183
Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte,
Von Prof. Th. Nöldeke.
1. üeber den noch lebenden syrischen Dialect im Antilibanon.
Während der östliche Zweig des Aramäischen noch im Munde
einer ziemlich zahlreichen christlichen Bevölkerung am obern Tigris,
in Kurdistan und am See von Urmia erhalteu ist, bildet der Dialect
der Bewohner von Ma lülä uud zwei benachbarten Dörfern im Anti¬
libanon deu einzigen Rest ') der einst so weit vei-breiteten aramäi¬
schen Sprache im Westeu. Obwohl man von diesem Dialect schon
länger wusste, so hat doch erst in neuester Zeit der Missionär
Jules Ferrette an Ort und Stelle einige sprachliche Beobach¬
tungen gemacht. Nach seiuer eignen Erzählung (jeschab dies in
grosser Eile innerhalb weuiger Stunden ; seiue Bemerkungen sind
deshalb auch nur spärlich und wohl nicht ohne Ausnahme voll¬
kommen zuverlässig. Sehr berechtigt ist daher Ferrette's Wunsch,
dass bald vor dem gänzlichen Erlöschen dieser Mundart eine ge¬
uaue Untersuchung derselben vorgenommen werden möge, welche so
überaus schwierig nicht sein kaun, da jene Orte zwar in einer sehr
wilden Berggegend, aber doch nur wenige Meilen von Damascus
(NNO.) entfernt liegen. Dass hier Gefahr im Verzug ist, erhellt
daraus, dass alle Einwohner neben ihrer Muttersprache schon das
Arabische verstehn. Einstweilen wollen wir aber Ferrette für seine
mit grosser Anspruchslosigkeit gegebnen Notizen dankbar sein. Der
Versuch, aus denselben die Umrisse der Mundart zu bestimmen,
kann freilich nur sehr ungenügend ausfallen, aber wir erhalten doch
einige wichtige Ergebnisse. Am meisteu Werth lege ich auf den
Umstand, dass hier die 3. Pers. M. im Imperf nicht mit JSf, wie
bei deu östlichen und nördlichen Aramäern, sondern mit /, wie
bei den Palästinensern, gebildet wird. Ferner ist wichtig dor Ge¬
brauch des sog. Nuu epentheticum, der sonst auch nur in den
jüdisch-aramäischen Mundarten erscheint. Wir sehen hier also die
1) Nach den Zeugnissen, die Quatremire Journ. As. 1835. I. 269 f. ge¬
sammelt hat , ist das Gebiet des Aramäiscben im Libanon und Aiitilili.innn schon seit mehreren Jahrhunderten sehr beschränkt , wenn es auch früher noch etwas grösser war als jetzt.
134 Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäitchen Dialecte.
Uebereinstimmung unsres Dialectes mit dem palästinischen in zwei
der wichtigsten Differeuzpuncte desselben von den andern. Da nun
von einem jüdischen Einfluss auf diese Gegend nicht die Rede sein
kann, so dürfen wir wohl mit Sicherheit scbliessen, dass dieses alte
Eigenthümlichkeiten des westlichen (oder lieber süd - westlichen )
Aramäischen waren , welches sich allmählich über Palästina aus¬
breitete, und dass sie nicht etwa erst aus dem Hebräischen in's
sog. Chaldäische gekommen siud. Wir baben bier also ein Glied
aus der zweiten aramäischen Sprachgruppe, welche Barhebräus in
der bekannten Stelle ') die palästinische nennt mit ausdrücklicher
Einreebnung von Damaskus und dem Libanon.
Natürlich zeigt der Dialect von Ma lülä auch mehrfache Ueber¬
einstimmung mit andern aramäischen, namentlich jüngeren, doch
sind dieses fast lauter Erscheinungen, wie sie sicb bei semitischen
Sprachen iu der allmählichen Entwicklung selbständig auszubilden
pflegen. Und daneben bleibt diese Mundart sogar in einigen wich¬
tigen Stücken auf einer ältern Stufe stehn, besonders in der Bei¬
behaltung der alten Kehlhauche. Nur gelegentlich berührt sich dies
westliche Neusyrisch mit dem Aramäischen der Nestorianer, von
dem ich demnächst eine genauere Darstelluug in einem eignen
Werke zu geben hoffe.
Da das Journal of the Royal Asiatic Society, in dessen XX.
Bande (Jahrgang 1863) S. 431 ff. Ferrette seine Angaben ver¬
öffentlicht hat, in Deutschland nicht sehr verbreitet ist, so gebe
ich zunächst seinen gesammten Sprachstoff hier wieder. Wegen
seiner sonstigen Bemerkungen über deu Ort und seine Bewohner
muss ich aber auf das genannte Journal verweisen. Ferrette's
Material besteht aus einer Anzahl Wörtern in bloss syrischer
Schreibweise, einer andern, in der er wegen der „so eigenthümlichen und unerwarteten" Aussprache auch eine arabische Umschreibung
mit Benutzung der persischen Buchstaben i_j und „ beigefügt hat,
einem Vater Unser, das er selbst nicht für ganz correct erklärt,
und einem Verbalparadigma; beiden letzteren ist gleichfalls eine
Umschreibung in arabischen Bucbstaben beigegeben. Die Vocalisa¬
tion ist nicht vollständig, auch sind die Voealzeichen im Druck hie
und da ein wenig verschoben. Wir fügen bei den entlehnten Wör¬
tern die Grundform hinzu.
1. Gruppe (S. 432).
Sultan ljLi\^-«
, »
Blume pOT'
Stab
1) Histor. dyiiast. cd. Pococke 16 f. vgl. Mundart der Mandäer S. 77.
Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäisclienDialecte. 185
Bauch U^^
^ r
Dach (2i£u» (v_Aä«-)
Kraut jL«.*A>j (u^*^'^)
, »
Ochs (ioZ
König ia^io , '
Auge Tunica
Ujiiax) (l^>**') Himmel X"^^
Kopf U.^ Altar i>*Ofio
Strasse Iah (V;^) Morgen If^^^
Esel \-^*i Abend \^ (Untergang)
Gerste Tag lioiQ*
Kirche \tSLj^o {ixxlricla) Nacht
Hand 1,:) Feld Vn^I
Pferd (r)^>) Wasser Uio
Lehrer
« 7 w ' )
lj.ial>.i.So (von i«^«-*) Licht liQJ
Stadt (town) l^^^s (iX palatium
1 ''
„Burg") Scliwert (.aiiD
2. Gruppe (S. 433).
Weizen -fi^*» UlL^
Arm Iii'? Lx:!jö
Schule lAflDifio LXaw^Ä^ ^Naw^Ax^
Fuss Pstji .iU,
Wallnuss '''^s«^
Bart l-i-^? Lisi
Stein l^A^j LiiAi>
Finger |Ai^:i£d Lix>.M
Thür li=>»i
Mund lioi üi
Nase jfAt.JLio 'j^^^ (^i^.i^)
Vi Vielleicht zu lesen.
186 Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte.
Stadt (city) ]ÄJ-.rio L^^UjJ»./«
Buch laAs LUi.
Haus lÄAia
Maulthier V^i
(>ö
Hund loli^ LJLi>
Wand VaJ ^iL=.
Schaf Is);** ^''/^
Zunge UtL^ ULli
Ziege !>
Haus Us',
l-^yj
Zahn u; LäXw
Baum Ul^m 1) Lj^->\^ (»J">^-^
Schlacht
7 V
> (3l>3?)
Das Vater Unser (S. 433 f.).
....^ , /Za:ibii£> (TL^ Izji . u*y£>A.. . lia^o ..jAJoCil
. gokA^i/o 3 LjLj . g-*-**' (j^ä-?r •
^al" Jiüjj,!:^ ..>*ii ..Iii . Uili> o| JiaAis ir'iQsj ^A^mio ais
l.i>l L*.:i ri?>J . Lcj .1 L*.^ isi^A»»^ w
C ^ ,C'
I > ■" 5' V » T p « » 1' / \ ' 2\ 5 ' »
^Jf2ii» ^iQOl u>jAi.^*» . \.-[^ J_iOQjiS j tiCUj
ü^^L^ ü*^' g-J ■ )-^^-:^ ')
l'i Octlruckt ist f/f^flO ohne Punkt iiber dem R. Vielleiclit sind die Vocalpuncte verschoben und gehören über das S und K.
2': Sie.
Nöldeke, Beiträge zttr Kenntniss der aramäischen Dialecte. 187
Ferrette's Uebersetzung ist: 1. Paternoster in coelo, 2. sancti-
ficetur nomen tuum. 3. Veniat sibi regnum tuum. 4. Veni cum
ea voluntas tua sicut in coelo aut in terra. 5. Da nobis panem
omni die ( ) in die. 6. Dimitte nobis peccatum nostrum sicut
dimittentes nos filio onis (sie!). 7. Ne inducas nos in tentationes.
8. Libera nos ab omni malo. 9. Amen.
Die Uebersetzung von 4 giebt keinen Sinn. Da kommen
in 3 1^1 heisst, so wird schwerlich unmittelbar daneben das arab.
gebraucht, w (cum eo, nicht cum ea) wäre ebenso wenig
zu erklären wie der Imperativ. Ich setzte w = |oot/ fiat,
wobei ich übrigens nicbt für die ganz genaue Wiedergabe des Lau¬
tes bürge; über die betreffenden Lautveränderungen siehe unten.
^1 nehme icb =«.s| und übersetze demnacb Fiat voluntas tua sicut
in coelo etiam in terra. Bei 5 deutet F. durch die Klammern an,
dass die Bezeichnung des heutigen Tages fehle; wahrscheinlich
bedeutet L<j.aj }J>\ bloss „jeden Tag" oder „Tag für Tag",
also „gieb uns jeden Tag Brot". In 6 möchte ich peccata no¬
stra übersetzen (siehe unten). Das letzte Wort ist wohl zu er¬
klären filiis hominis (h^3 -zn'r).
-^ßj^ ')
Erstes Paradigma (S. 434),
PI. 3 Ipsi occiderunt Sg. 3 Ipse occidit
1 Nos occidimus 2 Vos occidistis 2 Tu occidisti 1 Ego occidi
^ O*
» <
i:;>bLä j i^j^jisLä ^!
yS>
c>ÜÄi Lii
^.^ßl oen
Ajoi
£\<,.^^ U]
11 ' *
>i.£v£> ^^Ol
^oZ ^*^i>^n ^oAjoi p
<.M.J ^-kX^A «.Mjj
1) Wohl ^jij^ zu lesen.
188 Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte.
Zweites Paradigma (S. 435).
Praeteritum.
Sg. 3 Ipse scripsit 2 Tu scripsisti 1 Ego scripsi PI. 3 Ipsi scripserunt
2 Vos, scribentes-vos ^y:<:.:^ ^\.i> ^y^^\ ^ol ..iOAa ^Aj]
1 Nos, scribentes -nos ^yvkJLs» gj( «-»aj ^^aAs
Imperativ w*i=>l «.sAa)
Partic. Activi. Sg. M. i ^tJ^'^ IsAs
J Scribens ' - ^
F. I Li.Ä.Ls- lAsAa
■.sAd) 001
AoAa Aj]
^AoAa iol
«.oAa] ^
Partic. Pass.
