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Stress lass` nach Entspannung stell` dich ein.

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Academic year: 2022

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Stress lass` nach –

Entspannung stell` dich ein.

Planung eines Stressbewältigungsseminars für Erwachsene

___________________________________________

Masterarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Karin PUNTIGAM, Bakk.

a

phil.

am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft Begutachter: Univ. Prof. Dr. Rudolf Egger

Lieboch, 2015

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1

Danksagung

Einen besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle an meine beiden Kinder Tabea und Anika aussprechen, durch die ich auf das interessante Thema der Masterarbeit gekommen bin.

Aufgrund zahlreicher schlafloser Nächte und vieler Geduldproben, denen ich täglich neben all den schönen Erlebnissen mit meinen Kindern ausgesetzt bin, kam ein immer größer werdendes Verlangen nach Entspannung, aber auch nach persönlicher Weiterentwicklung in mir auf. Ich entschloss mich, das Autogene Training und die Progressive Muskelentspannung zu erlernen. Da mir Bildung im Allgemeinen wichtig ist, erlernte ich diese Entspannungsverfahren in Form einer Weiterbildung zur Entspannungspädagogin. In dieser Ausbildung befasste ich mich mitunter auch eingehenst mit dem Thema Stress und Stressbewältigung. Mit regelmäßigem Training der Entspannungsmethoden sowie dem Erlernen energetischer Behandlungsmethoden und nicht zu vergessen die Eigenwahrnehmungsschulung, schaffte ich es, meinen alltäglichen Stress gut zu bewältigen.

Dies war der Weg, wie ich zu dem höchst spannenden Thema meiner Masterarbeit kam.

Ein sehr großer Dank gilt Herrn Univ. Prof. Dr. Rudolf Egger, der es mir ermöglicht hat, nach einigen Jahren Babypause, mein Masterprojekt zum Abschluss zu bringen. Zudem möchte ich mich bei ihm für die gute Masterarbeitsbetreuung bedanken.

Des Weiteren möchte ich mich bei meinen Freundinnen Eva Richter und Karin Eck recht herzlich bedanken, die in den letzten Jahren immer wieder Versuche gestartet haben, mich zum Abschluss des Studiums zu motivieren. Außerdem standen sie mir bei Bedarf immer wieder mit guten Ratschlägen zur Seite. Zu guter Letzt möchte ich noch ein herzliches Dankeschön an meine Schwester Verena Müller richten, die so nett war und sich bereit erklärte, die vorliegende Arbeit Korrektur zu lesen.

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Eidesstattliche Erklärung

Hiermit erkläre ich an Eides Statt, dass ich die Masterarbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe. Das aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommene Gedankengut habe ich als solches kenntlich gemacht.

Die Arbeit wurde bisher weder in gleicher noch in ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.

_____________________________

Karin Puntigam, Bakk.a phil.

Lieboch, 2015

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 5

2. Wesentliche Begriffsbestimmungen ... 8

2.1. Krankheitsprävention/ Gesundheitsförderung ... 8

2.1.1. Gesundheit und Krankheit ... 9

2.1.2. Krankheitsprävention /Gesundheitsförderung ... 10

2.1.3. Praxisbeispiel für Gesundheitsförderung/ Gesundheitsprävention ... 12

2.1.4. Studie zur Gesundheitsförderung in der Erwachsenenbildung ... 12

2.2. Stress ... 14

2.2.1. Stress nach Seyle/ Stressoren/ Stressreaktionen ... 14

2.2.2. Burnout ... 18

2.2.3. Stressbewältigung ... 20

2.3. Entspannung ... 24

2.3.1. Begriff Entspannung ... 24

2.3.2. Wirkung von Entspannungsverfahren ... 24

2.3.3. Entspannungsverfahren im Überblick ... 26

2.3.4. Progressive Muskelentspannung ... 27

2.3.5. Autogenes Training ... 29

3. Relevante pädagogische Begriffsbestimmungen ... 33

3.1. Bildung ... 33

3.2. Erwachsenenbildung ... 38

3.3. Lernen/ Lebenslanges Lernen ... 40

3.4. Didaktik ... 42

3.4.1. Didaktik in der Erwachsenenbildung ... 46

4. Schritte der Seminarplanung ... 48

4.1. Ziele festlegen ... 48

4.1.1. Festlegung des Seminarrahmens ... 49

4.1.2. Schärfung des TrainerInnenprofils ... 51

4.1.3. Definition der Lernziele ... 55

4.2. Planungsphase ... 60

4.2.1. Lerninhalte ... 60

4.2.2. Lernmodule festlegen ... 61

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4

4.2.3. Agenda ... 62

4.2.4. Seminarankündigung ... 63

4.2.5. Didaktische Reduktion ... 63

4.2.6. Methoden und Medien ... 65

4.2.7. Regiebuch ... 69

4.3. Weitere Tätigkeiten im Überblick ... 69

5. Ziele festlegen ... 73

5.1. Seminarrahmen festlegen ... 73

5.2. Schärfung des Trainerprofils ... 76

5.3. Lernzieldefinition ... 78

6. Planungsphase ... 80

6.1. Lerninhalte ... 80

6.2. Lernmodul festlegen ... 83

6.3. Agenda ... 92

6.4. Seminarankündigung ... 93

6.5. Methoden und Medien ... 96

6.6. Regiebogen - Feinplanung ... 128

7. Resümee ... 133

8. Anhang ... 138

8.1. Literaturverzeichnis ... 138

8.2. Abbildungsverzeichnis ... 144

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1. Einleitung

Problemstellung und Forschungsfragen

Das Thema Stressbelastung ist in der heutigen, sehr schnelllebigen Zeit in aller Munde.

Sorgen um den Arbeitsplatz, die Anforderung sich laufend weiterbilden zu müssen, Geldprobleme und diverse Ängste sind nur wenige Beispiele, die zu Stress führen können.

Auch ständiger Druck, alles schnell erledigen zu müssen, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen – also multitaskingfähig zu sein – sowie mangelnde Entscheidungsfreude und Inkonsequenz können eine innere Anspannung auslösen. Wenn dieser Stress nicht adäquat bewältigt wird, kann dies früher oder später zu einem Burnout – dem so genannten Ausgebrannt sein - oder zu einer psychosomatischen Erkrankung führen.

Hierbei kommt der Entspannung als eine Form der Stressbewältigung eine wichtige Rolle zu.

Kommt es zur Entspannung, wirkt sich dies immer positiv auf Körper, Geist und Seele aus. Es gibt viele Entspannungsverfahren - das Autogene Training und die Progressive Muskelentspannung sind zwei Beispiele dafür. Sie dienen primär dazu, den inneren Druck abzubauen und loszulassen sowie zu lernen, innere Ruhe und Gelassenheit – auch in schwierigen Situationen – zu bewahren. Diese Entspannungsverfahren haben zudem den Sinn, wieder neue Energie tanken zu können, die wir für die Bewältigung des täglichen Lebens benötigen. Dennoch ist es sinnvoll, sich auch diverser anderer Stressbewältigungsinstrumente zu bedienen, um bleibenden Erfolg im Bezug auf die Stressreduktion- beziehungsweise Stressbewältigung verzeichnen zu können.

Aufgrund der zuvor beschriebenen Problemstellung ergeben sich für mich folgende Forschungsthemen, auf welche in dieser Masterthesis genauer eingegangen werden soll. Die Forschungsthemen sind im speziellen Stress, Entspannung und Seminarplanung. Die zentrale Forschungsfrage meiner Masterarbeit lautet daher: Welche Schritte sind bei der Planung eines Stressbewältigungsseminars für Erwachsene wichtig? Um sich dieser Frage schrittweise anzunähern, sollen folgende Fragen in diesem Zusammenhang geklärt werden: Was bedeutet Gesundheitsförderung und in diesem Zusammenhang Salutogenese? Was ist Stress? Was bedeutet Stressbewältigung und welche Möglichkeiten der Stressbewältigung gibt es? Um den Stress, was kurz beschrieben so viel wie Anspannung bedeutet, wieder ausgleichen zu

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6 können, benötigt man auch Entspannung. Daher ergibt sich die Frage, was Entspannung ist und welche Entspannungstechniken es gibt – hierfür werden spezifisch ausgewählte Entspannungstechniken überblickmäßig vorgestellt. Des Weiteren gilt es, für die Arbeit relevante pädagogische Begriffe zu klären, wie: Lernen, Lebenslanges Lernen, Bildung, Erwachsenenbildung und Didaktik. Diese Begriffe stellen das Grundlagenwissen für das Kapitel Seminarplanung dar. Bei der Seminarplanung steht folgende Frage im Vordergrund:

Welche Schritte sind notwendig, um ein Seminar erfolgreich zu planen? Diese zentralen Themen werden im Theoretischen Teil abgehandelt. Im Praktischen Teil der Arbeit, erfolgt die praxisnahe Beantwortung der Forschungsfrage, durch die Erstellung einer zur Anwendung fertig ausgearbeiteten Seminarplanung zum Thema Stressbewältigung.

Ziel der Arbeit

Somit wäre bereits das Ziel dieser vorliegenden Arbeit angesprochen. Einerseits ist es mir ein Anliegen, den Theoretischen Aspekt zum Thema Stress und Entspannung sowie Seminarplanung und dafür relevante pädagogische Begriffe zu klären und hervorzubringen.

Andererseits ist es ebenso ein Ziel meinerseits, mit der vorliegenden Arbeit, neben der wissenschaftlichen Untermauerung des Themas, ein Regiebuch für das Seminar in der Hand zu haben, welches in der Praxis umgesetzt und genutzt werden kann.

