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IV. Internationaler Kongreß für Anthropologie und Ethnologie — erdkunde

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Berichte und kleine Mitteilungen 67 die Ausstellung mit Anblicken von Stadten und Orten

des weiten Kaiserreiches und bringen eine lebhafte,

pittoreske Note hinein.

Doch notwendiger als bei der Beschreibung der Ausstellung zu verweilen, die, wie der Zustrom des Publikums und das einheitliche Interesse der Wissen

schaftler beweist, von bemerkenswerter Wichtigkeit ist, erscheint es, auf ihre tiefe Bedeutung in nicht nur

demonstrativer, darstellender Hinsicht einzugehen,

sondern sie vor allem in wissenschaftlichem Sinn konstruktiv zu beachten. Man findet hier ein Beispiel

jener monographisch-geographischen Ausstellungen (entweder auf einen Autor oder auf eine Gruppe

von Autoren bezogen, ein bestimmtes Land oder Ge

biet, wie die friiheren Ausstellungen des Globus

museums und unsere ?Mostra Marchigiana del Coro

nelli", Fano, 1950 2), darstellend), deren Notwendig keit, wie wir schon lange behaupten3), ein dringen des Bediirfnis zur Verbreitung geographischen Inter esses und Geistes ist, das leider in gewissen Landern noch ganz fehlt, mit dem Ziel, Grenzen (die sich oft

im Laufe der Zeit durch Einflusse geschichtlicher Fak toren verschieben) der verschiedenen historischen und kulturellen Einheiten im Raume festzuhalten. Viele

dieser Gebiete haben, im modernen, rationalen Sinn,

noch keine genauen Bezeichnungen, aufier in Affir mationen allgemeiner, regionaler Einheitsprinzipien, die oft diskutiert, nicht immer anerkannt und manch mal den Bewohnern nicht bewufit sind.

Diese Ausstellungen, die im allgemeinen einem

Kartographen, oder geokartographischem Material iiber ein bestimmtes Gebiet, oder mehreren Karto

graphen, die sich mit einem bestimmten Gebiet be

fassen, gewidmet sind, waren ein uberaus wichtiger

Beitrag zur Einordnung und Nutzbarmachung alten Materials. Die Kataloge, die streng wissenschaftlich

von geographischen Spezialisten verfalk sind, wiir den zu einem bedeutenden Repertoire und zum Be standsverzeichnis fiir jedes Gebiet und das dort be

wahrte alte kartographische Material. Damit ware

die Moglichkeit von Zweifeln oder Fehlern, bei oft plotzlichen Nachforschungen von seitem nationaler Kulturgemeinschaften fiir kulturelle, nationale oder

internationale Zwecke, ausgeschlossen.

Die Wiener Ausstellung steigt aus diesen Griinden von lokaler Wichtigkeit zu einer grofieren beispiel haften Bedeutung empor. Ing. Haardt und seinen Mitarbeitern, die wieder einmal eine Probe ihrer Or

ganisationsfahigkeit und Liebe zur Geographie ge geben haben, gebiihrt alle Hochachtung. Sie haben eines der schonsten und bedeutungsvollsten Beispiele der Sammlung von Zeugnissen, die auf ein Gebiet bezogen sind, geliefert und wufiten diese Dokumente mit wissenschaftlich-geographischer Einfiihlung dar zustellen. Diese Anerkennung ist um so echter und tiefempfundener, als sie aus Italien kommt, dem Lande, das in seinen wissenschaftlichen Anstalten und

2) F. Bonasera, Vincenzo Coronelli e la Marche ? Cata logo della Mostra Marchigiana del Coronelli ?

Fano, Biblioteca Federiciana 1950.

3) F. Bonasera, Vincenzo Coronelli Geografo, Carto grafo, Costruttore di Globi in ?Miscellanea Francescana",

A I (1951) pp 99?139.

Archiven besonders reich an altem Kartenmatexial

ist, welches von seinen begeisterten Gelehrten stu

diert und in dem gleichen Sinne, wie die Wiener Freunde mit ihrer vornehmen kulturellen Tradition

es tun, ausgearbeitet und verwertet wird.

Francesco Bonasera

IV. Internationaler Kongrefi fiir Anthropologic und Ethnologie Der IV. Internationale Kongrefi fiir Anthropolo gic und Ethnologie wurde vom 1. bis 8. September

1952 in Wien abgehalten. Der Altmeister der deut schen Volkerkunde, Prof. Dr. P. Wilhelm Schmidt (SVD), prasidierte den Vertretern von 51 Nationen

(unter Nichtteilnahme der Oststaaten), deren statt

liche Zahl von etwa 750 Teilnehmern in 20 Sektio nen einige 300 Referate behandelte. Wir beschran ken uns hier auf einen kleinen Ausschnitt der The men, die eine besondere Beziehung zum Problemkreis

der ?Erdkunde" haben.

