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ILLINOI S PRODUCTION NOTE. University of Illinois at Urbana-Champaign Library Brittle Books Project, UNIVERSITY OF ILLINOIS AT URBANA-CHAMPAIGN

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(1)

ILLINOI S

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT URBANA-CHAMPAIGN

PRODUCTION NOTE

University of Illinois at Urbana-Champaign Library

Brittle Books Project, 2011.

(2)

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Reproduced according to U.S. copyright law USC 17 section 107.

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It was made in compliance with copyright law.

Prepared for the Brittle Books Project, Preservation Department, Main Library, University of Illinois at Urbana-Champaign

by

Northern Micrographics Brookhaven Bindery La Crosse, Wisconsin

2011

(3)

ALWIN MITTASCH

FRIEDRICH NIETZSCHES STELLUNG ZUR CHEMIE

1944

VERLAG CHEMIE, G.M.B.H., BERLIN W35

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ALWIN MITTASCH

FRIEDRICH STELLUNG

NIETZSCHES ZUR CHEMIE

1944

VERLAG CHEMIE G.M.B.H. - BERLIN W 35

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Copyright 1944 by Verlag Chemie, G.m.b.H., Berlin W 35.

le Rechte vorbehalten, insbesondere die des Abdrucks und der Übersetzung in fremnde Sprachen.

Printed in Germany.

Druck von Maurer & Diminick, Berlin-SO 16.

(7)

Inhaltsverzeichnis

Seite

Vorwort ... . 5

Einleitung ... . 7

A. Nietzsches chemischer Bildungsgang und sein che-

misches Wissen ... .... 8

B. Nietzsches Gedanken über Chemie und Leben . . . 16 C. Nietzsches Stellung zum Atomismus . . ... . 19 D. Nietzsches Gedanken über chemische Gesetzlichkeit . 28 E. Einordnung des chemischen Dynamismus in Nietzsches

Lehre vom ,Willen zur Macht" . . . 30 Rückblick und Ausblick . . ... 34

Personenverzeichnis .... . ... 40

:ùI

" .

(8)
(9)

ALWIN MITTASCH

FRIEDRICH NIETZSCHES

STELLUNG ZUR CHEMIE

(10)
(11)

Vot wort

In der Naturphilosophie des 19. Jahrhun- derts nimmt die Chemie unstreitig eine Aschenbrödel-

Stellung ein. Nachdem die Bemühungen von Männern wlu Claude Louis Berthollet, die Chemie völlig auf eine Me c ha - n i k der A tome zu stellen Mechanik im Sinne der qualitätlosen klassischen Mechanik --, gescheitert waren, und auch das Kantsche Ideal einer Mathematisierung, vor allem in bezug auf den grundlegenden Begriff der chemischen Bin- dung durch ,Wahlverwandtschaft" (Affinität), sich als un- erfüllbar herausgestellt hatte, war die Chemie empirisch ihre eigenen Wege gegangen (wir nennen nur Döbereiner, Ber- zelius, Liebig, Wöhler, Bunsen, Kekule) und hatte auf diese Weise eine Fülle wertvollen Wissens samt einer gewissen theo- retischen Übersicht erworben. ,Die Chemie ist im Anfang halb Empirie, halb Mystik. Sie entwickelt sich aus sich selbst heraus zu einem System von Erfahrungstatsachen, erhält aber ihre wissenschaftliche Grundlage erst durch die Atom-, Ionen- und Elektronenforschung der Physik" (C. Ramsauer 1943).

Mit der Physik hing dieses große Gebiet zunächst nur an einigen Stellen zusammen (Anfänge einer ,Physikalischen Chemie"); andererseits wurde durch die starke Pflege der organischen Chemie die Beziehung zur Physiologie fortschreitend inniger.

Die Naturphilo s op hie des Jahrhunderts, soweit sie das Analogiespiel der romantischen Philosophen (Oken, Stef- fens, Schelling, Novalis) als wenig fruchtbar aufgegeben hatte, fußte im wesentlichen auf mathematisch-physikalischer Grund- lage (Lotze, Dühring, E. v. Hartmann, Fr. A. Lange); auch nahm sie nach !dem Vorgang von Schopenhauer das physiolo- gische Wissen der Zeit auf. Die C h e m i e war zwar gleichfalls von Schopenhauer beachtet worden, doch haben seine Be- mühungen infolge mangelnden Verständnisses für die atomi- stische Methodik nur beschränkte Bedeutung gewonnen.

(12)

Im ganzen geht von Kant ab durch die Naturphilosophie soweit sie streng kritisch eingestellt ist - ein m e c h a n i- s t i s c h e r Z u g, der von biologischer Seite her durch den aufkommenden Darwinismus noch verstärkt wurde; Leibniz- scher Dynamismus war demgegenüber zurückgetreten. Als Gegenpol erscheint hie und da eine stärkere Betonung der Eigengesetzlichkeit des Lebens", wie sie in dem Schlagwort ,Vitalismus gegen Mechanismus" ihren besonderen Ausdruck gefunden hat. In den Hintergrund gedrängt war Goethes ,chemische Denkungsart", die zur Mittlerrolle be- rufen gewesen wäre, indem qualitätbehafteter Chemismus als eine Spielraumgesetzlichkeit viel unmittelbarer an die Grundlagen des Lebens rührt, als alle ,Mechanismen" der Physik.

Wie verhält es sich nun bei Friedrich Nietzsche, dessen Naturphilosophie reicher ist, als die Allgemeinheit weiß?

Liegt bei ihm die Chemie gleichfalls in vernachlässigter Di- mension, oder zeigt sich sein revolutionärer Geist etwa auch darin, daß er seine Naturphilosophie auf Chemie statt auf Mechanik aufbaut? Wie ist seine Stellung zur Chemie über- haupt beschaffen? Bildet seine Lehre etwa eine Art Brücke von Schopenhauer zu Wilhelm Ostwald, der gegen Ende des Jahrhunderts der Chemie einen festen Platz in der deutschen Naturphilosophie einzuräumen versucht hat?

Auf dergleichen Fragen soll zum

Nietzsche-Gedenkjahr

eine eindeutige Antwort gesucht werden. Dabei wird sich zeigen, daß trotz aller Unzulänglichkeit seiner chemischen Kenntnisse Nietzsche dem C h e m i s m u s im allgemeinen - der keines- wegs ein ,Mechanismus" (im Sinne der klassischen Mecha- nik) ist - ein gutes Verständnis entgegengebracht hat. Die atomistische Lehre insbesondere ist von ihm besser gewürdigt worden als von seinem großen Vorgänger Schopenhauer.

Nietzsches Betonung des Geschehensgepräges, des Kraftgeprä- ges aller stofflichen Erscheinung wird erst in unseren Tagen

einer dynamischen Atomphysik den rechten Widerhall finden können.

Heidelberg, im Herbst 1943. A. Mittasch.

(13)

Einleitung.

‹Sähest du feiner, so würdest du alles bewegt sehen;

wie das brennende Papier sich krümmt, so vergeht alles fortwährend und krümmt sich dabei."

Fr. Nietzsche (XII. 29.) Am 16. Januar 1869, kurz vor Beendigung seiner philologi- schen Studien in Leipzig, schreibt Friedrich Nietzsche an seinen Freund Erwin Rohde in Hamburg - halb scherzhaft, halb ernsthaft: ,‹Noch vorige Woche wollte ich Dir einmal schreiben und vorschlagen, gemeinsam Chemie zu studieren und die Philologie dorthin zu werfen, wohin sie gehört, zum Urväter-Hausrat. Jetzt lockt der Teufel ,Schicksal" mit einer philologischen Professur") (Histor. Krit. Ausgabe der Werke und Briefe von Nietzsche; Briefe Bd. 2, 287)*). Wir wissen, daß Nietzsche dieser Lockung der Philologie gefolgt ist1)., können aber nicht umhin, an eine gelegentliche Berner-

*) Diese -im Erscheinen begriffene Ausgabe wird im folgenden zitiert mit H.Kr. bzw. H.Kr.Briefe; die Leipziger Großoktav-Ausgabe von Nietz- sches Werken mit I, II, III usw. In dieser enthält Bd. V Fröhliche Wissen- schaft, VI Zarathustra, VII Jenseits von Gut und Böse u. a., VIII Götzen- dämmerung u. a., IX, X Verschiedenes aus den Jahren 1869-76, XI Desgl.

aus den Jahren 1876-81, XII XIV Nachlaß von 1881-1888 (in Kröners Ausgabe: ,Unschuld des Werdens", nach Baeumler), XV, XVI Nachlaß:

Wille zur Macht. In den Gesammelten Briefen (Schuster und Loeffler, Berlin, dann Insel-Verlag) findet sich obiger Brief in Bd. 2, 126. Schopen- hauer wird nach der Ausgabe Deussen zitiert (D.).

1) Es handelt sich um die Berufung nach Basel, die der Vierund- zwanzigjährige noch vor seiner Promotion auf Empfehlung seines Philo- logielehrers Friedrich Wilhelm Ritschl in Leipzig erhielt: ,‹der große Glücksftall, wenn ies wirklich einer war!" (Theobald Ziegler). In Peter Gasts Aufzeichnungen findet sich die Bemerkung: ,Hätte Nietzsche das Weltbild in der Jugend als Naturwissenschafter, namentlich als Che- miker und Physiker, angeschaut, so hätte er sich viele Schmerzen er- spart" (Mitteilung von Friedrich Götz, Peter Gast-Archiv, Annaberg i. S.).

