835
üeber eine Syrischelebersetzung des Pseudo-Kallisthenes Von
P. Zlnirerle.
Das Manuscript „Geschichte Alexanders, des Sohnes v. Philipp, Künigs V. Macedonien", ist mit nestorianischer Schrill und Vocalisirung geschriebeu, so dass in dieser Hinsicht von ibm gilt, was im $. Bande der Zeitscbr. d.
D. M. G. über die 3 nestorianischen Lieder gesagt ist. Der Codex ist leider
neuesten Datums, nämlich vom Jahre 2162 )iIjQa^ d. i. der griechi¬
schen Zeitrechnung oder Seleucidischen Aera ; das wäre also das Jabr 1850
—1851 unserer Zeitrechnung.
Soweit icb es mit dem Werke von Weismunn verglichen habe, näm¬
licb bis zum 13. Kapitel, welches die Geburt Alexander d. Gr. erzäblt, ist diese syrische Alexandergeschicbte nicbts andres als eine Uebersetzung des Pseudo - Kiillisthenes , und zwar nach der Bearbeitung des Julias Valerius, soweit die von Weismann geliererten Auszüge im 2. Bande S. 227 ff. scblies¬
sen lassen ; denu der syr. Codex beginnt ebenfalls mit der Berühmtheit der Aegypter in der Weisheit und den Wahrsagerkünsten. Damit scbeint nach dem, was in Weismann's Vorrede Band 1. angeführt isl, der Bamberger Codex des Pseudo-Kullisthenes , von dem Weisninnn S. XLVIII der Vorrede spricht, übereinzustimmen; denn der Anfang desselben, S. XLIX, bandeil ebenfalls von den Aegyptern. Damit stimmt ferner auch das aus dem „Ex- cerptum in Ekkehardi Chronicon (S. XLVIII, 2. Vorrede Weismann's) Ange¬
führte überein, weil Ekkebird seinen Auszug aus dem Cod. Bamberg, gemacht hat. Unter den 3 von Weismann angeführten Handschriften scheint die Hand¬
scbrift A, welche aucb mit dem Lobe der Aegypter beginnt, diejenige Re¬
cension zu enthalten , welche in das Syrische übergegangen ist. Die Ab¬
weichungen der syrischen Erzäblung sind der Hauptsache nach (so weit ich sie verglichen) wenig bedeutend: hie und da ein verschiedener Name oder
eine kleine Erweiterung , eine Abänderung von Nebenumständen. König
Kektanebus i (r "«~v < < besiegt die Feinde durcb Zauberei , wie sie im Pseudo-Kallistb. geschildert ist, nur dass im Syrischen Regenwasser anstatt Quellwasser steht und die vom Nektaneb gebildeten Figuren als aus Pech,
1) Die D. M. G. erhielt durcb die Güte des Hrn. Perkins ein umfang¬
reiches syrisches Manuscript, welches die Geschichle Alexanders des Grossen behandelt (vgl. Zeitschr. Bd. VII, S. 619.). Bei dem regen Interesse, das für die genauere Kenntniss der allmäligen Ausbildung der Alexandersage herrscht, übersandte ich das Mscrpt. an den gelebrten Verfasser des obigen Berichts , mit der Bitte , es in unsrer Zeitscbrift durcb Analyse u, s. w. ge¬
nauer bekannt zu macben. Vieltällige Berufsgeschäfte haben Herrn Zingerle bis jetzt an einer ausführlicheren Bearbeitung verbindert ; das Obige reicht aber vollkommen aus, um den Charakter des syriscben Werkes im Allge¬
meinen zu bestimmen. Broekhaus.
2) Alexander , Gedicht des 12. Jahrhunderts vom Pfaffen Lamprcrhl . herausgegeben von IVcistnnnn. 2 Bde. Frankf. 1850.
