^-e Kajän ! Säd bäS abar Taxt-e zarren !

1 wie Bahae, a.a.O., vorschlägt, ergibt keinen Sinn, zumindest

nicht den der „Vorehrung" (vollends gegenüber Gott!): ,, Freigebigkeit"

gegenüber den ,, Mannen" ist das Ziel der Ansprache ! Wegen desFarwarden- festes vgl. F. Spiegel „Trad. Liter, d. Parsen", S. 332.

^ Den uö Äöen drängen siah als sehr geläufiges Wortpaar zur Füllung

der Zeile von selbst auf, zumal bei der Ähnlichkeit des Schriftbildes ein

späterer Schreiber die Zeichen als Wiederholung angesehen und so Äöen

ausgelassen haben mag.

' Sinngemäß ist der Optativ mit enklitischen Pronomen metrisch so

aufzulösen ; statt Dänäjl usw. könnte man auch Dänäkih bzw. Dänä gl usw.

setzen.

* Das bei Bahäb überlieferte Schriftbild ^__jjk gibt weder Sinn noch Reim.

Eine mögliche Sinndeutung liegt in Seren bzw. äahren = ,, königlich" (mit er

<C ahr wie in den Eigennamen Sero neben Sahrö, Werö neben Wehrö). Da aber

Xöj nicht so sehr die (geistige) Veranlagung oder Natur, sondern die (kör¬

perliche) Verfassung oder Konstitution bedeutet (vgl. F. Rückebt in

ZDMO VIII, S. 243—244 zu Ferdousis Vorläufer Daqiqi), so empfiehlt es

sich, Seren als „löwisch = löwenhaft" zu fassen und die von BahäE gebotene

Lesart als jy^ = ,, Löwe" zu deuten und zu übersetzen. Die metrisch

nicht bedingten j sind stillschweigend unterdrückt.

(18)

3. Anösag xwar pad Jäm-e Jam? 4. 8ar-t sabz bwäd ud fuwän^ cjön Xwtd,

Rah-e Nijäkän {an)dar {Ramf : Asp-t kämkär uö parw(ä)z {cjön Gidf ;

buland Manesn ud nekög Kär^ Teg-t rösn uö paö Dusman pad Kär'',

uö WarzeSn-e Däd Nigäh där* ! Bäz-t giräg, xujastag pad Skär !

5. Ud Kär-at räst {ramaöf cjön Tir

ud Imm KeSwar e wom öe gir^ !

Pes-t Hunar grämig ud Drahm xwär'-'^,

Sräd-t äbäd uö ZiweSn'-^ basjärl

1 An-ös-ag = Todwehrtrank, siehe Anm. 3, S.234.— Das verdeuthchende

SJjr- hat eine Silbe zuviel ; die ältere Form ^ paßt hier besser.

" Eam ist der natürlichste Reim auf Jam an dieser Stelle (vgl. Sähnäme

10, 104, wo das Wort noch im Np. vorkommt; vgl. dazu weiter das daraus

abgeleitete Beiwort ramlk , .pertaining to people or mankind" bei J.

C. Tavadia „Säyast-ne-ääyast", S. 31, Anm. 10, Hamburg 1930). Don

.späteren ,, Ersatz" Rasm babe ich durch das einfachere Räh aufgehoben.

^ Himmat ist durch Manesn wieder hergestellt; noch im Jämäspnäme

des Da.stürs Borzü von Nausäri (1617 u. Z.) steht ManeH-e beh = „das

beste Denken". — Nekökärl ist nichts andres als nekög Kär, das aber

später besser Kär-e nekö wäre.

^ Wem die Zeile so zu hart klingt, wähle Rästi statt Däd aus und lese:

uö Warzein-e Rästi *hangär ! was dasselbe meint, sich aber mehr vom über¬

lieferten Schriftbild entfernt.

* Juwänl ist in diesem Wunsohe fehl am Platze, donn das Glück soll

,,grün und jung" wie Getreideschosse sein.

* An sich könnte man mit Bahäb auch peröz lesen, was aber keinen Ver¬

gleich zuläßt. Als Reimwort auf Xwlö und Vergleichssinn zu Asp ist nur

Olö = ,, Gabelweih, Milan" möglich, so daß die Zeichen prwz am besten

mit parwäz = ,, fliegend" gelesen werden.

' (_$jlS'wäre *kärlg = , .wirksam" zu lesen, was aber weder ins Versmaß

noch zum Reim paßte. Da heute nooh nä-pa-kär = ,, unwirksam" ist, war

das nächste, statt *kär%g (mit Umstellung) paö Kär zu nehmen.

