• Keine Ergebnisse gefunden

BGP-2012-Laudatio-Eberlein-Gonska

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "BGP-2012-Laudatio-Eberlein-Gonska"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

1

Laudatio Frau PD Dr. Eberlein-Gonska (Stellvertretend: Dr. Günther Jonitz)

Kategorie 1: „Hilfe zur Selbsthilfe – Wie Ärzte und Psychothe- rapeuten ihre Patienten in die richtige Richtung leiten können“

Die Selbsthilfe ist ein sehr großes Feld und das hat sich zuletzt auch daran gezeigt, wie viele und vor allem wie viel verschiedene Projekte im Rahmen des Bayerischen Gesundheitsprei- ses zu diesem Thema eingegangen sind.

Einhergeht das Thema „Selbstverantwortung des Patienten“, welches in den Medien immer öfter diskutiert wird. Dabei ist die Unterstützung der Patienten seitens der Ärzte und Psycho- therapeuten wünschenswert. Die eingereichten Projekte haben uns gezeigt, mit welchen Maßnahmen sie bereits jetzt schon ihre Patienten in die richtige Richtung leiten.

Denn so lernen die Betroffen – ergänzend zu ihrer Therapie beim Arzt oder Psychotherapeu- ten – mit ihrer Krankheit besser umzugehen: sei es alleine mit Hilfsmitteln, Trainings oder erlernten Techniken oder durch Selbsthilfegruppen, also Zusammenschlüssen von Men- schen mit ähnlichen Problemen, die sich gemeinsam über ihre Erfahrungen austauschen.

Aus den vielen interessanten und engagierten Projekten hat die Jury folgende Projekte für den Bayerischen Gesundheitspreis nominiert:

Selbsthilfebezogene Patientenorientierung leben – Nürnbergs Ärzte und Selbsthilfegruppen Hand in Hand; eingereicht von Dr. med. Florian Reisch aus Nürnberg

Im Praxisalltag stellen sich Dr. Florian Reisch – Internist und Hausarzt – häufig die Fragen

„Wie kann mein Patient im Alltag mit der Krankheit zurecht kommen?“ und „Wie soll mein Patient mit seinen Ängsten umgehen?“ Leider ist die Zeit für eine umfassende individuelle Beratung oft zu knapp, was für Dr. Reisch Anlass war, sein Projekt der Selbsthilfebezogenen Patientenorientierung ins Leben zu rufen.

Mit dieser Idee erbaute Dr. Reisch eine Brücke zwischen seiner Praxis und der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen in Nürnberg (KISS), die bis zu 900 Selbsthilfegrup- pen betreuen. Besonders im Fokus stand dabei der Abbau von Berührungsängsten bei der Empfehlung von Selbsthilfegruppen und somit auch dem Abbau von Hemmungen bei den Patienten.

Rasant vergrößerte sich das Projekt – auch mit der Unterstützung von Dr. Reischs Praxiskol- legen Dr. med. Volkmar Männl – und wurde zu einer Kooperation zwischen allen Praxen im Praxisnetz Nürnberg Nord und der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen Nürnberg. Ziel dabei ist, die Empfehlungen für die Angebote der Selbsthilfegruppen in das Qualitätsmanagement-System der Praxis zu integrieren, um somit Patienten im Sinne einer

„Hilfe zur Selbsthilfe“ Empfehlungen für Selbsthilfegruppen auszusprechen.

(2)

2 Der von Dr. Reisch initiierte Fragebogen zum Selbstcheck „Selbsthilfefreundliche Praxis“

stellt sicher, dass sich die Praxen im Netzwerk Nürnberg Nord kritisch bezüglich ihrer

„Selbsthilfefreundlichkeit“ einschätzen und Verbesserungspotenziale aufdecken können.

Ein großer Schritt für die Weiterentwicklung des Projektes bildete die Anstellung einer Selbsthilfebeauftragten für das Praxisnetz Nürnberg Nord. Frau Merle Ulbrich ist die direkte Ansprechpartnerin für die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen oder auch einzelne Selbsthilfegruppenvertreter und kümmert sich einerseits um den kontinuierlichen Austausch von Informationen, zum Beispiel tauschen sich Ärzte des Praxisnetzes und Selbsthilfegruppen-Vertreter in der „Zirkelarbeit“ aus. Ein weiteres Beispiel ist die Vorstellung der Selbsthilfegruppen in der Patientenzeitschrift „Doktors Bestes“ mit einer eigenen Rubrik.

Andererseits organisiert Frau Ulbrich Veranstaltungen, zum Beispiel Workshops mit Medizi- nischen Fachangestellten und Vertretern von der Kontakt- und Informationsstelle für Selbst- hilfegruppen bzw. Selbsthilfegruppen-Vertretern.