Aufbau der Arbeit

Der Aufbau der vorliegenden Masterarbeit ist charakterisiert durch einen Theoretischen Teil und einem Praktischen Teil. Im Theoretischen Teil geht es hauptsächlich darum, wesentliche Begriffsbestimmungen vorzunehmen. Es handelt sich dabei um Begriffe, die für den Titel der Arbeit und der drei zentralen Forschungsthemen – Stress, Entspannung, Seminarplanung - relevant sind. So wird zu Beginn der Arbeit auf die Begriffe Gesundheitsförderung/

Krankheitsprävention und Salutogenese eingegangen, welche in das Thema einführen sollen.

Des Weiteren erfolgt eine begriffliche Klärung von Stress und Entspannung und der damit zusammenhängenden Unterthemen wie Stressoren, Stressreaktionen und Entspannungsverfahren – welche hier nur exemplarisch aufgezählt werden. Im Anschluss daran kommt es zur Behandlung für die Arbeit relevanter pädagogischer Begrifflichkeiten.

Dieses Kapitel umfasst die Begriffsbestimmungen von Lernen, Lebenslanges Lernen, Bildung, Erwachsenenbildung sowie Didaktik. Es wurde bewusst am Anfang der Masterarbeit mit den Begriffsbestimmungen der Themen Gesundheit, Stress und Entspannung begonnen

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7 und darauf folgend die relevanten pädagogischen Begriffsbestimmungen vorgenommen, da diese zuletzt genannten eine Überleitung zur Seminarplanung darstellen sollen. Im Kapitel Seminarplanung geht es um konkrete Planungsschritte, wie Seminarziele festlegen, die Planungsphase an sich. Die Gestaltung von Unterlagen sowie die Seminargestaltung speziell vor- und nach dem Training findet aufgrund des Umfanges keinen Platz in dieser Masterarbeit. Anschließend an die Theoretischen Aspekte der Seminarplanung beginnt der Praktische Teil der Arbeit, welcher sich mit den konkreten praktischen Planungsschritten für ein Stressbewältigungsseminar befasst, sodass ein Regiebuch für die Seminardurchführung entsteht, welches in der Praxis eingesetzt werden kann.

Eingrenzung des Themas

Im Rahmen dieser Arbeit ist es im Theoretischen Teil nicht möglich, auf umfassende Theorien und Historische Hintergründe einzugehen, da dies den Rahmen der Arbeit maßlos sprengen würde. Der Theoretische Teil dient dazu, Begriffe zu bestimmen und einen Einblick in die, zum Masterthesis-Titel passenden Themen, zu gewähren. Jedes Einzelne dieser Begriffe - wie beispielsweise Gesundheitsförderung, Stress, Entspannung, Lernen, Bildung, Erwachsenenbildung und Didaktik - könnte vom Umfang her eine eigene Masterarbeit füllen.

Daher stellt mein Theoretischer Teil wie bereits erwähnt - für den Titel relevanter Aspekt - mehr eine Einführung und Begriffsbestimmung dar. Im Praktischen Teil der Arbeit gehe ich nach den Seminarplanungsschritten vor, die zuvor im Theoretischen Teil der Masterarbeit erläutert wurden. Diese reichen genau ausgearbeitet bis zum Regiebuch. Dennoch wird es hierbei Schritte geben, die ich im Praktischen Teil nicht ausführen kann, da diese Schritte beispielsweise erst nach einem durchgeführten Seminar bearbeitet werden können, beziehungsweise den Umfang der Masterthesis sprengen würden. So zum Beispiel die Gestaltung der Seminarunterlagen sowie den organisatorischen Vor- und Nachbereitungsterminus des Seminars.

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I. THEORETISCHER TEIL

2. Wesentliche Begriffsbestimmungen

Im Kapitel 2 – Wesentliche Begriffsbestimmungen wird im Besonderen auf die Begriffe eingegangen, die für das Masterarbeitsthema von zentraler Bedeutung sind. Es wird versucht, die Begriffe so darzustellen, dass wichtige überblickmäßige Erklärungen und Informationen zum jeweiligen Thema gegeben werden. Jedoch ist es nicht immer möglich, allgemeingültige Definitionen darzubringen, um einen Begriff beschreiben zu können. Vielmehr sind es häufig Erklärungsversuche die gemacht werden. Auf historische Aspekte wird im Allgemeinen kaum eingegangen und wenn doch, dann sehr knapp gehalten und dahingehend, dass historische Angaben dem besseren Allgemeinverständnis im Bezug auf die Begriffsbestimmung dienen.

Ebenso ist es nicht möglich, alle Denkrichtungen und Positionen zu einem Begriff herauszuarbeiten, da dies zu umfangreich werden würde und somit den Zweck dieses Kapitels – also ein allgemeines Verständnis und eine überblickmäßige Erklärung wichtiger Begriffe die im Zusammenhang mit dem Thema der Masterthesis stehen – verfehlen.

2.1. Krankheitsprävention/ Gesundheitsförderung

Da Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung im Bereich der Stressbewältigung eine wichtige Rolle spielen, wird die genannte Thematik bereits vor dem Thema Stress behandelt, sozusagen als Grundlagenwissen. Als erstes werden die Begriffe Gesundheit und Krankheit erläutert, damit im nächsten Schritt darauf eingegangen werden kann, welche Bedeutung Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung haben. In weiterer Folge wird ein gelungenes Beispiel für Stress- und Burnoutprävention vorgestellt, sowie eine Studie über Gesundheitsförderung durch Erwachsenenbildung dargeboten. Es werden immer wieder Bezüge zum Thema Stressbewältigung hergestellt.

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2.1.1. Gesundheit und Krankheit

Der Gesundheitsbegriff an sich wurde bereits 1946 von der WHO wie folgt definiert:

„Gesundheit ist der Zustand des völligen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fern sein von Krankheit und Gebrechen“

(Hurrelmann/Klotz/Haisch o.J., S. 13). Diese Definition der WHO wurde jedoch auch von mehreren Seiten kritisiert. Es wurde unter anderem von verschiedenen Expertenseiten der Vorwurf laut, dass ein „vollständiges Wohlbefinden“ lediglich eine Illusion sei. Vertreter der modernen Gesundheitswissenschaften wie zum Beispiel B. Bandura erfreuen sich mehr folgender Definition von Gesundheit: „Gesundheit ist (…) eine Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung, durch die ein positives Selbstbild, ein positives seelisches und körperliches Befinden erhalten oder wiederhergestellt wird“ (Bandura 1993, S. 24 f. zit. nach Kaluza 2009, S. 7). Auch ich finde diesen Ansatz gut, da ich aufgrund der Anwendung von Übungen im Bereich der Gefühlsregulierung und Blockadelösung genau das Ergebnis von psychischen und körperlichen Wohlbefinden beziehungsweise der Wiederherstellung des Wohlbefindens persönlich erleben und erfahren durfte. Ein Teil dieser Übungen wird im Praktischen Teil dieser Masterarbeit vorgestellt. Eine Begriffsbestimmung von Gesundheit, welche mir jedoch persönlich am besten gefällt, diese besonders im Bereich der Spiritualität und Alternativheilkunde stark vertreten ist, ist Folgende: „Könnte und würde die Persönlichkeit vollkommen im Einklang mit ihrer Seele handeln, so lebte der Mensch in vollständiger Harmonie. (…) Der Mensch wäre stark, gesund und glücklich (…)“ (Scheffer 2011, S. 32). Dieser Ansatz ist für mich ein Zielansatz, jedoch ist dieser meiner Meinung nach im realen Leben schwer umsetzbar, da der Mensch aufgrund des Alltagslebens oftmals aus seiner eigenen Mitte gerät, was bedeutet, dass man nicht immer im vollkommenen Einklang mit seiner Seele ist. Im Gegenzug zur Gesundheit möchte ich noch den Begriff Krankheit auf gleicher Ansatzebene – also dem Bereich der Spiritualität und Alternativheilkunde – erläutern. „Überall dort, wo die Persönlichkeit nicht mit ihrer Seele (und Geist) (…) im Einklang ist, herrscht Disharmonie, Störung, Reibung, Verzerrung, Energieverlust. Die Zustände manifestieren sich zunächst als negative Gemütsstimmung, später als körperliche Anfälligkeit und schließlich als manifeste körperliche Krankheit. Die körperliche Krankheit dient als letztes Korrektiv. Sie ist wie eine rote Warnlampe, die handgreiflich signalisiert, dass jetzt sofort etwas geändert werden muss, wenn es nicht früher oder später zum Totalausfall kommen soll“ (Scheffer 2011, S. 32). Dieses Verständnis von Gesundheit beziehungsweise

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10 Krankheit ist auch jenes, welches ich persönlich vertrete und somit als Grundlagenverständnis aller in meinem Stressbewältigungsseminar geplanten Handlungen anzusehen ist.

2.1.2. Krankheitsprävention /Gesundheitsförderung

Im internationalen sowie auch deutschsprachigen Raum gibt es unterschiedliche Auslegungen der Begriffe Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention.

