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Schäden, Risiken und Nebenwirkungen von Psychotherapie

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Schäden, Risiken und Nebenwirkungen von Psychotherapie

Bachelorarbeit Pflegewissenschaft

an der

Medizinischen Universität Graz

(im Studienzweig Pflege- und Gesundheitswissenschaften)

vorgelegt von Sadeta Softic 0533693

In Jänner 2009

Titel der Lehrveranstaltung: Gesundheitspsychologie, geschlechterspezifisches Gesundheitshandeln

Begutachterin: Dr. Mag. Höfner Claudia

Graz, 2009

(2)

2 Ehrenwörtliche Erklärung:

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet und die den genutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Weiters erkläre ich, dass ich diese Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt habe.

Graz, am 12.02.2008………..

Softic Sadeta

(3)

3 Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung ... 7

1. Ausbildung in Österreich ... 7

2. Geschichte der Psychotherapie... 7

2.1 Die Hypnose ... 9

3. Definition „Psychotherapie“ ... 9

4. Unterschiedliche Therapieformen ... 10

4.1 Einzeltherapien... 10

4.2 Paartherapien... 10

4.3 Familientherapien ... 11

4.4 Gruppentherapien ... 11

4.4.1 Selbsthilfegruppen... 11

4.4.2 Selbsterfahrungsgruppen... 11

5. Die Profession Psychotherapie... 12

II. Hauptteil ... 13

6. Handlungsfehler ... 13

6.1 Beispiele für mögliche Therapiefehler ... 14

7. Unerwünschte Ereignisse in der Psychotherapie ... 15

7.1 Risiken für Klienten... 15

7.2 Risiken für Therapeuten ... 15

8. Die Wirksamkeit der Psychotherapie... 16

9. Verschiedene Risiken... 16

9.1Therapeut ... 16

9.1.1 Risiko:„richtiger Therapeuten“ ... 17

9.1.2 Allgemein wichtige Aspekte ... 17

9.1.3 Risikoprävention ... 18

10. Risiken für den Klienten ... 19

10.1 Psychotherapiemarkt... 19

10.1.1 Risiko: mangelnde Transparenz der Therapiemethoden ... 20

11. Therapieschäden... 20

11.1 Risiko: Therapeutische Beziehung ... 22

(4)

4

12. Ethische Risiken... 22

12.1 Wesentliche Richtlinien ... 23

13. Macht und Machtmissbrauch ... 23

13.1 Definition: „Macht“... 23

14. Macht in der Psychotherapie ... 24

14.1 Verschiedene Formen... 24

14.2 Risiko: Folgebereitschaft ... 25

14.3 Risiko: soziale Diskriminierung bzw. Stigmatisierung ... 25

15. Trennung Beruf- und Privatleben... 26

16. Risiko: Sexueller und psychischer Missbrauch... 27

17. Weitere Formen des Machtmissbrauchs ... 28

17.1 Risiko: Narzisstischer Missbrauch in der Psychotherapie ... 28

17.1.1 Definition: Narzisstischer Missbrauch ... 29

17.1.2 Kennzeichen ... 29

17.2 Aspekt: Wusch nach Nähe und narzisstischer Bedürftigkeit... 30

18. Mögliche unerwünschte Auswirkungen... 30

III. Schlussteil... 32

19. Häufigkeit sexuellen Missbrauchs am Beispiel USA ... 32

20. Schlussbemerkungen... 32

21. Fazit... 33

Literaturverzeichnis... 35

(5)

5 Fragestellung und Ziele der Arbeit

Das Interesse an vielen Themen aus dem Bereich der Psychologie und Psychiatrie hatte ich bereits in der Schulzeit. Wir hatten einen sehr netten aber strengen Professor, welcher uns oft eine Lektüre zum Lesen als Aufgabe mitgab und so konnte ich damals einen kleinen Einblick in verschiedene Themen gewinnen. Ich beschäftigte mich auch privat mit unterschiedlichen Gebieten aus der Psychologie, vor allem haben mich die Theorien und Bücher von Sigmund Freud angesprochen.

Die Impulse zu solch einem Thema bekam ich dann durch das Seminar

„Gesundheitspsychologie, Geschlechterspezifisches Gesundheitshandeln“, das ich sehr spannend fand. In diesem Seminar hatten wir auch die Aufgabe, eine Abschlussarbeit zu verfassen, und meine Forschungsfrage war damals: „Inwieweit beeinflusst der soziale Status die Entstehung psychischer Erkrankungen im Gendervergleich?“

Die Suche nach passender Literatur für diese „kleine Bachelorarbeit“ verschaffte mir einen tieferen Einblick in die Themenschwerpunkte der Psychologie und erweckte so in mir das Interesse, darüber zu recherchieren und berichten und daraus eine Bachelorarbeit zu machen.

Nach Absprache mit meiner Betreuerin einigten wir uns auf das Thema „Schäden, Risiken und Nebenwirkungen von Psychotherapien“.

Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen zwei zentrale Begriffe: die Psychotherapie und deren mögliche negative Effekte bzw. Auswirkungen. Ich werde auf folgende Forschungsfrage besonders eingehen: Was bedeuten unerwünschte Ereignisse in der Psychotherapie?

Durch einen kurzen geschichtlichen Hintergrund werde ich auch auf die Entwicklung der Psychotherapien eingehen und danach über die Profession Psychotherapie in Österreich recherchieren. Im Mittelpunkt sollen auf jeden Fall die negativen Auswirkungen bzw. Risiken der Psychotherapie erkennbar sein. Hier werde ich speziell über die am häufigsten auftretenden Risiken und daraus resultierenden Schäden für den Klienten und Therapeuten recherchieren. Im Schlussteil ein Fazit sowie auch ein Zukunftsausblick.

Anmerkung: Bei den folgenden Begriffen „Therapeut“ oder „Klient“ sind natürlich immer beide Geschlechter gemeint. Ich wollte somit die Arbeit übersichtlicher machen und damit vor allem die Einfachheit beim Lesen gegeben ist.

(6)

6 Abstract

In der vorliegenden Arbeit geht es vor allem darum, unerwünschte negative Auswirkungen von Psychotherapien aufzuzeigen. Im Hauptteil werden verschiedene Risiken für die Therapeuten, Klienten und die Gesellschaft näher erläutert, die zu einem Misserfolg der Therapie führen können. Allgemein gilt, dass Psychotherapien keine Garantie für den Erfolg liefern.

Ergebnisse: Da in jeder Therapie die Beziehung zwischen Therapeuten und Klienten an erster Stelle steht und die Basis einer erfolgreichen Therapie darstellt ist die richtige Wahl des Therapeuten, sowie der Methode die wichtigste präventive Maßnahme. Ein Grund für die zahlreichen unerwünschten Ereignisse in der Therapie könnte im Psychotherapiemarkt liegen.

Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Methoden und deren mangelnder Transparenz ist die Wirksamkeit einer Psychotherapie kaum überprüfbar. Weiters stellt die Berücksichtigung der ethischen Grundsätze eine Voraussetzung für eine seriöse Durchführung von therapeutischen Methoden dar und kann damit das Risiko von Scharlatanerie minimieren.

Schlussfolgerung: Im Schlussteil geht es vor allem darum, wie man derartigen Problemstellungen entgegenwirken kann, um die Erfolgsbilanz in der Psychotherapie zu steigern. Schlussfolgernd ist zu sagen, dass spezielle Maßnahmen in der Aus- und Weiterbildung, sowie klare berufs- bzw. zivilrechtliche Regelungen dringend notwendig sind.

Weiters sind Definitionen von unzulässigen Grenzüberschreitungen und der Erlass von Richtlinien bezüglich entsprechender Sanktionen durch die zuständigen Berufsverbände unverzichtbar und würden einen großen Beitrag zur Verbesserung der Qualität von Psychotherapien leisten.

The present work deals with the undesirable negative effects of psychotherapies.

The main part points out different risks for therapists, clients and the society, which are able to cause the therapy to fail. In general, psychotherapy offers no guarantee e for any success.

