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85

Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte.

Voo Th. Mideke.

(Vgl. Bd. XXI. S. 183 ff. XXII. S. 443 ff.)

3. Ueber Ortliographie und Sprache der Palmyrener.

§ 1.

Erst dureh das Epoche machende Werk des Grafen de Vogä6:

„Syrie centrale. Inseriptions s6mitiques. Paris 1868" ist eine

eingehende Untersuchung der aramäischen Mundart Palmyra's möglich

geworden. Freilich können wir auch jetzt noch kein vollstÄndiges

Bild von dem grammatischen Bau und dem Wortschatz derselben

bekommen ; denn, abgesehen von den bekannten Eigenthümlichkeiten

der semitischen Schreibweise, die eine genauere Erkenntniss des

Vocalismus und andrer Feinheiten der Sprache verhindern, bieten

uns die meist kurzen, in wiederkehrenden Formeln abgefassten und

zum grossen Theil aus Eigennamen bestehenden Inschriften immer¬

hin nur ein beschränktes Material, und auch eine reiche Vermehrung

derselben durch Ausgrabungen würde dem Linguisten kaum dieselbe

Ausbeute geben wie etwa ein Stück aus einer Chronik oder einige

Lieder: aber doch sind wir jetzt im Stande, manches Einzelne zu

erkennen und die Stellung des Palmyrenischen zu den sonst bekann¬

ten aramäischen Dialecten einigermaassen zu bestimmen. Ich gedenke

nun hier die orthographischen und sprachlichen Eigenthümlichkei¬

ten der Inschriften zu schildern. Eine gleichmässige Darstellung

des Sprachbaus erlaubt natürlich die Dürftigkeit des Materials nicht,

am wenigsten rücksichtlich der Syntax. Einige syntactische Be¬

merkungen werde ich gelegentlich bei der Formenlehre geben.

Nebenbei will ich die der palmyrenischen ganz nahe stehende Sprache der gleichfalls von de Vogü6 veröffentlichten nabatäischen Inschriften berücksichtigen.

Die Entzifferung der Inschriften macht bekanntlich im Ganzen

und Grossen keine besonderen Schwierigkeiten ; im Einzelnen bleibt

aber noch gar Manches dunkel, und zwar nicht bloss bei solchen,

die stark verstümmelt sind oder von denen uns uoch nicht voll¬

ständig treue Abbildungen vorzuliegen scheinen wie 3 und 95, son¬

dern auch in gut erhaltenen und durchaus zuverlässig abgezeichneten

(2)

86 Nöldeke , Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte.

me 15. Der Gegenstand bringt es mit sich, dass ich mehrfach

näher auf meine besondere Erklärung einzelner Stellen eingehen

muss. Ich habe selbstverständlich die Entzifferungen und Deutungen

nicht bloss von de Vogüe selbst, sondern auch von Levy (Zeitschr.

xxm, 282 ff.), Derenbourg (Jour. as. 1869 Mars-Avril 360 ff.)

und Ewald (Gött. Nacbrichten 1869 25. Aug. und G. G. A. 1869

22 Sept.) sorgfältig zu Rathe gezogen i).

§ 2.

1. Zur Orthographie.

Bei dem starken Schwanken des Aramäischen nach Raum und

Zeit hinsichtlich des Gebrauches der Vocaibuchstaben wird es

erlaubt sein, mit einer sonst vielleicht nicht statthaften Ausführ¬

lichkeit darzustellen, wie und wie weit diese zeitlich und räumlich ganz genau bestimmten Inscbriften die Vocale ausdrücken.

§ 3.

Kurze Vocale werden mit wenig Ausnahmen noch nicht

durch Vocaibuchstaben bezeichnet. Im Einzelnen gilt hier Fol¬

gendes :

1) Für o stände N nur in D"!5203NM "iltap centuria Maximi

Afr. 1, aber ich zweifle kaum, dass die Inschrift eigentlich, den

sonstigen Regeln entsprechend, oino373 Nilüp hat. Mithin dürfte

jede Deutung der noch völlig dunkeln Gruppe auf 95 pib72DS<a

zu verwerfen sein, welche in n einen blossen Ausdruck des kurzen

Vocals sieht; überhaupt steht t< im Inlaut nie als Vocalbuchstabe.

2) t, e wird in aramäischen Wörtern eben so wenig ausge¬

drückt. Dagegen findet sich einigemale i für griech. Y in offner

Silbe: Np-üEM vnarixog 23; Np^übp:D und Np-'übpD avvxXrjvtxög

12. 22; Dip-icn inmxog 26 (aber dafür Nptn 20. 27). Sonst

fehlt auch hier das i durchweg z. B. N^MDCD 2tnrtfxia 29 f. (des¬

sen 6*1 im Auslaut natürlich ganz anders zu beurtheilen und naeh

gemeinsemitischer Schreibweise durchaus nothwendig ist).

3) ü, ö werden im starken Gegensatz zu anderen aram. Dia¬

lecten in einheimischen Wörtern nie durch i dargestellt, wenn nicht

der unklare Name lycips 'Axonaov Ox. 3 ein kurzes o hat, was

ich trotz der griechischen Schreibung noch bezweifle ^). In griech.

1) Kurze Anzeigen des Werkes erschienen noch im liter. Centralblatt 1869 und in ,,the Academy" 1869 Nr. 1 (letztere von mir). — Die Inschriften de Vogüe's citiere ieh schlechtweg mit ihren Nummern , die in Oxford befind¬

lichen (Ztschr. XVII tab. 1) mit Ox. 1—3; die in Rom (eb. tab. 2 u. Bd. XV zu S. 616, vrgl. de Vogüe 64 Anm.l mit Rom. 1—3; die in Afrika (Ztschr.

XII zu S. 212) mit Afr. 1. 2, die im British Museum (Ztschr. XV zu S. 616) mit Lond. und die in Paris (eb.) mit Par. — Die beiden Arten nabatäischer Inschriften unterscheide ich durch die Bezeichnung Haur. und Nab.

2) Dass n und w schon auf diesen Inschriften gelegentlich verwechselt werden, beweist das Schwanken zwischen 26Qai%os und .SioQaixos für 1D^"1lB

0 I

i^i.jM 11. 12. 13., dessen erster Vocal kurz ist.

(3)

Nöldeke , Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 87

und lat. Wörtern finden wir aber die Plenarschreibung nicht selten

für die Endung og, us z. B. DIDOtaip XQCiTiaxog 26. 27; Oiai

Srjfiog 17. 18. 24; DiS'^bB ft>tlivog 22 u. s. w. ; aber daneben stehen d)2"i 1. 2. 7; öbanan 'Aya&dvytlog Lond. (C. L 4501).

Nach ist die Auslassung des i sogar gewöhnlich, offenbar wegen

der eingewurzelten Scheu vor Häufung der Vocaibuchstaben; so

Diimu Ttßkgiog Rom. 2; oibii TovXiog oft; DibliN Avgrjliog

oft; Dinibp KXavSiog Rom. 2 (oilbp Nab. 1); DipiD iVapxaloff 75.

Neben oinUED 25 ^) ist OD^üDD häufiger. Sonst scheint o nur noch

in «3137:11 plene geschrieben zu sein, wie ich 83 a. b. statt

NpJOTi lesen möchte (Joftvtva; derselbe Name aus derselben Zeit

bei Damascus C. I. 4515). Dagegen NEltacN knirqonog 24—27;

Ni3bp xolwvua 15. 25; vrgl. »^-Oihm'OloyEaiäg 24. Uebrigens ist

zu bemerken, dass das Syr. in der Darstellung des griech. 0 ungefähr auf dieselbe Art verfährt wie das Palmyr., nur dass es (auch ausser¬

halb der Endung og) allerdings etwas häufiger ein i dafür giebt.

Bei der steten Bezeichnung des kurzen ü durch eiu ^ im Syr. scheint

mir die abweichende Behandlung des griech. 0 beachtungswerth : das

aram. U hat sich also wohl unter allen Umständen vom Laut des ö

etwas unterschieden, was an sich gar nicht besonders wahrschein¬

lich war.

Lateinisches m wird in Niltap centuria Afr. 1 und NlipT

8ovxr]vaQiog 26. 27 nicht ausgedrückt; für Letzteres findet sich

aber auch N"i3pn 24. 25, und es ist die Frage, ob die Bezeichnnng

des ü durch griech. ov hier nicht auf die Quantität im Munde der

Palmyrener verwirrend eingewirkt hat.

Griech. v wird nicht ausgedrückt: NpiDbpsD ffwx^J?rtxds 22

u. s. w.

§ 3a.

Lange Vocale:

1) rt wird im Inlaut nach gemeinaramäischem Gebrauch nie

bezeichnet, und so fällt der Vocalbuchstabe sogar weg bei der Zu¬

sammenschreibung zweier Wörter und der dadurch bewirkten Ver¬

setzung eines auslautenden ä in den Inlaut in Mbip ("b'np) 92. III

für nb Nip . Doch kann die Schreibweise des Eigennamens biriNei

nicht auffallen, für welche die Ueherreste in 66 an der ersten Stelle

entschieden sprechen, während an der zweiten Stelle eher biacn zu

lesen sein möchte.

Dagegen wird auslautendes ä auch im Palmyr. regelmässig

ausgedrückt, und zwar bei Weitem am häufigsten durch N, in

gewissen Fällen aber auch durch fi. Vermuthlich war die letztere

Schreibweise, die ja auch im Hebräischen herrscht, früher in Syrien

weit verbreitet. Dafür spricht auch die Inschrift von Carpentras

mit ihrem MDi";? und n)3n. Regelmässig schreibt so das Palmyr.

1) Ich citiere die Inschrift nach der Bezifferung auf der Tafel; im Text hat sie 24, uud 24 auf der Tafel ist dagegen 25 im Text.

9

(4)

Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte.

nai hic (auch im Biblisch-Aramäischen immer so), fem. m (Nabat.

auch Nl). Grade in solchen häufig gebrauchten Wörtern hält sich

leicht ein alter, an sich weniger zweckmässiger Schreibgebrauch

(vgl. arab. liUi für liUIj u. s. w.). Zur Vermeidung eines doppel¬

ten N finden wir ferner nsranbn 6. Die mit nns zusammenge¬

setzten Namen lauten wohl auf e aus (siehe unten S. 92). Bei

dem Eigennamen mbn 74 ist der Auslaut nicht sicher; nach üAJLi»

erwartete man mbn, doch ist auch Anderes denkbar. (In den

nabat. Inschriften finden wir begreiflicher Weise eine noch grössere

Hinneigung zur Orthographie der benachbarten Juden in den Wörtern

nsa Nab. 6, lin. 1 neben Nsa lin. 2 und nü5D3 Haur. 1).

2) i und das für die damalige Zeit damit dem Laute nach

gleiche st wird im Inlaut fast stets durch i gegeben vgl. pij i.

