HYMNE AN NUMUSDA Kritik und Versuch einer Interpretation
Von Herbert Sauren, Louvain
Es geschieht selten, daß ein sumerischer literarischer Text gleich mehr¬
fach unabhängig voneinander, gleichzeitig, bearbeitet wird. Dies geschah mit
der Hymne an Numusda, VS 17, 38. Autographiert wurde der Text von J.J.A.
van Dijk, ein Foto der Vorderseite war bereits in SAHG Tf. 9 veröffentlicht.
Nun liegen zur ersten Ubersetzung von A. Falkenstein, SAHG 112-114, zwei
Bearbeitungen vor, die von den Autoren mit ausführlichem philologischen
Kommentar versehen wurden: A. Sjöberg, OrSu 22, 1973 (1974), 107-116,
und M.-A. Dupret, Or. 43, 1974, 327-343, die den Text mit J.J.A. van Dijk
imd J.L. Zubizarreta diskutieren konnte. Beide Autoren glauben, eine Bear¬
beitung zu bieten, die nach unseren heutigen Kenntnissen des Sumerischen
endgültig ist. In der Tat besteht Ubereinstimmung in allen wesentlichen Punk¬
ten der Ubersetzung. Selbst Sachverhalte, die in sich so fragwürdig erschei¬
nen, daß main sie anders sagen würde, wenn dafür die nötigen lexikalischen
oder grammatikalischen Beweisgründe beigebracht werden könnten, werden
gleich wiedergegeben. Damit zeigt sich, daß eine einheitliche Methode mit
äußerster Konsequenz angewandt wird, über die Richtigkeit des Ergebnisses
ist damit jedoch noch kein Urteil gefällt (l).
Ich habe diesen Text gewählt und will ihn nochmals bearbeiten, weil diese
Ubersetzungen mangelhaft sind und einem tieferen Verständnis den Weg ver¬
bauen. Man muß mir glauben, daß ich mit dieser Kritik, keinen der oben ge¬
nannten Kollegen persönlich meine. Die gebotenen Bearbeitungen stehen auf
der Höhe sumerologischer Standardübersetzungen. Meine Kritik gilt den Me¬
thoden der Sumerologie, wie sie sich in den Veröffentlichungen zeigen, und
haben allein zum Ziel, zusätzliche neue und bessere Wege zu weisen. Die
Doppelbearbeitung mit ihren Übereinstimmungen zeigt ja, daß die beste Uber¬
setzung erreicht wurde, die mit den standardisierten und systematisierten
Methoden erreicht werden konnte. So gilt meine Kritik der Einseitigkeit und
der ausschließlichen Anwendung dieser Methoden.
1. Das vorliegende Ergebnis erkenne ich als vorläufige Arbeitsgrundlage
an. Bei der Neubearbeitung eines Textes wird mein sicher zunächst einmal
die Klärung von Grammatik und Lexikon auf diese Weise versuchen müssen.
Die zahlreichen Paralleltexte, die in den Kommentaren herangezogen wer¬
den, sind wesentlich, um das Verständnis des Textes zu fördern. Allerdings
wissen wir, daß im Sumerischen die Polysemie der Zeichen, und die Mehr¬
deutigkeit grammatikalischer Elemente mehr als eine Deutung zulassen. Des¬
halb kann ein Ergebnis, das allein auf eine Methode aufbaut, nur vorläufig
genannt werden.
1.1 Ich will als erstes versuchen, die poetische Struktur zu erfassen und
die literarischen Einheiten, die Strophen, zu erarbeiten. Ich ziehe zunächst
nur die Zeilen 1-18 in Betracht, die schon durch die Bezeichnung der Lied-
gattung im Text zusammengehören (2). M.A. Dupret hat die Notwendigkeit
dieser Strukturuntersuchung gesehen, l.c. 340-343. Sie hat für die Zeilen
10 a und 18 a Ergänzungen vorgeschlagen, 1. c. 331, 342. Ich möchte an bei¬
den Stellen die Zeilen 1 und 2 vollständig eingesetzt sehen. Diese beiden
Zeilen bilden eine Antiphon. Zwischen ihnen bleiben 8 Zeilen stehen. Die
Strophenform von 8 Zeilen sollte auch in den übrigen Teilen zu finden sein.
Während die Einzelheiten zu jeder Strophe besprochen werden sollen, möch¬
te ich hier den Gesamtplan der Hymne vorstellen. Man kann die Hymne in
zwei Hälften aufteilen: A. die Beschreibung NumuSda' s und B. das Wirken
Numusda' s. Jede Hälfte besteht aus drei Strophen. Vor jeder Strophe,
im 2. Teil nach den Strophen, steht eine Antiphon. Am Ende einer jeden Hälf¬
te ist ein Bittgesang für den König Siniqiäam von Larsa eingeschoben.
A a. Antiphon: 1-2 B a. Strophe 1: 28-34
b. Strophe 1: 3-10 b. Antiphon: 34 a, 28-29
c. Antiphon: 10 a, 1-2 c. Strophe 2: 35-42
d. Strophe 2: 11-18 d. Antiphon: 28-29
e. Antiphon: 18 a, 1-2 e. Strophe 3: 43-49,52
f. Strophe 3: 19-24 f. Antiphon: 28-29
g. Bittgesang: 25-26 g. Bittgesang: 50-51
1.2 Nachdem die literarischen Einheiten geklärt sind, möchte ich nach
dem inhaltlichen Aufbau fragen. Es genügt mir nicht, eine kurze Inhaltsan¬
gabe zu machen, sondern ich will die Gliederung des Textes herausziehen.
Ich will nicht nur wissen, was gesagt wird, sondern erkennen, in welchen
logischen Schritten der Inhalt dargelegt wird. Ich werde den Text strophen¬
weise untersuchen und bleibe dabei zunächst bei der ersten Strophe und der
Antiphon. Diese nimmt inhaltlich Bezug auf die erste Strophe (3).
1.2.1 M.A. Dupret überschreibt die Zeilen 3-8, l.c. 341, Geburt und
Kindheit des Gottes. Richtiger sollte die Strophe, Zeile 3-10, den Titel tra¬
gen: Geburt und Schicksalsbestimmung. Diese beiden Themen gliedern den
Text: Zeugung und Geburt, 3-6, Schicksalsbestimmung und äußere Erschei¬
nung, 7-10. In jeder dieser Strophenhälften nennen die beiden ersten Zei¬
len, 3-4und7-8, Ereignisse, die Zeilen 5-6 und 9-10 betonen die Folgen der
zuvor geschilderten mythischen Begebenheiten. Das Zusammenspiel der ge¬
nannten Zeilen sollte in den folgenden Untersuchungen stets erkennbar sein.
Die Antiphon bietet in der üblichen Wiederholung zunächst ohne und dann
mit Nennung des Gottesnamens eine ganz präzise Zusammenfassung dieser
Strophe: der Gott im Mutterschoß und die Schicksalsbestimmimg des Gottes.
Die Spuren sind daher mit M.A. Dupret sicher äa3-zi-ta zu lesen. Es gehört
zusammen: en-gal-saß-zi-ta einerseits und nam-dUj^Q-ge-eä tar-ra ander¬
erseits. Es sind zwei Anrufungen und nicht eine einzige. Auch dsirauf ist
bei den folgenden Untersuchungen zu achten (4).
1.3.1 An dritter Stelle möchte ich die poetische Struktur mit Hilfe des Me¬
trums zu klären versuchen. Hierbei dürften Regeln akzentuierender und quan-
titierender Metrik zum Tragen kommen. So kann eine einzige Silbe einen Vers
fuß darstellen, Z. 7: an. Es treten Synkopen auf, Z. 6: kirig-sigy(-e) ga, (5
Z. 9: dum(u)-nun-na. Dagegen ist an einer Stelle keine Krasis zu beobach¬
ten, Z. 5: heg-galg-e u^-tu-da. Nimmt man nun den Text, wie er in den bei¬
den Veröffentlichungen transliteriert wurde, ergibt sich eine große Regel-
msißigkeit, die es nur an wenigen Stellen zu präzisieren gilt. Deutlich wer-
den die beiden Strophenhälften unterschieden. In der ersten Hälfte, 3-6, fin¬
den sich je drei Daktyloi oder je drei Versfüße zu je drei Silben. In der zwei¬
ten Hälfte ist allein die letzte Zeile, 10, so aufgebaut. Damit zeigt sich, daß
die Abschlußzeile einer Strophe eine Sonderstellung einnehmen kann. In den
Zeilen 7-9 finden sich je vier Versfüße. Während der 2. jeweils ein Dakty-
los ist und der 4. jeweils ein Trochäus, nehmen die 1. und 3. Versfüße mit
jeder Zeile um eine Silbe zu. Dieses Schema dürfte die größte Regelmäßig¬
keit bieten. Die grammatikalische Strukturanalyse wird die Lesungen bestä¬
tigen, die sich damit als frei von subjektiver Deutung erweisen. Zuerst aber
möchte ich die Lesungen aufführen, die sich gegenüber den beiden Veröffent¬
lichungen geändert haben, und dies kurz begründen.
Z. 1: nun-dsin-e. Die Lesung '^su'en oder kontrahiert "^sin wurde bereits
häufiger diskutiert (6). Die Kontraktion wird hier durch das Metrum bestä¬
tigt, dies ist für die spätsumerische Zeit ohnedies wahrscheinlich. Man wird
den Text allerdings kaum dazu benutzen können, den Zeitpunkt dieser sprach¬
lichen Erscheinung genauer festzulegen. Ein Ausweg über niin-'^suen(-e) wäre
denkbar, aber gegen den geschriebenen Text.
Z. 2: Der Text bietet eindeutig mi-ni-in-dimg-dimg. Die Lesung dim-dima2
ist eine Lesung gegen den Text, allerdings die einzige. Die Verbalform sollte
auf jeden Fall nominalisiert sein, wie dies in allen Zeilen der Strophe geschieht.
Während A. Sjöberg die finite Verbalform übersetzt, gibt M.A. Dupret die
nominalisierte Form wieder, obwohl dies im Kommentar nicht angegeben und
in der Transliteration nicht angedeutet wird. In Z. 3 war das Lokativ-Termi-
nativ-Präfix erforderlich, um den Versfuß auf drei Silben abzurunden. Die
Form big-ru-a dürfte dann ein ursprüngliches dim2-dima2 beeinflußt haben.
Da nur ein Text überliefert ist, bleibt dieser Vorschlag ohne Textbeleg. Aller¬
dings darf man annehmen, daß auch dieser Text nur einer aus einer langen
Uberlieferungskette ist.