Unter dem Titel ,Von den Vorurteilen der Philosophie" sagt Nietzsche 1886 vom Gelehrten: ,Es. ist beinahe gleichgiltig, ob seine kleine Ma- schine an diese oder jene Stelle :der Wissenschaft gestellt wird, und ob der ,hoffnungsvolle" junge Arbeiter aus sich einen guten Philologen oder Pilzekenner oder Chemiker macht" .. . (VII. 15).

(14)

kung Nietzsches über Robert Mayer zu erinnern: ,Hätte ein Zufall Mayern zum Philologen gemacht, er hätte mit dem gleichen Scharfsinn Namhaftes geleistet, aber nichts deswegen er zum Genie ausposaunt würde" (XII. 17). Dementsprechend möchten wir hier fragen: Gesetzt, Nietzsche hätte seinen Vor- satz ausgeführt und angefangen, etwa bei O. L. Erdmann und H. Kolbe in Leipzig Chemie zu studieren: würde er heute unter unsere großen deutschen Chemiker zu zählen sein?

Bei jener vorübergehenden chemischen Anwandlung hat sicher der Umstand mitgewirkt, daß Nietzsche damals bei dem Geschichtsprofessor und Politiker Carl Biedermann wohnte.

und daß dessen Sohn als Chemiker in der Landwirtschaft- lichen Versuchsstation Möckern bei Leipzig tätig war (H.Kr., Briefe 2, 261)!2). Jene eigenartige Bemerkung Nietzsches aber soll uns zu der allgemeinen Frage führen: Wie ist es über- haupt mit Nietzsches Verhältnis zur Chemie bestellt? Ähn- lich wie bei seinem philosophischen Lehrmeister Arthur Schopenhauer, dessen Werke er in Leipzig kennen und lieben gelernt hatte? 3) Oder anders? Was hat er von Chemie in seiner philosophischen Laufbahn gelernt, und wie hat er sich über allgemeine chemische Fragen geäußert?

A. Nietzsches chemischer Bildungsgang und sein chemisches Wissen.

Vergleicht man Nietzsche mit Schopenhauer in bezug auf ihren Anteil an dem chemischen Wissen ihrer Zeit, so fällt der Versuch stark zu Ungunsten Nietzsches aus. Schopenhauer hatte in seinen Göttinger und Berlin-

3) Siehe hierzu Brief an Deussen, Okt. 1868, H.Kr.Briefe 2. 256 Deussens Erinnerungen an Nietzsche, S. 60; auch an Mutter und Schwester,

18. Okt. 1868, H.Kr.Briefe, 2, 261. Gesammelte Briefe V. 1. S. 133.

Professor Dr. Fingerling, Leiter der Staatl. Versuchs- und Forschungs- anstalt für Tierernährung, Leipzig-Möckern, gab dem Verf. folgende Mitteilung: ,Dr. R. Biedermann, von November 1868 bis August 1869 in der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Möckern angestellt, nach- mals Herausgeber des Zentralblattes für Agrikulturchemie." (Näheres

ließ sich nicht mehr feststellen.)

3) Siehe hierzu A. Mittasch, Schopenhauer und die Chemie 1939, Sonderdruck aus 26. Jahrb. d. Schopenhauer-Gesellschaft 1939, S. 81.

Hinsichtlich Goethe s. Paul Walden, Goethe als Chemiker und Techniker, 1932. Über Hegels und Schellings Philosophie der Chemie s. E. Färber, Kant-Studien 30 (1925) 91; Iris 1936, 114./

(15)

Studienjahren (1809-1813), wie er selber sagt, ,sämtliche Naturwissenschaften gründlich kennengelernt" und damals sowie später mehrfach chemische Bücher studiert, so von Stromeyer, Liebig und Wöhler.

Wie ist es nun bei Nietzsche? Auf der Landesschule zu Pforta in Thüiiringen, wo er von Oktober 1858 bis Herbst 1864 weilte, war der naturwissenschaftliche Unterricht von großer Dürftigkeit. Während Mathematik der Schulung logischen Denkens zuliebe - ausgiebig betrieben wurde (bis zu Pro- gressionen, höheren Reihen, Kombinationslehre, binomischer- Lehrsatz, Funktionen), war es schon um Physik minder gut bestellt (in Unter- und Oberprima je zwei Stunden wöchent- lich), Chemie aber fehlte im Lehrplan anscheinend voll-

ständig.')

In den Aufzeichnungen des fünfzehnjährigen Schülers werden unter den zu beachtenden ,Künsten" auch Mathe- matik und Chemie genannt (H.Kr. I. 154); jedoch ist vo einem gelegentlichen chemischen Experimentieren au' innerem Drange, oder auch von einem Lesen chemischer Bücher nichts bekannt geworden.

Die erste ,chemische" Äußerung, die wir aus Nietzsches Munde vernehmen, stammt aus dem Beginn des Leipziger Philologie-Studiums und ist recht fragwürdiger Art. Im Herbst 1865 schreibt er an seine Tanten in Merseburg: ,Es ist Euch bekannt, daß mit jedem siebenten Jahre der Mensch einen vollkommen neuen und anderen Körper angezogen hat. Und deshalb ist das siebente, das vierzehnte und das einund- zwanzigste so wichtig!" (H.Kr., Briefe 2, 16). Offenbar hat Nietzsche von chemischem Stoffwechsel des Orga- nismus Kenntnis erlangt; er ist sich aber darüber anscheinend nicht ganz klar geworden, daß dieser Wandel des Stoffes a 11 m ä h l i c h und nicht streng periodisch und ruckweise, unter Bindung an die Siebenzahl vonstatten geht. )

4) Verschiedene Ergänzungen der im Schrifttum vorhandenen Daten verdankt der Verf. Major Max Oehler, Leiter des Nietzsche-Archivs, Weimar. Von da stammen auch Angaben über !die Baseler Bibliothek und Nietzsches eigene Bücherei. S. auch ,Nietzsches Bibliothek', 14. Jahresgabe der Freunde des Nietzsche-Archivs 1942 (Max Oehler).

5)

In L. Büchners ,Kraft und Stoff" (1855) heißt es übertrieben: ,Wir verwandeln uns so rasch, daß man wohl annehmen kann, daß wir in einem Zeitraume von vier Wochen stofflich ganz andere und neue Wesen sind."

(16)

Gewisse chemische Anregungen hat Nietzsche in Leipzig aus dem Studium naturphilosophischer Schriften, wie der- jenigen von Schopenhauer, Friedrich Albert Lange, Eduard von Hartmann und Eugen Dühring schöpfen können.

In erster Linie - so seltsam es klingen mag kommt jedoch seine durch das Philologiestudium bedingte Beschäfti- gung mit den alten griechischen Philosophen in Betracht. Tatsächlich hat Nietzsche hinsichtlich der Cheniec folgende einzig dastehende Entwicklung durchgemacht: Von der Philologie zur Philosophie, von der Beschäftigung mit der Geschichte der Naturphilosophie u. a. zur Geschichte der Chemie; und auf diesem seltsamen Umwege ist er schließlich auch zu einer Beachtung der Chemie seiner Zeit gelangt. Vor allem

'ist

es das Studium von Demokrit, das Nietzsche zur Frage des Atomismus geführt hat. In seinen ,Philo- sophischen Notizen" (Okt. 1867 bis April 1868) lesen wir u. a. (Histor.-Krit. Ausg. 3, 327 ff.):

‹Epikur ging vom Atomismus fort zum Realismus. Das Lockische und Demokr. Ding an sich ist die Materie, zunächst eigenschaftslos. - Demokrits System wird von Baco am höch- sten gestellt. Er verschmolz Alchymie und Kabbala mit den Demokritischen Sätzen. Im Anfange des 18. Jahrh. bis zum Ende stand die mechanische und die alchymistische Naturbe- trachtung im Gegensatz. Man muß Demokrits System aus Epikur wieder herstellen. Probe für Intuitivtalente: Physik und Chemie (...) Wir sind Demokrit noch viele Totenopfer schuldig." Wie Nietzsche in einem Briefe an Erwin Rohde vom 11. Juni 1872 (H. K. Briefe 3. 244) sagte, schätzte er Demokrit,

‹weil er zuerst eine feste These über das Wie? des Weltpro- zesses (. ..) aufstellte".

Weiter lesen wir noch aus den Leipziger Jahren: ,Geschichte der Medizin, der Mathematik, der Astronomie einzusehen, insgl. der Chemie" (H. Kr. 3. 362). ,Die Atomistik setzt viele physische Studien voraus: auch medizinische, mathematische"

(H. Kr. 4, 47). ,Demokrit leugnet Nous und Atomkräfte. Er kennt nur eine Mechanik" (H. Kr. 4, 83). ,Robert Boyle führte die Atome in die Chemie ein. (1654 in Oxford.) Schon vorher blühte die Atomistik als metaphysische Theorie. Boyles Atome sind die Gassendis, dessen die Epikurs. --- Was den Demokrit. Atomismus auszeichnet, ist die sinnliche Anschau- lichkeit und Begreiflichkeit der Naturvorgänge. Empedokles

(17)

verband die Atome durch Liebe und Haß. Ueberwunden wurde Demokrits System durch Newton. Wir sind gewohnt, die Demokritiden unserer Tage etwas zu mißachten, und mit Recht. Denn es sind Leute, die nichts gelernt haben, und trockene Seelen. An und für sich liegt eine großartige Poesie in der Atomistik. Ein ewiger Regen von diversen Körperchen, die in mannigfaltiger Bewegung fallen, im Fallen sich ver- schlingen, so daß ein Wirbel entsteht" (H. Kr. 4, 82).

