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Beschwerden wegen unlauteren Wettbewerbs erstmals rückläufig | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft  5 / 2017 37 UNLAUTERER WETTBEWERB

Beschwerden wegen unlauteren Wettbewerbs erstmals rückläufig

Im Jahr 2016 haben die beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) eingegangenen Beschwer- den wegen unlauteren Wettbewerbs gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent abgenommen. Die meisten Reklamationen betreffen weiterhin unerwünschte Werbeanrufe. In 76 Fällen hat das Seco Warnschreiben verfasst und in 27 Fällen Strafklage eingereicht.   Philippe Barman

D

as Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat im Jahr 2016 insgesamt 25 875 Beschwerden wegen unlauteren Wettbewerbs erhalten. Die Anzahl Be- schwerden ist damit erstmals seit der Ein- führung des Klagerechts für Binnensach- verhalte im Jahr 2012 rückläufig. Im Jahr 2015 waren noch über 29 000 Beschwer- den beim Seco deponiert worden (siehe Abbildung 1). Von den 2016 eingereichten Beschwerden stammten 25 009 von Kon- sumenten und 866 von Unternehmen. Wie im Vorjahr haben sich mit 229 Beschwer- den nur wenige Konsumenten und Unter- nehmen aus dem Ausland beim Seco be- schwert. Das Seco kann im Namen der Eidgenossenschaft gegen Unternehmen klagen, deren unlautere Geschäftsprakti- ken Kollektivinteressen verletzen.1

Rund 24 000 unerwünschte Werbeanrufe

Von einer eigentlichen Trendwende zu sprechen, ist allerdings noch verfrüht, denn die Beanstandungen verharren nach wie vor auf hohem Niveau. Wie in den letzten fünf Jahren machen mit rund 24 000 Rekla- mationen (siehe Tabelle 1 und Abbildung 2) nach wie vor die unerbetenen Werbeanrufe den Löwenanteil der beim Seco eingegan- genen Beschwerden aus. Es folgen mit 353 Beschwerden die allgemein irreführenden Geschäftspraktiken, mit 184 Beschwerden der Adressbuchschwindel und mit 117 Be- schwerden der Versandhandel.

Im Vergleich zum Vorjahr sind gerade die Beschwerden, welche unerwünsch- te Werbeanrufe betreffen, um rund 4000 Beschwerden zurückgegangen. Auch dies- bezüglich lässt sich nur spekulieren, wor- auf der Rücklauf der Beschwerden in die- sem Bereich zurückzuführen ist. Die vielen Strafklagen des Seco haben gezeigt, dass

1 Art. 10 Abs. 3 Bundesgesetz gegen den unlauteren Wett- bewerb, SR 241 (UWG).

Abb. 2: Werbeanrufe trotz Sterneintrag (2012 bis 2016)

SECO / DIE VOLKSWIRTSCHAFT

allein mit Gerichtsverfahren dem lauter- keitswidrigen Telefonmarketing nicht bei- zukommen ist.

Betroffen von den unerwünschten Werbeanrufen ist vornehmlich der Kran- kenkassenbereich. Insoweit ist es zu be- grüssen, dass die beiden Branchen- verbände Santésuisse und Curafutura

gestützt auf das neue Krankenversiche- rungsaufsichtsgesetz, das Anfang 2016 in Kraft getreten ist, neue Qualitätsstan- dards vorgesehen haben. Diese verbieten es, neue Kunden durch Werbeanrufe zu akquirieren. Inwiefern diese Massnahme greift, wird erst die Zukunft weisen kön- nen.