Z. 6: guruna gibt einen Lokativ wieder und steht parallel zu kur-sikil-la.
Da das Verb ku2 "essen" bereits ein direktes Objekt hat, nämlich ga ' Milch",
ist an der ersten Stelle ein Richtungskasus von der Grammatik her gefordert.
Die Parallelen zu Z. 5 bringen nur weitere Sicherheit. Die plene-Lesung ei¬
nes Zeichens ist stets möglich.
Z. 9: mus3-me-lama2 ist als Objekt vom Verb dug-dug abhängig. Dieses
Verb regiert den Lokativ oder den Lokativ-Terminativ (7). Das Metrum er¬
fordert an dieser Stelle eine vierte Silbe des Versfußes, die durch die plene-
Lesung des letzten Zeichen erkennbar wird. Für die Ubersetzung ergibt sich
weiter, daß mus3-me-lama2 ein Begriff ist, er ist nicht genetivisch zusam¬
mengefügt. Die Ubersetzungen von musg mit Erscheinung (appearance) oder
Gesichtszügen (traits) sind an dieser Stelle falsch. mus3-me-lama2 ist ge¬
nauso wie me-lama2 der furchterregende Glanz, der vom Numinosen ausgeht,
es ist die Gloriole oder der Strahlenkranz, der in den Darstellungen einigen
göttlichen Wesen beigegeben wird (8).
Z. 10: sun2-galag ist ein regensloser Genitiv. Zu ergänzen ist dumu, das
in der voraufgehenden Zeile steht. Numusda ist, Z. 3-4, der Sohn Sin' s und
der Ningal. Sin wird Fürst genannt, Z. 3 und 9. Entsprechend ist Ningal in
Z. 4 und 10 erwähnt. An der letzten Stelle wird sie als große Wildkuh be¬
zeichnet. A. Sjöberg und M.A. Dupret lesen sun2-gal und beziehen dieses
Epitheton auf Numusda. Der Kommentar beweist zwar die Möglichkeit, sun2
auf männliche Gottheiten zu beziehen, übersieht aber die Parallele zu Z. 9.
Durch diesen Fehler geht eine deutliche Verkettung mit dem Urukkreis ver¬
loren, s. dazu unten 3.3.
Das Metrum der Antiphon unterstreicht die Zweiteilung. Einem Trochäus
mit nachfolgendem Daktylos in der ersten Hälfte steht chiatisch ein Daktylos
und ein Trochäus in der zweiten Hälfte gegenüber. Die Wiederholung ist um
einen Versfuß, nämlich um den Gottesnamen länger. Dies entspricht dem Auf¬
bau der ersten Strophe, wo in der ersten Hälfte drei und in der zweiten Hälfte
vier Versfüße stehen.
1.4.1 Ich möchte die Strukturuntersuchung mit der Uberprüfung des syntak¬
tischen Aufbaus abrunden. Auch hierbei ergibt sich Regelmäßigkeit innerhalb
der Strophe. Die beiden Strophenhälften werden deutlich, innerhalb der Halb¬
strophen werden Distychoi unterschieden. Dabei lassen sich zwei Typen fest¬
stellen. Ich möchte von parallelem und akzentverlagerndem Aufbau sprechen.
Die parallel aufgebauten Distychoi finden sich 5-6 und 7-8. Beim akzentver¬
lagernden Aufbau wird jeweils ein anderes Satzglied des Distychons erwei¬
tert. So erhält das Subjekt ein Attribut, Z. 3 nun-^sin-e, während in der zwei¬
ten Zeile das Prädikat erweitert wird, Z. 4 sa3-ga-na dim-dima2- Die Er¬
weiterung oder die besondere Betonung eines Satzteils wird im Schema durch
ein Pluszeichen angegeben. Satzteile, die implicite gegeben sind und mitge¬
hört werden müssen, stehen in Klammern. Zu bemerken wäre noch, daß die
Folge paralleler und akzentverlagernder Distychoi in den beiden Halbstrophen
chiastisch ist.
Das syntaktische Schema bestätigt in allen Punkten die strophische, in¬
haltliche und metrische Struktur. An einer Stelle ergibt sich noch ein sehr
wichtiger Hinweis. In Z. 8 sind nin-gal "die große Herrin" und Ninlil zwei
verschiedene Subjekte, so wie An und Enlil, Z. 7, ebenfalls zwei Götter sind.
Beide Autoren halten das erste Element für ein Epitheton der Ninlil, wobei
M.A. Dupret eine Konjektur egig-gal annimmt, l.c. 337. Mit nin-gal ist
Inanna gemeint. Es ist offensichtlich, daß dieser Fehler weitgehend Konse¬
quenzen für die religionsgeschichtliche Interpretation des Textes hat, s. dazu
unten 3.3.
Die Antiphon besteht aus zwei Nominalsätzen, Das Prädikat ist im ersten
ein Nomen, im zweiten ein Partizip. Subjekt ist der Vokativ. Zu jedem Satz
gehört ein Richtungskasus. Die Sätze stehen chiastisch zueinander.
l(Vok. ) Pr. Abi. // Term. Pr.
2 Vok. Pr. Abi. // Term. Pr.
1.2.2 Die zweite Strophe, Z. 11-18, ist erheblich schwieriger zu verstehen
als die erste. Es muß auffallen, daß am Anfang von sechs Zeilen sechs der
sieben Helden erwähnt werden, die Gilgames auf den Befehl des Sonnengottes
Utu in den Zedernwald begleiten. Der siebte, Z. 18, dürfte Numusda selbst
sein (9). Damit läßt sich ein Thema dieser Strophe angeben, die sieben Hel¬
den. Es geht also nicht an, die Beschreibung der Helden als Epitheta Numus¬
da's aufzufassen, wie es in den beiden Ubersetzungen geschieht. Es geht
3 Vok. S +
4 (Vok. ) S
5 (Vok. ) L-LT 6 (Vok. ) L-LT
V +
V +
V +
V 7 (Vok. ) S-S O-Attr. V
8 (Vok. ) S-S O-Attr. V
9 Vok. +L+ V
10 Vok. L V
auch nicht, daß die Helden in den hymnischen Lobpreis einbezogen werden. Von
ihnen wird nur in der 3. Person gesprochen, Numusda allein wird im hymnischen
Lobpreis angeredet. So erklärt sich, daß die 3. Person und die 2. Person in jeder
Zeile nebeneinander steht. Das zweite Thema der Strophe ist Numusda. In je¬
der Zeile wird ein Held genannt und beschrieben. Es ist die Beschreibung
eines Bildes am Südtor des Tempels. Es folgt dann der hymnische Preis ei¬
ner Personifikation des NumuSda. Es ist die Beschreibung eines Bildnisses
des Numusda, das an einer bestimmten Stelle des Tempels dem jeweiligen
Bild des Helden gegenüber aufgestellt war. Der doppelten Beschreibung des
Helden in Zeile 15 folgt die Beschreibung von zwei Bildnissen in Zeile 16.
Die eingehende Deutung soll später gegeben werden, s. 3.2 und 3.4. Die Glie¬
derung ist durch ein Nebeneinander zweier Strophen gekennzeichnet. Dies
scheint durch die Bezeichnung der Liedgattung bestätigt (lO). Wie die beiden
Parallelstrophen voneinander abgehoben wurden, wird man wohl kaum mit
Sicherheit sagen können. Ein alternierender Vortrag erscheint mir am wahr¬
scheinlichsten, der allerdings einmal in den Zeilen 15-16 den Part wechselt.
In der Zeile 15 hat sich eine Glosse eingeschlichen: u^-uru mu-un-tila "am
Tage, an dem die Stadt vernichtet wurde" ist eine erklärende Zeitangabe, die
ursprünglich nicht zum Text gehört haben dürfte. Es bleibt undeutlich, worauf
der Schreiber anspielt. Es wäre möglich, die Angabe mit den häufigen Klage¬
liedern in Sumer zu verbinden.
1.3.2. Bei der Untersuchung des Metrums muß man die beiden Parallel¬
strophen trennen. Zählt man die Versfüße, so lassen sich Distychoi deutlich
erkennen, zu Beginn einmal 2 + 2 und dann stets 3 + 2 Versfüße. Die Nennung
der Helden ist stets mit einem Daktylos wiedergegeben. Zu beachten ist die
Krasis, Z. 12 gU2-(e)rim2-ra, Z. 13 tug-ku3-g(a) al-gi4-a und die nicht er¬
folgte Krasis, Z. 15 ki-a ur4-ur4-re.
Im zweiten Teil, dem hymnischen Preis auf die Personifikationen Numusda's,
zeigen sich zwei Halbstrophen, 11-14 und 15-18. Zunächst stehen drei Verse
zu je 2 Versfüßen, deren erster in der Silbenzahl von Vers zu Vers zunimmt,
die Schlußzeile der Halbstrophe zählt 3 Versfüße. Die zweite Halbstrophe be¬
ginnt mit 2 Versfüßen, denen sich 3 Verse mit je 3 Versfüßen anschließen.
Die Abteilung der Parallelstrophen ist so in jeder Zeile mit Sicherheit mög¬
lich, ebenso wird die Glosse in Zeile 15 deutlich. Lesung und Ubersetzung
mußte an einigen Stellen geändert werden.
Z. 14: i-zi-bax, z.um Vergleich ist die Bezeichnung des vierten Helden her¬
anzuziehen, izi-barj^-bar^^, s. Anm. 9. A. Sjöberg zitiert, l.c. 113, TCS 3,
106-107, weil die Parallele zu den sieben Helden nicht gesehen wurde. Bei¬
Autoren übersetzen Flut statt Feuer.
Z. 15: a-e^-e^ nach dem Foto zulesen. A. Sjöberg liest a-e3-e-ginjj^, M. A.
Dupret a-Oß-e-mah. a-e3-a ist die Schleuse, die allerdings nur dann eine Uber-
schwemmung verursachen kann, wenn sie weit geöffnet ist. Aus a-e3-a-e^^ wurde
a-e3-e^^ um die Silbenzahl zu wahren. Gemeint ist der sechste Held, s. Anm. 9.
Z. 16: dingir-sag einerseits und mud-gal2 andererseits bilden die Vers¬
füße. Zu mud-gal2 statt mud-galay s. A. Sjöberg, l.c. 113.
Z. 17: sag-kala, gemeint ist der fünfte Held, s. Anm. 9. mus-sag-kala
mußte auf den regenslosen Genitiv gekürzt werden, um die Silbenzahl zu wah¬
ren. Die Ubersetzungen sag-kal, "erster" (foremost, eminence) sind falsch
an dieser Stelle.