Zu diesem starken Interesse für die atomistische Lehre kommt der Umstand, daß Nietzsche schon in den Leipziger Jahren nach naturwissenschaftlichen und philosophischen Büchern gegriffen hat, die bei ihrem mannigfachen Inhalt auch chemische Dinge streifen mußten. In Nietzsches Ver- zeichnis zu lesender Bücher, von 1868, (H. Kr. 3, 393) treffen wir u. a. an:

Treviranus, Über die Erscheinungen und Gesetze des organischen Lebens, 1832.

Moleschott, Kreislauf des Lebens, 1862.

Helmholtz, Über die Erhaltung der Kraft, 1847.

Helmholtz, Über die Wechselwirkung der Naturkräfte, 1854.

Johannes Müller, Über das organische Leben.

Schleiden, Über den Materialismus in der neueren Natur- wissenschaft, 1863.

Bedauerlicherweise sind die Entleihzettel der Leipziger Universitätsbibliothek aus jenen Jahren nicht aufgehoben worden, so= daß sich nicht feststellen läßt, welche Bücher Nietzsche damals wirklich entliehen hat.

In den Jahren der Baseler Professur, bei seinen Studien über die griechischen Philosophen, hat Nietzsche sich in gleichem Sinne weiterbewegt: ,Empedokles hat alle Grund- konzeptionen des Atomismus gefunden: das heißt die Grund- hypothese der wis s e n s c h a f tlich e n Naturbetrachtung der Alten, die, gründlich fortgesetzt, sich über sich selbst hin- aushebt: wie wir dies bei unseren modernen Wissenschaften erlebt haben. So hat er im Wettkampf mit Anaxagoras ent- schieden gesiegt" (X. 103). ,D e m o k r i t. Von allen älteren Systemen ist das Demokritische das konsequenteste: es wird die strengste Notwendigkeit in allen Dingen vorausgesetzt: es gibt hier keine plötzlichen und fremdartigen Unterbrechungen

(18)

des Naturlaufs. Jetzt erst ist die gesamte Weltbetrachtung des Mythus überwunden, jetzt erst hat man eine wissenschaft- lich brauchbare H y p o t h e s e ; als solche ist der Materialis- mus immer vom höchsten Nutzen gewesen. Es ist die nüch- terniste Betrachtung: sie geht von wirklichen Eigenschaften der Materie aus" (X. 109). ,Die Welt als Wasser oder als Luft oder als Feuer. Hier ist ein einfaches chemisches Experi- ment durch eine Hohlspiegelvergrößerung zum Ursprung des Seins gemacht" (IX. 181. Über Kosmogenien der altgriechi- schen Philosophen).

Aus der Bibliothek der Universität Basel hat Nietzsche in den Jahren 1870 bis 1878 u. a. entliehen:

Boscovich, Philosophia naturalis. 1758.

Kopp, Geschichte der Chemie. Bd. 2.

Ladenburg, Entwicklung der Chemie.

Fr. Mohr, Allgemeine Theorie der Bewegung und Kraft.

1869.

Pouillet, Physik, 2 Bde. (zweimal).

Friedrich Zöllner, Natur der Kometen (wiederholt).

In jenen Jahren hat Nietzsche Umgang mit dem dortigen Chemieprofessor Julius Piccard gehabt; s. dessen ,Erinnerun- gen an Nietzsche" in Carl Albrecht Bernoulli, Franz Overbeck und Friedrich Nietzsche, 1908, Bd. I S. 168. 171. Ueber Ge- spräche chemischen Inhalts ist indessen nichts überliefert worden. Ebenso fehlen bestimmte Nachrichten über weitere Beschäftigung mit chemischen Dingen. Große Chemiker seiner Zeit werden von Nietzsche in seinen Aufzeichnungen kaum genannt; Liebig tritt nur in der Verbindung ,,Liebigs Fleisch- extrakt" auf. (Brief an Overbeck vom 14. Febuar 1884.) Der Mutter schickt er von Basel eine ,Berzeliuslampe" (Brief vom 17. Dezember 1870). (Es handelt sich um eine damals statt des heutigen Bunsenbrenners viel gebrauchte Spirituslampe.) Aus Büchern mannigfacher Art hat Nietzsche auch weiterhin chemische Anregungen schöpfen können; zu den schon ge- nannten kommen beispielsweise hinzu Otto Caspari, Die Thomsonsche Hypothese, 1874; Der Zusammenhang der Dinge, 1881, und Friedrich Zöllner, dessen ,Prinzipien einer elektro- dynamischen Theorie der Materie" Nietzsche 1882 gelesen hat.

Auf einem Notizzettel, wahrscheinlich von 1882, ist ver- merkt (Mitteilung von Archivar Max Oehler):

(19)

G. Th. Fechner, Die physikalische und philosophische Atomenlehre, 2. Aufl. 1864.

Kurt Laßwitz, Atomismus und Kritizismus, 1878.

Daß Nietzsche in seiner ,naturalistischen" Spätzeit neben der Physik auch die Chemie nicht außer acht gelassen hat, zeigt ferner der Inhalt seiner hinterlassenen Bücherei. Hier

finden sich u. a. vor

6

):

J. P. Cooke, Die Chemie der Gegenwart. 1875.

W. R. Grove, Die Verwandtschaft der Naturkräfte. 1871.

E. Hagenbach, Aphorismen zur Molekularphysik.

Johnston, Chemie des täglichen Lebens, neu bearbeitet von Dornblüth, 1881.

Hermann v. Liebig, Die Ernährungsgesetze Liebigs in neuester Fassung und das neue Nährmittel Maltose- Leguminose, 1878.

J. R. Mayer, Die organische Bewegung in ihrem Zu- sammenhange mit dem Stoffwechsel. 1845.

P. Reis, Lehrbuch der Physik. 1872.

H. C. Roscoe, Chemie, Deutsche Ausgabe von F. Rose,.

2. Aufl. 1878.

K. Spiller, Die Urkraft des Weltalls. 1876.

Balfoure Stewart, Die Erhaltung der Energie. 1875.

J. Tyndall, Das Wasser. 1873.

Hermann Vogel, Die chemischen Wirkungen des Lichts und die Photographie, 1874.

Durch. seinen Anhänger Peter Gast (richtig: Heinrich Köselitz aus Annaberg) ist Nietzsche 1881 auf Robert Mayers Buch ,Mechanik der Wärme" hingewiesen worden, das er dann mit großem Beifall und mit Gewinn gelesen hat, und das ihm ja auch in chemischer Beziehung einiges bieten konnte

6

).

6) Entnommen der Jahresschrift 1942 des Nietzsche-Archivs Weimar:

Nietzsches Bibliothek (Max Oehler).

In bezug auf Mayer siehe Mittasch, Robert Mayers Stellung zur Chemie.

Angew. Chemie 53, 113 (1940), (auch gesondert erschienen). Uber die nähe- ren Umstände, wie Nietzsche zu den Schriften von R. Mayer kam, und über die Bedeutung dieser Schriften für Nietzsches Naturphilosophie vergl.

A. Mittasch, Nietzsches Verhältnis zu Robert Mayer, Blätter für Deutsche Philosophie 16, 139 (1942).

Hinsichtlich der Vererbung naturwissenschaftlicher Neigungen (vom Großvater mütterlicherseits) s. Kurt Liebmann, Nietzsches Erbmasse, Das Reich 1941, Nr. 36.

(20)

Sucht man in Nietzsches philosophischen Schriften nach Zeugnissen chemischer Kenntnisse, so ist der erste Eindruck durchaus enttäuschend. Schon Einzeläußerun- gen über bestimmte Tatsachen finden sich weit seltener als bei Schopenhauer. Nur hie und da fällt ein Streiflicht auf chemische Kenntnisse. Nietzsche weiß, daß Ruß, Graphit und Diamant chemisch die gleiche Substanz sind (s. S. 25, sowie VI. 312 über die Verwandtschaft von Diamant und Küchenkohle). Ihm ist bekannt, daß Brechweinstein wein- steinsaues Antimon ist: ,Daß tartarus stibiatus mich er- brechen macht" - (XIV. 249).

Nietzsches reichlicher Gebrauch von Arzneimitteln hat ihm auch weiterhin gewisse chemische Kenntnisse verschafft.

Freund Overbeck in Basel bittet er um Zusendung von ,1. Fer- rum sulfuricum. 2. Phosphorsaures Kali. 3. Natrum sulfuricum.