Results: As in any therapy, the relationship between the therapist and the client comes first and is the basis for a successful therapy, but the right choice of the therapist and the method is the most important preventive measure. One reason for the large number of adverse events in the therapy could be in the psychotherapy market. Due to the large number of different methods and their lack of transparency, the effectiveness of psychotherapy is hardly verifiable. Furthermore, the consideration of the ethical principles is a precondition for a serious implementation of therapeutic methods, and can thereby minimize the risk of charlatanry.

Conclusion: The final part is all about how to counter such problems to increase the record of success in psychotherapy. Reasoning, it ist to say that specific measures in education and training as well as clear professional and civil law systems are urgently needed. In addition, clear definitions of unauthorized border crossings and the adoption of policis by professional associations are essential and would greatly contribute to the improvement of psychotherapies’ quality.

(7)

7 I. Einleitung

1. Ausbildung in Österreich

Am 1. Jänner 1991 trat das Bundesgesetz über die Ausübung der Psychotherapie – das sogenannte Psychotherapiegesetz – in Kraft. Seitdem ist die psychotherapeutische Berufstätigkeit, aber auch die Ausbildung in Österreich gesetzlich geregelt. Es legt etwa die Voraussetzungen für die Ausbildung, die Berufsbezeichnung, die Berufspflichten, den Listeneintrag, den Psychotherapiebeirat sowie Strafbestimmungen und das Verhältnis zu anderen Vorschriften fest.

(Stumm 2006, S. 5)

2. Geschichte der Psychotherapie

Manche Formen der Psychotherapie sind so alt wie die Menschheit. So gab es beispielsweise schon früh religiös-magische Heilkunst oder verschiedene Berufe wie den des Priesterheilers und Arztes im Mittelalter.

Als systematisch, wissenschaftlich fundierte Disziplin ist die Psychotherapie allerding relativ jung. Der Begriff tauchte erstmals 1870 in England und in den Niederlanden auf. Aber erst mit der Entwicklung der Psychoanalyse durch Sigmund Freud stand eine theoretische und praktische Methode zur Verfügung, die zugleich den Beginn der modernen Psychotherapie markierte.

In Mitteleuropa haben insbesondere Österreich, Deutschland und die Schweiz zur Entwicklung der modernen Psychotherapie einen großen Beitrag geleistet – vor allem wenn man sich bis zumindest 1933 die vielen Pioniere anschaut, die gelebt und gewirkt haben: unter anderem Sigmund Freud, Jung, Reich und Frankl.

(Stumm 1999, S. 27 – 40)

(8)

8 Zahlreiche Unterschiede zur damaligen Bedeutung der Psychotherapie und deren Aktivitäten sind uns überliefert:

 das Verständnis, dass die verlorene Seele ein von sich selbst entfremdeter Zustand wäre.

 die Geister als verdrängte Anteile seines eigenen Selbst, die nach außen projiziert und beim „Besessenen“ geäußert werden. Feierliche Rituale, wie zum Beispiel das des Exorzisten, der vom bösen Geist und von den eigenen Fähigkeiten überzeugt ist, sind auch in der Psychotherapie anzutreffen.

 Die Bedeutung der Beziehung zwischen dem Heiler und dem Kranken bzw. zwischen dem „Besessenen“ und dem Exorzisten ist mindestens so wichtig wie jene zwischen den Psychotherapeuten und Klienten. (Stumm 1999, S. 40ff)

 auch der Äskulapkult in den Tempeln des alten Griechenlands weist Ähnlichkeiten mit heutiger Psychotherapie auf: Die Behandlung bestand darin, dass man sich in den Tempel – oder in früherer Zeit in eine Höhle – zurückzog, um sich dort auf dem Boden liegend auszuruhen, aber sich auch dem Erleben der Empfindungen, Visionen und Phantasien – und damit ebenso dem Entsetzen – auszusetzen. Bedeutend dabei war die Vorbereitung darauf, also die Reinigung, das Wassertrinken, das Gebet und die Existenz eines Ortes, an dem Heilung stattfinden kann.

Aus diesen Beispielen der Heilkunst lässt sich erkennen, dass der Heiler eine starke Rolle - somit die zentrale Bedeutung darstellt, und es nicht zwingend die Technik ist, die den gewünschten Erfolg erzielt. Als wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie gilt der Glaube des Heilers an seine eigenen Fähigkeiten, aber auch der Glaube der Klienten an dessen Heilfähigkeiten, die für die Psychotherapie maßgeblich sind.

(9)

9 2.1 Die Hypnose

Heiler und Exorzisten wendeten oft die Kunst der Hypnose an. Aber ab 1770 begann sich die mystisch-magische Bedeutung der Hypnose zu lösen. Nennenswert ist hier vor allem der österreichische Arzt Franz Anton Mesner, der vorwiegend Frauen aus gehobenem Stand, die von Messners Zauber beeindruckt waren, in Gruppen behandelte. Er versetzte die Frauen in Trance, wo sie krisenhafte Kämpfe „erlebten“. Diese dokumentierten ihre Erkrankung, welche aber auch einen Weg zur Genesung bedeuten konnte.

Viele andere Überlieferungen der Profession Psychotherapie sind uns bekannt und wie wir aus dem kurzen geschichtlichen Hintergrund erkennen können, weisen sie Ähnlichkeiten mit den heutzutage angewandten Methoden auf. Wie damals ist auch heute die Beziehung zwischen den Klienten und Behandelnden für den Erfolg während einer Therapie maßgebend.

Doch wie werden heutzutage der Begriff der Psychotherapie und die Aufgabengebiete eines jeden Psychotherapeuten definiert?

(Stumm 1999, S. 50f)

3. Definition „Psychotherapie“

Psychotherapie lässt sich auf zwei Arten einschränken: einerseits auf ihre Problem- bzw.

klientenspezifischen Einsatzgebiete, wie zum Beispiel Psychotherapie bei Essstörungen, Depression, chronischem Schmerz, oder auch Psychosen-Psychotherapie sowie viele andere.

Anderseits ist sie nach ihren institutionellen Kontexten einschränkbar, wie etwa Psychotherapie im Zwangskontext, im Krankenhaus, in der freien Praxis – also nach ihren praktischen Anwendungen.

Eine andere Möglichkeit zur Definition ist, sich an psychotherapie-internen Theorien zu orientieren und die großen schulischen Traditionen zu unterscheiden, von denen die Entwicklung der Psychotherapie in diesem Jahrhundert geprägt wurde und immer noch wird.

(Slunecko 1999, S.11f )

(10)

10 Im österreichischen Psychotherapiegesetz wird Psychotherapie definiert als:

„die nach einer allgemein und besonderen Ausbildung erlernte, umfassende, bewusste und geplante Behandlung von psychosozial oder auch psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen mit wissenschaftlich- psychotherapeutischen Maßnahmen in einer Interaktion zwischen einem oder mehreren Behandelnden und einem oder mehreren Psychotherapeuten mit dem Ziel, bestehende Symptome zu mindern oder zu beseitigen, Entwicklung und Gesundheit des Behandelten zu fördern“

(Slunecko 1999, S.11 zit. nach Kierein et al. 1991, S.118).

4. Unterschiedliche Therapieformen

4.1 Einzeltherapien

Die Einzeltherapie ist die häufigste Variante aller Behandlungsformen. Sie ist dann besonders wichtig, wenn die Klienten ausdrücklich eine private und persönliche Beziehung mit dem Behandelnden wünschen und wenn das Selbst, eigene Gedanken und Gefühle, eigenes Verhalten und die Kindheit im Mittelpunkt stehen.

4.2 Paartherapien

Die Paartherapie ist eine Methode, bei der viel mehr die Beziehung zwischen zwei Menschen als die individuelle Leidensgeschichte im Vordergrund steht. Hierbei sind beide an der Therapie beteiligt, auch wenn es vorkommt, dass der eine oder andere an seiner „Schuld“

zweifelt und der Meinung ist, als ein „Mit-Therapeut“ für den anderen Partner zu fungieren.

Dennoch sollten beide zur Teilnahme bereit sein.

