• Keine Ergebnisse gefunden

2. Wesentliche Begriffsbestimmungen

2.3. Entspannung

2.3.5. Autogenes Training

Das Autogene Training wurde vom deutschen Psychiater Prof. Dr. Dr. I. H. Schultz (1884 – 1970) in den 20er Jahren entwickelt. Erst nachdem durch die Anwendung des Autogenen Trainings die positiven Auswirkungen auf den Körper nachgewiesen werden konnten, veröffentlichte er 1932 seine Monographie (vgl. Schultz 2004, S. 2). Das Autogene Training ist aus den Ansätzen der Hypnose heraus entwickelt worden (vgl. ebd., S. 14). Es handelt sich dabei um eine Art von Selbsthypnose (vgl. Sammer 2009, S. 24).

Das Wort autogen setzt sich aus den Wörtern autos und genos zusammen. Diese beiden Begriffe stammen aus dem Griechischen und bedeuten folgendes: autos bedeutet übersetzt selbst und genos heißt üben. Somit bedeutet autogen selbst üben. Das Autogene Training ist ein autosuggestives Verfahren, was heißt, dass es sich um ein selbstbeeinflussendes Verfahren handelt. Zu Beginn bedarf es einer Anleitung, um die Methode zu erlernen; um sie danach sich selbst beeinflussend ausüben zu können. Dieser Ansatz steht im Gegensatz zur alten Methode der Hypnose, aus dieser das Autogene Training heraus entwickelt wurde. Bei dieser Art von Hypnose versetzt der Hypnotiseur den Klienten in einen schlafähnlichen Ruhezustand. Der Aspekt des autogenen, eigenständigen Herbeiführens von Entspannung und Ruhe fällt hierbei weg. Bei moderneren Hypnoseverfahren werden ebenso die autogenen Anteile verstärkt angesprochen (vgl. Schultz 2004, S.13 f.).

Man unterscheidet beim Autogenen Training zwischen der Grundstufe und Oberstufe. Die Grundstufe dient dem Entspannungszweck und die Oberstufe ist ein tiefenpsychologisches Konzept und darf daher nur von Therapeuten angeleitet werden, da es anschließend klärend,

30 therapeutischer Gespräche bedarf (vgl. Sammer 2009, S. 24). Die weiterführenden Informationen über das Autogene Training beziehen sich auf die Grundstufe des Autogenen Trainings.

Die Ziele des Autogenen Trainings sind das Erreichen der Selbstruhigstellung, Selbstregulierung, Leistungssteigerung, Verringerung der Schmerzwahrnehmung, der Selbstbestimmung sowie der Selbstkritik und Selbstkontrolle (vgl. Schultz 2004., S. 19 ff.).

Die Übungen können sowohl im Sitzen als auch im Liegen gemacht werden. Die Liegeposition ist jedoch empfehlenswerter, da das Entspannungstraining in dieser Position besonders am Anfang besser gelingt (vgl. ebd., S. 22).

Die Grundstufe des Autogenen Trainings besteht aus insgesamt sieben Übungen. Jede Übung besteht aus einer Formel, die positiv formuliert ist und eine spezielle körperliche Entspannung herbeiführen soll (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 137).

Die Ruheübung zählt nicht zu den sieben Übungen der Grundstufe des Autogenen Trainings.

Dennoch ist es die allererste Übung, welche erlernt wird. Diese dient zur Einstimmung auf die Entspannung sowie speziell auf das Autogene Training. Die Ruheformel lautet „Ich bin ganz ruhig!“ (vgl. ebd., S. 135). Diese Formel wird zu Beginn und während der einzelnen Übungen mehrmals von der Trainerin/ dem Trainer vorgesprochen und im fortgeschrittenen Übungsverlauf sich selbst gedanklich vorgesagt.

Folgende sieben Übungen mit den dazugehörenden Formeln und Wirkungen zählen zur Grundstufe des Autogenen Trainings:

Übung 1: Schwereübung

Die Formel: „Der rechte Arm ist ganz schwer.“

„Der linke Arm ist ganz schwer.“

„Das rechte Bein ist ganz schwer.“

„Das linke Bein ist ganz schwer.“

In weiterer Folge, wenn die Schwereübung bereits gut funktioniert, kann man mit der folgenden Formel das Schweregefühl herbeiführen:

„Körper ganz schwer!“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 138 f.).

