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Archiv "Rheinland-Pfalz: Landesärztekammer besteht 30 Jahre" (24.01.1980)

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AUS DEN BUNDESLÄNDERN

RHEINLAND-PFALZ

Landesärztekammer besteht 30 Jahre

Im Rahmen einer Sitzung der Vertreterversammlung beging die Landesärztekammer Rheinland- Pfalz Anfang Dezember 1979 ihr dreißigjähriges Bestehen als Kör- perschaft des öffentlichen Rechts.

Der rheinland-pfälzische Minister- präsident Dr. Bernhard Vogel hielt aus diesem Anlaß einen Festvor- trag über „Selbstverwaltung und Verantwortung der freien Berufe".

Anschließend berichteten Sani- tätsrat Dr. Karl Hans Metzner über die Arbeit der Landesärztekam- mer, Prof. Dr. Rolf Krebs über die Tätigkeit der Akademie für ärztli- che Fortbildung in Rheinland- Pfalz und Prof. Dr. Hans Rüdiger Vogel über das „Ärzteblatt Rhein- land-Pfalz".

Ministerpräsident Vogel bezeich- nete die freien Berufe als ein Merkmal freiheitlicher Ordnung.

Der Berufsstand der Ärzte sei ein Musterbeispiel für den wichtigen Grundsatz „so viel Staat wie nötig und so viel Eigenverantwortlich- keit wie möglich". Die Bereitschaft der Regierung, den Wünschen der Ärzte entgegenzukommen, beruhe in erster Linie auf der Überzeu- gung von dem Rang und der uner- setzlichen Funktion freier Berufe in einer freien Gesellschaft.

Wörtlich sagte Dr. Vogel weiter:

„Ihre Bedeutung beruht darin, daß öffentliche Aufgaben von Ihnen wahrgenommen werden, ohne daß Sie deswegen selbst Teil der staatlichen Verwaltung werden.

Aus dem Spannungsverhältnis von Verantwortung gegenüber dem Allgemeinwohl und eigenver- antwortlicher Tätigkeit wächst die schöpferische Kraft der freiberufli- chen Tätigkeit, auf die Staat und Gesellschaft angewiesen sind. Ich möchte so weit gehen und es als ein Merkmal freiheitlicher Ord- nung bezeichnen, daß es freie Be- rufe gibt. Freie Berufe kann es in

einem totalitären Staatswesen nicht geben; und wenn in einem Staatswesen die Eigenverantwort- lichkeit der freien Berufe ab- nimmt, ist das ein Zeichen, daß kollektivistisches Denken zu- nimmt ...

Ich möchte mit aller Entschieden- heit unberechtigten Angriffen auf die Ärzteschaft in der ganzen Bun- desrepublik, aber speziell bei uns hier, entgegentreten und ebenso alle Versuche zurückweisen, das Prinzip der Freiberuflichkeit in Frage zu stellen. Ein verstaatlich- tes Gesundheitswesen ist für uns keine Alternative, ist für uns kein Diskussionsgegenstand, sondern wäre für uns eine Veränderung der freiheitlichen Grundordnung des Staatswesens, in dem wir leben."

Die freie ärztliche Tätigkeit in ei- ner freien Gesellschaft spiele auch in der persönlichen Begegnung zwischen Arzt und Patietlt eine fundamentale Rolle, sagte Dr. Vo- gel. Gerade in einer Zeit, in der man allgemein von einer „Krise im Umgang der Menschen mit den Menschen" sprechen könne, hät- ten „wir alle Aufmerksamkeit dem Grundbedürfnis des kranken Men- schen zu schenken, im Arzt dem Menschen zu begegnen. Mit Recht treten wir gemeinsam mit Ihnen für das Vertrauensverhältnis zwi- schen Arzt und Patient und auch deswegen für die Freiheit der Arzt- wahl ein. Das ist keine ,spätkapita- listische Arabeske', sondern eine Folge aus einem ganz bestimmten Menschenverständnis, zu dem es gehört, daß der Mensch seinen Arzt frei wählen kann. Ich möchte Sie darin bestärken, alle Gelegen- heiten wahrzunehmen, die sich bieten, um Ärzten und Pflegekräf- ten zu sagen, daß es nicht genügt, objektiv im Bereich der Diagno- stik, der Therapie und der Pflege alles zu tun, was richtig und zweckmäßig ist, sondern eben zu sehen: Der kranke Mensch ist nicht allein Objekt der ärztlichen Behandlung, er ist auch Subjekt und erwartet eine persönliche Be- ziehung zu den Menschen, denen er sich anvertraut . .."

Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel während seines Festvortrages zum 30jährigen Bestehen der Landesärzte- kammer Rheinland-Pfalz

Foto: Willberg, Rüsselsheim

Ganz entschieden sprach sich Mi- nisterpräsident Dr. Vogel für das Prinzip des Hausarztes aus, in des- sen Händen nach wie vor in ho- hem Maße die Verantwortung für die Erhaltung der Gesundheit des einzelnen liege: „Seine Mensch- lichkeit, sein Einfühlungsvermö- gen und seine Erfahrung können durch das moderne Instrumenta- rium heutiger Praxen nicht ersetzt, sondern nur ergänzt werden. Als Haus- und Familienarzt stellt er die entscheidenden Weichen, wenn er den Patienten einem Facharzt mit den speziellen Kenntnissen und Fertigkeiten überweist, auf die es im Einzelfall ankommt, oder wenn er ihn in ein Krankenhaus ein- weist. Aus diesem Grund sind wir der Meinung, daß gerade dem Arzt für Allgemeinmedizin besondere Förderung zukommen sollte, die- selbe Förderung, die im herkömm- lichen System den Fachärzten of- fensteht. Wir sind bei der Verfol- gung dieses Zieles auf die Unter- stützung der Selbstverwaltung an- gewiesen.