2 u. s. w. ; N1i:it ZsßsiSav 4 u. s. w. ; linb^bün ^ojSA^l, wrie

8 deutlich steht (Belege giebt schon Cast., während ich wenigstens

bibtJM nicht kenne), und viele andre. Ausgelassen wif" Mas i nur

in nni53 15 (sonst nn^iM); pnDa 65 (sonst iinca); 'fiiab 116

(sonst ^iinb); "i^ai 71 (für 11131). Unsicher ist £3pN 3 für üips

(so oft). Für bN5l 93 steht die jüdische Aussprache Dänlei nicht

fest und ist sogar vielleicht b6<3n zu lesen wie Nab. 10 ('Avvrjkog

Wetzstein, Hauran. Inschr. 183). In öpbc Felix Rom. 2 war die

ursprüngliche Länge des i wohl vor der Doppelconsonanz gekürzt;

dafür spricht die Schreibweise die ziemlich fest zu stehen

scheint Eine besondere Veranlassung für die Auslassung des i

liegt in rini3U5 vor, nämlich die Scheu vor einer Häufung der Vocai¬

buchstaben (siehe über das Wort § 20). (Ferner gehören hierher

6tbü3 Nab. 8, welches doch wohl = Nbii<ip 17. 18. 95 siehe unten S. 97 'o ■ J

nnd i:iU73 Nab. 6, wenn dieses = w^aIx«).

Auslautendese wird natürlich ausnahmelos plene geschrie¬

ben, vrgl. die Eigennamen udib ^o/atsig (Nom.) 37; iiyjt 2asSsi

(Gen.) 70; laiia Bagst^siv (Acc.) 2 ^) u. s. w.

1) Ich verstatte mir hier die Bemerkung, dass mir die Accentuierung frem¬

der, namentlich orientalischer Eigennamen nach den Regeln der Grammatiker und der Schreibart der Codices oft recht bedenklich vorkommt; die Hauptsache wäre doch , die uns meist ziemlich uubekannte Aussprache zu treffen , die ein griechisch redender Eingeborner bei solchen Namen anwandte. Wem etwa in diesem Aufsatze dieser oder jener Accent bei palmyr. Namen nicht gefällt, dem erlaube ich gern , sich einen andern auszusuchen.

2) Diese Declination ungriechischer Eigennamen auf l mit sie, st, el, tiv (für beide Geschlechter) ist auf Inschriften aus Syrien auch sonst nachweisbar;

noch häufiger auf cilicischen, vrgl. Franz zu C. I. 4413. Einmal scheint übri¬

gens der Genitiv auf los (etoe) gebildet zu sein ; wenigstens weiss ich Tvxri Oaiftelot 3 nicht anders zu erklären als ,,der Tyche des Thaimi". Leider ist der palmyr. Text hier zu lückenhaft und unsicher, aber so viel lässt sich behaupten , dass weder D^H noch iJ^in auf den luschriften je einen Gott be-

9

(5)

Nöldeke, Beiträge zur Keimtniss der aramäischen Dialecte. 89

3) M wird gleichfalls im In- und Auslaut durchweg plene ge¬

schrieben. Ausnahmen fehlen für den Auslaut ganz, fttr den In¬

laut sind vielleicht, aber nur vielleicht, einige vorhanden. Die

Quantität des u in Nl5pi, t<"i3pn ist zweifelhaft (siehe oben § 3).

DiöD 81 braucht nicht gradezu gleich ürüi NäaaovfA.og 15. 127.

128 zu sein, wie denn überhaupt Lesung und Ahtheilung der Wörter

hier nicht sicher stehn. Dagegen dürfen wir in man Rubatis

(Gen.) Afr. 1. wohl ein ü voraussetzen, da dieser Name der arab.

i^jj (eigentlich mit Hamza und dann nach Auflösung desselben mit

langem Vocal) sein wird. Dann liegt es nahe, Dni, welches 8

unzweifelhaft Name eines Gottes ist (wie auch Ewald erkannt hat)

und N73n"i, welches 79(2). 84. 93 statt des sonst üblichen NJTani

„barmherzig" steht, nach der hebräischen Form dlil, '^'on'i auszu¬

sprechen. Allein die immer defective Schreibart ist hiergegen : man

wird daher etwa Ciri'i, N^nt! sprechen {=* ^Is-j),

4) e, ai. Bei dem sehr verschiedenen Ursprung des langen e

haben wir hier wenigstens zu unterscbeiden den Fall , in wel¬

chem e erst kürzlich und erweislich aus ai eutstanden ist, und die

übrigen Fälle. Auch in diesen kann der Ursprung zum Theil

diphthongisch gewesen sein, aber dies liegt in viel früheren Zu¬

ständen der Sprache. Im ersten Fall hat das Syr. wenigstens in

offner Silbe den Diphthong beibehalten (_«1), in den andern hat

es andre Laute.

a) ai und e aus ai Die Orthographie lehrt, dass at im Palmyr.

durchweg zu e geworden. Man könnte dagegen einwenden, dass

hier so häutig für ein solches ai auch der griech Diphthong ai ge¬

setzt wird. Aber in dieser Zeit ist bekanntlich at sicher schon

überall, wenigstens im Orient, ae oder e gesprochen. Freilich hatte

auf der andern Seite das Griechische wiederum kein andres Mittel,

den wirklichen Diphthong auszudrücken als das at, und dessen

Anwendung darf daher auch nicht gradezu gegen die diphthongische

Aussprache angeführt werden. Denn allerdings mag man im Palmyr.

in gewissen Fällen den Diphthong behalten haben.

Im Inlaut wird ae, e durch i wiedergegeben in «bin „Heer"

28. 29; NJiy „Quell" 95; imiiin „sie beide" 1; naibs» o^jo^

33 a*); NT'S BaiSä 4. 70 u. s. w. ; ferner in den Eigennamen der

Form JwuU und 'iljjth wie "iSi^'C ^OQatxog, JSwQat%og; ib'^i»

zeichnen. DTI ist nichts als ftJ^ „Knecht" und vertritt in der Zusammen¬

setzung mit Götternamen die Stelle des üblicheren TSS'. — Ohne e wird aus¬

lautendes l nur geschrieben in dem jüdischen Namen "^ib Aqov'i (Gen.) 65. — Von ^izy wird 124 der Gen. 'AvaviSot gebildet.

1) Uebersetze: „und seiu Sklave" (wie 13*3, nals, puer).

(6)

Nöldeke , Beiträge zur Kenntnits der aramäischen Dialecte.

"OyvXog 70. 94; nJiiN 'OSalva&og mehrmals {nts^is bs ».-4*^ vif

'Oßatanvoi Haur. 3) u. a. m. Aber neben nnia 86. 87 a. 92.

100 und nia Ox. 1 haben wir viel häufiger nl „Haus"; ferner

Nban 16; picby a „Himmelsherr" 73. Lond. *); inin „zwei"

1 ,

95*); ib« „hi" 1. 2. 33a; pTO ^jq» 93; vrgl. IDp KaiaaQ

15. 24 '). Und so hat man denn keinen Grund, sich vor der Aus¬

sprache des int» 15 als Afel = ^fc^^ zu scheuen: ich habe hier

von Anfang an gelesen (und auch Derenbourg schlägt mit einigem

Bedenken diese Lesung vor): NiJiab n; Nsb ins< ins „und als er

die Legionen hierher brachte"; diese Auffassung der Stelle bedarf wohl keiner weiteren Vertheidigung.

Im Auslaut haben wir für at, e i in 15a ." i-N nn ."'' , |

ibni wSLj 1. 2 u. s. w., aber daneben «Da 21. 63. 64. 100; ^in

oft; Nias» 23. Wenn die Zeichnung richtig ist, so steht 92

sogan nija (st. c.) ; dagegen erfordern 14, wo auf den ersten Blick

der Status constr. 5<i:[a] zu stehn scheint, der Sinn und die Reste

der Schrift die Lesung Ni[ni im]in b[y] ^).

Während hier überall die Aussprache e mit Sicherheit anzu¬

nehmen ist, möchte sich der Diphthong in iat Zaßßaiog 28. 29

(iUj); III laSSaiog 5. 6. 63. 98; i;5>a Mavvaiog oft 5); ■^nii

'lagaiog oft; ipj: Maxxaiog Rom. 3 wirklich erhalten haben. In

dem Mannesnamen «bianii, dem 2 und 124 TaQißuiXkovg (Gen.,

also Nom. auf ^g) ^), und in t<;ia 3, dem Boivviovg (ebenso) ent¬

spricht, ist aber wohl eine Auflösung des Diphthongs zu e im Auslaut anzunehmen; vielleicht verhält es sich ähnlich mit einigen andern wie

NwbiB 2!a).fiijg 27. Bei der Consequenz, mit der auf diesen In¬

schriften gewissen palmyr. gewisse griech. Endungen gegenüberstehn,

1) Haur. 2 hat "liBÖSa (vrgl. unten S. 96).

2) Nab. 13 vielleicht linln .

3) Nah. 1 101p oder lljip . Syr. ;rr\n oder ;Od)jO .

4) Auch de VogU^ liest Nifll . Der vierte erhaltne Buchstabe sieht zwar wie ein 3 aus, aber für das dadurch erforderte ISi5[31 imjja [nJiH b[y]

ist der Raum zu eng; es muss dafür Tl gelesen werden.

V V ,

5) Aramäisch . ■ '^^ M annai, ganz verschieden von dem arab. Namen uy» ^1«.

6 j Der Gott, von dessen Namen der genannte abgeleitet ist, heisst bianli '{aqißoi^ov (Gen.; 15. Kom 3.

(7)

Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 91

darf man nämlich nicht annehmen , dass es sich hier einfach nm

die Endung Nt- handelt

b) Sonstiges e verschiedenartigen Ursprungs wird im Inlaut

(wie gewöhnlich in alten syr. Handschriften) nicht ausgedrückt (auch

nicht durch N , was in offner Silhe im Syr. ziemlich helieht ist) ;

vrgl. bibN „Elül" 78. 79. Ox. 1; „Bei" oft; bt« „El" in Eigen¬

namen, und so wird regelmässig r) behandelt (das hier unzweifel¬

haft noch den E-Laut hat) vrgl. om, DiUT SrjfA.og, Srjvaghvg

15 und viele andre. Die einzige Ausnahme bildet NSiaain tfysfiwv 15.

Bei einem durch Wegfall des consonantischen N (Hamza) entstan¬

denen e haben wir \a"i 22 und vielleicht nüJl 5 = jt», jl.» (vielleicht aber ißil Nab. 13, 1), dagegen NniirT>na 15 und (etymologisch) sogar ffniilnN[73a] 16 „bei der Ankunft".

ünsere Inschriften lassen uns bei der Frage in Stich, ob in

Wörtern wie pON jQßo*/ 7, Dbl£ )c^. (oft) nnd vielen ähnlichen

• ..^

der Vocal die ursprüngliche Kürze bewahrte oder gedehnt ward.

