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Archiv "Replantationschirurgie in China" (09.11.1978)

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Erstaunliche Erfolgsquote

Replantations- chirurgie in China

Schwerpunkt staatlicher Forderung Seite 2645

Replantationschirurgie in China

Edgar Biemer

Abteilung für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (Leitung: Professor Dr. med. Ursula Schmidt-Tintemann) der Chirurgischen Klinik und Poliklinik

des Klinikums rechts der Isar, der Technischen Universität München (Direktor: Professor Dr. med. Georg Maurer)

Die Erfolge in der Replantationschirurgie in China sind neben dem großen Können der chinesischen Kollegen vor.allem auf die umfang- reiche Unterstützung von seiten der Regierung zurückzuführen. Die an den Hauptzentren Schanghai, Peking und Kanton erzielten Ergeb- nisse bei Makroreplantation (Gliedmaßen) sind erstaunlich und in Anzahl und Funktion dem, was durch Berichte über Makroreplantatio- nen im Westen bekannt ist, überlegen. Die Resultate auf dem Gebiet der Mikroreplantationen („periphere Gliedmaßenabschnitte") sind dagegen trotz strenger Indikation wegen Mängel in der technischen Ausrüstung noch limitiert.

Anfang der siebziger Jahre wurde die westliche Welt durch Berichte über sensationelle Replantationser- gebnisse aus der Volksrepublik Chi- na überrascht. Auf einer vierwöchi- gen Reise als Teilnehmer einer Ärz- tedelegation der Bundesrepublik durch die Volksrepublik China hatte der Autor Gelegenheit, die wichtig- sten Orte und Kliniken, an denen diese Erfolge erreicht worden wa- ren, zu besuchen.

Die Geschichte der chinesischen Replantationschirurgie begann im Jahre 1963 am No. Sixth-People-

Hospital in Schanghai mit der erfolg- reichen Wiederanfügung einer abge- trennten Hand. Schon dieser erste Erfolg erregte Aufmerksamkeit bei höchsten chinesischen Regierungs- stellen, die sofort begannen, diese neue Art der Chirurgie zu unterstüt- zen. Entsprach doch dieser Erfolg ganz den vom „großen Vorsitzenden

Mao" aufgestellten Richtlinien über die Grundlagen der modernen chi- nesischen Medizin, die sinngemäß heißen:

Vorbeugen ist das Wichtigste!

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Die Medizin muß der arbeitenden Masse — den Arbeitern und Bauern dienen.

Sie muß eine Integration der tra- ditionellen chinesischen Behand- lungsweise und der wissenschaftli- chen Kenntnisse des Westens her- beiführen.

Die Medizin muß in die Dörfer und auf das Land gebracht und mit der Bewegung der Masse verbunden werden.

Entsprechend diesen Forderungen hatte ein Fabrikarbeiter, dessen Hand durch eine Maschine abge-

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Replantationschirurgie in China

trennt worden war, von den Chir- urgen in Shanghai die Replantation seiner Hand gefordert. Wie sich in der Diskussion mit den ausführen- den Chirurgen zeigte, waren diesem ersten klinischen Versuch lange ex- perimentelle Arbeiten vorausgegan- gen. So hatte man bereits 1960 am No. Sixth-Peoples-Hospital bei 11 Hunden 5 Beine mit Erfolg replantie- ren können.

Obwohl heute angeblich selbst in kleinen Brigadekrankenhäusern auf dem Lande Glieder erfolgreich wie- der angefügt werden, sind es nach- wievor drei Hauptzentren, die sich mit dieser Art der Chirurgie beschäf- tigen, nämlich Shanghai, Peking und Kanton.

Früher als in westlichen Ländern, schon 1972, versuchte man in China auf einer Replantationskonferenz in Shanghai einheitliche Definitionen für diesen neuen Zweig der Medizin festzusetzen, bezienungsweise zu formulieren. Die damals erarbeiteten Leitlinien decken sich in etwa mit den von Biemer 1977 aufgestellten Einteilungen.

