• Keine Ergebnisse gefunden

Moralischer Relativismus

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Moralischer Relativismus"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ethica 17

Moralischer Relativismus

von Gerhard Ernst

1. Auflage

mentis 2009

Verlag C.H. Beck im Internet:

www.beck.de ISBN 978 3 89785 314 0

Zu Inhaltsverzeichnis

schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG

(2)

G

ERHARD

E

RNST

(H

RSG

.)

Moralischer Relativismus

mentis

PADERBORN

(3)

Gerhard Ernst

Einleitung

Im Zeitalter der Globalisierung stellt sich nicht nur für Philosophen die Frage, wie mit den moralischen Werten und Normen Anderer umzugehen ist. Welchen Status haben diese im Verhältnis zu den eigenen Maßstäben?

Gibt es so etwas wie moralische Objektivität oder ist vielmehr von einer grundlegenden Relativität der Moral auszugehen? Und welche praktischen Folgen ergeben sich aus der Verschiedenheit der moralischen Anschauungen oder sollten sich ergeben? Wie groß ist die tatsächlich zu beobachtende Ver- schiedenheit überhaupt? Der vorliegende Sammelband möchte hier mehr Klarheit schaffen. Zu diesem Zweck werden nicht nur die Fragen diskutiert, was unter moralischem Relativismus überhaupt zu verstehen und wie dieser zu bewerten ist, sondern auch, welche Rolle empirische Befunde bezüglich der Verschiedenheit von Wertvorstellungen in der philosophischen Argu- mentation spielen und wie diese genau aussehen.

In der Diskussion um den moralischen Relativismus1unterscheidet man häufig drei Ebenen: die deskriptive Ebene, die metaethische Ebene und die Ebene der normativen Ethik. Leider herrscht wenig Einigkeit darüber, wie die Abgrenzung im Detail aussehen soll beziehungsweise ob es hier über- haupt scharfe Grenzen gibt – und die Beiträge in diesem Band spiegeln diese Uneinigkeit wider. Dennoch eignet sich die Einteilung, um wenigstens eine erste Ordnung in die Vielzahl der Positionen zu bringen, die in Bezug auf den moralischen Relativismus vertreten werden. Dieser Band ist dement- sprechend in die folgenden drei Teile gegliedert:

Im ersten Teil stehen Fragen zum deskriptiven moralischen Relativismus im Mittelpunkt. Vertreter verschiedener empirisch arbeitender Disziplinen (Rechtsethnologie, Psychologie, empirische Sozialforschung) diskutieren hier, welche Verschiedenheiten und welche Gemeinsamkeiten man tatsäch- lich in Bezug auf die Werte und Normen beobachtet, die verschiedene Per-

1 Die Bezeichnungen »moralischer Relativismus« und »ethischer Relativismus« werden mei- stens mehr oder weniger synonym verwendet. Im Einzelfall muss man jedoch prüfen, ob doch ein Unterschied gemacht wird.

(4)

sonen/soziale Gruppen/Kulturen/Zeiten etc. akzeptieren. Welcher Art sind diese Verschiedenheiten und Gemeinsamkeiten? Kann man die Unterschiede als das Ergebnis der Anwendung ähnlicher Werte auf grundlegend verschie- dene Lebensumstände deuten? Oder eher als Anwendung grundsätzlich ver- schiedener Werte auf ähnliche Lebensumstände? Welche Schwierigkeiten stellen sich bei der empirischen Wertforschung? Und wie sind die empiri- schen Befunde zu deuten?

Im zweiten Teil des Bandes geht es dann vor allem um den metaethischen moralischen Relativismus. Hier steht der Status der Moral zur Debatte: Ist diese realistisch zu deuten, also als ein Bereich, der Objektivität beanspru- chen kann? Oder ist von einer grundlegenden Relativität moralischer Wahr- heiten auszugehen? Wie ist die Position des Relativisten auf der metaethi- schen Ebene dann genau zu formulieren? Was spricht für, was gegen den metaethischen Relativismus? Und welche Verbindung besteht zwischen dem metaethischen und dem normativen Relativismus?

Vom normativen moralischen Relativismus handelt schwerpunktmäßig der dritte Teil des Bandes. Dabei geht es nicht um den Status, sondern um den Inhalt der Moral. Gibt es universelle moralische Grundsätze – vielleicht jene, die durch die Menschenrechte vorgegeben sind –, die für alle Menschen gleichermaßen gelten? Erschöpft sich die Moral in solchen Grundsätzen?

Oder gibt es auch beziehungsweise nur personenspezifische/kulturspezifi- sche etc. Forderungen? Welche Relativitäten sind hier bedrohlich, welche harmlos, welche begrüßenswert? Gibt es normative Grundlagen für einen interkulturellen Dialog über die Frage, was moralisch gefordert ist und was nicht? Inwiefern kann man Relativist (oder Pluralist) sein, wenn es um kon- krete ethische Probleme geht?

