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Archiv "SOZIALHYGIENE: Gesundheitsämter — leistungsfähig trotz allem" (28.09.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

BRIEFE

ABTREIBUNG

Zu der Meldung: „Mehr als 16 000 Abtrei- bungen in einem Quartal" in Heft 18/

1978.

Extreme Unterschiede

Alles spricht dafür, daß die gemelde- ten 16 000 Abbrüche nur die Spitze des Eisbergs sind. Denn der Litera- tur nach wird meist auf eine Geburt auch ein Abbruch gerechnet. Die Zahl unserer Geburten betrug 1977 580 000. Hiernach wären bei uns – für das ganze Jahr 1977 betrug die Zahl der als legal erfolgt gemeldeten Abbrüche 54 300 = 0,09 Bevölke- rungsprozent – weitere rund 530 000 illegale Abbrüche erfolgt, auf die gleiche Weise illegal, wie zur Zeit der Gültigkeit des alten § 218, also von 1871 bis Mitte 1976, üblich und best eingefahren. Diese Zahl mag mehr oder weniger zu hoch gegrif- fen sein. Sicher ist, daß viel mehr Abbrüche als gemeldet erfolgen.

Dies ist u. a. aus den Meldezahlen der DDR zu schließen, in der 1972 nach dem Übergang auf die Fristen- lösung auf drei Geburten zwei ge- meldete legale Abbrüche kamen gleich 0,89 Bevölkerungsprozent, somit zehnmal mehr als bei uns 1977, zu welcher Zahl fraglos auch dort noch weitere (wenige?) illegale Abbrüche kamen. Ebenso ist auf die extremen Unterschiede zwischen den Meldezahlen der elf bundes- deutschen Länder hinzuweisen.

Dr. med. B. Kattentidt Florentinerstraße 20 7000 Stuttgart 71

HINWEIS

Der interessierte Arzt hat nicht nur den Artikel „BMÄ '78 und E-GO - Neue Ge- bührenordnungen zum 1. Juli 1978" in Heft 25 vom 22. Juli 1978 (Dr. med. Eckart Fiedler), sondern auch die Gebührenord- nung selbst aufmerksam studiert:

Veränderungen

Bei der Durchsicht der neuen Ge- bührenordnungen sind mir außer den in dem genannten Artikel ange-

führten Unterschieden zwischen E- GO und BMA '78 noch folgende wichtige Unterschiede bzw. Verän- derungen aufgefallen, die nicht er- wähnt worden sind:

die ehemalige Ziffer 806 der E-AD- GO entspricht jetzt sowohl im Text wie auch im Honorar der Ziffer 804.

Da diese Ziffer auch von Internisten und Allgemeinärzten abgerechnet werden kann, halte ich dies für wichtig.

In der Physikalischen Therapie ist die ehemalige Ziffer 550 (E-ADGO) weggefallen und durch die Ziffer 548 und 549 ersetzt worden. Hier hat sich auch die Bezahlung geändert!

Da diese Ziffer ebenfalls sehr häufig in der Allgemeinpraxis abgerechnet wird, ist auch hier ein Hinweis wohl gerechtfertigt.

Bezüglich der Ausführungen auf Seite 1 474 betr. die neben der Ziffer 65 bzw. 65a abrechenbaren Leistun- gen möchte ich noch darauf hinwei- sen, daß in der E-GO wie auch schon bisher offenbar die Ziffer 410 (recta- le Untersuchung) neben der Ziffer 65 abgerechnet werden kann, während dies bei der BMÄ '78 nicht der Fall ist.

Dr. med. Dieter Eckert Albert-Schweitzer-Straße 36 7500 Karlsruhe 1 (Waldstadt)

ZITAT

Ärztliches Gespräch nicht deklassieren

„Das ärztliche Gespräch muß wieder als ärztliche Lei- stung anerkannt und nicht zum Wandelhallengespräch deklassiert werden."

Dr. med. Dieter Tetzlaff, Vor- sitzender des Landesverban- des des Berufsverbandes der Praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin (BPA) Westfalen-Lippe, Dortmund, auf dem 1. Deutschen Haus- ärztetag in Dortmund

SOZIALHYGIENE

Einige kritische Bemerkungen zu Prof.

Oswald Geisslers Artikel: „Die Effizienz der ,alten Sozialhygiene"' (erschienen in Heft 46/1976) hatte in Heft 10/1977 Dr.

Bruno Gebhard gemacht. Damit setzt sich nun wiederum Prof. Geissler ausein- ander (die Redaktion mußte die Zuschrift wegen ihrer Länge stark kürzen).