31 Die Wirkung: Bei der Schwereübung entspannt sich die willkürliche Muskulatur und dadurch wird eine Schwere der Gliedmaßen empfunden (vgl. Schultz 2004, S. 30).

Übung 2: Wärmeübung

Die Formel: „Der rechte Arm ist ganz warm.“

„Der linke Arm ist ganz warm.“

„Das rechte Bein ist ganz warm.“

„Das linke Bein ist ganz warm.“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 140).

In weiterer Folge, wenn die Wärmeübung bereits gut funktioniert, kann man mit der folgender Formel das Wärmegefühl herbeiführen:

„Körper ganz warm!“

Die Wirkung: Bei der Wärmeübung kommt es zur Entspannung der Blutgefäße, weshalb es zu einem Wärmeempfinden kommt (vgl. Schultz 2004, S. 37).

Übung 3: Atemübung

Die Formel: „Atmung ruhig und regelmäßig“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 141).

Die Wirkung: Bei der Atemübung geht es darum, seine Konzentration auf die Atmung zu lenken und zu beobachten, wie der Atem fließt, ohne in den Atemrhythmus eingreifen zu wollen (vgl. ebd., S. 141).

Übung 4: Herzübung

Die Formel: „Herz schlägt ruhig und kräftig“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 142).

Die Wirkung: Bei der Herzübung geht es ebenso wie bei der Atemübung darum, seine Konzentration nach innen - auf sein Herz - zu richten und zu beobachten, wie das Herz schlägt (vgl. Schultz 2004, S. 53).

Übung 5: Sonnengeflecht-Übung

Die Formel: „Sonnengeflecht strömend warm“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 143).

Die Wirkung: Das so genannten Sonnengeflecht beziehungsweise der Solar-Plexus ist ein Nervengeflecht im Bauchraum. Dieser befindet sich im Oberbauchbereich und wird bei der Sonnengeflechtübung entspannt (vgl. Schultz 2004, S. 46).

32 Übung 6: Stirnkühle- bzw. Kopf-Übung

Die Formel: „Kopf frei und klar“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 145).

Die Wirkung: Da Wärme- und Schwerevorstellungen für den Kopfbereich häufig als unangenehm empfunden werden, stellt man sich für den Kopf eine angenehme Kühle beziehungsweise einen freien und klaren Kopf vor (vgl. ebd., S. 144).

Übung 7: Schulter-Nacken-Übung

Die Formel: „Das Schulter-Nackenfeld ist ganz ruhig, schwer und warm“ (vgl. BTB o.J., Heft 1/ S. 146).

Die Wirkung: Bei der Schulter-Nackenfeld-Übung handelt es sich um eine erweiterte Übung, die nicht im Konzept von H. Schultz vorkam. Aufgrund dessen, dass sehr viele Menschen in der heutigen Zeit an Verspannungen leiden, erscheint es sinnvoll, diese Übung hinzuzunehmen (vgl. ebd., S. 145 f.).

Bevor die Person das Autogene Training beenden möchte, ist eine so genannte Rücknahme notwendig. Diese trägt dazu bei, dass man nach der Entspannung wieder ins Hier und Jetzt zurück kommt und der Kreislauf wieder angeregt wird. Diese Übung erfolgt, in dem man die Hände fest zu Fäusten ballt, dann die Augen öffnet und ein paar Mal tief durchatmet (vgl.

BTB o.J. Heft 1/ S. 136).

Bei dieser Beschreibung des Autogenen Trainings handelt es sich um einen Überblick über das Entspannungsverfahren kann jedoch in diesem kurz dargestellten Umfang nicht als Anleitung zur Ausübung des Autogenen Trainings herangezogen werden. Dennoch trägt es dazu bei, ein Verständnis zu entwickeln, um welche Methode es sich beim Autogenen Training handelt.

33

3. Relevante pädagogische