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BGP-2012-Laudatio-Jonitz

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Academic year: 2022

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Laudatio Herr Dr. Günther Jonitz

Kategorie 2: „Hand in Hand – Wie Delegation und Substitution zwischen Arzt und medizinischem Personal funktionieren kön- nen.“

Welche Aufgaben können Ärzte an ihr medizinisches Personal delegieren? Wie ist die Ver- antwortung geregelt? Die Delegation ärztlicher Leistungen ist ein kontroverses und auch de- likates Thema und wird nicht nur in den Medien sondern insbesondere unter Ärzten selbst zumeist hitzig diskutiert.

Um dem Problem der abnehmenden Arztzahlen auf der einen Seite und den immer älteren und kränkeren Patienten auf der anderen Seite zu begegnen, wird in der Politik nach Lösun- gen gesucht. Ein Ansatz ist die Delegation bestimmter ärztlicher Leistungen, die in der

„Richtlinie über die Festlegung ärztlicher Tätigkeiten zur Übertragung auf Berufsangehörige der Alten- und Krankenpflege“ im Rahmen von Modellvorhaben vom 20. Oktober 2011 erst- mals vom Gemeinsamen Bundesausschuss geregelt wurde.

Dank der eingereichten Projekte zu der Kategorie „Hand in Hand“ haben wir als Jury einen Einblick erhalten, wie Ärzte aus der Praxis sich diesem Thema nähern und welche Vorteile eine Delegation mit sich bringen kann.

Besonders die folgenden zwei nominierten Projekte sehen wir als richtungsweisend im Hin- blick auf diese Thematik an:

MuBecK – Multiprofessionelles Betreuungskonzept für chronisch Kranke in der Hausarztpraxis; eingereicht von Dr. med. Wolfgang Blank aus Kirchberg im Wald

Kirchberg im Wald – eine kleine Gemeinde in Niederbayern, hier arbeitet Dr. Wolfgang Blank als Hausarzt aus Leidenschaft.

Doch die Veränderungen hin zu immer älter und kränker werdenden Patienten, die oftmals an diversen Krankheiten leiden, erfordern einen hohen zeitlichen Einsatz des Arztes.

Dabei ist es Dr. Blank besonders wichtig, als Hausarzt sowohl eine wertschätzende mensch- liche Betreuung im akuten Behandlungsfall als auch eine solide, begleitende Langzeitbetreu- ung chronisch Kranker anzubieten. Um dies zu verwirklichen hat er „MuBecK“ – das so ge- nannte „Multiprofessionelle Betreuungskonzept für chronisch Kranke in der Hausarztpraxis“

ins Leben gerufen. Kernelement des Projektes: die Delegation ärztlicher Leistungen zur Ent- lastung des Arztes bei Routineaufgaben, um Zeit für rein ärztliche Problemstellungen zu ge- winnen.

Für seine vier Versorgungskonzepte innerhalb seiner Praxis entwickelte Dr. Blank eine Pati- entenbetreuung im Team mit genau definierter Aufgabenverteilung und regelmäßiger Be- sprechung. Unabdingbare Voraussetzung ist eine dem betreffenden Aufgabengebiet ange- messene Aus- und Fortbildung seiner Teammitglieder.

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2 Weiterhin beinhaltet jedes Projekt ein aufeinander abgestimmtes System der regelmäßigen zeitnahen und aktuellen gegenseitigen Information sowie Feedback zwischen Arzt und Mit- arbeiterinnen.

Eines der vier Konzepte beschäftigt sich mit der Reduktion des Reinfarktes bei bekannter koronarer Herzkrankheit. Hier zeigen die Ergebnisse eine gesteigerte Motivation der medi- kamentösen Sekundärprophylaxe und eine Optimierung der Vitalparameter, konkret: eine Senkung des Bluthochdrucks.

In einem weiteren Bereich werden Patienten mit schlecht eingestelltem Diabetes betreut.

Auch hier konnte Dr. Blank eine Optimierung der Blutzuckerwerte sowie weiterer Risikofakto- ren wie beispielsweise Blutfettwerten feststellen.

Depressive Patienten werden in dem dritten Konzept individuell betreut. Dies gibt den Pati- enten nach eigenen Angaben Halt zum Beispiel durch die regelmäßigen Anrufe der Medizi- nischen Fachangestellten, um Verschlechterungen frühzeitig festzustellen.

In dem vierten Konzept werden Patienten während ihres stationären Aufenthaltes begleitet, bei Bedarf wird eine gemeinsame Therapieentscheidung vor dem Hintergrund der stationä- ren und ambulanten Weiterversorgung gefällt. Die anschließende ambulante Versorgung wird vorbereitet und es besteht schon jetzt Kontakt zu den Angehörigen. Damit kann Fehl- versorgung vermieden werden zum Beispiel im Hinblick auf die Medikamentenversorgung.

Aber auch noch weitere Tätigkeiten werden von Dr. Blanks Team zur Entlastung des Arztes übernommen, beispielsweise Routine- und Notfall-Hausbesuche, Organisation der Fehler- vermeidung und Führung der Altenheim-Patienten, um nur einige Beispiele zu nennen.

Für die Zukunft stellt sich Dr. Blank vor, dass individuelle Patientenbetreuung durch feste Bezugspersonen im Team übernommen und dabei eine ausgeglichene Work-Life-Balance aller Teammitglieder durch eine optimale Aufgabenteilung erreicht wird.