4. Natrum muiiaticum." (Das phosphorsaure Kali hat Nietzsche selber seinem .Arzte zur Verordnung vorgeschlagen.) Von Chloralhydrat (purum) hat Nietzsche in zwei Monaten 50 g

verbraucht! (Briefwechsel mit Overbeck, S. 154, 230.) Zuweilen benutzt Nietzsche zur Veranschaulichung be- stimmter Beziehungen Bilder aus dem chemischen Bereich:

,Wenn man die Bedingungen des Entstehens kennt, kennt man das Entstandene noch n i c h t ! Dieser Satz gilt in der Chemie wie im Organischen" (XIII. 277). ,Man kann es nicht verhindern, 'daß der Chemiker bei seinen Versuchen sich gelegentlich vergiftet und verbrennt. - Was vom Chemiker gilt, gilt von unserer gesamten Kultur" (III. 20). Gern ver- gleicht Nietzsche psychische Aneignungsfunktionen mit che- misch bedingten Tätigkeiten .des Körpers; z. B. ,Ein starker und wohlgeratener Mensch verdaut seine Erlebnisse (Taten, Untaten eingerechnet), wie er seine Mahlzeiten verdaut, selbst

wenn er harte Bissen zu verschlucken hat" (VII. 443, s. auch S. 17, XVI. 21). Analogiehaft redet Nietzsche im Eingang zu

‹Menschliches, Allzumenschliches" von einer ,C he m i e d e r Begriffe und Empfindungen", einer ,Chemie der moralischen, religiösen, ästhetischen Vorstellungen und Emp- findungen" usw. (II. 17, entsprechend J. Stuart Mills ,mental chemistry").

Wie unzulänglich Nietzsches Einzelwissen in der Chemie gewesen ist, zeigt ein Ausspruch über die Zusammensetzung des Wassers: ,Einstweilen sind die Formeln wahr: denn sie

(21)

sind grob; was ist denn 9 Teile Sauerstoff zu 11 Teilen Wasser- stoff? Das 9:11 ist vollends unmöglich genau zu machen, es ist immer ein Fehler bei der Verwirklichung, folglich eine gewisse Spannweite, innerhalb deren das Experiment gelingt"

(XII. 30). (Schopenhauer hatte über eine ,Gruppierung von 1 Atom Hydrogen und 9 Atome Oxygen" im Wassermolekül geschrieben; D. V. 121. 'Soll wohl Nietzsches ,,11" gleich- falls ,1" bedeuten? Von Schopenhauer abgeschrieben?)

Als ein Nachklang der in das Jahr 1881 fallenden Be- schäftigung mit Robert Mayers ,Mechanik der Wärme" er- scheint folgende Äußerung: ,Der chemische Prozeß ist stets größer als der Nutzeffekt (Mayer). ,Durch gute Dampf- maschinen wird ungefähr ein Zwanzigstel, durch Geschütze ein Zehntel, durch Säugetiere ein Fünftel der Verbrennungs- wärme in mechanischen Effekt umgesetzt'

7

). Zur Verschwen- dung der Natur!

(.

...

.)

Verschwendung ist ohne weiteres kein Tadel, sie ist vielleicht notwendig. Auch

die Heftigkeit der Triebe gehört hierher"

(XII. 73). (Wir haben an dieser Stelle sogleich ein Beispiel dafür, wie Nietzsche zu Weiterführung und Verallgemeine- rung von Einzelerkenntnissen neigt.)

Über A f i n i t

ä

t (chemische Verwandtschaft) finden sich einige ziemlich belanglose Sätze: ,In Chemie zeigt sich, daß jeder Stoff seine Kraft so weit treibt, als er kann; da entsteht etwas Drittes" (XIII. 277). ,In der chemischen Welt herrscht die schärfste W a h r n e h m u n g der Kraftverschiedenheit"

(XIII. 227). Das soll wohl heißen: ,Es herrscht schärfste Spezifität des Reagierens", entsprechend dem weiteren Aus- spruch: ,Die spezifische Art zu reagieren ist die einzige Art des Reagierens: wir wissen nicht, wie viele und was für Arten es alles gibt" (XVI. 67).

7) Entnommen der Schrift von R. Mayer: ,Die organische Bewegung in ihrem Zusammenhang mit dem Stoffwechsel", 1845, Mechanik der Wärme, 3. Aufl. 1893 (Weyrauch), S. 121. Den unmittelbaren Eindruclk von Mayers ,Mechanik der Wärme" (2. Aufl.), samt dem miteingebunde- nen kurzen Aufsatz über ,Auslösung" von 1876, gibt Nietzsches Post.

karte vom 16. April 1881 aus Genua an Peter Gast wieder, der ihm R. Mayers Buch geschickt hatte: ,In solchen herrlichen schlichten und fröhlichen Büchern, wie den Robert Mayers, gibt es eine H a r m o n i e der Sphären zu hören: eine Musik, die nur für den wissen'- s c h a f t 1 i c h e n Menschen bereitet ist. (. . .) (Über ,Auslösung" is*

:für mich das Wesentlichste und Nützlichste in Mayers Buche.)"

(22)

Auf eine gewisse Kenntnis der chemischen Strukturlehre (Atom-Verkettungslehre), insbesondere der Isomerie-Erschei- nung, weisen folgende Aussprüche hin: ,Dieselben chemischen Bestandteile, so und so der Lage nach gestellt, ergeben Ver- schiedenheiten, - und wie empfinden wir diese Verschie- denheit!" (XII. 192). ,Die Lage, in der die Menschen sich befinden, zur Natur und zu Menschen, macht i hre E i g e n s c h a f t e n - es ist wie bei der Atomen" (XII. 158).

Der Gedanke chemischer Ganzheit taucht auf in dem Ausspruche ,,Alle Einheit !ist n u r als O r g a n i s a t i o n und Zusammenspiel Einheit: also Gegensatz der atomistischen Anarchie, somit ein H e rrschafts - gebilde, das Eins bedeutet, aber nicht Eins ist"

(XVI. 63).

Weiter redet Nietzsche von ,jenem Aggregat-Herden- zustand von Atomen, der nicht gleich Staub ist, sondern zu- sammenhält (. ..), überleitende und zusammen- k n ü p fende K raf t. So ein Klümpchen kann dann als Ganzes stoßen" (XII. 72). Auch das Wort ,Molekül" wird gebraucht (s. Anm. 13)8).

Angesichts der starken Beachtung, die Nietzsche dem Aus- lösungsaufsatz von Robert Mayer (1876) geschenkt hat, nimmt es Wunder, daß er den Begriff der Ka talys e, der daselbst eine maßgebende Rolle spielt, nicht übernommen hat;

gleichwie Schopenhauer hat Nietzsche das Wort ,Katalyse"

in seinen Schriften nirgends gebraucht.

B. Nietzsches Gedanken über Chemie und Leben.

Es entspricht der zentralen Stellung des Lebensbegriffes in Nietzsches Philosophieren, daß - ähnlich wie bei Schopen- hauer - die physiologische Chemie verhältnis- mäßig viel Beachtung findet. Auch hier aber handelt es sich um gelegentliche Äußerungen allgemeiner bzw. analogischer Art. So lesen wir: ,Der Hunger (...) ist ein chemischer Zustand, in dem die Affinität zu anderen Dingen vielleicht

8) Das Wort ,‹Ganzheit" für ,Einheit in Mannigfaltigkeit" gebraucht Nietzsche in einem Briefe an Paul Deussen aus Basel 1870: ,Auch merke

ich (...), daß ich - vielleicht der erste aller Philologen- zu einer Ganzheit werde" (H.Kr.Briefe 3. 31). Im übrigen ist der Ausdruck

‹Ganzheit" in Nietzsches Schriften kaum enthalten. S. auch A. Mittasch, Über Ganzheit in der Chemie, Angew. Ch. 1936, 417.

(23)

größer ist" (XIII. 259). ,Protoplasma, eine V i e 1 h e i t von chemischen Kräften" (XIII. 227). ,Dieselbe gleichmachende und ordnende Kraft, welche im Idioplasma waltet, waltet auch beim Einverleiben der Außenwelt (. . .) ,,Das Gleich- machen [im Denken, Urteilen, Wahrnehmen. Der Verf.] ist dasselbe, was die Einverleibung der angeeigneten Materie in die Amöbe ist" (XVI. 21). ,Der Mensch ist eine Atom- gruppe, vollständig in seinen Bewegungen, abhängig von allen Kräften, Verteilungen und Veränderungen des Alls und andererseits wie jedes Atom unberechenbar, ein An-und-für- sich" (XII. 303).

Auf gewisse Kenntnisse hinsichtlich biologischer Zellteilung und Entwicklung weisen die Aussprüche hin: ,Das sich teilende Protoplasma 1/2 1/2 n i c h t = 1, sondern = 2. Damit wird der Glaube an die Seelen-Monas hinfällig"! (XIII. 259).

‹Die Teilung eines Protoplasmas in zwei tritt ein, wenn die Macht nicht mehr ausreicht, den angeeigneten Besitz zu be- wältigen". (XVI. 122. Auch in XVI. 123 und 162 wird vom lebenden Protoplasma und von seinen vorgestreckten Pseudo- podien geredet.)

Ä 1 tes t e O r g a n i s m e n: chemische langsame Prozesse, in noch viel langsameren wie in Hüllen eingeschlossen, von Zeit zu Zeit explodierend und dann um sich greifend und dabei neue Nahrung an sich ziehend" (XII. 155).

