UNIVERSIT ¨AT KARLSRUHE Institut f¨ur Analysis
HDoz. Dr. P. C. Kunstmann Dipl.-Math. M. Uhl
Sommersemester 2009
H¨ohere Mathematik II f¨ur die Fachrichtungen Elektroingenieurwesen, Physik und Geod¨asie inklusive
Komplexe Analysis und Integraltransformationen L¨osungsvorschl¨age zum 3. ¨Ubungsblatt Aufgabe 1
a) Mitx= (x1, x2, x3) k¨onnen wir die Quadrik-Gleichung 2x1x2−2x1x3+2x2x3+2√
3x3+3 = 0 in der Form
xTAx+ 2bTx+c= 0, wobei A:=
0 1 −1
1 0 1
−1 1 0
, b:=
0
√0 3
, c:= 3, schreiben.
b) Zur Bestimmung der Eigenwerte von Aberechnen wir das charakteristische Polynom von A
det(A−λI3) = det
−λ 1 −1
1 −λ 1
−1 1 −λ
=hZ1→Z1+λZ2
Z3→Z3+Z2
i det
0 1−λ2 λ−1
1 −λ 1
0 1−λ 1−λ
=[Entw. nachS1] −det
1−λ2 λ−1 1−λ 1−λ
=− (1−λ2)(1−λ) + (1−λ)2
=− (1 +λ)(1−λ)2+ (1−λ)2
=−(1−λ)2(1 +λ+ 1) =−(1−λ)2(2 +λ).
Die MatrixA hat also die zwei Eigenwerteλ1 =−2 undλ2 = 1. Wegen
A+ 2I3 −−−−−−−−→Z1→Z1−2Z2
Z3→Z3+Z2
0 −3 −3
1 2 1
0 3 3
Z2→Z2+23Z1
−−−−−−−−→
Z3→Z3+Z1
0 −3 −3
1 0 −1
0 0 0
Z1→−1
3Z1
−−−−−−−→
Z1↔Z2
1 0 −1
0 1 1
0 0 0
geh¨ort zum Eigenwert λ1 =−2 der Eigenraum
EA(−2) = lin{c1}, wobei c1 :=
1
−1 1
. F¨urλ2= 1 betrachten wir
A−I3 =
−1 1 −1
1 −1 1
−1 1 −1
Z2→Z2+Z1
−−−−−−−→
Z3→Z3−Z1
−1 1 −1
0 0 0
0 0 0
Z1→−Z1
−−−−−−→
1 −1 1
0 0 0
0 0 0
. Es ergibt sich der zweidimensionale Eigenraum
EA(1) = lin{c2, c3}, wobei c2 :=
1 1 0
, c3 :=
−1 0 1
.
c) Eine Orthonormalbasisv1, v2, v3 desR3aus Eigenvektoren vonAk¨onnen wir viav1:= kc1
1kc1, v2 := kc1
2kc2 und v3 := v1 ×v2 definieren. Dann gilt VTAV =
−2 0 0 0 1 0 0 0 1
=: D bzw.
A=V DVT f¨ur die orthogonale Matrix V := (v1, v2, v3) =
1/√
3 1/√
2 −1/√ 6
−1/√
3 1/√
2 1/√ 6 1/√
3 0 2/√
6
mit detV = 1.
d) Zur Bestimmung der Normalform betrachten wir das lineare Gleichungssystem−Ap=b:
0 −1 1 0
−1 0 −1 0
1 −1 0 √
3
Z2→Z3+Z2
−−−−−−−→
Z1↔Z3
1 −1 0 √
3
0 −1 −1 √
3
0 −1 1 0
Z3→Z3−Z2
−−−−−−−→
Z2→−Z2
1 −1 0 √
3
0 1 1 −√
3
0 0 2 −√
3
Z2→Z2−12Z3
−−−−−−−−→
Z3→12Z3
1 −1 0 √
3 0 1 0 −12√
3 0 0 1 −12√
3
Z1→Z1+Z2
−−−−−−−→
1 0 0 12√ 3 0 1 0 −12√ 3 0 0 1 −12√
3
.
