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limaschutz wird in Österreich großge- schrieben – das behauptet zumindest die Politik gerne. Ein Blick auf die Paragra- fen, die das auch sicherstellen, ergibt aller- dings ein ganz anderes Bild. Mag. Teresa Habjan und Mag. Miriam Karl untersuchen das Klimaschutzrecht und sind Mitglieder einer neu gegründeten Arbeitsgruppe zu dem Thema. „Das österreichische Ge- setz ist sehr kurz und beinhaltet weder eigene Ziele noch Verantwortlichkeiten“, fasst Habjan zusammen. An welchen Stell- schrauben gedreht werden kann, damit unser Land seinem Ruf auch gerecht wird, untersuchen die beiden Juristinnen.

Umsetzung. Miriam Karl analysiert Wege, Klimaschutzmaßnahmen zu realisieren, ohne dabei gegen bestehendes Verfas- sungs- und Europarecht zu verstoßen.

Jedes neue Verbot würde nämlich auto- matisch bestimmte Personenkreise be- nachteiligen. „Man kann etwa nicht von heute auf morgen Verbrennungsmotoren vollständig verbannen, das würde die per- sönliche Freiheit der Kfz-BesitzerInnen zu sehr einschränken und ihre Fahrzeuge wertlos machen“, nennt die Wissenschaf- terin ein Beispiel. Anstelle eines derart radikalen Schrittes müsse man eine Über- gangsfrist von mehreren Jahren vorsehen oder so genannte gelindere Mittel vorzie- hen, um Abgase zu reduzieren. Das wären die stärkere Besteuerung fossiler Treibstof- fe oder die Förderung von E-Autos.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in ihrer Dis- sertation ist die Gerechtigkeit – womit sie den juristischen Aspekt eines etablierten interdisziplinären Forschungsthemas an der Uni Graz abdeckt: „Es liegt in der Ver- antwortung des Staates, Regelungen zu definieren, die auch durch Klimaschäden Benachteiligten gegenüber fair sind“, prä- zisiert Karl. Wenn unsere Emissionen die Wüstenbildung in Afrika vorantreiben, müs- sen wir uns in naher Zukunft auf mehr Kli- maflüchtlinge einstellen.

Eine weitere Frage ist, wer Haftungen über- nehmen und mit Schadenersatzforderun- gen konfrontiert werden kann, wenn vor- geschriebene Maßnahmen nicht getätigt werden. „Verstöße gegen den Klimaschutz sind schwer zu handhaben, da Ursache und Wirkung so weit auseinanderliegen“,

räumt die Juristin ein. „Es gibt hier deut- liche Vollzugsdefizite.“ Diese bestanden lange Zeit auch im Umweltrecht, doch seit NGOs in Genehmigungsverfahren bei Großprojekten eingebunden werden, hat sich die Situation deutlich verbessert, hat Karl beobachtet. Sie plädiert daher auch für eine Klimaschutzprüfung – analog zur Umweltverträglichkeitsprüfung –, die weit- läufige Kettenreaktionen berücksichtigt.

„Umfassende Kausalzusammenhänge her- zustellen, ist in diesem Bereich natürlich deutlich schwieriger“, ortet sie eine Hürde.

Einschätzung. Die beiden Juristinnen sind sich einig, dass international rasches Han- deln gefragt ist. Man brauche auch dringend eine europäische Übereinkunft, denn: „Die Frage, was es bringt, wenn Österreich Kli- maschutzmaßnahmen ergreift, andere Län- der aber nichts tun, ist durchaus berechtigt.

Damit wird das Thema aber zum Riesenpro- blem“, stellt Karl fest. Seit der Ratifizierung des Pariser Abkommens im November 2016 sei zumindest etwas Bewegung in die Politik gekommen, auch in Österreich.

Unser Land hat sich nämlich in den letzten Jahren auf seiner Vorreiterrolle bei Wasser- kraft und erneuerbarer Energie ausgeruht.

„Mittlerweile haben uns aber andere Staa- ten längst überholt“, weiß Teresa Habjan.