So wurde vereinbart, daß nur dann von einer totalen Amputation ge- sprochen werden sollte, wenn eine völlige Abtrennung vom Körper be- steht. Als subtotale Amputation soll- ten Verletzungen gelten, bei denen eine Durchtrennung der Hauptge- fäßverbindungen und eine Verklei- nerung der Weichteilverbindung auf weniger als ein Viertel der Zirkumfe- renz der Gliedmaße vorlagen.

Indikation

Nach chinesischer Ansicht besteht prinzipiell immer eine Indikation zur Replantation. Im einzelnen richtet man sich nach verschiedenen Krite- rien, wie allgemeine Kondition des Patienten, Zustand des Amputates oder Ischämiezeit

Obwohl man in China im allgemei- nen bei einer größeren Replantation die Zeit der Replantationsfähigkeit auf 10 Stunden begrenzt, berichtete man uns doch von einem Fall, bei dem es gelang, während der Winter- zeit einen Unterarm noch nach 36 Stunden erfolgreich zur Anheilung

Abbildung 1 (oben): Mikrochirurgisches Taschenbesteck zum Ein- satz auf dem Lande. Außer Säge und Lupenbrille ist alies in dem grünen Kästchen untergebracht

Abbildung 2 (rechts): Bis 1973 gab es kein Operationsmikroskop in China. An der Orthopädischen Universitätsklinik in Kanton half man sich deshalb mit 3 Labormikroskopen, die an ein gemeinsames Stativ mit zentraler Glühlampenbeleuchtung fixiert wurden

zu bringen. Ein weiteres Indikations- kriterium ist natürlich die zu erwar- tende Funktion.

Technik

Als Grundsatz für die Technik der Replantationschirurgie nannte man uns immer wieder folgendes funda- mentale Prinzip:

..,.. Nur "Gesundes" auf "Gesundes"

zu replantieren.

Diesem Leitsatz opfern die chinesi- schen Chirurgen oft große Abschnit- te der Extremitäten, besonders an den Armen. Sie scheuen auch nicht davor zurück, eventuell eine Hand an den Oberarm zu fixieren.

Besonders wichtig ist es, daß die Gefäßenden in absolut unveränder- tes Gebiet zurückgeschnitten wer- den. Die hierbei entstandenen Ge- fäßdefekte werden großzügig mit Veneninterponaten überbrückt. Fer- ner werden auch alle Muskeln, die nerval nicht mehr angeschlossen werden können geopfert.

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Abbildung 3 (oben): Zustand nach subtotaler Unterarmamputation links durch ein Zahnrad.

Die Replantation war nur erfolgreich durch weites Ausschneiden alles zerstörten Gewe- bes. Erhalten blieb nur der Nervus ulnaris Abbildung 6 (unten): Zustand nach Replanta- tion eines total abgetrennten Daumens

Abbildung 4 (oben): Subtotale Unterarmamputation. Ausgangsbe- fund von Abbildung 3

Abbildung 5 (unten): Funktionelles Bild des auf den Abbildungen 3 und 4 dargestellten Falles

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 45 vom 9. November 1978 2647

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Replantationschirurgie in China

Unterschiedlich wird die Wirkung der Perfusion vor der Replantation angegeben. Meist wird sie bei den Großreplantaten durchgeführt und bei längerer Ischämiezeit besonders großzügig gehandhabt. Sie hat die Aufgabe, Stoffwechselprodukte und Thromben auszuspülen und die Durchgängigkeit beziehungsweise Intaktheit der Gefäße am Amputat zu kontrollieren.