PI. M. I {Jxt^^
\ Scribentes
F. » LSUi^Li-•■■ s-
Scriptus
^AC^Aa lAcsAa l^jAa
Dies ist , abgesehen von ein paar einzelnen Bemerkungen ,
welche wir unten verwerthen wollen, das ganze Material. So wenig
dasselbe schon hinreicht, um nur die Grundzüge der lautlichen
Veränderungen festzustellen, so ist es für die Formenlehre noch
weit ungenügender; von syntactischen Beobachtungen müssen wir
fast ganz absehen.
Zur Lautleh re.
Vocale. Im Ganzen ist die Vertheilung der Vocale und
Consonanten wesentlich dieselbe wie in deu ältern uns näher be¬
kannten aramäischen Dialecten. Auch die Bescbaffenbeit der Vocale
selbst scheiut sich nicht sehr stark geändert zu haben. In Bezug
auf die verschiedene Aussprache des (ä und ö) macht Ferrette
folgende auffallende Bemerkung: „In Ma'lüla werden beide Aus¬
sprachen von derselben Person in verschiedeneu Wörtern und von
verschiedenen Personen in demselben Worte augewandt Kaum war
mir ein Wort in der einen Aussprache gegeben, so sprach es schon
ein Anderer von den Anwesenden auf andere Weise aus mit Aus¬
nahme einiger wenigen Wörter , bei denen Alle übereinzustimmen
schienen." Leider giebt er nichts Näheres an. In der arabischen
Umschreibung drückt cr aber regelmässig durch ' aus. Fr. Müller
beraerkt gelegentlich (Or. u. Occ. III, 105) „nach der Versicherung
Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 189
eines in Malüla gebornen, des Syrischen vollkommen mächtigen
Arabers", dass daselbst der Vocal stets „wie ein ^eines a" ausge¬
sprochen werde. Auf keinen Fall ist also die auf hebräischem und
aramäischem Gebiet mehrfach erscheinende Verdunklung des « hiej-
so weit durchgeführt, wie in der späteren Aussprache des Syri¬
schen bei den westlichen Syrern. — Auffallend ist das t für ä in
j' * *v
Imj^
Die Diphthongen scheinen in offner Sylbe erhalten zu sein,
vgl. Isuio, lio.^ l^j^^ 3,ber daneben ]A*o
aus baitä.
Ob in Jsao und mit den östlichen Syrern das ursprüng¬
lichere e beibehalten oder mit den westlichen in i verändert wird,
können wir nicht sagen-, das Erstere geschieht in ]~]^, so auch
im Fremdwort }*aii^i5 kxxhjaia.
Ueber die Natur der kurzen Vocale ist es noch misslicher zu
reden, als über die der langen. Ob z. B. der erste Vocal von
w
Lul mehr % oder e ist, ob das (^) durchgängig reines a, oder
oft mehr oder weniger verfärbt ist, müssen wir dahingestellt sein
lassen, obwohl alle Analogien für das letztere sprechen. Wir dür¬
fen auf kleine Abweichungen von Bekanntem im Setzen der kurzen
Vocale kein Gewicht legen, da wir eben den lautlichen Werth der
Voealzeichen nicht genau kennen und deshalb z. B. nicht wissen,
wie weit sich der erste Vocal in j-«?-^**» (Weizen) von dem ur¬
sprünglichen i oder e entfernt. Zu e oder i wird das a wie so
oft in allen aramäischen Dialecten in wie (^^^l)- Eine
sehr alterthümliche Vocalisation zeigt L*j Mund gegenüber dem
sonstigen aramäischen pummä (dessen u wohl durch den folgenden
Labial verursacht ist) vgl. arab.
Die Verkürzung eines langen Vocals in (ursprünglich oder
secundär) geschlossener Sylbe, welche in den jüngern aramäischen
Dialecten sehr beliebt ist, finden wir bloss im Snffix ^-
.0 c
Sonst vgl. L.s\AjA.*, Uä-Lj ]^^^ , (-^'2 u. s. w.
1) In U>*..^l Amen steht allerdings ofTenbar für so dass die
diphthongische Schreibwelse noch nicht genügende Sicberbeit fiir die Aus¬
sprache giebt.
190 Nöltleke, Beiträge zur Kenntnis« der aramäischen Dialecte.
Die im Syrisclien und theilweise auch in den andern Dialecten
abgefallnen Vocale sind nach der Pluralform jJü , ^^ä^-I (cuis^ ,
QaAs ) zu sehliessen auch in unserm Dialect verschwunden ; so
konnte Ferrette auch keine abweichende Form des Imperativs für
das Fem. und den Plur. erfragen, so dass also auch hier resp.
der Abfall von u und i anzunehmen ist, w*Ü»I für uOoAo,
vAüoAa , QüoAa ). Vocale , die im Syrischen noch vorhanden,
sind hier wohl nur dann weggefallen, wenn ein Wort überhaupt
stärker verkürzt ist, wie in J.i? aus ^3 ,jio oder ^ ( o^)
aus Inn.
Der Vorschlag eines Vocals mit eineni Spiritus lenis vor einem
Consonanten , dem kein voller Vocal folgt , ist auch in diesem
Dialect beliebt. Wir haben so ^ia«i dein Name, die Perfect-
, - > >
form , _*.Äi»! ^ die Imperativi ,.,,o:i>| , ( vom arabiscbei
' ■ » . u ' '
^ai.), aber daneben Himmel, }Xi occiderunt, LA*i=>
scriptus. Vermuthlich hängt also der Vorschlag von der Willkür
oder dem Wohllautgefühl des Sprechers ab. Dass der vorhergehende
^ V >
Laut bierfür uicht entscheidend ist, geht aus J.äs ^3> gegenüber
^f hervor. Sonst findet sich ein solcher Vorschlag noch in
yi>\ all, vielleicht zur Erleichterung des im Anlaut schwierig zu
sprechenden ^ .