Folglich besitzt −Ap= b die eindeutige L¨osung p = 12√
3 (1,−1,−1). Damit sind die neuen Koordinateny= (y1, y2, y3) gegeben durchx=V y+p, also durch
x1 x2
x3
=
1/√
3 1/√
2 −1/√ 6
−1/√
3 1/√
2 1/√ 6 1/√
3 0 2/√
6
y1 y2
y3
+1 2
√ 3
1
−1
−1
. Wegen
bTp+c= 0 0 √ 3
1 2
√ 3
−12√ 3
−12√ 3
+ 3 =−3
2 + 3 = 3 2 erhalten wir als Gleichung der QuadrikQin den neuen Koordinaten y
−2y12+y22+y23+3
2 = 0 bzw. − y1
p3/4 2
+ y2
p3/2 2
+ y3
p3/2 2
+ 1 = 0.
Q ist ein sog. zweischaliges Hyperboloid. Die Hauptachsen sind p + lin{v1}, p + lin{v2}, p+ lin{v3}. Auf den Schaubildern ist die Quadrik nach der Hauptachsentransformation aus verschiedenen Perspektiven abgebildet. Die Hauptachsen sind dabei blau, die urspr¨unglichen Koordinatenachsen rot.
Aufgabe 2
F¨ur die symmetrische MatrixAβ verwenden wir das Kriterium von Hurwitz aus 16.10. Es gilt 1>0 und det
1 −2
−2 8
= 8−4 = 4>0 ;
die ersten beiden Hauptunterdeterminanten sind also positiv. Die MatrixAβ ist somit genau dann positiv definit, wenn ihre Determinante>0 ausf¨allt. Wegen
det
1 −2 0
−2 8 β
0 β 1
=[Z2→Z2+2Z1] det
1 −2 0
0 4 β
0 β 1
=[Entw. n.S1] det 4 β
β 1
= 4−β2 ergibt sich:Aβ ist positiv definit ⇐⇒ 0<4−β2 ⇐⇒ |β|<2 ⇐⇒ −2< β <2.
Nun zur MatrixB: F¨urn= 1 istB = (1) positiv definit. Im Fall n>2 ist
B =
1 2 0 · · · 0 2 1 2 0 · · · 0
0 2 1 2 . .. ...
... . .. ... ... ... ... ...
... . .. 2 1 2 0
... 0 2 1 2
0 · · · 0 2 1
∈Rn×n.
F¨urx:=e1= (1,0, . . . ,0)∈Rn gilt
Bx=
1 2 0 ... 0
sowie xTBx= 1 0 0 · · · 0
1 2 0 ... 0
= 1>0,
w¨ahrend sich f¨ury :=e1−e2= (1,−1,0, . . . ,0)∈Rn
By=
−1 1
−2 0
... 0
sowie yTBy = 1 −1 0 0 · · · 0
−1 1
−2 0
... 0
=−2<0
ergibt. Somit ist die Matrix B indefinit.
Bemerkung:Um zu zeigen, dassB nicht positiv definit ist, kann man auch mit dem Kriterium von Hurwitz argumentieren: Da f¨ur die zweite Hauptunterdeterminante det
1 2 2 1
= 1−4 =−3<0 gilt, istB nicht positiv definit.
Aufgabe 3
SeiA∈Rn×nsymmetrisch und positiv definit. F¨urx, y∈Rn definiere (x|y)A=yTAx∈R. Um zu zeigen, dass (·|·)A:Rn×Rn→R ein Skalarprodukt aufRnist, sind nachzuweisen
(S1) ∀x, y∈Rn: (x|y)A= (y|x)A,
(S2) ∀x, y, z∈Rn,α∈R: (αx+y|z)A=α(x|z)A+ (y|z)A, (S3) ∀x∈Rn\ {0}: (x|x)A>0.
Zu (S1): F¨ur alle x, y∈Rn gilt wegen der Symmetrie vonA (d.h.A=AT) (x|y)A=yTAx= (yTAx)T =xTAT(yT)T =xTAy = (y|x)A. Zu (S2): F¨ur alle x, y, z∈Rnund alle α∈Rgilt
(αx+y|z)A=zTA(αx+y) =αzTAx+zTAy =α(x|z)A+ (y|z)A. Zu (S3): F¨ur jedesx∈Rn\ {0} gilt (x|x)A=xTAx >0, weil Apositiv definit ist.