Auf keinen Fall dürfen wir annehmen, dass ein solcher, bloss ton-

gedehnter, Vocal durch ein i ausgedrückt wäre. Dadurch erledigt

sich Derenbourg's Ansicht, dass 15 i^NT 13 zu lesen wäre, abgesehen

von sonstigen Schwierigkeiten derselben, und dadurch wird auch

die Aussprache dini 15 unmöglich, um so mehr als auch ein ent¬

sprechender Plural iMini 1. 2 vorkommt. Da hier nur eine Activ-

bedeutung passt, so muss man etwa an eine Form nini (ij.*»i = * J-^«*) denken.

Im Auslaut steht für solche e nie i, sondern, wie im Sy¬

rischen, N ^), und einzeln wie beim ä, nach hebräischer Weise, ti.

So NITO JjQ» oft; N173 „Herr" 73. Lond.; Nbna ßovXij oft; tihü

MaXrj öfter und andre Eigennamen auf N e. Neben NipnJi 17.

66. Ox. 1 finden wir aber ülpnM 34. 36 b., und dann haben wir

1) Aramäischem auslautendem ä entspricht Nom. ns. Gen. ä (nurZeßeiSov 124), Acc. äv ; eine Femininform ist 'Efxäs nriy^s C. I. 4502. — Aehnlich

aram. (' = Nom. (N1i 'iaS^t 26), Gen. ^ {'taS^ u. a. m. Nur NnSiaT

ZaßSaad-rje 63 hat Gen. ZaßSea»ois b), Acc. rjv («b» MaXfiv 16) ganz

wie in den LXX Mo)iiaf,e, oij, aijv. Hiervon ist natürlich zu unterscheiden die rein griech. Endung j;s, welche an einheimische Wörter mit consonantischem Auslaut gehängt wird , wie ^lifl A'iQitvrit u. s. w. Diese wird regelrecht dccliniert wie auch die ebenso angehängte Endung ot. Das den arab. Namen zum grossen Theil angehängte 1 (das Nominativzeichen = .S- im Schriftara¬

bisch) wird in der griech. Umformung ignoriert, z. B. 13111J5 Jlo^atxosw.i.'W.

2) In griech. Wörtern auf tj ward später , als die itacistische Aussprache oder I * bei den östlicben Syrern aber |. e).

J *

(8)

92 Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte.

aa.c\i'A&ridxaßog 32. 66 (apyns) unAZußSaa&^g 63, Gen.ZaßSm-

d-ovg 5 auch für den im Auslaut der Namen nnsnat 19. 63. 74. 107

(Nnsnat 5) und ünsin» 3 (neben «nsna 143) vorkommenden

Gottesnamen nny (Nny) die Aussprache 'Athe anzunehmen i).

5) ö, au. Bei diesen Lauten ist das Verhältniss ganz ähnlich

wie bei e, ai. Aber die Orthographie gestaltet sich anders, indem

hier für jedes ö die Plenarschreibung überwiegt. Nie wird defectiv

geschrieben ein aus au entstandenes ö, und wir haben so kein

Mittel zu erkennen, ob und wie weit hier etwa noch wirklich der

Diphthong gesprochen wurde, den man in DibmN Avgrjhog oft;

cnibp KXavöioq Rom. 2 (aber Nab. 1 ^'ibp, wohl „Clodios")

(und auch in lUJiN Haur. 2. Nab. 3, Avaog mehrfach bei Wetz¬

stein; vielleicht iis[nN] 108) jedenfalls sprach. Wir haben so Dii

„Tag" 93 u. s. w. ; «ma oft; die Endung im (w.O)qI) u. a. m.

Im Auslaut so wohl ua „bauten" 30 a. b.

Auch für sonstiges ö steht i in ni£5 NaaataQOV 21; imioy

'Aff&(üQov 4; Nsvab Xsymv 22 und manchen andern Wörtern.

Doch finden wir neben dem Suffix auch einigemal "jn; ferner

N-iSiab „Legionen" 15; Nisbp xoluvda 15. 25; (ndiN Nab. 3 =

I'lN). Neben nnm „Palmyra" 22. 28. 29 findet sich iam Rom.

2 ünd neben Nmam Afr. 1 Nii7:nn 20. 36 a, b. Rom. 2; hier

> ) b ^

ist kaum zweifelhaft, dass der noch im arab. jaXS erhaltene ur¬

sprüngliche Vocal gedehnt war, und doch bleibt auch dabei noch

die Form «inam ziemlich auffallend. Für iiat 15, das Levy als

ein Perf. ^laT erklärt, ist gewiss mit Derenbourg isat zu lesen »).

6) Von specifisch griech. Diphthongen finden wir noch ev durch

■1 ausgedrückt in NDibia ßovksvTijg 20; Dipibo ^eXevxog 1 7;

1) Die erste Hälfte von nnSlny (J^.^.^! , Nnyin) entspriclit ganz ge¬

nau der Masculinform von nlniüy. Denn da dem ffi derselben im Himjariti¬

schen ein Cl* (^äac) gegenübersteht, so folgt daraus nothwendig fUr das Aram.

nach den Eegeln der Lautverschiebung die Form inny, wofür natürlich iny zu schreiben. Die Sache ist also noch einfacher, als sie nach der Darlegung bei Levy, phön. Stud. H, 38 f. erscheint. Siehe den Nachtrag S. 109. Dagegen kann ich allerdings die grosse sachliche Schwierigkeit nicht überwinden, die darin liegt, dass die Zusammensetzung eines Göttemamens mit wenigstens männlicher Form und eines andem entschieden männlichen (vrgl. ausser apyny noch den Namen ^nSny 30) eine Gottheit bezeichnet, die allgemein als weiblich gilt. Zu bemerken ist noch , dass der griech. Text bei de Vogüö 3 (Waddington) und C. I. 4480 [ÜTaff]ynrei hat , wofür man "rrj erwartete ; es ist Dativ von HiaQyaxtt (Strabo 748).

2) Die an sich freilich sehr missliche Annahme von Versehen des Stein¬

metzes auf einer derartigen Urkunde wird doch erleichtert durch unwidersprech¬

liche Fälle wie D-blN für DibllN und NaiÜDN für NaDlüDN, Beides 25.—

Levy's Krklärung ist schon deshalb in hohem Grade bedenklich , weil die im Aram. überhaupt nur in sehr geringen Kesten erhaltne Intransitivbildung mit u bei diesem Verbum gar nicht denkbar ist.

s *

(9)

Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 93

DiDMls yQafifiuTEvg 16 und auslautendes ot (dessen Aussprache

damals wenigstens in jenen Gegenden nach sicheren Zeugnissen = i)

war) durch Ni in NiDDDip xqcctiotoi und ntimudd ^Enri/iiioi 28

(das wäre syrisch n ^on^ ^n und o»Xi^s2iaD). Ob NUDtilp und

NiaracD 29 dieselbe Form oder einen aram. Plural auf n aus¬

drücken sollen, ist schwer zu entscheiden. Von griech. v kommt

zufällig kein Fall vor.

Ueberblicken wir das Gesagte und sehen dabei von einzelnen

Ausnahmen ab, so ergiebt sich Folgendes: Von kurzen Vocalen

wird nur griech. o zuweilen plene geschrieben, von inlautenden

langen regelmässig t, ü, gewöhnlich ö, meistens e aus Diphthongen,

nicht aber andres e und ä. Auslautende i, ü, ö werden immer

resp. durch und i gegeben, auslautendes ä durch N und einzeln

durch n, e aus Diphthongen durch ^ oder n, andres e durch N

oder n . Wir finden hier also eine im Ganzen noch geringere Ver¬

wendung von Vocaibuchstaben als in den ältesten syr. Handschriften

und eine weit sparsamere als bei den späteren Juden, den palästi¬

nischen Christen (vgl. Zeitschr. XXI, 447ff.) und gar den Mandäern.

Dabei zeigt sich in wenigen Puncten eine Hinneigung zu palästi¬

nischer resp. hebräischer Schreibweise, nämlich in der Anwendung

des n als Vocaibuchstaben. Archaistisch ist die vereinzelte Aus¬

lassung von Vocaibuchstaben im Inlaut, welche nach den gewöhn¬

lichen Regeln zu setzen wären.

§ 4.

Sonstige orthographische Besonderheiten des Palmyren. sind

kaum zu verzeichnen, man müsste denn die auf griechischem Ein¬

fluss beruhenden Abkürzungen "iiN für oibnN (wie so oft auf In¬

schriften AvQ für AvQTihog) Ox. 3 und, dem Räume nach zu

urtheilen, ursprünglich 66 sowie für ti-^b-y'IovXtog Ox. 3 hierher

ziehen. Erwähnung verdient noch, dass das nicht ausgesprochene t«

des arab. Gottesnamens Allät *) (nbs Nab. 1. 6. 8) in den Namen

nbam; nb"ilt3 150; nbna» 94; nbabTZ5 7. 54 auch nicht geschrie¬

ben wird (aber Nab. 2 nbNam). Einiges Andre, was hierher ge¬

hören möchte, wird passender bei der Lautlehre behandelt.

§ 5.

n. Zur Lautlehre.

Die kurzen Vocale des Palmyr. können wir nicht beobachten;

höchstens könnten wir dies mit Hülfe der griech. Umschriften bei

einigen Eigennamen, die noch dazu grossentheils arabischen Ur¬

sprungs sind. Ich halte es für gerathener, hier auf eine Unter¬

suchung zu verzichten, die doch kein erhebliches Resultat haben

könute.

1) Vrgl. bei Jäqüt das Dorf Lj^jäJ' unweit Haleb =nbN 1B3; '°

U-

La^ ^ scheint mehr die aram. Form NntlbN *1DD gewahrt zu sein.

(10)

94 Nöldeke, Beiträge eur Kenntnits der aramäischen Dialecte.

Die langen Vocale sind im Ganzen dieselben wie sonst

ira älteren Aram. Das ä ist allem Anschein nach nirgends zu ö

geworden, was bis zu jener Zeit im Aram. überhaupt nur vereinzelt

vorgekommen sein wird. In den griech. Umschriften steht wenigstens

einem ursprünglichen ä immer ein a, nie ein w gegenüber, und nie

tinden wir für jenes gar ein i. (Im Nabatäischen macht eine Aus¬

nahme p-ist Haur. 3., wofür palmyr. ^lan 74. 81. 104. 116 vrgl.

36 b. 63; aber dieser Uebergang ist hier überhaupt alt

vrgl. Zeitschr. XXI, 474).

Dass der Unterschied zwischen e und i genau empfunden ward,

ergiebt schon ihre verschiedene Darstellung in der Orthographie;

daraus können wir auf ein analoges Verhältniss zwischen ö und ü

sehliessen, für welches übrigens gleichfalls die Orthographie spricht.

Auch diese Unterschiede waren aber ira Syr. vorhanden und sind

nur in der Aussprache der westlichen Syrer später bei ö und w

ganz, bei e und i theilweise verwischt.