836 Zingerle. über eine Syr. Ueberselzung des Pseudo-Kallislheneä.
nii'lil aus Wachs gemachl angegeben werden. Der .Slab war aus was in Caslell's Lexicon S. 890 durch ulmus, Inurus , juncus , scirjms niil
\ ergleiebung des Arabi.schcn ^l-*" überselzl wird, üas Wort isl mir bisher nirgends vorgejiomuien. Angerufen ward von Nelilaneb bei seinen Zaubereien (iüll Amun von Libyen, wiihrend nach Pseudo - Ixallislh. „die Gölter der
VVnhrsnyerei" von ihm angerufen werden. Bei der Erzäblung von der An kunfl jener morgenländischen Völker, gegen welche Neklaneb's Zauberei ver¬
geblich war, linden sich im Syrischen viel mehr und anders benannte Völker uls bei Pseudo-Kallislh. Nachdem Neklancb vor diesen Feinden aus Aegyplen gellohcn, fragten nach Pseudo-Kallistb. die Aegypler ihre Göller, und es antworlele ihnen ihr Göll im Tempel des Serapeion ; im Syriscben sieht
die genauere Angabc, „sio seyen zum Haupte der Götter ibres Volkes
<.£[>Q.^£Q£^i£l gegangen, über Neklaneb's Flucht und Aufenlliallsorl zu fra gen". Sollte dieses syrische Wort der entstellte Name Uejihiislus seynV Der Göll weissagt , der entflohene ulle König werde nach einiger Zeil einen neuen andern Herrn bringen, jünger als er, heldenhaft und mächtig, der ihn lödlen, seine Slelle einnehmen, dann auf der Erde herumziehen und alle Feinde Aegyptens in der Aegypter Knecblsehaft bringen werde. Nach Pseudo-Kallislh. sollte Neklaneh selbsl verjüngt wieder kommen. — Neklaneb's Flucht naeb Macedonien , sein Wahrsagen daselbst , Bekanntwerden mit der Olympias, und wie er sie Tür seine Liebe gewinnt, ibr die Nativität stellt, über den abwesenden König Philipp weissagt, und dann verkündet, dass der Gotl Amon sie umarmen werde , diess alles findet sich im Syrischen fast wörtlich wie bei Pseudo-Kallislh. ; nur laulel die Antwort auf der Olympias Frage, ob Philipp sie Verstössen werde, etwas verschieden, indem das syr.
Manuscript erzählt, es sey diess Gerücht eine Lüge, später aber werde das Gedrehte wirklich eintreffen; bei Pseudo-Kallistb. aber beisst es „es ist leine Lüge", Es wird demnach nur die Zeit etwas anders angegeben.
Wie Nektaneb ihr vorhersagt, sie werde Göll im Traume sehen, ihr dann durch Zauberei das Traumbild vorgaukeil, als umarme sie Amon, bierauf ibr verspricht , es zu vermitteln , dass sie wachend mit Amon Umgang haben könne, nur solle sie vor der Drachengcslalt nicbl erschrecken, die zuersl kommen werde u. s. w. , und wie er dann nach der Voraussagung, zuletzl werde der Gott unter seiner (Neklaneb's) Gestalt ihr erscheinen , mit ihr Umgang pflegt , diess alles slimml im Syrischen in der Hauptsache sehr genau mit Pseudo-Kallislh. überein. Nur isl das 7le Kap. hei Weismann, Band S. 10, dem grössten Theile nacb nicht im Syriscben. Ferner umarmte er nacb der syr. Erzäblung die Olympias unler verschiedenen Gestalten als Amon, Herakles, Dionysos, zulelzl in seiner gewöhnlichen Gestalt. Die
Frage der verlegenen Olympias, was sie Ihun solle, wenn Philipp sie
schwanger finde, wie bei Pseudo-Kallistb.
Die Erzählung, wie Nektaneb auch den Philipp durch einen Traum und zwar ebenfalls durch einen Habicht getäuscht, stimmt genau mil dem Kap. 8 des Pseudo-Kallislh. übercin , nur dass im Syr. hinzugesetzt wird , Philipp babe im Traume gesehen , dass" ein Fluss äbniicb dem Nil dem Lager ent¬
ströme, auf welchem Olympias und der vermeintliche Amon gich umarml hatten.
