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Archiv "Fibrinolyse und Thrombozytenaggregationshemmung: Doppelstrategie zur Senkung der Letalität bei akutem Myokardinfarkt" (15.06.1989)

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Academic year: 2022

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DA EDITORIAL

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Fibrinolyse und

Thrombozytenaggregationshemmung

Doppelstrategie

zur Senkung der Letalität bei akutem Myokardinfarkt

Rudolf Gross und Gotthard Schettler

D

er Wert fibrinolytischer Therapie mit Streptokinase bei akutem Myo- kardinfarkt, lange Zeit kontrovers diskutiert, ist jetzt dank großer kli- nischer Studien klar definiert. Für kaum eine andere medikamentöse Therapie läßt sich die Wirksamkeit anhand klinisch relevanter Endpunkte, nämlich der Reduzierung der Letali- tätsrate, so eindrucksvoll belegen. Die weltweit größte Studie in der Therapie des akuten Myo- kardinfarktes, ISIS II (The Lancet; 2: 349-360, 1988 und Dt. Ärztebl. 85, Heft 43: 2104, 1988) hat zudem gezeigt, daß die Thrombozytenaggre- gationshemmung durch Acetylsalicylsäure (ASS) eine ideale Ergänzung der fibrinolytischen The- rapie mit Streptokinase ist. Durch die Kombina- tionstherapie (Streptokinase 1,5 Mio. E inner- halb 60 Minuten i. v. und ASS 160 mg p. o. täg- lich) konnte die Sterbewahrscheinlichkeit bei Therapiebeginn innerhalb von vier Stunden nach Infarktereignis um 53 Prozent gesenkt werden.

Die alleinige Therapie mit ASS verringerte die Sterbewahrscheinlichkeit um 25 Prozent, wäh- rend die Behandlung mit Streptokinase ohne be- gleitende ASS-Therapie diese um 35 Prozent senken konnte. Unter Kombination von Strepto- kinase und ASS zeigte sich im Vergleich zu Pla- cebo zudem eine wesentlich niedrigere Rate an- derer kardiovaskulärer Ereignisse wie Reinfark- te oder zerebraler Durchblutungsstörungen.

Entscheidende klinische Aspekte

Die limitierte Überlebenszeit ischämischer Herzmuskulatur läßt eigentlich keinen Erfolg mehr erwarten, wenn die fibrinolytische Thera- pie erst mehrere Stunden nach dem Infarkt be- ginnt. Dennoch hatten klinische Studien bereits sehr früh Hinweise erbracht, daß Fibrinolyse

auch mehrere Stunden nach dem Infarktereignis noch nützlich ist (Europ. Coop. Study Group, NEJM; 301: 757-802, 1979). Diese Beobachtun- gen wurden von ISIS II bestätigt. Selbst bei Be- handlungsbeginn bis zu 24 Stunden nach Sym- ptombeginn konnte eine statistisch signifikante Senkung der Sterblichkeit nachgewiesen werden.

Lag die Letalität der Placebo-Kontrollgruppe hier bei 13,2 Prozent, so wurde sie durch die Ga- be von SK + ASS auf 8 Prozent gesenkt. Dies entspricht einer Reduktion der Sterbewahr- scheinlichkeit („Letalitätsreduktion") um 42 Prozent. Der dieser Beobachtung zugrunde lie- gende Mechanismus ist noch nicht ganz klar und könnte auf der Restitution von nach dem Infarkt chronisch minderperfundierten, aber noch nicht nekrotischen Myokardarealen („hibernating myocardium") beruhen.

Nutzen-Risiko-Abwägung

Häufig geäußerte Vorbehalte gegen die fibri- nolytische Therapie beruhen auf der Furcht vor Nebenreaktionen, insbesondere hämorrhagischer Art, jedoch ist die Gefahr, an einem Myokardin- farkt zu sterben, um ein Vielfaches höher als das Risiko, eine therapieinduzierte Komplikation zu erleiden. Die Frequenz intrazerebraler Hämor- rhagien, untersucht an über 8000 mit Streptokina- se behandelten Patienten, lag in ISIS II bei 0,1 Pro- zent; sie wurde durch die begleitende ASS-Thera- pie nicht erhöht. Faßt man ischämische und hä- morrhagische zerebrovaskuläre Ereignisse zu- sammen, kam es sogar zu einer signifikanten Re- duktion der Inzidenz zerebraler Insulte bei Pa- tienten, die der Kombinationstherapie unterzo- gen wurden. Andere unerwünschte Wirkungen, wie zum Beispiel allergische Erscheinungen, spiel- ten nur eine untergeordnete Rolle.

Dt. Ärztebl. 86, Heft 24, 15. Juni 1989 (39) A-1835

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Klinische Konsequenzen

Einem Patienten mit akutem Myokardin- farkt sollte, unter Beachtung der Kontraindika- tionen, eine fibrinolytische Therapie nicht vor- enthalten werden. Die Kombination von Strepto- kinase (1,5 Mio. E über 60 Minuten) und Acetyl- salicylsäure (160 mg/die) hat sich, selbst wenn erst 12 oder sogar 24 Stunden nach Infarktbe- ginn verabreicht, als eindeutig effektiv erwiesen.

