Die Information:
Bericht und Meinung
AUS DEN BUNDESLÄNDERN
BADEN-WÜRTTEMBERG
Weitere Verbesserung der ärztlichen
Versorgung erwartet
Das baden-württembergische So- zial- und Gesundheitsministerium sieht Anzeichen dafür, daß die von ihm zur Sicherstellung der ärztli- chen und zahnärztlichen Versor- gung in ländlichen und Stadtrand- gebieten eingeleitbten und geplan- ten Maßnahmen „Erfolg verspre- chen". Wie Sozialministerin Frau Annemarie Griesinger (CDU) in dem jetzt vorgelegten Bericht des Ministeriums zum Staatshaushalts- plan 1975/76 erklärt, haben sich im vergangenen Jahr die zinsverbillig- ten Darlehen gut bewährt, die von der Landeskreditbank zur Förde- rung der Niederlassung von Ärzten und Zahnärzten in unterversorgten Gebieten bereitgestellt werden. HC
NIEDERSACHSEN
„Pieper" für die Notrufbereitschaft
Der Ärzteverein Einbeck hat für die sprechstundenfreien Zeiten, aber unabhängig vom organisierten Not-
Nur 115 Gramm wiegt der „Pieper", das Empfangsgerät, das Dr. Hans Mer- ke!, der Vorsitzende des Ärztevereins Einbeck, in der Hand hält Foto: Koch
dienst an den Wochenenden, mit Hilfe eines neuen Funkrufsystems, das als „pageboy" aus der Welt- raumforschung bekannt ist, eine neue Funk-Notruf-Bereitschaft ein- gerichtet.
Von der Notrufzentrale beim Zweckverbandkrankenhaus in Ein- beck wird mit einer Rufweite von etwa 20 Kilometer ein Funksignal ausgestrahlt, das im Empfänger ei- nen Pfeifton erzeugt. Der Arzt, der beispielsweise bei einem Kranken- besuch einen solchen „Pieper" mit sich führt, setzt sich dann telefo- nisch mit der Zentrale oder seiner Praxis in Verbindung und kann auf diese Weise schnell zu einem Not- fall dirigiert werden.
An dieser Einrichtung beteiligen sich alle niedergelassenen Ärzte des Ärztevereins Einbeck (22, ein- schließlich der Fachärzte) sowie darüber hinaus Ärzte aus Markol- dendorf und auch Fachärzte des Zweckverbandkrankenhauses Ein- beck.
An den Kosten für diesen ersten Modellversuch in Niedersachsen (25 000 DM für die Sende- und Empfangsanlagen) beteiligte sich die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen mit einem Beitrag im Rahmen ihrer Fördermaßnah- men zur Verbesserung und Sicher- stellung der kassenärztlichen Ver- sorgung. ÄPN
Zahnärzte verkürzen Wartezeit
Nahezu 60 Prozent der 2900 nieder- gelassenen Kassenzahnärzte in Niedersachsen behandeln ihre Pa- tienten bereits nach dem Vormerk- system.
Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Kassenzahnärztlichen Vereini- gung Niedersachsen. Wie der Erste Vorsitzende der KZVN, Dr. Hans Henning Hildebrand, vor der Pres- se in Hannover erläuterte, wird den Zahnärzten ein neues Hilfsmittel in Form von Vormerkzetteln angebo-
ten. Am Rande sei interessant, daß sich die Zahnärzte bei der Ein- führung der Vormerkpraxen mit der weitverbreiteten Volksmeinung auseinanderzusetzen hatten, wo- nach ein volles Wartezimmer und lange Wartezeiten als Maßstab der besonderen Tüchtigkeit des Arztes gewertet wurden. Diese Fehlein- schätzung konnte allerdings — un- ter anderem durch die augenfälli- gen Erfolge des Vormerksystems
— inzwischen weitgehend revidiert
werden. DÄ-N
BREMEN
Niederlassung von Kassenärzten nimmt weiter zu
In Bremen sind zur Zeit 564 Kas- senärzte tätig, wie der Erste Vorsit- zende der kassenärztlichen Vereini- gung, Dr. med. Rolf Winter, vor der KV-Mitgliederversammlung mitteil- te. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Kassenärzte um 13,7 Prozent erhöht, während die Bevölkerung nur um 0,6 Prozent zunahm. 1974 kamen in Bremen auf einen Kassenarzt 1036 Einwohner (Durchschnitt der Bundesrepublik ein Kassenarzt auf 1201 Einwoh- ner).
Beträchtlich geändert hat sich in den vergangenen zehn Jahren das Zahlenverhältnis von prakti- schen Ärzten zu Fachärzten: 1964 gab es 236 praktische Ärzte und 260 Fachärzte, 1974 dagegen 213 praktische Ärzte und 351 Fachärz- te.
Die Zahl der Fachärzte, erklärte Dr. Winter weiter, habe vor allem in den letzten drei Jahren sehr deut- lich zugenommen.
Trotz der günstigen Lage in Bre- men hat die KV auf Beschluß der Mitgliederversammlung einen Si- cherstellungsfonds gebildet, um al- len eventuellen Zwangslagen ge- wachsen zu sein. Aus diesem Fonds können zur Zeit Mittel für folgende Zwecke gewährt werden:
482 Heft 8 vom 20. Februar 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Die Information:
Bericht und Meinung AUS EUROPA
Umsatzgarantien für vordringlich zu besetzende Kassenarztsitze;
zinslose Honorarvorschüsse oder Darlehen bei Praxisgründungen:
Pauschalen für den Notfall- und Bereitschaftsdienst sowie Zuschüs- se zur Beschäftigung von Ärzten, die sich in der Weiterbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin befin- den.
