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Brunhart, Andreas (2021): BIP Liechtensteins wieder auf Vorkrisenniveau. Wirtschaft Regional, 13. August 2021.

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Academic year: 2022

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Börsenkommentar

Werte

Kaum jemand hat die Geld- und Fiskalpolitik seit 2008 gewollt. Weder damals noch 2020 hatten die Noten- banken eine seriöse Wahl etwas anderes zu tun als den Geldhahn zu öffnen. Ein kollabiertes Zahlungssys- tem hätte Hungersnöte, den Zusam- menbruch der Versorgung mit Medi- kamenten und vieles mehr zur Folge gehabt. Die Regierungen hätten ab 2008 viele Gelegenheiten gehabt, das Fiskalhaus in Ordnung zu bringen. Sie taten es nicht. Irgendjemand – ich weiss nicht mehr, wer es war, aber sie oder er muss ziemlich klug gewesen sein – sagte: Es ist, wie es ist.

Man muss sich seinen Platz im Laufe der Geschichte seines Lebens definie- ren. Mein Platz ist nicht, die Probleme der Welt zu lösen. Mein Platz ist, dafür zu sorgen, dass weder meine Klienten noch meine Familie noch ich in Pro- bleme geraten.

In meiner Branche heisst das: Die Kaufkraft unserer Vermögen zu erhalten und womöglich unter Inkauf- nahme bescheidener Risiken zu erhöhen, gerichtet auf den Zeitpunkt, da diese Vermögen, in Teilen oder als Gesamtheit, womöglich benötigt werden. Um welche Kaufkraft geht es?

Sicher nicht um den Konsumenten- preisindex. Es geht um eine Kaufkraft, die sich an der Entwicklung der Volkswirtschaft orientiert, in der wir leben.

Welchen volkswirtschaftlichen Raum wählt man dabei? Da darf man nicht zu klein denken. Doch welchen Raum man immer wählen mag: Es geht darum, sich anzuhängen an jene, die Wert in diesem Raum schöpfen. Das sind Unternehmen. Viele davon sind börsenkotiert. Die konkurrenzlose Möglichkeit dazu bieten die Aktien- märkte.

Wenn ich mich für diesen Weg ent- schieden habe, muss ich mich nicht nur vom kleinräumlichen Denken lösen, sondern auch von intrinsischen Werten. Stattdessen muss ich mich – ganz im Sinne des Kanons der öster- reichischen Schule – auf Wertschät- zung konzentrieren. Die Wertschät- zung für Bankaktien ist, zum Bei- spiel, seit Jahren gering. Daher kann man seit Langem für 80 Rappen einen intrinsischen Bankenwert von einem Franken kaufen. 200 Rappen pro intrinsischen Wert kostete Amazon vor 20 Jahren. Jetzt sind es 350 Rap- pen. Sie sehen es: Es geht nur um relative Preise! Der Wert der Aktie liegt an der relativen Teilhabe an einer Entwicklung, die im Prinzip von ei- ner aktuellen Währungsdenominati- on unabhängig ist. Kracht das Wäh- rungssystem zusammen – was selte- ner ist als manche Exponenten erwarten – werden die Unternehmen, an denen ich mit hoher Diversifizie- rung beteiligt bin, Wege finden, in der neuen Währung Geld zu verdienen.

Kracht das Währungssystem nicht zusammen, erfolgt die Wertschöp- fung im existierenden Währungssys- tem. Das ist die richtige Optik auf das Aktienportfolio.

Alfons Cortés Börsenexperte 100

Quelle: Amt für Statistik, SECO, OECD, Schätzungen Liechtenstein-Institut; Grafik: Regina Sele-Hasler

2019 4. Quartal

2020 1. Quartal

2020 2. Quartal

2020 3. Quartal

2020 4. Quartal

2021 2. Quartal Liechtenstein

Schweiz Österreich Deutschland OECD

2021 1. Quartal 90

80 110

Die Abbildung stellt den auf das Vorkrisenniveau (4.

Quartal 2019) indexierten Verlauf des realen, saison- bereinigten BIP Liechtensteins im internationalen Vergleich dar. Der pandemiebedingte BIP-Einbruch im 1. und 2. Quartal 2020 war in Liechtenstein etwas stärker ausgeprägt als in den umliegenden Staaten.

Während der Finanzkrise 2008/09, als das liech- tensteinische BIP deutlich stärker zurückging als 2020, war der Unterschied zu den Vergleichsstaaten jedoch um einiges grösser. In der zweiten

Jahreshälfte 2020 ist eine schnellere Erholung Liechtensteins sichtbar, welche sich auch 2021 fort- setzte. Die BIP-Quartalsschätzung für Liechtenstein signalisiert zudem, dass die volkswirtschaftliche Ak- tivität zu Beginn dieses Jahres im Unterschied zu den Vergleichsstaaten bereits wieder über dem Vorkri- senniveau lag. Die Schätzung des 2. Quartals 2021 ist datenbedingt für Liechtenstein erst Anfang Sep- tember möglich, eine weitere Erholung ist jedoch wahrscheinlich.