Consonanten. Deutlich hervor treten nur wenige Verände¬
rungen der Consonanten. Nicht bloss Erweichungen, souderu auch
Verhärtungen finden wir darunter.
Die Doppelconsonanz wird durchgängig wie in den meisten
Dialecten — nur nicht im eigentlicheu Syrischen nach der westlichen
Aussprache — beibebalten, vgl. I^c, LjLäJ, und die Pael-
formen (siehe unten).
Bei der Betracbtung der Mutae — abgesehen von den em¬
phatischen Lauten «-C «-i — haben wir besonders die Aspirations¬
verhältnisse in's Auge zu fassen. Leider genügt das vorliegende Ma¬
terial nicht zur Aufstellung durchgreifender Regeln. Nach dem, was
uns vorliegt, steht unter denselben Lautverhältnissen bald ein aspirir-
ter, bald ein unaspirirter Consonant. Auf keinen Fall kann man
die altaramäischen Regeln hier noch ohne Weiteres als geltend au-
Nöldeke, Beiträge zur Kenntuiss der aramäischen Dialecte. 191
sehn, wenn auf diesem Gebiete auch wohl noch nicht eine solche
Erstarrung eingetreten ist, wie im östlichen Neusyrisch.
Das K wird aspirirt durcb ^ ausgedrückt; ob die Aspiration
aber vollständig den rauhen Klang des arabiscben ^ (wie allerdings
im östliclien Neusyrisch) oder nicht vielmehr den des deutschen
Ch in ach habe, können wir nicht entscheiden. Die Aspiration
tritt beim K fast stets im Anlaut ein, vgl. La^i- Stein, LAli>
Hund, ljLä-. Buch, L^ii- und andere Formen von «-sAa, aber
das Paradigma zeigt uns neben g^j ^^JLi- gJI auch u. s. w.
Das Prinzip der Veränderung ist hier nicht zu erkennen. — In
pA*. .li^ (sie) Wand ist sogar für D geschrieben (Nrma).
Den alten Regeln entsprechen besser .^ZsS , >— ^^-^i (^iöal),
p , , ,'
die Endung y- ; auch y~>\ und ^.i^^ von kul ist nicht auf¬
fallend. Ein sicher unaspirirtes K (da die Scbreibweise l^^io,
die Aspiration nicht ausschliesst) haben wir im Inlaut nur iu
) o - p , y o
go^A^JL« ^Zaa.^^ , in dem aber das _^ eine Mouiliirung des K
(K' oder Kj) auszudrücken scheint.
Das G ist in den Beispielen bei einheimischen Wörtern leider
wenig und nur aspirirt in der Schreibweise ^ vertreten. Auch hier
haben wir im Anlaut die Aspiration ij^i. Nuss; nach alter Weise
steht sie in Fuss. In tiUi^jp.^. in Versuchungen Plur.
vom arabischen (in der ältern Ausspracbe tagri bat, nicht
tagri hat aufgenommen) ist die Aspiration auch bei einem Fremd¬
wort angewandt ( über ^ für siehe unten ). — In arabischen
Wörtern ist c durch i> wiedergegeben, wie sonst _ durch s^vgl.
O ^ (zj
.lij (>*0> ^■'►^ o-J^'^'i ^"^'^ Ljj^i (S^^-^)-
« 7 * P
doppeltes ^ wird durcb ^ vertreten in '^'•^'^ von
Das T o wird mit Aspiration cy. Bei der Leichtigkeit, mit
der o uud o in Schrift und Druck verwechselt werden können,
düifen wir bei ihnen vor Fehlern nicht sicher seiu uud daher nicht
allzu viel auf einige Incousciiucuzen geben. Im Anlaut liaben wir
Aspiration in LcJ Thür, Nichtaspiration in LiLj' veniat, ^Li^^j
ne introduc nos. Im Inlaut steht cj den ursprünglichen Ge¬
setzen entsprechend oder doch nach denselbeu erklärbar in
1 5
192 Nöldeke, Beiträge xur Kenntniss tier aramäischen Dialecte.
\s\.~> Wand, Laaü-, Li«*- Finger (fUr lAi^^ ),
/ * *
LSx>L5 YQucpovaa, uXii-l («-SoAs)^ Li^^^. Haus (baitä aber
jüdisch-aram. betbä) u. s. w. ; aber daneben haben wir einzelne
Formen wie ('■^^^) ), cft<)^Li., occidi
(Ais.^ß), LoL;j> Buch.
Sehr auffallend ist aber die Verwandlung des T in _ ' die
sich sowohl da findet, wo zu aspirieren wäre, als im andern Fall.
Wir haben so _1 oder ^9 du (Ajj), occidisti, <£v^5»
(ii> o <iv , to ■■
scripsisti, LjtväjA,« Stadt, Lä.j|J> I^'? Haus, Laä-LS und
andere Formen des Participiums neben ^;v^iL> und ^^^li> . Gegen¬
über ^Ixi occidi steht ^^^.^s- scripsi. Dafür finden wir ^
...7?« " •» -
in ^J^^Si^, «-«j.X)Aj und so scheint auch o\o iu^> =1ooi2
i"i" ' ' '
zu sein, obwohl wir daneben \L\L haben. Neben ^^a*, enklitisch
j^Ä., ihr (»oAj]) wird auch ^^^.^^^.f, enklitisch geschrie¬
ben; welcher Unterschied hier in der Aussprache ist, kann ich
nicht sagen. In ^^y;js\S ,^a.»Aa , dem Plural von L^aÜ» I^jAs^
liegt wahrscheinlich ein Fehler ^^J^.<.A*^'? ys^*ii-?j. Bei einem Fremdwort steht so „ in LjU;,jt>;>i■•j ... V von 'i^.,^^.■ • Man sieht, dass dieser Lautwechsel unter denselben Lautverhältnissen bald eintritt, bald unterbleibt.