Hierzu gesellt sich noch die fragende Vermutung: ,Daß aller C h e m i s m u s in der mechanischen Weltordnung die Ausnahme und der Zufall ist, und endlich der 0 r ganis - m u s innerhalb der c h e m i s c h e n Welt die Ausnahme und der Zufall"? (XII. 58).

Zuweilen finden sich weitgehende chemische Schlußfolge- rungen. Von der verborgenen ,wahren" physiologischen Ursache physischen Gequältseins, des ,Sich-schlecht-befin- dens" sagt Nietzsche: - ,sie kann etwa in einer Erkrankung des nervus sympathicus liegen, oder in einer übermäßigen Gallenabsonderung, oder in einer Armut des Blutes an schwefel- und phosphorsaurem Kali, oder in Druckzuständen des Unterleibes, welche den Blutumlauf stauen, oder in Entartung der Eierstöcke und dergleichen" (VII. 440).

Über chemisch -physiologisch -psychische Beziehungen fällt folgende Äußerung: ,Wie fremd und überlegen tun wir hinsichtlich des Toten, des Anorganischen, und inzwischen

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sind wir zu drei Viertel eine Wassersäule und haben anorga- nische Salze in uns, die über unser Wohl und Wehe vielleicht mehr vermögen als die ganze lebendige Gesellschaft! Das Anorganische b e d in g t uns ganz und gar: Wasser, Luft, Boden, Bodengestalt, Elektrizität usw. Wir sind Pflanzen unter solchen Bedingungen" (XII. 228). ,Die Temperaments- unterschiede sind vielleicht durch die verschiedene Verteilung und Masse der unorganischen Salze mehr als durch alles andere bedingt. Die biliösen Menschen haben zu wenig schwefelsaures Natrium, den melancholischen Menschen fehlt es an schwefel- und phosphorsaurem Kali; zu wenig phosphorsaurer Kalk bei den Phlegmatikern. Die mutigen Naturen haben einen Über- fluß an phosphorsaurem Eisen" (XII. 158)'). Und abermals

‹Während es dem Melancholiker allzusehr an phosphorsaurem Kali in Blut und Gehirn gebricht, sieht er den Grund seines Mangelgefühles und seiner Depression in den morali -

s c h e n Zuständen der Menschen, der Dinge, seiner Selber!!!"

(XII, 79). Demnach schließlich gar: ,In W a h r h e i t handelt es sich bei der Moral darum, die chemische Beschaf- f e n h e i t des Leibes zu verändern - Ungeheurer U m w e g.

Sehr merkwürdig Plato: Timäus p. 86: die Krankheiten der See 1 e durch fehlerhafte Beschaffenheit des Körpers veran- laßt; Aufgabe der Erzieher und des Staates ist es hier zu h ei len " (XIV. 318). ,Kennt man die moralischen Wirkun- gen der Nahrungsmittel? Gibt es eine Philosophie der Er- nährung?" (V. 44). ,Alle Tugenden physiologische Zustände:

namentlich die organischen Hauptfunktionen als notwendig, als gut empfunden" (XV. 334).

9) Es ist nicht ohne weiteres ersichtlich, woher Nietzsche diese etwas fragwürdigen Kenntnisse geschöpft hat, die einerseits an die Lehren der alten griechischen Medizin, andererseits an das materialistische Schrift- tum von Büchner und Moleschott erinnern. Arnoldus von Villanova (Villanovanus) hatte um 1280 gelehrt, daß es möglich sein müsse, durch Verbesserung der Säftemischung den Menschen nicht nur gesund, sondern auch sittlich vollkommen zu machen; s. P. Diepgen über Paracelsus, Forsch. u. Fortschr. 1941, S. 296, sowie B. Bavink, Ergebnisse u. Probleme der Naturwissenschaften, 6. Aufl. 1940, S. 467: ,Arzneien, die den Cha- rakter ändern." (Solches ist einst auch vom ,Stein der Weisen" be- hauptet worden.)

Man kann annehmen, daß in unseren Tagen Nietzsche in ähnlich apo- diktischen Sätzen die Wirkstoffe des Körpers, insbesondere Hormone und Vitamine, für das jeweilige Wohlbefinden, sowie auch für das Naturell und den Charakter verantwortlich machen würde.

(25)

Daß auch die feinsten Betätigungen menschlichen Geistes- lebens, v o n a u ß e n g e s e h e n, sich als ,chemischer" Vor- gang darstellen, bringt Nietzsche folgendermaßen zum Aus- druck: ,Fortwährend arbeitet noch das Chaos in unserem Geiste: Begriffe, Bilder, Empfindungen werden zufällig neben- einander gebracht, durcheinander gewürfelt. Dabei ergeben sich Nachbarschaften, bei denen der Geist s t u t z t : er er- innert sich des Ähnlichen, er empfindet einen Ge-

s ch m a c k dabei, er hält fest und arbeitet an den beiden, je nachdem seine Kunst und sein Wissen ist. - Hier ist das letzte Stückchen Welt, wo etwas Neues kombiniert wird, wenigstens so weit das menschliche Auge reicht. Und zuletzt wird es im Grunde eben auch eine neue allerfeinste chemische Kombination sein, die wirklich im Werden der Welt noch nicht ihres Gleichen hat" (XII. 27).

C. Nietzsches Stellung zum Atomismus.

Während Nietzsches Äußerungen konkret-chemischen Inhalts dürftig, oberflächlich, ja oft fragwürdig erscheinen, bieten seine Auslassungen über chemische Grundfragen, insbesondere über den A t o m i s m u s viel Beachtenswertes.

Bei der Beurteilung der Stellung, die Philosophen wie Schopenhauer und Niet3sche der Atomistik gegenüber einge- nommen haben, darf man nicht vergessen, daß auch nach der an die alte philosophische Atomlehre anschließenden Theorie von Gassendi, Boyle, Jungius, Sennert, sowie weiterhin Dalton, H. Davy und Berzelius die kö rp erli cheE xis t e nz v o n

Atomen bestimmter Größe und Masse eine

H y p o t h e s e von mehr oder minder großer Wahrscheinlich- keit geblieben war. Sichere Beweise für die Existenz.atomarer Individuen von bestimmter Größe, als letzter Masseeinheiten für chemische Umsetzung, sind erst gegen Ende des Jahr- hunderts erbracht worden (Perrin u. a.), und wenn demgemäß sogar C h e m i k e r wie Schönbein, und geraume Zeit hindurch auch W. Ostwald in den ,Atomgewichten" bloße ,Verbindungs- gewichte" erblickt haben, d. h. Relativzahlen für die Masse eines Elementes, die jeweils in Verbindung eintritt, so wird es erst recht den Philosophen des 19. Jahrhunderts nicht zu verargen sein, wenn sie sich zur Frage der Existenz von Atomen kritisch und skeptisch verhalten haben. (Auch Robert

(26)

Mayer

hatte sich dem Atomismus gegenüber einigermaßen zu- rückhaltend geäußert.)

Schopenhauer mußte auf Grund seiner K o n t in u i t ä ts- v o r s t e 11 un g, d. h. seiner Überzeugung von der Einheit alles Wirkens in der Natur eine ,körnige Struktur" der Materie als reine Fiktion ansehen. Die Atomistik konnte ihm ,höchstens für eine urierwiesene Hypothese gelten". Zu ver- werfen sei ,eine krasse Atomistik, welche die Sache als Ernst nimmt, jene bloßen Rechenpfennige als wirkliche Atome hypo-

stasiert" (Parerga und Paralipomena II. D. V. 118).

Auf S. 10 wurde gezeigt, in welcher Weise Nietzsche schon in der Studienzeit nicht nur zu einer Kenntnis, sondern auch zu einer Würdigung derAtomistik gelangt ist. Dem- gemäß ist er auch späterhin geneigt, der Atomlehre einen Wert zuzuerkennen; seine Stellung zur Atomistik, verglichen mit Schopenhauer, ist im ganzen genommen bejahender.

Ähnlich

wie bei Nietzsches Stellung zum Darwinismus ist es jedoch nicht leicht, hier eine einheitliche Linie zu erkennen.

Auch von einer sichtbaren zeitlichen Entwicklung der Anschau- ungen kann kaum die Rede sein, da selbst aus dem gleichen Zeitraum widerspruchsvoll erscheinende Äußerungen vor- liegen. Im großen und ganzen läßt sich Nietzsches Beurteilung

der Atomistik in folgenden Sätzen niederlegen:

1. Gleichwie bei den Begriffen Substanz, Materie, Ding, Körper liegt eine N ö t i g u n g vor, den Atombegriff zu er- fassen, auszubilden und zu erweitern.

2. Das Atom ist nicht als ein beharrendes Ding analog den Körpern der Alltagserfahrung aufzufassen, sondern als eine veränderliche K r a f t e i n h e i t im Naturgeschehen.

3. In Wahrheit gibt es keine identischen Atome: die

Q

u a 1 i t ä t jedes Atomes wechselt je nach Herkunft, Nachbar- schaft und sonstigen Umständen.

Z u 1. ,G e g e n das physikalische A t o m. - Um die Welt zu begreifen, müssen wir sie berechnen können; um sie be- rechnen zu können, müssen wir konstante Ursachen haben;

weil wir in der Wirklichkeit keine solchen konstanten Ursachen finden, e r d i c h te n wir uns welche - die Atome. Dies ist

die Herkunft der Atomistik" (XVI. 106).