Dass der Diphthong ai oft oder fast immer zu e geworden,

ergab die Orthographie; die Schreibart N für ^ zeigte diese Aus¬

sprache selbst im Auslaut. Das Palmyr. steht also in dieser Hin¬

sicht ungefäbr auf dem Standpunct der palästinischen Mundarten

und des Hebräischen, während sich das Syr. hier alterthümlicher

erhalten hat. Aehnlich wird es sich mit au, ö verhalten

Der Diphthong üi dürfte sich in der sehr merkwürdigen Forra

Nniipia 15; [Nniijni<[72] 16 finden, die ich wenigstens nicht anders 1 b '

als Nniini); auszusprechen weiss. Es muss eine Form = g.J^Ȋ/i

sein (also ganz verschieden von Iii]» und Jfcv^Lj») , wie fl.iQaa^.ao 1) Die semitischen Spraclien zeigen in diesem Puncte eine grosse Verschie¬

denheit oft zwischeu ganz nah verwandten Dialecten. Das Phönicisehe hat, nach der Orthographie zu urtheilen, sehr früh ai, au in c, ö verwandelt, und dieser Wechsel wird auch im Hebräischen alt sein. Im Arab, wird namentlich in hauranischen Eigennamen ai sehr oft durch griech. c oder auch /; wieder¬

gegeben, und ebenso ist später die Aussprache e, 0 für ai , au immer sehr verbreitet gewesen, während die strenge Scliule sie missbilligt (wenn ich wenig¬

stens die Stelle Not. et Exlr. IX , 51 f. richtig verstehe). Im Aram. hat die Aussprache der westlichen Syrer das ai, au in offner Silbe überall gehalten, während die meisten aram. Dialecte sie bis auf gewisse Fälle aufgegeben haben (das Mandäische scheint übrigens ai, au auch meistens zu bewahren). — Viel Gewicht aber ist auf diesen Wechsel nicht zu legen.

2) Für dessen langes u spricht der , freilich noch nicht belegte , Plural JI^VQ^O^OO ; wenigstens kommt , so weit meine Beobachtungen reichen , im Syr. dieser Plural auf Jßw nur bei Wörtern vor, die vor der Femininenduug eine Silbe mit langem Vocal oder Doppelconsonanz haben. Merx wirft Ztschr.

ü - > b '

XXII, 677 Wörter verscbiedener Form (^J^Jift/« und &l*ä/«) zusammen. Auch ist j]^i,!cD nicht \Jl*i , wie er meint, sondern SLliä; jenes wäre j S.- An

(11)

Nöldeke, BeUräge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 95

§ 6.

Der schon durch die ältesten syr. Lieder, die wir kennen,

bezeugte, im Talmudiscben und noch mehr im Mandäischen gewöhn¬

liche, dagegen dem Palästinischen ganz oder fast ganz fremde

(Zeitschr. XXI, 461) Abfall auslautender, tonloser l und ü zeigt

sich au einigen Stellen ganz deutlich auch im Palmyr. Wir haben

nämlich als PInralformen nns obwJ 4 und aipN qxujo/ 4. 28. 29

neben i73ipN 5. 10. 12 und anderen Pluralen auf i. Man würde

auch an andern Stellen in der Formel Di73m «bia Mb QipN 15 u. s. w.

sowie in t<i"i73nm — oiiac: aip Rom. 2 das Verbum als Plural¬

form ansehn (wie in [sjT'an ■^lydh laipi Tia» Ox. 1), wenn nicht

'ai isym banbt» Nsa 37 (vrgl. 92) zeigte, daes hier auch der

Singular stehn kann. Das i fällt ab in den Formen fnas, iTins,

lm53 , nrn , die einigemal für die häufigeren ifnaN , irnns , imaa ,

imin vorkommen; so auch mii 95 (vrgl. noch den Fall § 11).

Hier wird die kürzere Schreibung wobl die herrschende Aussprache

wiedergeben, während die mit dem auslautenden Vocaibuchstaben

der Etymologie folgt, grade wie im Syr. ein solches o und ^

fast stets geschrieben, jedoch mitunter auch, namentlich in ältern

Handschriften, der Aussprache gemäss weggelassen wird.

§ 7.

Consonanten. Besondere Eigenthümlichkeiten derselben las¬

sen sich ira Palmyr. nur wenige nachweisen. Was die Zischlaute

betrifft, so finden wir einigemal ia, wo wir 0 erwarteten, nämlich

in iNiaiü „raultae" 15, NOiy „Bett" Lond. und pic „unser Herr"

135, wenn dafür nicht lieber p): zu lesen sein sollte (wie 23. 24)*)

(ferner lujy Nab. 6; -jiiiay Nab. 7). In allen diesen Fällen hat

das Hebräische ia und raüssen wir ia schreiben. Doch halte ich

diese Schreibweise nur für Reminiscenz an einen älteren Sprachzu¬

stand ; denn dass der specifische , sowohl von ttj wie von o ver¬

schiedene Laut des iü nicht mehr vorhanden, sondern, wie sonst im

Aramäischen, zu D geworden war *), beweist das unmittelbar neben

■j^i^'U vorkommende in^jd und beweist nno „zeugte" 15, welches

etymologisch auch ein iü baben raüsste. Sonst finden wir keinen

Wechsel von Zischbuehstabeu; Derenbourg's Vermuthung, dass Nabo

11 für das sonst übliche NJabs: stände, ist auch aus sachlichen

Gründen nicht zu billigen.

Den Anlaut i haben wir in Nn^MDi Rom. 1, welches doch

1) 1M3 ist im Aramäischen nicht sicher nachweisbar.

2) Im Arabischen ward aus 'Ii im Gegentlieil '2. Durch den theilweisen Gebrauch des 123 (tS) fiir * verwirrt, liessen die Nabuläer das 0 allmählich in

der Schrift ganz fallen und gebrauchten ti sowohl für wie für So

kam diese unbequeme Weise auch ins Koranische Alphabet und wurde erst

durch die Anwendung der diacritischen Puncte wieder beseitigt. — Ueber

\13, 12) uud 0 habe ich früher gesprochen in Orient u. Occid. I, 763; Gütting.

Nachrichten 186S S. 491 f.

(12)

96 Nöldeke, Beilräge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte.

wohl von i^-j herkommt, obgleich freilich die davon abgeleiteten

bekannten Wörter kein solches aiyvov wie das hier gemeinte be¬

zeichnen können *); jedenfalls gehört das t aber zum Worte selbst.

Dasselbe wird arabischen Ursprungs sein, wenn auch J^o und JJ©

zeigen, dass das Aram. den Anlaut i nicht ganz verschmäht (gewiss

mit Unrecht liest aber de Vogüe Nab. 8 ^'5, schon weil bei

einem Verbum eine solche Entlehnung weit befremdlicher wäre).

Das 3 scheint auch im Palmyr. gern einem folgenden Conso¬

nanten assimiliert zu sein vrgl. das häufige Nn^nn, nniin, nnin,

innninn (nur einmal Nnsim 124 a) ; nns 49. 51; nnns 33 a (Nabat.

nnn3N Haur. 8. Nab. 3. 10 2); pDN 7, und selbst in Fremdwörtern

Nilüp centuria Afr. 1; NpiübpD avvxXijTixog 21 (Npiübp30 22);

obanJN 'Ayad-ävysXog Lond. Wenn hier zuweilen das 3 noch ge¬

schrieben wird, so ist das wohl nur etymologisch, nicht für die

Aussprache. (Eine ähnliche Assimilation des b zeigt iin-asa Haur.

2 = palmyr. iniübsa ; denn dafür, dass dies nicht ein blosser Fehler

ist, spricht der Eigenname ^Ä^^L^vri Assem. b. or. H, 399, vrgl.

Mart. H, 97, den Barh. bei Assem. a. a. 0. freilich durch

^c^aa*. K^'l^ erklärt, der aber gewiss als „Sohn des Himmels¬

gottes" zu erklären ist vrgl. Jo^va Wright , Martyrol. 7, 4 und

sonst, jyoCtS Assem. b. or. I, 19 = dem alten nnn "p u. s. w.).

Die Vermischung der Gutturale ist im Palmyr. eben so wenig

verbreitet wie im Syr. oder im Christlich-Palästinischen. Nnbn für

das sonst so häufige Nnb» 77 ist als Fehler des Copisten anzusehn;

man hat das untere Ende des rechten Schafts zu tilgen und so das y

herzustellen. Darum ist es denn auch nicht erlaubt, 29 zu lesen

Nmi n3i3T na und Nmi = Jb>.i^^ zu erklären; streng nach Ana¬

logie von 22 und 23 ist auch hier das durch Xa^nQordrrjv ge¬

forderte "iin3 vorauszusetzen, und mit der einzigen Annahrae, dass der Steinmetz hier einmal den diacritischen Punct vergessen, gewinnt

man die in jeder Hinsicht passende Lesung Nmins iar na s).

Im Fragewort, das in inain „wie" 71 steckt, hat das Palmyr.

mit andern Dialecten gegenüber dem Syr. ein n statt n (vrgl.

Zeitschr. XXI, 465).

Das N verliert seinen Consonantenwerth wie im Syr. im Silben-

schluss nach dem Vocal wohl stets , vrgl. T231 , niUl. Aber nach

einem blossen Vocalanstoss scheiut es sich fest zu halten, wenn

man sich wenigstens auf die Orthographie nNnnbn „dreihundert" 6

1) Auch mir ist innerhalb des arabischen Sprachgebrauchs nichts derartiges bekannt. Fleischer.

2) Nab. 7 ist unsicher.

3) Zenobia's Vater hiess also wie der zweite Feldherr, der wie ihr

Mann ein Sept im ier war, iat Zabbaeus, »Ijj.

(13)

Nöldeke, Beträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 97

verlassen kann; noch mehr spricht dafür der Eigenname NbiNiB

2!iBtlci 17. 18. 95 gegenüber dem talm. Nb^ö Megilia 16», syr. JJLjl

{^iXäq der Apostelgeschichte) und vielleicht dem nabat. «bta Nab. 8

(der Bedeutung nach == bwi). Dagegen ist dieser Consonantenwerth

geschwunden in dem Eigennamen nd 75 (und dem Gottesnamen N3 in

NabNia» *) Nab. 3 und Zeitschr. XXIII zu S. 150), wenn dieser, wie

ich meine, =J|3 „schön" (und = J]^ „erhaben") ist.

Eigenthümlich ist am für prn 137.141. Die Form NUtap „sagit¬

tarius" Afr. 1 hat dagegen Analogien. Denn das Verbum I3ü3p

Q

wird von Buxtorf belegt, während allerdings noch unbelegt

ist, und zahlreiche Stellen köimte ich für j^>JO „Schuss" und das

Verbum .^jO geben (nicht für \^miä) , wo derselbe Wechsel des t:

für n, aber noch dazu der des 3 für p eingetreten ist *).

Möglich ist allerdings , dass sich hinter einigen der noch un¬

enträthselten Wörter bekannte Gestalten verbergen, die nur durch

eigenthümlichen Lautwandel verändert, aber für sehr wahrscheinlich halte ich das nicht. Ich kann mich wenigstens nicht entschliessen,

so starke und gänzlich ungewöhnliche Umänderungen anzunehmen

wie die von ^•\•'^^^ (welches 17 so in der gewöhnlichen Form vor¬

kommt) oder von T^Nm (syr. ^JjL, vrgl. Jes. 27, 10, hebr. Nian)

in i-iNTi 15 3).

