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Archiv "Holt uns Seveso noch ein?" (04.07.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Aktuelle Politik

Holt uns

S EVE SO

a erreicht die Redaktion der Brief eines Hautarztes und Allergologen, der uns mit beredten Worten ab- fordert, (daß) „ein bißchen mehr public-relation-Arbeit der Ärzte- schaft gut an(stände) und die Ar- beit gewiß erleichtern (würde)".

Der Anlaß war die in den Me- dien, neuerdings besonders in einigen Wochenmagazinen hochgespielte Dioxin-Gefahr.

Die Folge: Patienten mit Haut- ausschlägen, allergischem Schnupfen, Haarausfall, Diar- rhoe, Schlaflosigkeit u. ä., die diese Beschwerden beim Arzt auf Dioxin zurückgeführt haben möchten.

So verständlich die Klage des Kollegen über diesen Unsinn ist, so wenig werden wir ihm helfen können: der ärztliche Beruf ist ein wissenschaftlicher Beruf.

Die Argumentationsbasis, mit der diesen, mit Sachverstand verbrämten Fehleinschätzun- gen zu begegnen ist, haben wir den Ärzten schon mehrfach an die Hand gegeben: DÄ 74, Heft 44, 1977; erst kürzlich DÄ 81, Heft 15, 1984; auch MMW 125, Heft 17, 1983.

Die wichtigsten Informationen daraus lauten in Kürze, daß Dio-

noch ein?

xin gewiß das stärkste bekannte synthetische Gift ist, mit dem wir es gegenwärtig zu tun haben.

Dabei ist die Reihe der mög- lichen Dioxine, Dibenzofurane und Diphenyläther, keineswegs systematisch untersucht. Es ist durchaus möglich, daß in dieser Reihe noch andere, wenigstens so gefährliche Stoffe wie das Seveso-Gift (2, 3, 7, 8-Tetrachlo- rodibenzo-1,4-Dioxin) enthalten sind. Wir bewegen uns mit ande- ren Worten in einem Gebiet, in dem die Übersicht noch keines- wegs vollständig ist.

Wir wissen in der Zwischenzeit, daß es erhebliche Speziesunter- schiede in der Giftverträglich- keit gibt. Am wenigsten emp- findlich scheint die Maus zu sein, am empfindlichsten das Meerschweinchen, dessen LD 50 — man braucht sie eben doch, um einen Vergleich der Giftig- keit vorzunehmen! — bereits bei 0,5 µg/kg veranschlagt werden kann. Die für den Menschen töd- liche Dosis wird bei 5 mg/kg vermutet. Diese Abschätzungen beruhen lediglich auf Erfah- rungswerten, die den nicht gera- de wenig zahlreichen Zwischen- fällen in der chemischen Indu- strie entnommen wurden. Über die lngestion von Dioxin der um

die chemische Fabrik ICMESA, Givaudan SA, Verbier in Seveso angesiedelten Menschen, die nachweislich toxische Erschei- nungen zeigten, ist auch heute noch kein endgültiges Urteil möglich.

Der am besten dokumentierte Zwischenfall ist derjenige, der sich 1953 bei der BASF in Lud- wigshafen a. Rh. ereignete. Of- fenbar war dieses Material dem Kollegen, der kürzlich im „Moni- tor" aufgetreten ist, nicht oder wenigstens nicht in allen Teilen bekannt, sonst hätte in dieser Fernsehsendung nicht soviel Unqualifiziertes gesagt werden können. Er befindet sich dabei wohl in der guten Gesellschaft der Redaktion des „Spiegels", die ihren Bearbeiter des The- mas in der Ausgabe 38, Nr. 26 vom 25. Juni 84, behaupten läßt, die Veröffentlichung sei unter- bunden worden; zwei Literatur- stellen zu diesem Vorfall sind in meiner Übersicht im DÄ 74, Heft 44, im Sonderdruck zu finden.

Man muß die Historie kennen,

um beurteilen zu können, was

es für die bei der BASF 1953

Verantwortlichen bedeutete, mit

einem Zwischenfall zurechtzu-

kommen, bei dem weder die

Chemie noch überhaupt die Na-

(2)

Dioxin

tur der Giftstoffe bekannt war, die bei dem Zwischenfall freigesetzt wurden

.

Als einmal die Zusam- menhänge auf dem Tisch lagen - und sie wurden erst zwe

i

Jahre später, 1955, anläßlich eines Zwi- schenfalls bei der Hamburger Nie- derlassung der Boehringer lngel- heim erkannt und übrigens von den Hautklinikern Kimmig und Schulz (Naturwissenschaften

44,

540 f.

;

1957) beschrieben -

,

sah die Sache schon viel "einfacher"

aus. Man konnte dann die allfälli- gen Schadensbehebungen mit Werksangehörigen durchführen

,

die entsprechend instruiert und mit Schutzkleidung versehen wa- ren.

An d

ieser Stelle muß ganz nach-

drücklich darauf verwiesen wer- den

,

was eigentlich offenkundig ist: Die bei den industr

iellen Zwi-

schenfällen freigewordenen Di- oxinmengen und dementspre- chend die Exposition liegen in ganz anderen Größenordnungen als das, was jetzt als Umweltbela- stung an Dioxin diskutiert wird

.

Die Behauptung von "Monitor"

war einfach absurd, daß die in der Muttermilch "nachweisbaren"

Mengen an Seveso-Gift eine Ge- fährdung darstellen würden. Je- dem Mediziner ist klar, daß in der Muttermilch so fettlösliche Stoffe wie das Seveso-Gift

in besonde-

rem Maße angereichert werden.

Wir haben guten Grund, die Ku- mulation von bestimmten Insekti- ziden aus der Gruppe der haloge- nierten Aromaten sehr ernst zu nehmen; das, was man aber in der Muttermilch an Seveso-Gift wirk- lich gefunden hat, war an der

Nachweisgrenze. Hätte man nur

den Analytiker vor dem Fernseh- schirm befragt, dann hätte er, wie übrigens später schriftlich, der In- terpretation des Kommentators ganz erheblich widersprochen

.