Eine hervorragende Kennerin der amerikanischen

Altertumskunde, H. M. Wormington (Denver), be richtete iiber ?The Present Status of Studies Pertain ing to Early Man in the New World", vor allem also iiber die Resultate, welche die Radiokarbonmethode bis jetzt fiir die Datierung der Besiedlung Amerikas zeitigte. Die bisherigen Ergebnisse bestatigen die Existenz des Menschen vor mehr als 10 000 Jahren;

Folsomklingen sind vor mehr als 9000 Jahren bis

nach Texas verbreitet gewesen, das Faustkeilmate

rial des Typus Sandia friiher bereits im nordameri kanischen Siidwesten. Wahrend sich fiir manche jiin geren Daten ja teils betrachtliche Korrekturen der bisherigen Zeitansatze ergeben haben, bestatigt also die Radiokarbonmethode bis heute die Annahme, dafi Amerika gegen Ende der Eiszeit besiedelt wurde;

die Ausbreitung des Menschen bis in den Siidkonti nent ist dabei eine verhaltnismafiig schnelle gewesen, da Patagonien schon vor mehr als 8000 Jahren besie delt war. ? Ober die ?Pflanzenwelt des urgeschicht

lichen Menschen" im allgemeinen aufierte sich Elise Hofmann (Wien): ?Wahrend wir hinsichtlich der

Pflanzenwelt des Palaolithikers nur auf sparliche

Holzkohlenreste von seinen Feuerstellen angewiesen

sind, wie Reste von Nadelholzern und wenigen Laub holzern, wir aber iiber die Pflanzen, die ihm als Nah rung dienten, kaum bestimmte Angaben zu machen vermogen, ist unser Wissen iiber die Pflanzen, die sich der Mensch des Neolithikums, der Bronzezeit und Eisenzeit dienstbar zu machen verstand, auf Grund zahlreicher Funde wohl fundiert. Ganz be

sonders wertvolle Auf sehlusse ergeben z.B. die Pfahl baufunde der Schweiz und des Mondsees in Ober osterreich. Ein prachtiges Fundmaterial bietet auch der urgeschichtliche Bergbau im Hallstatter Salz

herg."

Mit dem Menschen in Beziehung zur Tierwelt be fafiten sich mehrere Referate, auf jagerischem Hori zont Kustaa Vilkuna (Helsinki) mit ?Lachsfang als Gesamtproblem". Nach eingehenden Untersuchungen am Bottnischen Meerbusen und seinen Zufliissen sind Fanggerate wie Verfahren je nach der Saison (dem

?Lachs-Fahrplan"), d. h. der Bewegung der Tiere

(2)

68 Erdkunde Band VII folgend, den wechselnden landschaftlichen Bedingun

gen angepafit. ? Auf zuchterischer Ebene brachte Reinhard Walz (Gladenbach) ?Beitrage zur altesten Geschichte der altweltlichen Cameliden unter beson

derer Beriicksichtigung des Domestikationszeitpunk tes", mit dem Ergebnis, dafi der Zweihocker (Tram peitier) von pferdezuchtenden Turkvolkern als Last tier, der Einhocker (Dromedar) wahrscheinlich aber in Innerarabien domestiziert worden sei. ? Josefine Huppertz (Bonn) wies Unterschiede in der Tierhal

tung bei den Viehzuchtern Asiens und Afrikas" auf und gelangte bei den drei Gruppen der nordasiatisch

altaischen, der sudwestasiatisch-arabischen und der

ostafrikanisch-hamitischen Hirtenvolker zu den vier Tierhaltungstypen des freien Weidegangs, der freien Lagerhaltung, der Kralhaltung und der Kralwirt

schaft. ? ?The development of ,Extensive' Reindeer Herding in Swedish Lapland" zeigt nach Jan. R.

Whitaker (Edinburgh) interessante neue Entwicklun gen. Der Herdenbetrieb der Lappen ist zwar stets

?extensiv" zu nennen gewesen, unterlag aber doch

einer steten Kontrolle, mit Ausnahme der Mosquito Saison des Friihsommers mit ihrem freien Schweifen der Herden nach dem Kalben; im fruhen August wurde die Herde dann wieder eingesammelt und

taglich gemolken. Letzteres wurde in neuerer Zeit aber uberall eingestellt. Im aufiersten Norden hat

sich ferner in jiingster Zeit eine extrem extensive Herdenwirtschaft herausgebildet, welche die Tiere

einen Grofiteil des Jahres ohne Kontrolle lafit, so dafi moglicherweise hier ein Obergang von der Her denwirtschaft zur Jagd zu erwarten ist.