Aufgabe 4
a) Gem¨aß Beispiel (1) in 17.3 [mit a(x) = sinx] ist jede L¨osung vony0(x) =y(x)·sinx gegeben durch y(x) =ce−cosx mit einer Konstanten c∈R.
Dass dies tats¨achlich alle L¨osungen sind, kann man auch folgendermaßen einsehen: Istw eine weitere Funktion, die der Gleichungw0(x) =w(x)·sinx gen¨ugt, so gilt
w(x) y(x)
0
= w0(x)y(x)−w(x)y0(x)
y2(x) = w(x) sin(x)y(x)−w(x)y(x) sin(x)
y2(x) = 0.
Der Quotientw/y ist also konstant, d.h. es giltw(x) =Cy(x) mitC ∈R.
b) Differentiation der Funktionen auf beiden Seiten der Gleichung liefert f¨ur jedesx∈(−1,1) y0(x) =y(x).
(Beachte: y ist differenzierbar, weil die rechte Seite x 7→ Rx
0 y(t)dt nach dem Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung differenzierbar ist.)
Laut Beispiel (1) in 17.3 [mita(x) = 1] isty(x) =cex mitc∈R.
Gem¨aß der urspr¨unglichen Gleichung gilt insbesondere f¨urx = 0:c =y(0) = R0
0 y(t)dt = 0, d.h. nury(x) = 0 f¨ur alle x∈[−1,1] erf¨ullt die gegebene Gleichung.
Aufgabe 5
Das Anfangswertproblem
i0(t) = −R
Li(t) + 1 Lu(t), i(0) = 0
(1) l¨osen wir mit Hilfe der Variation-der-Konstanten-Formel aus Abschnitt 17.4 [mit y = i, x = t, x0 =y0 = 0, I = [0,∞), a(x) =−RL,b(x) =b(t) = L1 u(t) = AL sin(ωt)]. Danach ist die eindeutige L¨osung von (1) gegeben durch
i(t) = 0·e
Rt
0−RLdτ +e
Rt 0−RLdτ ·
Z t 0
e−
Rτ
0 −RLds A
L sin(ωτ)dτ
= A Le−RLt·
Z t 0
eRLτsin(ωτ)dτ, t∈[0,∞). (2)
Zur Berechnung des Integrals verwenden wir zweimalige partielle Integration Z t
0
eRLτsin(ωτ)dτ =
eRLτ−cos(ωτ) ω
t τ=0
+ Z t
0
R
LeRLτ cos(ωτ) ω dτ
=−eRLtcos(ωt) ω + 1
ω + R ωL
Z t 0
eRLτcos(ωτ)dτ
=−eRLtcos(ωt) ω + 1
ω + R ωL
eRLτ sin(ωτ) ω
t τ=0
− Z t
0
R
LeRLτ sin(ωτ) ω dτ
=−eRLtcos(ωt) ω + 1
ω + R
ωLeRLtsin(ωt)
ω − R2 ω2L2
Z t 0
eRLτsin(ωτ)dτ,
woraus
1 + R2 ω2L2
Z t 0
eRLτsin(ωτ)dτ =−eRLtcos(ωt) ω + 1
ω + R
ω2LeRLtsin(ωt)
= eRLt
ω2L Rsin(ωt)−ωLcos(ωt) + 1
ω bzw.
Z t 0
eRLτsin(ωτ)dτ =
1 ω2L
1 +ωR2L22
eRLt Rsin(ωt)−ωLcos(ωt) +
1 ω
1 +ωR2L22
= L
ω2L2+R2eRLt Rsin(ωt)−ωLcos(ωt)
+ ωL2 ω2L2+R2 folgt. Einsetzen in (2) ergibt f¨urt>0
i(t) = A
ω2L2+R2 Rsin(ωt)−ωLcos(ωt)
+ ωAL
ω2L2+R2 e−RLt. Aufgabe 6
a) Die gegebene Differentialgleichungy0 =exe−ye−eyist eine Gleichung mit getrennten Ver¨ander- lichen. Das Anfangswertproblemy0 =exe−ye−ey,y(1) = 0 l¨osen wir mit der in Abschnitt 17.3 vorgestellten Methode [f(x) =ex, g(y) =e−ye−ey,x0 = 1, y0 = 0]. Wegeng(y0) =e−1 6= 0 ist die L¨osung gegeben durch
Z y(x) 0
dη g(η) =
Z x 1
f(t)dt.
