Hydrologie und
Flussgebietsmanagement
o.Univ.Prof. DI Dr. H.P. Nachtnebel
Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und konstruktiver Wasserbau
Gliederung der Vorlesung
z Statistische Grundlagen
z Extremwertstatistik
z Korrelation und Regression
z Zeitreihenanalyse und Anwendung
z Regionalisierung & räumliche Interpolation
z Bodenwasserhaushalt
z Grundwasserhaushalt
z N-A Modelle – Einheitsganglinie
z N-A Modelle – kombinierte Translations- und Speichermodelle
z Kontinuierliche N-A Modelle
z Retention und Flood Routing
z Hydrologische Vorhersagen
z Flussgebietsmodelle
z Stofftransport
z Sedimenttransport – Modellierung
z Flussgebietsmodelle
Gliederung
¾ Typisierung der Grundwasservorkommen
¾ Parameter und Grundgleichungen
¾ Pumpversuche (analytische Lösungen)
¾ Regionale Modelle (numerische Lösungen)
¾ Zusammenfassung
Grundwasser
¾ Grundwasser/Quellwasser deckt zu 99 % den Trinkwasserbedarf in Österreich
¾ Grundwasser steht in den großen Tallagen in Wechselwirkung mit den Oberflächengewässern
¾ Grundwasser wird in vielen Ländern zur Bewässerung herangezogen
¾ Grundwasser wird vielfältig verschmutzt
Punkteinträge (Industrie, Altlasten, Unfälle,..) Linieneintrag über Oberflächengewässer, Abwasserkanäle
Flächenbelastung durch Landwirtschaft, Luft, Siedlungen
Kräfte / Unterteilung des Grundwassers 1
¾ Unterteilung nach der Geologie
• Porengrundwasser
• Kluftgrundwasser
• Karstgrundwasser
Poren-GW
Kluft-GW Karst-GW
Unterteilung des Grundwassers 2
¾ Nach hydraulischen Gesichtspunkten
Gespannt
Frei Teilgespannt
Lage der Wasserspiegel- zur Druckoberfläche
• Frei
• Gespannt
• Teilweise gespannt
Begriffe 1: Homogenität-Heterogenität
Ursachen der Variabilität der
Transportgeschwindigkeit auf unterschiedlichen räumlichen Skalenebenen
103m 100 m
10-3 m
Haftwasser und frei bewegliches Wasser in einem unverfestigten Porengrundwasserleiter
Begriffe 2: Grundwaserstockwerke
Parameter und Gesetze
¾ Strömung erfolgt in Porenstruktur
¾ Strömung wird durch Gravitation und Reibung bestimmt
¾ Die Porengröße und die Vernentzung der Poren bestimmt die Durchlässigkeit des Boden (k
f-
Wert in m/s)
¾ Der Durchsatz im Boden wird durch die Transmissivität k
f*M in m
2/s beschrieben
¾ Weiters ist das Speichervermögen des Bodens
wichtig S
0(m
3/m
3)
Grundgleichungen: Darcy‘sches Gesetz
s A k h
A v
Q * * *
Δ
= Δ
=
fIm kf-Wert werden sowohl Eigenschaften des Fluids und des durchströmten Mediums berücksichtigt
Durchlässigkeit
Speicherkoeffizient
¾ Speicherkoeffizient
z
Dimensionslos
z
Bestimmung mittels Pumpversuch
• Ungespannt (siehe a)
z Werte: 0,01 bis 0,3
z Speicherkapazität entspricht nutzbare Porosität
• Gespannt (siehe b)
z Werte: 10-3 bis 10-6
Geohydraulische Parameter
¾ Speicherkoeffizient
gespanntes Grundwasser: SE = ρ · g · M · (a + n · b) freies Grundwasser: S = ne ; (SE · M << ne)
SE Speicherkapazitätsanteil aus elastischen Eigenschaften ne speichernutzbarer Porenraum
ρ Dichte des Wassers g Erdbeschleunigung
M Mächtigkeit des Grundwasserleiters a Kompressibilität des Korngerüstes b Kompressibilität des Wassers
Die Größenordnungen für Speicherkoeffizienten für ungespannten Porengrundwasserleiter liegen bei 0,1 - 0,3;
für gespannte zwischen 10-3 und 10-6.
