Russland
Zum Thema wissenschaftliche Unred- lichkeit in der ehemaligen Sowjet- union:
Unzureichende Kontrolle
. . . Unsere selbstgedruckten Materialien mit Beschreibun- gen einiger Fälle zum Thema wissenschaftliche Unredlich- keit (scientific misconduct) in der ehemaligen Sowjetunion
wurden auf internationalen Konferenzen verteilt. Unter anderem haben wir Manipula- tion der Statistik und Plagiate in den Werken einiger leiten- der Pathologen nachgewiesen.
Es ist aber wichtig zu vermer- ken, dass solche Mängel auf al- len Ebenen relativ verbreitet waren – von den Kandidaten- oder Doktorarbeiten bis zu den Werken der Akademiemit- glieder. Hinsichtlich der inter- nationalen wissenschaftlichen
Zusammenarbeit ist es wichtig zu beachten, dass westliche Partner nicht immer imstande sind, die Arbeitsqualität bei deren exsowjetischen Mitar- beitern zu kontrollieren. Nach dem Urheberrecht und der wissenschaftlichen Ethik sind jedoch alle Mitverfasser für die Formulierung eines For- schungsberichtes verantwort- lich. Kollegen aus dem Westen, die ihren Teil einer gemeinsa- men Studie sorgfältig durchge- führt haben, können trotzdem in scientific misconduct for- mell verwickelt werden, wenn die andere Seite Fälschungen, Fehldeutungen oder eine will- kürliche Materialauswahl be- geht. Finanzierung der Wissen- schaft soll normalerweise von der Anwesenheit der Kontroll- mechanismen, die Zuverlässig- keit der Forschung gewährlei- sten, abhängig sein. Solche Me- chanismen funktionieren im
heutigen Russland unzurei- chend. Sponsoren, die gemein- same Forschungsprojekte fi- nanzieren, sollten das berück- sichtigen.
Dr. med. Sergej V. Jargin, Klimentovski per 6–82, 115184 Moskau, Russland
Heiliges Land
Zu dem Beitrag „Hoffung im ,Heili- gen Land‘“ von Matthias Jochheim und Dr. med. Manfred Lotze in Heft 36/2004:
Fragliche Zahl
Unter obigem Titel wird von 394 getöteten palästinensischen Kindern durch die israelische Armee April/Mai 2002 berich- tet. Nun ist bekannt, dass fun- damentalistische Palästinenser nicht davor zurückschrecken, ihre Kinder in den Krieg zu Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie
geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.
LESERZUSCHRIFTEN
schicken. In einem Artikel bei Islam-Online (www.islamonli ne.net) ist insgesamt von „nur“
115 palästinensischen Kindern die Rede. Die meisten, so heißt es, waren Steinewerfer und sol- che, die bei Gefechten unmit- telbar dabeistanden. Diese Zahl weicht erheblich von der im benannten Artikel genann- ten ab. Zudem kann bei dieser Quelle nicht davon ausgegan- gen werden, dass sie proisrae- lisch schreibt! (Quelle: http://
www.islamonline.net/english/
news/2003-01/15/article06 shtml). In einer anderen Quel- le ist Folgendes zu lesen: Es wird von einem siebenjährigen palästinensischen Jungen be- richtet, der durch eine israeli- sche Hubschrauberrakete getötet wurde. Er sei das 105.
getötete Kind im Jahr 2002.
Der Artikel wurde am 17. Juli 2002 geschrieben, also nach der israelischen Offensive im April/Mai, von der im benann- ten Artikel die Rede ist (http: //
www.iap.org/dcijuly 18htm).
Diese Seite gehört der „Islamic Association for Palestine“, auch diese ist nicht verdächtig, parteiisch proisraelisch zu schreiben. Die angegebene
Zahl von 394 sieht nach einer Falschinformation aus. Übri- gens können Nachrichten zu diesem Thema auf www.israel netz. de ausführlich nachgele- sen werden.
Dr. med. Christa Pollack, Forststraße 14, 01917 Kamenz
Zu dem Leserbrief „Grund zur Kritik“
von Dr. med. Winfried Gieselmann in Heft 43/2004:
Palästinenser werden Freiheit erreichen
Das Zauberwort Aufge- zwungener Krieg wurde oft missbraucht. Schon im Mittel-
alter wurde Pabst Urban auf- gezwungen, das Grab Jesu von den bösen Moslems zu be- freien. Engländern, Franzosen und anderen Kolonialmächten wurde aufgezwungen, die Ver- nichtungskriege in ihren Kolo- nien zu führen. Der Überfall auf Polen war nach Hitlers Meinung auch aufgezwungen.