§ 8.

III. Zur Formenlehre bietet das vorliegende Material nur

ziemlich geringe Beiträge, die sicb freilich aus dem, was wir sonst

vom Aram. wissen, einigermaassen zu einem Gesammthilde ergänzen

liessen. Am wenigsten können wir dies aber beim Verbum, vou

dem nur einige Formen auf diesen Inschriften vertreten sind.

§ 9.

1. Nomen a) Pronomen.

Das einzige selhstständige Personalpronomen, das

vorkommt, ist in „er" 8. 36b. 63. 79 (Haur. 2. 3).

§ 10.

Unter den Po s s es si v s uf f i x e n ist die erste und dritte

Person vertreten :

1) bN darin sehe ich lieber als bN denn als den arab. Artikel an. — Vrgl. über den Namen Levy in Ztschr. XXIII , 320 , dom ich aber in Bezug auf den punischen nJIS» nicht zu folgen wage.

2) Das ursprünglichere jj^kiuO belegt schon Cast. (vrgl. Tit. Bostr. 127, 11). MerkwUrdig ist, dass auch die }^ütt3p „wahr sein" dialectisch zu tilöD wird.

3) Gegen die letztere Erklärung spricht auch die Bedeutung entschieden.

Bd. XXIV. 7

(14)

98 Nöldeke , Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte.

1. sg. ibya „mein Gemahl" G2; ijani „mein Freund" 62. Dafür,

dass das l hier noch wirklich ausgesprochen wird, scheint

der Name in"ia Magdeiv (Acc.) 13 zu zeugen; dies ist jeden¬

falls ^rfpi „meine Herrinn" (syr. „Lpö).

1. pl. im „unser Herr" 23. 24.

3. sg. m. a) nnina „seine Stadt" 16; nia „sein Sohn" 2. 19. 38 a (Nah. 10); nbD „er ganz" mehrmals u. s. w. — nb „ihm";

nas „mit ihm" 6. = Möglicherweise ist auf der ältesten In¬

schrift 30 (vom Jahre 9 v. Ch.) ima, welches auf der Nord¬

seite (b) zweimal dem inua auf der Südseite (a) entspricht,

als Singular zu nehmen, der allerdings in den Zusammenhang

passte. Aber die Erhaltung des ursprünglich auslautenden

Vocals wäre hier doch so vereinzelt, dass wir es vorziehn

müssen, nach der besser erhaltenen andern Seite im:a zu

corrigieren. Auf keinen Fall darf man in'ia lesen. — ni«DiS ,

das de Vogüe 14 am Ende liest und = nDia setzt, verbessre

ich in [n]at< oia „aus dem Gelde seiner Mutter".

ß) im^x, mas „sein Vater"; imns, mnx „sein Bruder" (da¬

für hat der Steinmetz Ox. 2 imns gesetzt). — inm , min

„sein Leben" (imin 86 ist wobl Fehler der Copie); imaa

m:a „seine Söhne"; — imbs' „auf ihm" 9. ■30a. b (vrgl.

oben § 6).

3. sg. f. cc) nbya „ihr Gemahl" 13. 84. 98 (Haur. l); nniastn

„ihr Schmuck" Rom. 1; nbs „sie ganz" 1. 28 u. s. w. —

na „in ihr" 71.

ß) mas „ihr Vater" 105.

y) nnN „ihre Brüder" 105; nin „ibr Leben" 84. Aus diesen

Formen ergiebt sich, dass nni 95 auch durch Veränderung

zu nili nicht gut den Sinn „ihre Hände" erhalten kann ').

3. pl. (Nur das Masc. zu belegen), "iinnpi „ihre Ehre" oft; pnbibün

„ihre Bedachung" 8; iinniia „ihre Stadt" 1. 2 u. s. w. —

■-laN „ihr Vater" Ox. 1 — -ji-niTiS „ihre Balken" 8 —

■)inb „ihnen" — pni-n, imin „ihr Leben"; limsa, ",ni3a

„ihre Söbne" u. s. w. —

§ 11.

Von Objectsuffixen finden wir nur solche der dritten Per¬

son. Die 3 sg. m. ist bloss durch Fälle vertreten, in denen das

Suffix an die vocalische Endung ä tritt. Wir haben niip „rief

ihn" 103; ni:y „erhörte ihn" 92. 103. Man könnte bier an For¬

meu wie im Talmudischen und Mandäischen denken (n'ip), aber

diese an sich schon unwahrscheinliche Aunalinn! wird widerlegt

1) Icli kann don .Sclilussatz nur ütiersetzen : ,,icli ((nlor ,,sic") übergab es seinen Händen" oder höchstens vollendete cs für ihn". Ich glaube übrigens, dass die Inschrift nach der eiuen Seite hin unvollständig ist und ihre Schwie¬

rigkeit zum grossen Theil daher rührt.

(15)

Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 99

durcb ■'[fT'jlp 79, 3, also ganz=«o^vo; wir baben demnach in

rr^ip und Ti^i» wieder den Abfall des auslautenden, auch im Syr.

stummen Vocals zu sehn (§ 6). Wichtig ist aber das Vordringen

des 1 vor das T, nach syr. Weise gegenüber dem sonstigen iMip.

Die 79, 5 vorkommende Form nip ist gewiss unrichtig. ' ' '

Für die 3. sg. f. haben wir nn» „half ihr" 5 und nach Vo¬

calen ns» „erhörte sie" 105, msa „bauten sie" 67. Die 3. pl. ist vertreten durch piaon „sparte ihnen" 6, also nicht mit Selbstän¬

digkeit des Pronomens wie im Syr. ^^m-..).

§ 12.

Von den in den meisten aram. Dialecten so zahlreichen De¬

monstrativpronomen lassen sich nur die Formen für hic,

haec, hi belegen; aber diese sind auch besonders characteristisch,

da sie gegenüber den wesentlich anders gebildeten Formen des Syr.

und gar der noch östlicheren Dialecte Uebereinstimmung mit den

palästinischen zeigen. Wir habeu nämlich

sg. m. nn „dieser" (n:i), nie ohue das n-r , welches ich als

Endung des st. emph.'ansehe (also ganz wie im Biblisch-Aram.).

(Nabat. scheint auch nt als masc. vorzukommen *) in N51N NT

Nab. 3 und Niaou Nt Ztschr. XXII, 263, dessen zweites

Wort allerdings nicht recht sicher ^) ; man könnte hier einen

arab. Einfluss vermuthen, denn Ij ist ja stets männlich

Sonst ist übrigens nDi auch nabat, vrgl. Haur. 3. Nab. 1. 6).

sg. f. m und nicht selten auch nn (so auch U5D3 nDT Nab. 11

neben ii:d3 N"i Nab. 10).

pl. ibN (rVN) 1. 2. 33 a ^).

In den palmyr. Inschriften werden diese Pronomina ihrem Sub¬

stantiv stets nachgesetzt, sogar in Fällen wie N3a nsi Niap 37

(dagegen ia» n N»ln n2i Nab. 1).

§ 13.

b) Substantiv und Adjeetiv. Auf eine Uebersicbt der vor¬

kommenden Nom inal Stämme müssen wir natürlich bei dem un¬

genügenden Material verzichten.

1) In ni NmapU rr^a 64 ist die Zusammensetzung als weiblieh be¬

handelt wie im Syr. JfcOA. fcwi Assem. b. o. I, 272; jj-./ )O.XD Aphraates 268 u. a. m.

2) Wenn Levy mit Keeht N13D73 auf einigen nabat. Inschriften liest, so muss die Bedeutung dieses Worts eine andre sein als die von vX^W* .

3) So sclion auf der arab. Inschrift bei dc Vogüe im Text 117 in !>3

(oder Nachdem Ewald die Ziffer enträthselt hat, bleibt

in dieser Inschrift nur noch der Schluss der 2. Zeile zu erklären.

4) Natürlich können die Buchstaben ^^il 14 keinen Plural des Demon¬

strativ bezeichnen. Leider liisst die Lücke vor ihnen keine sichre Dentung zu.

7 *

(16)

loo Nöldeke, Beäräge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte.

§ 14.

Das Palmyr. gebraucht wie das Palästinische (Ztschr. XXI, 507)

die 3 Status ganz nach alter Weise und lässt den St. emph. noch

durchaus nicht so überwiegen wie das Syr. Beispiele der beiden

andern Status begegnen uns reichlich vrgl. z B. am if y-\yn 6 ;

"pw a"i 15; ins bsa l *) u. s. w. u. s. w. Natürlich kann aber der St. estr. nicht für den St. emph. schlechthin stehen und ist deshalb

nach npiTT NnTinD 29 am Schluss der Zeile ein n zu ergänzen.

§ 15.

Die Bildung der Femininformen zeigt nichts Auffälliges,

vrgl Nna-iia 95; Nm): 83 a. b. 98 (^ijo») u. s. w. Interessant

ist die Ableitung eines Femininums Nnnbit „weibliches Bild" 13. 29 von £<72bi:, wie das Syr. jl.;ob^3 „weiblicher Götze" hat (1 Kön.

15, 13; Ephraim bei Overbeck 8, 4, 7)

§ 16.

Die Pluralbildung ist gleichfalls wenig von dem abweichend,

was wir voraussetzen würden. Vrgl. im st. abs. yin 17; finlay

8. 11; pia 8. 11 (^jQ»); fem. }ti^iO laat ^) 15 u. s. w.; st. emph.

Niiabs 1. 2; Niau „boni" 3. 8 und so viele andre; stat. constr.

i72im, 'bn-i, Nia» u. s. w. (siehe oben S. 90).

Aber nebeu den alten Pluralen auf t?"- finden wir doch schou

einigemal solche auf und zwar nichl bloss in Fällen, in denen

dies gemeinaramäisch ist, wie i<in72nn (Niiann) Rom. 2; N^iip

fabri 23 (|lijb); N^ioaN „Fremde" 16 (^jäsoV), sondern aueh,

wie im Sj'r. und in den östlichen Dialecten, in Nian „die Kauf¬

leute" 4 (J-;^*) und Naba "^ba „König der Könige" 28 ; vielleicht

auch in NUOU-ip und N^aaDö 28 (siehe oben § 3% 6) *).

Die Anwendung der griech. Pluralendung bei einem griech.

Wort in NiDDülp xgccTtaroi und NvaüDD ^enrtfiiot 27 (siehe

1) Obgleich die Inschrift 1373 bietet, so scheint mir die leichte Verände¬

rang in lait doch durchaus nothwendig.

2) Mandäisch im Plural NnNabNSt Sidra rabba I, 24 , 20 unmittelbar neben N"'73bil£.

3) Siehe oben S. 92. Es ist als Plural von NDiat zu fassen; doch auch wenn man IJ^T liest , wird das Wort weiblich sein , denn in der Bedeutung

„mal' hat JjQJ gewöhnlich dasselbe Geschlecht wie jlisJO) (sonst aber nie).

