Abkürzungen und univorbierende Verkürzungen
im Neuhebräischen — ein Beitrag zur Wortbildung*
Von Peteb Fkbimaek, Münster i.W.
I
Seit langem hat das Vorhandensein von abgekürzten Wörtern,
Abbreviaturen, im Hebräischen das Interesse der Wissenschaft aus¬
gelöst. Zu diesem Gegenstand ist eine Vielzahl von Untersuchungen
erschienen, die — zumeist ausgehend vom AT-Text — die Geschichte
der Abkürzungen verfolgten*, bzw. ZusammensteUungen von abge-
* Mein Dank güt meinem Lehrer Hans Wehb und meinen Freunden
Zvi Soeeb, Münster und Aeiel Bloch, Berkeley, U.S.A., für verschiedene
Anregungen und Hinweise. Weiterhin bin ich mekiem Informanten stud.
med. 'Aqiba Wenig, Ramat-Gan, z.Zt. Münster, zu Dank verpflichtet.
* Vgl. die umfassenden Darstellungen in JeuHsh Encyelopedia I, S. 39^—43;
S. 256—259; Jüdisches Lexikon I, Sp. 11—12; Encyelopedia Judaica I,
S. 181—190. Gute Zusammenfassungen bieten noch L. Löw, Graphische
Requisiten und Erzeugnisse bei den Juden II, Leipzig 1871, S. 44—48 und
F. Perles, Zur Oeschichte der Abbreviaturen im Hebräischen, in: Arohiv für
Stenographie 54 (1902), S. 41—48; für den AT-Text F. Peeles, Analekten
zur Textkritik des Alten Testaments, München 1895, S. 4—73; N. H. Tttb-
SiNAi, MiSle Selomo, Tel-Aviv 1947, S. 73—80; G.R. Dbiveb, Semitic
Writing, London 1954, S. 234—236; ders.. Abbreviations in the Massoretic
Text, in: Textus 1 (1960), S. 112—^130; ders. Once Again Abbrevations, in:
Textus 4 (1964), S. 76—94. — In den einschlägigen Grammatiken finden
sich meist nur kurze Hinweise zu den Abkürzungen, vgl. etwa H.
Bauee und P. Leandeb, Historische Orammatik der liebräischen Sprache
dea Alten restowenis, Nachdruck Hildesheim 1965, S. 71; H. Rosen, A
Textbook of Israeli Hebrew^, Chicago 1962, S. 6; D. Cohen et H. Zafbani,
Orammaire de l'Hebreu Vivant, Paris 1968, S. 149—151. ■— An allgemeinen
Darstellungen vgl. nur C. F. Hookett, A Course in Modern Linguistica,
New York 1958, S. 313ff". ; I. J. Gelb, Von der Keilachrift zum Alphabet, Grundlagen einer Schriftwissenschaft, Stuttgart 1958, S. 220ff. ; F. Schmidt,
Zeichen und Wirklichkeit, Linguiatisch-aemantiache Unterauchungen, Stutt¬
gart 1966., S. 42—43. Korrekturzusatz: Naoh Fertigstellung dos Manuskripts
entdeckte ich noch folgende Veröffentlichungen, in denen u.a. zum Problem
der Abkürzungen im Hebräischen in allgemeinerer und umfassenderer Weise
Stellung genommen wird, und auf die wenigstens hingewiesen werden soll :
M. Steinschneideb, Vorlesungen über die Kunde hebräischer Handschriften,
deren Sammlungen und Verzeichnisse, Jerusalem 1937, S. 36. 42. 47;
D. Kaufmann, Besprechung des Werkes von Pieteo Pebbeau, Oceano delle
abbreviature e sigle ebraiche, caldaiche, rabbiniche, talmudiche, cdbcdiatiche.
rituali, geografiche (autographische Vervielfältigung). 1. Auflage, Parma 1882)
8 Peter Freimark
kürzten Wörtern und Wortgruppen vorlegten*. Auf die Ergebnisse dieser
Untersuchungen sei ausdrücklich hingewiesen, sie bilden den Hinter¬
grund der jetzigen Ausführungen.
Zu den Abkürzungen, die uns in großer Zahl im rabbinischen Schrift¬
tum begegnen, sind im Zuge der Wiederbelebung der hebräischen Sprache,
also beim Neuhebräischen^, zahlreiche neue Bildungen hinzugekommen.
Das Vorhandensein derartiger Neubildungen ist in etlichen FäUen
lexikographisch noch nicht erfaßt, weil sie in der Alltagssprache kometen¬
haft aufsteigen und Verbreitung finden, aber auch ebenso schnell wieder
aus dem Gebrauch kommen können. Diese Neubildungen entstammen
vor aUem den Bereichen Pohtik, Verwaltung und MUitär. Gelegentlich
gehen sie auf übernommene Lehnwörter zurück, oft sind es Lehnüber¬
setzungen*. Als Herkunftsort derartiger Entlehnungen sind besonders
die englische und die deutsche Sprache zu nennen.
Gegenstand der folgenden Ausführungen ist eine Bestandsaufnahme
der Prinzipien und Methoden, nach denen Abkürzungen und univer-
bierende Verkürzungen gebildet werden. Es ist also nicht beabsichtigt,
eine voUständige ZusammensteUung der in den letzten Jahren ent¬
standenen Kurzformen zu liefern^. Zum anderen soU untersucht werden,
in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, S. 457—464; zuerst erschienen in: Göttin-
gische gelehrte Anzeigen, 1884, Bd. II, S. 749—755; L. Löwenstein, Abbre¬
viaturen, in : Festschrift zum 70. Geburtstag A . Berliner's, Frankfurt a. M. 1903,
S. 255—264. — Zu Abkürzungen im Arabischen vgl. F. Rosenthal, The
Technique and Approach of Muslim Scholarship (Analecta Orientalia 24),
Rom 1947, S. 16—17. 35—37.
^ Die Standard-Werke sind : M. Heilprin, Han-nofariqon, has-sima-
nim we-hak-kinnuyim, Wilna, 1912; G.H. Händler, Lexikon der Abbre¬
viaturen^, in: Aramäisch-Neuhebräisches Handwörterbuch von O. Dalman,
Frankfurt a.M. 1922; J. R. Marcus, A Brief Supplement to the Standard
Hebrew Dictionaries of Abbreviations, in: Alexander Marx Jubilee Volume,
English Section, New York 1950, S. 447—480; S. Ashkenazi und D. Jarden,
Ozar Rashe Tevot, Thesaurus of Hebrew Abbreviations^, Jerusalem 1969
(mit Bibliographie).
' Mit dem Ausdruck ,,Neuhebräiscb" soll die Sprache bezeichnet werden,
welche seit etwa 90 Jahren — besonders in Palästina — eine Wieder¬
belebung erfahren hat und die heute die offizielle Sprache — neben dem
Arabischen — des Staates Israel ist. Für diese Spraehe finden sich noch
andere Bezeichnungen, wie ,, Modernes Hebräisch", ,, Israelisches Hebräisch"
etc. Der Ausdruck ,, Neuhobräisch" wurde deshalb gewählt, weil er den
Neuansatz gegenüber dem Mittelhebräischen von Mischna und Tosefta und
dem Hebräischen des AT am besten erkennen läßt.
* Vgl. L. Deroy, L'emprunt linguistique, Paris 1956; S. Ullmann,
Principles of Semantics^, Glasgow 1957, S. 40ff.
* Eine solche Zusammenstellung bis zum Jahre 1957 für die politische und
militärische Terminologie liegt vor bei L. Marwick, A Handbook of
Diplomatie Hebrew, Washington 1957, S. 47—60.
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 9
welcher Wert als Mittel der Wortbildung diesen Verkürzungen zu¬
kommt*.
Kennzeichnend für die Wortbildung' des Substantivs ist heute in fast
allen Sprachen die Bildung von Abkürzungen und Kurzwörtern. In den
anderen Wortklassen spielt sie hingegen nur eine untergeordnete RoUe*.
Zumeist werden unterschieden
a) Graphische Abkürzungen (Dr., Prof.),
b) Initialwörter, die aus aneinandergereihten Großbuchstaben bestehen
(U.S.A.) und die bei entsprechenden Kombinationsmöglichkeiten auch
nach dem Lautwert ausgesprochen werden (NATO —■ North Atlantic
Treaty Organization)' und
c) Kurzwörter, die als zusammenhängender Teil einer Vollform er¬
scheinen. Hierbei sind zu unterscheiden ,, Kopfwörter" (formen), bei
denen der erste Teil des VoUwortes für das Ganze verwendet wird
(Auto[mobil]), Teile der Mitte (engl, flu — influenza) und ,, Schwanz¬
wörter" (formen), bei denen das Wortende übrigbleibt ([Violonjcello).