Der Band schlägt so einen Bogen von der empirischen Forschung zum moralischen Relativismus über dessen theoretische Aufarbeitung bis hin zur Auseinandersetzung mit der Herausforderung, die der moralische Relativis- mus für die normative Ethik darstellt. Es kommen dabei sowohl Befürwor- ter als auch Gegner des moralischen Relativismus zu Wort, wenn auch nicht in völlig ausgeglichenem Maße, was vor allem daran liegt, dass es in der wis- senschaftlichen Landschaft gar nicht so viele »harte« Relativisten gibt. Hier existiert offensichtlich eine Kluft zwischen der öffentlichen Meinung, in welcher der moralische Relativismus durchaus Rückhalt hat, und der Wis- senschaft – eine Kluft, die selbst noch einmal Gegenstand wissenschaftlicher Forschung ist.

Zur Vorbereitung dieses Buches fand im September 2006 eine Tagung in München statt, bei der die Autoren die Gelegenheit hatten, ihre Thesen zur Diskussion zu stellen. Ich möchte allen Teilnehmern dieser Tagung, insbe- sondere den Autoren selbst für die fruchtbare Diskussion danken. Es ist

8 Gerhard Ernst

(5)

nicht selbstverständlich, sich den Mühen eines interdisziplinären Gesprächs zu unterziehen! Christine Bratu, Heinrich Dietz und Christian Seidel danke ich für die Mithilfe bei der Durchführung der Tagung, insbesondere für die Anfertigung der Diskussionsprotokolle, welche es den Autoren erlaubte, die Ergebnisse der Diskussion effektiv in ihre Beiträge einzubeziehen. Jörg Schroth danke ich dafür, dass er für diesen Band seine umfangreiche Relati- vismus-Bibliographie zur Verfügung gestellt hat. Frau Lisa Schmalzried bin ich für die Bearbeitung und Ergänzung dieser Bibliographie sowie für die Unterstützung bei der Edition des Bandes dankbar. Dieter Sturma und Michael Quante möchte ich für die Aufnahme des Bandes in die ethica- Reihe danken.

Die Tagung und dieser Band waren ein Projekt der AG »Relativität« der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissen- schaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Ich danke meinen Kollegen von der Jungen Akademie ganz herzlich für ihre Unterstützung bei der Realisierung des Projektes, insbesondere Jörg Rössel für viele nützliche Hinweise im Vorfeld der Tagung.

Schließlich danke ich den Autoren ganz herzlich für ihre Beiträge, insbe- sondere dafür, dass sie der Vorgabe, über die Fachgrenzen hinweg verständ- lich zu schreiben, ohne das wissenschaftliche Niveau abzusenken, so gut entsprochen haben. Nur so konnte ein Band entstehen, der, so hoffe ich, nicht nur für Fachwissenschaftler und Studierende der beteiligten Diszipli- nen, sondern auch für ein breiteres akademisches Publikum von Nutzen ist.

München im Februar 2009, Gerhard Ernst

Einleitung 9

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Dahr-Lehre der Araber ist ein klassisches Beispiel der intentionalen Schichten von Gedankensystemen und ebenso für die Frage nach dem Wesen der Religion. Der

heute hervor, daß doch wohl jeder Mensch, auch wenn seinem persönlichen Geschmack ein „Schlager“ mehr entspricht, als ein Präludium von Bach, sich bewußt

Aber die empirischen Urteile erschöpfen ja auch noch nicht die Klasse jener Urteile, die, ohne selbst moralisch-normativ zu sein, zur Begründung moralischer

Diese Ergeb- nisse entsprechen nicht ganz der Realität, da die Nährstoffe der Stängel, der Blätter oder der Kol- ben mit der Zeit ihre Anteile in der Ganzpflanze verändern

Vielmehr lässt sich ableiten, dass die Arbeit an und mit Menschen häufig nicht in ihrer Spezifität sondern im Rahmen ande- rer Debatten diskutiert wird, wie etwa in Abhandlungen

Man fragt nicht, wie fremde Traditionen von in- nen aussehen, man untersucht nicht die Werte und die Weltansichten, auf denen sie beruhen, man macht sich keine Gedanken über die

Ihre Fragestellung unterscheidet sich dahingehend von der Moral, dass sie nicht unmittelbar auf einzelne Handlungen und konkrete Situationen bezogen ist, sondern auf einer Meta-

Ziel des Erweiterungscurriculums „Qualitative Methoden in der empirischen Forschung“ an der Universität Wien ist es, Studierenden sowohl klassisches qualitatives