Mehr als je sind in der volkerkundlichen Proble matik die Fragen des Kulturwandels in den Vorder grund getreten. In Wien klangen sie z. B. in den Ausfuhrungen von Mohamed Awad (Kairo) iiber

?The Assimilation of Nomads by the Sedentary Po pulation of Egypt" an; der Vortrag wies auf die Fragen hin, die der sefihaften Bevolkerung des Nil

tals aus dem standigen nomadischen Zustrom aus Ost

und West (Arabien bzw. Lybien) erwachsen, der seit 60 Jahrhunderten vor sich geht. ? Ein aktueller Umbruch wurde von Joel S. Canby (Baghdad) in

seinem Referat ?Beduin in Transition" veranschau

licht: Untersuchungen unter den Schammar im nord westlichen Irak erweisen einen Obergang vom No madismus zum sefihaften Bodenbau, der von der

okonomischen Sphare her auch alle anderen Lebens bereiche modifiziert. ? Der rapide Kulturwandel Afrikas wurde von Jean-Paul Lebeuf (Paris) am Bei spiel der ?Milieux urbains de PAfrique Equatoriale Fran5aise" gezeigt: schwerste Probleme sind hier aus

der Storung des Gleichgewichts durch die Schaffung

europaischer stadtischer Zentren erwachsen, unabseh

bar in ihren Auswirkungen vor allem im Geistigen, wo Fetischismus und Islam, Christentum und Laizis mus um die Seele der Eingeborenen ringen.

H.H. von der Osten (Uppsala) wies in seinem Vor

trage uber ?Burgen und Bergstadte Zentralanato

liens" nach, dafi seit der vorgriechischen (z. B. hethi tischen) Zeit reine Schutzburgen im allgemeinen immer an der gleichen naturgegebenen Stelle errichtet wurden, wahrend die Lage der Herrensitze und

Zwingburgen je nach den politisdien Notwendig keiten variierte. ? Dafi die natiirlichen Verhaltnisse nicht nur an dem Geprage menschlicher Lebensaufie

rungen formen, sondern auch ein Kausalfaktor phy sischer Erscheinungen sind, unterstrich D. F. Roberts (Oxford) in seinem Vortrag iiber ?An Ecological Approach to Physical Anthropology"; er zeigte, dafi

bei der Erarbeitung von ?Normalwerten" (z. B. fiir Blutdruck, Puis und Atemrhythmus) geographische . Faktoren zu beriicksichtigen sind (der Rezensent darf

in diesem Zusammenhange an die rezenten Hohen

forschungen in Peru ? ?el hombre de Morococha" ? unter Leitung des Limenser Anthropologen Monje

erinnern).

Neben der Arbeit der Sektionen wurde in allge meinen Zusammenkiinften eine grofiere Anzahl aus gezeichneter Filme vorgefiihrt, von denen die folgen den besonders aufschlufireich in ihrer Beziehung zur Umwelt waren: ?Les pecheurs de Niger" (J.Roucb, Paris); ?The Ovambo of Southwest Africa" (E.Loeb, Berkeley); ?Das Leben der Buschmanner in der Kala hari" (M. Gusinde, Washington).

Hermann Trimborn

Der 30. Internationale Amerikanisten-Kongreji

Der vom 18. bis 23. August 1952 in Cambridge

(England) veranstaltete 30. Internationale Ameri

kanisten-Kongrefi vereinigte 130 Wissenschaftler aus

24 Nationen.

Das Schwergewicht des Kongresses lag bei den Re feraten iiber die Archaologie Mittel- und Sudameri

kas. Daneben wurden aber auch andere Themata,

wie z. B. iiber die Ethnologie der nord- und sudame rikanischen Naturvolker, iiber Anthropologic, Geo graphie, Linguistik, Soziologie usw. behandelt.

Als das wichtigste Referat ist das des mexikani schen Gelehrten E. Noguera, der zusammen mit dem Engla'nder Thompson iiber die neuesten Ergebnisse der Ausgrabungen in der Ruinenstadt Palenque, im

Maya-Gebiet Mittel amerikas, sprach, anzusehen.

Durch Zufall fand man dort in einer der Pyramiden einen Gang, der zur Aufdeckung von Grabern im Innern der Pyramide fiihrte. Da man bisher allge mein glaubte, dafi die altamerikanischen Pyramiden

im Gegensatz zu denen in Agypten nicht als Grab denkmaler gedient hatten, sondern nur als ein un

terer Teil der auf ihrer Spitze errichteten Tempel anzusehen seien, wurde durch diese Entdeckung die Frage nach der Bedeutung der altamerikanischen Pyramiden von neuem aufgerollt.

Auf dem archaologischen Sektor wurden weiterhin noch in einer Reihe von Ref era ten Ergebnisse von Forschungen iiber kleinere Spezialfragen vorgetra gen. Hierauf im einzelnen einzugehen, wiirde zu weit fiihren. Es darf jedoch allgemein gesagt werden, dafi es gelungen ist, weitere Liicken in unserem Wis

sen iiber die vorspanischen Hochkulturen Altameri kas zu schliefien.

Fragen der Kultur der Naturvolker Sudamerikas waren mehrere Referate gewidmet, die zum Teil auf

theoretischen Studien basierten, wie z. B. bei O. Zer ries und /. Haekel, oder wie bei /. Caspar, E. Scha den und H. Bald us auf eigener Feldarbeit.

Referenzen

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