Ähnliches läßt sich zu den jetzt im

"Spiegel" (38, Nr. 24, Seite 37-53) angestellten Spekulationen über mögliche Zusammenhänge zwi- schen der Belastung mit Seveso- Gift

in Harnburg und der Mißbil-

dungsrate in bestimmten Stadttei-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

len sagen.

Glücklicherweise sind

die Belastungen mit derartigen Giftstoffen in unserer Atemluft, im Wasser und

in unseren Lebens-

mitteln noch nicht problematisch

.

Der

"

Spiegel" hat sich bemer-

kenswert bedeckt gehalten, und wir dürfen zu seinem Trost fest- stellen, daß kausale Zusammen- hänge mit epidemiologischen Me- thoden wohl nie aufgedeckt wer- den

.

..,.. Dagegen möchten wir sehr nachdrücklich dafür eintreten, daß es Ärzten und Wissenschaft- lern erlaubt sein muß, anhand epi- demiologischer Daten über mög- liche Zusammenhänge zu disku- tieren

.

Das setzt aber immer vor- aus, daß weder bei Laien noch bei recherchierenden Journalisten, deren Sachverstand höher zu ver- anschlagen ist, jemals eine

Gleichsetzung zwischen Vermu- tung und Tatbestand erfolgen

darf.

Besondere Verantwortung:

auch die Parlamentarier

..,.. Ich möchte in die Gruppe der mit einer besonderen Verantwor- tung zu belegenden Personen auch unsere Abgeordneten in den Parlamenten einbeziehen, denn auch die Bundestagsdrucksache 10/1205 vom 29. März 1984, "Kon- sequenzen aus den jüngsten Di- oxin-Skandalen

"

betreffend, aus der Fraktion der "Grünen

",

ist kein besonders gutes Beispiel für den Umgang mit überprüfbaren Fakten:

Wenn beispielsweise in der nahen Umgebung des PCP-Werkes Rheintelden auf der Schweizer Seite bis zu 11 ppb Dioxine und Furane im Boden gefunden wur- den, dann kann man sich getrost anderen Problemen zuwenden:

11 ppb sind 11 Nanogramm pro Gramm; in Seveso wurden in be- stimmten Bereichen mehr als 100 t-tg pro Gramm Gras gefunden! Wir lernen zugegebenermaßen in un- seren Schulen nicht mehr Rech- nen; das enthebt uns aber nicht der Verpflichtung, quantitative

Vergleiche

in Maß und Zahl anzu-

stellen. ln der Toxikologie ist dies unumgänglich. Es führt dann auch zu nichts, wenn man die in den

Fil~

tern unserer Müllverbrennungs- anlagen zurückgehaltenen Dio- xinmengen angibt. Sie sollen ja gerade in den Filtern

zurückge~

halten werden und werden dort aufgrund der technischen Vor- gänge ja wohl auch angereichert.

Solche Vergleiche können beim Laien allenfalls zur Panikmache genutzt werden, wenn er nicht, sofern er einsichtig ist, zu dem Schluß kommt, daß eben auch Parlamentarier unter Umständen sehr einseitig gebildete Men- schen sind.

Wir wollen es aber mit diesen Überlegungen nicht bewenden lassen, denn sie geben nur die ei- ne Seite der Medaille wieder. Die wissenschaftliche Redlichkeit ver- langt, das Dioxin-Problem nicht blauäugig zu sehen. Das Seveso- Gift ist hierzulande sicherlich noch keine aktuelle Bedrohung wie beispielsweise das Cadmium in unserer Nahrung. Es kann aber nicht vernachlässigt werden

.

So bin ich überhaupt nicht davon zu überzeugen

, daß man getrost, wie

in Hamburg

,

Menschen auf einer Mülldeponie ansiedelt, und das, was daraus werden kann

, so ein-

fach der Zukunft überläßt. Hier müssen zunächst die Analysen auf den Tisch; dann wird man sich möglicherweise einer mit Sicher- heit nicht einfachen Problemlö- sung unterziehen müssen. Nur:

zerredet werden kann das Pro- blem nicht.

Wir werden dann auch darüber nachdenken müssen, ob wir die Prädioxine, d. h. Stoffe, aus denen gegebenenfalls Dioxine und auch das gefürchtete Seveso-Gift ent- stehen können, überhaupt brau- chen, und welche Alternativen be- stehen. Auch hier möchte ich aus meiner Meinung keinen Hehl ma- chen, daß ich hinter die landwirt- schaftliche Nutzung von 2, 4, 5-T und ähnlichen Verbindungen als

e Fortsetzung auf Seite 2084

2078

(20) Heft 27 vom 4. Juli 1984 81

. Jahrgang Ausgabe A

(3)

Neue Position 65 b in der E-GO

- aber das Labor macht Sorgen

Honorar-Übereinkunft mit den Ersatzkassen

Nach langen und teilweise harten Verhandlungen haben die Kas- senärztliche Bundesvereinigung und die Verbände der Ersatzkas- sen am 20

.

Juni 1984 eine Übereinkunft erzielt, die für einige Gruppen von Vertragsärzten mit Wirkung vom 1. Juli Honorarver- änderungen mit sich bringt. Dabei war von Bedeutung, daß die KBV sich nachdrücklichen Forderungen der Ersatzkassen nicht länger verschließen konnte, Mengenausweitungen im Laborbe- reich entgegenzutreten: Es muß

im Interesse aller Vertrags- und

Kassenärzte liegen, die Möglichkeit der wirtschaftlichen Erbrin- gung medizinisch begründeter Laborleistungen in der Einzelpra- xis auch für die Zukunft zu erhalten. Andererseits ist es gelungen, eine weitere Verlagerung von Honorar aus dem technischen in den arztspezifischen Bereich festzuschreiben.