' Als Umschrift im Sinne einer Transliteration habe ich das System II
der Akademie der Hebräischen Sprache von 1956 gewählt, das neben dem
System I als offizielle Umschrift im Staat Israel gilt und das auch von der
International Organization for Standardization als Grundlage für eine
Transliteration benutzt wurde (ISO Recommendation R 259 [Transliteration
of Hebrew], 1. Edition Ma,y 1962). Als Abweichung schreibe ich s für s.
Bei den Vokalen bediene ich mich eines vereinfachten Systems, da bei Aus¬
sprache oder Lesung der Verkürzungen nur die Vollvokale a, e, i, o und u
Verwendung finden. Eine ,, korrekte" Anwendung der masoretischen Vo-
kalisations-Regeln bei Verkürzungen findet sich nur in einigen Wörter¬
büchern, in unpunktierten Texten entfällt sie von selbst. Zur Problematik
einer Umschrift des Neuhebräischen vgl. neuerdings W. Weinberg,
Transliteration and Transcription of Hebrew, in: HUCA 40/41 (1969/70),
S. 1—32 (mit Literaturhinweisen). — Bei der Wiedergabe von Buchtiteln
wurde in einigen Fällen die vom Autor benutzte Umschrift verwendet.
' Wortbildung wird verstanden unter Anlehnung an W. Fleischer als
Kombination vorhandener Wörter oder Stämme miteinander oder mittels
besonderer Bildungselomento. Sie ist von der Wortschöpfung, der Ent¬
stehung einer völlig neuen Wortwurzel, zu unterscheiden (vgl. W. Fleischeb, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, Leipzig 1969, S. 9fr.).
' Vgl. W. Fleischeb, a.a.O., S. 210—214 (mit Literaturangaben).
" F. Schmidt, a.a.O., S. 42ff., hat darauf hingewiesen, daß bei Initial¬
verkürzungen gewöhnlich die Bedeutung des Wortes ausgelöscht wird, für
das der einzelne Buchstabe steht. Die schriftlichen Zeichen werden direkt
auf die gemeinte Wirkhchkeit bezogen und ursprünglich denotierende in
repräsentatierende Zeichen verwandelt. So wird etwa die in dem Namen
United States of America ausgesprochene Erkenntnis, daß dieser Staat eine
Vereinigung von Staaten ist, in der Form USA nicht mehr notwendig voll¬
zogen.
10 Peteb Fbeimabk
Die Kürzung muß nicht in Übereinstimmung mit den Morphem¬
grenzen innerhalb des Wortes erfolgen.
Hinzu kommen noch Verkürzungen und Veränderungen bei Eigen¬
namen durch emotionale Färbung, etwa bei Koseformen und pejorativen
und vulgären Formen. Die emotionale Färbung kann später verschwinden,
die neu entstandene Form lebt aber weiter (vgl. russ. Sascha für Alek¬
sandr). Diese Bildung gehört in den Bereich der parole*".
Unter den Bildungsweisen, die das Wort, bzw. die Wortgruppe jeweils
verkürzen, sind die univerhierenden Verkürzungen von besonderer
Wichtigkeit**. Ihre Triebkraft liegt in der Worteinung, d.h. eine Wort¬
verbindung wird zu einem einzigen verkürzten Wort zusammengefaßt.
Derartige univerbierende Verkürzungen sind in den letzten Jahren in
vielen Sprachen in großer Zahl entstanden. Sie finden sich vor allem bei
Bezeichnungen von Institutionen und Organisationen und bei tech¬
nischen Ausdrücken (Komintern — Kommunistische Internationale,
Jabo — Jagdbomber)**.
Im Neuhebräischen sind die graphischen Abkürzungen und die
Initialverkürzungen dominierend. Diese Bildungen spielen aber auch in
anderen Sprachen eine große Rolle. Sie gehen von der schriftlichen
Fixierung aus, wobei man bei den Initialverkürzungen solche unter¬
scheidet, die nach Buchstabenbenennung ausgesprochen werden (Typ
U.S.A.) und solche, die nach Lautwert ausgesprochen werden (Typ
NATO). Beide BUdungsweisen sind im Hebräischen keine Neuerungen,
sie sind aus mittelalterlichen Texten bekannt*^.
*" Vgl. A. Baecklukd, Die univerhierenden Verkürzungen der heutigen
russischen Sprache, Diss. Uppsala 1940, S. 30ff.
** Hierzu zählen auch die unter b) genannten Initial werter.
** Für die deutsche Sprache vgl. L. Mackensen, Die deutsche Sprache in
unserer Zeit, Heidelberg 1956, S. 70ff.; K. Kobn, Sprache in der verwalteten
Welt, Frankfurt a.M. 1958, S. 100—117; S. Gbosse, Reklamedeutsch, in:
Wirkendes Wort 16 (1966), S. 93ff. — Die Schreibung der Abkürzungen ist
für die deutsche Sprache heute generell geregelt (vgl. Der Große Duden,
Bd. 1 Rechtschreibung, 16. erweiterte Aufl., Mannheün 1967, Register
S. 96; Der Große Duden, 16. Auflage, Leipzig 1967, S. 610ff.). — Als letzte
Neuerscheinung auf diesem Gebiet vgl. H. Koblischke, Abkürzungsbuch,
Leipzig 1969 (mit Literaturhinweisen).
*' Neben den reinen Initialverkürzungen finden sich auch andere Formen,
bei denen z.B. die ersten Konsonanten eines Wortes als Abkürzimg dienen,
wie '131 für Tmn oder bei denen das letzte Wort eines Ausdrucks beibehalten wird, wie '"svK für •'D ■?» 1«. Andere Fälle, wie Ausfall der Wortmitte und Erhaltung des Wortbeginns oder -endes, wie etwa "'nn für ■'nbn, oder Aua-
lassung des Wortbeginns, wie 'J für ja .jdk sind im Neuhebräischen kaum
nooh anzutreffen. Zu den verschiedenen Möglichkeiten der Verkürzungen
vgl. Jewish Encyelopedia I, S. 40fif. Vgl. auch unten S. 20ff.
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 11
Für das Neuhebräische ist jedoch festzustellen, daß neben den nach
Buchstabenbenennung ausgesprochenen Initialverkürzungen ein starkes
Aufkommen der nach Lautwert ausgesprochenen Initialverkürzungen
vorliegt. Der Grund hierfür ist, daß derartige einwortige nominale
Syntagmen Bedürfnissen der Einfachheit und der Übersichtlichkeit im
Sprachbau entgegenkommen, also sprachökonomische Gesichtspunkte
dominieren. Durch derartige Bildungen ist die Möglichkeit gegeben,
Determinativ-Komposita und Kopulativ-Komposita unter Ausnutzung
bekannter Bildungsweisen zu vermeiden. Sie entsprechen Bedürfnissen,
denen man in früheren Zeiten mit umständlichen Wortverbindungen zu
genügen versucht hatte". An ihnen werden Tendenzen der Univerbation besonders deutlich.
Anders als in anderen Sprachen sind im Neuhebräischen Univer-
bations-Tendenzen vorwiegend auf Initialverkürzungen beschränkt und
lassen sich anderswo nur in geringem Umfang nachweisen**. Es gibt
wohl Fälle, bei denen sich die einwortige Form stärker durchsetzt als die
zweiwortige (z.B. pVo gegenüber pVö r''3 — ,, Hotel") und andere, bei
denen Kontraktionserscheinungen zutage treten C'jNIBr'SIS ,, israelisch",
57T3B1S ,, Motorrad"), wobei ebenfalls Tendenzen der Univerbation vor¬
liegen. Ihre Häufigkeit ist aber im Verhältnis zu den Initialverkürzungen nicht sehr groß.
Bei der Auflösung, bzw. Aussprache der Verkürzungen lassen sich
3 Arten unterscheiden. Hinzu kommen noch Wortverkürzungen, die dem
Bereich der gesprochenen Sprache entstammen.
1. Die Initialen der abgekürzten Wörter sind rein graphisch gemeint,
sie sind bestimmt, als vollständige Wörter gelesen zu werden. Das
geschieht besonders dann, wenn Wörter aus Gründen der Verein¬
fachung oder der Raumnot bei der schrifthchen Niederlegung ab¬
gekürzt werden («"D für Vn ,,Tel Aviv").
"Vgl. C. Brockelmann, OVG I, S. 481; ders.. Hebräische Syntax,
Neukirchen 1956, S. 126fF. ; M. Z. Kaddari, Identification of Hebrew Complex
Semantic Unities, in : Fourth World Congress of Jewish Studies, Abstracts
of Papers, Jerusalem 1965, Hebrew Language, S. 15—16.
