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Laudatio Dr. Pedro Schmelz (Stellvertretend: Dr. Ilka Enger)

Kategorie 1: „Gut versorgt in der Region – wie Patienten von innovativen Konzepten zur wohnortnahen Versorgung profitieren“

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, Ihnen als Mitglied der Jury nun die Nominees unserer ersten Kategorie

„Gut versorgt in der Region – wie Patienten von innovativen Konzepten zur wohnortnahen Versorgung profitieren“ vorstellen zu dürfen.

Insgesamt 16 Projekte wurden in dieser Kategorie eingereicht. Die meisten Bewerber haben Ideen umgesetzt, die für Patienten einen sofort spürbaren Mehrwert bieten und die

ambulante Versorgung vor Ort bereichern – so auch die beiden Projekte, die wir für den Bayerischen Gesundheitspreis nominiert haben.

Bei der Durchsicht der Bewerbung ist uns als Jury aufgefallen: Es wurden auch einige Projekte eingereicht, die die Herausforderungen der Zukunft für die wohnortnahe ambulante Versorgung insbesondere auf dem Land aufgreifen. So haben sich viele Bewerber damit auseinander gesetzt, wie attraktive, familienfreundliche Arbeitsmodelle – gerade in ländlichen Regionen – erfolgreich umgesetzt werden können. Auch das Heranführen

kommender Ärztegenerationen an die Tätigkeit des niedergelassenen Arztes ist Gegenstand einiger Projekte.

„Psychosomatisches Versorgungsnetz Main-Rhön“

Nun aber möchte ich Ihnen die beiden in der ersten Kategorie nominierten Projekte vorstellen:

Das erste wurde eingereicht von Frau Diplom-Psychologin Elisabeth Lamprecht aus Bad Kissingen; es beschreibt die Arbeit im „Psychosomatischen Versorgungsnetz Main- Rhön“

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2 Wir haben dieses Projekt nominiert, da hier erfolgreiche Schritte unternommen wurden, Patienten in einer ganzen Region bei Bedarf zielgerichtet psychosomatisch zu versorgen.

Bis zu ein Fünftel aller krankheitsbedingten Fehlzeiten hängen ursächlich mit psychischen Störungen zusammen. Da liegt es auf der Hand, dass der schnelle Beginn der richtigen Therapie für viele Patienten die Lebensqualität deutlich verbessern kann. Das ist an sich keine neue Erkenntnis.

Warum aber haben wir als Jury dann gerade das Projekt von Frau Lamprecht nominiert?

Im Wesentlichen liegen die Gründe in der gelebten Vernetzung und in der koordinierten Vorgehensweise im Team, die in ihrer konsequenten Umsetzung erfolgreich Veränderungen in einer Region bewirken sollen.

Frau Lamprecht verfolgt seit 2008 mit dem „Psychosomatischen Versorgungsnetz Main Rhön“ die Ziele

Wartezeiten zu vermeiden,

Patienten Orientierung innerhalb der Versorgungsstrukturen zu bieten, Patienten eine adäquate Betreuungsintensität zu Gute kommen zu lassen, einen Austausch zwischen den verschiedenen beteiligten Ärzten anzuregen, und somit die Qualität der psychosomatischer Versorgung in der Region zu verbessern. Mit der Zeit ist das Versorgungsnetz auf nunmehr etwa 30 Mitglieder von Fachärzten,

Psychotherapeuten, Fachtherapeuten und Beratungsstellen angewachsen.

Eine Aufgabe des Versorgungsnetzes ist es, auf Wunsch Hausärzte bei der Diagnose- Stellung psychosomatischer Erkrankungen zu unterstützen und in der Folge umgehend Interventionsmöglichkeiten anzubieten. Denn nach gestellter Diagnose sollten Wartezeiten für den Beginn einer psychotherapeutischen Behandlung vermieden werden.

Seit 2010 wird eine offene Sprechstunde angeboten, mit der Möglichkeit einer vom

normalen Praxisalltag unabhängigen kurzfristigen Terminvergabe. Diese Sprechstunde wird abwechselnd von den Netzmitgliedern – dazu qualifizierten Psychotherapeuten –

durchgeführt. In der offenen Sprechstunde erhalten Patienten ohne lange Wartezeiten kurzfristig Hilfe. Neben der schnellen Basisdiagnostik wird hier insbesondere die ggf.

notwendige weitere Behandlung mit dem Patienten besprochen. Allein schon das Gefühl,

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3 dass „etwas vorwärts“ geht, hilft Patienten in akuten Krisensituationen wie beispielsweise bei Depressionen schon sehr.