Auch Nab. 13 ist wohl l^iat ITinnb zu lesen.

4) Eine Form NTlbS .,Altäro" (statt Jl.n \\ ) wäre unerhört; diese Ergän¬

zung des NTl auf 93 ist um so weniger erlaubt, als der Sg. Ti'l darauf folgt.

Freilich weiss ich nicht, was auf dieser stark beschädigten Zeile geweseu sein mag

(17)

Nöldeke, Beiträge zur Kenntnits der aramäischen Dialecte, IQl

oben § 3», 6) ist aus dem Syr. zu bekannt, als dass sie besonders

auffallen könnte; freilich beweist sie ein bedenkliches Schwinden

der flexivischen Kraft der Sprache.

§ ü.

Von den Substantiven, welche im Aram. ungewöhnliche

Formen bilden, sind nur wenige auf den Inschriften vertreten.

Ich gebe sie hier in einer Uebersicht:

NSN „Vater" 12; imas, miN „sein Vater" (maN 87b wird

ein Fehler sein) ; inaN „ihr Vater" ; imat« „ihr Vater",

imn«, üiriN „sein Bruder"; nns „ihre Brüder" 105; pmnt»

„ihre Brüder" Ox. 1. Die Form nm« 82, von der es nicht

sicher, ob sie PI. oder Sg. sein soll, ist schwerlich richtig.

ia „Sohn" (st. estr.); nia „sein Sohn" (über ^nia siehe oben

§ 10); T^ia „Söhne" 71; iJa, N2a „Söhne" (st. estr.); imsa msa „seine Söhne"; pnija, piia „ihre Söhne",

nia „Tochter (st. estr.) oft; dafür na in larna 28 und NT^arna

84, in welchen beiden kein besonderer Eigenname daneben

steht, da NintSED für einen solchen nicht zu halten (so heisst

es denn 84 litna nia Niiarna nia») *).

Nia „Herr" 73. Lond. (st. estr.); pM „unser Herr" 23. 24

(135?); linia „ihr Herr" 28; ^mia „ihre Herren" 103; —

•jinnia „ihre Herrinn" 29.

§ 18.

c) Folgende Ordinalzahlen kommen vor:

pm „zwei" f. 95 (Tinin Nab. 13); mit Suffix masc. "inmiin

„sie beide" 1. 2.

NniB „sechs" m. 8.

N»ai25 „sieben" m. 11 (»a«3 f. Nab. 1).

(»aiü 1123» n;i23 „im Jahre 17" Nab. 6 zeigt eine merkwürdige

Verschiedenheit von der sonstigen Bildung der Wörter für

die zweite Decade, indem hier einfach die Femininformen für

10 und 7 zusammengesetzt sind, und zwar mit Voransetznng

der 10. Im Mandäischen haben wir beim Femininum aller-

: dings dieselbe Bildung, aber doch mit einem i dazwischen,

wie ^nlNm INDN „zwölf" Sidra rabba I, 189, 18 f.; indn

N^aiNi „vierzehn" eb. I, 383, 15; a^aNm inon „fünfzehn"

eb. I, 301, 9, 12; ebenso im Phönicischen »aiNi 10» Sid.

1, 1, und Aehnliches findet sich auf äthiopischem Gebiet*). Es

ist zu bedauern, dass die Beliebtheit der Ziffern statt der

ausgeschriebenen Zahlen uns nicht in die Lage bringt, zu

sehen, ob die Palmyrener sich auch so vom Ueblichen ent¬

fernten.)

1) Auch hn Mandäischen kommen nD und nNia neben einander als stat.

estr. von NnNia vor.

2) DUlmann, Aethiop. Grammatik 290, vgl. Prätorius in Ztschr. XXIII, 469-

(18)

102 Nöldeke, Beiträge zur Kcnntnise der aramäischen Dialecte.

(\aam piias „fünfundzwanzig" f. Nab. 7).

riNnnbn „dreihundert" 6.

nil „zehntausend" 17.

Hinsichtlich der Geschlechtsbezeichnung herrscht, wie man sieht,

Uebereinstimmung mit dem sonst Bekannten. Dagegen ist dem

Palinyr. eigenthümlich, dass das Zahlwort ganz wie ein Adjeetiv

immer hinter dem Gezählten steht, z. B. NnuJ TnTO» „sechs Säulen"

8; nN7:nbn y-p-^n' am n tut „dreihundert alte Golddenare" 6;

iai TTIt „zehntausend Drachmen" 17 (aber Nab. 13 scheint, wie

gesagt, TSST Tmnb zu slehn). Bei Daten steht riDiü im st. estr.

vor der weiblichen Zahl.

Von sonstigen Zahlwortern finden wir nur noch deu Ausdruck

NTinn in „zum zweiten Mal" 16 mit eiuer eigenthümlichen Sub¬

stantivbildung vou Tnnn. Dieselbe kommt als |..L»Lj auch im Syr.

vor in Hex. Jes. 61, 7; Jer. 33, 1; Dan. 2, 7; Jona 3, 1; Paulus,

Repertor. XIV, 51; aber das Wort muss doch nicht recht geläufig

gewesen sein, da es Jacob von Edessa in seinem Briefe über die

Orthographie mit andern unbekannten der Sorgfalt der Abschreiber

empfiehlt (ed. Martin p. 4; ed. Phillips p. 8).

§ 19.

d) Partikeln. Folgende Präpositionen kommen vor:

b; a; pa; b»; 05»; n» 36 a.b. Dazu kommt noch wenigstens

einmal die alte Objectspräposition ni 15, welche sonst auch in die¬

sem Dialect durch b verdrängt wird *), dann ferner eine Anzahl

von Präpositionen in Zusammensetzungen, siehe § 20.

§ 20.

Die sonstigen Partikeln sind:

1. C]N1 „und auch" 15. in, wofür einmal sicher 18 und einmal

vielleicht 71 die im Syr. und in anderu Dialecten gewöhn¬

liche Verkürzung n vorkommt; damit zusammengesetzt ina

„als" 15; in bina „dieweil" 1. 4. 5. 6. 8. 9. 10 (bna und

binab ist im Palästinischen beliebt, dem Syr. fremd, siehe

Ztschr. XXI, 487) (dafür n bapb Haur. 3; vrgl. im biblisch-

Aramäischen in bap ba) und inain in nana inain „ut scripsi"

71. (ns in Inn n» Haur. 2 walirscheinlich „so lange sie

leben").

pn „hier" 15 (^i). Nab „hierher" 15.

ma ban „deshalb" 15. Der erste Theil ist sicher das durch viele

Dialecte verbreitete '^q^^Jd „wegen", der zweite nia, wel¬

ches iu der Zusammensetzung niai p auch im Christlich-

Palästinischen die Bedeutung „so" hat (a. a. 0. 485), die es

im Syr. erst durch vorgesetztes hü empfängt (LqoÖ); Lbo'/

1) Vrgl. Nbn i5ab ^nai ba 132. Gewölmlich fehlt aber die Objects¬

bezeichnung ganz; vrgl. sofort 1, 1 "jbN Ninbü inaS.

(19)

Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 103

ist = ni5 „wie"). Wie mehrfach im Aram. Wörter, die

„so" heissen, von Präpositionen regiert werden, und wie

auch ^^^.^jo vorliommt (Aphraates 251, 11, vrgl. Targ.

Ps. 1,5), so steht hier ms bu):. Man darf dies aber weder

relativ auffassen, noch gar das vorhergehende ni hinzuziehn.

Adverbien von mehr stofflichem Character , um mich so auszu¬

drücken, sind "im „gratis" 7 und das mit der besonders im Syr.

beliebten Endung äith (die auch im Syr. noch einzeln bloss )^

geschrieben wird, siehe Wright in den „Errata" zu Aphraates 318

ult.; vrgl. noch eb. 249 paenult. cod. b) gebildete Wort niniSüJ 15,

das ich nini3"0 oder auch ninist^ spreche. Es bedeutet mithin

eigentlich „ruhig, still, friedlich", und der ganze Satz heisst „und

führte sein Leben ruhig", vrgl. jv»Q\ v^j „führte ein reines

Leben" Cureton, spicil. 43; fc^jjjsj. Iv^sy y ■■ Ephr. III, 269 F *).

Bei einer Ableitung von NSiü jotv» „schauen" kann ich eine hier

nothwendige Bedeutung schwer gewinnen, und kaum gelingt es dabei,

die Form grammatisch zu erklären, y nsiö ist im Syr. nicht selten

und Derenbourg's Zweifel daran unbegründet.

§ 21.

Vom Verbum sind, wie wir oben sagten, uur wenige Formen

zu belegen.

Vom Perfect haben wir grade für die Form am meisten Be¬

lege, für die wir ihrer am wenigsten bedürfen, nämlich die 3. sg. m., vgl.

lay „machte" ; aip „brachte dar" Lond. (Nab. 4); Dipt* „errichtete" ; pON „fübrte herauf" 7; Nsa „baute" (nabat. auch nsa); »iTi „war"

15. 16; ins „brachte" 15 u. s. w. Ueber rtblp siehe oben S. 87.

3. sg. f. niay mehrmals; n[pbDj „kam herauf" 5 (vielleicht Nab.

13, 4 misnN oder ni;anN).

3. pl. m. Tiay"mehrmals; laip Ox. 1. Rom. 3; wpt*; i:a „bau¬

ten" 30 a. b. (mit Suffix m:a 67). Formen mit Abfall des i

(taipN, nns) siehe oben S. 95.

Sonst finden wir nur noch Formen der 1. sg., nämlich nana „ich

schrieb" 71; ntüipN „ich weihte" 71; vielleicht n?2bt23N 95 (siehe

oben S. 98 Anm.). Ferner muss na:i 71 die 1. Pers. sein, aber

das Wort ist jedenfalls entstellt, vielleicht schon vom Steinhauer, der etwa nia'T = ni;a in schreiben sollte.

Vom Imperfect haben wir nur ganz wenige Formen, aber

glücklicherweise reichen sie bin, den bei der Eintheilung der aram.

Dialecte wichtigsten Punct für's Palmyr. ans Licht zu stellen. Die

3. sg. m. und pl. m. (mithin gewiss auch die 3. pl. f.) wird näm¬

lich im Palmyr. wie in den palästinischen Dialecten mit dem Präfix

12), nicht wie im Syr. und den östlichen Dialecten mit 3 oder b

1) Die syr. Redensart ist wolil aus ßiov äyeiv (vitam agere) übersetzt.

2) Den ältesten Beleg für diese Bildung im Aram. giebt uns wohl der Name

bNOli auf der Gemme bei Levy, Siegel u. Gemmen I, 2; de Vogüe, Mei.

