• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Nachgefragt" (24.09.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Nachgefragt" (24.09.2004)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

die Kammer die gravierendsten Aus- wüchse aufgelistet. Kritisiert werden vor allem die neue Heilmittelrichtlinie, der Krankentransportschein und zu um- fangreiche Aufklärungsbögen oder Ein- verständniserklärungen. Viele Formula- re hätten sich durch die Gesundheitsre- form in ihrem Umfang verdoppelt, heißt es. In anderen Fällen ärgern sich Ärzte über unterschiedliche Anforderungen zu ein und demselben Thema. So genügt manchen Krankenkassen ein einseitiges Antragsformular bei Kuren, während andere vier Seiten ausgefüllt haben wol- len. Von den Krankenhausärzten werde die tägliche Feststellung sowie Meldung der Pflegekategorie je Fall als Belastung empfunden, schreibt Schulze. Dass sich schnell etwas ändert, glaubt man in Dresden allerdings nicht. Pressespre- cher Knut Köhler verweist darauf, dass viele Details zu prüfen seien. Deshalb habe man vorgeschlagen, eine Exper- tengruppe zu gründen, in der auch die Krankenkassen vertreten sind.

In Rheinland-Pfalz hat die Entbüro- kratisierungsarbeit ebenfalls erst begon-

nen. Die dortige Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) hat wie Amtskolle- gin Orosz die Landesärztekammer und die KV Rheinland-Pfalz angeschrieben und um Vorschläge gebeten. Ein erstes Treffen einer Arbeitsgruppe sei ange- setzt, berichtet Pressesprecherin Beate Fasbender-Döring. Mit Ergebnissen ist jedoch nicht vor dem Frühjahr zu rech- nen. Die Landesärztekammer Rhein- land-Pfalz wiederum will nicht nur in der Ministeriumsarbeitsgruppe mitwirken, sondern wird eine eigene zum Thema Abbau von Bürokratie gründen.

Dass Entbürokratisierung in Praxen und Kliniken dem langen Bohren dicker Bretter gleicht, weiß auch die KBV. For- mulare seien schließlich das Ergebnis von Verträgen, verdeutlicht Otto, und die lassen sich nicht in kurzer Zeit und schon gar nicht einseitig von den Vertragsärz- ten ändern. Doch selbst wenn man sich mit den Krankenkassen rasch einig wür- de – die gemeinsame Selbstverwaltung ist an Recht und Gesetz gebunden und wird von Ministerien beaufsichtigt. Ent- scheidungen beispielsweise zur Vereinfa-

chung des Verwaltungsaufwands bei der Praxisgebühr wären deshalb ohne Zu- stimmung aus der Politik unmöglich.

Doch selbst kleinere Vorhaben wie die Abschaffung des Krankentransportfor- mulars gestalten sich vermutlich schwie- rig. „Hauptübel ist das Misstrauen, das die Politik und die Krankenkassen gegen uns hegen“, sagt Otto. Diese Einstellung führt seiner Meinung nach dazu, dass sich Ärzte und Ärztinnen im Arbeitsalltag immer umfangreicher rechtfertigen müs- sen. Die Folge ist eine ambulante medizi- nische Versorgung, die von bürokrati- schen Vorgaben durchzogen wird.

Dr. med. Bernhard Rochell, bisher stellvertretender Dezernent bei der Bundesärztekammer (BÄK) und ab dem 1. Oktober Honorardezernent bei der KBV, weiß von den Schwierigkei- ten, Bürokratie abzubauen. Es nutze aber nichts, mit Feindbildern im Kopf zu arbeiten, sagt er. Auch in Institutio- nen wie beispielsweise dem Medizini- schen Dienst der Krankenkassen werde über zu viel Bürokratie geklagt. Rochell gehört zur Arbeitsgruppe Dokumenta- tion, die der BÄK-Vorstand im Vorfeld des jüngsten Deutschen Ärztetags in Bremen eingesetzt hatte. Dort warb die Bremer Kammerpräsidentin Dr. med.

