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Energieeffizienz - Grundlage einer zukunftssicheren Energieversorgung | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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Wirtschaftspolitische Stellungnahmen

45 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 3-2006

Seit 1973 steigt der Energieverbrauch der Schweiz nicht mehr progressiv, aber doch stetig an – bis 2004 um 30%. Haben denn die energiepolitischen Programme – Gesamt- energiekonzeption, Impulsprogramme, En- ergie 2000, EnergieSchweiz – nichts be- wirkt? Gewiss gibt es Erfolge; sie wurden aber durch das Wachstum von Mobilität, Wohn- und Arbeitsflächen, Anzahl und Leistung der Geräte sowie der Bevölkerung überdeckt. Eine entscheidende Rahmenbedingung hat sich nämlich nicht geändert: Die Energiepreise spiegeln nicht die vollständigen Kosten, wel- che auch Umwelt- und Gesundheitsauswir- kungen und Risiken zukünftiger Schäden und Verknappungen umfassen. Energie ist also nach wie vor viel zu billig.

Reduktion des Energiebedarfs:

Möglich und gangbar

Eine nachhaltige Energiezukunft der Schweiz – auch als «2000-Watt-Gesellschaft»

beschrieben – bedeutet gegenüber heute eine Verminderung des Verbrauchs nicht erneuer- barer Energien in der Schweiz um zwei Drittel innert 30 bis 50 Jahren. Allein durch vermehr- ten Einsatz erneuerbarer Energien – wie Son- nenstrahlung, Biomasse, Wind oder Wasser- kraft – lässt sich dies unmöglich erreichen. Der Schlüssel heisst Erhöhung der Energieeffi- zienz, also die Reduktion des Energiebedarfs für eine gegebene Energiedienstleistung.

Am Beispiel des Ersatzes von Heizöl sei dies illustriert: Ein gut unterhaltenes Einfamilien- haus aus den Fünfzigerjahren braucht heute 3000 Liter Heizöl pro Jahr, inkl. Warmwasser.

Eine nächste Erneuerung könnte folgende Schritte umfassen:

– Wärmedämmung von Fassade (inkl. neue Fenster), Kellerdecke und Dach nach neu- esten Erkenntnissen sowie eine Komfort- lüftung verringern den Heizwärmebedarf so stark, dass 600 kg Holzpellets mit dem Heizwert von 300 Litern Heizöl für die Be- heizung ausreichen (Minergie-P-Standard).

– Sonnenkollektoren sowie eine in die Lüf- tungsanlage integrierte Kleinstwärme- pumpe liefern die Energie für das Warm- wasser. Der jährliche Stromverbrauch für Lüftung und Warmwasser beträgt damit 1000 kWh, weniger als die alte Heizung für Pumpe und Brenner benötigte.

Selbstverständlich sinken die Energiekos- ten drastisch. Bei heutigen Energiepreisen können die Mehrinvestitionen gegenüber einer «gewöhnlichen» Erneuerung nicht ganz aus der Einsparung amortisiert werden. Be- rücksichtigt man jedoch die Zukunftssi- cherheit sowie Komfortvorteile, so sieht eine solche Investition sehr attraktiv aus. Volks- wirtschaftlich ergeben sich enorme Vorteile:

Die Wertschöpfung bleibt weit gehend in der Schweiz, der Energieimport entfällt.

Weil immer noch viele Bauherrschaften und Planende minimale Investitionen anstre- ben und sich an den Minimal-Bauvorschriften orientieren, wird der grösste Teil der Neubau- ten und Renovationen so gebaut, als wäre die (Energie-)Perspektive nicht länger als fünf Jahre. Gewisse Rahmenbedingungen stützen leider diese kurzsichtige Betrachtungsweise, etwa die Überwälzung der Energiekosten auf die Mieterschaft und die fehlende Trans- parenz bezüglich der Energiekosten eines Mietobjekts. Der in der EU vorgesehene Ge- bäude-Energie-Ausweis (Deklaration des Ge- samtenergieverbrauchs von Gebäuden) wird hier Verbesserungen bringen; er soll auch in der Schweiz eingeführt werden.

Rahmenbedingungen sind anzupassen Die Rahmenbedingungen müssen deshalb so geändert werden, dass zukunftsgerichtetes Handeln heute attraktiver wird:

– Die Energiepreisentwicklung muss plan- bar und zukunftsgerichtet sein; dazu ist die CO2-Abgabe ein guter Ansatz. Externe Kosten für Umwelt- und Gesellschafts- schäden müssen in den Energiepreisen enthalten sein.

– Transparenz bei den Energiekosten von Mietobjekten ist nötig; Vollkosten über die Lebensdauer von Geräten und Anlagen sind zu deklarieren.

Energieeffizienz wird dadurch automa- tisch ein höchst interessantes Ziel techni- scher und wirtschaftlicher Entwicklungen.

Eine zügige Einführung entsprechender Vor- schriften ist dringend; bis dahin müssen Energieeffizienz und Effizienzprodukte durch Information, Vorschriften und finanzielle Un- terstützungen gefördert werden.

Energieeffizienz – Grundlage einer zukunftssicheren Energieversorgung

Erdölabhängigkeit der Schweiz?

Eigentlich heisst das Problem

«Abhängigkeit der Schweiz von nicht erneuerbaren Energien», da der Ersatz von Erdöl durch andere nicht erneuerbare Energieträger keine zukunftsverträgliche Pers- pektive ist. Um die hohen Risiken der Verknappung fossiler Energie- träger, fataler Klimaveränderun- gen und radioaktiver Verseuchung zu vermindern, muss unser Ver- brauch an nicht erneuerbaren Energien drastisch reduziert wer- den. Dieses Ziel wird mit den Begriffen «Nachhaltigkeit» oder

«2000-Watt-Gesellschaft» be- schrieben. Schlüssel dazu sind Energieeffizienz und erneuerbare Energien.

Jürg Nipkow

Präsident Schweizerische Agentur für Energie- effizienz (S.A.F.E), Zürich juerg.nipkow@arena- energie.ch

www.energieeffizienz.ch

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