Ebenfalls die Kriege in Tsche- tschenien und im Irak gelten für Putin und Bush als aufge- zwungen. Sharon handelt ge- nauso. Man nennt es heute
„Terrorbekämpfung“. Wer ter- rorisiert wen? Handlungsfrei- heit ohne Kontrolle haben nur die Mächtigen. Waren die amerikanischen Rebellen, die die Engländer aus Amerika vertrieben haben, Befreier oder Terroristen?
Das zweite Zauberwort ist Korruption. Die Massenmedi- en der freien Welt, der USA und Europa berichten täglich über Korruption und Macht- missbrauch in den eigenen Ländern, und zwar im großen Umfang. Herr Kollege Giesel- mann möchte die Taschendie- be hart bestrafen und die zivi- lisierten Betrüger mit den weißen Kragen schonen.
Zauberwort Kampfkinder!
Frage: Haben verhungerte Kinder, die die Zerstörung ih- rer Schulen, Häuser, Straßen, Landwirtschaft täglich erle- ben, nicht das Recht, sich zu wehren – auch mit Steinen?
Vor allem, da ihre Väter getö- tet sind oder in israelischen Gefängnissen sitzen?
Die Kontrolle eines Kran- kenwagens kann man dulden, aber nicht, ihn Stunden oder tagelang festzuhalten, obwohl eindeutig eine Gebärende oder ein Herzinfarkt-Patient darin liegt.Als 17-Jähriger habe ich selbst 1948 die Zerstörung mei- nes Dorfes in Palästina mit sinnloser Ermordung und Ver- treibung von Bauern und Fi- schern gesehen. Ich wurde mit Tausenden aus ganz Palästina ein Jahr als Kriegsgefangener in einem Lager festgehalten, ob- wohl ich Schüler war und nicht wusste, wie eine Pistole funktio- niert. Durst, Hunger und Folter haben wir täglich erlebt. Ich ha- be alles überlebt und bin über- zeugt, dass die Palästinenser ih-
re Freiheit erreichen werden.
Vielen Dank an Matthias Jochheim und Manfred Lotze für ihre Hilfe und ihren Be- richt. Weiter so!
Dr. med. Adnan Yahya,Westweg 2, 34613 Schwalmstadt
Praxisführung
Zu dem Beitrag „Sprechstunde per E-Mail und SMS“ von Marion Sonnenmoser in Heft 44/2004:
Elektronische Beratung ausbauen
„Regelmäßige Kontakte“ per E-Mail/SMS sind allenfalls zum Recall (sehr gut) zu ge-
brauchen. Jegliche Konsulta- tionen, wie von Ihnen vorge- schlagen, sind erstens juristisch anfechtbar, und zweitens be- kommen Sie dafür keinen Pfennig, da weder im EBM noch in der GOÄ eine Ziffer für eine elektronische Bera- tung existiert, eine Abrech- nung daher unzulässig ist.
Wünschenswert wäre, dass dies baldmöglichst geändert wird, damit dieses von den Patien- tinnen und Patienten gern ge- nutzte Medium auch entspre- chend abgesichert und vergü- tet angeboten werden kann.
Dagmar Tillmann,Kirchstraße 52, 52499 Baesweiler
WBS-Chirurgie
Zu dem Beitrag „Schonende Eingriffe bei hoher Präzision“ von Siegfried Hoc in Heft 36/2004:
Differenzierung notwendig
. . . Eine derart brisante The- matik bedarf doch einer etwas differenzierteren Betrachtung als im vorliegenden Medizin-
report – aber immerhin wird deutlich, welche OP-Verfah- ren Dr. Hoogland et al. durch- führen. Übrigens: Gegen Spinalkanalstenosen gehen nicht nur Dr. Hoogland et al.
mit der „Mikrochirurgischen Laminektomie“ vor. Dies ge- schieht auch in anderen zum Beispiel neurochirurgischen Kliniken dieser Republik und sogar als Kassenleistung. Gern hätte ich darüber hinaus noch Auskunft über die wunderbare Anfrischtechnik, die den Bin- degewebsknorpel nachwach- sen lässt. Möglicherweise er- übrigen sich ja die Versuche, Bandscheibengewebe „zu züchten und zu reimplantie- ren“. Bisher ging ich davon aus, dass ein Anfrischen von Grund- und Deckplatten eher eine Ossifikation begünstigt, wie dies zum Beispiel bei zer- vikalen Bandscheibenopera- tionen gelegentlich gewollt ist.