1 I

(20)

104 Nöldeke., Beiträge mr Kenntniss der aramäischen Dialecte.

gebildet. Die Belege sind ^la^ „er segne" 132; 1W „sie seien"

71 (mit der in vielen Dialecten üblichen Unterdrückung des radi¬

calen ■), wenn nicht etwa zu sprechen). Vielleicht könnte man

9, 5 xni "ID „während er lebt" lesen und so eine dritte Form

gewinnen. Dagegen ist es sicher nicht erlaubt in 15 Nini -13 und

TiNi ID statt Nin und ^nN iiD zu lesen, da der Zusammen¬

hang hier durchaus den Bericht über etwas Vergangenes fordert.

§ 23.

Als Imperative haben wir aufzufassen pN „beschütze" 132ff.-, atn „stärke" 137. 141 (und iip „rufe aus" Nab. 1).

§ 24.

Ein Infinitiv ist iMpnb „zu errichten" 9. Leider steht aber

die Lesart nicht fest; es wäre ganz die syr. Form ojoax^.• • / die

aber auch im Christlich-Palästinischen vorkommt (Ztschr. XXI, 505).

§ 25.

Die Participien haben nichts Auffallendes, vrgl. ibni

„fürchtende" 1. 2 (st. estr.); Niä» „machende" 23 (st. estr.);

i52n"i „mein Liebender" ("ön-i) 62; nani „sein L." 25 ff. [imjjani

„ihre. Liebenden" 96 — Nnia „der Gestorbene" 150 -— "y-o.

gepriesen „oft"; NnDiia 95 — Nlia „bekennend" oft; Nma f.;

■jlia plur. - Nipna, mpna „genannt" (vielleicht ist auch pin 1»

„so lange sie leben" Haur. 2 "jnn als Particip zu sprechen; doch

passt auch pin vom Adjeetiv in).

§ 26.

Ein besonderer Vorzug des Aram. ist die Leichtigkeit, mit der

es neben den eigentlichen Infinitiven und Participien Nomina

actionis und Nomina agentis bildet. Namentlich im Syr. lassen

sich diese von jedem Verbum nach einfachen Regeln bilden. Das

Nomen agentis ist auch im Palmyr. nachweisbar. Vom Qal

bildet sich dies bekanntlich nach der Form biSE, von den abge¬

leiteten Verbalstämmen durch Anhängung des Sufixes än an das

betreffende Participium *). So haben wir navp „sein Vorsteher"

{ngoaTttTris) 26. 27 von dip, vrgl. Ephr. II, 193 D.; 224 E. ;

1 Kön. 4, 5, 7; 9, 23; 1 Macc. 1, 51 (und so ist nach dem

Sinn der Uebersetzer 2 Sam. 8, 6, 14; Zach. 9, 8 laacuo zu

verst-ehn) und NDipna „der Aufrichter" 28, ein im Aram. ziemlich

gewöhnliches VVort, das z. B. auch im Mandäischen vorkommt

(N:N:pNna Sidra rabba I, 215, 6; 352, 13; 368, 24), auf wel¬

ches daher Schreiber dieses, der Recensent im Centralblatt, Deren-

d'arch. pl. VI, 25. Freilich braucht der Name selbst nieht nothwendig aram.

zu sein. NBI „heilen" ist übrigens dem Syr. nicht gauz fremd.

1) Erst im Neu.«yrischen werden solche Nomina ag. auch vom Qal mit än gebildet (neusyr. Gramm. S. 106).

1 I

(21)

NöUlefce, Beiträge zur Keimtniss der aramäischen Dialeete. 105

bourg und Ewald leicht unabhängig von einander kommen konnten.

Vielleicht ist dieselbe Bildung in dem Eigennamen x:r-:[7:] 122 zu

suchen; es wäre JK .nnio „der Helfer".

§ 27.

IV. Vom Wortschatz des Palmyrenischen.

So gering im Grunde die Zabl der Wörter ist, welche auf deu

Inschriften vorkommen, so genügen sie doch einigermaassen, um

das Verbältuiss des palmyr. Lexicons zu dem der verwandten Mund¬

arten festzustellen. Bei Weitem die meisten Wörter — natürlich

abgesehen von den Eigennamen, von denen eiu grosser Theil ara¬

bischer und andrer Herkunft ist ') — sind gemeinaramäisch, Eiuige

palmyr. Wörter lassen sich nur im Syr. nachweisen, nicht im Jüdisch- Aram. ; so N'-'b:;»-! Jl-\j^ l siehe oben S. 88; tt-izy „Leben" 15;

■j:r „hier" 15; Nrb" in der Bedeutung „Altar". Dagegen sind nicht syr., aber jüdisch z. B. -ctpN „weihen" 71 (syr. Paelj; sran

„Herr", das vielleicht 83b in r;:3-(?) und sicber in mraia 5

vorliegt*); Nra-rr, rr^i:;- „Geldstrafe" 124a (vrgl. Esra 7, 26;

häufig ist a:? im Hebräischen); Hzi, m, pN; inb^na. Gradezu

hebräisch wäre 71, aber, obwohl dasselbe auf der Inschrift von

Carpentras vorkommt, so ist doch dafür wohl rein aramäisch ia:N

zu lesen.

Daneben hat das Palmyr. auch eiuige echt aram. Wörter, die

bis jetzt sonst nicht nachgewiesen sind. Dahin gehören ban, welches

ich als eine durch ban „verderben" im Grunde vorausgesetzte Qal-

form ban „periit" ansehe, und etliche andre, deren Bedeutung

und Aussprache zum Theil schwer zu erkennen sind. Einige Verba

werden eigenthümlich construiert; so transitiv statt rait br.

Besonders auffallend ist die Verbindung von '^on rait zwei Objecten

in der Bedeutung „Einem Etwas ersparen" „für Einen Etwas aus¬

geben". Leider steht an beiden Stellen, wo das Wort vorkommt

(6 und 15) grade ein ganz dunkles Wort dahinter

Bei dem jedenfalls starken Bruchtbeil arabischen Blutes unter

den Paimyrenern kann es nicht befremden , wenn wir auch einige

1) Eine genauere Beliandlung der Eigennamen wird man besser aufschie¬

ben, bis die griech. Inschriften Waddington's verölfentlicht sind.

2) J heisst „Lehrer" und hat im Sg. .

3) Violleicht ist 6 für Ii: zu lesen ITT „Reisevorrath". Dass das Geld für die Reisekosten (ävaXoi/iara) und nicht für alte Schulden ausgegeben, geht aus beiden Texten hervor. Uebrigens kann 6 die Ergänzung [äipeiSrJaav] rt nicht gut richtig sein , da dfeiSelv mit dem Genitiv verbunden werden muss 'wie 15;, zu dem noch der Dativ der Person treten kann. Der Gegensatz der Bedeutung von "^On und dftiSctv ist leicht auszugleichen : er spart sein Gut nicht, wohl aber das des Fremden.

(22)

106 Nöldeke , Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte.

arab. Wörter hier finden. Dazu gehört mD Äi^s „Geschlecht"

1

32. 33b. Ox. 1; wahrscheinlich rani (.Li-j „Marmor" 18 (nach

Derenbourg's scharfsinniger Vermuthung); im 3. 17 „verehren" in

der Bedeutung „schenken" vrgl. iXs^^i *); vielleicht auch nnbü 13, wenn es, wie der eben genannte Gelehrte meint, x^y.^^' in der Bedeu¬

tung des sonst üblichen *idu5 ist, wobei man nur das ~b vermisst*);

NmapM 64, das ich wenigstens nicht in dieser Form als aram.

kenne, wohl aber als B^aIU, das jedoch einst auch im Aram. ver¬

breitet gewesen sein kann. Auch die Anwendung von üin „Heiligthum"

35 (vrgl. 3, wo aber wegen der Lücken die P'orm nicht ganz fest¬

zustellen) ist mehr arabisch als aramäisch. Ueber Nn^üDi siehe

oben S. 95 f. 3).

Eine Menge von Wörtern ist griechisch , resp. römisch , wie

denn das bei den Verhältnissen Palmyra's und dem, was wir sonst

vom Aram. wissen, gar nicht anders zu erwarten war. .Man darf

überhaupt nicht glauben, dass der starke Einfluss des Griechischen

auf das Syr., und zwar nicht bloss auf dessen Wortvorrath, erst

aus def cbristlichen Zeit herrührte. Stärker als Alles, was wir im

Syr. \'üu Spuren griech. Einflusses finden (abgesehen natürlich von

solchen Entstellungen der Sprache, welche sich sklavische Ueber¬

setzer zu Schulden kommen lassen, die aber nicht dem allgemeinen

Sprachgebrauch angehören), ist die auf den palmyr. Inschriften ganz

gewöhnliche Weglassung des ia bei einer längeren Reihe von Namen,

wie man viog weglassen kann, während doch die Verschiedenheit

des Genitivgebrauchs im Aram. einer solchen Auslassung ganz ent¬

gegen war *).

Die griech. Wörter sind zum grössten Theil gewissermaassen

amtliche wie Dmi «bia; NiDpn; aü-iüDN, NaaiUDN 15. 25 (dafür

1) Der Zusammenliang verlangt ein Perf., und kann deshalb nicht

von 153 abgeleitet werden. Die V^T353 ist übrigens dem Aram. nicht fremd ; siehe Buxtorf.

■2) Vielleicht ist der Frauenname m . . 50 zu ntlibM zu ergänzen d. i.

das noch in neuerer Zeit übliche R^>^Jl/< ,

3) Man könnte auch bei der auf den Weihinschriften so häufigen Formel NMbsb n73T23 "^i^iab an arab. Einfiuss denken , da ähnliche Constructionen im

>

Arab, beliebt sind ( z. B. ^^^j ^^jjm.^^) . doch hat sich jene wohl selbstän¬

dig gebildet aus der Redensart NUb^b ll'O'Si '^"'13, einziges Ad¬

jeetiv aufgefasst ward.

4) Gleichfalls eine Nachbildung des griech. Sprachgebrauchs , aber aus mehreren Gründen weit weniger dem Geist des Aram. zuwider ist die Voran¬

setzung des Adjectivs in ND-'ÜDN DÜDülp 25 ff.

(23)

Nöldeke, Beiträge xur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 107

NJnlD5< Nab. 7» mit der Ausstossung wie in didn, ülD talm. und

targ. neben D1UDN und ^^^co^ Martyr. II, 103,. 143 arab.

üj<o, -bIjA» aus strata ^) u. s. w., aber auch Wörter wie NiDDSN

16 (mit der Adjectivendung äi aus ^ivog gebildet jJmo/); N?3ar

„Gilde" rdyfia ]^X^ 23 u. s. w. kommen vor.

In der Wiedergäbe der griech. Consonanten folgt das Palmyr.

durchgängig dem sonst Ueblichen. So ist ü = t , r\ =■&. Eine

Ausnahme bildet wie im Syr. das früh aufgenommene, eben genannte

N73an Tay fia (und NsnlDN Nab. 7a). Für |, x steht wie gewöhn¬

lich OS in NiiDSN, Dia0373 Max im US Afr. 1, üMiiü'^hm'AXk^avSQog

b. 15. 26; aber öp in DpbB rjlt^ Rom. 2. Sonst ist p im¬

mer = X ; vielleicht mit Ausnahme von Nii:s 11, weun dies wirk¬

lich xavoiv ist, was freilich sehr fraglich. Denn von den bekannten

Bedeutungen von xavuiv passt keine *); sonst kommen allerdings

Reflexe von xavoov im Aram. mit s vor. Der Spiritus asper

wird immer durch Ii gegeben , der lenis durch N (aber NDlDln

Nab. 3 für 'inag^og, wie dies Wort auch sonst im Aram. sehr oft

geschrieben wird; etwa weil man an vnag^og dachte?).