So hat beispielsweise das Vereinigte Kö- nigreich schon wesentlich früher ein ent- sprechendes Gesetz verabschiedet, das auch deutlich umfangreicher ist als die zehn Paragrafen des österreichischen. Im Beirat der britischen Regierung, der den Fortschritt im Klimaschutz beobachtet und unabhängige Forschung betreibt, sind ExpertInnen verschiedener Fachgebiete verpflichtend vertreten. „In Österreich hin- gegen zählt dieses Gremium lediglich einen Wissenschafter, sonst die Sozialpartner beziehungsweise VertreterInnen von Par- teien und Ministerien“, vergleicht Habjan.

Der Föderalismus sei ein weiteres Hinder- nis im österreichischen Recht, da Verant- wortlichkeiten zwischen Bund und Ländern hin- und hergeschoben werden.

Vernetzung. Damit Maßnahmen zum Kli- maschutz auch endlich effizient realisiert werden, haben Univ.-Prof. Dr. Eva Schulev- Steindl vom Institut für Öffentliches Recht

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Dass die globale Erwärmung im Vergleich zur vorindustri- ellen Zeit zwei Grad Celsius nicht überschreiten sollte, um die Folgen des Klima- wandels noch handhaben zu können, ist internationaler Konsens. Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels wer- den allerdings sehr zögerlich gesetzt. Zwei Juristinnen der Uni Graz erforschen, wo und wie die Politik aufs Gas stei- gen sollte.

von DaGmar eklauDe

und Politikwissenschaft sowie Univ.-Prof. Dr. Gottfried Kirchen- gast vom Wegener Center der Uni Graz eine Arbeitsgruppe ge- gründet, die am Climate Change Centre Austria sowie an der Ös- terreichischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt ist.

Habjan und Karl sind zwei von ins- gesamt elf Mitgliedern verschie- dener Disziplinen und Institutio- nen. „Als Juristinnen haben wir das Know-how, mit welchem Re- gelwerk dringend nötige Schritte auch tatsächlich gesetzt werden können“, beschreibt Karl. Zahlen, Fakten und weitere Lösungsan- sätze steuern unter anderem Phy- sikerInnen und ÖkonomInnen bei.

„Dieser Blick über die Fachgren- zen hinaus ist gerade beim Kli- maschutz extrem wichtig, um verschiedene Folgen abzusehen“, bestätigt Habjan. Die intensive Förderung von E-Autos in Norwe- gen, die in den Städten auch die Busspuren benützen dürfen, hat beispielsweise den Individualver- kehr so sehr verstärkt, dass Öffis nun behindert werden.

Derartige Verlagerungseffekte, für die der Sektor Verkehr be- sonders anfällig ist, untersucht Habjan in ihrer Arbeit. „Ein Prob- lemfeld sind beispielsweise Bio- kraftstoffe. Fördert man diese, geht das auf Kosten der Landwirt- schaft. Es werden mehr Maschi- nen eingesetzt und mehr Dünger- gaben benötigt, was wiederum zu erhöhten Emissionen in diesem Sektor führt“, so Habjan.

Practical advice

In order to keep the impact of climate change tolerable in the foreseeable future, well-directed measures are needed fast. Legal experts Teresa Habjan and Miriam Karl are investigating which parameters politicians urgently need to address and which steps are legally possible. It should be easier for people to recover damages sustained as a result of climate change, even if they may sometimes be hard to substantiate.

Habjan also examines the far- reaching consequences of specific regulations and bans.

For example, if electric cars are subsidised too strongly, this causes private vehicle traffic to hamper public transport. Habjan and Karl are members of a newly founded interdisciplinary working group on climate protection who study complex global connections.

Miriam Karl (l.) und Teresa Habjan untersuchen die Paragrafen des Klimaschutzrechts genau. Die Jungforscherinnen vom Institut für Öffentliches Recht und Politik- wissenschaft sind Mitglieder einer Arbeitsgruppe zu dem Thema, die auf eine rasche Umsetzung von Maß nahmen pocht.

Foto: Uni Graz/Lunghammer

Interview mit Teresa Habjan im Webradio der Grazer Universitäten

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