Säuglingssterblichkeit
„Gleiche Chancen für Babies"
hinter diesem Titel verbarg sich eine Sen-
dung des Hessischen Rundfunks, in der Gerd Göring die Gründe dafür aufspüren wollte, warum die Säuglingssterblichkeit in der Bundesrepublik rund doppelt so hoch sei wie in Schweden oder Holland. Dabei zweifelte der Au- tor die Statistik nicht an — ein vorsichtiges Wort der Relativie- rung dieser Zahl wäre am Platze gewesen und hätte der folgen- den Argumentation keineswegs geschadet.
Görings Hauptthese: Schwedin- nen und Holländerinnen sind weitaus vorsorgebewußter als deutsche Frauen; für sie ist der regelmäßige Besuch bei Arzt und Hebamme eine Selbstver- ständlichkeit, für deutsche Schwangere nicht. Wenn die Sendung (spät am Abend) hier aufklärend und werbend gewirkt haben sollte, dann war sie ver- dienstvoll, auch wenn die Erör- terung der Gründe für die zu geringe Inanspruchnahme des
Vorsorgeangebots mancherlei enthielt, was recht zweifelhaft war.
Da kamen der „bedrohliche Ärz- temangel auf dem Land" eben- so wie der „Graben zwischen Arzt und dem Krankenhaus" zur Sprache; ausgerechnet Dr. Ma- takas (Berlin) erhielt Gelegen- heit, vom hohen klinischen Roß wohlverpackte Sottisen gegen die niedergelassenen Ärzte los- zulassen; selbst die „Zersplitte- rung der Krankenversicherung in 2000 Einzelkassen" mußte her- halten, und daß „nur der Staat ein solches Betreuungssystem garantieren kann" wie in Hol- land oder Schweden, das war nun nur noch politische Polemik.
Daß Prof. Saling zwar oft zu Wort kam, jedoch keine Gelegenheit hatte (oder wahrnahm), etwas darüber zu sagen, wie mies der Staat sein durchaus verdienst- volles Institut behandelt, war be- zeichnend — so etwas hätte dem aufmerksamen Zuschauer viel- leicht erklären können, warum nach Görings Aussage die „Ärz- tefunktionäre" der Bundesrepu- blik soviel gegen den Staat ha- ben. bt
egir- ARD
DEUTSCHES FERNSEHEN
Die Information:
Bericht und Meinung
zin. SWF II, Ekkehard Frahm und Hannes Elster
Donnerstag, 13. März
17.30: Abitur — und was dann?
Eine Diskussion über die Folgen des Numerus clausus. NDR III 21.00: Die Supermedizin — Inge- nieure verändern Bild und Wirken der Heilkunde. NDR III, Jochen Au- miller
22.00: Rudolf Steiner zum 50. To- destag, „Menschenrätsel — See-
lenrätsel". Zweites Deutsches Fern- sehen, Werner Gröner
Freitag, 14. März
21.00: Das Gerücht — Analyse ei- ner Mitteilungsform. Drittes Fernse- hen Bayern
Noch vor einigen Jahren wäre die Ver- öffentlichung ungeprüfter Mitteilungen anrüchig gewesen. Heute geht es mit einem Trick. Nicht das Gerücht wird berichtet, sondern über das Gerücht.
Die Folgen können katastrophal sein.
Der Film untersucht an verschiedenen Beispielen die Wirkung des Gerüchtes in unserer Gesellschaft.
21.00: Chancen und Versäumnisse in der Krebsforschung, „Der Wett- lauf mit der Angst". NDR III, Wolf- gang Rieger
Im „Wettlauf" der Krebsforschung gibt es immer wieder Fortschritte, aber auch übersteigende Hoffnungen und Enttäuschungen (siehe auch Samstag, 15. 3., 18.05 Uhr).
22.00: Die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik, „Jeder zehnte muß zum Seelenarzt". NDR III, Christa Steuer
Samstag, 15. März
10.05: Wird es in Zukunft noch Landärzte geben? „Argumente" — Eine Sendung für Hörer, die mitre- den wollen, Frankfurt 55 55 64. HR l Die Hörer haben Gelegenheit, mit Ex- perten im Studio telefonisch zu disku- tieren.
18.05: Eine neue Strategie gegen den Krebs? Wissenschaft in der Entscheidung. SDR II, Richard Kauf- mann
Der Autor will über mögliche Entwick- lungen der Krebsforschung berichten;
er meint, die bisherigen Forschungser- gebnisse berechtigten zu der Hoffnung, es sei „nur eine Frage der Zeit", bis die wichtigsten Einsichten zur Eröffnung einer „kausalen Therapie" gewonnen werden.
Tip der Woche
Die Erstsendung liegt fast neun Jahre zurück; es ist die Auf- zeichnung einer damaligen Auf- führung der Städtischen Bühnen Münster im Stadttheater Marl.
Sie erscheint also nicht in Farbe.
Das Stück mag manchem nicht liegen: Der „Familientag" von T. S. Eliot. Und trotzdem sollte man sich die Sendung nicht ent- gehen lassen, denn die beiden Hauptrollen spielten die damals 85jährige Tilla Durieux und Eli- sabeth Flickenschildt, die jetzt 70 Jahre alt wird. (Mittwoch, 12.
März, ZDF, 22 Uhr) king