D wird in alleu Beispielen im Anlaut aspirirt, nämlich in L*sj
Bart, Ltljj Arm, Haus; sonst finden wir es noch regel¬
recht aspirirt in IlX*^»! wie (siehe unten) und ohne die erwartete
Aspiration in L:sf\*jL\.4 Stadt. Zu J wird D, wie sehr oft im
östlichen Neusyrisch ( freilich unter ganz andern Umständen ) in
7 7«
^Ji.^SL^„ t-«,£A>. In arabischen Wörtern finden wir zweimal T
für D , nämlich in U«»j*xi aus und in ^.^m von J^O ;
in der syrischen Schreibweise steht aber beidemal D.
Für P haben wir in einheimischen Wörtern wenig Beispiele.
In Läxi. Stein tritt die erwartete Aspiration ein, in oj J\ auch
1 r.
Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 193
(aus «-£sf) ist das.Ph ganz aufgelöst, eine Aussprache, die schon
Barhebraeus (gram. metr. ed. Bertheau S. 37 v. 337) kennt und
die sich in einzeluen Wörtern im östlichen Neusyrisch findet. Wie
3 ' l' ' " 1 '
'f^vT" '»^'^.) zu sprechen, ist unklar. Merkwürdig ist US
Mund mit dem Wechsel von o für Ph (das Umgekehrte kommt
im Aramäischen und sonst vor) '); auf jeden Fall war auch liier
der Anlaut schon früher aspierirt.
B hat, wie es scheint, .keine Aspiration; wenigstens wird
immer einfach v für Bh geschrieben, z. B. LUi» Buch, ^\ gieb
(..SO)), unser Vater, v_a*=»I und andere Formen von
..oAa . In g"^-^ (AsAs) ist P wohl durch den darauf folgenden
Laut, in Lix«* Finger für 1^^^^ oder NnsaSN durch den vor¬
hergehenden Laut veranlasst. Nicht aspirirtes B ist meistens zu
P gesteigert, vgl. LiAj Haus, Hund, cÄ^^^i» (,_»sAa ,
ursprünglich freilich räng) aber daneben Uä.Lj', ^^^ii». Die
-'■•»«»
Praeposition wird einmal i_j geschrieben in LsL^yLsv^ (Asj^s.
Der Laut des «-o scheint unverändert zu bleiben; für «-^
setzt die arabische Umschreibung zuweilen o z. B. in allen Formen
von '^■^^ , aber doch u. s. w. Es bleibt zweifelhaft,
ob in jeneu Fällen wirklich eine Erweichung des anzuneh¬
men ist.
Die Zischlaute zeigen bei einheimischen Wörtern keine
Veränderung als die des in «-i» im Beispiel lAiiS£0
Finger, während Ir^^^ Morgen aus Ij^^ das behält, dafür
aber den seltsamen VorGchlag des annimmt (wenn die Form
richtig ist!). In arabischen Wörtern haben wir <-a) für *•* in
' ' * 3
^Aimio ^^S^M^ dein Wille von R^A-i-« und lAv^ Baum von
- - "
8^.Ä; doch hat für letzteres die arabische Schreibweise Lj,.^ui.
1) Iu Palästiua gerade sprach man nach Barhebraeus und ]Z\
mit Ph für Th (Quatrcmi;re im Journ. As. 1835 I, 265. Für das Arabische vgl. in dieser Hinsiclit Ihn His.lin cd. Wüstenfeld S. I.'j2. Ueber den laut¬
lichen Vorgang siebe WaUin in der Ztsclir. d. DMG. Xll, 618 f-
Bd. XXI. 13
194 Nöldeke, Beiträge zur Kenntniga der aramäischen Dialecte.
In U'f* ^jij-'^ böse von jjyi und andern ist das iji unverändert
geblieben.
Auch bei den Liquida L M N R bemerken wir kaum Ver¬
änderungen. N hält sich zäher, als zu erwarten wäre; nicht bloss
haben wir os noch in allen vorkommenden Pluralformen auf in mit
Ausnahme von ^j^i^..^. ^/.iLi» , sondern sogar in L.s\i^„v..< (aber
nicht mehr in ^' und deu andern Formen der 2. Person). Abge¬
fallen ist es mit seiuem Vocal in gjl aus N:n:j< oder J3n3t<, vgl.
'^"^
Sehr zu beachten ist die fast unveränderte Beibehaltung der
Gutturale, während gerade sonst in dieser Dialectgruppe ( iu
Samaria und Galilaea) schon sehr friih die Erweichung und Ver¬
mischung dieser rauhen Laute beginnt. Hier wirkte wohl die Ge-
birgsnatur des Landes auf die Erhaltung ein. Allerdings behält das
1, wie im Syrischen , wohl nur im Anlaut seinen Werth , wie Lif
ich, goi wir u. s. w. oder wird auch zu cn, wie theilweise im
Jüdisch-Aramäischen (besonders in den Zusammensetzungen mit dem
Fragewort T7 = ''t< "'£<), uämlich in du neben „I ^-^^j
' ' 1 ' '
ihr neben «o'^-'I i verschwindet aber iu l^ls Lc^:. Bei
den enklitischen Formen jo. fällt i mit seiuem Vocal aller-
c * ^
dings ab.
Das scheint stets stark zu bleiben, vgl. I^c, Lc^S, Lc^ ,
5 ' , '
Lcl.j,y " Liil*«.'•■ Ir^^) ""d das dem Arabischen entnommene fJ-iojiliiD Lehrer.
1 1
Das H erhält sich im Anlaut in yS> er, ^fi sie, wird
aber zu ! in gieb («-^P^). Im Silbenauslaut scheiut H nicht
1- ' 5 '
stark zu bleiben, denu neben der Schreibart hoiI , (lovj steht
ouii "3 und wahrscheinlich cjis «-»v^^^ »o ^s>. für jooiZ; so auch
iiQj Licht für lioiQj^ wenn es nicht dem Arabischen entlehnt
ist (^y).