1.4.2 Die syntaktische Struktur zeigt wiederum parallelen und akzentver-
lagernden Aufbau abwechselnd. Bei dieser Untersuchung wird 15 b zur ersten
und 16 a zur zweiten Parallelstrophe gezogen, wohin sie nicht inhaltlich aber
metrisch gehören.
11 S V O // L - V 15 S O V // - Vok. Vok.
12 S O V // - O V 16 (S) O V // L O V
13 S O V // L O V 17 S O (V) // O S V
14 S V (O) // L O V 18 (S) O V - Vok. Vok.
1.2.3 Die 3. Strophe ist mit nur 6 Zeilen wiedergegeben, Z. 19-24. Zwei
Lösungen scheinen denkbar. Man könnte Z. 19 und Z. 20 teilen. Dies ist
schwierig, weil die Verse von Strophe zu Strophe länger werden, und weil
nicht zwei Verbalformen die Verse unterteilen. Man könnte am Ende die An¬
tiphon, Z. 1-2, in den Text hineinnehmen, obwohl dafür kein Hinweis an die¬
ser Stelle der Tafel zu finden ist. Dafür ließe sich das Beispiel der folgen¬
den Strophe und der regelmäßige Aufbau der beiden Hälften zueinander anfüh¬
ren. Z. 28-29 ist Teil der ersten Strophe des zweiten Teils und zugleich An¬
tiphon des zweiten Teils, Z. 34 a. So wie die Antiphon dort am Beginn einge¬
fügt ist, müßte die Antiphon im ersten Teil am Ende der letzten Strophe ein¬
gebaut sein. Ich nehme die Rekonstruktion so auf, um die Regelmäßigkeit
zu betonen. Die Vorbehalte sind aus der Quellenlage klar. Das Thema der
Strophe ist die Gestalt, Z. 19-20, und Größe, Z. 21-22, Macht, Z. 23-24,
und Wirken, Z. 1-2, des Gottes. Zoomorphe, Z. 19-22, und anthropomorphe
Züge, Z. 23-24, 1-2, die Macht nach außen und das Wirken im Tempel wer¬
den dargestellt.
1.3.3. In den Versen 19-20 zu Beginn der Strophe und in den Versen 1-2
am Ende der Strophe ist der metrische Aufbau gleich. Dazwischen stehen
vier Verse zu je drei Versfüßen.
Z. 22: nam-mah "Größe" am Beginn der Zeile ist ein Synonym zu nam-
gur4, narbu, "Größe", "Gewichtigkeit". Da mit diesem Wort das Versmaß er¬
heblich gestört würde, dürfte es eine Glosse sein, die im Laufe der Uberlie¬
ferung in den Text kam.
Z. 23: du;i|-du^^-ga-zu "deine Befehle" ist von der Silbenzahl her gefor¬
dert. inim-du;j;^-ga-zu "das Wort, das du ausgesprochen hast" (ta parole
prononcee) ist wesentlich umständlicher und dabei weniger präzise.
Z. 24: a-na-zu-a fasse ich als vorausgestellten Genitiv auf, der durch
sag-ba wiederaufgenommen wird, a statt MIN ist eine Konjektur, die wohl
vom Zeichen her möglich sein dürfte.
1.4.3 In der Strophe liegt nominale Konstruktion in den beiden ersten und
letzten Versen vor. Während die ersten vier Verse den Akzent in den Disty¬
choi verlagern durch Umstellen von Satzgliedern, sind die Verse der zwei¬
ten Strophenhälfte parallel gebaut. An allen Stellen gliedert sich die Anti¬
phon nahtlos in diese Strophe ein. Das Schema zeigt, daß einige Satzglieder
im parallelen Vers nicht ausgesprochen aber mitverstanden werden müssen.
So ist in Z. 19-20 a2-zu ein Lokativ und umbin-zu das Subjekt des Nominal¬
satzes. Ergänzt man das jeweils fehlende Glied, so ergibt sich: (der Schup¬
penpanzer) an deinen Vorderläufen ist das Netz (der Schlangenhaut) und: dei¬
ne Krallen (an den Hinterläufen) sind die Krallen des Adlers. Andere Uber¬
setzungen sind unsinnig oder unverständlich, da NumuSda von vorne aussieht
wie eine Löwin, also Löwenpfoten an den Vorderläufen hat, die ihrerseits
Schuppen tragen wie es sich für den jungen Drachen gehört. Die Krallen des
0 23 S O V
Pr. 24 s O V
1 (Vok. ) Pr. Abi. T. Pr.
2 Vok. Pr. Abi. T. Pr.
Adlers sind nur hinten. Der Arm kann kein Netz sein, ein Bild, das nur bei
einem vielarmigen Wesen sinnvoll wäre, (your arm is a net, — , ton bras
est un filet de guerre).
19 (S) L Pr. (Pr.;
20 S (L) Pr. O
21 TO V
22 O T V
Zum Bittgesang, der den ersten Teil der Hymne abschließt, sind keine Un¬
tersuchungen erforderlich. Er dürfte in Prosa stehen.
1.2.4 Die erste Strophe des zweiten Teils ist fast genauso aufgebaut, wie
die letzte Strophe des ersten Teils. Aus der Notiz gi4-ba "ihre Wiederholung"
folgt, daß Z. 34 wiederholt werden muß, wobei der Vers zunächst ohne und
dann mit dem ersten Versfuß zu lesen ist, um die Entsprechung zu Z. 28-29
zu wahren. Das Thema der Strophe ist ähnlich wie in A f. Strophe 3 Macht
und Wirken Numusda' s. Wie in allen Strophen der zweiten Hälfte der Hymne
wird auch hier der Bezug zum Königsritual hergestellt. Wie in den beiden
folgenden Strophen Nunamnir und Enlil Numusda' s Wirken bestimmen, so ist
es in dieser Strophe An, Z. 30, vgl. Z. 7. Das Wirken Numusda's kraft sei¬
ner Stellung durch An bezieht sich auf die Reinheitsvorschriften bei der De¬
signation Siniqisam's, die im Tempel des Sin in Ur, im Ekisnugal, stattfin¬
det. Numusda sorgt für die kultische Reinheit des Salbpriesters.
1.3.4 Der metrische Aufbau ist ebenfalls stark der letzten Strophe des er¬
sten Teils angeglichen. Innerhalb der vier Verse in der Mitte der Strophe
sind Z. 30 und 32 einerseits, 31 und 33 andererseits, gleich gebaut. Daraus
ergeben sich folgende Lesungen.
Z. 30: an statt dingir. Dies war schon vom Inhalt her gefordert, s. oben
1.2.4.
Z. 32: Als Alternative zu za-ha (a)l-aka bietet sich za-ha al-naß an, s.
aber Z. 13.
Z. 34: zu me-kal-kal s. bereits A . Dupret, l.c. 332.
Z. 34: zalaga, der chiastische Zeilenaufbau in den Zeilen 19-20, 1-2,
28-29, läßt auch hier die plene-Lesimg richtig erscheinen. Es ist ein Genitiv:
"vom Strahlenden das Strahlende" oder "überaus strahlend".
Z. 34 a: isib-zu wird von der Parallele in Z. 29 gefordert. Die Erweite¬
rung im zweiten Vers des Distychons ist ein Daktylos. Vom Inhalt her war
ebenfalls eine Person nötig, die die Befehle An' s ausführen soll, s. 1.2.4.
1.4.4 Der syntaktische Aufbau weist mit den üblichen Mitteln Halbstrophen
und Distychoi auf. Deutlich wird, daß die Schicksalsbestimmung durch An
ebenso Leben spendet wie es der leibliche Vater Sin tat (ll). Der Äquativ
ist dem Subjekt gleichgeordnet. Deutlich wird auch, daß die Rcinheitsriten
im Grunde ein richterlicher Akt sind. Gut und Böse wird imEkisnugal, dem
Sitz der Fürstlichkeit oder deutlicher dem Sitz des Fürsten Sin bestimmt.
28 (Vok.) Gen. Gen. L V 32 O V (L) O V (L)
29 Vok. Gen. Gen. L V 33 (O V) L (O V) L
30 S LT L V 34 (S) Abi. + Gen. Gen.
31 Äqu. (L) LT V 35 S Abi. + Gen. Gen.
1.2. 5 Das Thema der Strophe ist die Schicksalsbestimmung durch Nunam¬
nir. Nunamnir, ein Name Eniils, der vielleicht den Hauptgott des sumerischen
Pantheons als obersten Herrn des Tempelkultes bezeichnet. Dieser Gott be¬
stimmte dem Numusda einen Tempel in Kazallu. Der Tempel wurde restau¬
riert von Siniqlsam, der deswegen auf die Gnade Numusda's hoffen durfte
bei dem Kultakt der Designation. Der Bezug zur zweiten Strophe des ersten
Teils wird deutlich. Dort wurde Numusda beschrieben, wie er in zahlreichen
Bildnissen im Tempel von Kazallu dargestellt war (12).
1.3.5 Der metrische Aufbau bedarf kaum weiterer Erklärungen, Die Dak¬
tyloi der Versfüße am Beginn lassen vorausgestellte Genitive in den Zeilen
36, 41 und 42 erkennen, die von der Grammatik her ohnehin gefordert sind.
In der Ubersetzung ergibt sich dadurch die Leistung des Königs als eine Re¬
stauration des Kultes und als ein Ausbessern von Stadt und Tempel, was wohl
wahrscheinlicher sein dürfte als eine völlige Wiederherstellung.
1.4.5 Bei dem syntaktischen Aufbau ist zu beachten, daß die Distychoi je
einen Satz bilden.
35-36 S + L O V 39-40 (S) L O V
37-38 (S) L + O V 41-42 O V O V
In der Rekonstruktion möchte ich die Antiphon, Z, 28-29, an dieser Stelle
des Textes und nach der folgenden Strophe einschieben, obwohl dafür keine
Angabe im Text vorliegt. Diese Hypothese, die für Ubersetzung und Interpre¬
tation unwichtig ist, stützt sich auf die Regelmäßigkeit des chiastischen Auf¬
baus zum ersten Teil der Hymne.
1.2.6 Das Thema ist die Schicksalsbestimmung Eniils, des Reichsgottes,
der den König bestellt. Durch Enlil's Spruch, Z. 46-49, 52, und durch Nu-
muSda's Wirken wird die Wahl bestätigt. Siniqisam erhält die erste Salbung
und ist damit designierter König. Man könnte also auch von einer Geburt des
Königs sprechen und damit den Bezug zur ersten Strophe des ersten Teils
noch deutlicher machen.