F¨ur das Integral auf der linken Seite ergibt sich Z y(x)
0
eηeeηdη=
eeηy(x)
η=0 =eey(x)−e, das Integral auf der rechten Seite ist gleich
Z x 1
f(t)dt= etx
t=1=ex−e.
Dies f¨uhrt aufeey(x) =ex. Somit isty(x) = ln(ln(ex)) = lnx die auf (0,∞) definierte L¨osung des gegebenen Anfangswertproblems.
b) Die Gleichung l¨asst sich f¨urx6= 0 in der Form y0= 1 +y2
y
1 x(1 +x2) schreiben. Es handelt sich um getrennte Ver¨anderliche mit
g(y) = 1 +y2
y , f(x) = 1
x(1 +x2).
Die L¨osungy des Anfangswertproblems ist gegeben durch (Beachte: g(2) = 5/26= 0) Z y(x)
2
dη g(η) =
Z x 1
f(t)dt.
F¨ur den Integranden auf der rechten Seite gilt 1
t(1 +t2) = 1 +t2−t2 t(1 +t2) = 1
t − t 1 +t2 ,
und damit bekommt man f¨ur das Integral der rechten Seite Z x
1
f(t)dt= Z x
1
1 t −1
2 2t
1 +t2dt=
ln|t| −12ln(1 +t2)x
1 = ln|x| − 12ln(1 +x2) +12ln 2.
Außerdem gilt Z y(x)
2
dη g(η) =
Z y(x) 2
η
1 +η2dη=1
2ln(1 +η2)y(x)
2 = 12ln(1 +y(x)2)−12ln 5.
Gleichsetzen der Integrale und Multiplikation mit 2 liefert ln(1 +y(x)2) = 2 ln|x|
| {z }
=lnx2
−ln(1 +x2) + ln 2 + ln 5
| {z }
=ln 10
bzw.
1 +y(x)2 =elnx2 · 1
eln(1+x2) ·eln 10= 10x2 1 +x2. Die L¨osung ist somit
y(x) =
r 10x2
1 +x2 −1 =
r9x2−1 1 +x2 ,
und zwar f¨urx > 13. (Dabei ergibt sich das Vorzeichen der Wurzel ausy(1) = 2>0.) Aufgabe 7
a) Bei dieser linearen Differentialgleichung 1. Ordnung betrachten wir zun¨achst die zugeh¨orige homogene Gleichung
x3y0+ (2−3x2)y= 0, also y0 =
− 2 x3 + 3
x
y auf (0,∞).
Diese besitzt die L¨osungen y(x) = CeA(x), wobei C ganz R durchl¨auft und A irgendeine Stammfunktion vona(x) :=−2/x3+ 3/xist. Dies bedeutet f¨urx >0
y(x) =Cexp x−2+ 3 lnx
=Cx3e1/x2 (C∈R).
Eine spezielle L¨osungypder inhomogenen Gleichungx3y0+(2−3x2)y=x3verschaffen wir uns mit der Methode der Variation der Konstanten: Wir machen den Ansatz yp(x) =C(x)yh(x) mityh(x) :=x3e1/x2 und erhalten
x3yp0 + (2−3x2)yp=x3 C0(x)yh+C(x)yh0
+ (2−3x2)C(x)yh
=x3C0(x)yh+ x3y0h+ (2−3x2)yh
C(x) =x3C0(x)yh.
Dabei haben wir benutzt, dass yh die homogene Gleichung l¨ost. Damit yp die inhomogene Gleichung l¨ost, muss mithinx3C0(x)yh=x3 sein, d. h. es muss
C0(x) = 1/yh(x) =x−3e−1/x2
gelten. Dies ist z.B. f¨urC(x) = 12e−1/x2 der Fall, und hiermit ergibt sich yp(x) = 12x3. Die allgemeine L¨osung der inhomogenen Differentialgleichung auf (0,∞) ist die Summe einer speziellen L¨osung der inhomogenen Gleichung und der allgemeinen L¨osung der homogenen Gleichung, also
y(x) =yp(x) +Cyh(x) = 12x3+Cx3e1/x2 (C ∈R).
b) Die zugeh¨orige homogene Gleichung y0 = (−cosx)y hat die allgemeine L¨osung y(x) =Cexp
− Z
cosx dx
=Ce−sinx (C∈R).