Das bleibt stark. Es wird immer, wie vou vorn herein
zu erwarten, durch arabisches (nicht duich ^) umschrieben.
Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischenDialeete. 195
z. B. gJ uns, L*^ Brot, LjLL> Weizeu. Wo dem «-*» ein ^
gegenüber steht, ist immer eiu arabiscbes Lehnwort oder eine un¬
orthographische Schreibweise für K ( IJA>j für llAa ) ^ während
andrerseits «--" aucli das ^ arabischer Wörter vertritt, vgl. Ij^*»
^yUak, 1=5 r*.
Ueber den Laut des £ siehe oben bei den Mutae.
Die Behandluug der Vocaibuchstaben J und W ist aus
den wenigen Beispielen nicht klar zu erkennen. Ersteres erscheint
, » '''i'ii "
im Anlaut in (ioQj , ..*f.oAj , (iQiQj . Vermuthlich ist auch
beim letzten Beispiel der Anlaut i zu sprechen. Vom consonanti¬
schen W haben wir kein Beispiel, als vielleicht w , wenn dies
= looi/ und also der Laut durch B dargestellt ist.
Zur Formenlehre.
Nomen. Die Formen des selbständigen Personalprono¬
mens siebe oben bei den Paradigmen der Verba. Femininformen
sind nicht angegeben , obwohl sie nicht ganz verschwunden sind,
wenigstens nicht bei der 3. Pers. Wenn man die oben gegebenen
Lautumwandlungen berücksichtigt, wird man in yS> , g.3> , , fj^^
und den Nebenformen die alten Bildungen genau wiederfinden, gjf
wir geht auf NinSN (targümisch) oder '):ni< (samaritanisch und in
ältern syrischen Handschriften vorherrschend) zurück, oder ^9
auf Iii". Der theilweise Abfall des i beim enklitischen Gebrauch
{^^^, g>j) ist schon alt, wird aber nicht stets durchgeführt wie
bei go! qJjsI^ im Vater Unser, bei dem freilich ein besonderer Nach¬
druck auf dem Wir liegt.
Suffigierte Personalpronomina haben wir leider nur wenige,
aber darunter sehr interessante Formen. Das Possessivsuffix der
2. Pers. Sg. Masc. lautet ^— , ; ebenso entspricht das Suffix
p.
der 3. Pers. Sing. Fem. in cn.^ der alten Form. Dagegen ist
das Suffix der 1. Pers. PI. am Nomen wie am Verb durch die
selbständige Form gjf in der Weise beeinflusst, dass sie nicht,
wie in deu andern Dialecten auf nan, nä oder blosses n, sondern
auf nah oder ah ausgeht. Da diese merkwürdige Form in unserm
13*
196 Nöldeke, Beiträge zur Kennt uiss der aramäischen DiaUcte.
Dialect ganz allein steht, dürfen wir sie durchaus nicht für ur¬
sprünglich halten, sondern müssen sie aus der Einwirkung der
selbständigen Form erklären, wie ja auch im östlichen Neusyrisch
(und in andern Sprachen) Veränderungen der Formen bei den Per¬
sonalpronomen nach Analogie verwandter vorkommen. Nach vocali¬
schem Auslaut scheint beim Nomen ^ sonst _ - zu stehn ; wir
G o
haben so g>j^l unser Vater (palästinisch pia«) gegeuüber
g^Iks- unsere Sünden (■rT>::n) uns {t^). So lautet auch
das Objectsuffix derselben Person auf _ aus; die beiden vorkom-
o
menden Formen (am Imperfect und am Imperativ) baben vor sich
das sog. Nun epentheticum, das wir sonst nur im Palästinisch-
Aramäischen kennen. Es siud die Wörter ^i^Äj' introducas
nos und g-isu befreie uns; das Suffixum entspricht einem Ht'
oder n;:-.
Von sonstigen Pronomina ist leider nichts vorhanden,
* * * * ^
bis auf die pronominalen Elemente in Ij-i'is) |Ä*i>! und ^io^l
j^i>! . Letzteres ist = ^iaa] , ersteres entweder = > iios] (mit ]J für das ursprüngliche ■<■]) oder t«M3(N) (eigeutlich fragend^ ').
Soust kommt leider keine der zahlreichen Bildungen mit de¬
monstrativem (resp. relati\em) t vor.
Eine Uebersicht der in unserm geringen Material \ orkommen-
dcn Nominalstämmc zu geben wäre zwecklos. Wir uuichcu
nur darauf aufmerksam, dass die alte Weise, aus dem Parti¬
cipium durch das Suffix dn wahre Nomiua Agentis abzuleiten,
welche uamentlich im östlichen Neusyrisch sehr beliebt ist, auch
hier erscheint , indem aus dem arabischen *I*/o echt aramäisch
\. 1 in^i^iio gebildet wird (wie das gleichbedeutende ixa^io).
,»
Die F e m i n i n e n d u n g ist auch hier K (resp. La-j,
welches in einigen Fällen auch an Fremdwörter tritt wie in
7 , ^
(AAiQAio (ji-^-iXx, l^^AiQß In U*»^ä.* und Lj^i^ aus
f^^'J,.^ j 'iyf^ wie in gOuy*»^ von iiLyiw« ist das arabische ä als
Feminincuduug verwerthet. Sämmtliche nicht mit Possessivsuffixen
l'l Ich ilathte zuerst an chie Kntstehung von (gemäss), aber dann wäre das U scbwerlieh aspirirt.
