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Archiv "Armin Jüngling" (24.02.1977)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Spinoza

Arzt — und Poet dazu

Armin Jüngling

Es gibt seit langem Zusammen- schlüsse schreibender Ärzte, zum Teil in weltweiten Organisationen, das heißt, es gibt so viele schriftstel- lerisch tätige Ärzte, daß man gerade- zu von einem eigenen Stand spre- chen könnte. Der Versuch einer Sichtung und Präsentation wurde vor Jahren mit dieser Arzt-Poet- Spalte begonnen. Aber es ist Armin Jünglings Verdienst, Arzt-Lyrik und Arzt-Prosa in Bänden zusammenge- stellt zu haben, die in Auswahl und Gestaltung als vorzüglich gelungen bezeichnet werden können. Der, der weiß, welche Mühe und Entschei- dungsqual hinter einer derartigen Anthologie stehen, und wie klug und geschickt Jüngling diese Aufgabe gelöst hat, kann ihm nicht dankbar genug für diese Arbeit sein.

Jüngling ist außerdem selbst vielfäl- tig schriftstellerisch tätig, als Lyri- ker, als Erzähler, als Berichterstat- ter. Er wurde schon einmal in der Kolumne „Arzt — und Poet dazu" am 14. November 1970 (Heft 46, Seite 3494) vorgestellt. Seither hat er mehrere Bände veröffentlicht, die im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT bespro- chen wurden, zum Beispiel die Ly- rikbände „Das Nachtklavier" und

„Landschaftsimpressionen". Ein Roman „Die Angstreise" steht, wie wir hören, vor der Veröffentlichung.

Mich beeindruckt die rasche sprach- liche Entwicklung seiner Lyrik hin zu modernen Formen der Aussage. Aus seinen Arbeiten möchte ich nur ein Beispiel anführen:

Das Ende des Festes Tränen

nehmen vorweg die Trauer der Alltage

Sonntagen gefolgt Blumen verdörrt Sonne verschleiert Wehmut im Herzen Schwarze Fahnen schleifen im Staub dürren Bodens

Graukater am Morgen Noch ein wehes Lied über den Bergen geht die Sonne auf im Rausche eines neuen Tages.

Derart von Wehmut erfüllt sind auch die Vorsprüche zu den einzelnen Abteilungen seines Bandes „Land- schaftsi m pressionen".

„Man nannte sie einst Inseln der Se- ligen"

„Land wo es sommers nie Nacht und winters nie Tag wird".. .

G. Vescovi, ein vorzüglicher Inter- pret dichterischer Arbeiten, hebt an Jüngling „seine scharfsichtige und sensibel gearbeitete Poesie" hervor.

Vescovi wiederum beruft sich auf Valäry, um Jünglings Gedichte zu würdigen: ein Gedicht müsse ein Fest des Intellekts sein.

„Ein Fest: das heißt ein Spiel, aber ein hohes, geregeltes, voller Bedeu- tung; ein Bild dessen, was man ge- wöhnlich nicht ist, in dem die An- strengung im Rhythmus erlöst ist."

Eine höhere Würdigung dessen, was ein Gedicht ist, und des, auf den diese Interpretation angewandt wird, ist nicht denkbar.

Zu erwähnen ist noch Jünglings viel- fältige journalistische Tätigkeit: an vier Camping- und Caravan-Zeit- schriften, am Traunsteiner Wochen- blatt, der Rosenheimer Volkszeitung und in medizinischen Zeitschriften.

Armin Jüngling wurde am 5. April 1909 in Kiel geboren, verbrachte seine Jugend in Oberbayern, erhielt als Student einen Lyrikpreis in Mün- chen. Seine ausgedehnten Reisen haben ihren Niederschlag vor allem in den „Landschaftsimpressionen"

gefunden, in die — um Goethe zu zitieren — zweifellos etliches von sei- nen vielfältigen Erfahrungen „hin- eingeheimnist" worden ist.

Hier noch seine Adresse: Josef- Aberger-Straße 9, 8211 Unterwös-

sen. Edith Engelke

werden daraus ersehen, um wieviel mächtiger der Weise ist als der Un- wissende. Denn, daß wir keine abso- lute Herrschaft über die Affekte ha- ben, erwähnte ich schon vorher."

Spinoza geht nicht von der Fiktion aus, wie der Mensch sein soll, son- dern davon, wie er tatsächlich ist:

„So wie die Gedanken und Ideen der Dinge im Bewußtsein sich ordnen und verketten, genauso ordnen und verketten sich die Erregungen des Körpers oder die Bilder im Körper.

Nur durch fortschreitende Säube- rung der Gedanken vom Ungehöri- gen wird auch der Körper allmählich entgiftet, geordnet und von den schädlichen Affekten befreit. Wenn wir eine Gemütsbewegung von dem Gedanken der äußeren Ursache trennen und mit anderen Gedanken verbinden, so werden die Liebe oder der Haß gegen die äußere Ursache, wie auch die Schwankungen des Gemütes, die aus den Affekten ent- springen, vernichtet werden."

Ohne gehörige Vorbereitung geht es aber nicht. Denn gerade der vom Affekt Befallene ist unfähig, über seinen Zustand vernünftig zu den- ken und sich von der Erregung zu befreien. Es muß geübt werden, von den Ursachen der Affekte abzuse- hen und den Vorgang in einem grö- ßeren Zusammenhang zu betrach- ten, dann reagieren wir nicht mehr automatisch als Ding, sondern das vernünftige Denken gewinnt die Oberhand. Affektbeladene sind nicht Unwissende, sie haben ein Teilwissen in dem Sinne, daß der Kern des Wissens, wenn auch ver- stümmelt, vorhanden ist."

Die hier angeführten Stellen aus Spinozas Schriften und Briefen sol- len interessierte Ärzte verlocken, sich mit diesem Genius intensiver bekannt zu machen, zu ihrem Wohl und dem Wohl der ihnen Anver- trauten.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Bernhard Fleiß 6901 Neckarhäuserhof

548 Heft 8 vom 24. Februar 1977 DEUTSCHES ARZTEBLATT

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