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Meinung

Gastkommentar

12 Verträge, die Liechtenstein veränderten

Politikerinnen und Politiker streiten nur. Sie wollen nur Macht. Sie versprechen viel und halten wenig. Diesen Vorurteilen möchte ich deutlich widersprechen. Das Gedeihen der Liechtenstei- ner Wirtschaft ist und war nur dank einer muti- gen Politik möglich. Und diese wurde weitgehend durch Fürst, Regierung, Landtag und Verwaltung bestimmt. Wirtschaft und Politik hängen eng zusammen. Diese Auflistung der zwölf wichtigs- ten Verträge bezieht sich auf Publikationen von Christoph Maria Merki vom Liechtenstein-Insti- tut und Roland Marxer vom Historischen Lexi- kon. Ohne Eingliederung in ein grösseres Wirt- schaftsgebiet wäre ein Wachsen der liechtenstei- nischen Volkswirtschaft nicht möglich gewesen.

Der Zollvertrag mit Österreich-Ungarn 1852 brachte den Anschluss an ein immens grosses Wirtschaftsgebiet. Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte sich Liechtenstein, aus der österreichi- schen Abhängigkeit zu lösen. Nach zähen Ver- handlungen kam es 1924 zu einem Zollanschluss- vertrag mit der Schweiz. Der Vertrag schaffte für Liechtenstein einen neuen Binnenmarkt. Gleich- zeitig beschloss Liechtenstein mit schweizeri- scher Duldung die Einführung der Schweizer Währung.

Liechtenstein trat 1950 dem Statut des Internatio- nalen Gerichtshofs bei. Es ging primär um die Bestätigung der Souveränität und um eine völker- rechtlich stärkere Stellung im Zusammenhang mit der Enteignung liechtensteinischen Besitzes in der Tschechoslowakei. Ab den 1960er-Jahren trat Liechtenstein verschiedenen UNO-Unterorgani- sationen bei und suchte Kontakte mit dem Euro- parat. 1969 wurden die ersten Europaratskonven- tionen besiegelt. Die Aufnahme in den Europarat 1978 gelang nur mit Mühe. Bedenken, ob Liech- tenstein die von ihm verlangten Pflichten wegen seiner Kleinheit erfüllen könne, gab es zuhauf.

Auch das damalige fehlende Frauenstimmrecht war ein Bremsklotz.

Der liechtensteinische Bankenplatz geriet 1964 und 1971 in ernsthafte Schwierigkeiten. Liechten- stein war trotz Schweizer Franken laut der Schwei- zer Nationalbank «Währungsausland». Der Währungsvertrag zwischen der Schweiz und Liechtenstein trat aber erst 1981 in Kraft und schaffte Abhilfe. Die Europäische Menschen- rechtskonvention (EMRK) wurde 1982 abge- schlossen. Liechtenstein ist seit 1990 Mitglied der UNO. Die UNO bietet die Chance, mit anderen Staaten einen Beitrag zur Lösung der vordringli- chen Probleme unserer Zeit zu leisten und sichert die Souveränität des Landes.

Die EU schaffte die Möglichkeit, sich von der Aussenwirtschaftspolitik der Schweiz zu emanzi- pieren. Liechtenstein ist seit 1991 Vollmitglied der Europäische Freihandelsassoziation (EFTA). Das legte die Basis für das EWR-Abkommen von 1995.

Der EWR ist als Wirtschaftsraum eine vertiefte Freihandelszone und bietet Liechtenstein viele Vorteile. Während sich Liechtenstein für einen Beitritt zum EWR aussprach, regelte die Schweiz ihr Verhältnis zur EU über bilaterale Abkommen.

1992 erfolgte die Einführung des Staatsvertragsre- ferendums, so dass dem Volk auch eine gewisse Bedeutung als Referendumsmacht zukommt.

Liechtenstein hat sich aufgrund des Mehrwert- steuervertrages 1995 zur Übernahme der mate- riellen schweizerischen mehrwertsteuerrechtli- chen Bestimmungen verpflichtet. Ein guter Zug.

In der aktuellen Finanzplanung des Landes sind für 2021 fast 200 Mio. Franken Mehrwertsteuer- erträge ausgewiesen. Mit der «Kopernikanischen Wende» im Finanzsektor kommt es seit 2008 zu weitreichenden Abkommen im Informationsaus- tausch mit anderen Staaten. Dank dem Gesell- schafts- und attraktiven Steuerrecht konnten viele Standortvorteile gehalten werden. Das Gedeihen der Liechtensteiner Wirtschaft ist und war nur dank einer guten und mutigen Politik möglich. Es ist nicht selbstverständlich, dass Fürst und Erb- prinz sowie Politikerinnen und Politiker für ihre Überzeugungen kämpfen, Zeit und Geld investie- ren, auf Podien auftreten, im Wissen darum, dass es in der Politik kaum je Lorbeeren zu holen gibt.

Ich finde, die Mühe hat sich gelohnt und unser Land kann auf ein gutes Vertragsfundament bauen.

I Freitag, 13. August 2021

«Liechtenstein war Währungsausland.

Erst der Währungs - vertrag 1981 mit der Schweiz schaffte Abhilfe.»

Daniel Quaderer, Geschäftsführer,

Erwachsenenbildung Stein Egerta

Daniel Quaderer Geschäftsführer

Erwachsenenbildung Stein Egerta

BIP Liechtensteins wieder auf Vorkrisenniveau ändern

Andreas Brunhart Forschungsleiter Volkswirt- schaft am Liechtenstein-Institut

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