Um eine spezielle L¨osungyp der inhomogenen Gleichung zu finden, machen wir den Ansatz yp(x) =C(x)e−sinx (Variation der Konstanten). Dann haben wir
y0p+ypcosx= C0(x)e−sinx−C(x)e−sinxcosx
+C(x)e−sinxcosx=C0(x)e−sinx. Somit ist yp eine L¨osung der inhomogenen Gleichung, wenn C0(x)e−sinx = sinxcosx gilt, d. h. wir suchen eine FunktionC mit
C0(x) = (sinxcosx)esinx.
Partielle Integration (mitu(x) = sinx undv0(x) = (cosx)esinx) liefert C(x) = (sinx)esinx−
Z
(cosx)esinxdx= (sinx)esinx−esinx = (sinx−1)esinx. Als spezielle L¨osung der inhomogenen Gleichung haben wir damit
yp(x) =C(x)e−sinx= sinx−1, und die allgemeine L¨osung der gegebenen Gleichung lautet dann
y(x) =yp(x) +Ce−sinx= sinx−1 +Ce−sinx (C∈R).
Hier gilt y(0) = −1 +C. Die Anfangsbedingung y(0) = 1 ist daher f¨ur C = 2 erf¨ullt; das Anfangswertproblem hat folglich die L¨osung y(x) = sinx−1 + 2e−sinx.
Bemerkung: Man k¨onnte hier nat¨urlich auch die Variation-der-Konstanten-Formel aus Ab- schnitt 17.4 verwenden.
c) Hier handelt es sich um eine lineare Differentialgleichung 3-ter Ordnung mit konstanten Ko- effizienten. Das charakteristische Polynom der Differentialgleichungy000+ 3y00+94y0= 0
λ3+ 3λ2+94λ=λ λ2+ 3λ+94
=λ λ+322
besitzt die einfache Nullstelle λ1 = 0 und die zweifache Nullstelle λ2 = −32. Somit ist ein Fundamentalsystem vony000+ 3y00+94y0= 0 gegeben durch
e0·x, e−32x, xe−32x
und die allgemeine L¨osung der Differentialgleichungy000+ 3y00+94y0= 0 lautet y(x) =c1+c2e−32x+c3xe−32x f¨ur Konstantenc1, c2, c3 ∈R. Es gilt
y0(x) =−32c2e−32x+c3e−32x−32c3xe−32x, y00(x) = 94c2e−32x−3c3e−32x+94c3xe−32x. Einsetzen der Anfangswerte ergibt
y(0) =c1+c2
= 0,!
y0(0) =−32c2+c3= 0,! y00(0) = 94c2−3c3 = 1.!
Dies ist ein lineares Gleichungssystem in c1, c2, c3, welches die eindeutige L¨osung c1 = 49, c2=−49, c3=−23 besitzt. Damit lautet die L¨osung des Anfangswertproblems
y(x) = 49 −49e−32x−23xe−32x.
Aufgabe 8
a) Das charakteristische Polynom der Gleichungy00+4y0−5y= 0, alsoλ2+4λ−5 = (λ−1)(λ+5), besitzt die einfachen Nullstellen 1 und −5. Daher ist ex, e−5x ein Fundamentalsystem, d.h.
y(x) =c1ex+c2e−5x,c1, c2 ∈R, ist die allgemeine L¨osung vony00+ 4y0−5y = 0.
b) Hier lautet das zugeh¨orige charakteristische Polynomλ2−6λ+ 25. Dieses hat die einfachen Nullstellen 3±4i. Ein Fundamentalsystem ist gegeben durche3xsin(4x), e3xcos(4x), so dass die allgemeine L¨osung von y00−6y0 + 25y = 0 durch y(x) = c1e3xsin(4x) +c2e3xcos(4x), c1, c2 ∈R, gegeben ist.
c) Das charakteristische Polynom vony000−y00+y0−y = 0 istλ3−λ2+λ−1 = (λ−1)(λ2+ 1) = (λ−1)(λ+i)(λ−i). Da dieses die einfachen Nullstellen 1,−i, i besitzt, ist ex, sinx, cosx ein zugeh¨origes Fundamentalsystem. Die allgemeine L¨osung vony000−y00+y0−y= 0 lautet folglichy(x) =c1ex+c2sinx+c3cosx,c1, c2, c3 ∈R.