^ Statt rawäö könnte man auch bawäö setzen, was aber im Hinblick auf

Zeile 4 a unzulässig erscheint.

° Damit man nicht y(SJj^= >jein neues Reich" (mit Pleneschreibung

der Izäfat) lese, war die Umstellung im Nouröznäme nötig. — Die ganze

Zeile j. habe ioh als überzählig ausgemerzt, obwohl sie sich ins Acht¬

silbenmaß zu fügen scheint, weil sie a) inhaltlich nicht her paßt, b) über¬

zählig im Strophenbau ist. und c) das bar in der hier gebrauchten Spraoh-

stufe ahär heißen müßte !

Statt hunar könnte man auoh das überlieferte belassen und os

entweder — den herrschenden Tongesetzen entsprechend — Hun'rlh =

,.Taugliolikeit, Zustand des Könnens" oder (als hauptwörtlioh gebrauchtes

Eigenschaftswort) Hungrig = ..Tauglicher, Könner" lesen. Beiden Le¬

sungen, die den Wortton auf den Endsilben haben müßten, steht aber die

erforderliche Betonung auf der ersten Silbe entgegen. Schließlich könnte

(19)

1. 0 Schah! Beim Feste „Aher Seelen"i,

im Monat Farwardin des Glaubens,

zeig dich freigebig allen ,, Mannen"

nach Brauch und Glauben der Kajäne !

2. Srösch bringe dir hernieder Weisheit

und Einsicht, der sich paart Erfahrung !

Lang lebe löwenstarken Leibes

zufrieden auf dem goldnen Throne !

3. ,, Todwehrtrank" trink aus Dscliamscheds Schale im Weg der Ahnen in der ,, Herde":

dir hohen Sinn und gute Taten,

Verwirklichung des Rechtes wahre !

4. Dein Haupt sei grün und jung wie Saaten,

dein Roß gefüg und flugs wie Weihen;

dein Schwert licht, wirksam gegen Feinde,

dein Falke griff- und jagdgewaltig !

5. Dein Wirken^ laufe pfeilgerade,

wie auch das Land du neu ergreifest !

Wert sei dir Können und Geld nichtig,

dein Haus erblüh und währe lange!"

Das ist eine wunderschöne ,, diplomatische Neujahrsansprache" an den

Herrscher des Landes! Im übrigen berichtet öähiz in seinem Kitab at-

Täg^ über die einstigen iranischen Neujahrsgebräuche: „Am Neujahrs¬

tage gebührte es einem jeden der Großen aus den ,, Nächsten" {Aqribä') des Schähänschähs oder der ,, Fernerstehenden" (Begänagän) der Großen,

daß er dem Schähanschäh seine Aufwartung machte und ihm ein jeder

nach seinem individuellen (Verwandtschafts- und Lehns)verhältnis

ein Geschenk ,nach der Neujahrssitte' darbrachte" (wobei „die Dichter

ein Gedicht zum Geschenk machten").

man Hunar auch auslassen und dafür das gleichfalls überlieferte Dänäg

stehenlassen.

Zjandagänl oder auch Zjandagl sind jüngere Ersatzwörter für einen

zweisilbigen älteren Gleichsinn, der im mazdajasnischen Schrifttum wohl

^iwein gewesen sein dürfte (wie das Wort als i^ji.j z. B. noch in einer

Riwäjat, Suppl. Pers. 46, Bl. 89, zu lesen ist).

1 Das ,,Farwardinfest" wird zur Erinnerung an die ,, Manen" (= FravöM) aller Abgeschiedenen gefeiert.

^ Sollte Kär hier noch ,,Heer" bedeuten, was zur nächsten Zeile wohl

ganz gut passen könnte ? ^ Kairoer Ausgabe, S. 148.

(20)

Zusammenfassung

Um die Bedeutung der vorstehenden 10 bzw. 12 Gedichtproben richtig

ermessen zu können, wird es am besten sein, eine Übersicht über die

Dichter, deren Zeit und die von ihnen benutzten Versmaße aufzustellen.

Dichter : Zeit : Versmaß :

1. Abü Hafs-e Sogdi : *650— 720 1 | || rein mp.

2. Ibn Mufarrig: *60/*680: -> | || rein mp.

3. Mohammad-eWasif: 253/867: ^^-_|G-T:;__|c-c;_-|crG-|| arab.

4. Bassäm-e Kürd: *260/874:l , ,, ,

5. Mohammad-eMolhed :„ „ — - |- - — |- — i| arab. + mp.

6. Mohammad-eWasif: 283/896: o_|| || reinarab.

7. Mohammad-eWasif: ,, ,, ]

8. Mohammad-eWaalf: *296/909:/= ^"^^^Pi^l«*" * ^= arab.+mp.

9. Hosein-cXäregi: 311/923: ->_o.^_|_:rT;_|_w_|| reinarab.

10. Säne'-e Balxl: 356/966: ||

reiner np. Vierz.