Dr. Christian Reparon,
Bahnhofsallee 1 d/e, 37081 Göttingen
Falscher Eindruck vermittelt
. . . Nicht spezialisierte Kolle- ginnen und Kollegen bekom- men ein völlig falsches Bild über den Therapiestand bei Bandscheibenerkrankungen.
Wo bleibt der Hinweis zur konservativen Behandlung?
Dr. med. Markus Schilgen,Leitender Arzt der Akademie für Manuelle Medizin an der Westfälischen Wilhelms- Universität, Von-Esmarch-Straße 56, 48149 Münster
Werbeaktion
Der Medizinreport zeigt ins- gesamt nicht den im DÄ übli- chen wissenschaftlichen Stan- dard. Es entsteht vielmehr der Eindruck einer geschickt ein- gefädelten Werbeaktion einer Münchener Privatklinik, die in Fachkreisen einen durchaus umstrittenen Ruf genießt, denn nahezu sämtliche zitierte Kollegen gehören dieser Kli- nik an. Mitnichten kann die Bemerkung stehen gelassen werden, dass es bei einem der beschriebenen Verfahren „kei- ne nennenswerten Komplika- A
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tionen gibt“, so wie dies im Text steht. So ist das „Anfri- schen von Grund- und Deck- platte zur Regeneration der Bandscheibe“ (?) durchaus mit einem erhöhten Spondylo- discitis-Risiko verbunden . . . Die Berichterstattung im DÄ ist als bedenklich einzustufen, insbesondere deswegen, weil fachfremden Kollegen hier ein falscher Eindruck für sinnvol- le wissenschaftlich fundierte Behandlungsoptionen bei Bandscheibenpatienten ver- mittelt wird.
Dr. med. Matthias Schröder, Haimhauser Straße 3, 80802 München
Quelle fehlte
. . . Es ist bekannt, dass Herr Dr. Hoogland ein sehr guter Wirbelsäulenchirurg ist. Aber es wäre angebracht gewesen, die Quelle der gegenständli- chen Arbeit zu nennen, außer- dem gehört zu einer ausgewo- genen Publikation, dass man auch andere, divergierende Meinungen zur Methode Hoogland zu Wort kommen lässt. Der werbende Charakter des Artikels hat in einem neu- tralen Organ wie dem Ärzte- blatt keinen Platz! . . . Dr. med. Dr. phil. Peter Haas, Normannenstraße 34 a, 81925 München
Wissenschaftliche Grundlage unzureichend
. . . Es ist offensichtlich, dass nicht jeder medizinische Ein-
griff und jede Therapie, die zur Anwendung kommen, nach EBM-Kriterien gesichert sein können, wobei die Gründe hierfür vielgestaltig sind (gera- de im DÄ findet zu diesem Thema ja eine rege Diskussion statt). Auch ist es durchaus üblich, noch nicht publizierte oder aus den verschiedensten Gründen nicht publizierbare Daten auf Kongressen vor ei- nem Fachpublikum zur Dis- kussion zu stellen. Wenn es je- doch um die publizistische Weiterverbreitung solcher Da- ten in einer Zeitschrift wie dem DÄ geht, muss ein wis- senschaftlicher Mindeststan- dard zwingend eingehalten werden. Dies wäre z. B. eine vorangegangene Publikation der betreffenden klinischen oder experimentellen Ergeb- nisse in einem peer-reviewed Journal. In dem hier vorliegen- den Artikel trifft dies lediglich für die Arbeiten von Dr.Young- Soo Kim und Dr. Zeegers zu:
Sie veröffentlichten 2002 respektive 1999 entsprechen- de Daten. Die von Dr. Jucopil- la präsentierte Sauerstoff- Ozon-Therapie wurde zumin- dest von anderen Autoren be- schrieben: Hier berichtet Mu- to über eine Versagerrate von 25 %. Für keine andere Be- handlungsmethode, die im Ar- tikel von Herrn Hoc Erwäh- nung findet, gibt es eine wis- senschaftliche Grundlage. Be- züglich der von Dr. Hoogland beschriebenen minimalinvasi- ven Diskusregeneration exi- stiert weder von ihm noch von
einem anderen Autor eine wis- senschaftliche Publikation.
