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Brunhart, Andreas (2020): BIP und BNE auf Augenhöhe. Kurz gefasst. Wirtschaft Regional, 10. Januar 2020.

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Kurz gefasst

BIP und BNE auf Augenhöhe

In der Ende 2019 publizierten Volkswirtschaftlichen Gesamtrech- nung Liechtensteins für 2017 springt neben der insgesamt äusserst positi- ven Entwicklung der liechtensteini- schen Volkswirtschaft der starke Anstieg des Bruttonationaleinkom- mens (BNE, Einkommen der im Inland Wohnhaften) ins Auge, welches das Bruttoinlandsprodukt (BIP, im Inland entstandene Ein- kommen) übertraf, nachdem es ab 2001 immer deutlich darunter gelegen hatte. In früheren Jahren war das BNE geringer als das BIP, da der hohe Anteil an Zupendlern an der Gesamtbeschäftigung bewirkte, dass ein grosser Teil der im Inland generierten Arbeitseinkommen ins Ausland abfloss und damit den für Liechtenstein üblicherweise erziel- ten Überschuss grenzüberschreiten- der Vermögenseinkommen übertraf.

Während BNE und BIP vor der Jahrtausendwende noch etwa gleich hoch waren, Nettoabflüsse der Arbeitseinkommen und Nettozuflüs- se an Vermögenseinkommen sich damals also etwa die Waage hielten, wuchs das BNE danach langsamer als das BIP. Das ist vor allem mit der in diesem Zeitraum stark steigenden Zupendlerzahl zu erklären. Diese zunehmende Diskrepanz von BNE und BIP hat sich in der aktuellsten Berechnung jedoch wieder komplett aufgelöst.

Das liechtensteinische BNE schwankt wegen den von Börse und Konjunktur beeinflussten Vermö- genseinkommen der Inländer stärker als das BIP, das Aufholen des BNE gegenüber dem BIP in den Jahren 2015 bis 2017 ist also vor allem auf die gute konjunkturelle Lage zurückzuführen. Allerdings scheint sich darüber hinaus auch eine strukturelle Veränderung abzuzeichnen: Das starke Auslands- wachstum der liechtensteinischen Unternehmen in Industrie und Dienstleistungen sowie die voran- schreitenden Produktionsauslage- rungen, welche vor allem im Zuge der Frankenaufwertung intensiviert wurden, erhöhen die Einkommen, welche aus dem Ausland den Stammhäusern zufliessen (und ins BNE eingerechnet werden, nicht aber ins BIP). Die Beschäftigung in Liechtenstein stieg zwar auch in den letzten Jahren, die grossen Unter- nehmen haben sich an ihrem Heim- standort aber immer mehr auf Headquarter-Funktionen, wie Forschung & Entwicklung oder interne Dienstleistungen, konzen- triert. Das generelle Auslandswachs- tum sowie die Neuaufteilung der Unternehmensaufgaben zwischen Stammhäusern und internationalen Standorten verstärkten also die konjunkturbedingte Konvergenz zwischen liechtensteinischem BIP und BNE. In diesem Zusammen- hang wird es auch interessant sein, zu beobachten, wie sich die interna- tionalen Bestrebungen, die Besteue- rung vom Produktionsort stärker Richtung Absatzort zu verschieben, auswirken werden.

Andreas Brunhart

Forschungsleiter Wirtschaft am Liechtenstein-Institut

Gastkommentar

Elf Reden, die Liechtenstein veränderten

Alle 25 Jahre haut Fürst Hans-Adam so richtig auf den Putz. 1970 mit der «Rucksack-Rede» und 1995 mit der «Grüssaugust»-Bemerkung. Mit welcher Rede werden der Fürst oder der Erbprinz 2020 das Land aufmischen?

Zur Kunst einer guten Reden gehört ein aktuelles Thema, die richtige Dramaturgie und die Fähig- keit, Gefühle zu zeigen. Einen Satz zu finden, der die Grundidee der ganzen Rede ausdrückt, ist das Wichtigste. Donald Trumps «Make America great again» war Inhalt einer Rede, bevor es zum Spruch wurde. Auch Greta Thunberg hat am WEF 2019 Davos mit dem Satz «Ich will, dass ihr in Panik geratet» eine Weltsicht vertreten, mit der man alle ihre Umwelt-Argumente von diesem Satz herleiten kann.