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11 4.3 Familientherapien

Bei einer Familientherapie geht es vor allem darum, bestehende Probleme bzw.

krankmachende Aspekte im gesamten System aufzudecken, sie zu analysieren und wenn möglich zu beseitigen. Die Familiendynamik ist also der eigentliche Gegenstand der Behandlung – Persönlichkeitsentwicklung steht eher am Rande des Interesses.

4.4 Gruppentherapien

Gruppentherapien haben den Vorteil das „Leid“ anderer sowie deren Umgang damit zu erfahren. Sie ermöglichen den Teilnehmenden dadurch, über ihre eigenen gestörten Empfindungen intensiver nachzudenken und so eventuell mit eigener Kraft das Problem zu lösen. Außerdem geben sie Gelegenheit, vor anderen aufgeschlossener zu werden. Der Nachteil ist jedoch, dass man möglicherweise nicht so oft an die Reihe kommt und stattdessen auf die anderen Teilnehmer Rücksicht nehmen muss.

4.4.1 Selbsthilfegruppen

Weiters sind auch die Selbsthilfegruppen zu nennen, die ebenfalls in vielen Fällen Hilfe bringen können. In diesen Gruppen treffen sich Menschen mit ähnlichen bzw. gleichen Problemen, Krankheiten und Sorgen, die sich durch gegenseitiges Erzählen und in emotionaler und organisatorischer Hinsicht unterstützen. Auf diese Art sollen Hilfestellungen für das eigene Selbstmanagement gefunden werden.

4.4.2 Selbsterfahrungsgruppen

Selbsterfahrungsgruppen sind vor allem für Menschen, die ihre Potenziale stärken, soziale, emotionale und sexuelle Grenzen bzw. Hemmschwellen überwinden oder auch ihre kreativen Erfahrungen mit sich selbst erleben wollen. Der Sinn dieser Gruppen ist, mehr über sich selbst zu erfahren.

(Stumm 1999, S. 79 – 82)

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12 5. Die Profession Psychotherapie

Es gibt viele vermeintliche Gründe, um eine Psychotherapie abzuweisen. Einstellungen wie zum Beispiel „Ich bin doch nicht verrückt“, „Andere werden doch auch mit ihren Schwierigkeiten fertig“ oder „Seelenheiler sind doch nur Scharlatane, die sich nicht einmal selbst helfen können“ und ähnliche Ängste bzw. Vorurteile haben viele Menschen in unserer Gesellschaft, die auch oft nicht ganz unbegründet existieren.

Wir alle kennen die kleinen und großen Krisen des Lebens: Druck, Hass, Schmerz, Niedergeschlagenheit, Verwirrung sowie Antriebslosigkeit, die oft Gefühle der Hoffnungs- und Ausweglosigkeit hervorrufen. Aber anderseits wissen wir auch, dass die meisten Tiefen in unserem Leben nach kurzer oder manchmal etwas längerer Phase wieder vorüber gehen. In der Regel verfügen wir über eine Vielzahl an Abwehrmechanismen und holen uns oft Stärken in der Familie und im Freundeskreis.

Doch mitunter müssen wir durch unsere Selbstprüfung feststellen, dass wir mit zahlreichen untauglichen Bewältigungsstrategien konfrontiert sind. Beispielhaft zu nennen ist hier vor allem die Neigung, sich bis zur Grenze der Belastbarkeit „zusammenzureißen“, genauso aber auch zerstörerische Frust, Gewalt, unkontrollierter Medikamenten- und Drogenmissbrauch sowie Rückzug in den letzten Winkel des Lebens. Wenn nun diese Reaktionen überhand nehmen, ist eine professionelle Hilfe empfehlenswert.

(Müller 1996, S.17 – 19)

(13)

13 II. Hauptteil

In meinem Hauptteil werde ich nun vor allem auf mögliche negative Folgen und damit unerwünschte Ereignisse in der Psychotherapie eingehen. Dabei stellen sich folgende Fragen:

Wie können wir uns sicher sein, dass der Therapeut wirklich über klientenspezifische und professionelle Kompetenzen verfügt?

Wie kann man wissen, ob der Umgang mit den Betroffenen auch den gesetzlichen und sozialen Rahmenbedingungen entspricht und man den Rat des Therapeuten bedenkenlos befolgen kann?

Kann eine Therapie in diesem Rahmen auch negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Ratsuchenden hervorrufen – und falls ja, welche – oder mögliche Schäden und Nebenwirkungen bewirken?

Viele stellen sich derartige Fragen, werden jedoch in der Gesellschaft schlecht beraten. Ich werde daher versuchen, in meiner Arbeit auf diese unvermeidlichen aber erwünschten Fragestellungen einzugehen und einige Erkenntnisse aus der Literatur zusammenfassen.

6. Handlungsfehler

Jede Form der Interaktion produziert verschiedene Veränderungen, welche erwünscht oder unerwünscht sein können. Nach Kleiber (1989) stellt die Psychotherapie ein komplexes System dar, das zwingend „das Handeln unter Risiko“ miteinschließt. Fehlschläge bzw.

Misserfolge können entstehen, welche vom Ganzkonzept abhängig sind – sowohl durch Therapeuten als auch Klienten.

Deswegen ist es laut Kleiber sinnvoll, von Fehlern und Fehlschlägen auszugehen, die entstandenen Misserfolge offenzulegen und zu diskutieren, um aus ihnen lernen zu können.

Einige wichtige Hinweise über die verschiedenen Arten der Fehler in einem komplexen System wie jenem der Psychotherapeuten beschrieben Dietrich Dörner und seine Arbeitsgruppe aufgrund verschiedener Untersuchungen.

(Kleiber 1989, S.131f)

(14)

14 Bei diesen Untersuchungen ging es Dörner vor allem darum, mögliche unerwünschte Ereignisse, die in einer Therapie passieren können, aufzuzeigen. Er und seine Arbeitsgruppe simulierten durch spezielle Experimente die Schwierigkeiten im Umgang mit solchen Systemen. Die Aufgabe der Testpersonen war, ein derartiges System zu steuern – wie zum Beispiel in die Rolle eines Bürgermeisters zu schlüpfen, der eine kleinere Stadt zu führen hatte, ähnlich wie in einer Therapie, wo ebenso komplexe Bedingungen vorzufinden sind.

Ausschlaggebend in der Simulation war, dass das System nicht starr, sondern lernfähig war und sich veränderte. Die Struktur und Entwicklungsdynamik war vorher nicht bekannt, also verhielt sich das System aktiv und war durch Eigendynamik gekennzeichnet. Außerdem war die Komplexität gegeben, indem Informationen, die für Entscheidungen gebraucht wurden, entweder erst erhoben werden mussten oder fehlten. Unter solchen Handlungsbedingungen traten verschiedene Fehler auf, die man als Risiken ansehen könnte.

(Kleiber 1989, S. 132 f)

6.1 Beispiele für mögliche Therapiefehler Gemäß Dörner traten folgende Fehler auf:

1. Eine unzureichende Zielkonkretisierung fiel gleich zu Beginn auf, welche die Fehler im System verursachte. Versuchspersonen überlegten sich diese Ziele solange, bis irgendwelche Missstände aufkamen. Dann wurden sie gleich beseitigt, ohne sich zu vergewissern, ob es eventuelle Folgeprobleme anderer Misserfolge seien.

2. Außerdem stellte man fest, was das wichtigste bei einem komplexen System ist. Dazu gehört, sich ein vollständiges Bild vom Handlungsfeld zu machen und ein strukturiertes und organisiertes Schema zu bilden. Oder anders gesehen: Wenn solche Orientierungshilfen fehlen, finden wechselnde Problembehandlungen weitaus häufiger statt. Außerdem würden aufgrund unzureichenden Wissens über das Handlungsfeld, Schwerpunkte falsch gesetzt werden.

3. Vor allem zeigte sich, dass ein Schwerpunkt ohne Beachtung des Systemzusammenhangs gesetzt sowie Symptome behandelt wurden, ohne deren richtige Ursachen zu analysieren.

(Kleiber (1989), S. 133 – 135 zit. nach Dörner (1987), S. 188 – 208)

(15)

15 7. Unerwünschte Ereignisse in der Psychotherapie

Psychotherapie ist keineswegs ein risikoloses Unternehmen. Risiken existieren sowohl für Klienten, als auch Therapeuten und die Gesellschaft.