,Wir haben Einheiten nötig, um r ec h n e n zu können;

. . deshalb ist nicht anzunehmen, daß es solche Einheiten gibt". Mit zwei Fiktionen wird die mechanistische Welt theo-

20

(27)

retisch aufrechterhalten: ,dem Begriff der B e w e g u n g (aus unserer Sinnensprache genommen) und dem Begriff des Atoms (-= Einheit), aus unserer psychischen Erfahrung herstammend"

(XVI. 112). ,Es gibt keine Leere, die ganze Welt ist Erscheinung durch und durch, Atom an Atom, ohne Zwischenraum" (IX. 165).

Die Atomistik bedeutet für Nietzsche ,eine Reduktion der Welt auf optische Phänomene" (XIII. 79). ,Mit der atomisti- schen H y p o t h e s e machen wir die Welt unserm Auge und unsrer Berechnung zugleich zugänglich" (XIII. 59). Die Ato- mistik ist demgemäß ,der ehrlichste Versuch, die Welt für das Auge zu konstruieren und für den zählenden arithmeti- schen Verstand (also anschaulich und berechenbar)" (XIV.

45). ,Der Wert der Atomistik ist: Sprache und Ausdrucks- mittel zu finden für u n s e r e Gesetze" (XIII. 83).

‹Die mechanische Welt-Erklärung hat Alles, auch das orga- nische Leben, oh ne Lust, Unlust, Denken usw. zu erklären:

also keine ,beseelten Atome'! - sie sucht für das Auge alles Geschehen a nschaulich zu machen, Berechenbarkeit zu praktischen Zwecken will sie!" (XIII. 80). ,Eine mechanische Weltanschauung, d. h. eine solche, bei der zuletzt auf das Be- greifen verzichtet wird. Wir begreifen nur, wo wir Motive verstehen. Wo es keine Motive gibt, da hört das Begreifen auf."

(XIII. 83).

Derartige Äußerungen Nietzsches stehen im Zusammenhang mit seiner Auffassung des M a t e r i e b e g r i f f e s. Atomistik ist in gleicher Weise wie Substanz, Materie, ein zwar nicht völlig adaequates, aber leistungsfähiges symbolisches Denk- mittel der Menschen zur Bewältigung des Naturgeschehens.

‹Alle Voraussetzungen des Mechanismus, Stoff, Atom, Schwere, Druck und Stoß sind nicht ,Tatsachen an sich', sondern Interpretationen mit Hilfe psychischer Fiktionen"

(XVI. 154). ,Wir suchen nach Dingen, um zu erklären, wes- halb sich etwas verändert hat. Selbst noch das Atom ist ein solches hinzugedachtes ,Ding' und ,Ursubjekt'. Endlich be- greifen wir, daß Dinge folglich auch Atome nichts wirken: weilsie garnicht dasind" (XVI. 53). ,Das Atom, das die Physiker ansetzen [als ein beharrendes Sein; d.

Verf.], ist erschlossen nach der Logik jenes Bewußtsein-Per- spektivismus, ist somit auch selbst eine subjektive Fiktion"

(XVI. 114). Einmütigkeit herrscht darüber, ,,daß die ,Indivi-

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duen' sich wie die materiellen ,Atome' nicht mehr halten lassen; außer für den Hand- und Hausgebrauch des Denkens, und sich in ein Nichts verflüchtigt haben (oder in eine Formel)" (XIV. 7).

,,Das Atom ist der letzte Abkömmling des Seelenbegriffs"

(XIII. 161). ,Und selbst noch Ihr Atom, meine Herren Mecha- niker und Physiker, wieviel Irrtum, wieviel rudimentäre Psychologie ist noch in Ihrem Atom rückständig!" (VIII. 95).

‹Unsere ganze Wissenschaft steht noch, trotz aller ihrer Kühle, ihrer Freiheit vom Affekt, unter der Verführung der Sprache und ist die untergeschobenen Wechselbälge, die ,Subjekte', nicht losgeworden (das Atom ist zum Beispiel ein solcher Wechselbalg, insgleichen das Kantische ,Ding an sich')"

(VII. 327).

Z u 2. Wenn dem Atom eine ,Realität" zukommt, so ist diese nicht als ein gegebenes S e i n, sondern als ein anhalten- des G e s c h e h e n aufzufassen. ,Das Atom als Punkt, in- haltslos, rein Erscheinung, in jedem kleinsten Momente wer- dend, nie seiend" (IX. 197).

Hier tritt der Einfluß des Ragusaner Philosophen Roger Josef Boscovich hervor, dessen ,Theoria Philosophiae natu- ralis" von 1758 Nietzsche schon früh (in Basel, s. S. 12) kennen und schätzen gelernt hatte1"). Wie Boscovich weist er die Vor- stellung von Atomen als kleinen Körperchen (Bauklötzchen-

Atome, Wirklichkeits-Klötzchen) schroff zurück. A t o m e sind Kraftpunkte ohne Ausdehung, Leibnizens Monaden ähnlich zu denken: ,Was die materialistische Ato- mistik betrifft: so gehört dieselbe zu den bestwiderlegten Dingen, die es gibt; und vielleicht ist heute in Europa niemand unter den Gelehrten mehr so ungelehrt, ihr außer dem be- quemen Hand- und Hausgebrauch (nämlich als Abkürzung des

10) ,Seit Gassendi ist die Atomistik zur Basis der physikalischen Forschung geworden, seit Newton hat sich die mechanische Weltan- schauung allmählich der ganzen Naturauffassung bemächtigt" (Fr. A.

Lange). Über Sennerts ,gestalthafte Atomlehre" (1619) s. K. L. Wolf, Theoretische Chemie, Teil

1,

1941.

Bei Schönbein heißt es: ,Man hatte

allerhand

außerhalb der Atome liegende Mittel nötig, um diese an und für sich toten Dingerchen herum zu puffen; man leimte ihnen, der Himmel weiß wie, Elektrizitäten, Wärme, Affinitäten usw. auf, gleichsam als Leitseile, an denen man sie hin und her zerre" (Brief an Schelling vom 25. Mai 1854). Dazu die Vermutung, ,daß die Äußerungen der chemischen Tätigkeit der Körper . von mechanischen und räumlichen Verhältnissen viel weniger ab-

22

(29)

Ausdrucksmittels) noch eine ernstliche Bedeutung zuzumessen - dank vorerst jenem Dalmatiner Boscovich, der, mitsamt dem Polen Kopernikus [in bezug auf ,Pole' irrt Nietzsche!]

bisher der größte und siegreichste Gegner des Augenscheins war. Während nämlich Kopernikus uns überredet hat zu glauben, wider alle Sinne, daß die Erde nicht fest steht, lehrte Boscovich dem Glauben an das Letzte, was von der Erde ,fest- stand', abschwören, dem Glauben an den ,Stoff', an die ,Ma- terie', an das Erdenrest- und Klümpchen-Atom: es war der- größte Triumph über die Sinne, die bisher auf Erden errungen worden ist" (VII. 22).

So ist Nietzsche überzeugt, daß ,die dynamische Weitaus- legung mit ihrer Leugnung des ,leeren Raumes', der Klümp- chenatome in kurzem über die Physiker Gewalt haben wird"

(XVI. 103). Er fühlt sich ,im Zusammenhang mit der m.e c h a n i s tis ch e n Bewegung (Zurückführung aller mo- ralischen und ästhetischen Fragen auf physiologische, aller physiologischen auf chemische, aller chemischen auf mecha- nische) - doch mit dem Unterschied, daß ich nicht an Materie glaube und Boscovich für einen der großen Wendepunkte halte, wie Kopernikus" (XIV. 353). ,Die ältere Atomistik suchte zu der ,Kraft', die wirkt, noch jenes Klümpchen Ma- terie, worin sie sitzt, aus der heraus sie wirkt, das Atom:

strengere Köpfe lernten endlich ohne diesen ,Erdenrest' aus- zukommen" (VII. 28). Dazu weiter: ,Die chemischen Ver- wandlungen in der unorganischen Natur sind vielleicht auch künstlerische Prozesse, mimische Rollen zu nennen, die eine Kraft spielt: es gibt aber mehrere, die sie sprechen kann"

(X. 128).

Diesen aktualistischenAtombegriff findet man bei Nietzsche immer und immer wieder, in Äußerungen, die hängig sind, als dies gewöhnlich angenommen wird" (1844). (Siehe A. Mittasch und E. Theis, Von Davy und Döbereiner bis Deacon, Berlin 1932, S. 143 ff. Schönbeins Wirken.)

Bolzanos Atomistik, die wie Fechners ,Physikalische und philoso- phische Atomlehre" (1. Aufl. 1855, 2. Aufl. 1864) auf der Grundlage des Dynamismus von Leibniz und Boscovich ruht, scheint Nietzsche unbekannt geblieben zu sein. Siehe Fr. Pihousky, ,Atomenlehre des sel. Bolzano", Budissin-Bautzen 1851. Bolzano: Paradoxien des Unendlichen, 1851.) Dagegen war Nietzsche bei Friedrich Zöllner, in dessen ,Natur der Kometen" auch die Beschaffenheit der Materie erörtert ist, der dyna- mischen Auffassung des Atoms (nach Faraday und W. Weber) begegnet:

Atome als Schnittpunkte von Kraftlinien.