Die KV Bremen vertritt jedoch die Ansicht, daß es nicht zweckmäßig wäre, den niederlassungswilligen Kollegen besonders günstige An- gebote in Bremen zu machen, weil dann die Gefahr bestünde, daß die schwächer versorgten Gebiete in der Umgebung Bremens noch mehr benachteiligt würden. Aus Gründen der Kollegialität sei man also hierbei zum Maßhalten ge- zwungen. BÄ
BERLIN
Arzneimittelbeirat konstituiert
Auf Einladung des Senators für Ge- sundheit und Umweltschutz, Erich Pätzold, hat sich in Berlin ein Arz- neimittelbeirat konstituiert, dem je sechs ärztliche Direktoren und Krankenhausapotheker sowie drei Vertreter der Senatsverwaltung für Gesundheit und Umweltschutz an- gehören. Der Arzneimittelbeirat soll unter anderem die Preisent- wicklung bei Arzneimitteln beob- achten sowie Empfehlungen zur Rationalisierung der Arzneimittel- wirtschaft, zur Reduzierung der Arzneimittel und zur Selbstherstel- lung von Arzneimitteln erteilen. zel
Überbetriebliche Werkarztzentren in Vorbereitung
Der Hauptverband der gewerbli- chen Berufsgenossenschaften, der TÜV, die Planungsgruppe „Arbeits- medizin" in der Firma Medico Lea- sing GmbH & Co. sowie die Zen- tralvereinigung Berliner Arbeitge-
berverbände befassen sich zur Zeit mit Plänen für die Einrichtung von überbetrieblichen arbeitsmedizini- schen Diensten.
Dies teilte der Senator für Arbeit und Soziales, Harry Liehr, auf An- frage im Abgeordnetenhaus mit.
Demnach ist noch im Jahre 1975 mit der Einrichtung von mehreren überbetrieblichen arbeitsmedizini- schen Zentren zu rechnen, wobei man sich zunächst jedoch auf sta- tionäre Einrichtungen beschränken wird.
Die Leitstelle Berlin für den über- betrieblichen arbeitsmedizinischen Dienst der gewerblichen Berufsge- nossenschaften sowie der TÜV hät- ten bereits weitgehend die perso- nellen und sächlichen Vorausset- zungen für die Einrichtung solcher Zentren geschaffen. Die „Pla- nungsgruppe Arbeitsmedizin" habe ein Modell „Werkarzt-Zentrum e. V." entworfen, während die Zen- tralvereinigung Berliner Arbeitge- berverbände zunächst nicht selbst Träger von überbetrieblichen Dien- sten werden wolle, sondern bereit sei, Firmenverbände bei der Ein- richtung von Werkarzt-Zentren zu
unterstützen. LPD
RHEINLAND-PFALZ
Sozialstationen für ein Drittel aller Bürger
Etwa ein Drittel der rheinland-pfäl- zischen Bürger kann gegenwärtig von Sozialstationen betreut wer- den. Nach einem Bericht des So- zialministeriums bieten die 38 So- zialstationen des Landes rund 1,2 Millionen Rheinland-Pfälzern Un- terstützung alter, kranker und pfle- gebedürftiger Mitbürger. Das Netz von Sozialstationen soll den Pla- nungen zufolge jährlich um etwa zwölf neue Stationen ausgebaut werden.
In der Endstufe sollen in Rhein- land-Pfalz rund 120 Stationen er-
richtet werden. HC
BRIEF AUS GRIECHENLAND
Krankenversicherung und Universitäten reformbedürftig
Sinnvoll erscheint den griechi- schen Ärzten ein vor Jahren erlas- senes Regierungsdekret, nach dem jeder junge Arzt in Griechenland verpflichtet ist, nach Absolvierung seines Medizinstudiums auf die Dauer von drei Jahren aufs Land zu gehen und dort zu praktizieren.
Dadurch wird dem jungen Medizi- ner die Gelegenheit geboten, ei- nerseits die frisch erworbenen Kenntnisse beim Studium in breite Anwendung zu bringen, anderer- seits wird es ermöglicht, daß die ärztliche Versorgung der ländli- chen Bevölkerung mehr oder min- der gewährleistet bleibt. Nach Ab- lauf der angegebenen Zeit ist der Arzt berechtigt, sich in jedem be- liebigen Ort des Landes niederzu- lassen, um seinen ärztlichen Beruf auszuüben. Vor dieser Maßnahme machte sich auf dem Lande und ganz besonders in den abgelegen- sten Gebirgsortschaften ein merkli- cher Mangel von Ärzten bemerk- bar, der nachteilige, wenn nicht ka- tastrophale Folgen für die Gesund- heit der Bewohner der erwähnten Regionen hatte. Vor allem die Mor- bidität, aber auch die Mortalität, ganz besonders bei den Kindern im Säuglings- und Kleinkinderalter nahmen bedrohlich zu. Laut Stati- stik betrug die Säuglingssterblich- keit, besonders während der Som- mermonate, 10 bis 15 Prozent. Es steht außer Zweifel, daß jetzt nach der Wiedereinführung der Demo- kratie eine gründliche Reorganisa- tion des Gesundheitswesens in Griechenland dringend notwendig erscheint.
Das betrifft auch die griechische allgemeine soziale Krankenkasse.
In Griechenland existiert nur eine einheitliche allgemeine Kranken- kasse mit Filialen, die auf das gan- ze griechische Territorium zer- streut sind. Immerhin gibt es aber auch Gebiete, so in Epirus und in Nordwestgriechenland, die kassen-
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 8 vom 20. Februar 1975 483