*' Im Russischen etwa unterscheidet man 4 Arten von Verkürzungen, bei
denen sich Tendenzen der Univorbation finden. Neben den Initialverkürzun-
gon sind es SUbenverkürzungen, gemischte und partielle Verkürzungen.
Die Silbenverkürzungen werden durch Zusammenfügung der ersten Silben
oder Buchstaben der Komponenten eines zusammengesetzten Ausdrucks
gebildet. Die gemischten Verkürzungen sind Kompromißformen zwischen
Initial- und SUbenverkürzungen. Von großer Wichtigkeit sind die partiellen
Verkürzungen, die aus einem verkürzten determinierenden Adjektiv und aus
einem unverkürzten determinierten Substantiv bestehen. Vgl. hierzu
A. Baecklttnd, a.a.O., S. 52ff.
12 Peteb Fbeimabk
2. Die Initialen werden nach Buchstabenbenennung ausgesprochen.
Neben Fremdwörtern findet sich diese Möglichkeit vor allem bei
Zählungen und Einteilungen (3"tl? „Sin Bet" — Sicherheitsdienst).
3. Die Initialen und gelegentlich auch andere Buchstaben werden nach
Lautwert ausgesprochen (Näheres s. unten S. 20).
4. Schließlich gibt es noch Wortverkürzungen, bei denen die Kürzung
nicht von der graphischen Form ausgeht, sondern Entwicklungen
innerhalb der gesprochenen Sprache maßgebend sind (""aiKDmaN
,, Abraham").
Ähnlich wie bei den indogermanischen Sprachen, wo die Initialen,
gleichgültig ob Konsonanten oder Vokale, aneinandergereiht nach ihrem
Lautwert ausgesprochen und zu einer phonetischen Einheit zusammen¬
gefügt werden (Typ NATO), werden sie auch im Hebräischen als Kom¬
ponenten eines neuen Wortes zusammengefaßt. Grundsätzlich wird
hierbei so vorgegangen, daß die Lesung einer Verkürzung in der Weise
erfolgt, als läge ein herkömmliches ,, normales" Wort vor. Beim Vor¬
handensein von Konsonanten wird also bevorzugt der Bindevokal a
gelesen (ir"T — das — DiVtt? ns?"'^^ ,, Grüße"). H wird mit dem Vokalwert a gelesen, entsprechendund 1 als e, i*', bzw. o und u". Dementsprechend
ist auch eine Diphtongierung möglich, besonders der Diphtong ai ist
häufig anzutreffen. Er erscheint entweder ,, defektiv" ('"'IT) oder ,, plene"
(""'SDö) geschrieben.
Mit Hihe dieses Vokal- bzw. Vokalisierungssystems wird die Ver¬
kürzung nun gelesen, wobei sich der native speaker an die ihm bekannten
Schemata hält. Hierzu ist jedoch eine Einschränkung zu raachen: die
Lesung der Vokalwerte kann von der oben beschriebenen Ordnung ab¬
weichen. Das geschieht besonders dann, wenn der Konsonantenbestand
einer Verkürzung identisch mit dem Konsonantenbestand eines ,, nor¬
malen" Wortes ist. So wird etwa die Verkürzung ^''SK nicht mit dem
Vokal wert a ausgesprochen, sondern in Anklang an die Präposition "jSK
mit dem Vokalwert e. Wir haben es bei dieser Erscheinung mit der Tat¬
sache zu tun, daß im Leser oder Sprecher quasi vorprogrammierte
Vokahsierungen ihm bekannter Wörter die eigentlich zu erwartenden
Vokalisierungen bei Verkürzungen durchbrechen. Zum anderen ist
sicher maßgeblich, daß bei einigen drei-konsonantigen Verkürzungen die
*• TJ kann auch den Vokalwert e übernehmen. Eine derartige Lesung ist
allerdings nur in älteren Verkürzungen zu finden, sie geht auf das Jiddische
zurück (vgl. best 31d no "7573).
1' Das System entspricht damit dom Vokalsystem des Neuhebräischen
(vgl. D. Cohen et H. Zafbani, a.a.O., S. 36). — Das umstrittene Problem,
ob 6, diphtongisches ey und 9 selbständige Phoneme oder nur AUophone
sind, soll hier unberücksichtigt bleiben.
Abkürzungen ruid univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 13
Lautung der Segolat-Porm mitwirkt, so daß durch Systemzwang der
Vokal wert e gewählt wird.
Es muß noch betont werden, daß die Lesung der Initialen einer Ver¬
kürzung nach Lautwert nicht wiUkürlich in jedem Fall erfolgen kann.
Die graphischen Abkürzungen erfordern die vollständige Aussprache der
betreffenden Wörter, so wie im Deutschen etwa ,,z.B.", ,, u.s.w." oder ,,d.h."**. Bei den Initialverkürzungen erfolgt eine Lesung nach Lautwert
dann, wenn die BuchstabenkonsteUation eine solche nahelegt und wenn
man den Gegenstand, für den die Verkürzung steht, als bekannt voraus¬
setzen kann, wobei das schwierige Problem, warum etwa nach
Buchstabenbenennung und nicht nach Lautwert ausgesprochen wird,
offen bleiben soll. Die Voraussetzung des Bekanntseins von Verkürzungen
gilt besonders für Ausdrücke des politischen und militärischen Bereichs,
bei denen die ständige Wiederkehr in Zeitungstexten und Radio- und
Fernsehmeldungen eine kurze und prägnante Form notwendig macht*'.
Daß sich hierbei innerhalb der einzelnen Bereiche besondere Formen ent¬
wickeln und durchsetzen, die von der AUgemeinheit zunächst nicht ohne
weiteres verstanden werden, versteht sich von selbst. In solchen FäUen
ist der Hörer oder Leser auf den Kontext angewiesen, um die Verkürzung
korrekt verstehen zu können. Die Lebendigkeit der Sprachentwicklung
und das Nichtanerkennen normativer Festlegungen auf diesem Gebiet
ermöglichen eine Fülle von subjektiven Bildungen, von denen erst nach
einiger Zeit gesagt werden kann, ob sie sich durchsetzen, oder ob sie aus
dem Sprachgebrauch wieder ausgeschieden werden. Bleiben derartige
Bildungen erhalten, werden sie als ,, normale" neugebildete Wörter an¬
gesehen und unterliegen dann in der Folgezeit den üblichen morpho¬
logischen Veränderungsmöghchkeiten. Sind es Substantive, werden sie
mit Suffixen versehen. Gelegenthch sind ,, denominative" Verbal¬
bildungen anzutreffen, wobei die Initialen wie neuentstandene Wvurzeln
behandelt werden.
** Für die Auflösungen stehen die einschlägigen Abkürzungs-Wörter¬
bücher zu Verfügung (vgl. Anm. 2). — Über die Gefahr von falschen Auf¬
lösungen und über lokale Verschiedenheiten in älteren Texten vgl. M. Rabi-
NOWrrscH, Helqam Sei raSe hat-teiot bal-laSon ha-'ihrit u-bS-habanat mSqorot sijrutiyim, in: LeSonenu 17 (1951), S. 89—94.
*' Bildungen dieser Art unterdrücken das Bewußtsein der Zusammen-
gesetztheit aus mehreren Wörtern, sie rechnen schließlicb überhaupt nicht
mehr mit dem Deuten der Wortbedeutungen, die ihnen zu Grunde liegen
(F. Schmidt, a.a.O., S. 43). A. Martinet, Orundzüge der Allgemeinen Sprach- umsenschajfi, Stuttgart 1963, S. 165 spricht bei Verkürzungen von „syntag-
matisoher und paradigmatischer Ökonomie" und vertritt zu Recht die An¬
sicht, daß bei Zunahme der Häufigkeit einer Einheit ihre Form dazu neigt,
sich zu reduzieren (S. 174).
14 Peter Freimabk
Maßgebend für das Einwachsen dieser univerhierenden Verkürzungen
in die hebräische Sprache ist ihre Fähigkeit, wie ein herkömmliches
Substantiv behandelt zu werden. Voraussetzung hierfür ist, daß sie sich
den phonetischen Gesetzen der hebräischen Sprache anpassen, bzw.
angepaßt werden. Im positiven Fall werden sie als neue Wortbildungen
in den Sprachkörper aufgenommen.
II
Der älteste Ausdruck für Abkürzung scheint nvniK ""tTHT gelautet zu haben, auf ihn geht sehr wahrscheinlich das arabische ru'fls hurüf zurück.