Be

i

der Umstrukturierung, die mit der Übereinkunft zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung und den Verbänden der Er- satzkassen am 20. Juni 1984 be- schlossen worden ist, geht es um 0,3 Prozent des gesamten Hono- rarvolumens der Ersatzkassen für die ambulante Versorgung durch Vertragsärzte. Dem kann man ge- genüberstellen, daß die Ersatz- kassen für das erste Quartal 1984 eine Steigerung ihrer Ausgaben für diesen Sektor um 7 Prozent je Mitglied erwarten

,

während die Grundlohnsumme nur um 2,9 Pro- zent gestiegen ist und die Bei- tragseinahmen sogar zurückge- gangen sind. Dieser Hintergrund führte nicht gerade dazu, daß die Ersatzkassen "spendierfreudig"

in die Verhandlungen gingen.

Die gesundheitspolitische Bedeu- tung des nunmehr erzielten Kom- promisses geht aber über sein Vo- lumen sicherlich weit hinaus.

~

Als neue ärztliche Leistung ist die Position Nummer 65 b (Zu- schlag zu Nummer 65 und 65 a für die eingehende Untersuchung von zwei oder mehr Organsyste- men) fester Bestandteil der Er-

Satzkassen-Gebührenordnung ge- worden

;

ihre Bewertung konnte um 20 Prozent auf 6 DM heraufge- setzt werden

.

~

Das Fallpauschale für Labor- leistungen des Abschnitts M II der E-GO wird um 5 Prozent gesenkt.

Die wesentlich weiter gehende Forderung der Ersatzkassen, nun- mehr alle Laborleistungen zu pau- schalieren

,

ist jedenfalls aufge- schoben, allerdings noch nicht aufgehoben.

Was jetzt wie ein "Tauschge- schäft" zwischen 65 b und M II aussehen mag, hatte in Wirklich- keit von Anfang an einen Zusam- menhang

. Als zum 1. Januar 1983

der Gebührenwert für die 22 soge- nannten rationalis

ierungsfähigen

Laborleistungen um 30 Prozent gesenkt wurde

, begann gleichzei-

tig der für acht Quartale vorgese- hene Modellversuch: Die einge- sparten Honorarmittel sollten als Pauschale für die Honorierung der eingehenden Untersuchung von mindestens zwei Organsyste- men durch in erster Linie Allge- meinärzte, Praktische Ärzte

, Inter-

nisten und Kinderärzte zur Verfü- gung stehen - eine echte Um-

KURZBERICHT

strukturierung zugunsten soge- nannter arztspezifischer (und zu Lasten sogenannter technischer) Leistungen

.

Es kam aber anders, als beide Sei- ten vorausgesehen hatten. Im er- sten Halbjahr 1983, besonders im zweiten Quartal, gab es eine über- schießende Mengenausweitung der abgerechneten Laborleistun- gen, so daß die Ersatzkassen die erwarteten Einsparungen im La- borbereich nicht erzielten.

Gleichzeitig wurde die neue Num- mer 65 b nur mit wen

iger als zwei

Dritteln der erwarteten Häufigkeit abgerechnet. Da hierfür unter der Pauschalregelung ein Höchstwert von 5 DM vereinbart worden war, blieben unbeanspruchte Honorar- mittel übrig, die schließlich von den Ersatzkassen zurückgefor- dert wurden

, damit sie ihre "

Über- zahlungen" im Laborbereich aus- gleichen konnten.

Im Zuge einer Honorarerhöhung zum 1. Juli 1983 war es notwen- dig, den Ersatzkassen die Einfüh- rung eines Fallpauschales für die Laborleistungen des Teils M II der E-GO zuzugestehen; sie trat am 1.

Oktober 1983 in Kraft. Als Berech- nungsbasis wurden die ersten beiden Quartale des Jahres 1983 vereinbart - von denen man zu diesem Zeitpunkt noch nicht wis- sen konnte, daß sie eine starke Mengenzunahme der Laborab- rechnungen mit sich bringen wür- den. Insofern konnten die Ersatz- kassen später argumentieren, man sei sozusagen von einer fal- schen

"

Geschäftsgrundlage

"

aus- gegangen. Dem ist nunmehr mit der fünfprozentigen Senkung des Fallpauschales Rechnung getra- gen worden

.

Wobei anzumerken ist: Auch nach

dieser Senkung liegen die von

den Ersatzkassen zu zahlenden

Honorare für M II-Leistungen

noch über denen im RVO-Be-

reich. - Die Pauschalierung be-

deutet aber natürlich auch, daß ei-

ne Erhöhung der Abrechnungs-

frequenz dem einzelnen Vertrags-

arzt nicht " mehr " bringen kann.

(4)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Ersatzkassen

Ferner werden den Ersatzkassen nochmals nicht beanspruchte Mit- tel aus dem Pauschale für 65 b zu- rückgegeben

.

Demgegenüber sieht die KBV

in

der Festschreibung der Position 65 b in der E-GO und in

ihrer hö-

heren Bewertung (von bisher höchstens 5 auf nunmehr 6 DM) einen Erfolg bei

ihren langfristi-

gen Bemühungen zur besseren Bewertung spezifisch ärztlicher Leistungen. Daß auch die Ersatz- kassen mit diesem Prinzip ·über- einstimmen

, zeigt sich daran, daß

sie

,

dem Vorschlag der KBV fol- gend, den Modellversuch nun- mehr schon nach 18 Monaten in

d

ie endgültige Regelung umzu-

wandeln bereit waren.

Eingehende Untersuchungen höher bewerten

ln einer ausführlichen Diskussion im KBV-Länderausschuß Mitte Ju- ni hat sich aber auch gezeigt, daß die Bedeutung d

ieser neuen Posi-

tion vielleicht noch nicht überall erkannt worden ist. Offenbar gibt es erhebliche regionale Unter- schiede in der Abrechnungsfre- quenz der Nummer 65 b. Die Ten- denz ist jedoch steigend.

~

Wenn sich diese neue Gebüh- renordnungsposition bewährt

,

wird man eines Tages auch die RVO-Kassen besser von der Not- wendigkeit überzeugen können, daß eingehende ärztliche Unter- suchungen höher bewertet wer- den müssen. Dies entspricht ja auch der Strategie des "Soviel ambulant wie möglich

".

