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Archiv "Neue vorläufige Normalbereiche für neun Serumenzyme" (17.02.2006)

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M E D I Z I N

A

A410 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 7⏐⏐17. Februar 2006

A

uf Vorschlag wissen- schaftlicher Fachge- sellschaften hat die Bundesärztekammer 1992 die Einführung neuer Stan- dardmethoden zur Bestim- mung von Enzymaktivitä- ten und damit auch die Umstellung der Messtem- peratur von 25 °C auf 37 °C beschlossen (1).

Der Grund dafür war, dass die Labormedizin in Deutschland mit der vor- gegebenen Messtempera- tur von 25 °C weltweit iso- liert war. Nach einer mehr- mals verlängerten Über- gangsphase besteht nun für die Laboratorien seit 1.

April 2003 die Verpflich- tung, nur noch Enzymakti- vitätswerte, die mit 37 °C- Methoden gemessen wur- den, zu berichten. Dabei sollen sich die Werte für fünf der wichtigsten Me- thoden (Tabelle 1) an den inzwischen von der interna- tionalen Fachgesellschaft, der International Federa- tion of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine (IFCC), vorgeschlagenen

37 °C-Referenzmethoden orientieren.

Daraus folgt unter anderem, dass die Ringversuchsorganisationen die Be- wertung der Teilnehmerergebnisse auf Basis dieser Methoden vornehmen müssen (2).

Referenzintervalle (Normalbereiche) für die 37 °C-Methoden sollten nach Mitteilung der Bundesärztekammer bis Ende 1995 veröffentlicht werden (3).

Das ist bis heute nicht geschehen. Bis- her liegen für die fünf genannten Me- thoden neben Ergebnissen aus interna- tionalen Studien auch Daten einer neueren deutschen Studie (4) vor, bei der an Krankenhauspatienten die obe- ren Normalbereichsgrenzen bei 37 °C ermittelt wurden.

Ein Teil der deutschen Laboratorien wendet diese Werte an, andere haben eigene Normalbereiche erstellt, wieder andere die oberen Normalbereichs- grenzen durch Umrechnung der frühe- ren 25 °C- in neue 37 °C-Werte mit

mehr oder minder verläss- lichen Faktoren ermittelt.

Eine Umfrage zu den Nor- malbereichen an 14 gro- ßen deutschen Klinikla- boratorien ergab deut- liche Unterschiede zwi- schen den jeweils verwen- deten Grenzwerten, die zum Beispiel bei den Transaminasen bis zu 15 U/L betragen.

Auch von niedergelas- senen Ärzten wird berich- tet, dass sie die von ihren Gemeinschaftslaboratori- en mitgeteilten Normal- bereiche, wenn sie sich auf die in der Literatur (4) an- gegebenen Werte bezie- hen, als zu niedrig anse- hen, insbesondere die der Transaminasen und der Kreatinkinase. Auch die Normalbereichsangaben der Diagnostika- und der Diagnostikageräteherstel- ler in den Beilagen der Reagenzpackungen sind uneinheitlich, aber nach den europäischen In- vitro-Diagnostika-Richt- linien müssen die Labo- ratorien sich nach diesen Angaben richten, es sei denn, eigene Normalbereiche wurden ermittelt.

Die bis 2003 durch langjährige Er- fahrung gewonnene weitgehende Si- cherheit in der Handhabung von Nor- malbereichen für Enzyme ging durch diese Entwicklung verloren. Da multi- zentrische Normalwertstudien bisher nicht geplant sind, empfiehlt eine Ar- beitsgruppe aus Mitgliedern der Deut- schen Gesellschaft für Klinische Che- mie und Laboratoriumsmedizin (DG- KL) und des Verbandes der Diagnosti- ka- und Diagnostikagerätehersteller