Er ist im Midrasch Tanchuma zu finden*". Heute ist der übliche Ausdruck
für Abkürzung und Verkürzung man ""Wl oder mann "'tfST. In der
Form man ""Wl ist er seit der Masora nachzuweisen**. Mit ihm werden
einzelne abgekürzte Wörter und verkürzte Wortgruppen bezeichnet.
Wie der Ausdruck besagt, werden die Initialen der Wörter als Ab¬
kürzung verwendet**. Um sie aus dem Schrifttext hervorzuheben und um
eine falsche Lesung zu verhindern, werden sie besonders gekennzeichnet,
und zwar setzt man
1. hinter den Konsonanten, der für ein abgekürztes Wort steht einen
Strich in Höhe des Apostrophs ('1 - mas), bzw. bei abgekürzten
Wortgruppen vor den letzten Konsonanten 2 Striche (N"n - a''aK bT\),
2. hinter den Konsonanten, der für ein abgekürztes Wort steht, bzw. die
Konsonanten, die für eine abgekürzte Wortgruppe stehen, einen
Punkt (.3.N - naaj ynn).
3. In einzelnen noch näher zu erläuternden Fällen werden die Initialen
nicht gekennzeichnet.
1. Abkürzung dm-ch Striche
Die Abkürzung eines Wortes durch einen Strich**, bzw. die einer Wort¬
gruppe durch 2 Striche, ist seit dem Mittelalter die übliche Form der
Kennzeichnung**. Sie ist die weitaus häufigste Art der Abkürzung**.
'» Ed. Buber 54a zu Exodus 30, 12 (n'oa» ■?» nvm« •■Bsn).
** Vgl. Jewish Encyelopedia I, S. 39ff. Dort findet sich auch eine Liste
mit anderen Bezeichnungen. Vgl. auch Ben-Jbhuda, Thesaurus VIII,
S. 7648.
Das Verfahren ist alt. Sehon auf makkabäischen Münzen finden sich
Abkürzungen dieser Art, so etwa o für njB.
*' Der hebräische Terminus lautet nsnis, pl. nwann, es findet sich auch
ona, pl. n''anj.
Die Herkunft des Striches als graphisches Zeichen für eine Abkürzung
ist lunstritten. Die Ansicht von Praetorius, daß der Strich auf das Pasek
zurückgehe (F. PRABTOBrus, Päseq, in: ZDMG 53 (1899), S. 683—692) ist
von G. Bergsträsser, Hebräische Orammatik, Teil I, Eirdeitung, Schrift-
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 15
Bei der Abkürzung von Wortgruppen wird prinzipiell so verfahren,
daß vor dem letzten Buchstaben die beiden Striche stehen. Hierbei
können Buchstaben, die im Wortganzen zusammengehören, getrennt
werden (ri'^trn - lian" DS^n).
Für die Schlußbuchstaben Ü, ], >], J gibt es eine feste Regelung bei
Abkürzungen nicht. Man findet sowohl die Kontextform, als auch die
Schlußform. Die Kontextform wird in modernen Texten oft bewußt
deshalb gewählt, um deutlicher hervortreten zu lassen, daß es sich um
kein „normales" Wort handelt. Diese Regelung gilt auch für die Zahl¬
angaben in Buchstabenform*'.
Neben ihi-er Aufgabe als Kennzeichnung der Abkürzung einer Wort¬
gruppe haben die 2 Striche noch andere Funktionen. Sie sind oft Merk¬
zeichen für ein Fremdwort. Der Leser soll durch sie aufmerksam gemacht
werden, daß das betreffende Wort nicht hebräischen Ursprungs ist und
daß die üblichen Vokalisationsregeln nicht anzuwenden sind*'. Zum
anderen haben die 2 Striche noch die Funktion, bei Wortspielen durch
ihre Verwendung eine Art Verfremdungseffekt hervorziu-ufen**. Eine
solche Verwendung spielt auch in modernen Texten eine nicht zu unter¬
schätzende Rolle. Schließlich finden sich die beiden Striche noch bei der
Angabe von Zahlwerten (X"' — 11) und bei der Schreibung des Aus¬
sprachewertes der Buchstaben (f]"*?« - «)*'.
und Lautlehre, Leipzig 1918, S. 79 und H. Bauer imd P. Leander, Historische
Orammatik der hebräischen Sprache des AUen Testamentes, Nachdruck Hüdes¬
heim 1965, S. 162 zurückgewiesen worden. Vgl. aucb G. R. Dbtveb, a.a.O.,
S. 129ff.
*' Zu anderen in mittelalterlichen Handschriften geübten Kennzeich¬
nungen vgl. Jewish Encyclopedia I, S. 40fT.
" Vgl. H. Rosen, a.a.O., S. 120.
"Vgl. S.Y. 'Agnon, WS-haya he-'aqob IS-miSor, in: Kol sippuraw Sei
Smu'el Yosef 'Agnon II, Jerusalem — Tel-Aviv 1969, S. 61: t""b — deutsch;
S. 63: p"Tip — Kosak; S. 64: »"okt — Rate usw. — Vgl. auch unten S. 36.
"Z.B. bei 'Agnon, a.a.O., S. 61:n"T'n;3 o'-vn ••nv für nvjxa D^n mv
(Ps. 107, 23). — Überhaupt legt die Verwendung der Striche durch 'Agnen
in einigen Erzählungen den Schluß nahe, daß er sie als stüistisches Mittel
benutzt, um im Leser bestimmte Assoziationen hervorzurufen, in diesem
Fall, um den Text in seiner graphischen Grestalt mittelalterlichen Texten
anzunähern. Vgl. hierzu J. Mansour, Studies in the Language of S. Y. Agnon
(hebr.), Tel-Aviv 1968, S. 33.
Gelegenthch trifft man auch auf einen kurzen waagerechten Strich,
ähnlich dem Maqqef, der 2 Buchstaben miteinander verbindet (''p~i« o.k.).
In jüngster Zeit dient dieser Strich schon recht häuflg dazu, einwortige Ab¬
kürzungen anzuzeigen. So erscheint z.B. in Zeitimgstexten oft die Ab¬
kürzung □"'für D'''7isiT'.R. AxcALAY, MiUon 'iftri-'awg'W, Tel-Aviv — Jerusalem 1965 führt diese Form schon auf.
16 Pbteb Fbeimabk
2. Abkürzung durch Punkte
Die meisten der Abkürzungen, die mit einem oder mit mehreren
Punkten gekennzeichnet sind, sind Entlehnungen aus den indoger¬
manischen Sprachen (."?t3 - ]ia'7D ,, Telefon"). Derartige Lehnabkür¬
zungen finden sich besonders in Zeitungstexten in großer Zahl. In vielen
FäUen schwankt die Kennzeichnung der Abkürzung zwischen Punkten
und Strichen. Mit Ausnahme bestimmter Ausdrücke, die häufig in
Briefen und geschäftlicher Korrespondenz verwendet werden, wie etwa
.I.K für 1233 plK ,, geehrter Herr" und bei denen die Kennzeichnung
immer durch Punkte erfolgt, gibt es viele Fälle, bei denen beide Ab¬
kürzungs-Kennzeichnungen nebeneinander erscheinen, so etwa .h'tj
neben 'Vü oder ."IT neben T'!^". Es ist also bei graphischen Abkürzungen,
die die Lesung vollständiger Wörter erfordern, dem Schreiber oder Setzer
überlassen, welche Kennzeichnung er verwenden will. Wenn aber Punkte
angewendet werden, weist dies stets auf eine rein graphische Abkürzung
hin. Hingegen werden univerbierende Verkürzungen immer durch die
beiden Striche gekennzeichnet.
3. Abkürzung ohne Kennzeichnung
In bestimmten Fällen finden sich Abkürzungen ohne Kennzeichnung.
So werden etwa die Namen von politischen Gruppierungen und Parteien
in gekürzter Form ohne Kennzeichnung aufgeführt, wenn sie auf An¬
kündigungen zur Wahl oder auf dem Wahlzettel erscheinen. Diese Form^
eine Art Signum, weicht oft beträchtlich von der Form ab, unter der die
Partei sonst bekannt ist**. Auch bei technischen Angaben fehlt hin und
wieder eine Kennzeichnung, wenn der Autor sie nicht für notwendig
erachtet. Man denke etwa an Grammatiken und die üblichen Ab¬
kürzungen wie D für VsB „Verb", 3 für «1^3 „Subjekt", 2J für "-IIS „Im¬
perativ"****. Aus rein graphischen und drucktechnischen Gründen kann
Eine Form wie T't ist eigentlich nicht ganz korrekt, da die 2 Striche
nur bei Abkürzungen von Wortgruppen Verwendung finden.
