Der Pressereferent im Bundesarbeitsministerium, Dr. phil. Friedrich Hillebrand (rechts), erhielt aus der Hand von Dr. Hans Wolf Muschallik, des Ersten Vorsit- zenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (Bildmitte), in Köln das ihm vom Präsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages verliehene Ehrenzeichen der deutschen Ärzteschaft Foto: Faber + Spranger Die Information:
Bericht und Meinung
NACHRICHTEN
Ehrenzeichen der deutschen Ärzteschaft für Dr. phil.
Friedrich Hillebrand
Der Vorstand der Bundesärztekam- mer hat dem Pressereferenten im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, Dr. phil. Friedrich Hillebrand, auf Antrag des Ersten Vorsitzenden der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung, Dr. Hans Wolf Muschallik, das Ehrenzeichen der deutschen Ärzteschaft verlie- hen.
Die Auszeichnung wurde Dr. Hille- brand während eines Empfanges des Vorstandes der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung in Köln von Dr. Muschallik überreicht.
Dr. Friedrich Hillebrand, von Herbst 1953 bis Frühjahr 1966 par- lamentarischer und sozialpoliti- scher Korrespondent der Nachrich- tenagentur Associated Press (ap), ist ein speziell auf dem Gebiet der Gesundheits- und Sozialpolitik ver- sierter Journalist, der sich durch kritische, aber stets sachliche Dar- stellungen der komplizierten Zu- sammenhänge auf diesem Gebiet in Fachkreisen — und dies nicht nur in der Ärzteschaft — einen Na- men gemacht hat. Seit 1966 ist Dr.
Hillebrand Pressereferent des Bun- desministeriums für Arbeit und So- zialordnung. Bei dieser Tätigkeit hat er sich auch besonders nach- drücklich für die Inanspruchnahme der Maßnahmen zur Früherken- nung von Krankheiten eingesetzt.
Die Würdigung des Wirkens von Dr. Hillebrand hatte Dr. Muschallik, der das Ehrenzeichen im Namen des Präsidenten der Bundesärzte- kammer und des Deutschen Ärzte- tages, Prof. Dr. Hans Joachim Se- wering, überreichte, mit herzli- chen persönlichen Worten verbun- den.
Dr. Friedrich Hillebrand, so betonte der Erste Vorsitzende der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung in seiner Laudatio abschließend, ha-
be der Bevölkerung insgesamt ei- nen nicht hoch genug zu veran- schlagenden Dienst geleistet. Er habe sie über gesundheits- und so- zialpolitische Fragen „mit einer Objektivität aufgeklärt, die in der heutigen Zeit des Bekenntnis- oder anders ausgedrückt des Gesin- nungsjournalismus ihresgleichen sucht".
Man solle die öffentliche Meinung nicht als ein Ärgernis betrachten, auch wenn man sich gelegentlich über sie ärgere, fügte Dr. Muschal- lik hinzu. „Denn die öffentliche Meinung spielt beim Wandel des Menschen sowie beim Funktions- wandel des Arztes vor allem in ei- ner Demokratie eine ganz ent- scheidende Rolle." Dr. Friedrich Hillebrand habe mit seiner sach- kundig-kritischen, aber stets fairen Kommentierung in diesem Sinn das Ehrenzeichen der deutschen Ärzte- schaft hoch verdient. DÄ
Bundesärztekammer plädiert für Praxisnähe der beruflichen Bildung
Zu den verschiedenen Vorschlägen und Plänen (vor allem den „Markie- rungspunkten" der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft) für eine Reform der beruflichen Bil- dung hat der Vorstand der Bun- desärztekammer Stellung genom- men. Das Interesse der Ärzte- schaft an einer praxisgerechten Reform wird schon daraus ersicht- lich, daß etwa 23 500 Arzthelferin- Lehrlinge (oder wie es heute heißt:
Auszubildende) in Arztpraxen aus- gebildet werden.
Die Entschließung des Bundesärz- tekammer-Vorstandes lautet:
❑ „Die Bundesärztekammer unter- stützt Bemühungen in Politik und Verwaltung zur Verbesserung der
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Heft 32 vom 8. August 1974DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION
DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT GIBT BKANNT:
Nierenschäden durch
phenacetinhaltige Asthmamittel
Kürzlich wurde über schwere Nierenschädigungen (chroni- sche interstitielle Nephritis) nach jahrelanger Einnahme phenacetinhaltiger Asthma- mittel berichtet*). Inzwischen sind mindestens 30 solcher Fälle bekannt geworden.