Beginnend mit der Begriffsannäherung an das Wort Krankheitsprävention – in Kurzform Prävention genannt – ist zu erwähnen, dass dies historisch gesehen der ältere Begriff ist, im Vergleich zur Gesundheitsförderung. Er wurde im 19. Jahrhundert geprägt und stammt aus dem Bereich der Sozialmedizin. Synonym zum Wort Krankheitsprävention werden im Sprachgebrauch folgende Begriffe verwendet: Vorbeugung, Prävention, Prophylaxe und Vorsorge – um hier nur einige Beispiele zu nennen. Alle diese Begrifflichkeiten basieren auf demselben Ansatz, nämlich den, dass ein Auftreten von Krankheiten - aufgrund gezielter Maßnahmen vermieden werden soll (vgl. Hurrelmann/Klotz/Haisch o.J., S. 13). Eine konkrete Definition lautet daher: „Krankheitsprävention (oft verkürzt auch nur <<Prävention>>) bezeichnet alle Eingriffshandlungen, die dem Vermeiden des Eintretens oder des Ausbreitens einer Krankheit dienen“ (ebd. o.J., S. 14). Krankheitsprävention setzt auf den Prinzipien der Pathogenese an - also der „Entstehung von Krankheit“. Die Interventionshandlungen zur Vermeidung beziehungsweise dem Ausschalten von Krankheiten basieren somit auf dem Konzept der Feststellung und dem Ausschluss von Risikofaktoren (vgl. o.J., S. 14, S. 17).

Das Konzept der Gesundheitsförderung entstand bei einer Konferenz der WHO (Weltgesundheitsorganisation) in Ottawa im Jahr 1986. Der Begriff Gesundheitsförderung lässt sich wie folgt definieren: „Gesundheitsförderung bezeichnet alle Eingriffshandlungen, die der Stärkung von individuellen Fähigkeiten der Lebensbewältigung dienen“ (ebd. o.J., S.

14). Das Ziel ist der Gesundheitsgewinn. Dieses ist mit dem Ziel der Krankheitsprävention gleich zu setzen. Jedoch ist die Interventionshandlung beim Konzept der Gesundheitsförderung, im Vergleich zur Interventionshandlung von Krankheitsprävention, eine Andere. Wie bereits erwähnt setzt die Krankheitsprävention bei den Risikofaktoren zur Vermeidung von Krankheit an. Im Gegenteil dazu beruht die Gesundheitsförderung auf der

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„Stärkung von Gesundheitsressourcen“ und interveniert mittels gesundheitserhaltender Maßnahmen (vgl. ebd. o.J., S. 17). Somit kann man sagen, dass das Konzept Gesundheitsförderung auf der Ebene der Salutogenese ansetzt. Der Begriff der Salutogenese wurde vom Medizinologen Aaron Antonovsky, der amerikanisch-israelischer Herkunft war und von 1923 bis 1994 lebte, geprägt. Er übte Kritik an der lediglich pathologisch orientierten Perspektive und stellte dieser das salutogenetische Konzept gegenüber, welches in erster Linie nach „den Bedingungen von Gesundheit und nach Faktoren, welche die Gesundheit schützen und zur Unverletzlichkeit beitragen“ fragt (vgl. Bengel 2001, S. 9). Konkrete Fragestellungen, die Antonovsky beschäftigten sind beispielsweise: „Warum bleiben Menschen – trotz potentiell gesundheitsgefährdender Einflüsse – gesund? Wie schaffen sie es, sich von Erkrankungen wieder zu erholen? Was ist das Besondere an Menschen, die trotz extremster Belastungen nicht krank werden?“ (Bengel 2001, S. 24).

Der Salutogenetische Ansatz fokussiert seine Aufmerksamkeit mehr auf die „Stärkung von Ressourcen, um den Organismus gegen schwächende Einflüsse widerstandsfähiger zu machen“ (ebd., S. 27). Antonovsky spricht vom so genannten Kohärenzgefühl. Dies beschreibt die Grundhaltung eines Menschen, mit welcher Motivation er die Ressourcen für die Erhaltung der Gesundheit und des eigenen Wohlbefindens mobil machen kann (vgl.

Bengel, S. 28). Zu dieser Grundhaltung zählt beispielsweise das Gefühl, dass Probleme lösbar sind beziehungsweise das Leben einen Sinn macht (vgl. ebd., S. 30). Je größer das Kohärenzgefühl ist, umso gesünder ist der Mensch beziehungsweise umso schneller kann der Mensch im Krankheitsfall wieder gesund werden (vgl. Bengel, S. 28).

Das Konzept der Salutogenese erfährt vor allem im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung immer mehr Interesse. Zum Teil wird sogar von einem Paradigmenwechsel gesprochen: Von der Pathogenese hin zur Salutogenese (vgl. Bengel 2001, S. 9).

Jedoch sollten Krankheitsprävention – welche auf dem pathogenetischen Konzept basiert - und Gesundheitsförderung – welches am salutogenetischen Konzept ansetzt - als zwei sich ergänzende Konzepte verstanden werden (vgl. Hurrelmann/Klotz/Haisch o.J., S. 17). Selbst Antonovsky war der Meinung, dass sich die pathogenetischen und salutogenetischen Fragestellungen sinnvoll ergänzen können, weshalb beide Blickrichtungen einen wertvollen

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12 Beitrag leisten und keines der beiden in der Betrachtungsweise gänzlich ausgeschlossen werden sollte (vgl. Bengl 2001, S. 26). In der Praxis ist es jedoch in manchen Fällen empfehlenswerter auf Gesundheitsförderung zu setzen und in anderen Fällen auf Krankheitsprävention (vgl. Hurrelmann/Klotz/Haisch o.J., S. 17). Im Falle der Planung meines Stressbewältigungsseminars im Zuge der vorliegenden Masterthesis, wird einerseits auf krankheitspräventive Merkmale wie zum Beispiel Stressoren und Stressreaktionen eingegangen und andererseits sollen auch viele gesundheitsfördernde Maßnahmen wie beispielsweise Entspannungstraining in das Seminarkonzept einfließen. An diesem Beispiel sieht man konkret, wie wichtig beide Ansätze sind.

2.1.3. Praxisbeispiel für Gesundheitsförderung/ Gesundheitsprävention

Im Oberbayrischen Klinikum Ingolstadt, gab es für die MitarbeiterInnen eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „GesundArbeiten! Andere gesund machen – selbst gesund bleiben“. Diese Veranstaltung findet insgesamt zehn Mal abends, im zweiwöchigen Abstand, in entspanntem Rahmen statt und bietet den MitarbeiterInnen die Möglichkeit, beispielsweise Fragen rund um das Thema Stress und Burnout zu stellen, sich mit KollegInnen auszutauschen, frühzeitig über Probleme am Arbeitsplatz zu sprechen, sowie bereits entstandene Gefühle von Erschöpfung und Überforderung mitzuteilen und zu lösen. Ziel ist aber nicht nur bereits von Stress und Burnout Betroffenen zu helfen, sondern generell die MitarbeiterInnen für dieses Thema zu sensibilisieren. Den TeilnehmerInnen an der Veranstaltungsreihe werden zudem Methoden gezeigt, wie sie sich selbst aus Stressfallen befreien, sich neu motivieren und zusätzlich ihren KollegInnen helfen können (vgl. GO 2012, S. 9).

2.1.4. Studie zur Gesundheitsförderung in der Erwachsenenbildung

Im Auftrag namhafter Ersatzkassen und dem Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) wurde im Jahr 2008 vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eine bundesweite (Deutschland), gesundheitswissenschaftliche Studie durchgeführt, um die Gesundheitswirkung von Entspannungs- und Stressbewältigungskursen an Volkshochschulen zu untersuchen. Die zentrale Frage der Untersuchung war, ob Angebote der Erwachsenenbildung eine gesundheitsförderliche Wirkung haben. Insgesamt nahmen an der Studie 20 Volkshochschulen aus sieben verschiedenen Bundesländern teil, wo 132 Kurse untersucht

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13 wurden. Die Kurse reichten von Yoga, über Autogenes Training bis hin zu Progressiver Muskelentspannung. 371 KursteilnehmerInnen waren an der Untersuchung beteiligt. Das Alter der ProbandInnen lag zwischen 16 und 80 Jahre, wobei der Mittelwert 48 Jahre ergab.

Rund 90 Prozent der ProbandInnen waren Frauen, welche über ein relativ hohes Bildungsniveau verfügten und die meisten davon erwerbstätig waren. Durchgeführt wurde die Studie mittels einer Dreipunktmessung. Am Beginn des Kurses, am Ende des Kurses sowie drei Monate nach dem Kurs wurden die ProbandInnen zu folgenden Themen befragt: zur

„gesundheitsbezogenen Lebensqualität, zur subjektiven Gesundheit, zur regelmäßigen Nutzung eines Entspannungsverfahrens und zu den Zielen des Kursbesuchs sowie deren Erreichung“. Zum Zeitpunkt des Kurseinstiegs war das Wohlbefinden der meisten TeilnehmerInnen niedrig und sie wiesen viele Beschwerden auf (vgl. Kliche/Post/Wormitt 2010, S. 46).

Das Ergebnis der Studie kann sich sehen lassen und die Frage, ob Angebote der Erwachsenenbildung eine gesundheitsförderliche Wirkung haben, ist definitiv mit einem Ja zu beantworten. Denn fast unabhängig von den jeweilig angebotenen Entspannungsverfahren und unabhängig vom Bildungsgrad, Berufsgruppe und Region ließ sich eine signifikante Verbesserung des Gesundheitszustandes – sowohl psychisch als auch körperlich - und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität feststellen. Bei Frauen zeigte sich zudem ein minimal besserer Gesundheitsgewinn als bei Männer. Auch nach drei Monaten war die Wirkung fast so gut, wie unmittelbar nach Kursende. Die häufige Weiternutzung des erlernten Entspannungsverfahrens erhöhte den Gesundheitsgewinn maßgeblich (ebd. 2010, S. 47).