Um einen möglichst schnellen Ge- fäßanschluß zu erreichen, wird der Knochenfixierung nur geringe Auf- merksamkeit zugewendet. Sie wird mit einfachsten Mitteln möglichst rasch vorgenommen, um eventuell später nach Einheilung des Amputa- tes einer endgültigen Osteosynthese Platz zu machen. Aus dem gleichen Grunde werden auch oft Sehnen erst bei einem Zweiteingriff genäht.

Die besonders die Mikrogefäßchir- urgie belastenden Mängel an fein- stem Instrumentarium, an Nahtma- terial und an Operationsmikrosko- pen wurden bis zur ersten industriel- len Anfertigung im vergangenen Jahr durch direkte Zusammenarbeit zwischen dem ausführenden Chir- urgen und Fabrikarbeitern über- brückt. Ferner werden Lücken auch durch das große Improvisationsta- lent der chinesischen Kollegen ge- schlossen, wie zum Beispiel die Ver- wendung drei miteinander verbun- dener Laboratoriumsmikroskope mit zentraler Glühbirnenbeleuch- tung zeigt (Abbildung 2).

Mit Hilfe eines sehr großen Arsenals an Medikamenten versucht man, Thrombosen und Gefäßspasmen zu verhindern. Natürlich wird auch die Akupunktur angewendet. Eine He- parinisierung wird, abgesehen von einer Initialdosis vor Freigabe der ersten Anastomosen, in den letzten Jahren nur noch bei besonderen In- dikationen durchgeführt.

Bei Verdacht auf Mikrozirkulations- störungen, wie sie besonders nach langen Ischämiezeiten auftreten, nimmt man in Shanghai interessan- terweise eine 0 2 -Überdruckbehand- lung (hyperbare Oxygenierung) vor.

Um keinerlei Risiko einzugehen, ist

die postoperative Behandlung sehr streng. Dies bedeutet in vielen Fäl- len, daß die Patienten 14 Tage lang absolut ruhig im Bett verharren müssen. Große Verwirrung stiftete auch unsere Frage, wie lange die durchschnittliche Verweildauer sol- cher Patienten in den Krankenhäu- sern sei. Exakte Angaben lagen hier- über nicht vor. Verweildauer ist of- fensichtlich eine Größe, die im voll- ständig verstaatlichten Gesund- heitswesen Chinas keine erhebliche Rolle spielt. So erstreckte sich zum Beispiel die Behandlung einer Zei- ge- und Mittelfingerreplantation auf über ein Jahr. Der Patient wurde uns mit einem sehr guten funktionellen Ergebnis vorgestellt. Er berichtete, daß er fast vier Monate im Kranken- haus stationär behandelt worden war, daran habe sich dann für meh- rere Monate eine tägliche kranken- gymnastische Übungsbehandlung angeschlossen. Da die gesamte Traumatologie und auch die Hand- chirurgie in China in den Arbeitsbe- reich der Orthopäden fällt, wird auch die Replantationschirurgie von ihnen ausgeübt. Daneben wird die Mikrogefäßchirurgie im Rahmen der Gewebeplantation auch von pla- stisch-chirurgischen Abteilungen betrieben.

Statistik

Um nun einen Einblick zu geben, in welchem Umfang Replantationsein- griffe in China vorgenommen wer- den, möchte ich nachfolgend kurze statistische Angaben der einzelnen, von uns besuchten Krankenhäuser aufstellen.

Peking

Hier ist vor allem die orthopädische Abteilung des Chi-Shui-Tan-Hospi- tals unter der Leitung von Dr.

Cheng-Hsu-Hsi zu nennen. In ihr wurde die erste klinische Transplan- tation 1964 vorgenommen. Es han- delte sich um die Replantation eines völlig amputierten Unterarmes. Bei unserem Besuch konnte die Abtei- lung auf folgendes Zahlenmaterial zurückgreifen.