Der Laborbere

ich macht aber im

Verhältnis zu den Ersatzkassen weiterhin Sorgen. Schon vor ei- nem Jahr hatten die Ersatzkassen die Pauschalierung a//erHonorare für Laborleistungen verlangt. Dies hatte die KBV damals zurückwei- sen können mit dem Hinweis, daß eine überproportionale Mengen- entwicklung nur in der klinischen Chemie gegeben sei.

Tatsächlich gibt es aber auch in anderen Bereichen so ausgepräg- te Mengenausweitungen, daß die Ersatzkassen auch in diesem Jahr ihre Forderung nach einer Pau- schalierung aller Laborleistungen wiederholt haben

;

sie haben die- se grundsätzliche Forderung auch nach dem 20. Juni unübersehbar auf dem Verhand

lungstisch liegen

gelassen. Dabei war vor einem Jahr die Pauschalierung für den Abschnitt M II als befristete Rege- lung eingeführt worden: ab Mitte 1985 sollte es im Labor wieder

"

eine sachgerechte Einzellei-

stungsvergütung

"

geben. Es ist aber auch vertraglich vere

inbart,

daß die Mengenentwicklung

in

den nicht pauschalierten Labor- bereichen sorgfältig analysiert

we

rden soll.

Die Vertragsärzte sind also aufge- rufen zu einer -wie es der Erste KBV-Vorsitzende Dr. Hans Wolf Muschallik auf der Vertreterver- sammlung Ende 1983 einmal aus- drückte -"medizinisch sinnvollen und wirtschaftl

ich vertretbaren

Labordiagnostik

".

Dr. Muschallik und KBV-Hauptge- schäftsführer Dr. Eckart Fiedler warnten auch jetzt im Länderaus- schuß, dem die Vorsitzenden aller KVen angehören: Sollten die Krankenkassen in der nächsten

Ze

it wieder zu Beitragssatzerhö-

hungen gezwungen sein, so wür- den auch die Pol

itiker wieder in

kostendämpfarische Aktionen tre- ten wollen -auf jeden Fall drohe dann die weitere Pauschalierung im Labor, und damit gerate der einzelne Kassenarzt in die Gefahr, sein Labor nicht mehr wirtschaft- lich betreiben zu können. Dabei muß auch das Einzellabor als un- erläßliche Grundlage für eine sinnvolle ambulante ärztliche Therap

ie erhalten bleiben. Die

KBV w

ird das Ihrige dafür zu tun

versuchen, indem sie noch mehr als bisher darauf drängt, daß die Laborrichtlinien eingehalten wer- den, und indem sie auch das Kon- zept der fachgebietliehen Zuord- nung von Laborleistungen weiter-

verfolgt. gb

2080

(22) Heft 27 vom 4. Juli 1984 81

. Jahrgang Ausgabe A

DER KOMMENTAR

SPD-Kontrolle

Wenn es nach dem Willen der SPD ginge, dann würde von allen Absichten, größere Leistungs- und Kostentransparenz in der ge- setzl

ichen

Krankenversicherung zu fördern

,

nur eine einzige rea- lisiert

:

die

"

Kontrolle

"

des Kas- senarztes durch seinen Patienten.

Ein Diskussionsentwurf aus der SPD-Bu ndestagsfraktion sieht vor, daß der Krankenversicherte am Tage der Leistungserbringung die ärztliche Le

istung auf dem Ab-

rechnungsbeleg (Krankenschein/

Überweisungsschein) durch Un- terschrift

"

bestätigen" soll. Nicht quitt

ierte Leistungen gelten dann

als nicht erbracht und bleiben un- honoriert. Schließlich soll der Arzt dem Versicherten die einzelnen Leistungspositionen honorarfrei erläutern .

..

Dem Kassenarzt braucht man nicht zu erklären, welche Er- schwernisse ein solches Verfah- ren in jede Praxis tragen würde

,

ganz davon abgesehen, welch un- zumutbare Belastung das Vertrau- ensverhältn

is

Patient/Arzt da- durch erfahren würde. Bezeich- nend ist, daß dieselben Leute, die ein Kostenerstattungssystem und damit eine finanzielle Direktbezie- hung Arzt/Sozialpatient ablehnen, sich stattdessen eine bloße

"

Kon- troii

"

-Beziehung sehr wohl vor- stellen können

.

Nicht einmal ab- warten wollen sie Modellversu- che, die wen

iger weit gehen.

Die Ideologie, die dahinter steckt,

entlarvt sich selbst. Mit den Wor-

ten Dr. Muschalliks: " Dieser Vor-

stoß der SPD zeigt wieder einmal,

daß in der Aushöhlung des

vertrauensvollen Patient/Arzt-Ver-

hältnisses ein entscheidender

Schritt zur ,Überwindung' des Sy-

stems gesehen wird. Dem werden

wir uns mit aller Entschiedenheit

entgegenstellen. Dieser Gesetz-

entwurf zeigt aber auch

,

daß im

politischen Raum - bei allen

Schwierigkeiten mit der regieren-

den Koalition - bessere Freunde

nicht zu gewinnen sind." DÄ

(5)

Aus Bund und Ländern

Rezeptvermerk zur Wiederholung nicht mehr zulässig

KÖLN. Der Bundesrat hat Anfang Juni beschlossen, einen Wiederholungsver- merk bei verschreibungs- pflichtigen Arzneimitteln nicht mehr zuzulassen. Dieses entspricht einer Empfehlung der Bundes- ärztekammer zur Eindäm- mung des Medikamen- tenmißbrauchs. Damit wer- den Privatrezepte in die- ser Hinsicht den kassen- ärztlichen Verordnungen gleichgestellt. Mit der Ver- öffentlichung im Bundes- gesetzblatt und dem ln- krafttreten ist wohl in Kür- ze zu rechnen. KHK

Die Themen der nächsten

Konzertierten Aktion

SONN. Über die "Auswir- kungen und altersgrup- penspezifische Bedeutung von neueren Entwicklun- gen in Diagnostik und The- rapie, insbesondere im Be- reich der Medizintechnik"

will die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen am 14. November 1984 bera- ten.