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oftmals an den Dynamismus heutiger Physik und Chemie an- klingen. Den Grundton bildet: ,Alles ist Kraft" (XII. 54):

ein Satz, der wörtlich anRobert Mayers Satz erinnert: ,Kraft ist: Alles". ,,Die mathematischen Physiker können die Klümpchenatome nicht für ihre Wissenschaft brauchen: folg- lich konstruieren sie sich eine Kraftpunktewelt, mit der man rechnen kann" (XIII. 84). Diese Kraftpunktewelt wird von Nietzsche ähnlich Berzelius, G. Theodor Fechner, Wilhelm Weber und Friedrich Zöllner - in Beziehung zur E 1 e k t r i -

z i t ä t gebracht. ,Ein Ball von elektrischen Strömungen, welche an bestimmten Punkten umkehren, würde sich als etwas Materielles, als ein festes Ding anfühlen: und das che- mische Atom ist ja eine solche Figur, welche von den End- punkten verschiedener Bewegungen umschrieben wird"

(XI.

72).

,.Es gibt keine dauerhaften letzten Einheiten, keine Atome, keine Monaden: auch hier ist ,das Seiende' erst von uns hinein- gelegt (aus praktischen, nützlichen perspektivischen Gründen"

(XVI. 171). ,Dauernd ist das, dessen Veränderungen wir nicht sehen, weil sie zu allmählich und zu fein für uns sind"

(XII. 54). ,Relativ dürfen wir von Atomen und Monaden reden; und gewiß ist, daß die kleinste Welt an Dauer die Dauerhafteste ist" (XVI. 172).

‹Auch im Reiche des Unorganischen kommt für ein Kraft- atom nur seine Nachbarschaft in betracht: die Kräfte in der Ferne gleichen sich aus" (XVI. 114). Schließlich können Kos- mos, Mensch und Atom in Beziehung gebracht werden: ,Wir

sind irgendwie in der M i t t e nach der Größe der Welt zu und nach der Kleinheit der unendlichen Welt zu. Oder ist das Atom uns näher als das äußerste Ende der Welt?" (XII. 72)11).

Zu 3. Ist das Atom als eine Art Krafteinheit zu deuten, die in Wechselwirkung mit anderen Krafteinheiten steht, so folgt nach Nietzsche weiterhin, daß von einer G 1 eich heit zweier Atome ebenso wenig gesprochen wer- den kann, wie von einem zeitlichen G 1 e i c h b 1 e i b e n eines Atoms. ,,,Ähnliche' Qualitäten sollten wir sagen, statt ,gleich' auch in der Chemie. Und ,ähnlich' für uns. Es kommt

11) Auf diese Frage finden wir bei Eddington (Sterne und Atome, deutsch 1928) eine gewisse Antwort: Der menschliche Körper liegt der Größe nach ,fast in der Mitte zwischen Atom und dem Stern", er ent- hält ca. 1027 Atome; 10-s solche Körper könnten einen Stern aufbauen.

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nichts zweimal vor, das Sauerstoff-Atom ist ohne seines Gleichen, in Wahrheit; f ü r u n s g e n ü g t die Anahme, daß es unzählige gleiche gibt" (XII. 28). ,Es gibt nichts Un ve r - ä n d e r 1 i ch e s in der Chemie: das eist nur Schein, ein bloßes Schulvorurteil. Wir haben das Unveränderliche e in g e- s c h lep p t, immer noch aus der Metaphysik, meine Herren Physiker. Es ist ganz naiv von der Oberfläche abgelesen, zu behaupten, daß der Diamant, der Graphit und die Kohle identisch sind. Warum? Bloß weil man keinen Substanzver- lust durch die Waage konstatieren kann! Nun gut, damit haben sie noch Etwas gemein: aber die Molekül-Arbeit bei der Verwandlung, die wir nicht sehen und wägen können, macht eben aus dem Stoff etwas anderes, mit spezifisch anderen Eigenschaften" (XVI. 105)12). Es ist bemerkenswert, wie Nietzsche hier die Formen des Kohlenstoffs gewissermaßen en e r g e t i

s

c h beurteilt, und damit der Anschauungsweise nahe kommt, welche die heutige Atomlehre beherrscht.

,Daß die letzten kleinsten ,Individuen' n i c h t in dem Sinn eines ,metaphysischen Individuums' und Atoms verständlich sind, daß ihre Machtsphäre sich fortwährend verschiebt, - das ist zu allererst sichtbar" (XVI. 164)13). ,,Es gibt keine ewig 12) Früher hatte Hegel betont, daß Wasserstoff oder Sauerstoff als Element etwas ganz anderes sei als in Ver bindun g, z. B. im Wasser. Zur Doppelbedeutung des Atoms (Selbständigkeit als Individuum, Gliedhaftigkeit als Bestandteil höherer Ganzheiten) siehe Paneth: Über die erkenntnistheoretische Stellung des chemischen Elementbegriffes, Schriften der Königsb. Gelehrten Gesellschaft, 1931. Ferner auch A. Mit-

tasch, ,Fiktionen in der Chemie", Angew. Chem. 1937, S. 423. (Besser hieße es: Figmente; vergl. Julius Robert Mayers Kausalbegriff, 1940, S. 200 ff.)

13) Für jene Zeiten recht gewagte Vorstellungen über plötzliche ato- mare Umwandlung werden in diesem Zusammenhang entwickelt: ,Es gibt im Moleküle Explosionen und Veränderungen der Bahn aller Atome und plötzliche Auslösungen von Kraft" (XII. 72). Dazu die mecha- nistische Analogie: - ,Im Moleküle könnte immer noch die Geschichte des Sonnensystems [sich] abspielen und Wärme durch Fall und Stoß sich erzeugen" (XII. 72). (Eine Art Vorahnung künftiger Erkenntnisse:

,,Fall" und ,Stoß" von Elektronen im Atom?) Über das Atom als eine Art Sonnensystems im kleinen s. auch Th. Fechner, Kastners Archiv 15 (1828) S. 257.

Eine unklare Mischung energetischer und mechanistischer Denkweise findet sich in dem Satze: ,Wir sehen überall Strömungen wirken, das sind aber keine Linien! So wird es auch wohl im'R.eich der Atome sein, die K r ä fte s t r ö men und üben dabei den Druck ebensosehr hori- .zontal aus als in Hinsicht auf das, worauf sie stoßen" (XII. 33).

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dauerhaften Substanzen, die Materie ist ein ebensolcher Irr-

tum wie der Gott der Eleaten" (V. 149).

,,-

Wir operieren mit

lauter Dingen, die es nicht gibt, mit Linien, Flächen, Körpern, Atomen, teilbaren Zeiten, teilbaren Räumen -" (V. 153).

‹Keine konstante Zahl des Werdenden" (XVI. 102). Dazu

kommt weiter die Überlegung:

,Ist denn etwas Ruhendes wirk-

lich glücklicher als alles Bewegte? Ist das Unveränderliche

wirklich und notwendig wertvoller als ein Ding, das wechselt?"

(XII. 34). ,,Wir reden, als ob es s e i e n d e Dinge gebe, und unsere Wissenschaft redet von solchen Dingen. Aber ein seien- des Ding gibt es nur nach der menschlichen Optik:

von ihr können wir nicht los. Etwas Werdendes, eine Be- wegung an sich, ist uns vollends unbegreiflich. Wir be- wegen

nur seiende Dinge

daraus besteht unser Weltbild auf dem Spiegel" (XI. 180)").

Is seiner Negierung beharrenden Seins geht Nietzsche so weit, daß er auch die chemischen Elemente in die andauernde geschichtliche Entwicklung des Kosmos einfügt,

d. h. daß er auch das Atom als zeitlich veränder- lich ansie h t. ,Alle chemischen Qualitäten können ge- worden sein und vergehen und wiederkommen. Unzählige ,Eigenschaften' mögen sich entwickelt haben, für die uns, aus unserem Zeit- und Raumwinkel heraus, die Beobachtung nicht möglich ist. Der W a n d e 1 einer chemischen Qualität voll- zieht sich vielleicht auch jetzt, nur in so feinem Grade, daß er unserer feinsten Nachrechnung entschlüpft" (XII. 60)15).

15) Man kann hier an Goethes Ausspruch denken: ,Der Begriff des Werdens ist uns ganz und gar versagt; darum, wenn wir etwas entstehen sehen, wir vermeinen, es sei schon dagewesen." Ferner an seine Worte zu Kanzler Müller: ‹Sie wissen, daß ich ein fortwährend Werdendes statuiere."

15) Anschließend noch die seltsamen und nicht ohne weiteres damit in Einklang zu bringenden Sätze als ,Antithese": ,Unorganische Materie, ob sie gleich organisch war, hat nichts gelernt, ist immer ohne Ver- gangenheit! W äre es anders, so würde es nie eine Wiederholung geben können - denn es entstände immer etwas aus'Stoff mit n e u e n Qualitäten, mit neuer Ver gangenhei t" (XII. 60).