Großreplantationen: ( = proximal von Hand- beziehungsweise Sprunggelenk) September 1964 bis Dezember 1972 gab es 40 Fälle mit 22 Einheilungen. Von Dezember 1972 bis Oktober 1976 gab es 30 Fälle mit 24 Einheilungen. An eini- gen Patienten, die für uns einbestellt worden waren, wurden uns gute so- wie auch schlechte Ergebnisse prä- sentiert und durch ausführliche Krankenblätter mit Schwarz/Weiß- Bilddokumentation jeweils des Erst- und Zwischenbefunds während der Operation veranschaulicht. Ferner zeigte man voller Stolz eine ge- lungene Fußautotransplantation bei einer Patientin, die unter die Eisen- bahn geraten war. Transplantatio- nen dieser Art wurden in China bis- her 3 mal durchgeführt.

Die Statistik der Kleinreplantation, das sind von Replantation an der Hand, umfaßt folgende Zahlen: 1964 bis 1972 20 Finger mit 4 Erfolgen;

1973 bis 1976 24 Finger mit 8 Einhei- lungen. (An der Abteilung für Plasti- sche und Wiederherstellungschirur- gie am Klinikum rechts der Isar konnten vom 1. November 75 bis 10.

September 77 302 Replantationen an der Hand durchgeführt werden).

Shanghai

Hier ist vor allem das erwähnte No.

Sixth-People-Hospital, zu nennen, das gleichsam die Wiege der Re- plantations- und Mikrogefäßchirur- gie in China darstellt. Der Leiter der Orthopädischen Abteilung, Dr.

Chen-Chung-Wei, gehört heute zu den bestbekanntesten Ärzten Chi- nas. Er wird seit der Replantation 1963 gleichsam als Nationalheld ge- ehrt. Die bereits 1960 einsetzenden experimentellen Arbeiten werden auch heute noch, wie wir sehen konnten, in einem gut eingerichte- ten Labor weitergeführt.

Als sensationellstes Ergebnis wurde die erfolgreiche Replantation eines Hundebeines nach 108 Stunden, Kühlung bei 4° C, bezeichnet. Der Hund, über den ein Film gezeigt wurde, konnte sein Bein funktionell ausgezeichnet gebrauchen.

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Die Statistik von Großreplantationen umfaßte hier folgendes Zahlenmate- rial: 1963 bis 1975 130 Replantatio- nen mit einer Überlebensrate von 84 Prozent. — Insgesamt teilte man uns mit, daß in etwa 70 Prozent aller ein- gelieferten Fälle replantiert wird. Die längste Ischämiezeit, nach der eine Replantation noch erfolgreich war, betrug 36 Stunden bei einer Außen- temperatur von 0° in Verbindung mit postoperativer hyperbarer Oxyge- nierung.

1965 wurde hier auch die erste Fin- gerreplantation in China vorgenom- men. Bis 1973 stieg ihre Zahl auf 270 Finger bei 162 Patienten mit 50 Pro- zent Einheilungserfolg. Im Jahre 1973, nach Einführung des Opera- tionsmikroskopes, wurden inner- halb von 12 Monaten 39 Finger mit einer Erfolgsrate von 31 Einheilun- gen operiert. Parallel mit der Einfüh- rung des Op-Mikroskopes wurde auch eine wesentlich strengere Indi- kation eingeführt. Sie ist sicherlich für die wesentlich höhere Erfolgsra- te ausschlaggebend.

In Erwartung des Anwendungsbe- reichs der Mikrogefäßchirurgie be- schäftigt man sich hier seit gerau- mer Zeit auch mit dem Daumener- satz durch die freie Transplantation einer zweiten Zehe. Wir hatten selbst Gelegenheit, einer solchen, mehr als acht Stunden dauernden, Operation beizuwohnen. Wie wir uns am näch- sten Tag überzeugen konnten, war die Durchblutung der jetzt als Dau- men funktionierenden zweiten Zehe ausgezeichnet. Die Operation wurde in Leitungsanästhesie durchgeführt.