Nöltleke, Beiträge zttr Kenntniss der aramiiischen Diiilecte. 197
versehene Substantive tragen die Endung des Stat. emphaticus,
, ■• ü- ', ' -
auch die fremden wie 1^5? n. s. w. Nur ^äs Schlacht
hat die Endung nicht; es scheint ein Fremdwort zu sein (JLäs?),
Wie weit etwa der Stat. abs. und cou str. noch vorkommen,
können wir leider durchaus nicht erkennen.
Im Plural haben wir den Stat. absol. wenigstens noch bei
den Participien auf in wie qJ^Lc u. s. w. und deu Stat. constr.
wahrscheinlich in 1*aj ; wäre dies Singular, so würdo es doch
gewiss lauten. Vermuthlich hat das Wort noch eine Art
vocalischen Auslautes als letzten Rest der alten Endung at,
Jedenfalls ist es misslich, den ersten Theil einer solchen Zusammen¬
setzung als arabisch anzusehen. Der St. emph. beim Masc. Plur.
scheint noch auf dja auszugehn ohne die im spätern Aramäischen
allgemein übliche Zusammenziehung in Wir haben wenigstens
UV'fr-»' L)LL=» Weizen, ganz das alte N'tän gegenüber späterem
l^*» ''tan. Auch Uio Wasser stimmt hierzu; bei diesem Worte
behalten freilich auch die andern Dialecte meistens die längere Form,
l-io* Himmel ist wohl aus N;ntt) zusammengezogen.
Der Plural Fem. wird im St. emph. wie einzeln schon in den
ältern Dialecten (z. B. lA*j.*afl) Messer, lA'.i305 Oerter u. s. w.)
und herrschend im östlichen Neusyrisch in zwei Fällen von einer
durch I erweiterten Form gebildet, also mit jathä statt äthä.
Das deutlichste Beispiel ist Lslvokli" yQuepovaai; aber auch LjiLu>=»
Versuchungen vom arabischeu SjjS^' ist so gebildet. Die syri-
»pp 0^ p*'
sehe Schreibweise lAsAo |Asjs<«j^ drückt dies J freilich nicht aus.
r » I ' , i
Ein Plural ist wahrscheinlich auch i-mAj.^*» gjtAJa=> unsere Sün¬
den, von jA*^\*»; hier wäre dann freilich statt ' ein langes
p »
ä auszudrücken (<.*«A*^*») i). Sonstige Pluralbilduugeu kommen
nicht vor. — Die Anhänguug der Pronominalsuffixe macht keine
Schwierigkeit; siehe oben die Beispiele.
1) Beim Singular wäre das a überhaupt nicbt zu erklären , man müsste denn annehmen, dass wir das arabisehe ^CaLi^ , nicht das einlieimisclie NH^Dn hier hätten; danu wäre aber nach aller Analugie der Anlaut ^ zu schreibcu.
198 Nöldeke, Beiträge znr Kenntn iss der aramäischen Dialecte.
Partikeln haben wir nur wenige. Es sind die Praeposi¬
tionen ^ (in oul^ und ,^s!ii) , tS (lia^s^ Lc^ , ^j^,
LiLAj^3ijfi.i,) , ^ (nach Analogie der beiden ersteren aus ,;io ver¬
fc )
kürzt in ^^io wie sehr oft im östlichen Neusyrisch), und
die Adverbia ^~^^], Ir^^l (siehe oben bei den Pronoraina),
o] jl (wahrscheinlich = «.ai auch), 11 nicht. Nicht einmal
o und ist nacbzuweisen.
Verbum. Die vorkommenden Verbalstämme sind Peal (siehe
w M. W M. 7 7
die Paradigmen) , Pael , ^^J>^ und dessen Reflexiv •..•j.^'Aj ,
fjiJji^,, Beide Tempora sind erhalten, ebenso könuen wir das
Partic. act. und pass, (wenigstens für das Peal) und den Imperativ
belegen. Das alte Conjugationssystem ist denmach hier viel voll¬
ständiger erhalten, als bei den Nestorianern.
Von den in den Paradigmen für das Praeteritum angeführten
Formen sind natürlich je die beiden letzten Participia mit selbst¬
ständigem Personalpronomen, und das Beispiel gil ^^,^^.2Li im Vater
Unser zeigt uns, dass diese Verbiudung auch gar nicht für die
Vergangenheit , sondern ganz wie in allen übrigen aramäischen
Mundarten gebraucht wird. Schwerlich fehlt der Sprache wirklich
die 2. und 1. Pers. PI. im Perfect, wie auch wohl kaum die 3. Pers.
Fem. Die Lautveränderungen der übrigen Formen sind durchgängig
schou besprochen. Die Vocalisation der 2. Pers. Sg. ist nicht recht
deutlich. Wenn es erlaubt ist, aus der Vergleichung der beiden
Beispiele zu schliesseu, dass beide ersten Radicale als Vocal ein
j_ haben, der dritte ein '~ , so muss man annehmen, dass sich
der sonst ganz verflüchtigte erste Vocal hier etwas stärker gehalten
gehalten hat und dass das ^ zur Erleichterung der Aussprache
eingeschoben ist. Der Form ^bci Abi.^u gegenüber, welche der
alten Form genau entspricht, habe ich gegen das andre Beispiel
_AdA3 ^rf.Aii- einige Bedenken, da es kaum wahrscheinlich sein
dürfte, dass der beim starken Verb in keinem aramäischen Dialect
mehr erhaltene Auslaut i in einzeluen Formen dieser Mundart noch
bewahrt wäre. Dazu kommt uoch das Auffallende der Vocalisation
und der Verdopplung.