7.1 Risiken für Klienten

Auf der Seite der Klienten sind Risiken wie etwa die potenzielle Abhängigkeit von Therapeuten, Fehlererwartungen und damit zusammenhängend Enttäuschungen, Therapiesüchtigkeit oder die Zerstörung eigener Problemlösekompetenzen zu nennen, die oft durch Überantwortung an vermeintliche „Experten“ entstehen.

7.2 Risiken für Therapeuten

Für die Therapeuten ist vor allem aufgrund der engen Beziehung mit den Klienten und der emotional beanspruchenden Arbeit die Gefahr gegeben, dass es zu berufstypischen Risiken kommt – wie etwa Burnout. Besonders betroffen seien die Therapeuten zu sein, die sich speziell für die Nöte ihrer Klienten einsetzen. Dies zeigt sich oft gegenüber Klienten, in Hilflosigkeitsgefühlen, Kompetenzproblemen, sinkendem Engagement und anderes. Wenn man nun die Risiken der Klienten mit jenen der Therapeuten vergleicht, erkennt man, dass sie in einer sehr starken Wechselbeziehung stehen, denn Klienten sind an eine professionelle Hilfestellung der Therapeuten angewiesen.

Ein weiteres Risiko wäre vor allem, wenn sich eine zu starke zwischenmenschliche Beziehung während einer Therapie entwickelt, zum Beispiel der Wunsch von Nähe zu den Therapeuten. (Giese 1989, S.7f)

Ihm geht es vor allem darum, dass solche negativen Erfahrungen in der Psychotherapie möglich sind und dass man beginnen sollte, über die Konsequenzen nachzudenken.

(16)

16 8. Die Wirksamkeit der Psychotherapie

Smith (1980) berichtet über Ergebnisse einer Studie, dass etwa 50% aller behandelten Patienten sich nach einer Therapie besser fühlen würden als 80% der Personen, die sich in einer Kontrollgruppe ohne Behandlung mit gleicher Störung befanden. Die unterschiedlichen Formen der Psychotherapie, wie psychodynamische oder klientenzentrierte Therapien, sollen insgesamt keine unterschiedlichen Grade von Nutzen hervorrufen. Eine Tatsache sei, dass Psychotherapie häufiger wirksam als unwirksam ist, jedoch sei unklar, welche spezifischen Faktoren für den Erfolg bzw. Misserfolg verantwortlich sind.

(Kleiber 1989, S. 127 – 130 zit. nach Smith 1980)

9. Verschiedene Risiken

9.1Therapeut

Seriöse Psychotherapeuten sind Experten für verschiedene therapie-interne Probleme. Sie helfen, das Leiden zu diagnostizieren, Auswege zu erarbeiten, Stolperfallen zu beseitigen und die subjektive Last zu minimieren. Sie arbeiten mit psychisch schwer kranken Menschen, aber vor allem mit solchen, die mit Beziehungs-, Berufs-, Gesundheits- und zahlreichen weiteren Krisen konfrontiert sind. Therapeuten klären mit den Klienten, ob etwas veränderbar ist oder ob man sich damit abfinden muss, um den negativen Empfindungen entgegenzuwirken.

Außerdem bringen sie die Patienten dazu, ihre Bewertung und Sichtweise zu überprüfen, ob sie eventuell alles nur „zu schwarzsehen“, oder ob andere Mechanismen der Grund für ihre negativen Empfindungen sind.

(Müller 1996, S. 20 – 23)

(17)

17 9.1.1 Risiko:„richtiger Therapeuten“

Die funktionierende Beziehung zwischen Therapeut und Klient ist wohl das beste Erfolgsmittel in der Psychotherapie. In der alltäglichen Praxis sucht nicht der Therapeut nach seinem am besten für eine Methode geeigneten Klienten und weist auch kaum einen Ratsuchenden ab, sondern der Ratsuchende nach dem „richtigen Therapeuten“.

Gemäß Zimmer (1983) spielt auch die „Sympathie“ einen wesentlichen Faktor, der zu weniger Abwehr des Klienten führe. Dadurch spräche der Klient mehr, beschreibe sich kränker und sei dabei optimistischer. Hier ist es aber auch wichtig, dass der Therapeut nicht alles zulassen sollte – sprich dass sich zum Beispiel der Klient selbstverantwortlich fühlt und übertriebene Aktivitäten setzt, die der Therapeut natürlich vermeiden sollte.

Ein weiterer Faktor ist die Einstellung des Klienten selbst gegenüber der Therapie und des Beratenden.

(Zimmer 1983, S.34 - 40)

9.1.2 Allgemein wichtige Aspekte

Ein bedeutender Hinweis für die richtige Wahl bzw. den richtigen Therapeuten könnte sein, wenn der Behandelnde erkennt und zugibt, dass er sich geirrt hat. Jedoch passieren derartige Zugeständnisse sehr selten und außerdem gibt es auch unter Fachleuten Meinungsunterschiede bei der Bestimmung von „richtig“ oder „falsch“.

Heutzutage kann man fast alles in der Therapie mit einer Theorie untermauern, deshalb ist es wichtig, den gesunden Menschenverstand und Intuitionen zu bewahren.

Der Therapeut sollte sich die Zeit nehmen dem Klienten alles zu erläutern, jeden Vorgang den er durchführt und plant, und vor allem ihm mitteilen warum er das macht. Denn Scharlatane, Gurus und Sekten suchen sich solche Menschen und leben von diesen, die Erwartungen an die Behandlung als „allerletzte Chance“ stellen, und dadurch gewinnen sie oft Gläubige und Vertraute.

(18)

18 Es sollten auch Therapeuten gemieden werden, die eine furchtbare und schmerzhafte Erfahrung ausreden wollen oder diese zu verharmlosen versuchen.

(Müller 1996, S.119-122)

Die gegenseitigen Erwartungen und anzustrebenden Ziele dienen sicher auch der Minderung von Risiken, die aufgrund unrealistischer Vorstellungen bezüglich Dauer, Rollenverteilung und erreichbarer Veränderungen entstehen können. Deswegen sollten sich beide Parteien über die Art der Beziehung, die sie sich wünschen, einigen.

Das Ziel der Behandlung muss klar definiert sein – wenn sich der Therapeut zum Beispiel in der Rolle des Helfers sieht, dann muss er sich zusätzlich mit dem Klienten einigen, welches Problem gelöst oder welche Änderung angestrebt werden soll.

(Giese 1989, S. 31 – 34)

Nach R. Tausch sollte der Klient auch in einer schriftlichen Form über Art und Ablauf seiner Therapie, über deren zu erwartende Wirkung, die ungefähre Dauer wie auch mögliche Nebenwirkungen informiert werden.

(Giese 1989, S.31 zit. nach Tausch 1988, S. 47)

9.1.3 Risikoprävention

Die richtige Wahl des Therapeuten und der Methoden stellt auch einen wesentlichen Beitrag zur Risikoprävention dar.

Nach Goldberg sollte man:

„Sich nicht blind in eine psychotherapeutische Behandlung stürzen.“

„Vorsichtig bei einem Therapeuten sein, der verspricht, sich Ihnen gegenüber in einer besonderen Art und Weise zu verhalten.“

(19)

19

„Jeder, der eine psychotherapeutische Behandlung in Erwägung zieht, sollte sich schnellstens von der Fiktion freimachen, dass die Therapie eine Wissenschaft ist und dass der Therapeut im Wesentlichen objektiv und nicht wertend ist.“

„Vorsichtig sein bei Therapeuten, die mehr als nur eine Beziehung mit Ihnen eingehen wollen.“

(Giese 1989, s. 32 zit. nach Goldberg 1980, S. 301)

10. Risiken für den Klienten

Es ist kein Geheimnis, dass in der Psychotherapie Irrtümer und unerfüllte Erwartungen dazu gehören. Die Therapie verläuft schrittweise, was plötzliche Einblicke und sprunghafte Fortschritte nicht ausschließt. Wie bereits oben erläutert, steht in erster Linie die Gestaltung der therapeutischen Beziehung für die Klienten im Vordergrund und nicht deren schulische Orientierung. Einen beträchtlichen Faktor stellt die Persönlichkeit des Therapeuten dar, seine

„ Ausstrahlung“, die anziehend bzw. abstoßend empfunden werden kann.