"* Vgl. « für •"'KDn und hts« für invn, den Zusammenschluß der 3 Arbeiter¬
parteien Mapai, Ahdut ha-'Aboda und Mapam für ein Wahlbündnis. Die 3
Parteien erscheinen auf den Wahlzetteln mit den Buchstaben « (•'"«D»), 7a (□"Dn) und n (mn« miasn). nns ist also eine Verbindung der 3 Zeichen, die für die Parteien stehen. Neben der Bedeutung ,, Wahrheit" als normales Wort ist
diese BuchstabenkonsteUation auch die Abkürzung für die 3 Bücher Hiob,
Sprüche und Psalmen (n^'^-'nn -'"jon .avx).
'2 Vgl. die Überschrift p3JS7 '"tff "jsk "jd" piooa n'TS-'Vtffn ]-'a umin impn
von J. Mansur, in: Annual of Bar-Ilan University IV — V, 1965—1967, Jeru¬
salem 1967,'S. 403.
Die Verbalklassen werden fast immer bei abgekürzter Form durch
Striche gekennzeichnet.
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 17
ebenfahs eine Kennzeichnung unterbleiben, so z.B. im o.a. Ozar Rashe
Tevot, wo die Abkürzungen nm: durch Fettdruck hervorgehoben sind**
III
Die im folgenden angeführten Beispiele sind der modernen Zeitungs¬
sprache — vor allem den beiden Blättern „Ha-Ares" und „Ma'ärib" —,
sowie zeitgenössischen literarischen und wissenschaftlichen Werken ent¬
nommen. Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen wurden nur
Bildungen berücksichtigt, die erst mit dem Neuhebräischen aufge¬
kommen sind*». Das gilt ganz besonders für die univerhierenden Ver¬
kürzungen. Durch die Beispiele sollen die obigen Ausführungen über die
4 Typen der Verkürzungen gestützt und erweitert werden. Bei der Zu¬
sammenstellung der nach Bedeutungsgruppen geordneten Belege zu den
einzelnen Typen wmrde Vollständigkeit nicht angestrebt.
1. Graphische Abkürzungen
Im Gegensatz zu den nachfolgenden Gruppen, bei denen die Initialen
nach Buchstabenbenennung, bzw. nach Lautwert ausgesprochen werden,
also phonetisch relevant sind, handelt es sich bei dieser Gruppe um
Abkürzungen, für die die Priorität der graphischen Form maßgebend ist.
Sie sind für das Auge bestimmt, die Aussprache ist für sie ohne Relevanz.
Diese wäre die gleiche, wenn das Wort oder die Wörter graphisch voll¬
ständig erschienen. Sofern diese Abkürzungen von 2 oder mehreren
Wörtern gebildet werden, sind sie ein Reservoir für in späterer Zeit
mögliche univerbierende Bildungen, wenn im einzelnen Fall Sprach¬
gebrauch und Buchstaben-Konstellation eine solche Entwicklung zu¬
lassen.
^* Eine Verwendung des graphischen Büdes von Buchstaben zur Be¬
zeichnung bestimmter Formen (Typ X-Beine, U-Röhre) ist im Neu¬
hebräischen nicht bekannt. Für das Mittelbebräische vgl. E. Fink, Schrift¬
geschichtliche Beobachtungen an den beiden griechischen Buchstaben F und X,
deren sich der Talmud zur Bezeichnung von Gestalten bedient, in: HUCA 10
(1935), S. 169—183.
Fälle, bei denen cin Buchstabe, der ein abgekürztes Wort vortritt, vor
einem Substantiv steht (Typ U-Bahn, D-Zug), sind im Hebräischen nicht
möglich, weil Nominal-Komposita wie Untergrund-Bahn und Durchgangs-
Zug nioht bildbar sind. An Lohnformen vgl. X jnp und op-'S pp „x-rays",
••T ■'1 ,,V-day" (Victory-day), anu .n.i für Rh[esus]-Faktor und im Slang 'B pnci ,, Vitamin P" (Protektion).
'° Ältere Bildungen, etwa bei Personeimamen (Typ Katz < pis ins),
und Bogriffe dos kultisch-religiösen Bereichs wurden ausgelassen. Zu Abkür¬
zungsnamen vgl. G. Kessleb. Die Familiennamen der Juden in Deutschland,
Leipzig 1935, S.55ff., 61.
2 ZDMG 121/1
18 Peteb Fbeimabk
Beispiele :
'K Tnx Herr
•1 mal Frau
""K btrivr fn« Land Israel
'm no'Dia-'iiN Universität
3"n nojD nan Abgeordneter der Knesset,
M.P.
.„Xf n-'Vinir'' Israelisches Pfund
»"Ö Dipa Kbaa Stellvertreter
Städtenamen :
]m n-a
D"D3 Kao IDD
n"D
mpn nnD
n"p njn nnp
1"^ p nan
^''^twin
p's"? piTKn
K"n aoK Vn
D-"» D'VsnT'
Geographische Bezeichnungen :
a"mK nnan nun« U.S.A.
D"ma msaian nna UdSSR
D"VaK
nToVn npnax Latein-Amerika
n"nta
pD-nn mran Naher Osten
Organisationen und Institutionen :
TO ft no Gericht
H'O D-Vm no Krankenhaus
O'O IDO no Schule
b"by
Vkiit'-V -aiKV pja Israelische National-Bank
U"' .B.a D-VmT' 'Vs'iD nssio Arbeiterrat Jerusalem
K"n .D.a aoK Vn -"VaiD nssia Arbeiterrat Tel-Aviv
.K.I1.» aoK Vn nn-s? Stadtverwaltung Tel-Aviv
V'^j? VKitr-V na-p pp Jüdischer National-Fond
Bei bestimmten Abkürzungen, die häufig ii] Briefen, bzw. bei geschäft¬
licher Korrespondenz V^erwendung finden, erfialgt die Kennzeichnung
immer durch Punkte.
naoj pnx geehrter Herr
maaj mai geehrte Frau
.N.T maiK nsT d.h.
.a.j.n nxa naaj ian (sehr) geehrter Kamerad
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 19
•T-HV nt ©nnV dieses Monats
.».y*? nn» nsV vorläufig
.oa IDOa Nr.
•3-3 nta «1013 zusätzhch
•^•^ IT nJtr? dieses Jahres
.n.n -)Kn nan Postfach
Vornamen, deren korrekte Lesung man voraussetzen kann, werden oft
durch Punkte abgekürzt.
\>^■DW .V Levi Eschkol
p-VN-a .l.n Chaim Nachman Bialik
pmi 13 .1 David Ben-Gurion
T-xa .1 Golda Meir
Lehnabkürzungen
a"a mm a"0 cm
'a m
a"p km
'1 or
o i"p kg 0"1p kw T'T ,"n Dr.
'ono Professor
.Vo ,'Vo Telefon
.a.n inV»a im 1. His Excellency, H.E.
inisVa im 2. His Majesty, H.M.
Aus dem militärischen Bereich:
.0.1 D-plO nu anti-tank
.a.i D-trpia tii anti -mi nes
.a.i D-oioa 113 anti-aircraft.
2. Initialverkürzungen — nach Buchstabenbenennung ausgesprochen
Hebräische Verkürzungen dieses Typs sind nicht sehr häufig, meistens
sind es Angaben bei Zählungen und Messungen. Zahlen in Buchstaben¬
form sind an sich keine Abkürzungen im Sinne der obigen Ausführungen.
Trotzdem wurden einige Beispiele angeführt, weil bei der Aussprache die
Buchstabenbenennung an Stelle des Namens der Zahl erscheint.
'X DV yom alif Sonntag
'3 nns kitta bet 2. Klasse
'n plB pereq he Abschnitt 5
2»
20 Pbter Frbimark
K"N JID sug alif alif beste Qualität (I A Qualität)
Vs?Dn ND ,'D
VSDH
VsDn naV ,'\>
1. Radikal des Verbs 2. Radikal des Verbs 3. Radikal des Verbs 1970*'.
b"m Andere Beispiele:
3"»
3"W
alif bet sin bet
Alphabet
Sicherheitsdienst, Abwehrdienst
Lehnverkürzungen :
Überaus groß ist die Zahl der entlehnten Verkürzungen, die nach
Buchstabenbenennung ausgesprochen werden. In vielen Fällen er¬
scheint hierbei die fremde Aussprache der nichthebräischen Buch¬
staben. Durch die hebräischen Buchstaben, die als Transliteration
figurieren, wird eine möglichst genaue phonetische Entsprechung des
Originalausdrucks angestrebt, wobei oft über eine reine Transliteration
hinaus phonetische HihesteUung gegeben wird.