Die griech. Nominativendungen werden zum Theil beibehalten,

wie wir sahen, sogar im Plural Nit2Diaip (siehe oben S. 100); zum

Theil weggeworfen wie in SCjnuON; NDIDDN; pm dTjvdgioi 6;

NUib-ia ßovXevTTjg 20; NpcM 20, 27 neben DipsM 26 inntxogu. s.m.

(So NIDT Haur. 2, das ich = d-kargov setze ')).

Aber noch aus anderen Sprachen finden wir einzelne Wörter

im Palmyr. So ist sicher persisch der Titel NtjaaiN agyanirrig

26. 27 (über dessen jüdische Formen vrgl. Levy in Ztschr. XVIII, 90 *)).

Mau hat in dem ersten Theil des Wortes das persische arg erkannt

(Schefer bei de Vogüe). Dass diess richtig, beweist das wirkliche

Vorkommen dieses Titels bei den Persern ganz um diese Zeit;

deun wenn die Ausgabe des Ibn-al-atir I, 273, 7, 9 (nach Tabari

und dieser sicher nach sehr guten persischen Quellen) den Stadt-

commandauten J^aä..! nennt, so ist das einfach in lX**-^! zu ver-

1) Vrgl. ftai (niltp Buxt. 2107) neben NlUOp , J*»^XnO (letzteres

ziemlich häuiig) aus Castrum. In Nab. 7a ist übrigens N5S21DN mit 0

zu lesen ; die für ^ so chäracteristische Länge des linken Schaftes fehlt , und der Buchstabe gleicht fast ganz dem 0 in C]DD auf den nabat. Münzen.

2) Der Plural xavoves kann die Stäbe in einem Käficht bedeuten , aber darum darf man N51!D doch noch nicht durch „Geländer" oder dergl. über¬

setzen. Kavoiv giebt hier gleichfalls keinen Sinn. Auch Derenbourg's Ansicht, dass = N3S „Basis", ist mir bedenklich.

3) Die zahlreichen Forraen , in welchen d'iarQOv in syr. und jüdischen Schriften vorkommt, behalten im Sg. das ov p bei.

4) Vrgl. auch Targ. 2 Chron. 28, 7.

1 0 *

(24)

108 Nölcleke^ BeUräge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte,

".*.''-'

ändern; also haben wir -)- aJ^I „Burgherr"^). Als ein altes

Lehnwort wird auch das durch alle aram. Dialecte verbreitete (schon

Dan. 11, 45 vorkommende, in's Arab, als ^i>s aufgenommene)

Wort NSIEN anzusehn sein (vrgl. Gesenius, thes.; Buxtorf und

Payne-Smith s. v.), das ich 16 durch die Restitution NsnefNi]

erhalte.

Vielleicht erklärt sich mit der Zeit noch ein oder das andre

jetzt dunkle Wort aus einer nicht semitischen Sprache.

§ 28.

V. Das Verhältniss des Palmyrenischen zu den

verwandten Mundarten lässt sich nach dem Gesagten kurz so

aussprechen, dass dasselbe zwar in einigen wichtigen Stücken zum

sg. Syrischen (d. h. Edessenischen) hinneigt, jedoch den Mundarten Palästina's entschieden näher steht und deshalb der südwestlichen

AbtheilungdesAramäischen beizurechnen ist, welche Barhebr.

die palästinische nennt. Mit dem Palästinischen hat das Palmyr.,

um nur einige Hauptsachen zu nennen, die Imperfectbildung mit i,

die Demonstrativa nsn , ini , lbs , die Pluralbildung auf t*;«" gemein.

Einiges, wodurch es dagegen dem Syr. näher tritt, sind eben über¬

haupt jüngere Erscheinungen, die sich nur im Syr. eher geltend

machten als in anderen Mundarten; so der theilweise Abfall des

auslautenden i und ü und die einzeln vorkommende Zusammeuziehung

jener Pluralendung in n— . Dass das Palmyr. dem Edessenischen

etwas näh£r steht als die jüdischen und christlichen Dialecte Pa¬

lästina's, erklärt sich übrigens aus der geographischen Lage von

selbst; zum Theil ward dies wohl auch durch geschichtliche und

Culturverbältnisse begünstigt. Aehnlich wie das Palmyr. stellt sich

der auf den Inscbriften der Nabatäer gebrauchte Dialect zum Palästi¬

nischen, soweit wir nach dem geringen Material urtheilen können;

er wird sich ihm wohl noch etwas raehr genähert, vielleicht aber

noch mehr Einflüsse vora Arabischen erfahren haben, der eigent¬

lichen Muttersprache der wahren Nabatäer.

Die Palmyrener haben ihre Sprache gewiss einfach die ara¬

mäische oder, wenn sie sich griechisch ausdrückten, die s y r i s c h e

genannt. Bekanntlich spricht Epiphanius (haer. 66, 13) von der

Sprache Palmyra's als einem syr. Dialect, und zwar zieht er sie

allen übrigen Dialecten vor *). Man würde sich aber irren , wenn

1) Der Wechsel des Auslauts hat in bekannten Eegeln des Persischen seinen Gruud ; auffallen kann es aber, dass nach der palmyr. und arab. Schreib¬

weise (nicht nach der griechischen) der Anlaut des zweiten Theils schon b statt des ursprünglichen p ist, während z. B. fUr ySiy m den Märtyreracten noch immer j^ÄQJD steht.

2) Dass dies der Sinn der Stelle ist, leuchtet ein; im Einzelnen ist uicht Alles klar, z. B. ob ßa&VTdrtiv richtig und, wie cs im Bejahungsfälle genauer aufzufassen ist.

1 B *

(25)

Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. 109

man meinte, Epiphanius, der jüngere Zeitgenosse des h. Ephraim,

zu dessen Zeit das Edessenische bei den syr. Christen schon trium¬

phiert hatte und Niemand mehr die palmyr. Buchstaben gebrauchte,

schilderte den Zustand seiner Gegenwart. Der bekanntlich höchst

kritiklose Kirchenvater copiert hier einfach eiuen älteren Schriftsteller.

Nur als Palmyra noch von allen rein syrischen Städten des römischen

Reichs bei Weitem die bedeutendste und glanzvollste war, konnte

sich die Ansicht bilden, dort werde auch das beste Syrisch ge¬

sprochen, wie denn so ziemlich bei allen weitverbreiteten Sprachen

gewisse Puncte als die gelten, wo sie am reinsten und schönsten

erschienen; ein Glaube, der, beiläufig bemerkt, gewöhnlich auf

blossen Vorurtbeilen beruht. Seit Zenobia's Sturz hat Tadmor nie

wieder eine bedeutende Rolle gespielt; nicht lange nach diesem

Sturz siegt das Christenthum überall in Syrien und gelangt mit ihm

die Mundart Edessa's zum höchsten Ansehn.

Nachtrag zn S. 03 Anm. 1. Die Glosse des Hesychius

' ATxayd&t] 'A&ägr} nagd Sdv&a zeigt uns, dass Xanthus der

Lyder noch die Form mit verdoppeltem t gebrauchte; er hatte ge¬

wiss 'AxTagydd-ij oder 'AvTagdd-?], während die Lesart bei He¬

sychius allerdings durch die alphabetische Folge gesichert ist. Eine

Andeutung der Verdopplung liegt vielleicht noch in dem r der ge¬

wöhnlichen Form 'AragyaTTj u. s w. (vrgl. 'Axovgiu für "iint<

= "iiffiN), während m ' Ad-dgrj,'A&dga (Strabo 785) die Ver- , }C

dopplung eben so aufgegeben ist wie in^yS!, der Aussprache des

Ländernamens bei den Arabern.

(26)

110

Eigennamen in ihrem Unterschiede von Appellati¬

ven, und mit der Namengebung verbundener

Glaube und Sitte.

Von A. F. Pott.

Der Eigenname entliält bekanntermassen die Bezeichnung

des Individuellsten und Einzelsten, sei es nun einer Per¬

son, eiues Ortes u. s. f. Bei aller Willkür jedoch, welche der

Namengebung anzukleben pflegt, kann jene doch nicht, oder, besser

gesagt, wird — mindestens vernünftiger Weise — nie so weit ge¬

trieben, dass der Name an sich und von vornherein sinnlos

wäre, d. h. irgend welcher allgemeineren Bedeutung entbelirte,

welche dann nur Anwendung zu erleiden hat auf ein Besonderes.

Von den Namen sagt mit vollem Recht De Brosses (vgl. Farrar,

Orig. of lang. p. 61.): Iis n'ont pas, plus que les autres mots, et6

imposes sans cause, ni fabriques au hasard, seulement pour

produire un bruit vague. Nur sind viele Egn. durch Veralten,

durch Entstellung und drgl. für uns „leblos" geworden, welches

Ausdruckes sich Grimm 11. 579 auch für andere Bildungen bedient.

Bei der unzählbaren Masse von Objecten, oft derselben Gattung, ist

es unmöglich, ja wäre auch unnütz, jedem Einzelwesen, z. B.

jedem Baume des Waldes im Besonderen, jeder Aehre des Feldes

u. s. w. einen ihm eigenen E i n z e 1 n - N a m e n zu geben ; und

dient zu diesem Zwecke der Besonderung z. B. der Artikel als

nicht unpassendes Mittel.

Es liegt hienach auf der Hand, dass in letzter Instanz alle

Eigennamen doch eigentlich Appellativa entweder gewesen oder

selbst auch neben ihnen herlaufend geblieben. Um desswillen darf

man sich nicht darüber wundern, wenn in den Sprachen das Be¬

dürfniss hervortritt, denjenigen Namen, welche als wirkliche Nomina

propria fungiren sollen, einen untrüglichen Stempel der Unter¬

scheidung von den Appellativen aufzudrücken, derart dass Ver¬

wechselung verhütet wird. Der Mittel hiezu nun, welche mensch¬

licher Witz, freilich wohl meistens ohne besondere Ueberlegung und

mehr absichtlos, in Anwendung gebracht hat, sind mannigfalt und

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Bha((abänali Sthänvifvaräkhyajanapadavarnane | yatra ca mätangagäminyah «tc. Gemeint ist eine kurze Schilderung von Sthärivi^- vara, die sich im Harshacarita ed.. Aufrecht,

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graphie, 8&#34;, 235 S.; die parallelen Stellen nach dem auf Kosten.. 372 Völlers, Beiträge zur Kenntniss der lebenden arab. Leiden, Landberg,.. No. 6) hergestellten Büläker

Gedruckt mit Genehmigung der medicinischen Facultät zu Strassburg im Elsass.. Herrn