Rheumatologische Fachassistenz – Qualifizierung und Professionalisie- rung medizinischer Assistenzberufe; eingereicht von Dr. med. Florian Schuch und Dr. med. Jörg Wendler aus Erlangen

Diagnose Rheuma – eine schlimme Nachricht für einen Patienten, da sie sein Leben verän- dern wird. Dank der rasant schnellen Entwicklung der internistischen Rheumatologie mit ver- besserten Diagnostik- & Therapiekonzepten gibt es jedoch Möglichkeiten, die Krankheit bes- ser unter Kontrolle zu bekommen. Dies erfordert allerdings eine zeitintensive Betreuung des Patienten.

Somit wird der Spagat zwischen einer intensiven begleitenden Betreuung diagnostizierter Patienten und der Verringerung der Wartezeiten bei Neuvorstellungen zu einer Herausforde- rung, die die Rheumatologen Dr. Florian Schuch und Dr. Jörg Wendler tagtäglich in ihrer Praxis in Erlangen meistern müssen.

Aus diesem Grund ergriffen sie im Jahre 2005 die Initiative, eine Autorengruppe zu bilden, um ein Curriculum zu entwerfen, das systematisch die Grundlagen, spezifischen Kenntnisse und praktischen Fähigkeiten der Rheumatologie für Fachassistentinnen/en und Mitarbeiter

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3 der Pflege vermittelt. Das daraufhin entwickelte Curriculum „Rheumatologische Fachassis- tenz“ vermittelt über vier Wochenenden – orientiert an den Weiterbildungsrichtlinien der Bundesärztekammer – die entsprechend erforderlichen Qualifikationen. 2006 wurde dieser Ausbildungsgang durch die Qualitätssicherungskommission der „Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V.“ begutachtet und zertifiziert.

Die Absolventenzahlen von der Rheuma-Akademie zeigen den Erfolg des Projektes: Bereits 749 Teilnehmer haben das Zertifikat zur „Rheumatologischen Fachassistenz“ erfolgreich abgeschlossen und geben nach einer Befragung an, beispielsweise „Akut-Termine besser abschätzen und sicherer Notfallsituationen einschätzen zu können“. Fragt man die Teilneh- mer „Hat sich Ihr Verständnis für rheumatologische Erkrankungen verbessert?“ antworten über 90% mit „Ja“.

Durch die Weiterbildung der Assistenzberufe in der Rheumatologie schaffen es die Doktoren Schuch und Wendler, dass nicht nur ihre Patienten noch gezielter und nachhaltiger betreut – sondern gleichzeitig auch mehr ärztliche Ressourcen geschaffen werden.

Besonders hervorzuheben ist die Weiterentwicklung dieses Projektes, indem beispielsweise Aufbau- und Refresher-Kurse veranstaltet werden. Eine Arztbefragung bestätigt die Initiative der Doktoren Schuch und Wendler, in dem über 50 Prozent angaben, dass sie durch die Entlastung der „Rheumatologischen Fachassistenz“ weitere Patienten betreuen können.

In naher Zukunft sollen Rheumatologischen Fachassistentinnen alle zwei Jahre an einem Wiederholungs- und Aktualisierungskurs teilnehmen, um ihr Wissen auf einem hohen Niveau zu halten. Außerdem haben Dr. Wendler und Dr. Schuch die Vision, dass künftig eigene Weiterbildungsprogramme für weitere Berufsgruppen mit Bezug zur Rheumatologie wie Phy- sio- und Ergotherapeuten ihr bestehendes Curriculum ergänzen.

Im Namen der gesamten Jury möchte ich Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Blank sowie Ihnen, sehr geehrte Herren Dr. Schuch und Dr. Wendler ganz herzlich zu Ihrer Nominierung gratu- lieren

Preisverleihung:

Nun haben Sie auch einen kleinen Einblick erhalten, welch gut strukturierte und mit Sicher- heit zukunftsweisende Projekte bereits in den Praxen in Bayern erfolgreich umgesetzt wer- den. Die Jury hat sich viel Zeit genommen, um die Entscheidung des Preisträgers zu fällen.

Lehrreich und vorbildlich sind alle zwei.

Der Preis in der Kategorie „Hand in Hand – Wie Delegation und Substitution zwischen Arzt und medizinischem Personal funktionieren können“ geht an Herrn Dr. Wolfgang Blank und seinem Projekt „MuBecK – Multiprofessionelles Betreuungskonzept für chronisch Kranke“.

Dr. Wolfgang Blank zeigt mit seinem beispiellosen Betreuungskonzept wie die Versorgung von Patienten Hand in Hand zwischen Arzt und medizinischem Personal funktionieren kann.

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4 Angefangen bei der teamübergreifenden Analyse von Teilaufgaben bei chronischen Krank- heiten, über die genaue Definition der delegierten Aufgaben bis hin zum abgestimmten Sys- tem der gegenseitigen Information und des Feedbacks untereinander, präsentiert Dr. Blank überragend strukturierte Konzepte und schafft es damit, die Versorgung der Patienten gleichbleibend menschlich und fachlich auf hohem Niveau anzubieten. Jedes Konzept ist individuell an die verschiedenen Bedürfnisse seiner Patienten, die unter der jeweiligen Krankheit leiden, angepasst, um bestmöglich die Lebensqualität der Patienten zu verbes- sern.

Dies gilt es mit dem bayerischen Gesundheitspreis 2012 zu würdigen. Herzlichen Glück- wunsch an dieser Stelle an Herrn Dr. Blank und sein ganzes Praxisteam.

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