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Geiger, Martin (2021): Produktivität und Wachstum. Kurz gefasst. Wirtschaft Regional, 18. März 2021.

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Wachstum und Produktivität

Die liechtensteinische Wirtschaft schafft in Relation zu ihrer Grösse sehr vielen Menschen Arbeit. Nach aktuellen Zahlen des Amts für Statis- tik gab es in Liechtenstein Ende 2020 bei einer Wohnbevölkerung von 39 062 Personen 42 671 Arbeitsplät- ze. Selbst im von Corona gezeichne- ten Jahr 2020 ist die Anzahl an Ar- beitsplätzen leicht gestiegen. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass das Wirtschaftswachstum in Liechtenstein, beispielsweise gemessen anhand des Bruttoinlands- produkts (BIP), in den letzten beiden Jahrzehnten vor allem auf Beschäfti- gungswachstum und weniger auf Produktivitätswachstum zurückzu- führen war.

Wirtschaftswachstum kann auf zwei Arten entstehen, indem entweder mehr Arbeitsleistung eingesetzt wird oder diese produktiver ausgeführt wird. Die Produktivität wiederum wird von mehreren Faktoren beein- flusst: Stand der Technologie, Vorhan- densein von physischem Sachkapital, Humankapital und natürlichen Res- sourcen. Ein Indikator für Produktivi- tät ist das BIP pro Vollzeitäquivalent (VZÄ, Teil- und Vollzeitbeschäftigte umgerechnet in Vollzeitstellen). Steigt die Wirtschaftsleistung schneller als die vollzeitäquivalenten Stellen, impliziert dies ein Produktivitäts- wachstum.

Die durchschnittliche Produktivität der in Liechtenstein Beschäftigten gemessen am BIP pro VZÄ lag mit rund 201 000 CHF im Jahr 2018 im internationalen Vergleich sehr hoch.

Im Vergleich dazu betrug sie in der Schweiz rund 178 000 CHF. Aller- dings ist das Produktivitätswachstum, also der Anstieg der Produktivität über die Zeit, in Liechtenstein gerin- ger als in der Schweiz. Nachdem das Produktivitätswachstum in Liechten- stein bis in die 1990er-Jahre sehr hoch gewesen war, sank dieses danach stetig. In den letzten Jahren zeichnet sich jedoch eine Trendwende ab: Im Jahr 2014 stieg der langfristige Wachstumstrend des BIP pro VZÄ erstmals wieder an. Seither hat sich der Anstieg zwar wieder etwas abge- flacht, die Tendenz des Produktivi- tätswachstums ist aber weiterhin positiv.

Einem Wirtschaftswachstum, das vor allem auf dem Ausbau der Beschäfti- gung basiert, sind personelle und räumliche Kapazitätsgrenzen gesetzt, besonders in einem Kleinstaat wie Liechtenstein. In Hinblick auf ein langfristiges und nachhaltiges Wirt- schaftswachstum ist deshalb ein höheres Produktivitätswachstum wünschenswert. Produktivitätswachs- tum wird vor allem durch technologi- schen Fortschritt, Bildung und effi- zientere Ressourcennutzung beför- dert, da diese Faktoren in der Regel bei gegebener Anzahl Arbeitsstunden die Produktion von Waren und Dienstleistungen steigern.

Martin Geiger, Forschungsbeauftragter Wirtschaft am Liechtenstein-Institut

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Meinung

Gastkommentar

Die Zukunft des Digital Banking

Da das Banking-Geschäft per se digital stattfindet, sind Banken schon seit Jahrzehnten mit der Digi- talisierung im ursprünglichen Sinne, also dem digitalen Verarbeiten von ehemals analogen Informationen (EDV), beschäftigt. Auch die digitale Vernetzung von Marktteilnehmern über die Unternehmensgrenze hinaus ist in der Ban- kenwelt nichts wirklich Neues, eher schon so alt, dass diese Systeme heute teilweise veraltet und träge sind.