30 000

25 000

15 000

10 000

5 000

0 20 000

2013

2012 2014 2015 2016

Abb. 1: Beschwerden nach Konsumenten und Unternehmen

SECO / DIE VOLKSWIRTSCHAFT

  Beschwerden von Konsumenten        Beschwerden von Unternehmen 40 000

30 000

20 000

10 000

2013

2012 2014 2015 2016

0

3 611

2 107

4 228

11 502

27 908

23 927 5 830

13 235

29 186

25 875

(2)

UNLAUTERER WETTBEWERB

38 Die Volkswirtschaft  5 / 2017

Tabelle 1: Beschwerden nach Sachbereichen 2016

Werbeanrufe trotz Sterneintrag 23 927 Werbeanrufe ohne Sterneintrag 607

Irreführung 353

Nicht spezifiziert 266

Adressbuchschwindel 184

Vorauszahlungsbetrügerei 134

Versandhandel 117

Spamming (E-Mails und Werbefaxe) 78

Missbräuchliche Klauseln 57

Lotterien/Gewinnversprechen 49

Schneeballsysteme 28

Internetschwindeleien 25

Dienste, die über das Mobiltelefon abge- rechnet werden (Mehrwertdienste) 22 Werbefahrten/Werbeveranstaltung 17

Aggressive Verkaufsmethoden 5

Esoterik 3

Gesundheit 3

Total 25 875

SECO / DIE VOLKSWIRTSCHAFT

Die Zahl der Beschwerden zu Werbe- fahrten hat sich 2016 mit 17 Reklamatio- nen auf tiefem Niveau stabilisiert. In die- sen sogenannten Kaffeefahrten werden vornehmlich ältere Personen dazu verlei- tet, an einem fremden Ort überhöhte Prei- se für ein Produkt zu bezahlen. Die vom Seco initiierten Strafverfahren haben hier in den letzten fünf Jahren zu einer Reduk- tion der Anzahl Beschwerden geführt. Im Jahr 2012 waren noch 564 Beschwerden eingegangen.

Seco reicht 27 Strafklagen ein

Im Jahr 2016 hat das Seco insgesamt 76 Unternehmen mit Warnschreiben abge- mahnt (siehe Tabelle 2) und in 27 Fällen Strafklage eingereicht (siehe Tabelle 3). Da- von betrafen 15 Strafklagen irreführen- de Geschäftspraktiken und 6 unerbete- ne Werbeanrufe trotz Sterneintrags. Die übrigen Klagen verteilten sich auf Werbe- Tabelle 3: Strafklagen nach Bereichen

(2016)

Irreführung

(inkl. aggressiver Verkaufsmethoden) 15

Werbeanrufe 6

Werbefahrten 2

Werbefaxe 1

Schneeballsysteme 2

Privatbestechung 1

Total 27

SECO / DIE VOLKSWIRTSCHAFT

Tabelle 2: Abmahnungen nach Bereichen

Missbräuchliche Klauseln 39

Irreführung (inkl. aggressiver Verkaufs-

methoden) 29

Werbeanrufe 4

Adressbuchschwindel 3

Werbefaxe 1

Total 76

SECO / DIE VOLKSWIRTSCHAFT

fahrten und Schneeballsysteme (je 2) sowie Werbefaxe und Privatbestechung (je 1).

Insgesamt führten 19 Strafverfahren zu Verurteilungen (siehe Tabelle 4). Davon ent- fielen 7 Strafbefehle auf Werbeanrufe; bei den irreführenden Geschäftspraktiken gab es 6 Strafurteile und Entscheide.

In 3 Fällen kam es zu Freisprüchen, und in einem Fall wurde das letztinstanzliche kantonale Urteil durch das Bundesgericht aufgehoben. Ferner ist es im vergangenen Jahr in 18 Fällen zu Nichtanhandnahme-, Einstellungs- und Sistierungsverfügungen gekommen.

Philippe Barman

Rechtsanwalt, Ressort Recht,

Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), Bern

Tabelle 4: Strafbefehle, Entscheide, Urteile

Werbeanrufe 7

Adressbuchschwindel (Entscheid) 4

Irreführung 6

Spamming (inkl. Werbefaxe) 2

Total 19

SECO / DIE VOLKSWIRTSCHAFT SHUTTERSTOCK

Auf dem Handy lassen sich Callcenter- Nummern blockieren.

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