Die Strophe kann nur durch die Zeile 52 auf acht Verse vervollständigt wer¬
den. Der zweite Bittgesang sollte ebenso wie der erste, Z. 25-26 aus zwei
Zeilen bestehen, die sich weitgehend wiederholen. Inhaltlich paßt Z. 52 gut
zur Strophe. Ob diese Zeile als Nachtrag am Ende der Tafel steht und dann
nach Zeile 49 einzuschieben wäre, oder ob der Bittgesang die Strophe zwi¬
schen Zeile 49 und 52 imterbricht, muß offen bleiben.
1.3.6 Das Metrum bestätigt die Zugehörigkeit der Zeile 52 zur Strophe,
vgl. die Zeüen 47, 49 mit 52.
1.4.6 Der syntaktische Aufbau löst die Zeilen 46-49 aus den übrigen heraus,
es ist die Begründung des Dekretes Enlil's. Z. 52 entspricht im syntaktischen
Aufbau der Zeile 43. Die Halbstrophe 46-49 ist also eingeschoben. Im Gegen¬
satz zu beiden vorliegenden Ubersetzungen fasse ich sipa-zi etc., Z. 44-45
nicht als Dativ sondern als Komitativ auf, s. mu-da-an-ag2. Die Weisung er¬
geht an Numusda wegen des Fürsten Siniqisam.
43 S + O V 46 O L V
44 K + K + 47 O V O V
45 K + O V 48 O T V
52 O + s V 49 O V O V
a. Antiphon: 1-2
- " 4.r-
en-gal sag-zi-tia
d — F- "- "
nu-mus-da len-gal sa3-zi-ta
b. Strophe 1: 3-10
- - 1 -
numun-kug '^nTn-ga{l|-l[e
' , , " w
kur-s(i ;kil-la gürünä
än dgjj.ijjl^-i^i
nin-gäl dnjjn-lijlg-j^lje
dniä-müs-dä düm(u)-nün-nä
süng-gäläg
a. Antiphon: 1-2
näm-düio-g]e-(e)s tar-rä
näm-(^-[Q-^je-(e)^ tär-r]ä
Jnün-'^sijn-e
vi - .1
saß-ga-naj [he2-gä]l2-e
ki[rig-si|g(e)y mü-dujo
✓ mio-zi-de-(e)s
c müs3-me-lämä2 ki-^b^lä
bi2-[r]u-a drm2-dima2 r üg-tü-dä [g]ä kÜ2-ä
sä^-ä dü^j-gä düg-düg si mul-di
Großer Priesterfürst vom rechten Mutterschoße sin, zum guten Schicksal be¬
stimmt.
Numusda, großer Priesterfürst vom rechten Mutterschoße an, zum guten
Schicksal bestimmt.
b. Strophe 1: 3-10
Heiliger Same, vom Fürsten Sin gezeugt,
von Ningal in ihrem Mutterschoße geformt,
im reinen Berg aus fruchtbarem (Mutterschoß) geboren,
unter den Früchten im Obstgarten mit Milch gesäugt,
von An und Enlil mit schönem Namen benannt,
von der großen Herrin und von Ninlil mütterlich behütet,
Numusda, Sohn des Fürsten, mit einem Strahlenkranz umgeben,
(Sohn) der großen Wildkuh, das strahlende Horn gegen das aufsässige Land
gerichtet.
c. Antiphon: 1-2 10 a, s. o.
d. Strophe 2: 11-18
y ' V ' ' w
p(i)rTg-giir5-ias bür2-me3-se3 Ü3-na güb-bu
. ir» i¥Y ;-r
mus-sa3-tur3 gU2-rim3-ra sigjj.-i-ni in-gi4
y r y ^ „ '
(u)süm-gäl-h|üs tüg-kÜ3-g(a) äl-gT^-
[\)ü-]lü)i-hä ki-ä
✓ dingir-säg
^ _ - -
nam-ür- säg-gä2 zä-e
/ ^ — 1 V
igi-zu p(i)rig-ämo o kiri,^ y
i-zi-ba^j 3-63-6^1
säg-kälä
ur^-ur^-re müd-gal2
Tmg-mä dü-jQnü-s(i)irg-gä
L £. —
na-me gäba nu-ru-gU2
[ljü2-(u)[lüj nü-mü-gT4
' y ^ ''
gäba . sü-gär nu-tükü
'' w '
zä-e ä-bä e-dä-sä(a)
^ u w
müs-ljüs nT2 ri
c. Antiphon: 1-2, 10 a, s. o.
d. Strophe 2: 11-18
Die blutlechzende Löwin ist zum Sprung gebeugt, -
du stehst stolz da, -
die Natter schlägt den Bösen, -
du gibst Antwort auf ihr Zischen, -
der schreckliche Drache wendet die heilige Beschwörung ab, -
du wirst beim Laufen nie müde, -
das knisternde Feuer versetzt alles in Schrecken,
du weichst vor niemanden zurück, -
die ausströmende Schleuse spült die Erde weg,
j am Tage an dem die Stadt vernichtet wurde, |
sie läßt die Menschen nicht mehr zurückkehren, -
du bist der Hauptgott, du bist der Lebensspender,
du hast niemanden, der dich angreift, -
die (Schlange) mit riesigem Kopf ist ein (verborgenes) Heldenwesen, -
du, wer kann sich mit dir messen, -
(Numusda, ) du bist von vorne (gesehen) eine Löwin,
du bist der junge Drache, die furchterregende Schlange, die Schrecken
verbreitet.
e. Antiphon: 18 a, 1-2
f. Strophe 3: 19-24, 1-2
äg-zü sä-pär3-am2
ümbin-zü ümbin ü-^^-rig-(i)n-nä
•* V
näm-nir-gal2- zü- s( e ) r f
näm-gür4-zü [dü^^-dü^^-g]ä-zü r- " 1- - la-na-zju-a
^ en-gäl sä3-zi-tä
^'^nü-müs-dä en-gäl sä3-zi-tä
g. Bittgesang: 25-26
[din]gir-[g]u |^iujgal-r[a
kur-se
/ nü-zü-bä lüg-^ül-gälg
/
hä-hä-(a)z\» ^ '
säg-nä-me nü-süm-mü
är2-re-(e)s dü^^-ge dib
sägo-di
r nü-zü
s[ägj-bä gFn-a-jrju
näm-dü^Q-ge-(e)s
✓
tär-rä ^
näm-dujQ-ge-(e)s tär-rä y
kujr-njiu-^e-g^a-nja s[u-n]i-s[e3
kur-nu-se-ga-na su-ni-se3
e. Antiphon: 18 a, 1-2
f. Strophe 3: 19-24, 1-2
(Der Schuppenpanzer) an deinen Vorderläufen ist das Netz (der Schlangen¬
haut), es liegt über dem Land der Barbaren,
deine Krallen (an den Hinterläufen) sind die Krallen des Adlers,
sie packen den Bösen
wegen deines Ansehens schickt main niemanden zu dir.
wegen deiner Wichtigkeit preist man dich, deinen Befehlen ist Mißerfolg unbekannt, was von dir kommt, ist es nicht überragend?
großer Priesterfürst vom rechten Mutterschoße an, zum guten Schicksal
bestimmt,
Numusda, großer Priesterfürst vom rechten Mutterschoße an, zum guten
Schicksal bestimmt.
g. Bittgesang: 25-26
Mein Gott, gib meinem König das unbotmäßige Land in seine Hände,
Numusda, gib dem Fürsten Siniqisam das unbotmäßige Land in seine Hände.
B a. Strophe 1: 28-34
,i _ ^ « ¥ u £■ u , . VÄ
ur-sag usu-gir^-ra me-galam-ma su-du,^
'^n[ü-müj5-d[ä ür-säg üs]ü-[gi]r3-rjä me-gäl]äm-[mä sjü-du^
än me-dimg güd-älim(a) Tgi-bär- bär-re-deg dü,j,
i-ä-zü "^sTn-giUj^ zT-tT-l(e) ki bi-e-(a-)ag2
nTj-zi-dlß bär-täm-me nij-rimß-e zä-hä-(a)l-äkä
Cg-kis-nü- gäläy kT-tüs-küß näm-nün-nä
me-käl-käl-sü- lüji-zü zälägä zäläg-gä-(a)m3)
Tsib-zü me-käl-käl-sü- lüjj-zü zälägä zäläg-gä-(a)m3
B. Antiphon: 34 a, 28-29
B a. Strophe 1: 28-34
Held, stark unter den Mächtigen, vollkommen bei den kunstvollen Riten,
Numusda, Held, stark unter den Mächtigen, vollkommen bei den kunstvol¬
len Riten,
An wird dich wegen deiner Lenden als Wisentstier bewundern,
wie dein Vater Sin wird er dir deswegen gerne Leben spenden,
damit du das Rechte erwählst, das Böse vernichtest;
im Ekisnugcil, dem reinen Sitz der Fürstlichkeit,
wird er dann durch die gewaltige göttliche Kraft deiner Reinigungsriten über¬
aus strahlend sein,
wird dein Salbpriester dann durch die gewaltige göttliche Kraft deiner Reini¬
gungsriten überaus strahlend sein.
b. Antiphon: 34 a, 28-29
c. Strophe 2: 35-42
j £ „ " i „
onu-nam-nir en-nam tar-tar-re
kifrä nig- d(a)gäl-lä-bä mü-zü im-mi-(i)n-mäh
/N-»»..-^"«' -¥
(u;ru-nam-he2 ki-du^^-ga gar-ra
kä-zäl-lu*^^ kür-he2-gäl2-lä kT-sü-pesg mi-ri-(i)n-z|u]
kün^-sa-dug barag-mah en-nä-zu
^MW £. '
inim-nu- kürg-ru-da n(ä) Ug-tü-bä bT2-(i)n-du^j
gls-hüru hä-läm-mä-ä-b(i) pä-e3-5 nag-deg
(u)rü-sübu süb-bu-dä-bi kT-bi gf^-gi^-deg
d. Antiphon: 28-29
c. Strophe 2: 35-42
Nunamnir, der Herr der Schicksalsbestimmung,
hat in den Weiten des Berglandes dein Leben groß gemacht,
er hat dir eine blühende Stadt in schöner Lage,
er hat dir Kazallu im fruchtbaren Land als Wohnort bestimmt,
er hat (dem König) befohlen, daß Kunsadu, (die Stufen zum Berg), dein
erhabener Thron als Priesterfürst,
gemäß seinem unabänderlichen Wort entstehe,
damit das Vergessene der Kultregeln wieder aufblühe,
damit das Zerstörte der vernichteten Stadt wieder hergestellt werde.