Einen zeitlichen Wandel chemischer Elemente hatte schon Bolzano ausgesprochen: ,Aber selbst da, wo wir keine solche Veränderung seit Jahrhunderten bemerken, in bezug auf die sogenannte leblose Materie und ihre einfachen Teile, z. B. die Substanzen des Sauerstoffs, Wasser- stoffs u. dergl., sind wir berechtigt, sie anzunehmen."

Daß Nietzsche von dem periodischen System der Elemente und der dadurch nahegelegten Vermutung über, die Entstehung der Atome etwas-

(33)

,Auch die chemischen Qualitäten fließen und ändern sich: mag der Zeitraum auch ungeheuer sein, daß die jetzige Formel einer Zusammensetzung durch den Erfolg w i d e r 1 e g t wird.

[Folgt: Einstweilen sind die Formeln wahr . . . Experiment gelingt. Siehe S. 14.] Aber ebenfalls innerhalb derselben [der Spannweite] ist die ewige Veränderung, der ewige Fluß aller Dinge; in keinem Augenblick ist Sauerstoff genau dasselbe wie im vorigen, sondern etwas Neues: wenn auch diese Neuheit zu fein für alle Messungen ist, ja die ganze Entwicklung aller Neuheiten während der Dauer des Menschengeschlechts viel- leicht noch nicht groß genug ist, um die Formel zu widerlegen.

Es gibt so wenig Formen, wie Qualitäten" (XII. 30).

Bei allen Unstimmigkeiten im einzelnen geht durch Nietzsches Atomismus ein gro er d y namis c her Zug, der an die beste Überlieferung der deutschen Philosophie an- schließt"). Der Materiebegriff wird im Denken aufgelöst in den Kraftbegriff; einer späteren Zeit ist es überlassen ge- blieben, diese energetische Auflösung auch experimentell zu begründen. Nietzsche selber vermag nicht über allgemeine Anschauungen hinauszukommen. Von chemischer Umsetzung gilt: ,Eliminieren wir diese Zutaten [des Phänomenalen, d.

gewußt hat, darf als sicher angenommen werden. ,Der Weltäther als Urstoff" (X. 159). Zu den heutigen Anschauungen über die Entstehung der chemischen Elemente (vor einigen Milliarden Jahren) s. H. SueB, Forsch, u. Fortschr. 1941, 207.

16) Schon R. Mayers (an Leibniz anschließender) Dynamismus, durch welchen der Kraft, der Energie, eine Art ,Substanzcharakter" zuge- sprochen wurde, hat eine ,Anmenschlichung" gegenüber herkömmlicher ,,Mechanik" bedeutet; knüpft doch der Kraftbegriff an menschliches Kraftgefühl an.

Auf die positivistische Kritik, die der Kraftbegriff von Forschern wie Kirchhoff, H. Hertz, Boltzmann erfahren hat, kann mit J. Reinke ge.

antwortet werden: ,Man zeige mir doch einen Begriff, der nicht anthro- pomnorph wäre!" Bei Nietzsche macht sich dem ,sogenannten Positivis- mus" gegenüber geltend ,ein Ekel des verwöhnteren Geschmacks vor der Jahrmarkts-Buntheit und Lappenhaftigkeit aller dieser Wirklichkeits- Philosophaster, an denen nichts neu und echt ist, als diese Buntheit"

(VII. 19). Nach Heisenberg erscheint das positivistische Programm einer Reinigung der Sprache von allen unklaren Begriffen ,ganz und gar undurchführbar, denn dazu bedürften wohl die alltäglichsten Begriffe einer Revision, und es ist kaum abzusehen, wieviel von unserer Sprache danach überhaupt noch übrig bliebe." (Wandlungen in den Grundlagen der Naturwissenschaft 1942.) ,Der Positivismus ist stets und überall die Erkenntnistheorie der voreiligen, aus Enttäuschung geborenen Resig- nation" (Bavink).

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Verf.], so bleiben keine Dinge übrig, sondern dynamische Quanta, in einem Spannungsverhältnis zu allen andern dyna- mischen Quanten" (XVI. 113).

D. Nietzsches Gedanken über chemische Gesetzlichkeit.

Bei Nietzsches unzureichenden chemischen Kenntnissen wird man nicht erwarten können, daß er über Chemismusfragen wie Valenz, Bindung, Reaktionsgeschwindigkeit (oder gar über chemisches Gleichgewicht) Zutreffendes und Maßgebliches gesagt hätte.

Bemerkenswert ist Nietzsches Stellung zur Frage c h e

in

i -

s cher Geset z lichk ei t. Seinem Aktualismus und Dyna- mismus zufolge neigt er dazu, der Chemie eine strenge ,Ge- setzlichkeit" überhaupt abzuerkennen: e s gii b t n u r w e c 1i - selndes Geschehen, aber keine dauerhaften Sub- stanzen, demnach keine strengen Naturgesetze:

‹Es gibt kein Gesetz: jede Macht zieht in jedem Augenblick ihre letzte Konsequenz. Gerade, daß es kein Anderskönnen gibt, darauf beruht die Berechenbarkeit" (XVI. 111). ,Natur- gesetz als Formel für die unbedingte Herrschaft der Macht- Relationen und Grade" (XIII. 66). ,Die angeblichen ,Natur- gesetze' sind die Formeln für Macht-Verhältnisse" (XIII. 82).

‹Wir können von keinem Naturgesetz eine ewige Gültigkeit behaupten, wir können von keiner chemischen Qualität ihr ewiges Verharren behaupten, wir sind nicht f e i n genug, um den mutmaßlichen a b s olu t en Flu ß d e s G e sch e h en s zu sehen" (XII. 30).

‹Wenn etwas so und nicht anders geschieht, so ist darin kein ,Prinzip', .kein ,Geset3', keine ,Ordnung', sondern es wirken Kraft-Quanta, deren Wesen darin besteht, auf alle anderen Kraft-Quanta Macht auszuüben" (XVI. 159). ,Sink nicht die vielen chemischen Gesetze wie die der or ga - n i s c h e n Arten und Gestalten unerklärbar aus einem? Oder aus zweien? (. . .) (ein zur Regel gewordenes Beliebe n, zum Beispiel Sauerstoff und Wasserstoff che- misch)??? Sollte diese ,Regel' eben nur eine längere Laune sein"? - (XII. 59). - Darum: ,Ich hüte mich, von chemischen G e s e t z e,n' zu sprechen; das hat einen moralischen Beige- schmack" (XVI. 108).

(35)

Nietzsches wahrhaft historischer Sinn, sein einbohrendes Nachdenken über kosmisches Geschehen, läßt ihm also die dauernde Gültigkeit der g e g e n w ä r t i g als bestehend ange- nommenen. ,Naturgesetzlichkeit" fraglich erscheinen. ,Ich glaube, selbst unsere chemische Affinität und Kohärenz sind vielleicht spät entwickelte, bestimmten Epochen in Einzel- systemen zugehörige Erscheinungen. Glauben wir an die abso- lute Notwendigkeit im All, aber hüten wir uns, von irgendeinem Gesetz, sei es selbst ein primitiv mechanisches unserer Erfah- rung, zu behaupten, dies herrsche in ihm und sei eine ewige Eigenschaft" (XII. 60). (Anschließend S. 26: ,Alle chemischen

Qualitäten ... ")17). Dazu noch: ,Die Qualität, zum Beispiel bei jedem chemischen Werden, erscheint nach wie vor als ein Wunder" (V. 153).

Nietzsche begnügt sich also nicht damit, für das Atom den Seins-Charakter aufzuheben und ihm ein Geschehensgepräge, ein Kraftgepräge zu geben; auch an die 0 r d n u n g s e 1 b s t wird gerührt, wie es scheint. Sieht es doch aus, als ob Nietzsche mit seiner Auffassung über einen möglichen zeitlichen Wandel nicht nur aller chemischen Stoffe, sondern auch der G e -

setz lichkeit ~ieser Stoffe alle ,,Naturordnung" in Frage stellt! Tatsächlich liegt ihm ein solches Beginnen fern - weist doch seine Idee einer ,ewigen Wiederkehr des Gleichen" auf das Bestehen einer Ordnung allerhöchsten

Ranges hin!

Was in Nietzsches Aussprüchen über Naturgesetzlichkeit fehlt, ist eine strenge D e f i n i t i o n. Faßt man den ganzen Zusammenhang ins Auge, so wird folgendes klar:

1. Nietzsche stößt sich, wie vermerkt, an dem ,moralischen Beigeschmack" des Wortes ,Gesetz", also an jeder allzumensch- lichen Vorstellung eines Gesetzgebers in der Natur, analog der Gesetzgebung in menschlichem Gemeinwesen.

2. Wenn von Naturgesetzlichkeit bejahend geredet wird, so kann dies nur in dem Sinne gelten, daß dem S t r o m d e s Geschehens an sich, ohne jedes Eingreifen einer höheren Macht, eine bestimmte Ordnung zukommt. Die Dinge

1 ) In bezug auf den Begriff des Naturgesetzes s. die Zusammenstellung von Äußerungen bei A. Mittasch, J. R. Mayers Kausalbegriff 1940 S. 68.

Die schwierige Frage einer ,Kontingenz" der Naturgesetze behandelt B. Bavink in ,,Resultate und Probleme der Naturwissenschaften", Ab-

schnitt ,Das Problem der Kausalität".

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