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Archiv "Alzheimer: Mehrere Transmitter sind betroffen" (06.01.1997)

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M

it einem wissenschaft- lichen Symposium über die Alzheimer- Krankheit endete zum neun- ten Mal seit 1987 die Fried- rich Merz-Stiftungsgastpro- fessur an der Universität Frankfurt. Vergeben worden war diese von der Frankfur- ter Universität und dem phar- mazeutischen Unternehmen Merz und Co. an Professor Dr. Bengt Winblad (Karolins- ka Institut, Stockholm). Win- blad hat im Wintersemester 1995/96 am Zentrum der Psychiatrie der Universität Frankfurt mit den Mitteln der Gastprofessur ein For- schungsprojekt über die Alz- heimer-Demenz geleitet.

Auf dem Symposium er- läuterte der schwedische Wis- senschaftler, daß die Alzhei- mer-Erkrankung für westli- che Industrieländer eine wei- ter zunehmende ökonomi- sche Belastung darstellen wird. Schon heute gebe es in Deutschland 900 000 Patien- ten mit moderater oder schwerer Demenz. Auf 60 000 Mark pro Patient schätzte er die jährlich dafür anfallenden Kosten.

Gestörte Systeme

Winblad erläuterte, daß beim Morbus Alzheimer nicht – wie lange angenom- men – nur das cholinerge Sy- stem betroffen ist, sondern mehrere andere Neurotrans- mittersysteme gestört sind.

Beeinträchtigt sind die Syste- me für Azetylcholin, Nor- adrenalin, Serotonin und das glutamaterge System. Da das cholinerge System am mei- sten erforscht worden ist, setzten dort bisher auch verschiedene therapeutische

Maßnahmen an, so Winblad.

In den letzten Jahren sei aber deutlich geworden, daß mögliche Therapien sich auch auf die Regulation der Neu- rotransmitter-Rezeptoren rich- ten könnten. Bei der Alz- heimer-Demenz scheinen die G-Protein-vermittelten Signalübertragungsmechanis- men via Phosphatidylinosi-

tol-Hydrolyse und den Ade- nyl-Zyklase-Komplex gestört zu sein. Störungen in diesen Systemen könnten mögli- cherweise die Ursache dafür sein, daß eine Therapie auf der Ebene der Neurotrans- mitter bisher nur einen relativ begrenzten Erfolg gezeigt hat. Diese Defekte könnten möglicherweise auch zur ab-

normen Funktion des Amylo- id-Vorläufer-Proteins (APP) beitragen. In Zukunft sollten deshalb neue therapeutische Strategien auch gegen die gestörten Signal-Überträger- Systeme auf der Ebene der Neurotransmitter-Rezeptoren gerichtet sein. Laut Prof.

Konrad Maurer (Universität Frankfurt) besteht die Zu- kunft der Alzheimer-Diagno- stik in den Möglichkeiten des

„brain mapping“.

Da die Alzheimer-De- menz derzeit nur post mor- tem mit Gewißheit diagnosti- ziert werden kann, haben sich Forscher die Aufga- be gestellt, neue Kriterien zur Diagnose der Demenz zu entwickeln. Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren wie Positronen-Emissionsto- mographie (PET), computer- gestützter Elektroenzephalo- graphie (CET), Single-Pho- tonen-Emissions-Tomogra- phie (SPECT) oder Magnet- resonanztomographie (MRT) können auch heute schon Anhaltspunkte für eine Dia- gnosesicherung beim Alz- heimerpatienten gefunden werden.