d. Antiphon: 28-29
e. Strophe 3: 43-49, 52
f V d- " " ' V
ä-a en-lila sa^-ga-ni näm-tumg
— uV .-yv.Ki, „
sipa-zi lug-gis-hur-zu ki-ag^-gag
nün-'^sin-i- qi2-sä-(a)m ä2-bi mu-da-(a)n-ag
(u)rü-ä2-däm-zu kT-dürg-ne-hä bT2-(i)n-dur2
T7-ZU mü-ba-(a)l-bä-(a)l i pa^ si mf-(i)n-sa2
a-he2-galä7 dü-rig-se^ nu-tfl-le-dä
kä[l]äm-zä mr-(i)n-gär nfg-du.^ pä bf2-(i)n[-e3]
lügäl sa3-hul2-lä Ü4-da-nr hl2-su3-(u)d
f. Antiphon: 28-29
g. BiUt;usang: 5o-51
I. 1. » V j • * ■ ■ ^ ».
injim-sag-sag-ge-da-ni-seß igi-zi bar-mu-si-ib
H A . . V .... V
nun-'^sin-i-qig-sa-am-ra igi-zi bar-mu-si-ib
e. Strophe 3: 43-49, 52
Vater Enlil beschloß es in seinem Herzen,
wegen des rechten Hirten, wegen des Mannes, der deine Kultregeln liebt,
wegen des Fürsten Siniqisam gab er Weisung:
"Er hat deine bewohnte Stadt in Frieden wohnen lassen,
er hat deine Kanäle gegraben, Gräben und Bewässerungsanlagen in Stand
gesetzt.
damit fruchtbares Wasser bis in ferne Zeiten ununterbrochen fließe,
er hat es für dein Land getan, damit alles wieder aufblühe,
nun mögen seine Tage als König in der Freude des Herzens lang dauern".
f. Antiphon: 28-29
g. Bittgesang: 50-51
Erwähle ihn wegen seiner Wohltaten,
A MV
erwähle den Fürsten Siniqisam.
3. Die Übersetzung des Textes, - und ich hoffe, daß zusätzliche Methoden
eine bessere Wiedergabe ermöglichten, - ist erst ein Teil des Bemühens um
die Welt der Antike. Ihr muß die Interpretation folgen, wenn diese Arbeit für
die Erkenntnis der Überlieferungsströme und damit schließlich für unsere
Zeit sinnvoll sein soll. Damit die Exegese dem Text getreu bleibt, - und ich
rechne mich zu denen, die dieses Ziel verfolgen, - sollten auch hier feste
Regeln beachtet werden, die ja schon lange für jegliche Art von Textinterpre¬
tationen gelten.
3.1 Ich möchte die erste Frage nach dem Ziel des Textes stellen. Warum
hat man die Hymne gedichtet? Wo ist ihr Sitz im Leben? (12). Die Lösung er¬
gibt sich aus dem zweiten Bittgesang, igi-zi bar "erwählen" wird gebraucht,
um einen vorbereitenden Ritus der Königskrönung zu beschreiben. Diesen Ri¬
tus möchte ich als Designation bezeichnen und dabei zwei Kulthandlungen un¬
terscheiden, deren erste mehr auf die profanen und deren zweite mehr auf die
sakralen Funktionen des Königs zielt. Da es hier zu weit führen würde, alle
Texte vorzustellen, die diesen Ritus erwähnen oder beschreiben, bleibe ich
beim Text der Zylinderinschrift Gudea' s von Lagas. Dieser Text ist zwar fast
drei Jahrhunderte älter als die Zeit Siniqisam's von Larsa, er ist aber we¬
gen seines Umfangs ein besonders gutes Zeugnis, da mehrere Aussagen in¬
nerhalb desselben Textes wertvolle Vergleiche gestatten. Ich möchte daher
zuerst den Ritus der Designation nach den Zylinderinschriften darstellen.
3.1.1 Der Designation voraus ging die Prädestination. Gudea mußte sich
einer Prüfung vor dem Richterthron des Gottes Ningirsu stellen. Gudea wur¬
de als rechter König erkannt. Das Ergebnis der Prüfung wurde bei der De¬
signation verkündet (13). Nach der ersten Prüfung trug Gudea den Ehrenti¬
tel sipa-zi "rechter Hirte" (14). Zur Designation waren außer der richter¬
lichen Prüfung eine Reihe von Leistungen des zukünftigen Herrschers nötig.
Diese waren zum Teil sehr real, Bau des Tempels, Beschaffung von Bauma¬
terialien und Sorge für die Prosperität des Landes durch die Pflege der Be¬
wässerungsanlagen. Die Leistungen waren zum Teil wohl symbolisch und spiel¬
ten auf mythologisches Geschehen an, das Fällen der Zeder, die Ausstattung
des Tempels mit Kultbildern. Die Designation geschah danach für den profa¬
nen Bereich durch den Gott Ningirsu und durch die Göttin Nanse. Stets wurde
der Terminus igi-zi bar "erwählen" gebraucht. Die Desigantion für den sa¬
kralen Bereich geschgih daraufhin durch Ningirsu und Baba. Der Teminus war
dafür sa3-ku2-ge pa3-d(a) "ins reine Herz berufen" (15).
3.1.2 In der Hymne an Numusda finden sich die bestimmenden Elemente
der Designation wieder. Der Terminus igi-zi-bar "erwählen", Z. 50-51, macht
deutlich zu welchem Zweck man sich an Numusda wendet. Enlil, der Reichs¬
gott, gibt das Ergebnis der Prüfung bekannt, Z. 43-49, 52, er nennt dabei
den zukünftigen König, Z. 52, mit seinem Eiirentitel sipa-zi "rechter Hirte",
er zählt die Taten des Fürsten Siniqisam' s auf, die ausschlaggebend sind für
den Ritus der Desigantion, Z. 46-49, 35-42, er weist auch auf das Wirken
des Kandidaten für den sakralen Bereich hin, Z. 37-42, 44 b. Numusda soll
an der Designation für den profanen Bereich mitwirken. Seine Aufgabe ist
es, die kultische Reinheit des Salbpriesters sicher zu stellen, Z. 28-34. Ein
wesentlicher Akt der Designation ist also die Salbung des Königs, so daß
man den Ritus für den profanen Bereich auch Salbung nennen kann.
3.1.3 Betrachtet man die am Ritus mitwirkenden Götter bei Gudea, so er¬
kennt man Enlil, der als Reichsgott auch Ningirsu Weisungen erteilen kann.
Da aber der Staat Gudea's souverain war, finden sich bei den kultischen Hand¬
lungen die Paare Ningirsu und NanSe beziehungsweise Ningirsu und Baba. S.
zu diesen Gottheiten A. Falkenstein, AnOr 30, 63 Baba, 69 Enlil, 84 Nanse,
90 Ningirsu. In diesem Zusammenhang ist wichtig, daß Nanse als Gemahlin
Ningirsu' s galt und Baba als Tochter An' s betrachtet wurde. Dazu ist Z. 7-8
zu vergleichen, wo An und Enlil, Inanna und Ninlil als die Götter auftreten,
die das Schicksal Numusda's bestimmen und ihn mütterlich behüten (16).
Es sind dieselben Götter, die bei der Königssalbung tätig werden. Numus¬
da's Eltern sind Sin und Ningal. Die Salbung findet im Tempel des Sin in Ur
statt, Z. 33.
3.2 Die zweite Frage, die ich an den Text stellen möchte, lautet, wer war
Numusda? Dabei möchte ich nicht die Ergebnisse wiederholen, die bereits
bekannt sind, sondern die Aussagen dieses einen Textes zusammentragen (17).
Numusda hat zwei Gestalten, eine anthropomorphe und eine zoomorphe.
3.2.1 Die Genealogie Numusda's wird aus dem Text deutlich, er ist der
Sohn Sin' s und Ningals, Z. 3-4. Er wird im Innern des Tempels also in Ur
geboren, er wird im Tempelgarten gesäugt, Z. 5-6. Er ist der Gatte der
Namrat, der Tochter des Gottes der Amurriter Martu. Er übt die Funktion
eines Priesterfürsten aus, Z. 1. Er ist der Hauptgott von Kazallu, der Le¬
bensspender, Z. 16, der keinen Gegner kennt, Z. 14, 16, 17.
Bereits in dem Bericht dieser Gegebenheiten bedient sich der sumerische
Dichter der Doppelsinnigkeit einiger Wörter, um auch der zoomorphen Ge¬
stalt des Gottes genügend Raum zu lassen, kur-sikil kann zwar der Tempel
sein. Es ist dann eine Parallele zu der häufigen Aussage der Geburt in der
Zelle des Tempels, im unug-gal. kur-sikil kann aber auch das "reine Berg¬
land" sein. Dies ist wiederum doppelsinnig. Einmal ist damit das Land im
Osten, das Land der Amurriter gemeint. Numusda ist durch die Ehe mit Nam¬
rat der Schwiegersohn des Martu. kur-sikil "reines Bergland" ist aber auch
das mythologische Land, in das die Helden der Vorzeit zogen, in das Gilga¬
mes zog, um die Zeder zu schlagen, ein Land, das zwar in der Mythologie
auf Erden lokalisiert wird, das aber eigentlich nicht auf Erden sondern im
Himmel zu finden ist (18). Numusda ist, - wie gleich zu zeigen sein wird, -
der siebte der Helden, die mit Gilgames in jenes Land zogen.
Die Beschreibung des Tempelgartens ist recht idyllisch, Z. 6. Es läßt
sich zeigen, daß der Tempelgarten neben dem Gigunu, im sumerischen
Tempel eingerichtet war (19). Nach der Mythologie steht in diesem Tem¬
pelgarten der mythologische Baum, der Unterwelt, Erde und Himmel ver¬
bindet: Unter diesem Baum sitzt der Drache und Numusda wird als solcher
beschrieben (20).
Der anthropomorphe Aspekt ist deutlich, aber er ist durch den zoomorphen
Aspekt überlagert.
3.2.2 Die entscheidende Antwort auf die Frage der Person des Numusda
bietet sie zweite Strophe des ersten Teils, Z. 11-18. Nur in der letzten Zeile
der ersten Parallelstrophen also in der Beihe der sieben Helden, steht die
zweite Person. Da nur NumuSda angeredet sein kann, folgt, daß er der sieb¬
te der Helden ist. Es ist also zuerst zu klären, wer die sieben Helden sind (21).
Die Mythe von Gilgames's Zug zum Zedernwald berichtet, daß Utu, der Son¬
nengott, Macht über diese Helden hat, daß er sie zum Schutze Gilgames's mit¬
ziehen läßt. Aus der längeren Nippur-Fassung erfährt man, daß die Helden
am Himmel strahlen wie die Sterne, daJ5 sie auf Erden die Karawanenstraße
kennen, daß sie am Himmel die leuchtende Scheibe der Venus halten, daß sie
auf Erden den Weg nach Aratta kennen, daß sie wie Kaufleute das aufsässige
Land kennen, daß sie wie Tauben die Heiligtümer des Berglandes kennen. Es
sind eindeutigastrale Wesen, die eine große Macht auf Erden und vor allem
in jenem mythologischen Land im Osten ausüben, vgl. dazu Z. 10, 25-26.