Wenn sich so leicht das Wachs- tum einer neuen Bandscheibe induzieren lässt, dann muss zu- dem das Fehlen von Spontan- regenerationen nach klassi- schen Nukleotomien/Diskek- tomien verwundern, bei denen die Endplatten ja durchaus auch „stimuliert“ werden. Dass endoskopische Nukleotomien keine nennenswerten Kompli- kationen verursachen, ist schlichtweg falsch und wider- spricht der Erfahrung jeder größeren wirbelsäulenchirur- gischen Abteilung, in der nicht zu selten Patienten mit Kom- plikationen oder einem nicht zufrieden stellenden Behand- lungsergebnis nach minimal- invasiven Eingriffen behandelt oder begutachtet werden . . . Literatur beim Verfasser
Dr. med. C. Birkenmaier,Klinikum Großhadern der LMU München, Orthopädische Klinik und Poliklinik, Marchioninistraße 15, 81377 München, zugleich im Namen von sieben weite- ren Autoren bzw. Kliniken
Keine unproblema- tischen Eingriffe
. . . Das DÄ als Sprachrohr der deutschen Mediziner muss die Qualität der Berichterstat- tung auf jedem Teilgebiet, sei es auch ein journalistischer Medizinreport, sicherstellen.
In dem angesprochenen Arti- kel werden im fahrlässigsten Sinne verschiedene Verfahren
an der Wirbelsäule als falsch und als unwissenschaftlich wiedergegeben. Auf die Viel- zahl der dilettantisch beschrie- benen und naiv diskutierten Methoden möchten wir nicht eingehen. Es darf jedoch in keiner Weise der Eindruck entstehen, dass invasive bzw.
minimalinvasive Verfahren an der Wirbelsäule, auch die Bandscheibenendoprothetik eingeschlossen, komplikati- onslose und vor allem unpro- blematische Eingriffe der Wir- belsäule sind . . .
Prof. Dr. med. Axel Spring, Leopoldina-Krankenhaus gGmbH, Gustav- Adolf-Straße 8, 97422 Schweinfurt
Keine Neuentdeckung
. . . Ihr Bericht über angeblich ebenso minimalinvasive wie wirksame Eingriffe bei Band- scheibenvorfällen übernimmt kritiklos Eigendarstellungen von schon länger bekannten publikumswirksam auftreten- den ärztlichen Anbietern, so- gar unter Verwendung von bunten Abbildungen aus de- ren sehr werbeintensiver (ärztliches Standesrecht?) In- ternet-Homepage, die jedoch ebenso wie der seichte Text schon an der einfachen Anato- mie der Bandscheibe vorbei- gehen . . .
Unbestritten eignen sich die
„Soft-Verfahren“ eines Rakcz- Katheters oder einer Laser- schrumpfung ebenso wie eine endoskopische interne Nucle- us-pulposus-Ausräumung von
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lateral manchmal zur Behand- lung einer Bandscheiben- protrusion, besonders beim ei- ligen und zahlungskräftigen Kunden, der für die ebenso wirksame und zudem nachhal- tigere Physiotherapie mit Rückenschule keine Zeit hat.
Ich sehe hierin keine Neuent- deckung, sondern dies wird seit vielen Jahren mit entspre- chend minimalinvasiven Ver- fahren praktisch an jeder kompetenten Klinik (so auch bei uns) mit allerdings weniger Öffentlichkeitsarbeit durchge- führt. Für die Mehrzahl der überhaupt operationsbedürfti- gen Bandscheibenvorfälle, nämlich der perforierten, teil- weise in den Wurzelkanal oder Spinalkanal abgerutschten Bandscheibenvorfälle eignen sich diese Methoden aber nicht. Hier bringt aber die selbstverständlich ebenso mi- nimalinvasiv von allen kom- petenten Neurochirurgen durchgeführte mikrochirurgi- sche oder auch endoskopische Bandscheibenausräumung von dorsal über 90 Prozent sehr gute Ergebnisse, und die Implantation einer Bandschei- benprothese von vorne (ein invasives Verfahren!) ist des- halb gerade bei derartigen (einfachen) Bandscheibenvor- fällen nicht indiziert . . . Prof. Dr. med. habil. M. R. Gaab, Klinikum Hannover, Klinik für Neuro- chirurgie, Haltenhoffstraße 41, 30167 Hannover
Bereitschaftsdienste
Zu dem Leserbrief „Unheilige Alli- anz“ von Dr. med. Jürgen Krug in Heft 46/2004:
Fragen über Fragen
Dr. Krug vertritt die Meinung, dass eine Umsetzung des
„neuen“ Arbeitszeitgesetzes gravierende Auswirkungen auf Weiterbildungsmöglichkeiten, Einkommen und wissenschaft- liche Arbeitsmöglichkeiten haben würde. Als ob man sich unter den derzeit herrschen- den Bedingungen ausreichend weiterbilden könnte, ohne dass dies Auswirkungen auf das Privatleben hätte (sofern
man eins hat). Können Sie sich ausreichend weiterbilden, wenn Sie durchschnittlich vier bis sechs Dienste im Monat
„schieben“; davon durch- schnittlich zwei am Wochenen- de? Fragt sich überhaupt ir- gendjemand mal, warum man sich dauernd extern weiterbil-
den soll, anstatt dies im Rah- men der Arbeit zu tun? Wozu gibt es schließlich „Lehrkran- kenhäuser“ mit einem „Wei- terbildungsauftrag“? Warum sollen sich Ärzte eigentlich ständig außerhalb ihrer Ar- beitszeit (oder besser gesagt in ihrer „Freizeit“) Wissen aneig-
nen, was man ihnen eigentlich an anderer Stelle hätte vermit- teln müssen? Kennen Sie an- dere Berufsgruppen, wo dies vergleichbar wäre? Auswir- kungen auf das Einkommen?