.D,3.N ei-bi-si ABC (American Broadcasting Company)
."•D.-N ei-pi AP (Associated Press)
.••N.O ,.N.3 bi-ei B.A.
.D.3 bi-es B.Sc.
3-3 be-be B.B. (Brigitte Bardot)*«
."-'S.O bi-gi B.G. (Ben Gurion)*»
.D.3.3 bi-bi-si BBC
.D.TT de-de-te DDT
.Ü.3.Ü te-en-te T.N.T.
.aN.O.-N ;.a.3."' ai-bi-em IBM
.N.a em-ei M.A.
.D.a em-es M.S.
.D.1N.D es-o-es s.o.s.
3. Initialverkürzungen — nach Lautwert ausgesprochen
In Teil I ist darauf hingewiesen worden, daß in den letzten Jahr¬
zehnten nach Lautwert ausgesprochene Initialverkürzungen in sehr
großer Zahl entstanden sind. Derartige Verkürzungen sind zum größten
Teil nominale Ausdrücke, die für Wortgruppen stehen. Durch sie wird
Vgl. aber auch unten S. 28
Grundlage ist die französische Aussprache.
" Die graphische Gestalt der durch Fremdwörter ins Neuhebräische
gelangten g, i, & ist 'i, 's. In diesem Fall ist die englisoho Aussprache zugrundegelegt.
Abkürzungen und univei-bierende Verkürzungen im Neuhebräischen 21
eine ausführliche und oft umständhche Nennung der einzelnen Kom¬
ponenten des jeweiligen Ausdrucks vermieden*".
Bei vielen dieser neuen Bildungen tritt eine Tendenz immer stärker
hervor, die gelegentlich auch schon in mittelalterlichen Abkürzungen an¬
zutreffen war, die damals aber noch nicht so vorherrschend war. Bei den
graphischen Abkürzungen und den nach Buchstabenbenennung aus¬
gesprochenen Initialverkürzungen ist das reine Initialverkürzungs-
Prinzip dominierend. Bei den nach Lautwert ausgesprochenen Initial¬
verkürzungen ist nun zu beobachten, daß der Aussprachefähigkeit der
neuen Bildung wegen oft nicht nur die Initialen der Wörter des Aus¬
drucks als Lautträger benutzt werden, sondern etwa 2 Buchstaben des
einen Wortes und 1 Buchstabe des anderen Wortes als Bildungselemente
fungieren (Typ tt?"1t5 taraS für ptfSI -snits), oder silbische Einheiten der
beteiligten Wörter für die neue Bildung Verwendung finden (Typ
T'rno mahtar für main nplVna)**. Hinter dieser Erscheinung ist das
Prinzip zu erkennen, die oft zweiwortigen Komposita-Ausdrücke auf
wenigstens 3 Buchstaben zu bringen. Durch derartige Bildungen ist den
Kombinationsmöglichkeiten keine Grenze gesetzt, wenn auch unter
ihnen die reinen Initialverkürzungen den Hauptanteil bilden**. Gewählt
werden immer Buchstaben, die eine Aussprache des univerhierenden
Ausdrucks ohne Schwierigkeiten ermöglichen. Hierdurch entstehen
Büdungen, die sich phonologisch und morphologisch in die passenden
Sprach-Schemata einfügen. Das reine Initial-Schema ist also zu einem
kombinierten Schema erweitert, die graphische Funktion der Verkürzung
tritt hinter die phonologische Notwendigkeit zurück.
*" Eino nochmalige Unterteihmg dieses Typs wäre möglich, wenn man
nämlich Verkürzungen ohne Zusatz- oder Füllvokal (Typ d"ik = 'um
rnnixn mms — ,, Vereinte Nationen"), bei denen also die Vokalisierung
durch das Schriftbild schon vorgegeben ist, und Verkürzungen mit Zusatz -
oder Füllvokal (Typ ynbn = malben, Q^'jBnj D-''7iva Vidb"? nnoiTS „Für¬
sorge-Einrichtung für geschädigte Einwanderer") unterscheidet. Derartige
Zusatzvokale dienen dazu, das Wort in Anlehnung an eine vorhandene,
Nominalform oder an ein vorhandenes Wort aussprechbar zu machen, was
vom native speaker in den meisten Fällen ohne Schwierigkeiten vollzogen
wird. Die beiden Untergruppen, die sich prinzipiell nicht unterscheiden,
sind der Einfachheit halber unter 3. zusammengefaßt worden.
** Büdungen durch Silbenverkürzungen sind in den indogermanischen
Sprachen sehr produktiv. Für das Deutsche vgl. W. Fleischer, a.a.O.,
S. 211, für das Russische A. Baeoklund, a.a.O., S. 62—77, für das Englische
R. Wells, Acronymy, in: For Roman Jakobson, Essays on the Occassion of
his Sixtieth BirtMay, Den Haag 1956, S. 662—667.
*' Auf eine gesonderte Anführung von Initial- und Silbenverkürzungen wurde verzichtet, weil die letzteren gegenüber den reinen und kombinierten Initialverkürzimgen an Zahl gering sind und semantisch eine Eigenständig¬
keit nicht vorliegt.
22 Peteb Fbeucabe
In 3 Bereichen sind die nach Lautwert ausgesprochenen reinen oder
kombinierten Initialverkürzungen besonders zahlreich, und zwar in der
Sprache der Politik , in der Militär-Terminologie und in der AUtagssprac he , im Slang. Die Militär-Terminologie ist in den letzten 20 Jahren besonders
produktiv gewesen und laufend entstehen neue Verkürzungen, die dann
auch in andere Bereiche wandern. Neben der Militär-Sprache ist der Slang
besonders produktiv. Viele dieser Beispiele sind nicht stubenrein** **.
Ein Wort noch zur Übersetzung der Verkürzungen. Sie ist in ver¬
schiedenen FäUen problematisch, besonders dann, wenn die Verkürzung
als Namen gilt und nicht als Appellativum. Der ursprünglich vorhanden
gewesene appeUative Charakter der Verkürzung ist verschiedentlich
verlorengegangen oder eine singuläre Bezeichnung ist zu einem Eigen¬
namen geworden. Während der Name identifiziert, charakterisiert das
AppeUativum**. Eine Übersetzung des Namens ist demnach unnötig. Zu
übersetzen ist das charakterisierende Element der lexikalischen Be¬
deutung, so etwa der Buchtitel, der ja auch ein Name ist**. Namen
wurden dann übersetzt, wenn charakterisierende Elemente vorhanden
waren, d.h., wenn die Namensfunktion nicht ,,rein" war.
Organisationen, Institutionen und Parteien:
D"1N 'um
vVo bilu
TTl-a betar
"?"ra gahal
T'nsn ha.s-sohar
T"nwn haä-sohas
nnmsa maiX Vereinte Nationen
nsVn IdV ap»"' n-a Gruppe russischer (Jes. 2, 5) Palästina-Siedler
nach 1882
inVoann lor nna Bund Josef
Trumpeldor, Sport-
u. Jugend¬
organisation
D'Via'''? min va Block der Parteien
Herut und Liberale D-ÖD-irrain n-arsn Revisionistische
Zionisten T-SSn lawn Sozialistische
Jugendorganisation Vgl. hierzu auch die bewußt scherzhafte Auflösung von Verkürzungen, wie für □"JO Iniwn po) n:itra po oder für den Namen El AI ,, every landing
always late". Derartige Auflösungen sind sehr beliebt, das Werk von
E. Davidson, iShoq U-yisra'el, Ramat-Gan 1958, enthält eine Fülle von
Beispielen. Vgl. u.a. S. 59: Nr. 374; S. 62: Nr. 389; S. 66: Nr. 410; S. 69:
Nr. 428; S. 83: Nr. 532; S. 84: Nr. 536.
** Slang-Bildungen werden im folgenden mit [S] gekennzeichnet.
W. Fleischeb, Zum Verhältnis von Name und Appellativum im
Deutschen, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität
Leipzig 13 (1964), S. 377. " W. Fleischeb, a.a.O., S. 372.