Es sei daher gestattet die Beschreibung aller sieben Helden zu untersuchen.
3.2.3 In der Astrologie sind zwei Positionen besonders ungünstig, weil
von ihnen feindliche Einflüsse ausgehen. Es sind Opponent und Quadrant, al¬
so Sterne oder Tierkreiszeichen, die im Winkel von 180° bzw. 90° stehen.
Es gilt also diese Einflüße zu neutralisieren, dann hat man keinen anderen
ernsthaften Gegner mehr. Als Beispiel möchte ich Ningirsu anführen, der
wie Anzu seine Position im Zeichen des Skorpions hat. Von ihm heißt es,
daß er die Vorderfüße des Stiers hochhält und den Kopf des Löwen einschlägt (22).
Stier und Löwe sind Opponent und Quadrant des Skorpions. Es soll nun ver¬
sucht werden, dies auf die sieben Helden zu übertragen. Die Zahl sieben
läßt an die sieben Planeten denken, die in der Antike bekannt waren. Jeder
Pleinet besitzt sein Hypsoma, seine besondere Machtposition. Dazu läßt sich
leicht eine Tabelle anfertigen, bei der allerdings der Quadrant stets die Ge¬
genrichtung des obigen Beispiels einnimmt.
Planet: Hypsoma: Opponent : Quadrant :
1. Mond Stier Skorpion Löwe
2. Jupiter Krebs Steinbock Waage
3. Merkur Jungfrau Fische Schütze
4. Saturn Waage Widder Steinbock
5. Mars Steinbock Krebs Widder
6. Venus Fische Jungfrau Zwillinge
7. Sonne Widder Waage Krebs
Es soll jetzt versucht werden die bestimmenden Elemente der Helden mit
dem Schema dieser Tabelle zu vergleichen. Ich nehme nur Bezug auf die 1.
Parallelstrophe Z. 11-18 und auf JCS 1, 1947, 10-11, s. Anm. 9.
1. Held: Löwin, Füße der Löwin = Quadrant; blutlechzend wird mit dem
Zeichen des Steinbocks verbunden, s. unten zum 2. Helden, Krallen des Ad¬
lers, der aufsteigende Adler ist ein Sternbild im Skorpion = Opponent.
2. Held: Natter, Serpens ein Sternbild im Zeichen der Waage = Quadrant;
der Böse und blutlechzende, beides wohl Anspielungen auf Mars im Zeichen
des Steinbocks = Opponent.
3. Held: Drache, der Genius des Mars erstreckt sich von Widder bis
Krebs, gegenüber liegt der Schütze = Quadrant; furchterregende Schlange,
gegen Beschwörung gefeit, Z. 18 wird Numusda so genannt, der sich von Krebs
bis Waage also gegenüber vom Opponent Fische befindet (23).
4. Held: Feuer, Sonne im Zeichen des Widders = Opponent; Quadrant nicht
erkennbar .
5. Held: Schlange mit riesigem Kopf, Hydra, deren Kopf im Zeichen des
Krebses ist = Opponent; Quadrant nicht erkennbar.
6. Held: Schleuse, Flut, Milchstraße im Zeichen der Zwillinge = Quadrant;
Erde wegspülen oder Land bedrängen, der Bereich der Erde wird von der Jung¬
frau repräsentiert (24) = Opponent.
7. Held: Schlange, Hydra im Zeichen des Krebses = Quadrant; unzugäng¬
lich oder gegen Beschwörung gefeit, beide Ausdrücke sind mit dem Sternbild
der Waage zu verbinden = Opponent. Der siebte Held besitzt die Glieder des
Skorpions, er ist der junge Drache oder der jüngste der sieben Helden (25).
Da man nicht erwarten kann, daß alle Himmelsvorstellungen der Sumerer
mit den unseren übereinstimmen, da nicht in allen Beschreibungen Quadrant
und Opponent, sondern manchmal auch benachbarte Konstellationen auftreten
können, da die Untersuchung nur zwei Texte herausgegriffen hat und keine
Entwicklung innerhalb der sumerischen Mythologie berücksichtigt wurde,
sind die Ergebnisse eine vorläufige Arbeitshypothese. Die hohe Zahl der Uber¬
einstimmungen mag jedoch genügen, um die sieben Helden als astrale Genien
der Planeten zu deuten. Ihre Stellung am Himmel und ihr Wirken im Lande
wird gleichermaßen deutlich.
3.2.4 Numusda ist also der siebte dieser Helden. Im Text der Hymne be¬
schreiben folgende Zeilen den Aspekt des Gottes: Z. 18, 19-22, 28 a, 30. Da¬
nach besitzt er einen Stierleib, sieht von vorne aus wie die Löwin, seine Vor¬
derläufe haben Schlangenhaut, seine Hinterläufe besitzen Adlerkrallen, er
gleicht seinem ältesten Bruder, dem Genius des Mondes am meisten, er ist
wie die Hydra furchterregend, verbreitet Schrecken und ist unnahbar. Er
faßt damit Aspekte der Tierkreiszeichen Krebs, Löwe, Jungfrau und Waage
zusammen. Die Hydra befindet sich am Himmel unter diesen Tieren. Der Stier¬
leib kommt allen astralen Wesen zu, deswegen wird Ningal als Mutter eines
astralen Wesens, die große Wildkuh genannt, Z. 10. Schwieriger sind die As¬
pekte Numusda's in den Personifikationen der zweiten Parallelstrophe Z. 11-18
zu klären. Dies soll später bei der Deutung des Tempels von Kazallu versucht
werden.
3.3 Ein weiterer Abschnitt ist den Traditionsströmen zu widmen, die im
Text ihren Niederschlag gefunden haben. Betrachtet man Zeile 7-10 so ste¬
hen untereinander: An, Inanna = nin-gal "große Herrin" und Numusda, in den
zweiten Versfüßen: Enlil, Ninlil, Sin = nun "Fürst" und Ningal = sung-gal
"große Wildkuh". Ich habe schon daraufhingewiesen, daß diese Götter mit der
Königssalbung verbunden sind, daß sie als Eltern, Schicksalgötter und Hüte¬
rinnen (26) für Numusda wichtig sind. Man darf nicht übersehen, daß in der
ersten Reihe Götter des Uruk-Kreises und in der zweiten Götter des Nippur-
und Ur-Kreises genannt werden. Die Traditionen werden in synkretistischer
Weise mit doppelsinnigen Anspielungen verbunden. Das Epitheton große Her¬
rin für Inanna dürfte schon aus dem Beginn von Inanna' s Gang zur Unterwelt
allgemein bekannt gewesen sein. Im Sumerischen ist die Anspielung auf Nin¬
gal, Gemahlin des Sin, unüberhörbar (27). Das Epitheton große Wildkuh ist
die Personifikation der Ningal als Mutter der Astralwesen. Inanna kommt
dasselbe Epitheton zu als Venusgöttin (28). Eine Schwierigkeit ergibt sich.
die für das synkretistische System typisch ist. Die Genealogien der Götter
werden nicht beachtet oder verändert wiedergegeben. Inanna, die in unserem
Text als Tochter An's auftritt, wie es der Ritus der Salbung erfordert, trägt
die Epitheta große Herrin und große Wildkuh stets als Tochter Sin' s. Numus¬
da, der im Text der Hymne als Sohn des Sin und der Ningal vorgestellt wird,
zeigt bei den Personifikationen im Tempel von Kazallu die Eigenschaften der
Söhne Enlil's (29). Es läßt sich folgendes Schema zeichnen:
Tradition 1. Generation 2. Generation Gemahlinnen 2/3. Generation 3. Generation
Nippur Ur Uruk
An Enlil
Ninlil
Hüterin 0
Schicksal tj>
Königssalbung t!)
Ningal
an Inanna
0 -c-
Numusda ^Hüterin
Utu
0 Schicksal Genius
O Königssalbung
3.4 Im letzten Kapitel soll geklärt werden, welche räumlichen Gegeben¬
heiten der sumerischen Tempel die Dichtung der Hymne beeinflußt haben. Es
wurde bereits gesagt, daß die Geburt und Kindheit, Z. 3-6, im Tempel von
Ur beschrieben wird, daß Ur auch zu Zeiten Siniqisam's von Larsa noch Krö¬
nungsstadt war und zumindest die Salbung, imEkisnugal stattfand. Z. 33.
Numusda, in seiner Personifikation als siebter Held, war also ebenso im
Sin-Tempel von Ur wie in seinem Haupttempel in Kazallu dargestellt. Die bei¬
den Parallel Strophen, Z. 11-18, beschreiben die Darstellungen des Gottes
im Tempel von Kazallu. Im Vergleich mit dem Eninnu von Girsu kann geklärt
werden, wo die Bildnisse aufgestellt waren. Die kurzen Andeutungen geben
dadurch auch manches von den Eigenschaften Gottes in seinen vielen Erschei¬
nungsbildern preis (30).
3.4.1 Im Tempel, den Gudea für seinen Herrn Ningirsu baute, standen die
sieben Helden am Südtor, das zur Stadt hin lag und ebenfalls Tor der Sohlacht
oder Bauwerk der Ankara-Waffe genannt wurde (31). Dies dürfte bei den üb¬
rigen Tempeln in Sumer kaum anders gewesen sein, da den einzelnen Bau¬
teilen unabhängig von Abänderungen des Grundrisses eine genau definierte
kultische Funktion zukam. In den Parallelstrophen wird Zeile für Zeile einem
der Helden eine Personifikation des Numusda gegenübergestellt. Dies ist nur
dann sinnvoll, wenn die beiden Darstellungen sich auch im Tempel einander
sichtbar gegenüberstanden. Unter diesen Voraussetzungen lassen sich sehr
genaue Angaben machen, die sich im Textvergleich bestätigen.
3.4.1.1 Der erste Held und die Personifikation an der Südhalle. Die bei¬
den Bildnisse stehen einander gegenüber, wenn der erste Held vor den Tor¬
pfeilern an der linken Seite steht und nach rechts gerichtet auf die Südhalle
schaut (32). Die Darstellung Numusda's ist eine zoomorphe, wahrschein¬
lich ein Stier (33). Die Personifikation Ningirsu's dürfte ebenfalls ein Stier
gewesen sein (34).