Besonders an diesem Projekt ist die beispielhafte Zusammenarbeit zwischen den Arztpraxen und den Selbsthilfegruppen in der Region Nürnberg Nord. Dieses Projekt hat Vorbildcharak- ter und es wäre wünschenswert, diese Zusammenarbeit auch in anderen Regionen zu etab- lieren, denn nur so können Ängste auf allen Seiten abgebaut werden und die Patienten sich besser versorgt fühlen.

Kopfschmerzen bei Kindern – was kommt nach der Diagnose?; einge- reicht von Dr. med. Mareike Schimmel aus Augsburg

Fast jeder kennt Kopfschmerzen und weiß, wie sehr diese Schmerzen einen belasten kön- nen. Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist eine zunehmende Kopfschmerzproblema- tik zu erkennen: haben vor 38 Jahren 14 Prozent der Erstklässler Erfahrungen mit dem „Ge- witter im Gehirn“ gemacht, waren es 2002 bereits 63 Prozent. Bei dem größten Teil der Kin- der liegt den Kopfschmerzen keine organische Ursache zu Grunde, in dieser Gruppe treten Spannungskopfschmerzen und Migräne am häufigsten auf.

Genau dieser Problematik haben sich Frau Dr. Mareike Schimmel als Neuropädiaterin und ihr Team – bestehend aus einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, einer Psychologin und zwei Entspannungstherapeutinnen – gewidmet und eine Kopfschmerzschulung entwi- ckelt. Dabei wird jedes Kind zunächst in einem Interdisziplinären Assessment einzeln befragt und betrachtet. In einem nächsten Schritt werden die Eltern aufgeklärt und miteinbezogen, dann durchlaufen die Kinder das Multikomponentenprogramm zum Umgang mit den Schmerzen und dem Erlernen von Entspannungstechniken.

Und damit gehen Frau Dr. Schimmel und ihr Team noch ein paar Schritte weiter: Sie bieten in ihrem Programm für die Kinder neben dem Erlernen der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen auch verhaltenstherapeutische Techniken an, auf die die Kinder im Alltag zurückgreifen können und sich selbst helfen können. Ein Beispiel ist „Der Kopfschmerz- Checker“, wo die Kinder Informationen erhalten was in ihrem Kopf passiert, ein anderes Bei- spiel sind „Die Gedanken-Spezialisten: Schwarzmalen und Hellsehen: Umwandlung schwar- zer in bunte Gedanken“.

Mithilfe von Kopfschmerztagebüchern konnte bei vielen Kindern eine Verbesserung im Hin- blick auf Schmerzintensität und -häufigkeit festgestellt werden.

(3)

3 Antworten in den Feedbackbögen, die von den Kindern am Ende des Programms ausgefüllt werden, zeigen, dass sich die kopfschmerzgeplagten Kinder wirklich selbst helfen können, hier einige Kommentare der Kinder: „Ich konzentriere mich nicht mehr so auf meine Kopf- schmerzen“; „Ich weiß jetzt, was in meinem Kopf los ist“; „Der Austausch mit den anderen war hilfreich!“

Nachhaltig wird das Projekt dadurch, dass ein halbes Jahr später ein Nachtreffen für Kinder und ihre Eltern angeboten wird, um die erzielten Erfolge zu stabilisieren und weiter auszu- bauen.

Dr. Mareike Schimmels Vision für die Zukunft wäre, zum Beispiel Einzelgespräche mit den Kindern zu führen und eine reine Entspannungsgruppe zum Weiterüben und Stabilisieren des Erlernten anzubieten.

Oberlicht e. V. – Gründung eines Vereins für gemeindenahe Psychiatrie;

eingereicht von Gisela Eichfelder aus Alzenau

„Was für den Glücklichen der Schweif am Horizont, soll für den im Dunkel seiner Seele Sit- zenden ein Oberlicht sein.“

Auf Basis dieser Aussage gründete der Initiativkreis Oberlicht im April 2001 den Verein Ober- licht e.V. unter der Führung von Frau Gisela Eichfelder.

Im Fokus dieses Vereins steht neben der medizinischen Betreuung die Einbindung von Men- schen mit psychischer Erkrankung und Behinderung in den gesellschaftlichen Kontext, denn bei seelischen Erkrankungen und Krisen fühlt sich der Betroffene schnell alleingelassen und einsam mit seinen Gefühlen.

Der Verein Oberlicht e.V. versteht sich als gesellschaftliches Netzwerk für alle an diesem Thema Interessierten in der Stadt und im Altlandkreis Alzenau, um gegenseitige Unterstüt- zung und Stabilisierung im Umgang mit der eigenen Krankheit zu geben.