Defizite

Beim Fluor-Desoxygluco- se-(FDG-)PET ließen sich in einer Studie bei neun von elf Patienten typische kortikale Defizite im Glukosemetabo- lismus aufzeigen. Im CET korreliert die Alpha-Wellen- Aktivität mit der Schwere der Demenz. Im SPECT gibt es ein typisches Muster für tem- poroparietale Defizite bei der Erkrankung. Im MRT schließ- lich erlaubt die Bestimmung des Ausmaßes der Hippocam- pusatrophie die Differenzie- rung zwischen altersentspre- chender Regression und de- A-51 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 1–2, 6. Januar 1997 (51)

Alzheimer

Mehrere Transmitter sind betroffen

Alzheimer-Forschungs-Zentrum in Frankfurt gegründet

Am 19. Dezember 1996, dem 81. Todestag von Aloys Alzheimer, wurde in Frankfurt das erste deutsche Alzhei- mer-Forschungs-Zentrum Frankfurt (AFZF) eröffnet. Al- lein in Deutschland leiden heute weit mehr als eine Million Betroffene an der Alzheimer-Krankheit. Da sie noch nicht ursächlich zu behandeln ist, ist sie für die Forschung, so hieß es auf der Fachpressekonferenz von Hoechst, eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Aufgabe des AFZF ist es, Ansatzpunkte für eine wirksame Therapie der Alzheimer-Krankheit zu finden. Der Arbeitsschwer- punkt des Forschungszentrums in Frankfurt wird die lang- fristige Beobachtung des Krankheitsverlaufes und die Ge- winnung von Erkenntnissen über die Entstehungszusam- menhänge dieser Krankheit sein.

Hoechst und Hoechst Marion Roussel unterstützen die Forschungsprojekte maßgeblich. Das internationale Phar- maunternehmen vertreibt national mit Piracetam und inter- national mit Pentoxifyllin zwei weltweit für dementielle Er- krankungen eingesetzte Substanzen und forscht intensiv auf diesem Gebiet. Eine erste Nachfolgesubstanz, das Pro- pentofyllin, ist bereits zur Zulassung eingereicht.

Die Gründung des Forschungszentrums, an der sieben Frankfurter Kliniken und Institute beteiligt sind, geht auf die Initiative der im April 1996 gegründeten Frankfurter Alzheimer-Gesellschaft zurück. Mitglieder im Forschungs- zentrum sind namhafte Frankfurter Mediziner. Zu ihrem Sprecher wurde Prof. Dr. Karl Mauerer, Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universitätsklinik

Frankfurt, berufen. pe

V A R I A AUS UNTERNEHMEN

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mentieller Veränderung. Die Stiftungsgastprofessur wurde im vergangenen Jahr vorläu- fig zum letzten Mal vergeben.

Der diesjährige Gastprofes- sor Winblad hatte auf sich aufmerksam gemacht, als er vor einigen Jahren bei zwei schwedischen Familien, in welchen früh eine Alzheimer- Demenz aufgetreten war, ei- ne Mutation des APP-Gens auf Chromosom 21 entdeckt hatte. Diese äußerte sich als verstärkte Amyloid-Bil- dung im Hirn, welche unmit- telbar mit der Mutation kor- reliert ist.

Durch proteolytische Ak- tivität im Bereich der Mutati- on wird das beta-Amyloid vom Amyloid Precursor Pro- tein (APP) abgespalten.

Nach Sekretion in den Extra- zellulärraum bildet es die charakteristischen Amyloid- Plaques. Susi Ajnwojner

A-52 (52) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 1–2, 6. Januar 1997

V A R I A REISE

Der Deutsche Skiverband hat sich zum Beginn der Ski- saison zu Angriffen von Um- welt- und Naturschützern auf

„Schneekanonen“ geäußert.

Langzeituntersuchungen der Universität München haben ergeben, daß nährstoffarme, nasse und erosionsanfällige Böden durch Maschinen- schnee negativ beeinflußt werden können. Landwirt- schaftlich genutzte Wiesen und Weiden – diese werden in Deutschland vorwiegend be- schneit – profitieren dagegen sogar durch den Schutz der Schneedecke und durch höhere Wasserzufuhr: Futter- ertrag und -qualität steigen.

Grundsätzlich empfiehlt der DSV, vor der Aufstellung von Beschneiungsanlagen die Umweltverträglichkeit prü- fen zu lassen.