Besonders erstaunlich war, daß sich der Patient während der gesamten Operationszeit nicht einmal bewegte und auch keinerlei Fragen bezüglich der Dauer der Operation an die Ärzte richtete.

In Shanghai besuchten wir ferner das Hua-Shen-Hospital. Es ist das Lehrkrankenhaus der I. Medizini- schen Hochschule von Shanghai und steht unter der Leitung von Pro- fessor Li, einem bereits vor der chi- nesischen Revolution ausgebildeten Chirurgen von jetzt 68 Jahren. Hier beschäftigt man sich vor allem mit

der freien Lappentransplantation, die man bereits 1973 begonnen hat.

Bisher konnten 31 Fälle, vorwiegend an der oberen Extremität mit einer totalen und einer Teilnekrose durch- geführt werden. Wir hatten Gelegen- heit, auch einer solchen Operation beizuwohnen. Besonders beein- druckend war, daß während einer Operationszeit von sechs Stunden zwei Op-Teams mit jeweils drei Chir- urgen und zwei Op-Schwestern den Eingriff durchführten. Eine perso- nelle Großzügigkeit, die wir nur mit Neid betrachten konnten.

Kanton

In Kanton wird am I. Volkskranken- haus, welches gleichzeitig Lehr- krankenhaus der Medizinischen Hochschule ist, Replantationschir- urgie betrieben. Der Leiter der Or- thopädischen Abteilung ist Dr.

Hwang. Die Abteilung umfaßt 45 Betten mit 8 Replanteuren. Hier wur- de 1974 die erste erfolgreiche Fußre- plantation von China ausgeführt. Bis jetzt konnten, Groß- und Kleinre- plantationen zusammengenommen, 100 Eingriffe vorgenommen werden.

Als Erfolgsrate gab man 87 Prozent an.

Über die funktionellen Spätergeb- nisse wurde uns, statistisch gese- hen, relativ wenig berichtet. Man be- schränkte sich meistens auf die Vor- stellung einiger einbestellter Patien- ten. Hierbei war meist die Resensibi- lisierung, sowie die Greiffunktion er- staunlich gut. Daneben wurden aber auch offensichtlich Mißerfolge vor- gezeigt.

Bewertung des Operationserfolges Am No. Sixth-Peoples-Hospital in Shanghai bemüht man sich, durch ein an der Funktion orientiertes Punktsystem eine gewisse Bewer- tung der gelungenen Replantatio- nen zu erreichen. Der Schwerpunkt liegt deutlich auf der Beurteilung, ob der frühere Beruf wieder ausgeführt werden kann, unabhängig davon, welche Tätigkeit der Betreffende ausführte.

Insgesamt werden folgende Krite- rien als Maßstab berücksichtigt:

Möglichkeit der Ausführung des al- ten Berufes, Einteilung nach Mus- kelkraft, Gelenkfunktion und Sensi- bilität.

Nach Addition der Punkte und Ein- teilung in sehr gute, gute, mäßige und schlechte funktionelle Ergeb- nisse ergab sich hier zum Beispiel bei zwei totalen Unterschenkelam- putationen einmal ein sehr gutes und einmal ein schlechtes Ergebnis.

Bei 11 totalen Oberarmamputatio- nen ergab sich 3mal ein sehr gutes, 6mal ein gutes und 2mal ein schlechtes Ergebnis.

Bei insgesamt 7 ausgewerteten tota- len Handamputationen zeigte sich einmal ein sehr gutes Ergebnis, 4mal ein gutes, einmal ein mäßiges und einmal ein schlechtes funktio- nelles Resultat.

Das funktionelle Bild bei 43 bewerte- ten, in Höhe der Grundphalanx total amputierten Fingern ergab 9mal die Note sehr gut, 22mal gut, 8mal schlecht.