Neue vorläufige

Normalbereiche für neun Serumenzyme

´ Tabelle 1CC´

Neue Normalbereiche der standardisierten Methoden nach IFCC für Erwachsene

Enzym Geschlecht U/L µµkatal/L

Alaninaminotransferase W < 35 < 0,60

(ALT) M < 50 < 0,85

Aspartataminotransferase W < 35 < 0,60

(AST) M < 50 < 0,85

Kreatininkinase W < 170 < 2,85

(CK) M < 190 < 3,20

Gammaglutamyltransferase W < 40 < 0,65

GGT M < 60 < 1,00

Lactatdehydrogenase (LDH) W + M < 250 < 4,20

´ Tabelle 2 2

Neue Normbereiche für Erwachsene bei mehrheitlich verwendeten Methoden ohne internationale Standardisierung

Enzym Geschlecht U/L µµkatal/L

Alkalische Phosphatase W 35–105 0,60–1,75

(ALP) M 40–130 0,65–2,20

α-Amylase W + M < 110 < 1,85

Creatininkinase MB W + M < 25 < 0,42

(CK-MB)

Glutamathydrogenase W < 5 < 0,08

(GLDH) M < 7 < 0,12

Bei der Cholinesterase und Lipase werden die herstellerspezifischen Angaben empfohlen.

1Laboratoriumsmedizin (Direktor: Prof. Dr. med. Lothar Thomas), Stiftung Hospital zum heiligen Geist, Frankfurt

2Clinical Trials, Roche Diagnostics GmbH, Mannheim

Lothar Thomas1 Gerhard Klein2

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M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 7⏐⏐17. Februar 2006 AA411

(VDGH) vorläufige Normalbereiche („Konsensuswerte“) für die fünf inter- national standardisierten Enzymme- thoden (Tabelle 1) und für vier noch nicht standardisierte Enzymmethoden (Tabelle 2).

Die Empfehlungen haben bis zur Erhebung von Normalbereichen, die im Rahmen einer multizentrischen Studie ermittelt werden, Gültigkeit.

Die Normalbereichsgrenzen gelten für Erwachsene, beruhen auf einer dreijährigen Erfahrung mit 37 °C-Me- thoden und wurden an internationale Publikationen, die schon auf Basis die- ser oder ähnlicher Methoden erstellt worden waren, adaptiert oder von den 25 °C-Methoden abgeleitet. Ausführli- che Angaben zur Herleitung und Be- gründung der Konsensuswerte sind in Literatur (5) zu finden.

Die Autoren versichern, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2006; 103(7): A 410–1 Literatur

1. Bundesärztekammer. Umstellung der Messtempera- tur auf 37 °C und Einführung neuer Standardmetho- den zur Bestimmung von Enzymaktivitäten in medi- zinischen Laboratorien. Dtsch Arztebl 1993; 90(39):

A 2549–51.

2. Bundesärztekammer. Qualitätssicherung in medizi- nischen Laboratorien – Enzymaktivitätsmessungen.

Dtsch Arztebl 2002; 99(7): A 458.

3. Bundesärztekammer. Umstellung der Messtempera- tur auf 37 °C und Einführung neuer Standardmetho- den zur Bestimmung von Enzymaktivitäten in medi- zinischen Laboratorien. Dtsch Arztebl 1995; 92(1–2):

A 72.

4. Schumann G, Klauke R: New IFCC reference proce- dures for the determination of catalytic activity con- centrations of five enzymes in serum: preliminary upper reference limits obtained in hospitalized pati- ents. Clin Chim Acta 2003; 327: 69–79.

5. Thomas L, Müller M, Schumann G, Weidemann G, Klein G, Lunau S, Pick KH, Sonntag O: Consensus of DGKL and VDGH for interim reference intervals on enzymes in serum. J Lab Med 2005; 29: 301–8.