Untergruppenanalysen, zum Beispiel von Patien- ten mit Hinterwandinfarkt oder fortgeschritte- nem Lebensalter haben zudem gezeigt, daß auch diese Patienten von der Therapie profitieren.

Schließlich hat ISIS II den Beweis erbracht, daß diese Therapieform nicht hochspezilisierten Zentren vorbehalten bleiben muß, sondern mit Erfolg in Krankenhäusern der Regelversorgung eingesetzt werden kann.

Natürlich liegt es nahe, nun auch die Kombi- nation von ASS mit anderen Fibrinolytika zu er- wägen, zum Beispiel mit t-PA. Diese Frage wird unter anderem Gegenstand der in Planung be- findlichen ISIS-III-Studie sein. Therapeutische

Entscheidungen sollten sich jedoch vorerst auf die überzeugenden Erfahrungen mit Streptoki- nase und ASS gründen.

Weitere Hinweise zum Stand des Problems in internationaler Sicht sind dem Berichtsband

„Reperfusion and Vascularization in Acute Myocardial Infarction", Eds. G. Schettler, R. B.

Jennings, E. Rapaport, N. K. Wenger, R. Bern- hardt, Springer Verlag Heidelberg (1988) zu ent- nehmen; ferner: Gross: Thrombolyse, Dtsch.

Ärztebl. 86, Heft 3 vom 19. 1. 1989 sowie Heft 10 vom 9. 3. 1989.

Anschriften der Verfasser

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Rudolf Gross Herbert-Lewin-Straße 5

5000 Köln 41

Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult.

Gotthard Schettler

em. Direktor der Medizinischen Universitätsklinik

Bergheimer Straße 58 6900 Heidelberg 1

In-vivo-Analyse von Gallensteinen durch CT

Eine orale Litholyse von Gallen- steinen ist in 13 bis 60 Prozent er- folgreich. Da häufig die Steinkompo- sition nicht bekannt ist, läßt sich im Einzelfall der Therapieerfolg nur schwer voraussagen. Computerto- mographisch kann jedoch anhand der Dichtemessung der Gallensteine eine sehr gute Differenzierung zwi- schen Cholesterinsteinen und Pig- mentsteinen durchgeführt werden.

Die Autoren von der 1. Medizini- schen Universitätsklinik Mainz führ- ten bei 25 Patienten mit Gallenbla- sen- (14) beziehungsweise Gallen- gangssteinen (12) präoperativ eine Computertomographie der Gallen- blasenregion durch. Die im Rahmen der operativen oder endoskopischen Therapie gewonnenen Konkremente wurden anschließend homogenisiert und mit Infrarotspektroskopie analy- siert. Bei Cholesterinsteinen ergab sich eine Dichtemessung von 28 bis 95 HE, bei Pigmentsteinen von 98 bis 120 HE. Da nur Cholesterinsteine für die orale Litholyse in Frage kom- men, könnte durch eine computer- tomographische Dichtemessung der

Gallensteine eine Selektionierung derjenigen Patienten erfolgen, bei denen eine Litholyse Erfolg ver- spricht.

Staritz, M.; A. Rambow, U. Wosiewitz, M.

Thelen, K. H. Meyer-zum Büschenfelde:

In-vivo analysis of gallstones by computed tomography predicts stone composition.

(Digestive Disease Week, New Orleans, 1988)

40 Jahre

Peutz-Jeghers-Syndrom

Das Peutz-Jeghers-Syndrom stellt eine autosomal dominant ver- erbte gastrointestale Polypose aus Hamartomen dar, wobei sich zusätz- lich noch mukokutane Melaninabla- gerungen finden (Pigmentfleckenpo- lypose). 3 der 10 Fälle, über die Dr.

Jeghers 1949 erstmals berichtete, ge- hörten der „Harrisburg-Family" an.

Inzwischen liegen Nachuntersuchun- gen über sechs Generationen bei dieser Familie vor, die interessante Aufschlüsse hinsichtlich der Lang- zeitprognose ergeben haben.

KONGRESSNOTIZEN

Beim Peutz-Jeghers-Syndrom handelt es sich nicht um eine gutarti- ge Erkrankung: 9 von 10 betroffenen Patienten müssen mehrfach operiert werden. Zwei Patienten verstar- ben an direkten Folgen des Peutz- Jeghers-Syndrom im Alter von 22 und 27 Jahren.

Die Inzidenz gastrointestina- ler und pankreatischer Malignome scheint beim Peutz-Jeghers-Syndrom erhöht zu sein. Dabei lassen sich ein- deutig Fälle dokumentieren, wo sich innerhalb eines Hamartoms ein Adenom und später dann ein Karzi- nom entwickelte.

Wegen der Gefahr der malignen Entartung, die offensichtlich vorwie- gend das Duodenum betrifft, sollten asymptomatische Duodenalpolypen bei allen Patienten mit Peutz- Jeghers-Syndrom endoskopisch ent- fernt werden.

T. R. Foley, T. J. McGarrity: Peutz-Je- ghers-Syndrome: A 38 year follow-up of the „Harrisburg Family".

Milton S. Hershey Medical Center, Hersh- ey, PA (Digestive Disease Week, New Or- leans, 1988).

A-1836 (40) Dt. Ärztebl. 86, Heft 24, 15. Juni 1989

Referenzen

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