11. N. N.: vor 642: | || rein mp.

12. N. N.: vor 642: || rein mp.

Aus der Übersicht geht hervor, daß die neupersische Dichtung des

ersten muslimischen Jahrhunderts noch ausschließlich nach den im

Mittelpersischen geltenden Regeln der Dichtkunst verfaßt wurde und

daß auch zwischen 800 und 900 u. Z. nach Übernahme der arabischen

Versmaße oder nach Anpassung der einheimischen Maße an die im Ara¬

bischen gültigen Regeln neben gelegentlichen rein in arabischer Weise

„gewogenen" Dichtungen doch — gerade beim ,, Wägen der Silben" —

(oft) noch aus der mittelpersischen Dichtkunst übererbte Gewohn¬

heiten üblich waren, die sich über gewisse Erfordernisse der neuen Vers¬

technik hinwegsetzten. Mit anderen Worten: die später ahein gültigen

Kegeln hatten sich damals noch nicht endgültig dmchgesetzt. Erst im

4./10. Jahrhundert beginnt die uns geläufige neupersische Prosodie, ihre

unumschränkte Herrschaft anzutreten, der sich aber das stärker als die

anderen Dichtungen vom Geist der Überlieferung umhütete iranische

Heldengedicht doch noch dann und wann zu entziehen wußte, wie die

vorn gestreiften Beispiele aus dem Sähnäme (und auch noch aus dem

Bahmannäme usw.) zeigen: in unseren ,, geglätteten" Ausgaben oder in

späteren Handschriften kommt das aherdings nicht so stark zum Ausdruck

wie in den ältesten Texten oder den noch nicht veröffentlichten Gedichten.

Lehrreicher sind die beiden Beispiele aus der mittelpersischen Zeit

bzw. aus der Wendezeit vom Mittel- zum Neupersischen. Die vorletzte

Gedichtprobe vom Karköj-FeueT ist, wie bereits erwähnt, ein Beweis da-

(21)

für, daß die bei Manöcehri, Farroxi und anderen so meisterhaft geform¬

ten liedhaften Targi'band, Tarktbband, Mosammat, Moxammas usw. hier

eines ihrer Vorbilder haben und somit auf ein reichlich ehrwürdiges Alter

zurückblicken köimen.

Das letzte Beispiel der gereimten Neujahrsansprache des Obermöbads

an den Schähanschäh ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Zum er¬

sten zeigt es, daß es sich bei der mittelpersischen Dichtung, dem sog.

xosrowäni S^röö'^, um wirkliche Dichtung und nicht bloß um ,, Prosa

mit Endreim" oder Reimprosa (Natr-e musagga') handelt. Eine solche

aber mußten die arabisch(gebildet)en Gelehrten annehmen, weil ja nach

ihren Versbegriffen die Silben auf ihre Quantität" hin ,, gewogen"

werden mußten: eine Skandierung, die nur die Silben nach ihrem Wort-

und Satzton maß, dagegen die bei Mitlauthäufung (im Dari) inzwischen

eingetretenen tatsächlich gesprochenen oder nur metrisch zu beachten¬

den „Sproßlaute" {Sr5S:S^röS; Asp-t:Asp-at oder Asp-f\) außer acht

ließ, konnte in ihren Ohren keine „Dichtung", sondern mußte „Prosa"

sein! (Diese Regel gilt bis heute!) Für ein vom Arabischen unbeeinflußtes

Gehör jedoch bildeten diese Worte eine vollkommene Dichtung (wie ja

die mundartliche Dichtung und die Kinderreime^ noch heutzutage dartun) .

Zum zweiten zeigt das letzte Beispiel mit seinen paarweisen Reimen

(und seiner vierzeiligen Strophenform), daß auch die im Neupersischen

von jeher so beliebten Matnawi-Diehixmgen oder „Paarzeher" (anfäng¬

lich auch Muzdawwagat genannt) auf ein recht beachtliches Alter zu¬

rückblicken können, seien es solche im Hazag-MskQ wie das (ältere)

Sähnäme des Mas'üdl-je Marwazi und Wis u Rämin des Faxr ud-Din-e

Gmgänl oder solche im Mutaqärib-Versma.ß wie die mancherlei Helden¬

gedichte von Ferdousis Sähnäme an bis zum öärg-Näme des Mulla Feröz

im Jahre 1837 und solch liedhafte Gebilde wie die Häfez zugeschriebe¬

nen Säqi- undj Moganni-Näme. Wie weit aherdings die Paarzeilerreime

in Liedform in die mittelpersische Vergangenheit hinaufreichen und im

sonstigen S'röd-e xosrowäni angewandt worden sind, bedarf noch weiterer

Funde und eingehenderer Untersuchungen, als sie uns heute möglich sind.

