Vestibulärer Schwindel
Leltsymptom:
Schwindel ohne Schwerhörigkeit:
Neuronitis vestibularis: Dreh- schwindelanfall mit Übelkeit und Brechreiz für Stunden oder Tage.
Spontannystagmus zur gesunden Seite, allmählich abklingend.
Anfangs vestibuläre Unter- oder Unerregbarkeit, oft nur für einige Tage, später wieder normale Er- regbarkeit. Seltener Unerregbar- keit auf Dauer. Keine Schwerhö- rigkeit.
Kinetosen (durch unkocrdinier- te Beschleunigungsreize): Dreh-, Schwank- und Liftschwindel mit ausgeprägter Übelkeit und Brech- reiz ohne Hörstörungen.
Es kommt zur Gewöhnung. Bei der nächsten Exposition erneut Auftreten von Beschwerden.
Intoxikationen (durch Alkohol, durch vestibulär-toxische Medika- mente, z. B. basische Streptomy- cespräparate und Chinin, oder durch lndustrieerzeugnisse, z. B.
Kohlenmonoxid): Uncharakteristi- scher Schwindel, gelegentlich Schwank- oder Drehschwindel mit Übelkeit und Brechreiz.
Periphere und zentrale vestibulä- re Funktionsstörungen. Alkohol:
Bei der Lageprüfung zunächst Ny- stagmus zum untenliegenden Ohr, später zum sich oben befin- denden Ohr.
Streptomycin: Spontannystag- mus, Provokationsnystagmus, pe- riphere Unter- oder Unerregbar- keit oder zentrales Nystagmus- überwiegen.
Barbiturate, Chinin, Kohlenmon- oxid: Lage- oder Lagerungsny- stagmus. Vertikaler Spontanny- stagmus.
Zervikaler Schwindel {durch vas- kuläre Störungen oder Irritation der Propriarezeptoren im Kopfge- lenksbereich ?) : Drehschwindel- gefühl bei extremen Bewegungen des Kopfes gegen den Körper. Ny-
DEUTSCHES
~ZTEBLATTStagmusprovokation bei den Kopfhaltungen, die Schwindel hervorrufen, oder durch Drehen des Körpers bei fixiertem Kopf ("Zervikalnystagmus"), gelegent- lich Lagenystagmus. Periphere vestibuläre Erregbarkeit bleibt er- halten.
Leitsymptom:
Schwindel mit neurologischer Symptomatik:
Zentrale Vestibularisstörungen (durch Hirntumoren, multiple Sklerose, intrakranielle Blutdruck- schwankungen oder Hirndurch- blutungsstörungen wie vertebro- basiläre Insuffizienz, Wallenberg- Syndrom, Subclavian-steai-Syn- drom u. a. wie im vorangehenden Beitrag Malin u. Schliack be- schrieben): Schwankschwindel, Unsicherheitsgefühl, selten Dreh- schwindel.
Spontannystagmus, der horizon- tal, rotierend oder vertikal gerich- tet sein kann, Blickrichtungsny- stagmus, richtungswechselnder Lagenystagmus.
Bei den thermischen und rotatori- schen Prüfungen Richtungsüber- wiegen des Nystagmus. Die ther- mische Erregbarkeit beider peri- pherer Vestibularorgane ist erhal- ten. Störung des optokinetischen Nystagmus.
Literatur
(1) Boenninghaus, H.-G.: Vestibulärer Schwindel, in Aktuelle Probleme der HNO- Heilkunde. Herausgeber Julius Berendes, Dt.
Ärzteverlag (1980) 75-(2) Brandt, Th.: Medika- mentöse und physikalische Therapie des Schwindels und der Ataxie, Fortschr. Neuro!.
Psychiat. 49 (1981) 88- (3) Deeg, P., CI.-F.
Claussen: Schwindel und Nausea: Alarmzei- chen gefährlicher Herz-Kreislauf-Erkrankun- gen, Dt. Ärztebl. 80 (1983) Heft 22- (4) Pfaltz, C. R.: Vestibular compensation. Acta Otolaryn- gol. 95 (1983) 402
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr.
Hans-Georg Boenninghaus Universitäts-
Hals-Nasen-Ohrenklinik Voßstraße 5-7
6900 Haideiberg
FÜR SIE GELESEN
Immunglobulin-Gen- Anordnung als Marker für maligne Lymphome
Immunglobulin-Gene sind in ihrer ursprünglichen Form DNS-Unter- einheiten, die während der Ent- wicklung der B-Lymphozyten durch Rekombination vereinigt werden.
Die individuelle Neuanordnung der Immunglobulin-Gene ist spe- zifisch für eine bestimmte B-Zelle und ihre Tochterzellen. Die Auto- ren zeigen, daß der Nachweis sol- cher Gen-Anordnung ein emp- findlicher Marker für Klonalität, al- so Abstammung einer Zellpopula- tion von einer Stammzelle, und B- Zellursprung innerhalb von lym- phatischem Gewebe ist; beides war mit Hilfe der bisherigen Mar- ker nicht eindeutig zu klassifizie- ren.
Die Anwendung dieser Methode ermöglicht
~ die Sicherung der Diagnose ei- nes malignen Lymphoms bei ei- nem zuvor unklassifizierten Tu- mor,
~ den Nachweis des B-Zellur- sprungs eines zunächst als T-Zeii- Lymphom klassifizierten Tumors,
~ die Entdeckung monoklonaler B-Zellpopulationen in unklassifi- ziertem Lymphomgewebe und in atypischen lymphofollikulären Hy- perplasien.
Mit dieser Methode könnten in Zu- kunft auch für eine Reihe von an- deren Zelltypen genetische Mar- ker entdeckt werden, welche spe- zifisch sind für einen individuellen Tumor.
Dadurch würden Diagnose und Klassifikation maligner Tumoren auf eine breitere wissenschaft- liche Basis gestellt. Hrm
Arnold, A., et al.: Immuneglobulin-Gene Rear- rangements as Unique Clonal Markers in hu- man Lymphoid Neoplasms, N. Engl. J. Med.
309 (1983) 1593-1599, Bldg. 10, Rm. 4N-110, National Institutes of Health, Bethesda, MD 20205, USA
520 (70) Heft 8 vom 24. Februar 1984 81. Jahrgang Ausgabe A