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Die 'Pille'

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96 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juni 2014 | www.pta-aktuell.de

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nter den vielfältigen Möglichkeiten, einer ungewollten Schwan- gerschaft vorzubeu- gen, sind hormonelle Kontrazeptiva (auch: Antikonzeptiva; Verhütungs- mittel) zur oralen Applikation hier zu Lande die am häufigsten ver- wendete Methode. Auch in Sachen Zuverlässigkeit nehmen diese Medi- kamente einen oberen Platz ein: Bei korrekter Anwendung beträgt ihr Pearl-Index circa 0,3. Dieser beziffert die statistische Wahrscheinlichkeit in Prozent, trotz Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode schwanger zu werden.

Dreifachwirkung „Die Pille“ ent- hält Estrogen, meist Ethinylestradiol, plus ein Gestagen. Die Kombination greift (über einen Feedback-Mecha- nismus) in den Regelkreis ein, über den die Reifung des Eis sowie der Ei- sprung gesteuert werden; dieser wird blockiert (Ovulationshemmung), wodurch auch keine Befruchtung stattfinden kann. Zusätzlich wird die Viskosität des Zervixschleims erhöht, was die Passage der Sper- mien erschwert. Da außerdem die Gebärmutterschleimhaut weniger stark aufgebaut wird, könnte eine dennoch befruchtete Eizelle sich nur schwer im Uterus einnisten.

Zur Verringerung des Thrombose- risikos wurde der Estrogengehalt über die Jahre deutlich reduziert.

Heute werden praktisch ausschließ-

lich Mikropillen (Estrogenanteil <

50 Mikrogramm) verordnet; in der Regel liegt die Estrogendosis bei 20 oder 30 Mikrogramm.

Bereits ab dem ersten Tag bieten die kombinierten Präparate einen sehr hohen Schutz vor einer Befruchtung.

Erklären Sie aber, dass für einen siche- ren Empfängnisschutz die Einnahme einer vergessenen Pille nach höchs- tens zwölf Stunden nachzuholen ist. Ist bereits mehr Zeit vergangen, sollte die Pille trotzdem genommen und die restliche Packung normal aufgebraucht werden; in diesem Fall ist allerdings eine zusätzliche Verhü- tungsmethode notwendig.

Frauen, die unter schmerzhaf- ten Blutungen leiden, können von gleichmäßigeren Hormonspiegeln profitieren, wie sie (in Absprache mit dem Arzt) durch Verzicht auf die monatliche Einnahmepause (Lang- zyklus) erreicht werden. Hierzu eignen sich Ein-Phasen-Präparate (gleiche Kombination und Tages- dosis in jeder Tablette).

Neben- und Wechselwirkungen Die modernen Pillen sind meist gut verträglich. Raten Sie Ihrer Kundin, bei Problemen wie wiederkehrende Pilzinfektionen oder Gewichtszu- nahme, einen möglichen Zusam- menhang mit der Einnahme mit dem Gynäkologen zu besprechen.

Oft kann schon der Wechsel auf ein anderes Produkt Abhilfe schaffen.

Manche junge Frauen bekommen unter der Einnahme der kombinier- ten Kontrazeptiva Migräne. Diese und Frauen, die bereits unter Mi- gräne leiden, sollten besser anders verhüten, da der Abfall des Hormon- spiegels am Zyklusende Attacken auslösen kann. Zudem ist das Schlag- anfallrisiko bei Migränepatientinnen unter kombinierten Pillenpräparaten erhöht; insbesondere Migränikerin- nen mit Aura sollten daher reine Ge- stagenpräparate erhalten.

Durchfall oder Erbrechen innerhalb von vier Stunden nach der Pillen- einnahme gefährden den Empfäng- nisschutz. Außerdem kann es mit

einer Vielzahl von Medikamenten zu Interaktionen kommen. Ins- besondere für eine Reihe von Anti- epileptika ist nachgewiesen, dass sie die Wirksamkeit hormonaler Präparate beeinträchtigen. Auch diverse Antibiotika, das Antimyko- tikum Griseofulvin sowie viele wei- tere Substanzen, darunter auch Inhaltsstoffe von (hochdosierten) Johanniskrautextrakten, können unter Umständen die Zuverlässigkeit der Empfängnisverhütung mindern.