Nach DSV-Angaben wer- den in deutschen Skigebieten etwa 125 Hektar maschinell beschneit; das sind knapp vier Prozent der gesamten Pisten- fläche. Chemische Zusätze werden in Deutschland nicht verwendet. Je nach der ge- wünschten Schneehöhe wer-

den pro Quadratmeter 80 bis 200 Liter Wasser benötigt, die später als Schmelzwasser wie- der in den Wasserkreislauf zurückfließen. Der Energie- verbrauch beträgt im Jahr pro Hektar zwischen 10 000 und 27 000 kWh; dies ist laut DSV wesentlich weniger, als etwa Eishallen, Hallenbäder oder Saunen verbrauchen. DSVP

Costa Rica

Nach den Amerikanern und Kanadiern sind Deutsche bereits die drittgrößte Gruppe der jährlich etwa 800 000 aus- ländischen Touristen in Costa Rica, und die Tendenz steigt.

Um sowohl Veranstaltern wie auch Touristen direkt das neue Reiseland besser vorstel- len zu können, hat die von Ho- tels und Reiseunternehmen getragene Stiftung zur touri- stischen Förderung Costa Ri- cas in Europa ein Informati- onsbüro eröffnet (Tourismus- büro Costa Rica, Regenten- straße 17, 51063 Köln, Tele- fon 02 21/9 62 47 00, Telefax 9 62 47 01). K & K

Zar und

Zimmermann

Dem mehrmonatigen Aufenthalt Zar Peters des Großen ab Herbst 1696 wid- men die Niederlande zum 300. Jubiläum ein ganzes The- menjahr.

In Zaandam, wo der Zar sich besonders für den Schiffsbau interessierte und selbst Hand anlegte, ist sein Wohnhaus, das „Tsaar Peter Huisje“, noch erhalten und kann besichtigt werden. Was der Zar während seiner Euro- pareisen an Raritäten und Kunstwerken sammelte, wird bis zum 15. April im Histori- schen Museum in Amsterdam ausgestellt.

Zur gleichen Zeit zeigt die Nieuwe Kerk Kleidungs- und Schmuckstücke Katha- rinas der Großen, ihre golde- ne Kutsche und Gemälde, die mit ihr verbunden sind.

Im Februar beginnen im Ste- delijk Museum und im Geel- vinck Hinlopen Huis Aus- stellungen russischer Künst- ler aus der Zeit des Zaren.

Gemälde, Möbel, Kleider und Uniformen aus der Som- merresidenz Peterhof sind bis zum 2. April im Palais Het Loo in Apeldoorn zu be- sichtigen, dessen Gartenan- lagen übrigens dem Zaren als Vorbild für seine eigenen Planungen dienten.

Eine Programmübersicht über sämtliche Veranstal- tungen ist beim Niederländi- schen Büro für Tourismus in Köln zu bekommen: Tele- fon 02 21/2 57 03 83, Fax

2 57 03 81. LP

Reiserecht

Im Winterurlaub schon mal zum Auto laufen – Ein Pauschaltourist kann nach- träglich keine Reisepreis- minderung verlangen, wenn er im Winterurlaub wegen hohen Schneefalls nicht mit dem Auto zur gemieteten Hütte fahren konnte, son- dern 400 Meter entfernt par- ken mußte (Amtsgericht Of- fenburg, Az.: 1 C 357/94).WB

Umweltgerechte Beschneiung

Unter den vier klassischen Win- tersportländern Eu- ropas ist Italien für den deutschen Urlauber auch in diesem Winter im K a u f k r a f t v e r - gleich am günstig- sten; der Bundes- verband deutscher Banken berechnet dort den Gegen- wert einer Mark mit 1,10 DM. Die Schweiz hat ge- genüber Öster- reich (0,88 DM) etwas aufgeholt (0,77 DM). In Frankreich ist die

Kaufkraft etwa die gleiche wie in Deutschland. Dies ist eine Folge der seit langem stabilen Wechselkurse und der niedrigen Inflationsraten in beiden Ländern.

Referenzen

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