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Archiv "FRAGMENTE: Jenners großer Erfolg" (04.12.1980)

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ZUR GESCHICHTE DER MEDIZIN FRAGMENTE

Jenners großer Erfolg

Der englische Landarzt Edward Jenner veröffentlichte seine Ent- deckung und sein Verfahren der Kuhpocken-Schutzimpfung ge- gen die Menschenblattern 1798.

Die Veröffentlichung machte nicht nur in England sofort Sen- sation, sie stieß zugleich auch auf dem Kontinent auf höchste Auf- merksamkeit.

Eine wesentliche Ursache für die- se rasche Verbreitung war zwei- fellos die schon seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an- haltende lebhafte öffentliche Dis- kussion zu der aus dem Orient eingeführten Schutzimpfung mit menschlicher Blatternmaterie. In dieser breitangelegten Diskus- sion hatte sich bereits seit Jahr- zehnten der größte Teil der Zei- tungs- und Journalpublizisten für die Impfung eingesetzt. In vielen Staaten hatte aber auch die Ob- rigkeit die Schutzimpfungen be- reits systematisch gefördert und darüber eine kontinuierliche Me- dizinalstatistik geführt.

Gleichwohl wollten die Mahner nicht verstummen, die immer wieder auf Impfzwischenfälle, auf die an heutigen Anforderungen an Sicherheit prophylaktischer Maßnahmen gemessene hohe Sterblichkeitsrate unter den Impflingen hinwiesen.

Die Entdeckung Jenners fiel also auf einen höchst fruchtbaren wis- senschaftlich und publizistisch

bestens vorbereiteten Boden. Sie löste eine ganze Flut wissen- schaftlicher und populärer refe- rierender Aufklärungsschriften auch in Deutschland aus. Sie ver- anlaßte spontane Zeitschriften- gründungen, die sich nur diesem Thema widmeten und Über- sichtsartikel, statistisch-gesund- heitspolizeiliche Nachrichten, ethische Disputationen sowie breite Kasuistik brachten und da- mit die verhältnismäßig rasche Einführung der Impfpflicht in einigen deutschen Staaten för- derte und veranlaßte.

Titelseite des von Hessert und Pilger seit 1801 in Gießen herausgegebenen

„Archiv für die Kuhpockenimpfung"

Aufsätze • Notizen

„Angst" in der Philosophie

Der Mensch, der sich tausendfach gegen den Tod versichert, der im Arbeits- und Erwerbstrieb erstickt, narkotisiert sich gegen den Tod:

Seine Idee wird „weggefürchtet",

„der unsichtbar gewordene Anwe- sende" wird „bis zur ,Nichtexistenz' ,zerfürchtet` " (42).

Jaspers:

„Sprung aus der Angst in die Ruhe"

Für Karl Jaspers (1883-1973) schließlich ist das Phänomen der Angst unter verschiedenen Aspek- ten von Bedeutung (43).

Zunächst stellt er fest, daß, je ge- sünder der Mensch sei, eher naive Angstlosigkeit vorherrsche. Es handle sich aber nur um ein Verges- sen, nicht Verschwinden der Angst (44). Zwei Formen erscheinen ihm wesentlich: die Daseinsangst und die existentielle Angst (45). Während die Daseinsangst ihm Angst vor dem Tode als Schaudern vor dem Nicht- sein bedeutet, untersucht Jaspers die existentielle Angst eingehender.

Nur der Einzelne kann sie für sich erfahren, der Tod als Vorgang seiner selbst ist unerfahrbar für das Indivi- duum. Der eigene Tod hat „Grenzsi- tuation". Lösung von der Todes- angst würde alle andere Angst auflö- sen (46). Ohne Angst wiegt sich der Mensch aber in nur scheinbarer Si- cherheit, Angst ist also als notwen- dig anzusehen. Der Glaube an eine Transzendenz befreit den Menschen aus der Angst und gewährt Ruhe. Da aber diese Transzendenz sich einer objektiven Erfahrung verschließt, kann die Angst für den Menschen nicht sistieren (47).

So gipfelt die Jasperssche Existenz- philosophie der Angst in diesen Worten:

„Der Sprung aus der Angst in die Ruhe ist der ungeheuerste, den der Mensch tun kann. Daß es ihm ge- lingt, muß seinen Grund über die Existenz des Selbstseins hinaus ha- ben; sein Glaube knüpft ihn unbe- stimmbar an das Sein der Transzen- denz" (48).

In den nächsten Heften des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTES folgen Mit- teilungen über die Angstaspekte in der Kunst. Wir können die Linie auch dort weiterverfolgen, die sich uns seit dem 19. Jahrhundert schon in der Philosophie zeigte.

(Die in Klammern gesetzten Ziffern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das den Son- derdrucken beigelegt wird.)

• Wird fortgesetzt

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Klemens Dieckhöfer Medizinhistorisches Institut Sigmund-Freud-Straße 25 5300 Bonn 1

2940 Heft 49 vom 4. Dezember 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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