Abbildung 1:

Graphische Darstellung

des Untersuchungs- ergebnisses.

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2.2. Stress

Im Kapitel Stress geht es darum, ein Verständnis dafür zu entwickeln, was Stress ist, was Stressoren sind und wie der Mensch auf Stress reagiert. Des Weiteren wird eine Begriffsbestimmung von Burnout vorgenommen, was in eigenen Worten gefasst bedeutet: Am Ende seiner Kräfte zu sein. In weiterer Folge geht es um die begriffliche Bestimmung von Stressbewältigung und welche Möglichkeiten von Stressbewältigung es gibt. Obwohl es unterschiedliche Stresstheorien gibt, beziehe ich mich zur Bestimmung des Begriffes Stress vor allem auf die von Hans Seyle, weil durch seine Beobachtungen und Ideen die Stressforschung maßgeblich voran getrieben wurde. Weitere namhafte Stressforscher waren Cannon, Lazarus und Levi - um hier nur einige Vertreter zu nennen (vgl. Stangl o.J., S. 1 ff.).

2.2.1. Stress nach Seyle/ Stressoren/ Stressreaktionen

„Es würde (…) kaum jemand mit einer kostbaren, aber nicht wasserdichten Armbanduhr baden gehen und erwarten, daß sie nach dieser Mißhandlung (wenn überhaupt) noch richtig

geht. Solch einem feinen Uhrwerk ist unser Körper vergleichbar: (…) Und doch setzen wir dieses feine Uhrwerk, die Maschinerie des menschlichen Körpers, allen möglichen

zerstörenden Elementen aus (…)“ (Selye 1983, S. 20).

Das Wort Stress ist in aller Munde. Stress am Arbeitsplatz, Stress mit den Kindern, Stress in der Schule, Lernstress, Freizeitstress und Beziehungsstress sind nur exemplarische Nennungen für das Thema Stress. In jedem Lebensbereich kann Anspannung und Stress vorkommen. Was bedeutet nun Stress?

Der Begriff Stress stammt ursprünglich aus dem Englischen und wurde speziell im Bereich der Materialprüfung verwendet. In diesem Zusammenhang „versteht man unter Stress die Anpassung und Verzerrung von Metallen oder Glas“ (Wagner-Link 2008, S. 5). Hans Selye, der als Vater der Stressforschung bezeichnet wird, übertrug den Begriff Stress auf die Menschheit (vgl. ebd., S. 5).

Hans Selye, der Entdecker des Stress-Syndroms wurde 1907 in Wien geboren und promovierte auf den Gebieten Medizin, Philosophie und Naturwissenschaft (vgl. Selye 1983, S. 4). 1936 veröffentlichte Selye seinen ersten Fachaufsatz über den biologischen Stress. Es

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15 war auch der einzige dieser Art. Seine Forschungsrichtung wurde so bedeutsam, dass beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation im Jahr 1974 bereits den vierten internationalen Kongress zum Thema Stress veranstaltete (vgl. ebd., S. 16).

Hans Selye definiert Stress folgendermaßen: „Stress ist die unspezifische Reaktion des Körpers auf jede Anforderung, die an ihn gestellt wird“ (ebd., S. 38). Diese Definition von Stress bedarf es, näher erklärt zu werden. Besonderen Erklärungsbedarf hat in diesem Falle das Wort „unspezifisch“. Zuvor muss jedoch das Gegenteil von „unspezifisch“ erkläutert werden, nämlich spezifisch. Beispielsweise hat jedes Hormon eine spezifische Wirkung.

Adrenalin, welches als Nebennierenhormon bekannt ist, steigert den Blutdruck, erhöht den Puls und den Blutzucker. Das Insulin, es ist das Bauchspeicheldrüsenhormon, senkt wiederum den Blutzucker. Dies sind spezifische Wirkungsweisen dieser Hormone auf den Körper (vgl.

ebd., S. 38 f.). „Eine unspezifisch gebildete Veränderung (hingegen) beteiligt alle oder die meisten Teile des Organismus ohne bestimmte Auswahl“ (Selye 1983, S. 126). Versuche haben gezeigt, dass alle Einwirkungen auf den Menschen, wie zum Beispiel der Konsum von Drogen, Verletzungen, aber auch soziale Probleme spezifische und gleichzeitig unspezifische Auswirkungen auf den Körper haben. Als Beispiele solcher unspezifischen Veränderungen wären Nervenzusammenbrüche und Magengeschwüre zu nennen (vgl. ebd., S. 113).

Die Auswirkungen und die Ursachen des Stresses sind sehr unterschiedlich. Jedoch läuft unabhängig von den Ursachen immer ein gleiches Reaktionsschema auf Stress ab. Das so genannte „allgemeine Anpassungssyndrom“. Es gibt drei Phasen des allgemeinen Anpassungssyndroms nach Selye:

Zum Ersten kommt es zur „Alarmreaktion“. Sobald ein Stressor auf den Menschen einwirkt, beginnt der Körper mit diversen Veränderungen darauf zu reagieren. In diesem Stadium senkt sich der Widerstand gegen die Ursache.

In der zweiten Phase, welches „Stadium des Widerstandes“ genannt wird, steigt die Widerstandsfähigkeit enorm an und die körperlichen Symptome der Alarmreaktion verschwinden.

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16 In der dritten Phase, dem „Stadium der Erschöpfung“ kommt es zur absoluten Verausgabung und Erschöpfung, sofern die Stresseinwirkung anhält, an die sich der Körper (in Phase zwei) kurzzeitig angepasst hat. Auch die körperlichen Reaktionen setzen erneut ein. Dauert in dieser Phase der Stress weiter an so führt dies letzten Endes zum Tod (vgl. Selye 1983, S. 45 ff.).

Zusammenfassend kann man die folgenden drei Phasen des Anpassungssyndroms in einem kurzen Satz erläutern: „Zuerst spürte er die ganze Härte der Situation, für eine Weile gewöhnte er sich daran, und schließlich konnte er es nicht mehr länger ertragen“ (ebd., S. 43).

Folgend werden einige Reaktionen auf Stress exemplarisch aufgelistet:

- „Blutdruck und Puls steigen an.

- Zucker- und Fettreserven werden aufgeschlossen, damit genügend Energie zur Verfügung steht.

- Körperliche Opioide werden ausgeschieden, um das Schmerzempfinden zu dämpfen.

- Muskeltonus und Blutgerinnung werden erhöht.

- Die Atmung beschleunigt sich, um genügend Sauerstoff zur Verfügung zu halten.

- Verdauung und Sexualfunktionen werden heruntergefahren.

- Das Immunsystem wird gehemmt.

(…)“ (Hotter 2009, S. 31.)

Welche Reaktionen auf Stress nun konkret auftreten, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. „Wie bei einer Kette zerbricht auch im Körper zuerst das schwächste Glied unter Stress, obwohl ihm alle Teile gleichermaßen ausgesetzt sind“ (Selye 1983, S. 53).

Hält der Stress jedoch über einen längeren Zeitraum an, so führt dies unweigerlich zur Entstehung von Krankheiten, sowohl auf körperlicher als auch auf seelisch-geistiger Ebene.

Gefühle wie Hilflosigkeit, innere Leere, Verzweiflung, Angst, Kontrollverlust bis hin zu schwerwiegenden Depressionen sind Beispiele für emotionale Reaktionen auf Stress (vgl.

Hotter 2009, S. 25). „Chronischer Stress in Hochpotenz kann zum Burn-out-Syndrom (Ausgebranntheits-Syndrom) führen“ (Schröder 2011, S. 30). Näheres zu Burnout siehe Unterkapitel 2.2.2.

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17 Hans Selye bezeichnet den Stress jedoch auch als die Würze des Lebens (vgl. Selye 1983, S. 16). Man muss nämlich zwischen zwei Arten von Stress unterscheiden. Dem Distress und dem Eustress. Der Begriff Distress stammt aus dem Lateinischen, wobei „dis“ ins Deutsche übersetzt „schlecht“ bedeutet (vgl. ebd., S. 14). Der Entdecker des Stress-Syndroms beschreibt den Distress als „jedermanns Feind“. „Er kann rücksichtslos auf uns einschlagen und trifft nicht nur unseren Körper, sondern auch den Geist und kann uns mit vielen Mitteln zermürben und fertigmachen. Vor ihm allein müssen wir uns hüten!“ (ebd., S. 16). Jedoch ist es nicht der kurz anhaltende schlechte Stress, sondern der Dauerstress, welcher uns krank macht (vgl. Hotter 2009, S. 32). Der Begriff Eustress stammt aus dem Griechischen, wobei

„eu“ „gut“ bedeutet (vgl. Selye., S. 13). „Stress ist jedoch unser ständiger Begleiter, solange wir leben. (…) wir (verdanken) ihm jeden persönlichen Fortschritt und erreichen durch ihn immer höhere Stufen geistiger und körperlicher Weiterentwicklung.“ Der Eustress ist somit

„die Würze unseres Lebens“ (Selye 1983, S. 16).