d) Das charakteristische Polynom der Differentialgleichung y0000 −y000 + 4y00 −4y0 = 0 lautet λ4 −λ3 + 4λ2−4λ = λ(λ3 −λ2 + 4λ−4) = λ(λ−1)(λ2 + 4) = λ(λ−1)(λ+ 2i)(λ−2i) und besitzt die einfachen Nullstellen 0,1,−2i,2i. Deshalb ist 1, ex, sin(2x), cos(2x) ein Fundamentalsystem und f¨ur die allgemeine L¨osung von y0000−y000+ 4y00−4y0 = 0 ergibt sich y(x) =c1+c2ex+c3sin(2x) +c4cos(2x),c1, c2, c3, c4∈R.
e) Hier ist das charakteristische Polynom gleichλ4+ 1. Aufgrund von
λ4=−1 ⇐⇒ λ2 =i oder λ2 =−i ⇐⇒ λ2 =eiπ2 oder λ2=e−iπ2
⇐⇒ λ=eiπ4 oder λ=−eiπ4 oder λ=e−iπ4 oder λ=−e−iπ4
⇐⇒ λ= 1+i√
2 oder λ= −1−i√
2 oder λ= 1−i√
2 oder λ= −1+i√
2
sind 1+i√
2,−1+i√
2 ,1−i√
2,−1−i√
2 die (einfachen) Nullstellen des charakteristischen Polynoms. Damit ist ex/
√
2sin(x/√ 2), ex/
√
2cos(x/√
2), e−x/
√
2sin(x/√
2), e−x/
√
2cos(x/√
2) ein Fundamen- talsystem von y(4) +y = 0 und die allgemeine L¨osung lautet y(x) = c1ex/
√2sin(x/√ 2) + c2ex/
√
2cos(x/√
2) +c3e−x/
√
2sin(x/√
2) +c4e−x/
√
2cos(x/√
2), c1, c2, c3, c4 ∈R. Aufgabe 9
Das System
u0 = 8u−6v, v0 = 9u−7v ist ¨aquivalent zu
u0 v0
=
8 −6 9 −7
| {z }
=:A
u v
. (3)
Wir zeigen, dassA diagonalisierbar ist. Dazu berechnen wir das charakteristische Polynom von A det(A−λI2) = det
8−λ −6 9 −7−λ
= (8−λ)(−7−λ) + 9·6 =λ2−λ−2 = (λ+ 1)(λ−2).
Damit sindλ1=−1 und λ2 = 2 die Eigenwerte vonA. Die zugeh¨origen Eigenr¨aume lauten EA(−1) = Kern(A+I2) = Kern
9 −6 9 −6
= Kern
3 −2 0 0
= lin{
2 3
} und
EA(2) = Kern(A−2I2) = Kern
6 −6 9 −9
= Kern
1 −1
0 0
= lin{
1 1
}.
Da die Eigenvektoren (2,3),(1,1) von A eine Basis des R2 bilden, ist A diagonalisierbar und f¨ur die Matrix
S :=
2 1 3 1 ergibt sich
S−1AS=
λ1 0 0 λ2
=
−1 0
0 2
=:D, worausA=SDS−1 folgt. Außerdem ist
S−1=
−1 1 3 −2
. Nun gilt
u0 v0
=A u
v
=SDS−1 u
v genau dann, wenn
S−1 u0
v0
=DS−1 u
v bzw. wenn
−u0+v0 3u0−2v0
=
−1 0 0 2
−u+v 3u−2v
erf¨ullt ist. Sind ue:=−u+v und ev:= 3u−2v, also
eu ev
:=S−1 u
v
, gesetzt, so erh¨alt man
ue0 ev0
=
−1 0
0 2
eu ev
⇐⇒ eu0 =−eu und ev0= 2ev
⇐⇒ eu(x) =c1e−x und ev=c2e2x f¨urc1, c2∈R. Wegen
eu ev
=S−1 u
v
⇐⇒
u v
=S
eu ev
=
2ue+ve 3ue+ve sind
u(x) = 2eu(x) +ev(x) = 2c1e−x+c2e2x v(x) = 3eu(x) +ev(x) = 3c1e−x+c2e2x mitc1, c2 ∈R die L¨osungen des Systems (3).