Obwohl es Ferrette nicht gelingen wollte, ein Paradigma des
Imperfects herzustellen , so hat er doch erkaunt , dass in seinen
Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 199
Beispielen Formen desselben vorkommen. Auf die Wichtigkeit des
i - T 7 «
Umstandes dass in (ji-^aj? t.*,cAj das Praefix J und nicht N ist,
habe ich schon im Anfang dieses Aufsatzes hingewiesen. Ausser
1* i**
dieser Form haben wir für die 3. Pers. Sg. Fem. (.^K und viel¬
leicht ^c>. («Inn), für die 2. Pers. Sg. Masc. g.L^xj' (Pael
mit Suffix).
1 »
Der Imperativ lautet vom starken Verb im Peal y_.»ii-l und
mit etwas anderer Vocalisirung .iil ; der Vocal des Vorschlages
richtet sich hier nach dem zweiten. Man könnte übrigens ver¬
muthen, dass die letztere Form geradezu arabisch wäre. Echt
aramäisch ist dagegen jedenfalls der Imperativ ^ «-^oi ) von
tisoij . Auch der Imperativ Pael ist gut aramäisch, obwohl
das Verbum arabischeu Ursprungs ist. Zu bemerken ist hier, dass
das Nun epentlieticum hier auch am Imperativ steht, welcher es
im Jüdisch-Aramäischen nicht hat.
Vom Participium zeigt das Paradigma mehrere Formen.
Ferrette erkennt selbst an , dass das von ihm als Plur. M. des
activen Participiums aufgeführte Wort der Plural des passiven Par¬
ticipiums ist. Er führt ausserdem noch die Form in der Be¬
deutung Mörder au; wahrscheinlich ist dies NVcj;, oder es ist
P-^-o zu lesen.
Infinitivformen giebt Ferrette leider nicht an.
Zur Syntax.
Das syntactisch zu verwerthende Material beschränkt sich auf
die doch wohl schwerlich den Sprachgebrauch in mustergültiger
Weise darstellende Uebersetzung des Vater Unser. Wir beschrän¬
ken uns deshalb auf die Bemerkung, dass sich innerhalb derselben
gar keine Abweichung von den ältern syntactischen Regeln findet,
als etwa der Gebrauch von ^iQs] ohne folgendes ? (vielleicht ist
auch Ifl^^jl ähnlich gebraucht, wenn es eigentlich Fragewort ist).
Die Auwendung dor vorkommenden Verbalformen ist ganz die alte;
wir heben nur beispielsweise die Verbindung des Imperfects (nicht
des Imperativs) mit V hervor. Echt aramäisch ist noch die Hinzu¬
fügung des zu .
200 Nöldeke , Beiträge zjir Kenntniss der aramäischen Dialecte.
Ueber den Wortschatz.
Von vom herein werden wir erwarten, dass dieser letzte Rest
einer von jeher gern Fremdes aufnehmenden Sprache, welcher schon
von allen Seiten durch die mächtige Gegnerinn umringt ist, seinen
Wortvorrath nicht rein erhalten haben werde. So ist denn auch
reichlich ein Viertel der uns vorliegenden Wörter vou fremder
Herkunft und vielleicht würde sich dies Verhältniss noch ungünsti¬
ger stellen, wenn wir den Worlvorrath des Dialects vollständiger
überblicken könnten. Zu beachten ist besonders, dass aucb ein¬
fache Verba wie j,äc. }.=>.> aufgenommen sind. Weniger
störend werden aber diese fremden Bestandtheile dadurch, dass sie
einer verwandten Sprache entnommen sind und sich deshalb leicht
in die aramäischen Formen fügen, während die zahllosen Lehn¬
wörter aus ganz fremden Sprachen im östlichen Neusyrisch don
ganzen Sprachcharacter zu verdunkeln anfangen.
201
Ueber eiue bisher unbekannt gebliebene Hand¬
schrift der Masorah.
Von
JZ>r. HeriTiann Hupfeld ,
weil, ordentlichem Professor der Theologie zu Halle.
Aus dem Nachlass des Verfassers herausgegeben
von Eduard Vilmar ').
a. o. Professor in M.arburg.
Die Masorah, welche iu den Bibclbandschriften des Mittel¬
alters den Text auf seinen Rändern umgibt, verdankt ihre jetzige
Gestalt in den sogenannten Rabbiniscben Bibelausgaben dem ersten
Herausgeber R. Ja'qob ben Cbajim, welcher sie zuerst in der
zweiten von dem berühmten deutschen Buchdrucker Bomberg in
Venedig in vier Folianten 1526 gedruckten Rabbinischen Bibel er¬
scheinen liess. Allein die Gestalt , in welcher sie vou hier aus
fortgciiflanzt wurde, leidet bekanntlich trotz des vom ersten Heraus¬
geber angewandten Fleisses uud ungeachtet der vielen Nachbesse¬
rungen, welche ihr der spätere Herausgeber Job. Buxtorf ange¬
deihen liess , nicht uur an zahllosen Fehlern , sondern auch an
unzweckmässiger uud ungleichartiger Verlheilung uud Anordnung
des Stoffs. Dadurch dass die Regeln theils an den Rändern des
Textes wie in den Bibelhandscbrilten an den betreffenden Stellen
Erwähnung tindcn, theils abor erst in den sehr unvollkommenen
und unvollständigen alphabetischen Zusammenstellungen am Schluss
vorkommeu, wird der Gebrauch des Gauzen ausserordentlich er-
scliweit uud beeinträchtigt. Diese Fehlerhaftigkeit der Masorah ist
nicht bloss von deu Alischrcibcni der Handschriften verschuldet
oder von deu Gelehrten , welche die au zahlreichen Druckfehlern
leidenden Ausgaben veranstaltet haben, sondern hat ihren Gruud
1) Der Herausgeber dieser Abhandlung verweist wegeu seiues Antheils an derselben .auf den Sciiluss und bemerkt an <liesi'r Stelle nur, dass die wenigen Anmerkungen, die er liei/utiigeii für yul fimil . in Klaniiiieni (] iiu- geschlossen sind.