Grundgleichungen 2: Bilanzgleichung
Q
xQ
yx
Q
x+Δ yQ
y+Δdt t t dS
Q t
Q
z A( )
) ( )
( − =
So … speichernutzbarer
Porenraum ausgedrückt in %
t S h
y Q x
Q
o x y
ϑ ϑ ϑ
ϑ ϑ
ϑ + = *
2D GW-Gleichung:
Kombination: Darcy + Bilanzgleichung
¾ Kombination
• Gesetz von Darcy
• Bilanzgleichung
z
mittels Differentialgleichung
Î Allgemeine 2D Wasserströmungsgleichung
W … Quellen-/ Senkenterm (= Infiltration / Entnahme)
t W S h
y h h
y k x
h h
x k
xx yy⎥ =
s+
⎦
⎢ ⎤
⎣ + ⎡
⎥⎦ ⎤
⎢⎣ ⎡
ϑ ϑ ϑ
ϑ ϑ
ϑ ϑ
ϑ ϑ
ϑ * * * * *
Lösungsansätze
¾ Analytische Methoden
¾ Konzeptive Methoden
¾ Numerische Ansätze
L0
Beispiel: 1D - ungespannt
¾ 2 parallele Gräben mit konstantem Wasserstand
• Homogen
• Ungespannter Grundwasserkörper
• Stationäre Bedingungen
• Quell- und Senkenterm entfällt
GOK
hR hL
Leiter Stauer
L ,0
* * = 0
⎥⎦ ⎤
⎢⎣ ⎡
x h h
x k
fϑ ϑ ϑ
ϑ
Beispiel: 1D - gespannt
Leiter
GOK
hR hL
¾ 2 parallele Gräben mit konstantem Wasserstand
• Homogen
• Gespannter Grundwasserkörper
• Stationäre Bedingungen
• Quell- und Senkenterm entfällt
0
*
*
00
=
⎥⎦ ⎤
⎢⎣ ⎡
x H h
x k ϑ
ϑ ϑ
ϑ
Stauer Stauer
H0
L
Beispiel: Wasserströmungsgleichung: 2D - ungespannt
¾ Zuströmung zu einem Brunnen:
• Homogen
• Radialsymmetrische Anströmung
• Ungespannter Grundwasserkörper
• Stationäre Bedingungen
Q GOK
Leiter
Stauer
Beispiel: Wasserströmungsgleichung: 2D - ungespannt
¾ Zuströmung zu einem Brunnen:
• Homogen
• Radialsymmetrische Anströmung
• Ungespannter Grundwasserkörper
• Stationäre Bedingungen
Q GOK
h r r
k h A
v
Q π
ϑ
ϑ * 2
*
* = −
0=
Leiter
Stauer
Beispiel: Wasserströmungsgleichung: 2D - ungespannt
¾ Zuströmung zu einem Brunnen:
• Homogen
• Radialsymmetrische Anströmung
• Ungespannter Grundwasserkörper
• Stationäre Bedingungen
Q GOK
h r r
k h A
v
Q π
ϑ
ϑ * 2
*
* = −
0=
Leiter
Stauer
h r h
r k
Q ϑ ϑ
π * * *
2
0= −
h A k r
Q = − +
ln 2
* * 2
2
π
0z
Berechnung der
Absenkung
Parameterermittlung
¾ Labor
¾ Feldversuche
• Pumpversuch
z zeitlich befristete Entnahme von Grundwasser
z GW-Spiegelreaktion wird registriert
z Auswertung der raum-zeitlichen Veränderungen
z Ermittlung von
• Grundwasserleitenden Eigenschaften: Transmissivität, Durchlässigkeitsbeiwerte
• Grundwasserspeichernde Eigenschaften: Speicherkoeffizient und spezifischer Speicherkoeffizient
• Lagen und Eigenschaften hydraulisch wirksamer Aquiferränder
• Brunnen- und Bohrlocheinflüsse
¾ Indirekt
• Aus Wasserständen
Pumpversuch 1
¾
Ansatz für instationäre Strömung in
z homogenen
z isotropen GW-Leiter
Klassische Brunnenformel von Theiss: eine Lösung der Gleichung
Speicherkoeffizient wesentlich
k-Wert wesentlich
s(r,t)
h(r,t)
u=(r²·S)/(4·t·T) u=(r²·S)/(4·t·T) u=(r²·S)/(4·t·T)
Pumpversuch 2
¾ Brunnenformel von Thiem
1 2 1
2 2
1
* ln
2 r
r T
h Q h
s
s − = − = π
s1; s2 … stationäre Absenkungsbeträge
h1; h2 … Standrohrspiegelhöhen, die sich im Abstand r1 und r2 zum Förderbrunnen befinden (r1<r2)
• Stationär
• Gespannt
• Aquifer konstanter Mächtigkeit
¾ Korrigierte Absenkung nach Jacob
• s; s‘ … gemessene / korrigierter Absenkungsbetrag
• H … ursprüngliche Aquifermächtigkeit
H s s
s 2
2
'
= −
Anwendungsbeispiel:
¾ Wasserbilanz Alte Donau
¾ Die Qualität der Alten Donau verschlechterte sich rapide in den 1990-iger Jahren
¾ Hohe Nährstoffkonzentration
¾ Austausch des Wasserkörpers mit Donauwasser
¾ Erstellung einer Wasserbilanz
Anwendungsbeispiel
Anwendungsbeispiel
• Ursprünglich unterirdsche Anreicherung
• Durchströmung von N nach S
• Dann Rückgang der unterirdischen Zuströmung
• Dotation mit OW, Algen und Schweb
Allgemeines: Stofftransport im Grundwasser
¾ Grundwasserströmung Î Physik
• Hydraulisches Problem