Ein Grund nach Giese für manche Risiken könnte auch sein, dass viele Therapeuten eine Vielzahl an Therapiemethoden anwenden, weshalb sie schwerer zu kritisieren sind und die Wirksamkeit der einzelnen Methoden kaum überprüfbar sind. Diese Tatsache sollte aber nicht von Seiten der Therapeuten so gehandhabt werden, dass dem ratlosen Therapiesuchenden erklärt wird, dass es so gut wie egal ist, welcher Therapie er sich unterzieht.

(Giese 1989, S.17 - 25)

10.1 Psychotherapiemarkt

Unser gesamtes Gesundheitssystem stellt für die Verbraucher ein hoch komplexes Gebilde dar. Vor allem in der Psychotherapie mangelt es an geeigneter Transparenz. Es sollte zwar der Patient bzw. Klient als wichtigster Faktor auch hier stehen, jedoch existieren sehr wenige Erfolgsbilanzen der Behandelnden.

(20)

20 Ein weiterer Punkt lässt sich hier schließen, dass auch somit viele „Wiederholungsversager“

in der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Außerdem fehle bei vielen der Wille an sich selbst etwas zu verändern, um somit auch die Arbeitsqualität zu optimieren.

(Müller 1996, S.9 - 12)

10.1.1 Risiko: mangelnde Transparenz der Therapiemethoden

Die Unübersichtlichkeit des Angebotes und die steigende Anzahl an verschiedenen Verfahren machen es dem Therapiesuchenden schwer, eine kritische Entscheidung zu treffen. Vielleicht könnten Informationen in den Medien, aber auch in den Bildungseinrichtungen, die richtige Entscheidung erleichtern.

Weiters hat es zu Folge, dass Ratsuchende mehr oder weniger wahllos alles ausprobieren, was der Markt hergibt und sie dadurch ihrer Persönlichkeit entfremdet werden. Die alltäglichen kleinen Macken und die Unzufriedenheit im Leben, mit sich selbst oder mit anderen, die fast jeder einmal hat: genau da setzt die Psychoszene mit Erfolg an. Denn im Psychomarkt erscheint ein „immer gut drauf sein“ ein Muss - vor allem dort, wo der Psychomarkt gleich Psychoszene ist.

(Giese 1989, S. 21 zit. nach G. Hellerich1985)

11. Therapieschäden

Es ist nicht so leicht festzustellen, worin negative Therapieeffekte bestehen.

W. Schulz nennt Indikatoren negativer Therapieerfolge:

„Verschlechterung der Symptomatik“

„ Überforderung als Folge der Therapie“

„Trennung vom Partner mit der Folge von Einsamkeit“

„Auftreten einer existentiellen Krise“ und andere.

(Giese 1989, S.25 zit. nach Schulz 1948, S. 157)

(21)

21 Grundsätzlich können bei jeder der verschiedenen Therapiemethoden Schäden entstehen und dementsprechend gegliedert werden. Zum Beispiel Schäden, die bei Gruppentherapie entstehen können, wie Psychosen, emotionelle Störungen sowie Wiedereintrittsprobleme und andere. (Giese 1989, S. 26 – 28)

In einer Studie von I. D. Yalom und M. A. Lieberman (1971) wurden in 18 Gruppen Techniken wie Psychodrama, Gestalttherapie und Selbsterfahrung verwendet. Das Ergebnis der Untersuchung war, dass 9,4 % der 170 Personen, die bis zum Schluss teilgenommen haben, bleibende negative Schäden erlitten haben. Dazu zählen psychotische Episoden, schwere Angstzustände, Depressionen und sozialer Rückzug. In Bezug dazu wurde festgestellt, dass die gefährdeten Teilnehmer von Gruppentherapie diejenigen sind, die mit der größten Hoffnung zur Gruppe kommen.

Nach Giese ist vor allem ein Wechsel zwischen Provokation und Trost sowie zwischen Geduld und Ungeduld ein wichtiger Faktor, der den Schaden anrichtet. Er verweist auf negative Therapieeffekte, die unter anderem Gefühlsverstörungen hervorrufen. Zum Beispiel würde der Rat an die Gruppenteilnehmer, ihre Affekte nicht zu kontrollieren zum Verlust von Kontrolle führen, oder die Warnung, jemand solle seine Gefühle nicht rationalisieren, führe zu Angst vor rationalem Handeln.

(Giese 1989, S. 28 zit. nach Borneman, 107f).

Es sei jedoch nicht zu vergessen, dass bei den Fällen, die keine Therapie bzw. Beratung in Anspruch nehmen, das Risiko von Suizid in einer existentiellen Krise erhöht oder auch in Drogenabhängigkeit oder anderes geraten könnte, weshalb alles besser erscheine, als den Klienten ohne Unterstützung alleine zu lassen.

(Giese 1989, S.28 – 29)

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22 11.1 Risiko: Therapeutische Beziehung

Eine erfolgreiche bzw. gelungene Therapie erweist sich immer als ein zweiseitiger Lernprozess. Der Psychotherapeut steht im Guten wie auch im Schlechten im Zentrum des Erlebens des Klienten und wer als Therapeut diese Tatsache ausnutzt, stellt ein großes Risiko für den Ratsuchenden dar.

Das Entstehen eines Schadens aufgrund widersprüchlichen Verhaltens der Therapeuten ist auch ein vorkommender und zu beachtender Faktor.

Denn derartiges Verhalten führt den Klienten in die Irre und schwächt seine Kritikfähigkeit.

Diese Art und Weise der therapeutischen Beziehung wird meistens in misslungenen Therapien deutlich.

Weiters stellt die Verliebtheit ein sehr häufiges Problem dar, vor allem dann, wenn diese nicht ausgelebt werden kann - sei es, weil dem Therapeuten hierzu die Kompetenz fehlt oder er selbst emotional befangen ist. Noch schlimmer wäre „das Spielen mit den Gefühlen des Klienten“. In solchen Fällen wird die Verliebtheit zu einem schweren Risiko für den Therapeuten. Auf diesen Punkt werde ich noch später näher eingehen und vor allem die möglichen negativen Auswirkungen erläutern bei derartigen Beziehungen in der Therapie.

(Giese, S. 43 – 46)

12. Ethische Risiken

Aufgrund der wenigen verbreiteten und durchgeführten Studien über die Erfolge bestimmter Therapiemethoden ist die Unterscheidung zwischen einer „gesunden“ Therapie und Scharlatanerie sehr schwierig.

Jedoch kann durch die Beachtung der ethischen Grundsätze die Seriosität der Durchführung von therapeutischen Methoden das Risiko von Scharlatanerie minimieren.

Es ist nun mal so, dass zwar der Therapeut aufgrund seiner Position mehr Macht ausüben kann, jedoch hängt es von dem Einverständnis des Klienten ab. Daher ist die Ausgangsverfassung des Klienten ein wichtiger Faktor. Denn je komplexer die

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23 Verhaltensstörung des Klienten ist, desto weniger könne er seine Ziele setzen und somit sei auch der Einfluss des Therapeuten umso stärker.

(Giese 1989, S. 58ff)

12.1 Wesentliche Richtlinien

Ethische Richtlinien könnten unter anderem folgend berücksichtigt werden:

 „Die Ziele explizit und schriftlich vereinbaren“

 „Hat man sich vergewissert, dass der Patient die Ziele richtig verstanden hat?“

 „Wurde die Auswahl der Behandlungsmethoden angemessen berücksichtigt?

 „Kann der Patient auch jederzeit – ohne jegliche Konsequenz zu tragen – aus der Behandlung aussteigen?“

 „Wurde den Behandelnden auch erklärt, wer Einsicht in die Protokolle nehmen kann?“

Nach Giese (1989) müssten derartige Leitlinien in der Anwendung selbstverständlich sein, jedoch steht fest, dass jedes psychologische Verfahren missbräuchlich angewendet werden kann, obwohl es zum Wohle des Menschen entwickelt wurde.