„Jeder Faktor, der Stress erzeugt, wird in der Fachsprache als <<Stressor>> bezeichnet, und obwohl alle Stressoren ganz verschieden geartet sind, löst jeder von ihnen eine im wesentlichen gleiche biologische Stressreaktion aus“ (Selye 1983, S. 38). Ob der Stress jedoch für eine Person schädlich ist oder nicht, hängt von seiner Einstellung und Bewertung zum jeweiligen Stressor ab. So kann bei unterschiedlichen Menschen derselbe Stressfaktor verschiedene Stressreaktionen verursachen (vgl. ebd., S. 52). Beispiele für Stressoren sind Schlafmangel, traumatische Erlebnisse, Scheidung, finanzielle Sorgen, diverse Emotionen wie Ärger, Wut, Trauer, aber auch Freude - Freude löst jedoch Eustress aus (BTB o.J., Heft 2/ S.

38 ff.). Selbst wenn das Thema Stress erst Anfang des 20. Jahrhunderts wissenschaftlich erkannt wurde, gibt es ihn schon seit jeher, selbst wenn die Stressoren unserer Vorfahren ganz andere waren. Sie hatten beispielsweise mit Krankheiten wie der Pest und mit Hungersnöten zu kämpfen. Bei ihnen ging es um das Überleben (vgl. Selye 1983, S. 24).

Knapp zusammengefasst lässt sich Folgendes festhalten: „Stress ist ein uraltes Programm unserer Gene. Wir verhalten uns heute noch ähnlich unseren Vorfahren und vielen anderen Säugetieren“ (Wagner-Link 2008, S. 6). Der Körper stellt sich aufgrund unterschiedlicher Stressauslöser – den so genannten Stressoren – auf Anspannung, Kampf und Flucht ein und bereitet sich darauf vor; ein Abbau der Stressreaktion – durch kämpfen oder flüchten, also einer körperlichen Aktion – bleibt heutzutage in der Regel jedoch aus und die Stresshormone,

(19)

18 die im Körper die Anspannung verursachen, können nicht genügend abgebaut werden. Dies kann bei häufigem Stress zu unterschiedlichen Krankheiten bis hin zum Burnout führen.

2.2.2. Burnout

„Burn-out (Ausbrennen) ist, (…) krank machendes Überengagement, das sich spiralförmig vollzieht“ (Schröder 2011, S. 32).

Der Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger erkannte, dass es besonders bei sehr mitfühlenden Menschen – und speziell bei Menschen, die in einem helfenden Beruf tätig sind – häufig zu einem absoluten Erschöpfungszustand kommt. Freudenberger prägte demnach 1974 den Begriff Burnout (vgl. ebd., S.30).

Das eingangs angeführte Zitat „Burn-out (Ausbrennen) ist, (…) krank machendes Überengagement, das sich spiralförmig vollzieht“ (Schröder 2011, S. 32) weist auf zwei wesentliche Punkte hin. Einerseits ist von einer Selbstausbeutung durch Überengagement die Rede und andererseits wird erwähnt, dass sich diese Selbstausbeutung spiralförmig, das bedeutet schleichend, vollzieht. Am Anfang steckt großes Interesse an einer Sache dahinter und viel Motivation, hart daran arbeiten zu wollen. Durch das Erbringen von Höchstleistungen und Überschreiten der Höchstleistungsgrenze, ohne ausreichend für Entspannung und Ausgleich zu sorgen, tritt langfristig das Gefühl von Stress und Überforderung ein (vgl. ebd., S. 30). Man kann sagen, dass das Burnout-Syndrom eine

„Extremvariante erlebten Dauerstresses“ ist (ebd., S. 34). Dadurch kommt es zum Motivationsverlust an der Sache selbst, aber aufgrund von Energielosigkeit kommt es zusätzlich zum Motivationsverlust anderer Dinge wie beispielsweise den Hobbys nachgehen, Freunde treffen (vgl. Schröder 2011, S. 30). „Menschen, die sich für eine Sache oder Projekt entflammt hatten, sind wie Phosphor ausgebrannt“ (ebd., S.30). Aufgrund des über die Maße großen Engagements hat man sich selbst ausgebeutet, ist über die eigenen Kräfte - unter Missachtung, dass Körper, Geist und Seele Entspannung brauchen – hinweg gegangen und ist somit in einen Erschöpfungszustand gekommen.

Es handelt sich dabei um einen schleichenden Prozess. Viele Betroffene merken meist erst zu spät, dass sie sich in diesem Prozess der Abwärtsspirale befinden. Durchschnittlich dauert es

(20)

19 drei bis 30 Monate, bis die Symptome voll ausgeprägt in Erscheinung treten. Je tiefer sich die Person bereits in der Abwärtsspirale befindet, umso schwieriger ist es aus dieser wieder herauszukommen. Bei einem Burnout ist professionelle Hilfe unerlässlich und daher dringend anzuraten (vgl. Schröder 2011, S.31).

Die zuvor erwähnte Abwärtsspirale, auch Burnout-Spirale genannt, besteht aus sechs Windungen, diese wie folgt gekennzeichnet sind. Jedoch ist in der Praxis nicht immer eindeutig festzustellen, in welcher Windung sich die betroffene Person befindet (vgl. ebd., 2011, S.31).

Zu Beginn, macht die Arbeit an der Sache Freude, die Motivation und die Arbeitsleistung ist sehr hoch (vgl. Schröder 2011, S. 32).

Die Windung 1 ist gekennzeichnet durch die „Distanz“. Dies bedeutet, dass der Spaßfaktor und die Motivation an der Sache verloren gehen. Es tritt eine Ernüchterung und Ablehnung ein. Häufige Fehlzeiten am Arbeitsplatz und Prioritätsverlagerung auf das Privatleben sind kennzeichnend für die erste Windung.

In der Windung 2 folgt die Phase der „Emotionalisierung“. Dies bedeutet, dass die betroffene Person gereizt bis aggressiv wirkt, Anderen für das eigene Dilemma die Schuld gibt, launenhaft ist, zugleich jedoch Angst hat, in Selbstmitleid schwelgt und sich innerlich leer fühlt sowie depressiv verstimmt ist.

Die Windung 3 ist die Phase des „Abbau(s)“. In dieser Windung kann nur noch für die Erledigung der wichtigsten Dinge Kraft aufgebracht werden. Konzentrationsschwierigkeiten, eine beeinträchtigte Merkfähigkeit sowie ein Schwinden der eigenen Kreativität und Organisation machen sich bemerkbar.

In der Windung 4 tritt eine „desinteressierte Gleichgültigkeit“ ein. Die betroffene Person verliert jegliches Interesse an privaten und beruflichen Aktivitäten. Es tritt eine emotionale Gleichgültigkeit ein.

(21)

20 In der vorletzten Windung Nr. 5 treten „körperliche Symptome“ auf. Eine ganze Bandbreite an körperlichen Symptomen kann auftreten. Beispiele hierfür sind Herzrhythmusstörungen, Tinnitus, Schwindelanfälle, Schmerzen, Magenprobleme, Darmprobleme, Schlafstörungen sowie Essstörungen. Alkohol- und Medikamentenkonsum kann in dieser Phase maßgeblich ansteigen.

Die letzte Windung der Abwärtsspirale – Windung 6 – ist die „Rien ne va plus“ (Nichts geht mehr) Phase. In dieser Windung sehen die Betroffenen keinen Ausweg mehr. Die Batterie bzw. der Energiehaushalt ist so gut wie leer. Die Gedanken sind hauptsächlich negativ.

Sinnlosigkeit, Angst und Verzweiflung macht sich breit. Der Medikamenten- und Alkoholkonsum steigt häufig weiter an (vgl. Schröder 2011, S. 32 f.).

Wie bereits zuvor erwähnt ist es bei einem Burnout sehr empfehlenswert um nicht zu sagen notwendig, dass sich die Person, die sich bereits in der Abwärtsspirale des Burnouts befindet, rasche, professionelle Hilfe in Anspruch nimmt. Mit Hilfe erfahrener Therapeuten kann diese Abwärtsspirale unterbrochen werden. Verhaltenstherapeutische Maßnahmen sowie die Erstellung eines ganzheitlichen Lebenskonzeptes kann ein Leben in Balance wieder ermöglichen (vgl. ebd., S. 34). Wenn sich die betroffene Person bereits wieder in der Aufwärtsspirale befindet beziehungsweise noch nicht zu tief in der Abwärtsspirale gelandet ist, dann ist es anzuraten, sich mit den Themen Entspannung und Stressbewältigung zu befassen. Hierzu bewehrt es sich, an einem Seminar für Stressbewältigung teilzunehmen.

2.2.3. Stressbewältigung

„Jede Stresssituation erfordert eine maßgeschneiderte Methode, um angemessen mit ihr fertig zu werden. Geeignete Maßnahmen kann man lernen und in der jeweiligen Situation zur

aktiven Entspannung und Stressbewältigung einsetzen“ (Wagner-Link 2009, S. 19).

Eine Definition von „etwas bewältigen“ lautet, „eine schwierige Aufgabe mit Erfolg ausführen“ beziehungsweise „mit etwas fertig werden“ (vgl. TheFreeDictionary 2009, S. 1).

Im Falle des vorliegenden Kapitels bedeutet es konkret mit Stress fertig zu werden. Hierzu gibt es viele verschiedene Methoden, die man einsetzen kann, um erfolgreich mit Stress fertig werden zu können.

(22)

21 Welche Möglichkeiten der Stressbewältigung gibt es? Laut Selye ist es wohl das Beste, seine Umwelt so zu wählen, die am besten zu einem passt und auch die Aufgaben zu finden, welche uns am meisten Freude und Spaß machen (vgl. Selye 1983, S. 82). Nun wäre dies wohl die beste Lösung für uns Menschen. Jedoch ist dies nicht immer einfach umsetzbar. Es stellt sich die Frage, was man tun kann, um krankmachenden beziehungsweise negativen und dauerhaften Stress, welcher uns belastet, so gering als möglich zu halten und zu bewältigen?