Anschriften der Verfasser:

Prof. Dr. med. Lothar Thomas Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Laboratoriumsmedizin

Steinbacher Hohl 2–26 60488 Frankfurt am Main E-Mail: th-books@t-online.de Dr. rer. nat. Gerhard Klein Roche Diagnostics

Sandhofer Straße 116 68305 Mannheim

E-Mail: gerhard.klein@roche.com

AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT

MEDIZINGESCHICHTE(N)) Psychiatrie „Irrenanstalten“

Zitat:„[Die Irrenanstalten] sind weder Heilanstalten, noch Asyle unheilbarer Irrenden, denen die Menschheit huldigen kann, sondern meistens Spelunken, in welchen die Gesellschaft absetzt, was ihr lästig fällt. [...] Einige derselben sind den Krankenhäusern, andere den Armenhäusern, andere gar den Gefäng- nissen und Zuchthäusern angehängt. In allen diesen Fällen fehlt es an frischer Luft, an Bewegung, an Zerstreuung, kurz an allen physischen und moralischen Mitteln, die zur Heilung der Kranken erfordert werden. [...] Irrende, die noch einige Besonnenheit haben, müssen vollends rasend werden über die Unver- nunft ihrer Nebenmenschen, die sie mit Dieben und Mördern in eine Klasse zu- sammenstellen. Die Zuchtknechte, Stockmeister [1] und Diebeswärter sind meistens rohe Menschen, bey denen Barbarey an der Tagesordnung steht, und welche obendrein diese Unglücklichen als eine lästige Bürde ihrer Amtspflicht betrachten, die sie, um sie auf die kürzeste Art zu besorgen, in feuchte Gewöl- be, Gefängnisse und in die Kellergeschosse ihrer Anstalten einsperren.“

Johann Christian Reil: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Hal- le 1803, Seite 454 f. – Reil (1759–1913), seinerzeit berühmter Medizinprofessor in Halle, gab mit der zitierten Schrift wichtige Anregungen zur Entwicklung der Psychiatrie (er benutzte diesen Begriff bereits 1808) als medizinisches Fachgebiet, das sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts etablierte. Erst während der ersten Jahrzehnte des 19. Jahr- hunderts wurden – nach französischem Vorbild – größere Anstalten errichtet, die unter ärztlicher Leitung standen und ausschließlich der medizinisch fundierten Versorgung dienen sollten. Solche „Heil- und Pflegeanstalten“ wiesen architektonisch eine typische Struktur („Geschlechtsachse“, Einteilung in „Heilbare“ und „Unheilbare“ et cetera) auf und sollten idealer Weise aus therapeutischen Gründen in abgelegenen, landschaftlich schönen Gegenden lie- gen („Naturidylle“). – [1] Hinweis auf das Verprügeln als Disziplinarmaßnahme („heilsame Schläge“).

Unfallchirurgie Knochenbruchbehandlung

Zitat:„I. Grundgesetze der Knochenbruchbehandlung

1. Bei jedem Knochenbruch müssen die verschobenen Bruchstücke ge- nau eingerichtet werden.

2. Die eingerichteten Bruchstücke müssen so lange ununterbrochen in guter Stellung festgehalten werden, bis sie knöchern miteinander verei- nigt sind.

3. Während der notwendigen Dauer der Ruhigstellung der gut einge- richteten Bruchstücke müssen möglichst viele oder alle Gelenke des ver- letzten Gliedes und der ganze Körper unter Vermeidung von Schmerzen aktiv in vollem Umfang bewegt werden, um Störungen des Blutumlaufs, Schwund der Muskeln und Knochen und Versteifungen der Gelenke zu vermeiden.

II. Wer heilt die gebrochenen Knochen?

Die Zeit

Was hat der Arzt in der Zeit zu tun?

Er hat der Bruchstelle nach dem Einrichten ununterbrochen Ruhe zu verschaffen und durch Anleitung zum aktiven Gebrauch des verletzten Gliedes und des ganzen Körpers für gute Durchblutung zu sorgen.“

Lehrtafeln von Lorenz Böhler um 1930. In: Fritz Povacz: Der Geist der Böhler-Schule. Wien; München; Bern 2004, Seite 52 f. – Der Wiener Unfallchirurg Böhler (1885–1973) gilt als „Vater der Unfallchirurgie“. Sein Lehrbuch

„Technik der Knochenbruchbehandlung“ (1929) wurde zu einem Klassiker seines Fachgebiets. Von 1925 bis 1963 leitete er das Unfallkrankenhaus der Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt in Wien.

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