¾ Stoffeigenschaften Î Chemie
• Chemisches Problem des Materials, Wassers
¾ Art des Eintrages Î Nutzung
• Punktförmiger Eintrag: Industrie, Kläranlage
• Linienförmiger Eintrag: kontaminierte Oberflächengewässer
• Flächenhafter Eintrag: Landwirtschaft
ÎQuell- und Senkenterm zur Beschreibung
¾ Biologie Î Biologie
• Abbau durch biologische Prozesse
Stofftransport im Grundwasser
¾ Stofftransport abhängig von
• Grundwasserströmung
• Stoffeigenschaften
• Art des Eintrages
• Biologie
¾ Transportprozesse
• Konvektion
• Dispersion
• Diffusion
¾ Einflussgrößen
• kf-Wert
• Staueroberkonte
• Spiegellage
• Speicherkoeffizient
¾ Ausbreitung eines idealen Tracers
Def. idealer Tracer
• Völlständig lösbar
• Phys. + chem. nahezu ident mit Wasser
• Keine Verbindung mit Umgebung
Stofftransport im Grundwasser
¾ Stoff kann gelöst sein
¾ Kann als Phase transportiert werden (leichter oder schwerer als Wasser)
¾ Kann teilgelöst sein
Transportmodelle
¾ Analytische Verfahren
• Einfachste Strömungsverhältnisse und Randbedingungen
• Homogene Bedingungen
¾ Numerische Verfahren
• 1D / 2D / 3D Verfahren
• Finite Differenzen Verfahren
• Finite Elemente Verfahren
¾ Stochastische Verfahren
¾ Konzeptive Modelle
Transportprozesse
¾ Advektion
• Transport mit Wasserbewegung
¾ Dispersion
• „Streuung“ von Schadstoffen im Grundwasser Î punktförmige Belastung wird zu einer
flächenförmigen
Quelle
¾ Diffusion
• Stofffluss aufgrund eines Konzentrationsgradienten
¾ Bedeutung für Stofftransport
• Konvektion am größten
Dispersion
Advektion
Skalenbegriff
Ursachen der Variabilität der Transportgeschwindigkeit auf unterschiedlichen räumlichen Skalenebenen
103m 100 m
10-3 m
Dispersion
Entstehung der Längsdispersion
Entstehung der Querdispersion
Einflussgrößen / Ausbreitung
¾ Einflussgrößen
• kf-Wert
• Staueroberkante
• Spiegellage
• Speicherkoeffizient
¾ Ausbreitung eines idealen Tracers
z
Definition: Idealer Tracer
• Vollständig lösbar
• Physikalisch und chemisch nahezu ident mit Wasser
• Geht keine Verbindungen mit der Umgebung ein Î Wasserisotope
( ) ( )
x t Q
Q t
Q
Z A∂
= ∂
−
( ) −
∂ + ∂
∂
∂ c v
x t
c *
θ
α Inhomogenitätendes Untergrundes= 0
Speicher Konvektion
Ausbreitung
¾ Ausbreitung ohne Abbau
x t
x t
A A A A
A1 A2 A3 A4
t = t1 t = t2 t = t3 t = t4
Gesetz der Massenerhaltung:
kein Abbau, sondern Verdünnung Flächen bleiben konstant
¾ Ausbreitung mit Abbau
Flächen unter der Kurve werden kleiner
t = t1 t = t2 t = t3 t = t4
Chemisches Problem
¾ Idealer Tracer
¾ Adsorption – Desorption
• Austausch von Stoffen
¾ Abbau, Zerfall
• Biologisch, Radioaktiv
¾ Chemische Reaktion
• Welche Stoffe sind beteiligt?
¾ Mehrphasensysteme
t H
Abdichtung Flusskraftwerk
t O2
Mn Fe
Gehalt
Beispiel: Flusskraftwerk
Rückblick Stofftransport
¾
Allgemeines zu Stofftransport
• Welche Disziplinen sind beteiligt?
¾
Transportmodelle
¾
Transportprozesse
• Konvektion
• Dispersion
• Diffusion
¾
Einflussgrößen
• kf-Wert
• Staueroberkante
• Spiegellage
• Speicherkoeffizient
¾
Ausbreitung
• Tracer
Stofftransport im Grundwasser
¾ Stoff wird mit der Wasserströmung transportiert (Advektion)
¾ Stoff wird auf Grund der Heterogenität des Untergrundes unterschiedlich transportiert (Dispersion)
¾ Stoff breitet sich auch in ruhendem Medium aus
¾ (Diffusion)
Zusammenfassung Grundwasserhaushalt
¾
Typisierung des Grundwassers
¾
Grundgleichungen
• Darcy
• Bilanzgleichung
• Kombination: Bilanzgleichung / Darcy
¾
Wasserströmungsgleichungen
• 1D / 2D
• Gespannt / Ungespannt
¾
Geohydraulische Parameter
• Durchlässigkeit
• Speicherkoeffizient
• Quell- und Senkenterme
¾
Parameterermittlung
¾