Die weiteren Themen die- ser "Herbstsitzung" (die regelmäßig strukturellen Fragen des Gesundheits- wesens gewidmet ist) sind: ..,.. Finanzentwicklung in der gesetzlichen Kranken- versicherung

..,.. Soziale Absicherung des Pflegefalls

..,.. Berichte über die No- vellierung des Kranken- hausfinanzierungsgeset- zes sowie über die Ver- tragsgespräche zwischen Bundesverband und pha~

mazeutischer Industrie und Spitzenverbänden der

gesetzlichen Krankenver- sicherung

..,.. Zahnprophylaxe ..,.. Transparenz in der ge- setzlichen Krankenversi-

cherung. EB

Literaturpreis für Paul Lüth und Ernst Rossmüller

KÖLN. Paul Lüth, Arzt für Allgemeinmedizin in Knüll- wald, und Ernst Rossmül- ler, Internist in München, sind von der Bundesärzte- kammer mit deren Litera- turpreis 1984 ausgezeich- net worden. Die Ehrung fand am 23. Juni in Bad Nauheim im Rahmen der Jahrestagung des Bun- desverbandes Deutscher Schriftsteller-Ärzte statt.

Darüber, auch über die Laudationes für die Preis- träger von Professor J. F.

Volrad Deneke, dem Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer, wird im Kulturmagazin des nächsten Heftes berich-

tet. que

Abkommen Ärzte/Uniallversi- cherungsträger neu gefaßt

SONN. Zwischen dem Hauptverband der gewerb- lichen Berufsgenossen- schaften, Sonn, dem Bun- desverband der landwirt- schaftlichen Berufsgenos- senschaften, Kassel, und dem Bundesverband der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand, München, einerseits und der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung (KBV), Köln, andererseits wurde die Neufassung des Ab- kommens Ärzte/Unfallver- sicherungsträger zum 1.

Juli vereinbart. Die Neufas- sung berücksichtigt im we-

NACHRICHTEN

Die Krankheit der öffentlichen Verwaltung

Der Anteil der öffentlich Bediensteten an der Gesamtzahl der Beschäftigten ist in den letzten 20 Jahren kräftig gestiegen.

Personalausstattung und -ausgaben der üfTcnllichcn Vcm·altung bei Bund. Ländern und Gemeinden

Bcschilftigtc

;n tOOO

1961

1980

1982

3253,3

1982: mrl5u1ie: lhtt"n in A~rrnzungdl'r ,..in~n;Nati•tik: Ourlll-n: fin•ntbcril'ht\· df."s Bundesminbttrium~ der t-·in~n~tn:

Stllti•tbcheS' Bun~~anu: IW·BI:'rl'Chnuna:en

Die öffentliche Verwaltung ist in den letzten zwei Jahr- zehnten so stetig und kräf- tig gewachsen wie kaum ein anderer Bereich in der industriellen Wirtschaft und im Dienstleistungssek- tor: Der Personalbestand bei den Dienststellen und Behörden von "Vater Staat" hat sich seit Anfang der sechziger Jahre knapp verdoppelt, der Ausgaben- etat erreichte nahezu die Hälfte des Bruttosozialpro- dukts. Der Anteil der bei Bund, Ländern und Ge- meinden Bediensteten an der Gesamtzahl der Be- sentlichen die Umstellung der Gebührenregelung des bisherigen Abkom- mens - "alte" GOÄ plus Zuschläge - auf die Erfor- dernisse der GOÄ '82. Da- bei werden die vom Arzt erbrachten Leistungen als Einzelleistungen nach Maßgabe eines mit der Neufassung des Abkom- mens vereinbarten Gebüh- renverzeichnisses vergü- tet, wobei für Leistungen im Rahmen der berufsge- nossenschaftliehen Heil- behandlung ein Punktwert von 13,8 Pfennigen, für Leistungen bei Behand- lung zu Lasten des Unfallversicherungsträ- gers ein Punktwert von 11,2 Pfennigen zugrunde gelegt wurde. Von der

schäftigten erhöhte sich von 8,7 (1961) auf 14,6 Pro- zent (1982). "Vater Staat"

beschäftigt heute bereits mehr als 3,3 Millionen

"Staatsdiener". Bereits je-

de dritte Haushalts-Mark gibt der Staat für Personal- aufwendungen aus. Und ein weiterer Rekord des staatlichen "Parkinsonis- mus": Im Jahr 1960 waren nur 12,1 Prozent aller Voll- beschäftigten bei den Ge- bietskörperschaften dem

"höheren Dienst" zuge-

ordnet; bis zum Jahre 1980 nahm der Anteil auf 19 Pro- zent zu. iwd/DÄ letztgenannten Regelung sind insbesondere Leistun- gen im Rahmen der Schü- lerunfallversicherung be- troffen, deren Abrechnung wie bisher über die Kas- senärztliche Vereinigung erfolgt.

Wie bisher wurden die spe- ziellen Regelungen, die nur für die Unfallversiche- rungsträger in Betracht kommen, wie zum Beispiel Berichtswesen, Gutachten, Tätigkeit des Durchgangs- arztes, im Abkommen be- sonders berücksichtigt und bewertet.

Der Wortlaut des Abkom- mens ist auf Seite 2111 ff.

d0.kumentiert. MI

(6)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

NACHRICHTEN

Berlin: Für Ärzte attraktiver denn je

BERLIN. Wie in jedem der jüngst vergangenen Jahre überbrachte Dr. Karsten Vilmar den Teilnehmern am Deutschen Kongreß für ärztliche Fortbildung in der Woche nach Pfingsten die Grüße der Bundesärzte- kammer; aber in diesem Jahr stand er in neuer Funktion auf dem Podium des Internationalen Con- greß-Centrums (ICC): als Mitveranstalter. Erstmals war die Bundesärztekam- mer an diesem bedeuten- den Fortbildungskongreß beteiligt. Vilmar: „Diese Verbindung ist kein Retor- tenergebnis; sie wird mit Leben erfüllt werden!".