Top-11-Liste

Meine Liste der elf wichtigsten Liechtensteiner Reden geht bis 1939 zurück. In seiner ersten Thronrede im April 1939 stärkte Fürst Franz Josef II. die innere Geschlossenheit und die Wi- derstandskraft des Volks gegen die inneren natio- nalsozialistischen und die äusseren Feinde. Ins gleiche Horn blies Pfarrer Anton Frommelt in seiner Funktion als Landtagspräsident zur Huldi- gung an Fürst Franz Josef II. im Mai 1939. From- melt war eine prägende wie polarisierende Per- sönlichkeit. Die Gegner fürchteten seine scharfen und klaren Worte.

Im Mai 1944 rief Fürstin Gina im Vaduzer Rat- haussaal die 500 Frauen auf, dem Ideal der christ- lichen Frau nachzueifern. Ihr Rede begann pathe- tisch mit «Weibliche Jugend von Liechtenstein, das Vaterland braucht Euch!». Das «ideale» Frauen- bild prägte das Land für mehrere Jahrzehnte.

Regierungschef Alexander Frick setzte sich für die Sicherung des sozialen Friedens ein. Dank seiner eindrücklichen Ansprache im Vaduzer Rathaus-

saal zwei Tage vor dem Abstimmungstermin vom 14. Dezember 1952 wurde die Einführung der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) vom Volk gutgeheissen.

Mutiges Auftreten

1969 gründeten Bernadette Brunhart (geb. Bie- dermann) und Elfriede Winiger (geb. Seger) das Komitee Frauenstimmrecht FSR. Sie und weitere Komitee-Unterstützende besuchten als Novum Parteiversammlungen. Dabei mussten sie sich für ihre Anwesenheit rechtfertigen, obwohl es öffent- liche Veranstaltungen waren. Sie nehmen mit ihren Reden und ihrem mutigen Auftreten eine Vorreiterrolle für das Frauenstimmrecht in Liech- tenstein ein.

Erbprinz Hans Adam wünschte sich 1970 mehr Selbstbewusstsein in der Aussenpolitik. Die bisherige Politik sei wie das «Umsteigen von einem Rucksack in einen anderen». Die «Ruck- sack-Rede» im September leitete eine neue Phase der aktiven Aussenpolitik ein.

Regierungschef Hans Brunhart betonte anlässlich der Unterzeichnung der Beitrittsurkunde zum Europarat im November 1978 in Strassburg die Freude, dass Liechtenstein am gemeinsamen Werk jener europäischer Länder teilnimmt, deren staatliches Leben auf den Prinzipien der Demokra-

tie und Rechtsstaatlichkeit aufbaute und kritisierte damit indirekt die kommunistischen Staaten.

Kein Grüssaugust

Im September 1995 teilte Fürst Hans-Adam dem Liechtenstein-Institut mit, dass er nicht gewillt sei, den «Grüssaugust» zu spielen. Zudem wären er und das Fürstenhaus auch nicht bereit, das

«monarchistische Feigenblatt» abzugeben.

Im Februar 2002 widmete Fürst Hans-Adam seine Thronrede dem Streit um die Verfassung. Bei einer Ablehnung seines Verfassungsentwurfs wäre er gezwungen, den Wohnsitz ins Ausland zu verlegen. Beim Volk kam die Botschaft an. Sein Verfassungsvorschlag wurde 2003 angenommen.

Im März 2009 stellten Erbprinz Alois, Regie- rungschef Otmar Hasler und der designierte Regierungschef Klaus Tschütscher die «Liechten- stein-Erklärung» vor, in der sich Liechtenstein zu einer konsequenten Weissgeldstrategie bekannte.

Das Bankgeheimnis wurde Geschichte.

Dualismus mit Veto-Recht

Erbprinz Alois sprach sich in der Thronrede 2012 für den Dualismus von Fürst und Volk aus. Erwar- tungsgemäss lehnte das Fürstenhaus die Abschaf- fung des Veto-Rechts des Fürsten ab. Das Stimm- volk gab ihm recht.

Wirklich grosse Reden sind mehr als nur schöne Worte. Sie verändern das Land. Ich bin gespannt, mit welchen Worten Fürstenhaus und Politik das Land 2020 in Bewegung halten.

«Über die Kraft der Sprache.»

Daniel Quaderer

Ein Alten- und Pflegeheim aus Altstätten testet einen Roboter für die Altenpflege. Seite 7

Daniel Quaderer Geschäftsführer der

Erwachsenenbildung Stein Egerta

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Meinung

I Freitag, 10. Januar 2020

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