Ja natürlich. Aber wer spricht von den Auswirkungen auf die Gesundheit? Ich meine vor al-
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lem Ihre Gesundheit! Und warum wird die ärztliche Ar- beit in den Kliniken über- haupt so schlecht vergütet?
Warum bekommt ein Hand- werker einen höheren Stun- denlohn als Sie, wenn Sie in Ih- rer Ambulanz einen Patienten versorgen? Interessant übri-
gens, dass das Schreckgespenst
„Schichtarbeit“ hier beschwo- ren wird. Andere Berufsgrup- pen, wie z. B. das Pflegeperso- nal, haben damit offenbar kein Problem. Interessant, dass acht Stunden Schicht als dra- matischer erlebt werden als 16 Stunden „klassischer Dienst“
(sofern man am nächsten Tag nach Hause gehen kann). Wis- senschaftliche Arbeitsmög- lichkeiten? Warum sollten nicht auch diese unter ver- nünftigen Rahmenbedingun- gen stattfinden? Warum soll nicht auch ein Wissenschaftler ausgeschlafen sein und eine
entsprechende Vergütung für seine Leistung erhalten? Oder sollen Wissenschaftler nur von
„Ruhm und Ehre“ leben? Ist das eine Voraussetzung für gute Forschung? Mit Recht wundern Sie sich darüber, dass das „alte“ Arbeitszeitgesetz immer noch nicht umgesetzt wurde und ständig ausgehe- belt wird. Darüber wundert sich auch die von Ihnen be- schriebene „Minderheit“, die sich seit Jahren dafür einsetzt, dass dies endlich geschieht.
Dr. Christian Stock, Dreischen 4, 33719 Bielefeld
Charité
Zu den Leserbriefen „Größte Hoch- achtung“ von Dr. med. Wolfhart Priesack und „Perspektive verdient“
von Dr. Matthias Lange in Heft 39/
2004, die sich auf die Stellenmarkt- Anzeige von Seite 95 in Heft 36/2004 bezogen:
Mit wichtigster
Ressource wirtschaften
Es ist sicher, dass diese vor- bildliche, kreative und mutige Aktion nicht vergeblich war.
Ob sie in den Verhandlungen Wirkung zeigt, wird sich her- ausstellen. Das hängt vor al- lem davon ab, ob die Verhand- lungspartner den Effekt dieser Form der Öffentlichkeitsar- beit richtig einschätzen kön- nen: Kliniken mit zufriedenen Ärzten werden Vorteile auf ei- nem härter werdenden Markt frei wählender Patienten ha- ben, denn Patienten wollen menschlich und medizinisch gut behandelt werden. Wie will eine Klinik die potenzielle Kundschaft aber davon über- zeugen, dass sie das bietet, wenn schon die eigenen Mitar- beiter offensichtlich massen- haft die Flucht ergreifen?
Kurzfristig mag es ausreichen, das technische Tagesziel auf Kosten der Substanz zu errei- chen. Langfristig wird ein Krankenhaus – wie jedes Un- ternehmen – gegen die Wand fahren, wenn es nicht nachhal- tig mit seiner wichtigsten Res- source wirtschaftet.
Felix Steinbronn,
Erich-Kästner-Straße 9, 59065 Hamm
A A3335