Das Neue an dem, was man heute im Banking unter Digitalisierung versteht, ist die Einbindung des Endkunden immer und überall via Smart- phone einerseits und die vollständige und zeitna- he Automatisierung der ganzen Wertschöpfungs- kette andererseits. Aus Bankensicht ist dies heute meist eine effizienzgetriebene Digitalisierung mit dem Ziel, möglichst automatisiert und somit günstig zu «produzieren». Auch für den Endkun- den stellt dies einen Effizienzgewinn dar, da er immer noch vorwiegend dieselben Services und Produkte nutzt, nur eben immer aktuell und überall.

Diese Effizienzpotenziale haben auch ihre Auswir- kungen auf der Gebührenseite. So werden speziell transaktionale Bankgeschäfte immer günstiger oder gar vollständig gebührenfrei. Dies ist nicht mehr nur beim Zahlen der Fall, sondern beispiels- weise auch beim Wertschriftenhandel. Man schaue in die USA, wo praktisch alle grossen Retail Broker Ende 2019 das kommissionsfreie Handeln eingeführt haben. Dies erfordert künftig neue Preismodelle für die Services mit zusätzli- cher Wertschöpfung für den Kunden, wie bei- spielsweise der individuellen Beratung.

Weiters wurden durch die aktuelle Pandemie die digitalen Kanäle zum Primärkanal, nicht nur in der Kommunikation, sondern bei allen Facetten von Bankgeschäften. Somit ist ein modernes

digitales Offering für den Kunden künftig ein Muss und wohl weniger eine wirkliche Differen- zierungsmöglichkeit. Dieses Offering muss selbst- sprechend die Strategie des jeweiligen Finanz- dienstleisters widerspiegeln. Beim Discount Broker wird das digitale Angebot für den Kunden anders aussehen müssen als bei der Privatbank für die wohlhabende Kundschaft.

Via offenen Schnittstellen (APIs) werden künftig Aggregationsdienste verschiedenste Bankverbin- dungen in einer Ansicht konsolidiert präsentie- ren. Dies birgt die Gefahr, dass die Bank das digitale Kundeninterface an Drittanbieter ver- liert, bietet aber auch grosse Chancen für neue Dienstleistungen.

Das bringt mich zur Frage, welche denn die digita- len Differenzierungsmöglichkeiten der Zukunft sind? Neben der oben beschriebenen

effizienzgetriebenen gibt es auch die nutzengetrie- bene Digitalisierung. Hierbei geht es um das Schaffen von neuen Services und auch Produkten, welche erst durch die aktuellen IT-Innovationen ermöglicht werden, wie beispielsweise die be- schriebene Aggregation.

Schauen wir das populäre Musikstreaming an. Ich höre immer noch Musik, aber neu überall mit einer riesigen Auswahl. Dies sind Aspekte der Effizienz. Wenn mir nun aber auf mich persönlich zugeschnittene Playlists angeboten werden, welche meinen Geschmack treffen und ich somit neue Künstler in der riesigen Auswahl entdecke, ist das ein neuer nutzengetriebener Service.

Eine Differenzierungsmöglichkeit sind somit Services, welche gegenüber dem Kunden indivi- dualisiert angeboten werden können, in der Abwicklung aber hochgradig automatisierbar sind. Dass hierzu eine grosse Menge an Daten resp. Nutzern benötigt wird, soll zeigen, dass es für einen neuen digitalen Service oft einer Mi- schung aus technologischen Möglichkeiten und Daten bedarf.

Bei den neuen digitalen Produkten findet man Beispiele in der Blockchain-Welt. Dezentral gesteuerte Protokolle und Tokens ermöglichen völlig neue Finanzprodukte und Geschäftsmodel- le. Auch den aktuellen Hype um Digital Art, welche mittels NTFs (Non Fungibe Tokens) han- delbar gemacht wird, würde ich hier einordnen, obwohl man an der Nachhaltigkeit Zweifel haben kann.

Wer es schafft, nutzengetriebene digitale Services und Produkte zu entwickeln, welche gleichzeitig effizient und somit skalierbar sind, wird sich des Erfolgs im Digital Banking sicher sein.

I Donnerstag, 18. März 2021

«Es gibt eine effizienz- und eine nutzengetrie- bene Digitalisierung.»

Volkmar Ritter, Unternehmensberater für Finanzdienstleister bei BICon

Karikatur der Woche g

Volkmar Ritter

Unternehmensberater für Finanzdienstleister bei BICon

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