Der Präsident der Bundes- ärztekammer zeigte sich befriedigt, daß die Bundes- ärztekammer nun auch auf deutschem Boden einen großen Kongreß im Rah- men ihres Fortbildungs- programms mitanbieten kann. Deutschsprachig sind die BÄK-Kongresse al- lemal; sie fanden bisher zwar nur „im Ausland"

statt, aber sie waren und sind in erster Linie als eu- ropäische Kongresse zu betrachten. Auf Meran, Badgastein, Montecatini, Davos, Grado anspielend, sagte Vilmar unter dem Beifall der Kongreßteilneh- mer: „Wir sollten nicht at- traktive Kongreßorte mei- den, dann müßten wir auch Berlin meiden!".

In der Tat, Berlin und sein Kongreß werden durch das Engagement der Bundes- ärztekammer für die ärzt- liche Fortbildung noch at- traktiver. Auch bei einem Empfang, den der Berliner Gesundheitssenator Ulf Fink am Vorabend des 17.

Juni dem in Berlin tagen- den Vorstand der Bundes- ärztekammer gab, versi- cherte Dr. Vilmar, daß die Bundesärztekammer — un- beschadet der Aufrechter- haltung ihrer europä-

ischen Kongresse — den Berliner Kongreß beson- ders fördern werde. An den Berliner Senat richtete Vilmar die Bitte um gleich- sinnige Förderung und Un- terstützung dieses Fortbil- dungskongresses. Die Bit- te dürfte bei dem Berliner Gesundheitssenator ein of- fenes Ohr finden. Ulf Fink hat längst sein Verständnis dafür erwiesen, daß Ge- sundheitspolitik mehr sein muß als bloß Kostendäm- pfungspolitik. Auf seine In- itiative hin hat der Fach- ausschuß der CDU für So- zialpolitik, dem er vorsitzt, mit dem CDU-Fachaus- schuß für Gesundheitspoli- tik, dem sein Senatsdirek- tor, Albrecht Hasinger, vor- sitzt, eine gemeinsame Kommission gebildet, die für die Christlich Demokra- tische Union geltende Prinzipien der Sozial- und Gesundheitspolitik formu- lieren will.

Dem Vorstand der Bundes- ärztekammer berichtete Fink nicht nur über die Fortschritte der Gesund- heits- und Sozialpolitik in Berlin, sondern auch über die Zukunftsplanungen:

Berlin wird sich schwer- punktartig verstärkt der Rheumaforschung und der Gerontologie widmen. Bis 1986 wird ein „Herzzen- trum" als Stiftung des bür- gerlichen Rechts errichtet;

2500 Operationen pro Jahr sind geplant. DÄ

Neue Buchhandlung für Zahnmedizin

KÖLN. Die dritte „zahnme- dizinische Buchhandlung"

der Bundesrepublik — die beiden anderen befinden sich in München und Stutt- gart — wurde jetzt in Köln als Zweigstelle der medizi- nischen Buchhandlung J.

F. Lehmanns in Köln, Zül- picher Straße 251 (Telefon:

02 21/41 10 75-76), eröff-

net. EB

Fakultäten:

Kapazitäten endlich anpassen!

HOMBURG. Der Medizini- sche Fakultätentag (MFT) hat in seiner Sitzung am 22./23. Juni 1984 in Hom- burg (Saar) zur Novellie- rung der Bundesärzteord- nung und der Approba- tionsordnung Stellung ge- nommen. Nach ausführ- licher Berichterstattung und Diskussion faßte er ei- nen einstimmigen Be- schluß, in dem es heißt:

„Die Bedenken, daß unter anderem

— die notwendige Zahl der Ausbildungsplätze nicht bereitgestellt werden kann,

— die universitären Ausbil- dungsverhältnisse ungün- stig beeinflußt werden,

— die Patientenversorgung durch die geminderte Zahl erfahrener Assistenten lei- det und

— die Forschungsaktivitä- ten erneut drastisch einge- schränkt werden,

Kontroversen um

„Hausarztschein"

KÖLN. Der Vorstand der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung (KBV) hat er- neut Forderungen abge- lehnt, einen speziellen

„Hausarztschein" einzu- führen und dessen Hono- rierung mit den Vertrags- partnern zu vereinbaren.

Für einen „Hausarzt- schein" hatte sich wieder- holt der Berufsverband der Praktischen Ärzte und Ärz- te für Allgemeinmedizin (BPA) stark gemacht. Be- reits im März 1982 unter- breitete der BPA einen

„Konzeptentwurf Haus- arztschein", der seinerzeit auf heftigen Widerspruch insbesondere der Gemein-

lassen sich bei kostenneu- traler Einführung des „Arz- tes im Praktikum" nichtaus- räumen. Der MFT ist im Grundsatz der Meinung, daß dieAusbildung zu m Arzt in sechs Jahren abge- schlossen werden soll. Vor allem muß jeder Versuch, die Ausbildung zum Arzt zu verbessern, scheitern, so- lange nicht die Kapazitäts- verordnung den Ausbil- dungsbedingungen ange- paßt wird."

Mit dem letzten Satz weist der Medizinische Fakultä- tentag auf das Grundpro- blem hin. Eindeutig bleibt auch die Auffassung, daß die gesamte Ausbildung zum Arzt in der vollen Ver- antwortung der Medizini- schen Fakultäten bleiben sollte.

In der Auffassung, daß bei entsprechender Anpas- sung der Ausbildungsbe- dingungen durch die Ka- pazitätsverordnungen die Ausbildung zum Arzt in sechs Jahren abgeschlos- sen werden sollte, stimmte der Fakultätentag mit dem Votum der Medizinstuden- ten überein, mit deren Dele- gierten der Fakultätentag diskutierte. DA

schaft Fachärztlicher Be- rufsverbände (GFB) sowie des Internisten-Berufsver- bandes stieß.