Es gibt viele Stressbewältigungsmöglichkeiten; exemplarisch zu nennen sind Bewegung in der freien Natur, Sport, diverse Entspannungsverfahren, Atemübungen und Zeitmanagement.

Dabei handelt es sich um sehr beliebte und effektive Methoden zur Stressbewältigung. Im Folgenden gibt eine Abbildung einen guten Überblick über mögliche Stressbewältigungs- und Stresspräventionstechniken.

Abbildung 2:

Überblick über Stressbewältigungsstrategien.

(23)

22 Bevor man jedoch den Stress bewältigen kann, ist die Notwendigkeit gegeben, dass der eigene Stress analysiert wird. Dies kann beispielsweise in Form eines Stress-Tagebuches erfolgen, aufgrund dessen nachvollzogen werden kann, welche Stressoren, aber auch Stressreaktionen vorherrschen (vgl. Schröder 2011, S. 60). Ist man sich seinem persönlichen Stressmuster bewusst, kann gezielt an den Bewältigungsstrategien gearbeitet werden.

Es gibt drei unterschiedliche Ansätze für eine erfolgreiche Stressbewältigung:

Instrumentelle Stressbewältigung

Das Ziel der instrumentellen Stressbewältigung ist es, Stressoren zu verhindern, zu reduzieren beziehungsweise ganz auszuschalten. Dies geschieht mit Hilfe unterschiedlicher Methoden, wie zum Beispiel Umorganisieren des Arbeitsplatzes, Lernen Nein zu sagen, Klärende Gespräche führen und Arbeiten delegieren.

Kognitive Stressbewältigung

Beim Ansatz der Kognitiven Stressbewältigung geht es vor allem um eine kritische Infragestellung und Änderung eigener Denkmuster, Bewertungen, Motive und Einstellungen.

Diese zusammengefasst nennt man persönliche Stressverstärker. Beispielsweise sollte gelernt werden, sich auf das Positive und Erreichte im Leben zu konzentrieren oder nicht an unangenehmen Gefühlen festzuhalten sondern diese auch wieder loszulassen. Auch seine eigenen Leistungsgrenzen akzeptieren zu können zählt zur kognitiven Stressbewältigung.

Palliativ-regenerative Stressbewältigung

Bei der palliativ-regenerativen Stressbewältigung geht es hauptsächlich um die Kontrolle und Regulation von physiologischen und psychischen Stressreaktionen. Spannungszustände wie Ärger, Angst, Schuldgefühle und so weiter sollen verringert werden und im besten Falle sogar zu positiven Gefühlen umgewandelt werden. Die palliative Stressbewältigung zielt auf eine Stressreduktion im Akutfall ab und ist somit eine kurzfristige Maßnahme. Als mögliche Formen der palliativen Stressbewältigung sind entlastende Gespräche, Ablenkung, bewusste Atemtechnik und Selbstfürsorge zu nennen. Die regenerative Stressbewältigung hat zum Ziel, auf lange Sicht den Stress zu reduzieren. Hierfür sind exemplarisch folgende Maßnahmen zu nennen: ein Hobby ausüben, regelmäßiges Entspannungstraining durchführen, Sport betreiben und Freundschaften pflegen (vgl. Kaluza 2009, S. 50 ff.).

(24)

23 Die folgende Abbildung macht graphisch nochmals deutlich, welche Art von Stressbewältigung (instrumentell, kognitiv und palliativ-regenerativ) wo ihren Zielansatz hat.

So hat der instrumentelle Stressbewältigungsansatz das Ziel, die Stressoren zu Reduzieren beziehungsweise zu verhindern. Die kognitive Stressbewältigungsstrategie verfolgt eine Umwandlung der individuellen Stressverstärker ins Positive und der palliativ-regenerative Bewältigungsansatz soll eine Reduktion beziehungsweise ein Ausschalten der Stressreaktionen herbeiführen.

Abbildung 3:

Übersicht der drei Ansätze von Stressbewältigung in graphischer Darstellung.

(25)

24

2.3. Entspannung

Im Kapitel 2.3. Entspannung wird einerseits der Begriff Entspannung erklärt beziehungsweise hergeleitet und andererseits wird erläutert, welche Wirkungen Entspannungsverfahren haben sowie welche Entspannungsverfahren es gibt. In weiterer Folge werden die Entspannungsmethoden Progressive Muskelentspannung und das Autogene Training vorgestellt, diese auch eine wichtige Rolle im Praktischen Teil – Planung des Stressbewältigungsseminars - spielen werden.

2.3.1. Begriff Entspannung

Wie bereits im Kapitel Stress beschrieben, gibt es unzählige Gründe für die Entstehung von Stress beziehungsweise negativen Spannungen. Ärger, Wut, Konflikte und alltäglicher Stress führen zu solchen inneren Anspannungen. Eine innere Spannung, welche durch diverse Stressoren ausgelöst wurde, kann sich beispielsweise in Form eines erhöhten Muskeltonus, Muskelzuckungen, Nägelkauen und diversen anderen nervösen Stress-Symptomen äußern (vgl. Hainbuch 2004, S. 9). Da wir nun von Spannung gesprochen haben, lässt sich der Begriff Entspannung leichter erklären. Das Wort Entspannung setzt sich nämlich aus den Begriffen „Ent-“ und „Spannung“ zusammen. Was man unter Spannung versteht, wurde zuvor bereits erläutert. „ „Ent-“ steht für beenden, erlösen“ (vgl. Kühne de Haan 2001, S. 37).

Daher bedeutet das Wort Entspannung, sowohl die körperliche als auch die psychische Spannung zu beenden. Hierzu gibt es viele Möglichkeiten um eine Entspannung herbei zu führen. Generell kann man davon ausgehen, dass alles, was Freude bereitet und ohne das dadurch ein Druck oder Zwang erzeugt wird, entspannen kann. Hierzu zählen Aktivitäten, wie zum Beispiel ein Buch lesen, Spazieren gehen, Fahrrad fahren, Musik hören, Gartenarbeiten verrichten, Kochen und vieles mehr. Jedoch gibt es auch unterschiedliche Entspannungsverfahren, deren Sinn und Zweck es sind, gezielt tiefe Entspannungszustände herbeizuführen.

2.3.2. Wirkung von Entspannungsverfahren

Die positiven Wirkungen von diversen Entspannungsverfahren stellen sich bei regelmäßigem Üben relativ bald ein. Hier ein grober Überblick über die positiven Auswirkungen:

(26)

25 Im Allgemeinen:

- Verbesserung des Immunsystems.

- Atmung verlangsamt sich und wird gleichmäßiger.

- Verbesserung des allgemeinen Wohnbefindens.

- Steigerung der Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit.

Auf die Psyche:

- Selbst schwierige Lebenssituationen können gelassener bewältigt werden.

- Verbesserung psychosomatischer Störungen wie zum Beispiel Schlafstörungen, Nervosität, Migräne, Tinnitus.

- Verbesserung im Bezug auf Angststörungen.

Auf das Herz-Kreislauf System:

- Normalisierung von Blutdruck und Herzfrequenz.

- Durchblutung wird angeregt.

- Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wegen vermehrter Durchblutung des Herzens.

Auf die inneren Organe:

- Verdauung wird positiv beeinflusst und angeregt.

- Innere Organe werden besser durchblutet und dadurch gestärkt.

Im Bezug auf Schmerzen:

- Reduktion von chronischen und akuten Schmerzen, wie zum Beispiel Rücken- und Gelenkschmerzen.

Bei medizinisch-somatischen Beschwerden:

- Beispiel Chemotherapie: Übelkeit und Erbrechen reduziert sich bedeutend (vgl. Hainbuch 2004, S. 14).

Eine ausführliche medizinische Darstellung körperlicher Reaktionen auf Entspannung würde den Rahmen dieser Arbeit sowie meiner medizinischen Kompetenz maßlos übersteigen,

(27)

26 weshalb ich mich auf die überblicksmäßige Beschreibung von möglichen Entspannungsreaktionen beschränkt habe.

2.3.3. Entspannungsverfahren im Überblick

„Einen wissenschaftlichen Rahmen für die Einordnung von Entspannungsverfahren und Verfahren der Selbstversenkung liefert Dr. N. Pesechkian“ (BTB o.J., Heft 1/S. 54).

„Er gliedert dieses Verfahren in folgende sieben Kategorien:

- Selbstversenkungsmethoden ethnischer Kulturen, - die asiatischen Meditationen,

- die christlichen Meditationen,

- die passiv-autohypnotischen Verfahren, - die Hypnotherapie nach M. H. Erickson und

- spezielle Anwendungen der Metaphernarbeit“ (ebd. o.J., Heft 1/S. 54).

