A718 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 11⏐⏐16. März 2007
M E D I Z I N
P
ro Jahr erkranken in Deutschland etwa 15 000 Menschen an einem Harnblasenkarzinom, weltweit sind es 260 000 Menschen. Die Prävalenz beträgt 1 000 000 in einem 5-Jahres-Zeitraum. Män- ner sind zweimal so häufig betroffen wie Frauen. Laut WHO verstarben im Jahr 2000 weltweit 132 432 Per- sonen an einem Harnblasenkarzinom.Die Kausalität zwischen Kanzerogenexposition und Entstehung des Harnblasenkarzinoms ist gut un- tersucht. Über die Identifizierung tumorauslösender Noxen besteht die Möglichkeit zur Prävention, zumal dies durch die Änderung der Lebensgewohnheiten oder Änderung und Verbesserung des beruflichen Umfelds möglich ist.
Tumorcharakterisierung
entscheidet über Behandlungsweg
95 % aller Tumoren der Harnblase sind Urothelkarzi- nome. 80 % dieser Karzinome sind bei Erstdiagnose nicht invasiv, 10 bis 15 % entwickeln im weiteren kli- nischen Verlauf ein muskelinvasives Wachstum. Hin- sichtlich der Tumorbiologie und des daraus resultie- renden Progressionsrisikos werden Harnblasenkarzi- nome in „low grade“-Tumoren mit niedrigem Pro- gressionsrisiko und „high grade“-Tumoren mit hoher Progressionswahrscheinlichkeit unterteilt. Hierzu dient nicht ausschließlich das histologische Bild, son- dern zusätzliche immunhistochemische und geneti- sche Analysen sind notwendig.
Diese Tumorcharakterisierung ist entscheidend für den therapeutischen Weg, wobei generell risikoadap- tiert zwischen einem Organerhalt, gegebenenfalls mit einer zusätzlichen Chemo- oder Immuntherapie und ablativen Verfahren mit Harnableitung differenziert wird.
Therapieoptionen
Neben der operativen Behandlung ist bei Patienten, die für eine Harnableitung nicht infrage kommen, die kombinierte Radio- und Chemotherapie eine Thera- pieoption. Im Falle einer metastasierten Erkrankung besteht das Behandlungskonzept aus einer Chemothe- rapie, wobei eine Kombination aus Gemcitabin und Cisplatin derzeit die standardmäßigen Kombinations- partner sind.
Die Serie zum Harnblasenkarzinom, die mit dem Beitrag „Ätiologie und Prävention des Harnblasen- karzinoms“ von Klaus Golka et al. in dieser Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes ihren Auftakt nimmt, ist
auf insgesamt sechs Teile projektiert. Sie gibt einen Überblick über die Ätiologie, Diagnostik und Thera- pie des nichtinvasiven, des invasiven und des metasta- sierten Harnblasenkarzinoms.
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien der International Committee of Medical Journal Editors besteht.
Manuskriptdaten
eingereicht: 1. 3. 2007, angenommen: 1. 3. 2007
Bladder cancer – a series of articles in Deutsches Ärzteblatt Dtsch Arztebl 2007; 104(11): A 718.
Anschrift des Verfassers Prof. Dr. med. Dr. h. c. Herbert Rübben Urologische Klinik und Poliklinik
Medizinische Einrichtungen der Universität, GHS Essen Hufelandstraße 55, 45122 Essen
E-Mail: herbert.ruebben@uk-essen.de
EDITORIAL
Harnblasenkarzinom – Auftakt zur Artikel-Serie
Herbert Rübben
The English version of this article is available online:
www.aerzteblatt.de/english
@
Schematische Darstellung eines Harnblasenkarzi- noms beim Mann
Foto:John Bavosi/SPL/Agentur Focus