Inzwischen hat der BPA seine Forderung modifi- ziert und ausdrücklich be- tont, daß ein „Hausarzt- schein" nicht nur Allge- meinärzten und prakti- schen Ärzten, sondern viel- mehr auch primärärztlich tätigen Internisten und Pädiatern zugestanden werden solle.

Dagegen weist die KBV darauf hin, daß bereits jetzt in einzelnen KV-Bereichen zusätzliche gesundheitser- zieherische und -berateri- sche Leistungen honoriert würden, ohne daß dazu ein besonderer Abrechnungs- schein erforderlich sei. HC

2082 (24) Heft 27 vom 4. Juli 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

(7)

Akademische

Beziehungen zu China

Auf Initiative der Hans-Neuffer- Stiftung wurde am 26. Juni in Köln eine "Deutsch-Chinesische Ge- sellschaft für Medizin

"

gegründet.

Die Gesellschaft will die gegensei- tigen wissenschaftlichen Bezie- hungen, insbesondere auch den Austausch von Wissenschaftlern

,

Ärzten und Studenten fördern

.

Nach den Worten des Vorsitzen- den der Neuffer-Stiftung, Prof. Dr.

Wilhelm Heim, ist an eine "gewis- se Koordination

"

der bereits heu- te vielfältig geknüpften Beziehun- gen gedacht.

Der Vizerektor der medizinischen Hochschule Wuhan, Professor Wu

,

begrüßte die Gründung der Gesellschaft. Er zeigte sich zuver- sichtlich, daß sich in China eine Parallele auftun wird

.

Die Hoch- schule Wuhan ist die einzige der 166 medizinischen Hochschulen in der Volksrepublik China, die bewußt an frühere deutsch-chine- sische Beziehungen im Bereich der Medizin anknüpft.

Ordentliche Mitglieder der neuen Gesellschaft können im medizini- schen Bereich tätige Akademiker und Studenten werden

.

Über die

Gast bei der Grün- dungsversamm- lung: Prof. Dr. Wu (Bild oben). Wu, der sich in ausgezeich- netem Deutsch vor- stellte, will nach seiner Rückkehr in China von dieser deutschen Initiative berichten. Maßgeb- lichen Anteil an der Gründung der Ge- sellschaft hat die der Bundesärzte- kammer verbunde- ne Hans-Neutier- Stiftung und deren Vorsitzender Prof.

Dr. Wilhelm Heim (Foto unten, rechts;

links Bundesärzte- kammer-Präsident Dr. Karsten Vilmar).

Fotos: dew

Aufnahme von Nichtakademikern entsche

idet

die Mitgliederver- sammlung auf Antrag. Außerdem besteht für jede natürliche oder juristische Person die Möglichkeit der fördernden Mitgliedschaft.

Die 33 Gründungsmitglieder (sie stammen zumeist aus dem Hoch- schulbereich) wählten (unter Le

i-

tung von BÄK-Hauptgeschäftsfüh- rer Prof. J. F. Valrad Deneke) zum Präsidenten der Gesellschaft, Prof. Dr. Paul Gerhardt (Heidel- berg), zu Vizepräsidenten die Proff. Unschuld (München) und Heim (Berlin), zum Generalsekre- tär Prof. Dr. Hutschenreuther (Homburg/Saar), zum Schatzmei- ster Dr. Vilmar (Bremen). EB

KURZBERICHTE

GOÄ: Immer noch Ungereimtheiten

Der Kabinettsentwurf, mit dem die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) mit den einschlägigen Be- stimmungen der Bundespflege- satzverordnung (BPfiV) "harmoni- siert

"

werden soll, enthält Unge- reimtheiten und Eingriffe in das Privatbehandlungsrecht liquida- tionsberechtigter Ärzte. Sinn die- ser erneuten Änderung der GOÄ

ist es an sich, Privatpatienten und

Selbstzahler nicht mit Sach- und Personalkosten ärztlicher Lei- stungen bei stationärem Aufent- halt im Krankenhaus doppelt zu belasten. Zugleich soll die bisheri- ge Kostenerstattungspflicht für In- anspruchnahme von Sachleistun- gen und des nachgeordneten ärztlichen Dienstes neu geregelt werden. Beides will die Bundesre- gierung durch drei Regelungen erreichen:

~

Der Pflegesatz wird für Selbst- zahler und Privatpatienten um sie- ben Prozent ermäßigt; dies soll den künftigen Arztkostenabschlag darstellen.

~

Zusätzlich werden die liquida- tionsberechtigten Ärzte verpflich- tet, das Gesamtvolumen der nach den Vorschriften der GOÄ berech- neten Liquidationen für die privat- ärztliche Behandlung um 12 Pro- zent zu mindern. Diese Regelung soll auch für Belegärzte gelten.

~

Der Chefarzt soll dem Kran- kenhaus eine Kostenerstattung in Höhe der eineinhalbfachen Pfle- gesatzabschläge zukommen las-

sen

, also in einer Größenordnung

von rund 1 0,5 Prozent der Ab-

schläge. Dies würde bedeuten: in

Höhe des "Überlappungsbetra-

ges" von 3,5 Prozent (10,5 minus 7

Prozent) würden die Privatpatien-

ten und Selbstzahler bei stationä-

rer Versorgung im Krankenhaus

nach wie vor die allgemeinen Pfle-

gesätze und damit die gesetzlich

Krankenvers

icherten dank über-

dotierter Kostenerstattungen der

Chefärzte subventionieren

. I>

(8)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

GOÄ

Dioxin

Sowohl die Ärzteschaft als auch die Private Krankenversicherung (PKV) nehmen an dieser Subven- tionierung Anstoß. Die Bundesärz- tekammer hat vorgeschlagen, den Pflegesatzabschlag mit 10 Pro- zent anzusetzen. Dagegen soll die Kostenerstattungspflicht bei Inan- spruchnahme ärztlicher Wahllei- stungen, die von Ärzten des Kran- kenhauses berechnet werden, nicht nach dem 1,5fachen der Summe der Pflegesatzabschläge berechnet, sondern vielmehr auf die „Summe" begrenzt bleiben.