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft ist in Zusammenarbeit mit dem Bundesgesundheitsamt an die Hersteller phenacetinhal- tiger Asthmamittel herange- treten, um sie zu veranlas- sen, Phenacetin aus diesen Kombinationspräparaten her- auszunehmen. Alle ange- schriebenen Hersteller haben ihre Bereitschaft hierzu er- klärt; einige hatten bereits ei- nen entsprechenden Antrag beim Bundesgesundheitsamt gestellt. Das Bundesgesund- heitsamt hat eine beschleu- nigte Bearbeitung der erfor- derlichen Neuregistrierungen zugesichert.
Es wird dringend angera- ten, die Präparate vor Weg- fall des Phenacetinanteils nur dann zu verordnen, wenn die eingehende Medikamen- tenanamnese ergibt, daß kein Abusus phenacetinhaltiger Präparate vorliegt.
Da bei Asthmakranken mit Nierenschädigung die Fest- stellung auch der Medika- mente wesentlich sein kann, die in länger zurückliegen-
den Zeiträumen eingenom- men wurden, enthält die nachstehende Liste phenace- tinhaltiger Antiasthmatika auch solche Präparate, die inzwischen aus dem Handel gezogen wurden; sie sind als solche gekennzeichnet. Die Arzneimittelkommission (69 Heidelberg 1, Bienenstraße 7, Postfach 10 12 09) bittet die Ärzteschaft um Mitteilung einschlägiger Beobachtun- gen.
Präparate
Asthma-C Pulver, Asthma-C- forte Pulver (Chemikalia) Asthmasol forte Pulver (Pan- tadyn)
Asthmin, Tabl. u. Pulver (Mo- limin)
Asthmolysine-Kapseln (Kade) Calmamin Tabl. u. Supp. (En- dopharm)
Colomba Tabl. (Mauermann) Felsol Tabl. u. Pulver (Ro- land)
Jerrofanon-Pulver (Asthmo- sana) ab 1. 6. 1974 nicht mehr hergestellt
Makara-Pulver (Makara) Neasthmal Tabl. (Starke) seit 1. 8. 1973 aus dem Handel gezogen
Puraeton „E" Pulver (Dolor- giet)
Solamin Asthma Pulver, Sola- min Asthma Tabl. s. E. (Sola- min)
*) Bock, K. D., T. Nitzsche, B.
Messer: DMW 98, 2234 (1973) Bopp, K. Ph.: DMW99, 111 (1974) Höffler, D.: DMW 99, 479 (1974) Bock, K. D.: 6. Freiburger Ta- gung über Nephrologie 22./23. 2.
1974 „Aktuelle Diagnostik von Nierenerkrankungen" Thieme, Stuttgart (im Druck)
Die Information:
Bericht und Meinung
BEKANNTGABE DER BUNDESÄRZTEKAMMER
Qualität der beruflichen Bildung, die auch dazu beitragen sollen, die Zahl der notwendigen Ausbildungs- plätze zu erhalten. Das seit 1969 gültige Berufsbildungsgesetz ist nach Auffassung des Vorstandes der Bundesärztekammer hinrei- chend geeignet, Grundlage einer Verbesserung der beruflichen Bil- dung zu sein. Eine Neuordnung der beruflichen Bildung, basierend auf der völligen Umgestaltung des Be- rufsbildungsgesetzes — wie sie in den „Markierungspunkten" vor- liegt —, lehnt die Bundesärztekam- mer ab.
Derartige Pläne laufen auf eine weitgehende Verschulung und eine Bürokratisierung der beruflichen Bildung hinaus, wobei dem bewähr- ten Prinzip der praxisnahen dualen Ausbildung immer weniger Rech- nung getragen wird.
Die Bundesärztekammer befürch- tet, daß dadurch die Ausbildungs- qualität gemindert Wird. Bereits heute sind die personellen und ma- teriellen Voraussetzungen für einen höheren Ausbildungsstandard in den schulischen Ausbildungsstätten geben.
Es erscheint somit vordringlich, keine großflächige „Bildungsre.
form" einzuleiten, sondern viel- mehr, stufenweise unzulängliche Zustände an den allgemein- und berufsbildenden Schulen abzu- bauen. Bei jeder Neuordnung der beruflichen Bildung muß sowohl die berufspraktische Ausbildung als auch das Prinzip der Selbstverwal- tung erhalten bleiben, wie sie bis- her in den zuständigen Stellen der Kammern durchgeführt wird.
Die Bundesärztekammer ist davon überzeugt, daß die Qualität der be- ruflichen Bildung durch eine ver- stärkte Einschaltung des Staates nicht verbessert wird. Der Gesetz- geber sollte dafür Sorge tragen, daß der Sachverstand und das En- gagement der an der Berufsausbil- dung beteiligten Ärzte und die Pra- xisnähe der Selbstverwaltungsor- ganisation auch in Zukunft gewähr- leistet ist." DÄ
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 32 vom 8. August 1974 2359