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 23
TT'On hakiyah
H'^D kiyah
■|"3"?n malben*'
T'nna mahtar
f"S?a ma'as
■"'XBa mapai D"Da mapam
-"pa maqi
B?"na mataS
K"OD sta
D"-ns; 'ittim
• ""'JND pagi
f"»1D po'as n"''S sim
tT'Olp qupah
•"'SBp qapai -"Bl rafi n"p1 raqah
JT'-IP siyah
TT'-D nian Gesellschaft Alliance
Israölite UniverseUe
nnan Vs-I»- Va AUiance Isra61ite
UniverseUe a-Viva ViBOV nnoia Fürsorge-Einrichtung
D-Virni für geschädigte Einwanderer
main npVna Kultur-AbteUung
nmas nma» npVna Abteilung für
öffentliche Arbeiten Vsitr- TIS -VsiD njVsa vVrbeiterpartei
mmxa n-VsiB mVBa Arbeiterpartei
n-VKIBT mOD-aiaip mVBa Israelische
Kommunistische Partei
D-aiVtS^n npVna Abteilung für
Entschädigungen
n-Vx-llPS-IN n-BuVö miaiO Israehsche
Telegrafen-Agentur
nuiirn n-VKI»- mam» Israelischer
Nachrichten-Dienst
Vinw miMt -VyiB Arbeiterpartei der
Agudat Israel
p-S -VsiB Name einer Partei
-moa -a- Name einer
SchiffahrtsgeseU- schaft D-Vin nsip Krankenkasse VkIW- f*1N -VsiB nDlp Israelischer
Arbeiter-Fond Vsit?- -VsnB na-a?1 Arbeiter-Liste
rmtn n-OO-naip na-a^l Neue Kommu¬
nistische Liste wnn -VKItr- Vsatt? Neue israelische
Linke
Aus dem mihtärischen Bereich :
Dienstgrade und Dienstbezeichnungen**
»"lö taraä püin -xntJ Lance-corporal
*' Vgl. „Rechteck, Rahmen".
" Auf eine deutsche Übertragung der Dienstgrade wurde verzichtet, da
sie auf das enghsche Bezeichnungssystem zurückgehen.
24 Peteb Fbeimabk
ü"ai T'ÖD b"0't T'OI D"JO 1"0T
^''tlD a"VN
^''^n
^'otsai T"Na
rabat samar rasal rasar sagam rasan sal 'alam tai ral ramatkal maz
T'JÖ magad
t5"na mahat
p"t2?Ö maäaq
T'JÖO samgad
t5"nöD samhat
V"ÖO samal
VOT rasag
Formationen und Abteilungen*»
K"1N 'aga
••snö 31
plPNI VöD
Vao 31
pirXI VöD 31
mm po
po 31
fliVx po nitra ^iVs
»li"7N-nn
IiVk 31
■■VDsn ntsan b>xi ntn Ipsa
mj Ipsa
n3''t5n Ipsa
psp irxE? ipsa
im ipsa po
ns-ön Ipsa po
piaV pna po
nni Vao 3i
Corporal Staff-sergeant Sergeant Master sergeant Second-lieutenant Captain
Lieutenant colonel Colonel
Under-Brigadier Maj or-Greneral Chief of Staff Bezirks- Befehlshaber Regiments (Battalions)- Kommandeur Brigade- Kommandeur N.C.O., non¬
commissioned officer Stellvertretender
Regiments t
(Battalions) - Kommandeur Stellvertretender Brigade- Kommandeur N.C.O., non¬
commissioned officer Regimental
Sergeant-Major
mWOSN ^JN Versorgungsabteilung ( Quartermaster Branch)
D"JN 'agam D"'S7S3a ^JK Operationsabteilung
X'ON 'aka DIX nD «1JX Man Power Branch
]"aN 'aman D-ISia «1)X Nachrichten-
Abteilung
*» Einige Termini werden in englischer Sprache wiedergegeben, da sie
aus der anglo-amerikanischen Militär-Terminologie stammen.
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 25
'7"SS esel*»
S?"nj S"jn
^''^n D'^n T'-n T'sn
]"n i2;"ain
ym
"•"nb gadna' haga hai him hir hemed**
hen"
hermes**
hasan lehi**
V'Tia mahal
T"»
n"2ta mas me^ah**
"7"ra nahal
IT'aVD palmah
V'TIS sahal
^''ttDT refa'el
D"j?ir seqem Kriegsmaterial
T'IWK 'ab^ar D"'7nT zahlam
-aiNV pnx
15712 n-niTK rrnn Vkib?"''? iik V-n
iai»a V-n
a-Vn V-n
»na Vn
D-ir: V-n
fiiira D-Vn V-n
pns^ V-n
Vkiit"' nnn •■ani'?
T*inV Tin "mma
mpin
n-sas maira n-xas moira
nm"? -siVn isia
Tna nuiVD
Vki»'-'? nan sas
no-nV -»sas mno mtn
D-jiitai mrwj? nntr
Name einer militäri¬
schen Organisation Jugend-Brigade Zivile Verteidigung Israelische Luftwaffe
Home Guard
Infanterie Abteilung für Wissenschaft Prauen-Abteilung Panzergrenadiere Panzerwaffe
Name einer mihtäri¬
schen Organisatio:
FreiwiUige aus d
Ausland Militär-Polizei Üntersuchungs abteilung der Militär-Polizei Name einer Jugend-Organisation
Name der
militärischen Ver¬
bände der Hagana Israelische
Verteidigungs¬
streitkräfte
Combat Means
Development Authority Versorgungsdienst
nsitz? p>as
p-iwa Vnr
Schießpulver Schützenpanzer**
^° Vgl. die Präposition Vs« „neben, bei".
^* Vgl. inn ,, Charm, Grazie, Anmut".
" Vgl. in „Lieblichkeit, Schönheit".
" Vgl. »mn „Sichel".
Vgl. -n"? „Wange, Backe".
65 Vgl. nsn „Stirn".
58 Die Verkürzung erscheint sohon oft in der Form nVni.
26 Peter Freimark
T'JIÖ monar
V'üü nagmaä
T'Vw tolar
331 ia t?pia Mine gegen
Fahrzeuge
mmiTÖ mCJ nxsni Schützenpanzer
S?ni nVV nmn rückstoßfreie Kanone
Weitere Beispiele V"» 'a§
D")n hagam
0"n tas
niV "JION Feldübungen
3nna -aBIl iun extensives körper¬
liches Training no ""V-nn Ordnungsübungen
Beispiele aus anderen 'uä
^''SW 'usal 0"nns 'ahhas
S"nn«
T'm
n"'733
»T'so n"n
W"!
t'oian
"?"jn Q"bm
'ahhas 'eäed
bablat
bi'af
duah, doh dal '
dasal das ha-mokaz
hanal hazlam
ySib lefag
T'V jor
Bereichen :
mitPI plIK Organisation und
Dienst
nrnV ins -Vis vielleicht ist nötig [S]
m-DOn nns nach der
(christlichen) Zeitrechnung annsn ""inK nachmittags
mw am nntr IlS Autobus-
Kooperative
mVan sVV irN13 '713'73 Unsinn, Unordnung
[S]
mi-B n-DI» mpi- n-SO Eier, Gemüse,
Geflügel, Früchte
p32'm fT Bericht
Sa-DnV n ,f 3a'7 n für den Wissenden
genügt es ! D''n'7''0 pbl Düsen-Benzin
DiVlP na^m Grüße
nr 3n3 (SOan) -lOian der Überbringer
dieses Schreibens
nVyaV IDTJn oben erwähnt
n"?a sV nt mn Scheiße ist kein Wort dafür, schhmmer kann es nicht
kommen! [S]
"?nj moV nach der großen Zählung
W) 2W Vorsitzender
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 27
V'Oia mankal
V'ODÖ mafkal
a"1D soh b"Mä moi D"1Ö mom
IIkV N-SIO Herausgeber ]n01 KITO Verhandlungen
■"Wd VnJÖ Greneraldirektor
•"VVd IpBO Oberbefehlshaber
nna Wio Name einer
T'Öl namer f'Viy 'ola?
"["in tgnak, tanak
Bau- Gesellschaft
niWin nma p-nu Nörgler l. Grades [S]
nSS*? 1Ü^V erscheint (Buch etc.)
DOinO n-NOl min Thora, Propheten,
Schriften
Ortsnamen :
Verschiedene Ortsbezeichnungen liegen vor, bei denen eine uni¬
verbierende Verkürzung als Nomen rectum fungiert und durch ein Orts-
appeUativum bestimmt wird. Es ist beliebt, u.a. Namen berühmter Per¬
sonen hierfür zu benutzen, wobei bei der Auswahl weltanschauliche
Prinzipien im Hintergrund stehen. Diese Ortsbezeichnungen sind
meistens Namen von Kibbuzim und Moschabim.