Dadurch könnte eine Identität zwi- schen dem bei den stationären Wahlleistungspatienten vorzu- nehmenden Pflegesatzabschlag und der Kostenerstattung der li- quidationsberechtigten Kranken- hausärzte erreicht werden. Nur so könne bewerkstelligt werden, daß Privatpatienten von einem ent- sprechend hohen Pflegesatzab- schlag profitieren. Die Bundesärz- tekammer hält eine Subventionie- rung des „Regelleistungspflege- satzes" über eine erhöhte Kosten- erstattung der Ärzte deswegen nicht für gerechtfertigt, weil dem Krankenhaus aus der Behandlung von Wahlleistungspatienten keine Zusatzkosten erwachsen.

Auch aus der Sicht der privaten Krankenversicherung ergibt sich aus der jetzt diskutierten Kompro- mißregelung eine „versteckte Be- zuschussung der Patienten ge- setzlicher Krankenkassen durch die Privatversicherung", weil wie bisher die Kostenerstattungsbe- träge der Chefärzte zu 70 Prozent zur Senkung der Pflegesätze ver- wendet würden. Der Pflegesatz werde aber zu 90 Prozent zugun- sten von gesetzlich Versicherten gezahlt. Die Kostenerstattung der Chefärzte sollte nach Meinung der PKV auf die tatsächlich entste- henden Kosten, höchstens jedoch auf 7 Prozent, begrenzt werden.

Bundesärztekammer und PKV monieren ferner, daß der Entwurf die Regelung festschreibt, wo- nach statt der Ärzte auch das Krankenhaus als Institution Wahl- leistungen abrechnen kann. EB

• Fortsetzung von Seite 2078 Unkrautvertilgungsmittel ein Fra- gezeichen mache. Die Landwirt- schaft wird sich zu dieser Frage sachverständig äußern müssen, und wir werden dann abwägen, welchen Stellenwert wir dem noch zu belegenden Nutzen und den zu erwartenden Risiken bei- messen.

Wir wollen dann auch Pentachlor- phenol, das als Holzschutzmittel dient, oder die Prädioxine, die als Desinfizienten benutzt werden, der gleichen Nutzen-Risiko-Analy- se unterwerfen.

Es ist eigentlich weniger der aktu- elle Gebrauch der erwähnten Prä- dioxine, der Nachdenken verursa- chen muß. Es ist nicht einmal die Frage, was aus den Stoffen und ihren verbleibenden Resten in un- serer Umwelt wird. Das viel größe- re Problem ist die Lagerhaltung derartiger Stoffe. Es ist bisher nämlich nicht geklärt, was bei ei- nem eventuellen Schwelbrand in einem solchen Lager werden kann. Das weiß noch niemand, es könnte aber bei der thermischen Entstehung von Dioxinen, Diphe- nyläthern und Dibenzofuranen aus den Prädioxinen das Ausmaß von Seveso erreicht werden. Un- sere Feuerwehren sind darauf ge- faßt, wir sollten sie mit ihren Sor- gen nicht alleine lassen! Ähnlich wie wir dies bei den mit mög- lichen Prädioxinen gefüllten Transformatoren in unseren Wohngebieten handhaben, näm- lich die Anlagen durch solche mit weniger gefährlichen Kühlmitteln gefüllten nach und nach zu erset- zen, bleibt uns wohl nicht erspart, auch über die Herbizide, die Holz- schutzmittel und die Desinfek- tionsmittel nachzudenken und ge- gebenenfalls Konsequenzen zu ziehen.

Nutzen und Risiko, dem Arzt als Handlungsspielraum wohlver- traut, dringen offenkundig in alle Bereiche unseres Lebens vor, vor allem dann, wenn sie von Wissen- schaft und Technik bestimmt wer-

den. Wir können unseren Hautarzt beruhigen: Die geschilderten Be- schwerden seiner Patienten kön- nen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auf das Seveso-Gift oder ähnliche Verbin- dungen zurückgeführt werden.

Wir haben es hier wohl mit einer neuen Variante der Medienkrank- heit zu tun, einer gewissermaßen

„sympathischen Ansteckung", der wohl auch die „Spiegel"-Re- daktion zum Opfer gefallen ist, wenn sie behauptet, daß in Seve- so bisher gehäuft Mißbildungen aufgetreten sind. Nach meinem Kenntnisstand glücklicherweise nicht. Aber vielleicht will uns der

„Spiegel" die Beweise noch lie- fern: dann allerdings, wie gesagt, Beweise — und nicht nur Behaup- tungen.

Nutzen und Risiko müssen gegen- einander abgewogen werden;

dies wird auch die Aufgabe unse- rer Parlamentarier sein. Hier geht schon die dringliche Bitte an sie, bei Umweltproblemen um Him- mels willen sachbezogen mitein- ander zu arbeiten. Parteipoliti- sche Sandkastenspielchen zahlen sich da mittelfristig schon nicht mehr aus. Es wird müßig sein, die Landwirtschaft als Wählerpoten- tial so total vor der Tür zu belas- sen, wie der „Spiegel" dies in drei Folgen getan hat, oder darüber nachzudenken, ob etwa die Indu- strielobby am längeren Hebel sitzt. Auch der Fraktion der„Grü- nen" ist zu attestieren, daß sie mit der vermeintlichen Unbedarftheit des Bürgers mindestens so sorg- los umgeht, wie sie dies der Ad- ministration immer unterstellt. Die Drucksache 10/1579 vom 7. Juni 1984 (Antrag der Fraktion der

„Grünen") ist dafür ein weiteres beredtes Beispiel.

Nutzen-Risiko-Abwägungen, das bedeutet eine gründliche Erörte- rung der Sachverhalte. Die Aus- wirkungen und die Alternativen für die zu ergreifenden Maßnah- men werden zu diskutieren sein, kurz, es gibt eine Menge an- spruchsvoller Arbeit.

W. Forth, München 2084 (26) Heft 27 vom 4. Juli 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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