^ Der S^röd-e xosrowäni hat natürlich nichts mit dem Samaniden-

dichter Abü Tähir at-Tajjib B. Muhammad al-Xusrawäni zu tun, wie

Mohammad Taqi-je Bahär in seiner Sabkäenäsl, Bd. II, S. 176, meint; das

von ihm dort ebenfalls zitierte Gedicht „Säh-m abar Gäh abar äred" usw.

kann ich im Logat-e Fors nicht unter dem Namen Xosrowäni entdecken.

— In Nezäml-je Gangawis Eqhälnämi (Ausgabe W. Dastgardi 1318/1939,

S. 135) ist von einem pahlawäni Soröö und im Sarafnämd (Ausgabe Dast-

oabdi 1316/1937, S. 410, Z. 7) von einem sogdi Soröö, (ebda. Z. 8) von

Seräjandagän-e Rah-e pahlawi die Rede.

' z. B. das aus fünfsilbigen Zeilen bestehende Liedlein „Käbütar" in der

Fibel „Alefbä" des A. Bägcebän, Teheran 1327/1948, S. 63.

(22)

Manücehr-Moschee zu Ani

Von Wilhelm Barthold

Deutsche Bearbeitung von Walther Hinz, Göttingen

Vorbemerkung des Bearbeiters

Die hier in deutscher Bearbeitung veröffentlichte Abhandlung Wilhelm

Baktholds^ geht über den Rahmen einer Inschriften-Untersuchung weit

hinaus. Sie darf als grundlegender Beitrag zur nahöstlichen Wirtschafts¬

und Sozialgeschichte im Mittelalter gelten.

Bislang befindet sich meines Wissens in den Büchereien Mitteleuropas

kein Heft der russischen Urausgabe^. A. ZekI VELint Togan hatte die

Freundlichkeit, mir in Istanbul das seine zur Verfügung zu stellen.

Eine türkische Ubersetzung, besorgt von Abdülkadie, erschien 1931

zu Istanbul unter dem Titel: llhanhlar Devrinde Malt Fa«i2/ei(,,Die Finanz¬

lage zur Ilchanidenzeit"^). Zum Unterschied von dieser wortgetreuen Über¬

setzung war ich bestrebt, die deutsche Bearbeitung dem heutigen Stand der

Forschung anzugleichen, jedoch ohne die Ausführungen Baetholds zu

verwischen. Nach Möglichkeit habe ich die von ihm aus persischen Hand¬

schriften angeführten Stellen auf die seit 1911 gedruckten Ausgaben be¬

zogen. Zusätze und Abänderungen wurden in eckigen Klammern gegeben.

Eine der Inschriften, die bei der Durchforschung der Überreste von

Ani* aufgefunden wmden, enthält den Wortlaut eines Erlasses (Yarlig)

des Mongolenfürsten Abü Sa'id, der von 1316 bis 1335 über Persien

herrschte. Der Erlaß war zum Schutz der Bevölkerung vor ungesetz¬

lichen und aussaugerischen Sondersteuern ergangen. Die Inschrift (sie

ist nicht ganz vollständig, es fehlt der Schluß) wurde an sichtbarer Stelle

in die Moschce-Außenmauer eingemeißelt, offenbar um ihren Inhalt einer

möglichst zahlreichen Einwohnerschaft bekanntzugeben, damit sie über

^ V. Baetol'd, Persidskaja nadpis' na stene Anijskoj meöeti Manuöe.

(Anijskaja serija No. 5). St. Petersburg 1911, 8°, 44 Seiten.

" Eine Ablichtung befindet sich in der Bücherei des Deutschen Archäolo¬

gischen Instituts zu Istanbul.

^ In Band I, S. 135—159 der ,, Zeitschrift für Türkische Rechts- und

Wirtschaftsgeschichte" (Türk Hukuk ve Iktisat Tarihi Meemuasi).

* [Ani ist der Name einer altarmenischen Ruinenstätte im Viläyet Kars

(Ostanatolien), am rechten Ufer des Arpafay, etwa 40 km vom Zusammen¬

fluß des Arpa^ay und des Aras entfernt; vgl. den Aufsatz Baetholds über

Äni in der Enzyklopaedie des Isläm.l

16 ZDMG 101

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