POSIEUX ■ Obwohl Mais weit verbreitet ist und häufig genutzt wird, ist sein Futterwert nicht leicht zu schätzen, da sich die Pflanzenteile je nach Sorte und Produktionsort im Verlauf der Vegetationsperiode unter- schiedlich entwickeln.
Die Maispflanze verändert sich während ihrer Entwicklung stark. Zu Beginn der Vegetations- periode besteht die Pflanze zum grössten Teil aus Stängeln und Blättern. Im Lauf der Zeit nimmt der Kolbenanteil zu und kann, wenn das Korn hart ist, zwei Drit- tel der Trockensubstanz (TS) dar- stellen. Mit zunehmendem Alter verholzen die Stängel, und die Blätter trocknen, wodurch die verdaulichen Nährstoffe abneh- men. Die Stärkeanreicherung im Kolben kompensiert diese dege- nerationsbedingten Verluste der Pflanze teilweise.
Was die Untersuchungen ergaben
An der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux (ALP) durchgeführte Analysen von Mais in drei unterschiedli- chen Reifestadien zeigen, dass die Nährstoffe sich generell nur wenig verändern. Diese Ergeb- nisse entsprechen nicht ganz der Realität, da die Nährstoffe der Stängel, der Blätter oder der Kol- ben mit der Zeit ihre Anteile in der Ganzpflanze verändern und nicht die gleiche Verdaulichkeit aufweisen. Wenn der Nährstoff- gehalt in der TS insgesamt auch nur wenig variiert, so ändert sich die Verdaulichkeit dieser Nähr- stoffe doch unterschiedlich, je nachdem aus welchem Teil der Pflanze sie stammen.
Der Futterwert hängt von der Verdaulichkeit der organischen
Substanz (vOS) ab. Die Regres - sionsgleichungen der vOS basie- ren auf der chemischen Zu - sammensetzung eines Futters und auf den Ergebnissen von Verdaulichkeitsversuchen mit Schafen.
Ein Modell muss einfach bleiben
Das für die Schätzung der vOS verwendete Modell muss ein- fach und wirtschaftlich sein. Es beinhaltet nur einen oder zwei Nährstoffe und kann nicht be- rücksichtigen, ob diese aus Stän- geln, Blättern oder Kolben stam- men. Die Umsetzung eines solchen Modells ist komplex, aber nicht unmöglich. Seine An- wendung würde jedoch zu viele nur schlecht verfügbare und sehr kostspielige Informationen erfordern. Die Modelle basieren auf gezielt durchgeführten Ver- suchen und schliessen deshalb nicht alle Sorten und Bedingun- gen mit ein.
Mangels besserer Alternativen
Die im Grünen Buch angege- benen Regressionsgleichungen für die vOS von Mais sind in den Stadien Milchreife und frühe Teig reife generell ein guter An- satz, im Stadium der späten Teig - reife wird die vOS hingegen leicht unterschätzt.
Ein vorhergesagter Wert bleibt ein ungefährer Wert und ist in Kenntnis dieser Sachlage anzu- wenden. Die Herausforderung für die Forschung besteht darin, die Schätzungen sicherer zu ma- chen. In Posieux wird daran ge- arbeitet, dazu einen entspre- chenden Beitrag zu leisten.
Yves Arrigo, Agroscope Liebefeld-Posieux