(Giese 1989, S. 58 – 63)

13. Macht und Machtmissbrauch

13.1 Definition: „Macht“

„Macht ist eine Tatsache zwischen zwei Menschen. Und Macht ist ein Beziehungsmuster in den Köpfen. Benachbarte Begriffe sind „Einfluss“, „Kontrolle“, „Dominanz“ und

„Autorität“. Macht als soziale Tatsache bezeichnet eine Relation, in der ein Partner die Chance hat, gegenüber einem anderen seinen Willen durzusetzen.“

(Heimannsberg (1995), S. 9)

(24)

24 14. Macht in der Psychotherapie

Generell sind Machtaspekte in jeder menschlichen Beziehung, also auch in therapeutischen Beziehungen, vorhanden und wirksam. Jedoch können negative Auswirkungen in Bezug auf die Machtkonstellation in einer Beziehung entstehen, wenn sich auf Dauer ein Beherrschungsverhältnis zwischen Therapeut und Klient entwickelt.

Heller (1985) erläutert, dass eine Machtausübung in der Therapie unumgänglich ist und dass sie durchaus positive Wirkungen für den Therapieprozess habe. So kann ein Therapeut zum Beispiel die Grenzen seiner Macht erfahren und so herausfinden, wie sie eingesetzt werden kann, um Vertrauen zu erzeugen. Ebenso ist er der Meinung, dass die Leugnung bzw.

Übertreibung von Macht in der therapeutischen Beziehung gefährlich werden kann.

14.1 Verschiedene Formen

Heller zählt Formen des Machtmissbrauchs auf:

„Beim Klienten wird ein Gefühl der Machtlosigkeit erzeugt.“

„Leugnung therapeutischer Macht, vor allem im Bereich der feministischen Therapien, weil die Therapie in Verbindung mit rigiden Geschlechterideologien gesehen werden

„Der Therapeut und Klient einigen sich über die gemeinsame Machtlosigkeit, oder dem Klienten wird die gesamte Macht übergeben - somit auch die Verantwortung - bezüglich des Therapieerfolges.“

„Der Therapeut benutzt die Therapie zur Selbsterhöhung.“

(Giese 1989, S. 47 zit. nach Heller 1985, S. 157ff )

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25 Da sich Ratsuchende oft in einer sehr verzweifelten Lage befinden, passiert es, dass sie keine Abwägung dessen vollziehen, worauf sie sich einlassen. In der Regel holen sich auch sehr wenige Informationen über berufliche Qualifikationen der Therapeuten oder sie wissen nicht einmal, welche Therapierichtung sie vertreten.

(Giese 1989, S. 50)

14.2 Risiko: Folgebereitschaft

Wie bereits oben angesprochen passiert es sehr häufig, dass einige Klienten sich dem ganzen therapeutischen Prozess fügen, ohne sich richtig im Klaren zu sein, was es überhaupt für Auswirkungen haben kann. Es sind besonders die Merkmale, wie zum Beispiel sich in einer ausweglosen Situation zu befinden und das daraus folgende Gefühl der Angewiesenheit auf der Seite der Klienten, die das Unterwerfen begünstigen.

Weiters ist zu nennen, dass vor allem in Psychotherapiegruppen ein starker Anpassungsdruck herrscht. Das bedeutet: Wer sich nicht anpasst, wird ausgelacht und unter Druck gesetzt. Die Konsequenz ist die Folgebereitschaft als Bedingung autoritärer Herrschaft.

(Giese 1989, S. 50 – 52)

14.3 Risiko: soziale Diskriminierung bzw. Stigmatisierung

Ein weiteres Risiko, welches ich bereits vorher kurz angesprochen habe, ergibt sich aus der Entscheidung überhaupt eine Therapie wahrzunehmen. Die Entscheidung wird vor allem durch die Umwelt des Klienten und seine subjektive Wahrnehmung der Öffentlichkeit - deren Vorurteile gegenüber Psychotherapien - beeinflusst.

Aufgrund dessen kann der Klient, auch wenn er sich über die Notwendigkeit bewusst ist, eine persönliche Kränkung und Stigma erleben, sodass die richtige Entscheidung - eine Therapie zu machen oder lieber zu belassen- in der Therapie zum Thema wird. Hier sollten besonders die Therapeuten Verständnis haben und sich nicht von Beginn an erwarten, dass der Ratsuchende mit voller Hingabe „sich allem fügt“.

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26 Eine schwerwiegende Folge könnte eine Selbststigmatisierung des Betroffenen sein. Das bedeutet, dass beispielsweise ein Alkoholiker akzeptiert, dass häufiger und regelmäßiger Alkoholgenuss eine Krankheit darstellt, somit lässt er sich vollkommen gehen.

(Giese 1989, S. 52ff)

15. Trennung Beruf- und Privatleben

Weiters ist es wichtig zu erwähnen, dass neben einer großen Anzahl an Klienten, die den Therapeuten als einen neutralen „Seelenklempner“ sehen, es auch Klienten gibt, die ihren behandelnden Therapeuten „in Positionen versetzen“, die uns zum Staunen bringen.

Während einer Therapie kommt es oft vor, dass Behandelnde zum Beispiel in der Rolle des strafenden Vaters oder lang ersehnten Liebhabers gesehen werden, oder sie werden zur missbrauchenden Schwester - und diesen Vorstellungen entsprechend werden auch angedeutete Wünsche und Angebote an den Therapeuten präsent.

Angebote wie zum Beispiel, sich einmal privat zu treffen oder während der Therapie gerne die Hand zu halten und vieles mehr. Aufgrund der engen Beziehung während einer Therapie, die auch so konzipiert ist, gerät der Therapeut in vielfältige „Stolperfallen“ zwischen Privatsphäre und Profession.

(Müller 1996, S. 119 – 121)

Die Schwierigkeit der Trennung zwischen Privatem und Beruflichen ist oft gegeben, durch natürliche und mögliche Begleiterscheinungen während der Therapie - wie positive Gefühle bis hin zu Verliebtheit und erotischem Verlangen von Seiten der Klienten und Therapeuten.

Aufgrund dessen müssen seriöse Therapeuten eine eindeutige Trennung zwischen Beruf und Privatleben vornehmen. Bekannt ist, dass körperliche Berührungen positive Auswirkungen auf den gesamten Prozess in der Therapie haben, jedoch ist die Angemessenheit ausschlaggebend.

(Müller 1996, S. 124 – 126)

(27)

27 Zusammenfassend ist festzuhalten, dass derartige Angebote für den Therapeuten einen Risikofaktor darstellen können, vor welchem sie sich trotz „angeknacktem Selbstwertgefühl“

oder privater Trennungssituation schützen müssen. Auch wenn man ein starker Mann oder eine starke Frau ist, kann eine therapeutische Beziehung durchaus positive und sinnvolle Bereitschaft auslösen, sich schwach zu fühlen und das Gefühl vermitteln sich fallen zu lassen.

Nach Müller (1996) steht auf der „roten Liste“ jedes Therapeuten, unter anderem, dass der Therapeut über seine Probleme und persönlichen sexuellen Bedürfnisse nicht spricht, die als Verführungen interpretiert werden könnten oder zum Beispiel jede Gelegenheit zur körperlichen Berührungen nützt. Dazu gehören aber auch Äußerungen, die als Flirten bezeichnet werden, und viele andere Verstöße.

(Müller 1996, S. 129-130)

16. Risiko: Sexueller und psychischer Missbrauch

Viele Menschen, die sich für eine Therapie entscheiden, haben unterschiedliche psychische Probleme und suchen um Rat. Sie spüren die redliche genau wie die schädliche Intention des Ratgebers, so wie Kinder dies gegenüber Eltern empfinden. Sind diese Empfindungen jedoch durch zum Beispiel Übergriffe in der Kindheit gestört, kann es passieren, dass manche die Unterscheidung zwischen Missbrauch als Lustgewinn des Therapeuten und Heilwirkung zum Wohle des Patienten nicht erkennen. Eine persönliche Bedürfnisbefriedigung im Verhältnis Therapeut - Klient ist jedoch immer ein Tabu.