Zur Methode der Selbstversenkung ethnischer Kulturen zählt beispielsweise der Schamanismus, wobei zu den asiatischen Meditationen Methoden wie Yoga oder Zen zu zählen sind. Zu den christlichen Meditationen gehört beispielsweise das Rosenkranzgebet und unter die passiv-autohypnotischen Verfahren lassen sich das Autogene Training und die Progressive Muskelrelaxation einordnen (vgl. ebd. o.J., Heft 1/S. 56). Im Folgenden werde ich zwei dieser genannten Entspannungsmethoden etwas genauer erläutern – nämlich die Progressive Muskelentspannung und das Autogene Training. In dieser Masterarbeit ist es nicht primäres Ziel auf weitere Entspannungsmethoden detaillierter Bezug zu nehmen, weshalb ich mich exemplarisch für die zuvor genannten Entspannungsmethoden entschieden habe. Denn besonders diese beiden Entspannungsverfahren werden auch eine zentrale Rolle für die Seminarplanung spielen beziehungsweise weiterführend für die Abhaltung des Stressbewältigungsseminars wichtig sein. Die Entscheidung, die Progressive Muskelentspannung und das Autogene Training ansatzweise zu erklären, habe ich mitunter deshalb getroffen, da diese Entspannungstechniken zu den „sechs zur Zeit am besten beforschten Methoden“ gehören (vgl. Sammer 2009, S. 23).

(28)

27

2.3.4. Progressive Muskelentspannung

Die Progressive Muskelrelaxation auch Progressive Muskelentspannung genannt, wurde von einem amerikanischen Arzt namens Edmund Jacobson entwickelt. Er lebte von 1885 bis 1976. Durch seine Arbeit mit PatientInnen erkannte er, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Muskelverspannungen und psychischen Anspannungen geben musste. Er entwickelte aus dieser Erkenntnis heraus die Progressive Muskelentspannung, welche durch bewusste An- und Entspannung unterschiedlicher Muskelgruppen primär zu einer körperlichen Entspannung und hierbei vor allem zur Entspannung von Muskelverspannungen führte aber auch sekundär zur psychischen Entspannung. Dies bestätigten ihm auch seine PatientInnen (vgl. Hainbuch 2004, S.13).

Progressiv bedeutet wörtlich übersetzt fortschreitend. Daher heißt Progressive Muskelentspannung auch fortschreitende Muskelentspannung. Bei dieser Methode handelt es sich um eine Tiefenentspannung der Muskulatur, die sich positiv und entspannend auf Körper und Seele auswirkt. Es ist ein leicht zu erlernendes Entspannungsverfahren, welches in vielen Lebenssituationen sofort angewendet und rasch eine hohe Wirksamkeit erzielt werden kann.

Das Prinzip der Progressiven Muskelentspannung ist es, zur Ruhe zu kommen, indem man diverse Muskelpartien für einige Sekunden (zwischen fünf und sieben Sekunden) anspannt und dann die Spannung wieder los lässt. Nun folgt eine Phase von etwa 30 bis 60 Sekunden, in der dem Gefühl der Entspannung der zuvor angespannten Muskelpartie besondere Beachtung geschenkt werden soll. Diese Wahrnehmungsschulung dient mitunter dazu, dass man mit einiger Übung bereits frühzeitig innere Anspannungen am Spannungszustand der Muskulatur feststellen kann, auch wenn diese Spannungen noch nicht in unser Bewusstsein getreten sind. Ein nebensächlicher, jedoch angenehmer Effekt der Progressiven Muskelentspannung ist es, dass die Muskulatur schonend aber effektiv trainiert wird. Es lässt sich erkennen, dass diese Methode von Jakobson – vorausgesetzt es wird regelmäßig geübt – nachhaltige Effekte auf Körper, Geist und Seele hat (vgl. Hainbuch 2004, S. 14 ff.).

Um die Methode der Progressiven Muskelentspannung zu erlernen, sollte man sich vier Wochen lang, jeden Tag ungefähr 30 Minuten Zeit zum Üben nehmen. Beherrscht man die Methode, kommt man bei der Anwendung sehr rasch in einen tiefen Entspannungszustand.

Nachhaltige positive Veränderungen, wie mehr Gelassenheit, Vitalität und Kraft sowie

(29)

28 Verbesserung oder Verschwinden körperlicher und seelischer Leiden, stellen sich relativ rasch ein (vgl. Hainbuch 2004, S. 25).

Zu den Grundübungen der Progressiven Muskelentspannung zählen folgende Übungen:

- Hände zu Fäusten ballen.

(Exemplarische Darstellung dieser Übung:

Ballen Sie ihre dominante Hand mit mittlerer Anspannung zu einer Faust. Halten Sie die Anspannung in etwa fünf bis sieben Sekunden lang und lösen Sie danach die Anspannung abrupt wieder auf. Spüren Sie bewusst den Unterschied zwischen der Anspannung und der plötzlichen Entspannung. Nach circa einer halben Minute bis Minute wiederholen Sie denselben Vorgang nochmals. Danach machen Sie dieselbe Übung mit der nicht dominanten Hand.)

- Oberarmmuskulatur anspannen.

- Stirn runzeln.

- Nase rümpfen.

- Lippen aufeinander pressen.

- Nacken anspannen.

- Schultern hochziehen.

- Bauchmuskulatur anspannen.

- Rückenmuskulatur anspannen.

- Gesäßmuskulatur anspannen.

- Beinmuskulatur anspannen.

- Waden-/Fußmuskulatur anspannen.

- Zum Abschluss – alles nochmals anspannen (vgl. Hainbuch 2004, S. 26 – 46).

Beherrscht man die Grundübungen, dann kann man das Übungsprogramm verkürzen und alltagstauglich machen. Hierbei werden diverse Anspannungsübungen zusammengezogen, wodurch sich die Anwendungsdauer verkürzt. All diese Übungen können sowohl im Stehen, Liegen als auch im Sitzen ausgeführt werden (vgl. Hainbuch 2004, S. 53).

(30)

29 Das Kurzprogramm für Fortgeschrittene sieht wie folgt aus:

- Beide Hände zu Fäusten ballen.

- Beide Hände und Oberarme anspannen.

- Gesicht- und Nackenmuskulatur anspannen.

- Oberkörper und Gesäß anspannen.

- Beide Beine und Füße anspannen (vgl. ebd., S. 54 -56).

Dies ist die Progressive Muskelentspannung im Überblick dargestellt.

2.3.5. Autogenes Training

Das Autogene Training wurde vom deutschen Psychiater Prof. Dr. Dr. I. H. Schultz (1884 – 1970) in den 20er Jahren entwickelt. Erst nachdem durch die Anwendung des Autogenen Trainings die positiven Auswirkungen auf den Körper nachgewiesen werden konnten, veröffentlichte er 1932 seine Monographie (vgl. Schultz 2004, S. 2). Das Autogene Training ist aus den Ansätzen der Hypnose heraus entwickelt worden (vgl. ebd., S. 14). Es handelt sich dabei um eine Art von Selbsthypnose (vgl. Sammer 2009, S. 24).

Das Wort autogen setzt sich aus den Wörtern autos und genos zusammen. Diese beiden Begriffe stammen aus dem Griechischen und bedeuten folgendes: autos bedeutet übersetzt selbst und genos heißt üben. Somit bedeutet autogen selbst üben. Das Autogene Training ist ein autosuggestives Verfahren, was heißt, dass es sich um ein selbstbeeinflussendes Verfahren handelt. Zu Beginn bedarf es einer Anleitung, um die Methode zu erlernen; um sie danach sich selbst beeinflussend ausüben zu können. Dieser Ansatz steht im Gegensatz zur alten Methode der Hypnose, aus dieser das Autogene Training heraus entwickelt wurde. Bei dieser Art von Hypnose versetzt der Hypnotiseur den Klienten in einen schlafähnlichen Ruhezustand. Der Aspekt des autogenen, eigenständigen Herbeiführens von Entspannung und Ruhe fällt hierbei weg. Bei moderneren Hypnoseverfahren werden ebenso die autogenen Anteile verstärkt angesprochen (vgl. Schultz 2004, S.13 f.).

Man unterscheidet beim Autogenen Training zwischen der Grundstufe und Oberstufe. Die Grundstufe dient dem Entspannungszweck und die Oberstufe ist ein tiefenpsychologisches Konzept und darf daher nur von Therapeuten angeleitet werden, da es anschließend klärend,

(31)

30 therapeutischer Gespräche bedarf (vgl. Sammer 2009, S. 24). Die weiterführenden Informationen über das Autogene Training beziehen sich auf die Grundstufe des Autogenen Trainings.

Die Ziele des Autogenen Trainings sind das Erreichen der Selbstruhigstellung, Selbstregulierung, Leistungssteigerung, Verringerung der Schmerzwahrnehmung, der Selbstbestimmung sowie der Selbstkritik und Selbstkontrolle (vgl. Schultz 2004., S. 19 ff.).

Die Übungen können sowohl im Sitzen als auch im Liegen gemacht werden. Die Liegeposition ist jedoch empfehlenswerter, da das Entspannungstraining in dieser Position besonders am Anfang besser gelingt (vgl. ebd., S. 22).

Die Grundstufe des Autogenen Trainings besteht aus insgesamt sieben Übungen. Jede Übung besteht aus einer Formel, die positiv formuliert ist und eine spezielle körperliche Entspannung herbeiführen soll (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 137).

Die Ruheübung zählt nicht zu den sieben Übungen der Grundstufe des Autogenen Trainings.

Dennoch ist es die allererste Übung, welche erlernt wird. Diese dient zur Einstimmung auf die Entspannung sowie speziell auf das Autogene Training. Die Ruheformel lautet „Ich bin ganz ruhig!“ (vgl. ebd., S. 135). Diese Formel wird zu Beginn und während der einzelnen Übungen mehrmals von der Trainerin/ dem Trainer vorgesprochen und im fortgeschrittenen Übungsverlauf sich selbst gedanklich vorgesagt.