Als weiteres wichtiges Standbein besteht mit den örtlichen psychosomatischen Heiligenfeld- Kliniken Bad Kissingen eine Vereinbarung zur Durchführung kurzfristiger akutstationärer Kriseninterventionen. Kurzfristig, innerhalb von maximal einer Woche können – bei akutem Bedarf – Patienten für maximal 14 Tage in die Klinik zur Überleitung der weiterführenden Behandlung aufgenommen werden.

Das Netzwerk entwickelt zudem Versorgungsleitlinien zu den Aufgabenstellungen der verschiedenen Beteiligten, sowie verschiedene abgestimmte Behandlungsleitfäden und stellt Informationsmaterial auf seiner Internetseite zur Verfügung.

Etwa 200 Patienten konnten im vergangenen Jahr in geeigneten Gruppen ambulant behandelt werden, über 220 Patienten nahmen die kurzfristig vermittelte stationäre

Krisenintervention in Anspruch und wurden so aus einer für sie sehr schwierigen Situation zeitnah „herausgeholt“ und aufgefangen.

Mit ihrem Einsatz hat Frau Lamprecht zusammen mit ihren Kollegen Bewegung in die psychosomatische Versorgung ihrer Region Main-Rhön gebracht. Ihr Engagement zeigt beispielhaft, wie strukturierte Zusammenarbeit und koordiniertes Vorgehen die örtliche Versorgung verbessern können. Wir wünschen Ihnen und auch uns viele Nachahmer!

Nominert in der ersten Kategorie „Gut versorgt in der Region“: Frau Diplom-Psychologin Elisabeth Lamprecht mit dem Projekt „Psychosomatisches Versorgungsnetz Main- Rhön“

„Somatische und psychosomatische HNO-ärztliche Vollversorgung im ambulanten und belegärztlichen Bereich“

Das zweite Projekt, das ich Ihnen, verehrtes Publikum, vorstellen möchte, wurde von Herrn Dr. med. Eberhard Biesinger eingereicht. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er sich mit der „somatischen und psychosomatischen HNO-ärztlichen Vollversorgung im

ambulanten und belegärztlichen Bereich“ um den bayerischen Gesundheitspreis beworben.

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4 Jeder von Ihnen, sehr verehrte Damen und Herren, hat wohl schon die Erfahrung gemacht, dass man sich bei Kopfschmerzen oder starkem Zahnweh schwer konzentrieren kann.

Beeinträchtigungen in unserer „Schaltzentrale“ – dem Kopf – behindern uns im Alltag oft mehr als beispielsweise eine gebrochene Zehe. Typisches Beispiel: Tinnitus – das Pfeifen im Ohr führt oft zu einer hochgradig wahrgenommenen emotional-kognitiven Beeinträchtigung der Patienten. Diese zu minimieren ist eines der Ziele von Herrn Dr. Biesinger und seinen Kollegen. Sie haben diese Herausforderung in ihrem Fachgebiet angenommen und in der Folge die Versorgung ihrer Patienten zielgerichtet verbessert.

Herr Dr. Biesinger ist, wie seine Kollegen, niedergelassener HNO-Arzt und Belegarzt am Klinikum Traunstein. Zusammen haben sie seit 1998 Stück für Stück mit Unterstützung der dortigen Klinikleitung eine HNO-ärztliche Vollversorgung für die gesamte Region auf ein sehr hohes Niveau anheben können. Eine Weiterbildungsermächtigung für vier Jahre, ein von der KVB anerkannter Qualitätszirkel, die vorbildhafte Verzahnung von ambulanter und stationärer Patientenversorgung und eine flexible Arbeitszeitregelung machen den Standort auch für den ärztlichen Nachwuchs attraktiv. Hinzu kommt – über den Klinikverbund mit den Häusern Freilassing, Ruhpolding Bad Reichenhall und Trostdorf – die Möglichkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen. Soviel zu den Lorbeeren für die allgemeine ambulante und stationäre HNO-ärztliche Versorgung einer Region.