Ursula Auerswald, Vorsitzende der AG Dokumentation, für den Start eines Entbürokratisierungsprozesses (DÄ, Heft 22/2004). „Die ärztliche Belastung durch die täglich zunehmende Bürokra- tisierung ist zum ständigen Ärgernis ge- worden“, kritisierte Auerswald. Die De- legierten verabschiedeten in der Hanse- stadt einen Antrag, in dem es unter an- derem heißt: „Alle im Gesundheitswe- sen verantwortlichen Institutionen . . . werden aufgefordert, ihre Dokumenta- tionsansprüche und -pflichten kritisch zu hinterfragen und einer Sinnprüfung zu unterziehen.“ Die AG soll bis zum nächsten Ärztetag ein Konzept zur Op- timierung und Reduzierung von Doku- mentationen erarbeiten. Ein Gespräch mit den Spitzenverbänden der Kran- kenkassen und der Deutschen Kran- kenhausgesellschaft wegen des aktuel- len Fehlbelegungsverfahrens ist für En- de September vereinbart. Sabine Rieser P O L I T I K

A

A2578 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3924. September 2004

DÄ:Was hat der Internet- Aufruf der KBV an Ärztinnen und Ärzte bisher gebracht, Vorschläge zum Bürokratie- abbau einzureichen?

Otto:Bis Mitte Septem- ber haben sich fast 300 Ärz- tinnen und Ärzte gemeldet.

Wir haben offenbar eine Dis- kussionswelle angestoßen – sowohl bei den Ärzten wie bei der Selbstverwaltung.

DÄ:Wie bewerten Sie die Ideen der Ärzte?

Otto:Die Vorschläge um- fassen ein breites Spektrum:

Änderungen bei Formularen und Mustern, Verbesserungs- vorschläge bei Heil- und Hilfsmitteln, Arbeitsunfähig- keitsbescheinigungen, DMP.

Viele Ärzte haben auch ein- fach Frust abgelassen . . .

DÄ: . . . und vorgeschla- gen, KBV und KVen abzu-

schaffen oder eine Einheits- krankenkasse zu gründen . . . Otto:. . . das zeigt aber, wie groß das Problem ist.

DÄ: Gibt es Verbesse- rungsvorschläge, die relativ schnell aufzugreifen wären?

Otto:Etliche Ärzte kriti- sieren die neuen Formulare

für den Krankentransport. Da wollen wir ansetzen.

DÄ:Wie stellen Sie sicher, dass gute Ideen nicht in Schubladen verschwinden?

Otto:Der Länderausschuss verlangt, dass der Entbüro- kratisierungsausschuss ein- gebunden wird, wenn der Ge- meinsame Bundesausschuss Richtlinien erstellt. So will man verhindern, dass weitere einschneidende bürokratische Vorgaben auf die Ärzte zu- kommen.

DÄ:Was antworten Sie ei- nem Kollegen, der sagt: „Al- les nur Ankündigung, daraus wird doch nichts“?

Otto: Ich bin selbst Arzt und werde in meiner Praxis durch die überbordende Bü- rokratie belastet. Deshalb habe ich es mir auf die Fahne geschrieben, an dem Thema Entbürokratisierung dranzu- bleiben.

Dipl.-Med. Ingolf Otto ist stellvertretender Vorsit- zender der Kassenärztli- chen Vereinigung Meck- lenburg-Vorpommern. Er leitet den Entbürokratisie- rungsausschuss der Kas- senärztlichen Bundesver- einigung.

Foto:KV Mecklenburg Vorpommern

Nachgefragt

Vorschläge zum Abbau von Bürokratie werden gesam- melt unter: www.kbv.de/umfrage_entbuerokratisierung/

umfrage.htm

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Mühlhauser I: Kohortenstudie versus randomisiert-kontrollierte Studie am Beispiel der Behandlung mit Sexualhormonen in der Postmenopause. Dtsch Ärztebl 93: A-3280-3283

Die „niedrigen Sonderta- rife" für Ärzte beruhen eben doch besonders darauf, daß sich Ärzte in vielen Fällen selbst behandeln.. Warum sollte aus diesem Grunde nicht auch

DÄ: Kritiker werfen Ihnen und anderen Vertretern, die für eine verstärkte Förderung der For- schung an adulten Stammzellen (aSZ) eintreten, vor, dass die Er- wartungen an

DÄ: Im Vorwort behaupten Sie, es sei eine billige Ausrede, dass Menschen selbst nach Therapien verlangten.An an- derer Stelle schreiben Sie, dass von gut informierten Patienten

OPEN CALL FOR PAPERS We welcome submissions relating to the critical inquiry of travel,.. migration, and

Nach dem Gesetz sollen sie immer dann von der Aut-idem-Rege- lung Gebrauch machen, wenn eine preisgünstige Substitutionsmöglichkeit.. „eindeutig“ erkennbar ist –

Medizinische Kooperationsgemeinschaft zwischen Ärzten und Angehörigen anderer Fachberufe (1) Ärzte können sich auch mit selbständig tätigen und zur

Dem Arzt ist es nicht gestattet, von Patienten oder Anderen Geschenke oder andere Vorteile für sich oder Dritte zu fordern, sich oder Dritten versprechen zu lassen oder