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Geiger, Martin (2020): Quo vadis, Konjunktur? Kurz gefasst. Wirtschaft Regional, 6. März 2020.

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Kurz gefasst

Quo vadis, Konjunktur?

Die internationale Konjunktur stabili- sierte sich nach einer zwischenzeitli- chen Abkühlung Ende 2019. Das gilt auch für die heimische Wirtschaft.

Nach etwas schwächeren konjunktu- rellen Signalen im dritten Quartal 2019 pendelte sich laut dem Konjunk- turindex «KonSens» des Liechten- stein-Instituts die gesamtwirtschaftli- che Auslastung im vierten Quartal 2019 auf leicht unterdurchschnittli- chem Niveau ein. Somit liegt Liech- tenstein im europäischen Trend.

Insgesamt beobachtet man in Europa momentan ein moderates, aber immer noch positives Wachstum. Die Eintrübung der Konjunktur im Laufe des Jahres 2019 ist vor allem den Unsicherheiten im internationalen Handel geschuldet, die die Industrie belasteten. Davon ist auch die liech- tensteinische Industrie betroffen, die 2019 nur ein schwaches Wachstum der Güterexporte verzeichnen konnte.

Demgegenüber zeigt die Konjunktur- umfrage des Amts für Statistik für das vierte Quartal 2019 eine leichte Aufwärtstendenz in den Einschätzun- gen der Industrie und des warenpro- duzierenden Gewerbes. Die erhobe- nen Erwartungen für das erste Quar- tal 2020 bestätigen diese Tendenz.

Gleichzeitig kann weiterhin ein stei- gender Personalbestand beobachtet werden.

Eine Einschätzung zukünftiger Ent- wicklungen ist aktuell aber sehr schwierig. Einerseits hat die schwä- chelnde Konjunktur des letzten Jahres nur einzelne Sektoren betroffen und lässt somit nicht auf allgemeine Rezessionstendenzen schliessen.

Ferner hat die Unsicherheit in Hin- blick auf den internationalen Handel zuletzt wieder abgenommen. Gründe dafür liegen in den wiederaufgenom- menen Gesprächen zwischen den USA und China und im Vollzug des Brexits, der Fakten geschaffen hat.

Negative Einflüsse sind aktuell vor allem in der Ausbreitung des Corona- virus zu verorten, die wirtschaftlichen Effekte davon sind allerdings noch ungewiss. Zum einen ist die Ausbrei- tung der Epidemie noch nicht ab- schätzbar. Zum anderen haben Epide- mien indirekte Effekte, die schwer zu quantifizieren sind. Direkte Effekte, wie etwa die Konsequenzen des Einbruchs der chinesischen Produkti- on auf globale Wertschöpfungsketten sowie der Rückgang der chinesischen Nachfrage, sind mess- und folglich einschätzbar. Indirekte Effekte wie Angst und Verunsicherung, die das Konsumentenvertrauen beeinträchti- gen, lassen sich jedoch nicht unmittel- bar messen. Insofern ist es schwierig, solche Faktoren in eine Prognose einzubeziehen. Die OECD geht – je nach Annahmen über Ausbreitung und indirekte Effekte – für 2020 von einem Einbruch des globalen Wirt- schaftswachstums in Höhe von 0,5 bis 1,5 Prozentpunkten aus. Da die liech- tensteinische Wirtschaft in der Regel verhältnismässig stark auf internatio- nale Konjunkturschwankungen reagiert, könnte sie sogar noch stärker betroffen sein.

Martin Geiger Liechtenstein-Institut

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Meinung

Gastkommentar

Sicherung für unsere Zukunft

Der Coronavirus zeigt uns auf drastische Weise auf, wie hyperglobalisiert unser heutiges Leben ist. Produktionsausfälle im fernen Asien aufgrund dieser neuartigen Erkrankung haben rasch direkte Konsequenzen für unser Leben im Rheintal und für unsere Industrie, zum Beispiel in Form von Lieferengpässen oder stockenden Verkäufen.

Wertschöpfungsketten sind heute global und die Hightech-Industrie unserer Region ist global vernetzt. Dies heisst auch, dass sich dieser Wirt- schaftszweig in einem scharfen globalen Wettbe- werb behaupten muss.