Slickel, was sind 3Ü,_j*aJl ^xiLiJÜ!? 837 l>liili|ip's Anfrage bei Jen Traumauslegcrn , die Antwort derselben, die He- sebäuning der Olympias bei Philipp's Rückkehr, und wie er sie beruhigt, erzählt der Syrer wieder genau naeh Pseudo-Kallistb., so ebenfalls den In¬
halt des 10. Kap. von P.seudo-Kallisth. , wie Nektaneb als Drache beim ü.isl- niahle des Philipp erseheint u. s. w. Das im 11. u. 12 Kap. des Pseudo- Kallislh. Uerichtete kehrt gleichfalls im syr. Codc.\ wieder. Viel ausrübr- lieher isl in demselben die aslrologischc Constellation durgeslellt, unler der Alexander geboren werden sollle. Donner, Blitze und Krdbeben begleiten seine Geburl nach dem syr. Berichte, wie nach dem des Pseudo-Kallisthenes.
Soweil mein Iluchtiger Bericht Über das wenige bisher Gelesene ■).
Was sind sjj^-iJi ^uajii
Millheilung von Hrn. Hofralh Stlcbel in Jena.
Kincr briellicben Anfrage des Ilrn. Blau in Constanlinopel verdanke ich 1-..S, auf die zwei Slellen , in den Reisen des Ilm Jubair (edit, by Wrighl S. r.f) und in el-Cazwiui's Kosmographie (hrsg. von Wüstenfeld II. S. Iff),
aufmerksam geworden zu seyn, wo der iCj^_^»flJl ^LiJjl Erwähnung ge¬
sehiehl. Es ist mir nichl bekannl, dass ein orientalischer Numismatiker über diese lyrischen Dinare Aufschluss gegeben hätte , oder dass ein Museum
Münzen unter diesem Namen bewahrte. Cazwini bemerkt uur unter dem
Arlikel 'I'yrus, es hällen jene Dinare von dieser Stadl ibren Namen, und die Bewohner von Syrien und Irak leisteten gewühnlieh ibre Zahlungen damil. Diese Angabe isl wenige Jahre vor der Verwüstung vuu Tyrus nieder¬
geschrieben; denn diese fand unler Malek ul-Aschraf im J. 690 d. Ilidschr.
(I2yi n. Chr.) slalt, vgl. Geogr. d'Aboulfed. par Reinaud uni. d. W., Annal.
V. S. 98., und Cazwini starb im Muharram des Jabres 682 d. Hidschr.
(1283 n. Chr.), vgl. dc S.iey Chrest. arab. III. S. 448. Da die Sladl zu dieser Zeil unler uiuslimischer Herrschaft stand, so würde es allerdings zu¬
nächst liegen, unter jenen lyrischen Dinaren islamitisches Geld zu verstehen, welches in dieser, damals nocb sehr blühenden Sladl ausgemünzt worden wäre. Allein weder könnte diese eine Münzstätte für den Bedarf so weiler Landschaften , wie Syriens und Iraks , den hinlänglichen Vorratb geliefei^l haben , um sicb gerade dieser Arl von Dinaren als des gewöhnlichen Zali- Inngsmiltels zu bedienen , noch würden bei einem so reichen Vorratb die Münzen dieser Arl so verschwunden seyn, dnss wir sie jelzl nirgends mehr linden. Man wird also den Namen nicht wohl von der Ausprägung in Tyrus ableiten können; sondern, wenn nach dem Vorgänge Cazwini's die Beziehung anf diese Stadl feslgebalten wird, annehmen müssen, die Araber baben, wie sie sicb vor der Einrichtung einer eigenen nationulen Münze gewöhnlich dos
1) Im Hinblick nuf die hiermit vermutblich eng zusammenhängende , von Prof. Graf oben S. 442 IT. behandelte knrnniscbc Alexandersage bitte ich Herrn Prof. Zingerle, in seinem nächsten Berichte besonders die etwa von jener Abhandlung dargebotenen Parallelen zu berücksichtigen. Fleischer.
5 4