Gesundheitsämter — leistungsfähig trotz allem

. In der Zuschrift sind zwei ganz verschiedene Einwände geltend ge- macht. Der erste Vorhalt ist leicht zu entkräftigen: In meiner Arbeit ist nir- gends gesagt, nur die seit 1918 aus- gebaute Gesundheitsfürsorge habe die Besserung der Gesundheit und die Verringerung der Sterblichkeit der Bevölkerung verursacht. Es ist vielmehr längst unbestritten: Die Steigerung der durchschnittlichen Lebensdauer um etwa 30 Jahre zwi- schen 1880 und 1950 . . . ist sicher- lich nur zum Teil Zeichen einer ver- besserten Heilkunde im engeren Sinne, sie ist vielmehr im wesentli- chen erreicht worden durch die vor- beugende Hygiene, die Umwelt- sanierung, die Ausschaltung der großen Seuchen und die Herabset- zung der Gefahren der übrigen In- fektionskrankheiten. Weiter sind von Bedeutung die Auffindung chemo- therapeutischer und antibiotischer Mittel .

. . . Der zweite Vorhalt aber, „die amtliche Gesundheitsfürsorge in Deutschland sei auf dem toten Ge- leise", gibt einen aufrüttelnden An- laß, um so mehr, da er aus dem Aus- land kommt, darüber nachzuden- ken, was bei uns am öffentlichen Gesundheitswesen nicht mehr in Ordnung ist, und wie Abhilfe zu schaffen wäre. Einen summarischen Beweis für seine Beurteilung sieht Gebhard zum Beispiel darin, daß man in Bayern „Amtsärzte für 43 verschiedene Orte" gleichzeitig sucht, daß es also an Nachwuchs für den öffentlichen Gesundheitsdienst fehle. Eine Rückfrage beim Bayeri- schen Staatsministerium des Innern ergab, daß die freien Arztstellen der staatlichen Gesundheitsämter und der anderen staatlichen Stellen als

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 39 vom 28. September 1978 2225

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Briefe an die Redaktion

Block nur ein- oder zweimal im Jahr ausgeschrieben werden. Außer den Stellen, die durch die übliche Fluk- tuation in dieser Zeit frei werden, seien allerdings auch solche, die mangels Bewerbung schon längere Zeit unbesetzt waren. Wenn auch jetzt nicht genügend ärztliche Be- werbungen dafür zur Verfügung ständen, so schiene sich doch eine Besserung zu ergeben mit Hilfe je- ner Mediziner, die sich für eine min- destens zehnjährige Tätigkeit im öf- fentlichen Dienst verpflichtet haben, weil ihnen dafür außerhalb des Nu- merus-clausus-Verfahrens ein Stu- dienplatz der Medizin aus einer dem öffentlichen Gesundheitsdienst vor- behaltenen Sonderquote zugeteilt wurde. Langfristig werden daher alle freien und frei werdenden Arztstel- len des öffentlichen Gesundheits- dienstes wieder besetzt werden.

Auch hofft man, „wenn die politi- schen Parteien die Institutionen des öffentlichen Gesundheitsdienstes garantieren" und „durch Fortbil- dungsarbeit attraktiver gestalten", daß die kritische Personalsituation

„allmählich" überwunden wird. Dies sagte der Parlamentarische Staats- sekretär F. Zander 1977 in Bad Dürk- heim, er nannte den öffentlichen Gesundheitsdienst

„die

dritte Säu- le unseres Gesundheitswesens".

. . . So viel zu dem Hauptargument B. Gebhards betreffend die kritische Personalsituation.

... Ein Teil der Bedenken bleibt aber bestehen: Werden die gegebe- nen Realitäten nicht mächtiger sein als der gute Wille? ... Es bleibt nämlich, wie der Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärzte des Öf- fentlichen Gesundheitsdienstes, Dr.

Alfred Böhm, 1976 bei der Hundert- jahrfeier des Bundesgesundheits- amtes in Berlin zeigte, die Tendenz der Zersplitterung des öffentlichen Gesundheitswesens. . . . Auf Bun- desebene sei durch die Errichtung eines eigenen Bundesumweltschut- zes und dessen Zuteilung an das Bundesinnenministerium das Prin- zip der Einheit weiter durchbrochen worden, und die Zersplitterung gehe bei den Ländern weiter, ebenso bei den Kommunen. Man habe neue Ge- meindeordnungen, neue Trinkwas-

serverordnungen. Der Umwelt- schutz mit den Kapiteln Abwasser, Immissionsschutz, Abfallplätze, Ab- fallbeseitigung sei vom Gesund- heitswesen abgetrennt. ... Dabei ist die schon durch die geschichtli- che Entwicklung bedingte Abtren- nung des gesamten Arbeitsschutzes mit seinen staatlichen Arbeits- schutzbehörden, den Aufgaben der Berufsgenossenschaften und den betrieblichen Gesundheitseinrich- tungen (Werksärzte, Sicherheitsin- genieure) noch nicht einmal er- wähnt.