Daher sollte unter entsprechender Komedikation sicherheitshalber bis zur nächsten Regelblutung zusätz- lich mit anderen Maßnahmen wie Kondom verhütet werden.

In einer neueren Cochrane-Analyse wurde gezeigt, dass die heutigen oralen Antikonzeptiva Akneläsio-

Vor über 50 Jahren kam ihre Zulassung einer Revolution gleich: Sie brachte den

Durchbruch zu selbstbestimmter Sexualität und Familienplanung der Frau. Kennen Sie sich bei den unterschiedlichen Präparaten aus?

Die „Pille“

PRAXIS VERHÜTUNG – TEIL 1

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nen mildern können; Unterschiede zwischen verschiedenen Präparaten waren eher marginal.

Thromboserisiko Die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen kann in erster Linie die Estrogenkom- ponente, aber auch – insbesondere die neueren – Gestagene greifen in die Gerinnungskaskade ein. Ein er- höhtes Thromboserisiko besteht vor allem im ersten Jahr der Anwen- dung. Wegen dieses Risikos – mit teilweise tragischen Folgen – ist die Pille wiederholt in die Schlagzeilen geraten.

Aktuelle europaweite Untersuchun- gen bestätigen die Einschätzung, wonach das Thromboserisiko der Mikropillen in absoluten Zahlen sehr gering ist. Allerdings geht die Einnahme Levonorgestrel-haltiger Pillen mit einer zweifachen Inzidenz (etwa 20 Fälle pro 100 000 Frauen pro Jahr) im Vergleich zur Normal- bevölkerung einher und die dritte Generation der Wirkstoffe (Deso- gestrel, Gestoden, Drospirenon) verdoppelt das relative Risiko noch einmal. Auch Herz und Kreislauf können durch die Pille in Mitlei-

denschaft gezogen werden. Tiefe Beinvenenthrombosen können zu einer – unter Umständen lebensbe- drohlichen – Lungenembolie führen.

Nach einer gemeinsamen Herstel- lerinformation vom Anfang des Jah- res sollten daher Präparate mit an- deren Gestagenen als jenen mit dem niedrigsten Thromboserisiko nur dann verschrieben werden, wenn im Arztgespräch zuvor ausdrücklich und umfassend auf die Risiken hin- gewiesen wurde.

Ohne Estrogen Minipillen sind Gestagenmonopräparate, meist mit Levonorgestrel, die so niedrig dosiert sind, dass sie den Eisprung nicht verhindern können. Ihre Hauptwir- kung besteht in der Verdickung des Schleimpfropfs am Gebärmutterhals.

Die Tabletten werden durchgehend, und zwar täglich exakt zur gleichen Uhrzeit, eingenommen; bereits eine Verspätung um drei Stunden stellt die Wirkung in Frage. Damit steht und fällt die Zuverlässigkeit des Empfängnisschutzes mit der Ein- nahmedisziplin. Ähnlich weit wie bei den estrogenhaltigen Produkten und damit komfortabler ist das Zeit-

fenster bei einem Desogestrel-halti- gen Produkt (neue Minipille), das so dosiert ist, dass wie mit Kombinati- onspräparaten der Eisprung verhin- dert wird. Die reinen Gestagenpillen kommen unter anderem in Frage, wenn Estrogene nicht vertragen wer- den oder während der Stillphase. ■ Waltraud Paukstadt, Dipl. Biologin

© Konrad Bak / 123rf.com

INDIVIDUELLE RISIKEN BERÜCKSICHTIGEN

Kontraindiziert sind die Kombi- nationspräparate, wenn eine Frau bereits ein thrombotisches Ereignis hatte oder eine Gerinnungsstörung besteht. Auch stark ausgeprägte kardiovaskuläre Risikofaktoren (sehr hoher Blutdruck, sehr hohe Blutfette) schließen diese Form der Verhütung aus.

Erhebliche Einwände bestehen auch bei Raucherinnen, einem Alter über 35 Jahren sowie starkem Über- gewicht; zu den zahlreichen weiteren Risikofaktoren zählen ferner Krebs- erkrankungen sowie chronisch ent- zündliche Darmkrankheiten. In all diesen Fällen sind reine Gestagen- präparate Alternativen.

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