Im Vergleich dazu sagt eine amerikanische Studie, wie Giese und Kleiber berichten, dass sieben bis zehn Prozent aller Behandelnden verschiedener Grundberufe Geschlechtsverkehr mit Patienten hatten.

Nach Eckhart (1996) kommt es häufig vor, dass Menschen, die bereits sexuellen Missbrauch erfahren haben, eher gefährdet sind, derartige Handlungen zu begehen. Das nennen viele Therapeuten „Wiederholungszwang“, und vor allem sind es Menschen mit seelischen

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28 Störungen, die leider nicht Situationen suchen, die ihnen gut tun, sondern solche die ihnen von früher vertraut sind. Das erkläre zum Beispiel auch, warum Frauen, die geschlagen wurden, sich oft zu gewalttätigen Männern hingezogen fühlen.

(Eckhart 1996, S.125 – 129)

17. Weitere Formen des Machtmissbrauchs

Neben dem sexuellen Missbrauch passieren auch die "leiseren" Verstöße gegen die ethischen Grundprinzipien.

Dazu zählt Schmidt- Lellek insbesondere:

„den oral-ausbeuterische Missbrauch

das missbräuchliche Agieren der eigenen Bindungsbedürftigkeit des Therapeuten

das missbräuchliche Agieren von eigenen Dominanzkonflikten und

den narzisstische Missbrauch.“ (Schmidt- Lellek 1995, S.9f)

17.1 Risiko: Narzisstischer Missbrauch in der Psychotherapie

Neben diesen lauteren Verstößen gegen verbindliche Richtlinien therapeutischen Handelns gibt es auch "leisere“ Verstöße, die häufiger vorkommen als sexueller Missbrauch, aber genauso einen Schaden anrichten könnte.

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29 17.1.1 Definition: Narzisstischer Missbrauch

Reimer (1991) versteht darunter:

„Alle Interaktionen und Beziehungskonstellationen zwischen Therapeut und Patient, die primär dem Wunsch des Therapeuten nach narzisstischer Gratifikation dienen, und die die Entfaltung des "wahren Selbst" des Patienten verhindern oder zumindest erschweren.“

(Reimer (1991), S. 225)

17.1.2 Kennzeichen

Weiters führt er dazu ein kurzes Beispiel an, das er selbst erlebte. In diesem Beispiel geht es darum, dass das Nichtbeachten eigener Grenzen auf der Seite der Therapeuten zu fragwürdigem Vorgehen im Umgang mit den Patienten führen kann.

„So unternahm eine 36-jährige Patientin mit einer schwer ausgeprägten Depression einen Suizidversuch und wurde im Anschluss daran von ihm konsiliarisch gesehen. Der behandelnde Psychotherapeut, mit dem Reimer dann telefonierte, war zutiefst davon überzeugt, dass er die Symptomatik seiner Patientin ausschließlich mit seinen Mitteln – in diesem Fall einer tiefenpsychologisch fundierten Einzelpsychotherapie – bessern könnte.

Als Reimer vorsichtig fragte, ob nicht gegebenenfalls eine vorübergehende Mitbehandlung durch einen Psychiater und die Applikation von Antidepressiva indiziert seien, wies er dies empört zurück und meinte: “Ich als Analytiker müsse doch wissen, zu welchem Agieren neurotisch-depressive Patienten in der Lage seien.“

(Reimer 1991, S. 225f)

Er sah die Gefahr, dass Reimer sich hier einmischte. Reimer hat das anders gesehen und die Einleitung einer antidepressiven Therapie veranlasst.

Ein anderes Kennzeichen eines narzisstischen Vorgehens, das dem Patienten schadet, könnte gegeben sein, wenn Therapien unendlich laufen.

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30 Reimer erzählt Beispielweise über eine gute Kollegin, die zum Teil lebensgefährliche Anstrengungen unternehmen musste, um sich nach 14 Jahren von einer Analyse trennen zu können.

Diese Kollegin wurde, auch nach dem mühevollen Abbruch der Therapie, ein weiteres Jahr mit Briefen belästigt, in denen sie aufgefordert wurde in die Analyse zurückzukommen, da einige Aspekte der Behandlung noch offen seien.

(Reimer 1991, S. 226)

Reimer erläutert auch anhand verschiedener Erklärungsversuche, wie und vor allem warum es zu derartigen Vorgehen der Therapeuten und der daraus resultierenden Situation kommen kann. Hier werde ich mich auf einen Aspekt beschränken.

17.2 Aspekt: Wusch nach Nähe und narzisstischer Bedürftigkeit

Nach Reimer(1991) könne der sexuelle Kontakt in einer therapeutischen Beziehung besonders dann gefördert werden, wenn der Therapeut aus Gründen seiner eigenen Lebensgeschichte und seiner derzeitigen Lebenssituation, das Bedürfnis hat eine rasche Nähe zur Patientin herzustellen. Eine narzisstische Beziehung ist vor allem damit gekennzeichnet, dass dem Therapeuten Nähe und Geborgenheit, aber auch Bestätigung und Bewunderung vermittelt und die Wünsche seiner Klienten außer Acht gelassen wird. Denn er brauche die Klienten primär zur Stabilisierung seines eigenen Selbstwertgefühls.

(Reimer, S. 227f)

18. Mögliche unerwünschte Auswirkungen

Schoener et al (1984) beschreibt typische Gefühle und Reaktionen der Patienten, welche sexuellen Kontakt mit ihren Therapeuten erlebt haben:

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31 1. Schuld und Scham: Patienten klagten sich selbst an, schuld an der Verführung zu sein und damit Leben des Therapeuten ruiniert zu haben.

2. Trauerreaktionen über den Verlust einer bedeutsamen Liebesbeziehung waren

relativ häufig. Je länger die intime Beziehung gedauert hat, desto stärker war die Trauer.

3. Wut und Ärger konnten sich auf verschiedene Punkte beziehen: Die Verletzung des Vertrauens, Ausbeutung, um eine dringend nötige Therapie betrogen worden zu sein, schlechterer Zustand am Ende der Therapie gegenüber dem Beginn. Auch Wut darüber, dass der Therapeut die Regeln aufstellt und die Patientinnen ihm dadurch ausgeliefert waren.

4. Depression und Verlust an Selbstwertgefühl

5. Ambivalenz und Konfusion: Gefühle der Ablehnung durch das Umfeld. Ähnlich wie bei Opfern von Vergewaltigung fürchten viele Patientinnen nach sexuellem Kontakt mit ihrem Therapeuten Ablehnung durch ihre Partner, ihre Familie und ihr gesamtes Umfeld.

6. Furcht: Viele haben Angst, ihren Ärger auszudrücken, da sie erwarten müssen, als rachsüchtig oder unglaubwürdig bezeichnet zu werden.

7. Misstrauen gegenüber Männern. Das Misstrauen kann auf Freunde oder Familie ausgedehnt werden.

(Reimer( 1991)S. 222ff zit. nach Schoener et al.(1985)

(32)

32 III. Schlussteil

19. Häufigkeit sexuellen Missbrauchs am Beispiel USA

Reimer (1988) schreibt auch über Missbrauch in der Psychotherapie und sieht es als ein zentrales Problem, welchem eine große Beachtung geschenkt werden sollte.

Er fasst fünf verschiedene Studien zusammen, die in den USA durchgeführt wurden:

Männer Frauen

Forer B (1968) Psychologen 13,7% 0%

Kardener S et al.(1973) Ärzte/Psychiater (10%) -

Holroyd JC, Psychologen 12,1% 2,6%

Brodsky AM (1977)

Pope K et al. (1979) Psychologen 12,0% 3,0%

Pope K et al. (1986) Psychologen 9,4% 2,5%

Gartrell N et al. (1986) Psychiater 7,1% 3,1%

(Tabelle1: Reimer (1999), S. 215)

In dieser Tabelle wird gezeigt, dass wesentlich mehr männliche als weibliche Therapeuten eine sexuelle Beziehung mit ihren Klienten angegeben haben. Außerdem kann man herauslesen, dass die Häufigkeit der angegebenen Vorfälle bereits bei 10% liegt, was erschreckend hoch ist – vor allem wenn man an die Dunkelziffer denkt.

