Medizin-Zulassungs-Test
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In neuem Licht:
gestörte gastrointestinale Motilität
E
in zunehmend beach- teter Aspekt gastroin- testinaler Erkrankun- gen stand im Mittelpunkt ei- nes Satellitensymposiums im Vorfeld der „Digestive Dis- ease Week" der American Gastrointestinal Association Mitte Mai in Chicago: die ge- störte Motilität. Landeten ga- strointestinale Funktionsstö- rungen ohne erkennbare Ur- sache in der Vergangenheit im großen Topf psychovege- tativer Erkrankungen, so zeichnet sich heute mehr und mehr ab, daß diesen Störun- gen meist sehr wohl organi- sche Veränderungen zugrun- de liegen. Die Defekte kön- nen entweder die Muskulatur oder das Nervengewebe be- treffen, wobei es eine Viel- zahl distinkter Krankheiten zu geben scheint. Weiterhin ist als Grundlage der bislang als funktionell klassifizierten Beschwerden auch eine Transmitterstörung denkbar, bei der in der Darmwand ge- fundene neuroaktive Sub- stanzen eine Rolle spielen könnten.Bei einem Großteil ga- strointestinaler Kontraktili- tätsstörungen sind mikrosko- pisch Veränderungen der glatten Muskulatur oder des Auerbach-Plexus nachweis- bar. Prof. Michael D. Schuff- ler, Seattle, präsentierte in Chicago eine Klassifikation neuromuskulärer Erkrankun- gen, zu der er aufgrund auf- wendiger histologischer Stu- dien gelangte. Mikroschnitte von post mortem gewonne- nem Gewebe wurden unter anderem auf die folgenden Anomalien hin untersucht:
Neuronenverluste, Neuro- nendegeneration im Bereich der Nuklei bzw. der Axone, Brüche der Axone sowie In- filtration des Gewebes mit
Entzündungszellen. Obwohl sich auf diese Weise zahlrei- che Haupt- und Untergrup- pen neuromuskulärer Er- krankungen des GI-Trakts differenzieren ließen, hält es Schuffler für wahrscheinlich, nur die Spitze des Eisbergs entdeckt zu haben. Für dia- gnostische Zwecke, das wur- de betont, ist die verwendete Methodik nicht geeignet.
Laut Prof. John R. Ma- thias, Charlottesville, ist ein Umdenken angezeigt: Auch wenn die Erforschung gastro- intestinaler Kontraktilitäts- störungen noch in den An- fängen steckt, so sei es doch bereits jetzt erforderlich, daß die neue Sicht „funktionel- ler" Beschwerden Eingang in die Praxis findet.
Zur Pharmakotherapie ei- ner pathologisch reduzierten Motilität stehen bislang in er- ster Linie Dopaminantagoni- sten zur Verfügung, deren Einsatz allerdings durch die Nebenwirkungen — unter Me- toclopramid in mehr als zwanzig Prozent der Fälle — limitiert wird. Im Vorder- grund der unerwünschten Metoclopramid-Wirkungen stehen Schläfrigkeit und Ab- geschlagenheit, es werden auch extrapyramidale Effek- te wie Angst und Agitiertheit beobachtet. Unter Domperi- don, das besser vertragen wird, ist mit Kopfschmerzen zu rechnen. Weiterhin wird durch beide Dopaminantago- nisten die Prolaktinausschüt- tung stimuliert.
Als Bereicherung der the- rapeutischen Möglichkeiten, so das einhellige Urteil der in
Chicago anwesenden Exper- ten, ist die neuartige prokine- tische Wirksubstanz Cisaprid zu bewerten, deren Einfüh- rung durch die Firma Janssen in der Bundesrepublik für
Michael B. Schuffier
1988 erwartet wird. Cisaprid führt mit hoher Selektivität am Plexus myentericus zu ei- ner verstärkten Freisetzung cholinerger Neurotransmitter und erhöht so über die ge- samte Länge des Gastrointe- stinaltrakts die Motilität. Die autonome Regulation und speziell auch die gastroduo- denale Koordination norma- lisieren sich unter der Thera- pie. Gegenüber den Dopa- minantagonisten besitzt das neue Pharmakon eine größe- re Potenz bei gleichzeitig bes- serer Verträglichkeit. Mit ei- ner Rate von jeweils etwa zwei Prozent kann es zu Diar- rhö, Borborygmus oder leich- ten Bauchkrämpfen kom- men.
Kontrollierte Studien be- legen die Akut- und Lang- zeitwirkung von Cisaprid bei Gastroparesen unterschied- licher Genese. Die Substanz wird in einer Dosis von 5 bis
10 mg jeweils fünfzehn bis dreißig Minuten vor den Mahlzeiten sowie vor dem Schlafengehen appliziert.
Wie Prof. Malcolm C Cham- pion, Ottawa, erklärte, wird die abendliche Gabe generell für alle gastrokinetischen Pharmaka empfohlen, da ei- ne Verbesserung der gastro- duodenalen Koordination nachts, wenn der Magen un- verdautes Material entleert, besonders wichtig ist.
Weitere Einsatzgebiete für die innovative Wirksub- stanz Cisaprid sind Motili- tätsstörungen des oberen wie auch des unteren Intestinums sowie die gastroösophageale Refluxkrankheit. Haben wir es bei der Refluxösophagitis mit einer säurebedingten Er- krankung zu tun, oder liegt hier primär eine Motilitäts- störung zugrunde? Diese Fra- ge stellte Donald 0. Castell, Winston-Salem, in den Raum. Der konventionelle Therapieansatz mit H2-Blok- kern und Antazida stellt den Säurefaktor in den Vorder- grund. Durch eine Verbesse- rung der Motilität läßt sich die Ösophagitis aber eben- falls erfolgreich therapieren, wie eine Vergleichsstudie Ci- saprid versus Ranitidin doku- mentiert. Mit Cisaprid, wel- ches die Ösophagusperistaltik erhöht und den Druck des Ösophagussphinkters redu- ziert, ließen sich für verschie- dene Krankheitsstadien gleich hohe Heilungsraten erzielen wie unter dem H 2-Blocker.
Sodbrennen und Regurgita- tion gingen entsprechend zu- rück. Dieses Ergebnis belegt einmal mehr, daß es im Hin- blick auf die gestörte gastroin- testinale Motilität und deren Therapie in der Zukunft noch einiges zu erforschen gibt.
Ulrike Viegener
A-2500 (106) Dt. Ärztebl. 84, Heft 38, 17. September 1987