Dazu gehören neben vielen Gruppenangeboten auch Selbsthilfegruppen wie die Angst- Selbsthilfegruppe und viele Veranstaltungen wie zum Beispiel Informationsabende zu The- men wie Depression oder Stressbewältigung. Weiterhin finden Aktivitäten statt, bei denen sich die Mitglieder des Vereins austauschen können. Entscheidend ist, dass sich die Betrof- fenen selbst in die Organisation der Aktivitäten mit einbringen, beispielsweise beim jährlichen Sommerfest, um auf diesem Weg das Gemeinschaftsgefühl aber auch ihr Selbstwertgefühl zu stärken und durch die gesellschaftliche Einbindung ihre Einstellung zu der Krankheit posi- tiv zu verändern.

Da Oberlicht e.V. keine öffentlichen Zuwendungen erhält, ist der Verein von Frau Eichfelder auf das Engagement seiner Mitglieder und auf Spenden angewiesen. An dieser Stelle ist besonders das Engagement von Frau Eichfelder und ihrem Vorstand des Vereins hervorzu- heben und das bereits über einen Zeitraum von mehr als 11 Jahren.

Im Namen der gesamten Jury möchte ich Sie zu Ihrer Nominierung herzlich beglückwün- schen.

(4)

4

Preisverleihung:

Es ist uns als Jury nicht leicht gefallen aus diesen interessanten und sehr engagierten Pro- jekten einen Gewinner zu benennen. Nach intensiver Diskussion hat sich die Jury wie folgt entschieden:

Der Preis in der Kategorie „Hilfe zur Selbsthilfe – Wie Ärzte und Psychotherapeuten ihre Patienten in die richtige Richtung leiten können“ geht an Frau Dr. Mareike Schimmel und ihr Team mit dem Projekt „Kopfschmerzen bei Kindern“

Frau Dr. Schimmel und ihrem Team ist es gelungen, ein beispielhaftes Programm zu schaf- fen, mit dem die Lebensqualität der Kinder- und Jugendlichen mit Kopfschmerzen in den meisten Fällen verbessert wird. Dabei geben sie den unter Kopfschmerzen leidenden Kin- dern neben Entspannungstechniken auch verhaltenstherapeutische Maßnahmen zur Selbst- hilfe an die Hand. Das Projekt wird durch die Einbindung der Eltern abgerundet, denn diese werden entlastet und können ihren Kindern anschließend besser bei der Schmerzlinderung helfen. Somit ebnet das Team den Weg für die Kinder- und Jugendlichen, mit dem Schmerz umzugehen, sich mehr und mehr von dem Schmerz zu befreien und sich wieder auf ihre all- täglichen Herausforderungen in Schule und ihrer Freizeit zu konzentrieren.

Dies gilt es mit dem bayerischen Gesundheitspreis 2012 zu würdigen. Herzlichen Glück- wunsch an dieser Stelle an Frau Dr. Schimmel und ihr gesamtes Team.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Weiterhin wünschen sich Herr Podeswik und sein Team eine verstärkte gesellschaftliche Akzeptanz der Geschwisterbegleitung und damit bei Bedarf eine entsprechende Zuweisung

Wolfgang Blank zeigt mit seinem beispiellosen Betreuungskonzept wie die Versorgung von Patienten Hand in Hand zwischen Arzt und medizinischem Personal funktionieren kann.. 4

Nominert in der ersten Kategorie „Gut versorgt in der Region“: Frau Diplom-Psychologin Elisabeth Lamprecht mit dem Projekt „Psychosomatisches Versorgungsnetz Main-

Für Eltern, deren Kinder an einer seltenen Erkrankung leiden, die möglicherweise auch nicht gleich beim Auftreten der ersten Symptome richtig diagnostiziert wird, beginnt eine

Goertchen ermöglichte mir frühzeitig den Kontakt zum Aus- schuss „Qualitätssicherung in Diag- nostik und Therapie“ bei der Säch- sischen Landesärztekammer, und damit

Stadt Leipzig 3.696 1.588 fristgemäß 42,97 % 46 20 Sitze Wahl- eingegangene Wahlbe- ungültige 30 Kandidaten berechtigte Stimmen teiligung Stimmabgaben Gewählte Stimmen

Migräne Hier handelt es sich um anfallartige, oft pulsierende Kopf- schmerzen, die meist einseitig auf- treten und Stunden bis Tage an- dauern können.. Bei Migräne mit

Grundsätzlich gilt es, einen Verband zu wählen, der für den jeweiligen Wundtypen geeignet ist, eine feuchte Wundheilung aufrechterhält (verringert die Reibung an der