20. Schlussbemerkungen

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Psychotherapie wie viele Dinge im Leben keine Garantie für den Erfolg liefert. Dennoch ist man oft nicht mehr in der Lage, das seelische Wohlbefinden durch Eigeninitiative zu fördern und zu erhalten – und da ist eine Therapie

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33 erforderlich. Wichtig ist dabei, dass man sich vor Verstößen und unwahren Versprechungen und Ausnützungen schützen und die eigene Intuition und rationales Denken benutzen sollte, um sich vor möglichen Gefahren in einer Therapie zu bewahren.

Zum Thema narzisstischer Machmissbrauch möchte ich nur noch festhalten, dass es manchen Menschen an Erfahrungen fehlen kann, wie eine bewundernde Liebe oder vertrauensvolle Hingabe an den Anderen tatsächlich ist. Diese unerfüllte Sehnsucht könnte dann möglicherweise in der Konstellation Patient - Klient in Erscheinung treten. Problematisch ist es, wenn dann Missverständnisse in der therapeutischen Beziehung auftreten, wie zum Beispiel wenn sich eine Klientin in den Therapeuten verliebt und dieser sich dann in eine sexuelle Liebesaffäre einlässt. Nun ist es hier die Aufgabe des Therapeuten, diese Affekte der Klientin nicht strikt abzuweisen, sondern dem Patienten mit empathischer Zuwendung zu begegnen, bis er in der Lage ist, sich wieder zu lösen und auf die „eigenen Füße zu kommen.“

Jedoch sollte man nicht vergessen, je tiefer diese therapeutische Beziehung wird, desto wichtiger ist deren Auflösung und desto größer ist die Gefahr eines Missverhältnisses von der Seite des Therapeuten. Außerdem ist die Gefahr eines Missbrauchs dieser Abhängigkeit, die zu einer „narzisstischen Verstrickung“ führen könnte, enorm hoch. Somit muss der Therapeut diese Beziehung begreifen, um damit verantwortlich und empathisch umgehen zu können und dadurch nicht zu versuchen, sie für seine eigenen Bedürfnisse zu benutzen.

(Schmidt- Lellek 1995, S. 192 – 194)

Weiters stellt sexueller Missbrauch in der Therapie in jedem Fall eine besonders schwierige Grenzüberstreitung der professionellen Beziehung zwischen Therapeuten und Klienten dar.

Es ist ein dramatisches Lebensereignis für den Patienten.

21. Fazit

Eine präventive Maßnahme in der Aus- und Weiterbildung, sowie klare berufs- bzw.

zivilrechtliche Regelungen sind dringend notwendig und erscheinen eher unproblematisch.

(34)

34 Vor allem die Betonung auf die zwischenmenschliche Beziehung als hauptsächliches Mittel der Therapie, Supervision oder Weiterbildung mit Fallbeispielen soll die spezifischen Behandlungskompetenzen erhöhen, das notwendige Bewusstsein für die Gefahren von Grenzüberschreitungen schaffen und damit auf kritische Situationen vorbereiten.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass „eine klare Definition von unzulässigen Grenzüberschreitungen und der Erlass von Richtlinien von entsprechenden Sanktionen durch Berufsverbände nur für den Hintergrund eine Prävention liefert, jedoch unverzichtbar ist.“

Ebenfalls schreibt Hutterer-Krisch (2007) über mögliche Präventivmaßnahmen, die derartig – wie oben angeführte – vorkommende negative Auswirkungen einer Therapie für die Klienten minimieren könnten. Zum Beispiel könnte man bei den Zulassungsverfahren im Rahmen der Psychotherapieausbildung anfangen.

Weiters zählt er auch die Förderung der fachlichen Kompetenz und Weiterbildung, Supervision, Eigentherapie, Achtsamkeit gegenüber der eigenen Lebensführung – Prophylaxe durch adäquate Bedürfnisbefriedigung außerhalb des psychotherapeutischen Bereichs – auf.

(R. Hutterer – Krisch 2007, S. 344)

Bachmann (1994) ist ebenfalls der Meinung, dass Präventivmaßnahmen eine große Notwendigkeit in der Psychotherapie darstellen. Denn es ist auch „die Rehabilitation mit zahlreichen Problemen behaftet, wie die ethischen Richtlinien und das Fehlen von empirisch überprüften Interventionsprogrammen und somit auch die Unsicherheit über die Kriterien für die Beurteilung des Rückfallrisikos.“ Außerdem sollten nach Bachmann (1994) missbrauchende Therapeuten die vollen berufsrechtlichen und auch zivil- und strafrechtlichen Konsequenzen ihres Fehlverhaltens tragen.

(Bachmann 1994, S. 161f)

(35)

35 Literaturverzeichnis

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2. BUCHHEIM P, Cierpka Th M, Seifert (1991): Psychotherapie in Wandel:

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4. GIESE/KLEIBER (1989): Das Risiko Therapie: Thema: Psychotherapie/

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5. HEIMANNSBERG Barbara (1995): Gleichheit und Differenz. Der doppelte Boden der therapeutischen Beziehung. In: Schmidt - Lellek (Hrsg.): Macht und Machtmissbrauch in der Psychotherapie, Köln: Edition Humanistische Psychotherapie.

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7. KLEIBER Dieter(1989): Auch die Helfer brauchen Hilfe: Risiken für Therapeuten. In:

Giese/Kleiber (Hrsg.): Das Risiko Therapie. Thema: Psychotherapie/ Taschenbuch.

Weinheim; Basel: Beltz, 1989. S. 115 – 152.

(36)

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In: Müller, Eckhart H. (Hrsg.): Psychotherapeuten – Risiken und Nebenwirkungen, Verlag Herder: Freiburg im Breisgau S.17- 38.

9. MÜLLER(1996): Wegweiser durch den Therapeuten-Dschungel: Hintergrund und Kommentar. In: Müller, Eckhart H. (Hrsg.): Psychotherapeuten – Risiken und Nebenwirkungen, Verlag Herder: Freiburg im Breisgau. S. 9 – 12.

10. MÜLLER, ECKHART H. (1996): Psychotherapeuten – Risiken und Nebenwirkungen.

Freiburg im Breisgau: Verlag Herder, 1996.

11. REIMER Christian (1991): Über Missbrauch von Abhängigkeit in der Psychotherapie:

Die Ethik der Psychotherapie. In: Buchheim P, Cierpka Th M, Seifert (Hrsg.):

Psychotherapie in Wandel: Abhängigkeit, Springer Verlag: Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo, Hong Kong, Barcelona, Budapest. S. 212 – 232.

12. SCHMIDT - LELLEK (1995): Macht und Machtmissbrauch in der Psychotherapie, In: Monika Becker – Fischer (Hrsg.): Psychodynamische Aspekte bei sexuellem Missbrauch in der Psychotherapie, S. 195 – 214.

13. SCHMIDT - LELLEK Christoph/ HEIMANNSBERG Barbara (1995): Macht und Machtmissbrauch in der Psychotherapie, Köln: Edition Humanistische Psychotherapie.

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37 15. SLUNECKO Thomas, SONNECK Gernot (1999): Einführung in die Psychotherapie,

Fakultas-Universitätsverlag: Wien.

16. STUMM Gerhard (1999): Geschichte, Paradigma und Methoden der Psychotherapie.

In: Stumm Gerhard / Elisabeth Jandl- Jager (Hrsg.): Psychotherapie: Ausbildung in Österreich, Falter Verlag: Wien. Vierte Auflage unter geändertem Titel. S. 27 – 76.

17. STUMM Gerhard / JANDL- JAGER Elisabeth (2006): Psychotherapie: Ausbildung in Österreich, Falter Verlag: Wien. Vierte Auflage unter geändertem Titel.

18. ZIMMER, D. (1983): Die therapeutische Beziehung. Weinheim: Edition Psychologie.

Internet:

http://www.lptw.de/archiv/lintext/LindText1991.pdf

Referenzen

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