Zusammenfassung

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Darstellung und Diskussion mit unseren Kollegen in China sehr objektiv und offen war, so daß wir keinerlei Anlaß haben, an den Er- folgsquoten zu zweifeln. Die Ergeb- nisse bei den Großreplantationen waren im Vergleich zu westlichen Resultaten, soweit sie mir bekannt sind, erstaunlich gut und beeindruk- kend.

Die Kleinreplantationen, besonders die der Finger, zeigten selbst bei we- sentlich strengeren Indikationen nur durchschnittliche Resultate bezüg- lich Einheilung und funktionellem Ergebnis. Natürlich müssen hier die instrumentellen Gegebenheiten (so hatte man zum Beispiel bis 1973 kein Operationsmikroskop), berück- sicht werden.

Hinzuzufügen ist noch, daß die ab- solute Zahl der Amputationsfälle, die

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

2650 Heft 45 vom 9. November 1978

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Störungen des

Magen-Darm-Trakts bei angeborenem Herzfehler

Kinder mit schweren angeborenen Herzfehlern entwickeln häufig eine kardiale Dystrophie mit Minder- wuchs und Untergewicht. Die Auto- ren untersuchten, um diese Zusam- menhänge aufzuklären, die Verdau- ungstraktfunktion von 21 Kindern mit schweren Herzfehlern. Eine Gruppe Kinder hatte Zeichen der Herzinsuffizienz bei Ventrikelsep- tumdefekt oder Single-Ventricle, die andere Gruppe Kinder hatte zyanoti- sche Vitien, insbesondere Transpo- sition der großen Arterien. Bei acht Patienten fand sich ein exzessiver Proteinverlust im Darm, fünf Patien- ten hatten eine Steatorrhö. Diese Funktionsstörungen ließen sich we- der einer bestimmten Gruppe von Herzfehlern noch einem Schwere- grad der Erkrankung zuordnen. Bei der Ernährungsberatung dieser Kin- der sollten daher diese möglichen Störungen berücksichtigt werden, da jedoch kein bestimmtes Muster vorzuliegen scheint, ist vorher eine eingehende gastroenterologische Diagnostik notwendig. Dmn

Sondheimer, J. M., Hamilton, J. R., Intestinal function in infants with severe congenital heart disease, The Journal of Pediatrics 92 (1978) 572-578; The Hospital for Sick Children, 555, University Ave., Toronto, Ontario M5G 1X8

Ultraschalldiagnostik des Intestinaltraktes

Entzündliche oder tumoröse Wand- infiltrationen des Intestinaltraktes können im Ultraschallbild durch ein charakteristisches Reflexmuster, das sogenannte Kokardenphäno- men erfaßt werden. Es handelt sich dabei um einen kräftigen Zentralre- flex, der ringförmig von einem struk- turarmen Randsaum umgeben wird;

dieses typische Zentralecho entsteht durch Totalreflexion der Schallwel- len an der im Darmlumen enthalte- nen Luft. Die Wandstärke des Kokar- densaumes, die sonographisch di- rekt meßbar ist, erlaubt unmittelbare Aussage über das Ausmaß einer In-

FÜR SIE GELESEN

filtration. Die Autoren beschreiben dieses sonographische Zeichen an- hand von ausgewählten typischen Fällen unter Berücksichtigung der Differentialdiagnose; sie kommen zu dem Schluß, daß das Kokardenphä- nomen ein wichtiges Leitsymptom darstellt mit der Möglichkeit, die dia- gnostischen Bemühungen zu ver- kürzen durch sofortigen Einsatz ge- zielter, weiterführender Maßnahmen wie intensivierter Röntgendiagno- stik und Endoskopie mit Probebiop- sie. Pr

Frank, P.; Menges, V.; Klein, M.: Die Ultra- schalldiagnostik bei wandinfiltrativen Prozes- sen des Intestinaltraktes, Fortschr. Röritgenstr.