. . . Gebhards Frage wird sein, wie sich die Gesundheitsämter bei all dem verhalten. Da ist festzustellen, daß diese ihr Bestes tun und trotz allem Fortschritte erzielen. Ich kann hier aus eigenem Wissen nur auf die benachbarten Ämter in Stuttgart, Karlsruhe und Pforzheim etwas ein- gehen. Das Städtische Gesundheits- amt Stuttgart (Leiter Prof. Dr. Neu- mann) erklärt in seinem Bericht 1971-74, es habe alle durch das Ge- setz von 1934 vorgeschriebenen Aufgaben in moderner Form reali- sieren können. „Die Einführung des Vorsorgeprogramms für die Kinder von der Geburt bis zum vierten Le- bensjahr durch die niedergelasse- nen Ärzte hat die Kleinkinderfürsor- ge durch das Amt nur teilweise ab- gelöst". „Sie ergänzt es sinnvoll."

. . . In Karlsruhe (Amtsarzt Dr. Rü- dinger) wurde ebenso weitergear- beitet. In letzter Zeit wurde wie in ganz Baden-Württemberg die Schutzimpfung der 14jährigen Mäd- chen gegen Röteln durchgeführt.

Dies ist ein Beweis für das Mitgehen mit der Wissenschaft. Von Pforz- heim (Amtsarzt Dr. Menold) wurden Mütterberatungsstunden nur noch in einem Teil der Landgemeinden abgehalten. Besonderheiten: Unter- suchung aller Schulanfänger vor der Einschulung, laufende Untersu- chung aller Sonderschüler, Einstel- lung gewesener Krankenschwestern als Ersatz für die früheren Gesund- heitspflegerinnen. Erprobt wird der- zeit die Untersuchung der Kinder auf alle Sehschwächen, auch das räum- liche Sehen, und ein Hörtestgerät . . Professor Dr. med. Oswald Geissler Keplerstraße 12, 7530 Pforzheim

BLICK ÜBER DIE GRENZEN

Gesundheitswesen in Tanzania

Kennzeichen:

Ärztemangel

Ludger Kühnhardt

Die Sonne wollte nicht richtig schei- nen. Der Kilimandscharo, mit 5890 Metern der höchste Berg Afrikas, blieb wolkenverhangen. An seinem Fuße, im Kibosho Christian Hospital, starben an diesem Sonntag zwei Kinder im Alter von nur wenigen Mo- naten an der Proteinmangelkrank- heit Kwashiorkor. Wie, um die Wi- dersinnigkeit und Unmenschlichkeit des Geschehens zu verdeutlichen, fand zur gleichen Stunde nur weni- ge Kilometer entfernt eine Tauffeier in der Familie des für die Kinderab- teilung zuständigen Medical Assist- ant statt. Gemeinsam hatten wir die beiden Kinder mit ihren aufgedunse- nen Bäuchen noch kurz vor ihrem Tod gesehen. Für Thomas Kway war es nur eine Frage der Zeit, wann sie sterben würden: „Die Eltern haben einfach kein Geld, proteinreiche Nahrung für die Babys zu kaufen.

Die eine Mutter zum Beispiel hatte Zwillinge. Ihre eigene Milch reichte aber nur für ein Kind. So mußte das zweite sterben."

Sterben, wie 163 von 1000 Neugebo- renen in Tanzania, einem der zwan- zig ärmsten Länder der Welt. Seit seiner Unabhängigkeit 1961 be- schreitet die frühere Kolonie Deutsch-Ostafrika einen eigenstän- digen und in aller Welt mit Interesse verfolgten Weg der Entwicklung. Die von Präsident Julius Nyerere konzi- pierte Politik eines sogenannten

„Afrikanischen Sozialismus", der mit dem europäischen nicht zu ver- gleichen ist, zielt darauf ab, die posi- tiven Elemente der traditionellen, stark gemeinschaftsorientierten afri- kanischen Gesellschaft neu zu bele- ben und durch die Förderung der Eigenanstrengungen der Bevölke- rung (self-reliance) ein solidari- sches, nahezu familiäres Staatswe- sen zu errichten. Der Hauptakzent wird auf die Landwirtschaft mit der

2226 Heft 39 vom 28. September 1978

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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