W
er glaubt, daß Steuer- hinterziehung ein Ka- valiersdelikt sei, muß sich spätestens jetzt eines Be- seren (Schlechteren?) beleh- ren lassen. Soeben verknackte das Landgericht Koblenz ei- nen Westerwälder Unterneh- mer wegen seiner nach Lu- xemburg geflüchteten Mone- ten zu einer Gefängnisstrafe von 3¾ Jahren und brummte ihm überdies eine Geldstrafe von 1,3 Millionen Mark auf.Zugegeben, der Mann war sowohl für die Strafverfol- gungsbehörden wegen der hinterzogenen Steuern als auch für die Banken wegen der satten Gebühren ein dicker Fisch. Gleichwohl las- sen sich aus diesem Fall, auch weil es sich um das erste Ur-
teil aus dem Komplex
„Durchsuchungen bei der Dresdner Bank“ handelt, zweierlei Lehren ziehen.
Zunächst einmal muß je- dermann klar sein, daß in Lu- xemburg angelandete Gelder keineswegs sicher sind, sie für den Eigner ganz im Gegenteil hochbrisante strafrechtliche Tatbestände darstellen kön- nen. Aus den vielen bekannt- gewordenen Fällen von Bankdurchsuchungen kann nur der zwingende Schluß ge- zogen werden, daß sowohl Behörden als auch Gerichte äußerst resolut hinlangen und jeder Betroffene gut daran tä- te, sich mittels Selbstanzeige aus dem Sumpf zu ziehen, so es noch geht. Ich habe ja in den letzten 12 Monaten im-
mer wieder auf diese Mög- lichkeit der Strafbefreiung hingewiesen und möchte es mit der gebotenen Dringlich- keit nochmals wiederholen.
Zum anderen rächt sich jetzt bitterlich, daß die Banken die Steuerflucht mit verführerischen Werbebot- schaften geradezu förderten.
Nicht, daß die Geldhäuser ei- nen direkt aufgefordert hät- ten, dem Fiskus ein Schnipp- chen zu schlagen. Das lief viel subtiler ab. Die diskreten Hinweise und die unüberseh- bare Präsenz „vor Ort“ lock- ten viele Milliarden Mark nach Luxemburg, und die Geldinstitute freuten sich über die dicken Fische im Netz der Auslandstöchter.
Bloß, von einer Haltung des
Bedauerns ist jetzt, da die selben dicken Fische im Netz der Steuerfahnder zappeln, nicht viel zu spüren. Ich habe von keinem gehört, daß sich seine Bank bei ihm für et- waigen Steuertrouble ent- schuldigt habe. Gentleman- like ist das nicht, eher ein dicker Hund. Börsebius
[44] Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 8, 23. Februar 1996
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
Bundesministerium für Gesundheit
Herrn Bundesminister Horst Seehofer 53108 Bonn Sehr geehrter Herr Bundesminister Seehofer,
Rabenden ist ein Ort und Teil der Gemeinde Al- tenmarkt im Landkreis Traunstein. Bekannt ist der Ort durch seine berühmte Kirche.
Der Grund warum ich Ihnen, Herr Minister, schreibe, ist jedoch nicht Ort und Kirche vorzustel- len, wobei wir uns sehr über einen Besuch von Ihnen freuen würden.
Wir, der Stammtisch von Rabenden, haben uns unse- re eigenen Gedanken zur Gesundheitsreform und de- ren Kostendämpfung ge- macht und wie wir glauben auch eine Lösung im Be- reich Zahnarztkosten ge- funden
Nun zur Sache:
Unser Bertl hatte am Wochenende große Zahn- schmerzen bekommen und der für das Wochenende zu- ständige Arzt war nicht er- reichbar. So suchten wir krampfhaft nach einer Lö- sung, da das Gejammere unseres Kameraden nicht gerade zur gewohnten Stim- mung beitrug.
Nach einigen Überre- dungskünsten hat sich der Feichtner Sepp bereit er- klärt, die Behandlung vor- zunehmen. Der Verlauf der Behandlung und das an- schließende Wohlbefinden des Patienten wurden durch Fotos festgehalten, die bei- liegen. Auch eine Rech- nung der erbrachten Lei- stungen liegt bei, aus der Sie, Herr Minister, ersehen können, daß eine Zahnbe- handlung nicht ein Vermö- gen kosten muß.
Für ein Studium, um Zahnarzt zu werden, ist der
Feichtner Sepp schon zu alt. Dar- um die Frage, ob es nicht eine Mög- lichkeit gibt, ein Zertifikat zu be- kommen, um die Tätigkeit eines früheren Baders auszuüben. Natür- lich beschränken sich die Behand-
lungsräume auf die Gastwirt- schaft Neureiter und der Kreis der potentiellen Pati- enten aller Voraussicht nach auf unseren Stammtisch.
Für Ihre Bemühungen, Herr Minister, möchten wir uns im voraus recht herzlich
bedanken und hoffen auf eine Antwort.
Josef Matuschek
(im Namen des Stamm- tisches)
Antwort des Bundesgesund- heitsministers im nächsten Heft
Stammtisch Rabenden 83352 Altenmarkt Gasthof Neureiter Rabenden 3
Dicke Fische &
Dicke Hunde
2Vorher
4Nachher
Börsebius
Leserservice: Börsebius- Telefonberatung – Wie an jedem 1. Samstag im Mo- nat, können Sie auch am 2. März 1996 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Reinhold Rombach) an- rufen. Wenn Sie also rund ums Geld der Schuh drückt, wählen Sie bitte die Telefonnummer 02 21/
35 15 87. Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.
Vorschlag zur Kostendämpfung