Ausführlich beschäftigte sich Vo- gel auch mit den drängenden Fra- gen der Aus- und Weiterbildung der Ärzte und besonders der Her- anführung des jungen Mediziners an die Probleme der Praxis. Ein

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 4 vom 24. Januar 1980 173

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eric t uns einung

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

ausgezeichnetes Examen allein biete noch nicht die Gewähr für jene menschlichen Qualitäten, die den guten Arzt ausmachen; per- sönliche Eigenschaften und Erfah- rung müßten hinzukommen. An- gesichts des Stromes der Medizin- studenten forderte er, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen:

„Wie man zur Zeit des größten Lehrermangels schon kommen sah, daß es ein Überangebot von Lehrern geben wird, wenn man nicht rechtzeitig etwas unter- nimmt, so darf man nicht erst mor- gen, sondern muß man heute über das drohende Überangebot von Ärzten sprechen — nicht weil es bereits besteht, sondern weil man sich heute schon darauf einstellen muß . . . Die Entscheidungen über die medizinische Ausbildung und die Voraussetzungen der ärztli- chen Berufsausübung sind dring- lich."

In einem Schlußwort betonte der Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Walter Kreienberg: Unter politischen Rahmenbedingungen, wie sie von Ministerpräsident Vogel aufge- zeigt worden seien, würden sich die Ärzte besonders erfolgreich für ihre Patienten einsetzen kön- nen. Für Rheinland-Pfalz könne er diese Bedingungen als durchaus gegeben ansehen. E. F./DÄ

NORDRHEIN-WESTFALEN

Kein münzfreier Notruf

Nicht einmal versuchsweise will die Landesregierung einen münz- freien Notruf einführen. Innenmi- nister Dr. Burkhard Hirsch erklärte auf eine entsprechende Landtags- anfrage, bei fast fünf Millionen pri- vaten Telefonanschlüssen und 27 000 öffentlichen Münzfernspre- chern würde die Münzfreiheit kei- ne ins Gewicht fallende Verbesse- rung des vorhandenen Notrufsy- stems bringen. Nach den bisheri- gen Erfahrungen seien auch keine Schwierigkeiten bei der Übermitt- lung von Hilfeersuchen bekannt- geworden. WZ

BAYERN

Professor Sewering wieder KV-Vorsitzender

Zu einer Vertrauenskundgebung für die bisherige Vorstandschaft gestaltete sich die Neuwahl der Spitze der Kassenärztlichen Ver-

Hans Joachim Sewering Foto: Neusch

Friedrich Kolb Foto: d-e-w einigung Bayerns für vier Jah-

re anläßlich der konstituierenden Sitzung der Vertreterversamm- lung.

Die im vergangenen Dezember neu gewählten 138 Vertreter der 11 500 bayerischen Kassenärzte wählten Professor Dr. Hans Joa- chim Sewering (Dachau) mit über- wältigender Mehrheit (mit 79 Pro- zent — dem gleichen Stimmergeb- nis wie vor vier Jahren) erneut zu ihrem Ersten Vorsitzenden und den Nürnberger Allgemeinarzt Dr.

Friedrich Kolb wieder zu seinem Stellvertreter. Als Vorsitzender der Vertreterversammlung wurde der Gröbenzeller Allgemeinarzt Dr.

Fritz Seuß durch seine Wieder- wahl bestätigt. PbÄ

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Beske: „Scheckkarte"

erst kritisch untersuchen

Vor einer verfrühten Ablösung des Krankenscheines durch die soge- nannte „Scheckkarte" hat in Kiel der Vorsitzende der Gesundheits- politischen Gesellschaft, Profes- sor Dr. Fritz Beske, gewarnt. Es müsse sichergestellt sein, daß ge- sundheitspolitisch und finanziell keine negativen Auswirkungen eintreten.

Beske zieht aus dem vor zwei Jah- ren im Kreis Rendsburg-Eckern- förde abgeschlossenen Test für ei- nen neuartigen Versicherten-Aus- weis mit der Forderung nach einer umfassenden Kosten/Nutzen-Ana- lyse distanzierte Schlußfolgerun- gen. So verleite die „Scheckkarte"

die Versicherten zum häufigen Arztwechsel und erleichtere den Zugang zu Fachärzten. Auf diese Weise würden oft mehr ärztliche Leistungen in Anspruch genom- men als notwendig, kritisierte Bes- ke. Die „wichtige Steuerungsfunk- tion des Allgemeinarztes" dage- gen werde „in nicht zu vertreten- dem Maße eingeschränkt". Beske forderte eine Untersuchung aller mit der „Scheckkarte" auftreten- den kritischen Punkte, um einer Einführung des neuen Versicher- tenausweises „aus politischen Gründen um jeden Preis" entge- genzuwirken. yn

174 Heft 4 vom 24. Januar 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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