3.4.1.2 Der zweite Held und die Kultstätte im Osten. Die beiden Darstel¬
lungen stehen sich gegenüber, wenn der Held sich im Torgespann nach innen
zu dem ersten Helden anschließt. Die Personifikation Numusda' s wird durch
ein Geräusch charakterisiert. Es ist die Darstellung des Gottes als Wetter¬
gott. Im Tempel von Girsu wurde Ningirsu als König, laut brüllender Sturm
Enlil's dargestellt (35). Vor der Kultstätte im Osten fand jeden Morgen die
Opfer schau statt. Der Opfer schaupriester stand dabei vor der aufgehenden
Sonne und vor dem Symbol der Sonne im Wisentgehörn. Rechts vom Priester
stand Adad und links Ningirsu. Diesen beiden waren als Hilfsgötter Sakan
und Lugalsisa beigeordnet (35a). Ob in Kazallu und im Bagara von Lagas
nur eine Personifikation des Tempelherrn stand, oder nur die jeweils wich¬
tigste bei den beschriebenen Riten angesprochen wurde, muß offen bleiben (36).
3.4.1.3 Der dritte Held und die Darstellung am südlichen Westtor. Die bei¬
den Bildnisse sehen sich an, wenn der Held auf der rechten Seite im Torge-
spann dem zweiten Helden gegenüber steht. Die Personifikation Numusda's
bezieht sich auf seine Tätigkeit im mythologischen Land.Ningirsu wurde an
diesem Platz als Herr aller Länder oder als Herr des Berglandes geprie¬
sen (37).
3.4.1.4 Der vierte Held und das mittlere Westtor. Der Held schließt sich
auf der rechten Seite dem dritten Helden an. Numuäda wird in seiner größten
Macht dargestellt, er weicht vor niemanden zurück. Ningirsu war als Anzu,
als Adler dargestellt, der auf den toten Wildstier blickte. Wenn der aufstei¬
gende Adler im Zenith stand, war dies die größte Machtstellung Ningirsu's,
der Zeitpunkt des Hauptfestes in Girsu (38).
3.4.1.5 Der sechste Held und die Personifikation am Eingang zum Haupt¬
hof. Der sechste Held folgt unmittelbar auf den vierten. Er steht auf gleicher
Höhe gegenüber vom vierten Helden auf der linken Seite, er schließt sich dort
dem zweiten Helden an. Numusda wird als Hauptgott und Lebensspender be¬
zeichnet. Ningirsu thronte am Eingang zum Haupthof auf dem Thron des 'ho¬
hen Weges' . Diese Darstellung dürfte recht große Ausmaße gehabt haben, es
war die größte Darstellung Ningirsu" s im Hof. Wer das Gericht vor diesem
Thron bestand, besaß Leben, wer nicht, wanderte in das 'hohe Haus' , das
Gefängnis (39).
3.4.1.6 Der sechste Held und die Darstellung am Osttor. Das Osttor liegt
in der Höhe des Haupthofes, so daß diese Stelle vom sechsten Helden her ein¬
gesehen werden kann. Mit den gleichen Worten wird auf die Darstellung Nu¬
musda' s in Kazallu, Nigirsu' s in Girsu und im Bagara hingewiesen, es ist
der Gott der keinen Angreifer hat. Ningirsu wurde im Eninnu als Sieger über
den Löwen dargestellt (40).
3.4.1.7 Der fünfte Held und das nördliche Westtor. Die Darstellung steht
auf der rechten Seite, sie schließt sich dem vierten Helden an, steht aber wohl
schon innen im Hof auf gleicher Höhe mit Numusda. Die Personifikation des
Numusda lautet: wer kann sich mit dir messen? Ningirsu's Darstellung zeig¬
te den Gott als Schleuse über dem unterirdischen Meer, er wurde als Held
bezeichnet, weil er nur teilweise sichtbar war, er hielt die Säge in seiner
Hand (41).
3.4.1.8 Numusda als siebter Held steht dem fünften Helden gegenüber auf
der linken Seite des Tores. Eine Personifikation des Numusda wird in dieser
Zeile wohl nicht mehr gegeben. Das Nordtor, das als einziges von den Tor¬
anlagen nicht erwähnt ist, ist von der Zikkurat verdeckt. Möglich wäre auch
daß in der Parallelstrophe die Personifikation des Numusda in der Zikkurat
geboten ist, die mit seiner astralen Erscheinung übereinstimmen müßte (42).
1.4.2 Die Entsprechungen mit dem Eninnu geben Einblick in die Funktion
der einzelnen Bauteile im Kult des sumerischen Tempels. Naturgemäß sind
die Ubereinstimmungen größer bei den anthropomorphen Darstellungen, da
die beiden Gottheiten sich dann als Söhne Enlil's gleichen. In den zoomorphen
Darstellungen als Söhne An's sind die beiden Gottheiten zu verschieden. Die
Ubereinstimmungen scheinen mir ausreichend zu sein, um eine richtige Aus¬
sage über den sumerischen Tempelkult machen zu können. Die Darstellung
des Helden Numuäda war sicher auch im Ekisnugal in Ur an der gleichen Stelle
zu finden. Dort wurde die Hymne vorgetragen, dort fand die Reinigung des
Salbungspriesters des An statt, der dann die Salbung Siniqisam's am Osttor
vornahm. Die Hymne ist nur ein winziges Teilstück einer großen Liturgie,
es ist das munda cor (43), das Vorbereitungsgebet, für den Priester vor der
Salbung, die ihrerseits nur Teil der Krönungsliturgie war.
Hiermit möchte ich meine Bemerkungen abschließen. Ich hoffe, deutlich
gemacht zu haben, daß die Texte nicht nur Wort für Wort übersetzt werden
müssen, sondern daß man versuchen muß, sie zu verstehen. Die vielfältigen
Untersuchungen bedürfen der Zusammenarbeit. Möge dies ein Anstoß dazu
gewesen sein.
Anmerkungen
1. Als 1857 die Royal Asiatic Society die Ubereinstimmung der Übersetzun¬
gen vom H. Rawlinson. E. Hincks, J. Oppert und F. Talbot feststellte,
war dies der Beginn der assyriologischen Wissenschaft und noch längst
nicht deren ausgereifte Form. Man hatte die Texte entziffert und suchte
deren Verständnis. Dies dürfte weitgehend auf den Stand der Sumerologie
1975 zutreffen.
2. S. Z. 10 b sag-ba-fuku-amg] und Z. 18 a sa^-ba-tuku taba-bi.
3. Die Stellung der vollständigen Antiphon am Anfang und der kurzen Ankün¬
digung der Antiphon an den folgenden Stellen erscheint ungewöhnlich , da
in der 1. Urklage stets die umgekehrte Reihenfolge wiedergegeben wird.
Dieses Werk dürfte am häufigsten Antiphonen verwenden. Vielleicht liegt
eine Erklärung in dem unterschiedlichen Bezug zwischen Antiphon und
Text. In der Numusda-Hymne gibt die Antiphon den Inhalt der folgenden
Strophen an. In der Ur-Klage ist die Antiphon ein Responsorium, die Ant¬
wort des Chores oder des Volkes auf den Bericht oder auf die Anrufungen
der Litanei werden geboten. Sollte die Ergänzung der Liedgattung mit bar-
sud, M.A. Dupret, 1. c. 330, 342, richtig sein, müßte man diese Uber-
legungen ebenfalls heranziehen, um den Unterschied zwischen bar-sud und
gis-gi^-gal2 zu klären.
4. Vgl. zur Vorherbestimmung vom Mutterschoße an, die von M.A. Dupret
gesammelten Stellen, 1. c. 335.
5. Zum Lokativ-Terminativ an dieser Stelle s. unten 1.4.1.
6. S.E. Sollberger, AfO 17, 1954-1956, 38 Anm. 146.
7. S.A. Falkenstein, AnOr 29, 106 mit Anm. 3.
8. S. dazu demnächst W.H.Ph. Römer.
9. Von den ZEihlreichen Parsdlelen zu den sieben Helden, soll hier nur JCS 1,
1947, 10-11 gebucht werden. Zur Deutung s. später, 3.2.
dis-äm3 ses-gal-bi sü p(i)rig-g(a)2 umbin Uj^-ri2-(i)n-nä
■i
mrnä-kam-m(a) müs-säg-türg gür^[-us Ü2]-tug-(u)s
esä^-käm-mä (u)sümgäl müs^hüs em(e)] edä
irmmu-käm-m(a) Tzi-barx-ba.rjj[ " " hü-^ü|h-häj
iä2-käm-m(a) müs-säg-kälä säg-gi^-ä [k]ür2-dü-j| ri-ri
as3-käm-m(a) ä-gig du7-du7-dlm2- kür-rä gäbä rä rä
i««,« /v'w.-Tv f-T r X
imina-kam-m(a) kiriy dimag-ni gir2-gir2-re
I dä-bi lu2 nü-kü^-kü^-deg [
Ihr erster, ihr ältester, hat (vorne) die Füße der Löwin, (hinten) die
Krallen des Adlers,
ihr zweiter ist die Natter, die blutlechzend daliegt,
ihr dritter ist der Drache, der gegen die furchterregende Schlange
züngelt,
ihr vierter ist das knisternde Feuer, das alles in Schrecken versetzt,
ihr fünfter ist die Schlange mit riesigem Kopf, die den Zaudernden und
Streitsüchtigen bedrängt,
ihr sechster ist die Springflut, die die Brust des Landes eindrückt,
ihr siebter ist der Junge Drache mit den Gliedern des Skorpions,
jin dessen Nähe der Mensch nicht vordringt }.
10. sa^-ba-tuku taba-bi "paralleles sa^-ba-tuku.
11. zi "Leben" Z. 31, und mu "Name", "Leben", Z. 7,36, gehören beide zur
Schicksalsbestimmung. Es sind Synonyme, deren Nuancierung noch zu
klären ist. S. auch YOS IV 19: 5 zi-lugala-bi ig-pa neben der sehr viel
häufigeren Eidesformel mu-lugala-bi in-pag, wofür bereits in der Ur-III-
Zeit die akkadische Formel eintritt, nis sarrim tamü "den Eid beim Leben
des Königs schwören".
12. Vgl. A. Dupret, 1. c. 327-330 und A. Sjöberg, 1. c. 107-108.
13. Zyl. A. XXIII 8-12 gU3-de2-a en-dnin-gir2-su-ke4 girg-nun-ta mu-zu
"der Herr Ningirsu hat Gudea vom 'Hohen Weg' her erkannt". Diese Ent¬
scheidung fiel vom Richterthron Ningirsu* s aus dem bara2-gir2-nun-na,
s. zu weiteren Stellen A. Falkenstein, AnOr 30, 123-124. Dieser Thron
stand allerdings nicht beim su-ga-lam, dem südlichen Westtor, sondern am
Eingang zum Haupttor, neben dem Haupttempel^etwa in der Höhe des Ost¬
tores, wie die Prozession vom Südtor, wo die Sarur-Waffe stand, über das
südliche Westtor, wo der königliche Thron stand, zum Thron Ningirsu's am
Eingang zum Haupthof zeigt, Zyl. A XXII 20-24.