Doch was hat das alles mit den eingangs erwähnten Kopfschmerzen zu tun?

Nun, seit 2011 haben die Kollegen um Herrn Dr. Biesinger eine Fachrichtung in ihre Kooperationen mit einbezogen, die auf den ersten Blick vielleicht etwas überraschen mag:

Mit Herrn Dr. med. Wolfgang Kypke konnte ein psychotherapeutisch tätiger Arzt gewonnen werden, der genau für die Zusammenarbeit mit Patienten aus dem HNO-ärztlichen Bereich 2011 eine Sonderbedarfszulassung erhalten hat. Eigentlich ist es ja nicht so schwer

verständlich, dass bei als dramatisch wahrgenommenen Veränderungen von Hör- oder Gleichgewichtssinn die Psyche eine große Rolle spielt. Denn wie schon am Anfang erwähnt, behindern uns Störungen unserer Sinneswahrnehmung im Alltag sehr.

Speziell bei Tinnituserkrankungen steht nun für die Patienten von Herrn Dr. Biesinger und seinen Kollegen im Bedarfsfall die Expertise und Hilfe von Herrn Dr. Kypke umgehend zur Verfügung, eine psychotherapeutische Krisenintervention ist somit – falls erforderlich – möglich. Für die Koordination der weiteren Behandlung setzen sich Patient, HNO-Arzt und Psychotherapeut zusammen und legen gemeinsam das weitere Vorgehen fest mit dem Ziel, eine Chronifizierung der empfundenen Beeinträchtigung zu verhindern. Erste Daten – zu

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5 Beginn der Behandlung und ein Jahr später erhoben – zeigen eindrucksvoll auf, dass das koordinierte Vorgehen, die „tinnitusspezifische psychosomatisch orientierte

Kurzzeittherapie“, erfolgreich ist und die subjektive Lebensqualität der Patienten verbessern kann. Während – so zeigt eine erste Evaluation – zu Beginn der Therapie über die Hälfte der Tinnitus-Patienten über starke emotional-kognitive Beeinträchtigungen klagte, hat sich bereits nach einem Jahr Therapie kein Patient mehr sich dermaßen beeinträchtigt gefühlt.

Basierend auf dieser ersten Evaluation, wurde an der Universität Salzburg eine Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse 2014 anlässlich des 14. Internationalen

Tinnitusseminars in Berlin vorgestellt werden sollen.

Herr Dr. Biesinger, wir wünschen Ihnen für die Präsentation Ihrer Ergebnisse alles Gute und viel Erfolg! Sie haben gemeinsam mit Ihren Kollegen durch sinnvolle Vernetzung und

Kooperation eine wünschenswerte regionale Versorgungsstruktur aufgebaut, bei der das Wohl und die schnelle Genesung der Patienten im Mittelpunkt stehen.

Nominert in der ersten Kategorie „Gut versorgt in der Region“: Dr. med. Eberhard Biesinger mit dem Projekt „Somatische und Psychosomatische HNO-ärztliche Vollversorgung im ambulanten und belegärztlichen Bereich“

Im Namen der gesamten Jury möchte ich Sie zu Ihrer Nominierung herzlich beglückwünschen.

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Kommen wir nun zur Preisverleihung:

Meine sehr geehrten Damen und Herren, nach eingehender Beratung hat sich die Jury dafür entschieden, den Preis dorthin zu vergeben, wo sie den größten Zuwachs an regionaler Versorgungsqualität mit einem sehr großen Potential für „Nachahmungstäter“ gesehen hat.

Preisträgerin in der Kategorie „Gut versorgt in der Region“ ist Frau Diplom-Psychologin Elisabeth Lamprecht mit ihrem Projekt „Psychosomatischen Versorgungsnetz Main- Rhön“. Ich bedaure außerordentlich, dass Frau Lamprecht am heutigen Abend leider verhindert ist. Ich bitte nun stellvertretend Herrn Dr. Galuska zu mir nach vorne genauso wie Herrn Dr. Biesinger für sein Projekt „Somatische und Psychosomatische HNO-ärztliche Vollversorgung im ambulanten und belegärztlichen Bereich“.

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