Folgende sieben Übungen mit den dazugehörenden Formeln und Wirkungen zählen zur Grundstufe des Autogenen Trainings:

Übung 1: Schwereübung

Die Formel: „Der rechte Arm ist ganz schwer.“

„Der linke Arm ist ganz schwer.“

„Das rechte Bein ist ganz schwer.“

„Das linke Bein ist ganz schwer.“

In weiterer Folge, wenn die Schwereübung bereits gut funktioniert, kann man mit der folgenden Formel das Schweregefühl herbeiführen:

„Körper ganz schwer!“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 138 f.).

(32)

31 Die Wirkung: Bei der Schwereübung entspannt sich die willkürliche Muskulatur und dadurch wird eine Schwere der Gliedmaßen empfunden (vgl. Schultz 2004, S. 30).

Übung 2: Wärmeübung

Die Formel: „Der rechte Arm ist ganz warm.“

„Der linke Arm ist ganz warm.“

„Das rechte Bein ist ganz warm.“

„Das linke Bein ist ganz warm.“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 140).

In weiterer Folge, wenn die Wärmeübung bereits gut funktioniert, kann man mit der folgender Formel das Wärmegefühl herbeiführen:

„Körper ganz warm!“

Die Wirkung: Bei der Wärmeübung kommt es zur Entspannung der Blutgefäße, weshalb es zu einem Wärmeempfinden kommt (vgl. Schultz 2004, S. 37).

Übung 3: Atemübung

Die Formel: „Atmung ruhig und regelmäßig“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 141).

Die Wirkung: Bei der Atemübung geht es darum, seine Konzentration auf die Atmung zu lenken und zu beobachten, wie der Atem fließt, ohne in den Atemrhythmus eingreifen zu wollen (vgl. ebd., S. 141).

Übung 4: Herzübung

Die Formel: „Herz schlägt ruhig und kräftig“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 142).

Die Wirkung: Bei der Herzübung geht es ebenso wie bei der Atemübung darum, seine Konzentration nach innen - auf sein Herz - zu richten und zu beobachten, wie das Herz schlägt (vgl. Schultz 2004, S. 53).

Übung 5: Sonnengeflecht-Übung

Die Formel: „Sonnengeflecht strömend warm“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 143).

Die Wirkung: Das so genannten Sonnengeflecht beziehungsweise der Solar-Plexus ist ein Nervengeflecht im Bauchraum. Dieser befindet sich im Oberbauchbereich und wird bei der Sonnengeflechtübung entspannt (vgl. Schultz 2004, S. 46).

(33)

32 Übung 6: Stirnkühle- bzw. Kopf-Übung

Die Formel: „Kopf frei und klar“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 145).

Die Wirkung: Da Wärme- und Schwerevorstellungen für den Kopfbereich häufig als unangenehm empfunden werden, stellt man sich für den Kopf eine angenehme Kühle beziehungsweise einen freien und klaren Kopf vor (vgl. ebd., S. 144).

Übung 7: Schulter-Nacken-Übung

Die Formel: „Das Schulter-Nackenfeld ist ganz ruhig, schwer und warm“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 146).

Die Wirkung: Bei der Schulter-Nackenfeld-Übung handelt es sich um eine erweiterte Übung, die nicht im Konzept von H. Schultz vorkam. Aufgrund dessen, dass sehr viele Menschen in der heutigen Zeit an Verspannungen leiden, erscheint es sinnvoll, diese Übung hinzuzunehmen (vgl. ebd., S. 145 f.).

Bevor die Person das Autogene Training beenden möchte, ist eine so genannte Rücknahme notwendig. Diese trägt dazu bei, dass man nach der Entspannung wieder ins Hier und Jetzt zurück kommt und der Kreislauf wieder angeregt wird. Diese Übung erfolgt, in dem man die Hände fest zu Fäusten ballt, dann die Augen öffnet und ein paar Mal tief durchatmet (vgl.

BTB o.J. Heft 1/ S. 136).

Bei dieser Beschreibung des Autogenen Trainings handelt es sich um einen Überblick über das Entspannungsverfahren kann jedoch in diesem kurz dargestellten Umfang nicht als Anleitung zur Ausübung des Autogenen Trainings herangezogen werden. Dennoch trägt es dazu bei, ein Verständnis zu entwickeln, um welche Methode es sich beim Autogenen Training handelt.

(34)

33

3. Relevante pädagogische Begriffsbestimmungen

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, widme ich meine Aufmerksamkeit in diesem Kapitel den Begriffen Lernen sowie Lebenslanges Lernen, Bildung, Erwachsenenbildung und Didaktik. Der Zweck dieser Aufbereitung der genannten Begriffe ist es, ein allgemeines, Verständnis über diese Begriffe zu entwickeln.

In diesem Kapitel geht es einerseits darum, ein Verständnis über den Begriff Bildung zu entwickeln, indem ein Überblick der scheinbaren sprachlichen Sonderstellung des Bildungsbegriffes, sowie ausgewählte Erklärungsangebote zur Bildung und dessen Ziele gegeben wird. Zum Anderen wird auf das Thema Erwachsenenbildung sowie Lernen und Lebenslanges Lernen eingegangen. Stress kennt keine Altersgrenzen und kommt in den unterschiedlichsten Lebenslagen zum Vorschein. Somit ist Stressbewältigung ein lebenslanger Lernprozess. Auf Begriffserklärungen wie formelles und informelles Lernen sowie auf die Unterscheidungen zwischen Ausbildung, Fortbildung, Weiterbildung und deren Differenzierung zwischen beruflicher und betrieblicher Weiterbildung, welche hier nur als bildungsbegriffliche Beispiele genannt werden, wird in dieser Masterthesis verzichtet.

Begründet wird dies damit, dass dieses Kapitel eine Einführung beziehungsweise eine begriffliche Orientierung der genannten Themen darstellt.

Da in der deutschen Erziehungswissenschaft eine unklare Begriffsentwicklung besteht, hat dies dazu geführt, dass sowohl soziologische als auch psychologische Fachbegriffe in die Erziehungswissenschaft mit aufgenommen wurden, um eine Definition von Erziehungs- und Bildungsprozessen zu gewährleisten. Beispielhaft zu nennen ist der Begriff des Lernens (vgl.

Drinck 2008, S. 92).

3.1. Bildung

Der Begriff Bildung kann nicht eindeutig definiert werden. Es sind eher Erklärungsangebote, die dargestellt werden (vgl. Gruber o.J., S. 13). Bildung scheint ein Sonderbegriff zu sein,

(35)

34 welcher nur im deutschsprachigen Raum als solcher zur Anwendung kommt. In andere Sprachen lässt sich dieses Wort kaum übersetzten. „Dort, wo das Deutsche von Bildung spricht, sprechen andere Sprachen wie Englisch oder Italienisch von Kultur (…)“ (ebd., S. 16 f.). Ausnahmen scheinen die französische Sprache und die slawischen Sprachen zu machen (vgl. Hörner 2008, S. 9). Denn wenn im Französischen von culture gesprochen wird, ist damit

„(…) die erworbene Bildung des einzelnen“ gemeint (ebd., S. 11). Das Wort civilisation verweist auf den Kulturbegriff (vgl. Gruber o.J., S. 16 f.). Zudem hatte Eugen Lemberg die slawischen Sprachen genauer unter Betracht genommen und wurde darauf aufmerksam, dass es auch hier eine analoge Bedeutung sowie eine ähnliche Unterscheidung der Begriffe Erziehung und Bildung gibt, wie dies im deutschen Sprachgebrauch bekannt ist. Somit schwindet das häufig erwähnte Einmaligkeitsmerkmal des deutschen Bildungsbegriffes (vgl.

Hörner 2008, S. 9 f.).

Eine Ansicht von Bildung, die weit in die Historik der Pädagogik zurückgreift, stammt von Platon und Isokrates. Sie sind Vertreter der klassischen Antike (griechisch-hellenistisch), lebten um circa 400 vor Christus und waren Schüler des Sokrates. Beide waren sich in dem Punkt einig, dass „zur Bildung der nützlichen Bürger sowohl die Beschäftigung mit mathematischen als auch mit sprachlich-literarischen Gegenständen gehört“. Dieses Verständnis von Bildung hat sogar bis heute noch Einfluss auf das Bildungsdenken in Europa (Hörner 2008, S. 11 f.). Meister Eckhart, ein Theologe und Philosoph aus dem Mittelalter führte den Bildungsbegriff in die Deutsche Sprache ein. Der Begriff Bildung ist somit theologischen Ursprungs. Der Mensch sollte demnach Gottesähnlichkeit erlangen (vgl.

Wikipedia 2013, S. 1 f.). Mit Comenius erhielt der Bildungsbegriff Bedeutung für die Pädagogik. Er versteht darunter eine Anleitung wie sich Menschen zu verhalten haben, um des Weltfriedens Willen. Diese Anleitung müsse bereits im Kindheitsalter erfolgen. Comenius war Zeuge des Dreißigjährigen Krieges und entwickelte seine Ansicht zum Thema Bildung darauf basierend, damit es erst gar nicht mehr zu solchem zerstörerischem Ausmaß komme (vgl. ebd., S. 3).

Der oben genannte klassische Grundsatz von Bildung – also unter dem theologischen Einfluss - wurde erst im 18. Jahrhundert – im Zeitalter der Aufklärung – radikal in Frage gestellt.

Charakteristisch für diese Zeit der Aufklärung waren die Industrialisierung, Anonymisierung und Vermassung, um nur einige Beispiele dafür zu nennen, welche die Infragestellung des

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