14. sipa Zyl. A VII 9, XI 5, XIV 5, XXIV 9, XXV 22, Zyl. B. II 7, Stat. B III
9, sipa-me Zyl. A I 26, Zyl. B II 5. sipa-mu-pa^-da ^nanse "von Nanse
benannt" Zyl. A XIII 19. sipa-gU2-tuku-dnin-gir2-su-ke4 "vornehmster Hir¬
te des Ningirsu" Zyl. B XIII 12. sipa zusammen mit nam-nun-na "Zeichen
des Fürsten" Zyl. A I 26, Zyl. A XIII 16-23 vgl. dazu nun-^isin-i-qig-sa-
am Z. 45, 51. An den genannten Stellen wird in den Gudea-Inschriften
stets vom Bau oder vom Ausstatten des Tempels gesprochen.
15. Zyl. A XXIII 13-18; 19-24 gU3-de2-a en-'^nin-gir2-su-ke4 igi-zi mu-si-bar
"der Herr Ningirsu hat Gudea erwählt" und gU3-de2-a en-'^in-gir2-su-ke4 sa3-kU3-ge bi2-pa3 "der Herr Ningirsu hat Gudea ins reine Herz geschlossen"
Stat. B II 10-11 igi-zi-bar-ra '^nanse-ke "erwählt von Nanse", Zyl. A XVII 10-12 igi-zi-bar-ra "\ianse-kam '^en-lil2-la2 lug-sa^-ga-na-kam
ensi2 sag-ga-pa^-da ^nin-gir2-su-ka-kam "erwählt von Nanse, Mann,
der dem Enlil gefällt, insHerzgeschlossen von Ningirsu", vgl. zu Enlil
Z. 43. Zur sakralen Designation s. noch Stat. B II 8, D I 11 sipa-sag-
ge-pa3-da '^nin-gir2-su-ka-ke4 "Hirte ins Herz geschlossen von Ningir¬
su", Stat. E I 18-20 U4 '^ba-bag nin-a-ni äaß-ku^-ga-ni ba-an-paß-da-a
"als Baba seine Herrin ihn in ihr reines Herz schloß". Wichtig erscheint noch Stat. B. III 6-12 u^ "^nin-girg-su-ke^ uru-ni-seß igi-zi im-si-bar-
ra gU3-de2-a sipa-zi-seß kalam-ma ba-ni-pa3-da sa2-lu2-Sardisi-ta su¬
ni ba-ta-an-dabg-ba-a uru mu-kuß "als Ningirsu seine Stadt er¬
wählte, Gudea als rechten Hirten im Lande (in sein Herz) schloß, unter
Zehntausenden seine Hand ergriff, da reinigte er (Gudea) die Stadt ...".
igi-zi-bar wird außer an den erwähnten Stellen in den Gudea-Inschriften
noch gebraucht, um die Erwählung Ningirsu's durch Enlil auszudrücken,
Zyl. A I 3 und im übertragenen Sinne vom Tempel Zyl. A XIII 18, XIX 5,
Zyl. B. XIII 2, an der letzten Stelle finden sich in derselben Weise an¬
dere Termini des Königsrituals.
16. Zu mi2-zi du^ ^ und verwandte Verben s. A. Falkenstein, AnOr 28, 128.
Subjekt ist Nanäe oder Gudea, zu mu-sa^ s. A. Falkenstein, AnOr 29,
80.
17. Es ist nicht möglich die übrigen Texte zu Numusda eingehend heranzu¬
ziehen, da sie vorher ausführlich besprochen und neu übersetzt werden
müßten. Sie werden zum Vergleich herangezogen, S. einstweilen A.
Dupret, l.c.327-329 und vor allem 329 Anm. 13.
18. Die Lokalisierung der Mythen ist nicht immer einheitlich. Neben der
Lokalisierung im Osten ist auch die Lokalisierung im Nordwesten be¬
zeugt.
19. Gudea, Zyl. A XXIV 20 gi-gunu^-bi abzu-gin^^ ki-sikil-e big-mUg "Sein
Gigunu ließ er ebenso wie das Abzu an einem reinen Ort entstehen", und
Zyl. A XXVIII 23-24 kirig-mi-edena e2-se3 si-ga-bi kur-gestin-bi-bi-ze2
ki-mejQ-lam2-e mu2-am3 "Der Miedena-Garten, für den Tempel angelegt,
von dem sein Wein träuft, ist an einem heiligen Ort entstanden". Beide
Anlagen befinden sich am mittleren Westtor, dem Tor nach Eridu. Vgl.
weiter Zyl. B V 15 und Zyl. B V 6-7.
20. Vgl. dazu Etana, ferner Gilgames, Enkidu und die Unterwelt.
21. Von den zahlreichen Texten, die von den sieben Helden berichten, soll
es hier genügen den Text von Gilgames's Zug zum Zedernwald zu neh¬
men, JCS 1, 1947, 110-11, s. oben Anm. 9 und Paralleltext a, der
hier als längere Nippur-Fassung bezeichnet wird. S. auch die Berichte
der 1. Rencontre Assyriologique Internationale der sozialistischen Län¬
der, Der Weg nach Aratta.
22. S. A. Sjöberg, TCS III 32, lugal-zu am-hus a2-pa2-da pirig-hus sag-dubg
dub2-bu "dein König hält die Vorderhufe des Stiers hoch, schlägt dem Lö¬
wen das Haupt ein". Nach Zyl. A XXVI 7 stellte Gudea am Osttor den Lö¬
wen, ur-mah, auf, den Ningirsu besiegt hatte. Das Bild Ningirsu's, das
mit diesem Tor verbunden ist wird Zyl. A XXIII 5 genannt: gaba su-gar
nu-tuku "der niemand hat, der ihn angreift", vgl. Zyl. A II 10 zum ent¬
sprechenden Tor des Bagara-Tempels.
23. Der Wechsel von I8OO gegenüber den anderen Anspielungen, erscheint
bei der Anspielung auf die Genien zunächst merkwürdig. Der Wechsel
war ja auch bei der Wahl der Richtung des Quadranten nötig, um Überein¬
stimmungen zu erzielen. Welche Vorstellungen dahinter liegen, ist nicht
deutlich. Die Helden befinden sich in einer anderen Dimension als die
Sterne, sie sind gewissermaßen spiegelbildlich im mythologischen Land.
S. untern 1.4.1 zum 3., 4. und 5. Helden.
24. Ich denke dabei an den mythologischen Baum, der im Zeichen des Löwen
wurzelt. Im Stamm wohnt die Jungfrau und auf dem Gipfel hat der Adler
seinen Horst. Der Stamm repräsentiert die Erde.
25. Z. 18 gibt die akkadische Glosse ap-pa nur die Lesung nicht aber die Be¬
deutung an. kiri^ (=KA) ist eine unorthographische Schreibung, zu ver¬
gleichen ist kiriy in JCS 1, 1947, 10-11 s. Anm. 9.
26. Die genaue Funktion dieser weiblichen Gottheiten bleibt zu klären. Nornen
oder Wahrsagerinnen würde in einen anderen Kulturkreis führen.
27. nin-gal kann Epitheton der Ninlil sein, ist es aber nicht an dieser Stelle.
M.A. Dupret schlägt die Konjektur egi-gal vor, 1. c. 337.
28. S. W. Ph. Römer, SKIZ, 128-208, D.D. Reisman, Two Neo-Sumerian
Royal Hyms, 1970, 147-211.
29. S. A. Sjöberg, l.c. 107.
30. Bei dieser Untersuchung kommt mir eine gleichzeitige Arbeit zur Topo¬
graphie des Eninnu vonstatten, deren Begründung ich hier nicht im ein¬
zelnen vortragen kann. Bei der 22. RAI wurde bereits daraufhingewiesen.
31. Die Namen des Südtores sind: kag-mog Zyl. A XXV 24, Zyl. B VII 13,
vgl. Z. 11 me3-se3 "zur Schlacht", freier übersetzt "zum Sprung" in
der Beschreibung des ersten Helden, 2. e2-en-kara2 Zyl. B VII 13, es
lag zur Stadt hin: 3. igi-uru^i-seg Zyl. A XXV 27. S. A. Falkenstein,
AnOr 30, 126, 13.
Dort standen die sieben Helden: Zyl. A XXV 27-28 igi-uru'^^-seg ki-nig-
gurug-ba ur-sag imin-amg im-ma-ab-dab^-e "am Tor zur Stadt hin, am
schrecklichen Ort, ließ er die sieben Helden Platz nehmen". Nach Zyl.
BVII 12-15 standen dort sechs Waffen: 1. giSsitax-sag-imina, 2. eme-
gir2, 3. mi-tum, 4. gis^.ma-ru, 5. hur-ra-tum, 6. en-kara2, wozu
noch die sar2-ur3 Waffe kommt, s. Zyl. B VII 19, Zyl. A XXII 20. Wei¬
tere Stellen zum Südtor sind: Zyl. A IV 8-9, VI 9-11, VIII 24, XXII 18,
Zyl. B VII 2, VIII 7, Zyl. A XVIII 13; Zu den sieben Helden vgl. Zyl. '
A XXVI 20 - XXVII 12.
32. DieAnordnung der Helden ergibt sich aus den Beziehungen der Darstel¬
lungen. Der Grund der Folge in der ersten Parallel strophe, Z. 11-18,
wo der fünfte Held erst nach dem sechsten erwähnt wird, ist ein kultischer.
Beim Eingang in den Tempel durch die Südpforte muß der Held zuerst be¬
grüßt werden, der am weitesten außen steht. Held und entsprechende Per¬
sonifikation werden gleichzeitig begrüßt. So wendet man sich zuerst zur
linken Seite und begrüßt den ersten und zweiten Helden, dann nach rechts,
um den dritten und vierten zu begrüßen. Der sechste Held steht dann auf
gleicher Höhe links, schließlich muß der fünfte Held auf der rechten Sei¬
te noch vor Numusda auf der linken Seite begrüßt werden. So stehen die
Helden drei vier und fünf rechts, bei ihnen wurde in der Beschreibung
auf die gegenüberstehenden Genien und nicht auf die Sternbilder angespielt,
s. dazu 3.2.3 mit Anm. 23. l
33. S. A. Sjöberg. I.e. 112 U3-na kadris, "stolz", vom Stier gesagt.