129 (1978) 90-98, Zentralinstitut für Radiologie und Nuklearmedizin, Theresien-Krankenhaus, Josef-Braun-Ufer 9,6800 Mannheim 1

Frühsymptome der Hüftkopfnekrose

Die sogenannte idiopathische Hüft- kopfnekrose Erwachsener tritt in et- wa 2 bis 3 Prozent aller degenerati- ven Hüfterkrankungen auf. Es wer- den vorwiegend Patienten im mittle- ren Lebensalter (Erkrankungsgipfel 41 Jahre) betroffen, in über 50 Pro- zent sind beide Hüftgelenke befal- len. Die Autoren berichten über Nachuntersuchungen von 100 Osteonekrosen. Es fanden sich da- bei typische röntgenologische Früh- symptome: eine Sklerosezone im Kopf-Hals-Übergangsbereich und eine periostale Anlagerung im Be- reich der unteren Schenkelhalskon- tur; diese Veränderungen liegen au- ßerhalb des später von der Nekrose befallenen Bereiches, sie sind meh- rere Jahre vor dem osteonekroti- schen Befall nachweisbar. Ferner wird in der Arbeit der Zusammen- hang dieser frühen Veränderungen mit mechanischer Überlastung und Durchblutungsstörungen als patho- genetische Faktoren diskutiert. Bei Beachtung der röntgenologischen Frühsymptome werden die thera- peutischen Möglichkeiten erwei- tert. Pr

Niethard, F. U.; Puhl, W.: Röntgenologische Frühsymptome der idiopathischen Hüftkopfne- krose Erwachsener, Fortschr. Röntgenstr. 128 (1978) 525-529, Orthopädische Klinik und Poli- klinik der Universität, 6900 Heidelberg

Replantationschirurgie in China

innerhalb von 14 Jahren behandelt wurden, in Relation zu der giganti- schen Bevölkerung — allein Shang- hai hat schätzungsweise 11 Millio- nen Einwohner — vergleichsweise niedrig lag. Eine der Ursachen hier- für ist vielleicht das technisch noch nicht so vervollkommnete Unfallret- tungs- und Transportwesen im heu- tigen China. Aus unserer Sicht be- neidenswert war die großzügige per- sonelle Ausstattung aller Hospitäler, die wir besuchten, sowie die im Ver- gleich zu anderen Facheinrichtun- gen gute finanzielle Unterstützung der Replantationschirurgie und auch der Mikrogefäßchirurgie.

Entsprechend dieser Förderung wird dieser Zweig der Wiederher- stellungschirurgie sicherlich weiter verbessert werden, zumal auf breite- ster Basis auch experimentell gear- beitet wird.

Berichte über neuere Erfolge, mitge- teilt auf internationalen Kongressen und in Veröffentlichungen, können im „Chinese Medical Journal" nach- gelesen werden.

Literatur

American Replantation Mission to China: Re- plantation Surgery in China. Plast. a. Reconstr.

Surg. 52 (1973) 476 — Chen, Y. C., Chen C. W., Pin C. T. and Pao Y. S.: Some problems con- cerning small vessel anastomosis in the re- attachment of complete traumatic amputation.

Chin. Med. J. 85 (1966) 79 — Chishueit' an Hospital, Peking, Dept. of. Traumatology and Orthopedics: Replantation of Severed Limbs.

Analysis of 40 cases. Chinese Med. J. 1 (1975) 265 — Foreign Languages Press, Peking: „Scal- ing Peaks in Medical Science" Peking, China 1972 — Sixth People's Hospital, Shanghai. Re- search Laboratory for Replantation of Severed Limbs: Hyperbaric Oxygen Therapy in Replan- tation of Severed Limbs

Anschrift des Verfassers:

Privatdozent Dr. med.

Dr. med. habil. Edgar Biemer Facharzt für Chirurgie Abteilung für plastische und Wiederherstellungschirurgie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

Ismaninger Straße 22 8000 München 80

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