Diese Wettbewerbsfähigkeit ist ein hohes Gut und sichert heute unseren Wohlstand. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, ist Innovation ein Schlüssel- begriff. Eine breit akzeptierte Definition dieses eigentlichen Zauberworts geht übrigens weit über Kreativität hinaus. Innovation in diesem Kontext beinhaltet die Fähigkeit, neue Produkte und Dienstleistungen im Markt zu lancieren, für die eine substanzielle Kundenschar bereit ist, anstän- dig zu zahlen.

Der kürzlich verstorbene Harvard-Professor Clayton Christensen hat in seinem höchst lesens- werten Klassiker «The Innovator’s Dilemma»

überzeugend dargelegt, dass Start-ups einen wesentlichen Beitrag zur Innovation im hier definierten Sinne leisten. Sie sind häufig der Jungbrunnen für Innovation, insbesondere radika- le Innovation, die sogenannte Disruption. Start- ups oder deren Produkte werden dann oftmals von grösseren Unternehmen übernommen, da diese weniger radikal innovieren.

Aus all diesen Gründen muss eine nachhaltige Wirtschaftsförderung unbedingt auch Start-up- Förderung beinhalten. Es wird bei uns in dieser Hinsicht zweifelsohne schon vieles getan, es liegt aber noch einiges mehr drin! Hier sind ein paar Anregungen, was zusätzlich möglich wäre:

Dafür ist zuerst ein kleiner Exkurs nötig. Finan- ziert werden Start-ups üblicherweise von soge- nannten Venture Capital Firmen (VCs), in sehr frühen Phasen sind übrigens häufig auch Business Angels involviert. Bei den VCs ist die nötige Erfahrung und Fachkompetenz vorhanden, um in diesem Hochrisiko-Geschäft erfolgreich tätig zu sein.

Warum also nicht gezielt verschiedene VCs finan- zieren, mit der Auflage, dass sie geeignete Start- ups in unsere Region bringen? Warum nicht einen Anteil der staatlichen Reserven so verwenden? Ich könnte mir auch vorstellen, dass ein noch zu definierender Prozentsatz von Pensionskassengel- dern so eingesetzt wird. Analog könnten diese Instrumente auch risikobereiten KMU zur Verfü- gung gestellt werden. Es müssten natürlich geeig- nete Rahmenbedingungen definiert werden.

Beispielsweise müssten die Fokustechnologien klar festgelegt sein. Oder: die Start-ups müssten ihren Sitz in unserer Region haben. Zudem müss-

ten auch die Kriterien für die Auswahl vertrauens- würdiger VCs fixiert werden und das «Kleinge- druckte» bei der Finanzierung der VCs muss für alle Beteiligten klar sein.

Der Nutzen für unsere Region wäre gleich dop- pelt: Einerseits wären innovative Start-ups mit attraktiven und zukunftsträchtigen Arbeitsplätzen bei uns und andererseits könnten auch Gewinne an die Pensionskassen oder die Staatsfinanzen zurückfliessen.

Dieser Vorschlag bietet einige Vorteile gegenüber der Alternative, dass beispielsweise der Staat selber direkt einen Start-up-Fonds ins Leben ruft.

Hier sehe ich das Risiko von Interessenkonflikten oder gar Fehlinvestitionen – und dem daraus resultierenden politischen Nachspiel – als viel zu gross an.

Es lohnt sich, beim Thema Wirtschaftsförderung durchaus auch spielerisch Neues zu wagen. Inno- vation lebt stark von Experimentierfreude und Offenheit. Warum also nicht auch bei der Start- up-Förderung zum Zweck der wirtschaftlichen Zukunftssicherung neue Wege gehen?

I Freitag, 6. März 2020

«Start-ups sind häufig der Jungbrunnen

für Innovation, insbesondere

radikale Innovation»

Richard Quaderer, Geschäftsführer RhySearch

Zwillinge – bei der Geburt getrennt. Oder: Globi im Bundeshaus.

Richard Quaderer

Geschäftsführer RhySearch

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