"'"V-'l ns?31 - "Ipar nVV b»n^ nsi (l. Sam. 15, 29), Moschab bei Hadera, 1953 gegründet,
D'Oai T" - pa-a p ntra ""m, Moschab bei Ramie, 1955 gegründet,
T'TS IBD - piUO-l irpon -niDpVx, Schriftsteller (1854—1945),
Moschab bei Tel-Aviv, 1932 gegründet,
vV-a IBD Moschab bei Ramie, 1932 gegründet,
n"S-in IBD (ha-ro'eh) — [pip] ]nDn Omas -a-l (1865—1935), füh¬
rende Persönlichkeit der gesetzestreuen Judenheit in Palästina nach dem
Ende des I. Weltkrieges. Moschab in der Küstenebene Scharon, 1934
gegründet,
T'an "IDD (habad) — nST nJO nODn, das durch Sehne'ür Salman
begründete System des Chassidismus. 1949 wurde von Anhängern dieser
Bewegung der Moschab T'an *1BD zwischen Tel-Aviv und Ramie ge¬
gründet,
^''Va IBD - DlVai'?'''? a-V n(»a (1843— 1910), Schriftsteller, Moschab
bei Petah Tikva, gegründet 1922,
"?"nna did - hXIDa] a-V -an am mia, Moschab bei Hadera, ge¬
gründet 1949,
yn T'I Moschab bei Lakisch, gegründet 1955,
D-naVa, schon ohne Abkürzungszeichen aufgeführt, Kibbuz in der
Nähe von Rehobot, gegründet 1949. Bei J. Press, 'Ere? jisra'el, 'en-
siqlopediya topografit-historit IV, Tel-Aviv 1955, S. 770 erscheint der
Name in der Form na^B.
vV-a -aVn Moschab bei B'er Scheba«, gegründet 1953.
28 Peteb Fbeimabk
Ein Sonderfall unter derartigen Ortsnamen ist der nach Buchstaben¬
benennung ausgesprochene Name des Kibbuz T\"bT\ ypH (ha-lamed-he)
bei Jerusalem, ri""? (Zahlwert 35) soU an eine Gruppe von 35 Kämpfern
erinnern, die am 16. 1. 1948 bei einem Gefecht in dieser Gegend gefallen
sind.
Straßennamen :
Recht häufig finden sich unter den Straßennamen solche mit Ver¬
kürzungen. So gibt es im Straßenverzeichnis von Jerusalem nach dem
Stadtplan des Ministeriums für Arbeit von 1963 insgesamt 29 solcher
FäUe. Meist sind es Namen berühmter Männer der Vergangenheit oder
Bezeichnungen von Organisationen und Gruppen. Ähnlich wie bei den
Ortsnamen ist die Verkürzung jeweils Nomen rectum einer Konstruktus¬
verbindung, und zwar mit oder ohne He des Artikels.
Beispiele
V'Va 3ini
•"'isn aim -
»"Hjn aim
N'mn aim -
n"a"?Dn aim ]"aaT aim -
"•"Wl aim
[xm"?] pns'' OT -niVKn
[wV-ia] in-Vx im pion
pra p nB?a "aT
2 Sonderformen sind n"'?n aim, benannt nach den 35 gefallenen
Kämpfern (vgl. oben) und "laaaua t5"a aim (kaf tet), benannt nach
dem Tag der Verkündung der UN-Resolution (29. November 1947),
nach der in Palästina ein jüdischer und ein arabischer Staat zu errichten seien (Teilungsplan).
Zahlen :
»atra vt: tu biäbat 15. Sbat
asa 1"B tu be'ab 15. Ab
lasa y"? lag ba'omer 33. Tag der 'Omer-Periode
1"i? qan 150
n"a*l ramah 248"
b"Vri taSal 730 — 1969/70.
Gelegentlich kommt es zu Verbindungen von 2 selbständigen Ver¬
kürzungen, die aus einer größeren Wortgruppe entnommen und zu einer
neuen Einheit verschmolzen sind. Derartige Büdungen sind schon aus
mittelalterhchen Texten bekannt (""'BTID für ""'tn WIID).
Vgl. den Ausdruck max n"m "733 ,,mit ganzem Herzen". Nach der
jüdischen Tradition besteht der menschliche Körper aus 248 Organen.
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 29
V"Hi -rsni V"nn) gadnahal Gadna'-Gruppen, die sich frei-
b"mb n-D-Jnan wiUig Nahal-Verbänden
angeschlossen haben
»Oian T'TI pin hardan Infanterie, die mit Bussen der
IT nrnaaa Gesellschaft „Dan" befördert
wird [S]
Abkürzungen von Verkürzungen, zumeist aus graphischen Gründen,
finden sich bei Bezeichnungen auf Nummernschildern von Fahrzeugen.
Hierbei wird der 1. Buchstabe der Verkürzung verwendet
S V'TTS sahal Israelische Verteidigungs¬
streitkräfte.
Überaus groß ist die Zahl der univerhierenden Lehnabkürzungen.
Beispiele :
D-'S-nx UNICEF
X""I31N UNRA WIZO 0"DNt5 TASS
V'tJNl NATO
D'^D CLF. (cost, insurance and freight)
T'BID Sofar (sound fixing and ranging)
T'ND PEN
«"p-D Pika (Palestine Jewish Colonisation Association)
püi-aip Komintern
f]"^") ;.B.N.n RAF68.
4. Wortverkürzungen
Im Verhältnis zu den Initialverkürzungen spielen die Wortverkürzun -
gen (Typ Uni, Krimi) nur eine untergeordnete Rolle. Sie sind jedoch
wichtig im Hinblick auf ihre Herkunft, denn anders als die Initial¬
verkürzungen gehen sie nicht von der graphischen Form aus, sondern
entstammen der gesprochenen Sprache, und oft dem Slang**. Insofern
liegt ein prinzipieller Unterschied zu Abkürzungen und univerhierenden
Verkürzungen vor, der auch darin deutlich wird, daß es sich um Ver-
Die im Neuhebräischen vorhandenen Kunstwörter in den Bereichen
Wissenschaft und Technik sind fast immer Entlehnungen aus den indo-
gormanischen Sprachen, wie z.B.
l'^-'nps Acrilan
opKOTj Germex
opon Rotex.
Vgl. R. Sappan, Darhe has-alang, Jerusalem 1963; ders., Millon
lias-slang^, Jerusalem 1966. Die meisten der angeführten Beispiele ent¬
stammen diesen beiden Werken.
30 Peter Freimark
kürzungen einzelner Wörter handelt und nicht um Verkürzungen von
Wortgruppen.
Eine Wortverkürzung liegt dann vor, wenn ein als zu lang empfundenes
Wort gekürzt wird. Besonders Fremdwörter unterliegen oft einer der¬
artigen Kürzung, wenn sie einem anderen Sprachsystem adaptiert
werden. Bei den indogermanischen Sprachen ist neben der Unter¬
drückung der letzten Silben — Apokope (Typ Auto) — auch der Schwund
der vorderen Silben und die Beibehaltung der Ultima — Aphäresis (Typ
engl, phone) — anzutreffen.
Im Neuhebräischen werden Wortverkürzungen fast nur nach der
ersten der beiden Möglichkeiten gebildet. Dies gilt auch für den FaU,
daß der Wortakzent ursprünglich auf der Ultima gelegen hatte. In
ethchen Fällen hat die Verschiebung des expiratorischen Wortakzents
auf die erste Silbe unter Beeinflussung durch umgangssprachliche
Usan9en, bzw. AUegro-Verwendung des Wortes, die Wortverkürzung
verursacht.
Beispiele, die sämtlich dem Slang entnommen sind :
'nnV IShit mSinnV auf Wiedersehen!
nTS?"? 16'aza Vs?St»V zum Teufel!
Eine andere Gruppe von Wortverkürzungen sind die Kurzformen von
Eigennamen»". Ihre Konnotation ist die der Nähe und der Vertrautheit,
ihr Herkunftsort ist in den meisten FäUen die Kindersprache". Noch
stärker als bei den Beispielen der vorangehenden Gruppe schwingen bei
ihnen emotionale Färbungen mit.
Männhch :
ma tai
manis nebez
»at!?i na ntai
vor aUem in dem Ausspruch nt»"? i"? - Vents'? -p
was gibt es Neues ?
verachtenswert
■•aK <
--lax <
"Vn <
"la <
axr .DSi-ax
nai ,"ai <
"Tn <
"DV <
cn" <
on-ias in"VN ]"a"ia VN""iai Vsptn"
«]Dr
»irm"
•» Vgl. R. Sappan, Darke has-alang, S. 87.
'* Hierauf deutet vor allem das in der Kindersprache — anch in anderen
Sprachen — beliebte Suffix -i.
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 31
Weiblich :
■■na < m-na
-a» < was? .Di-as?
"DT < "?KD-|
OJ < nVxnaj
•"i-a < ona
m < nrns
nVw < mobw
-ain < nan
Bei einigen wenigen Fällen finden sich auch andere BUdungsweisen.
Männlich :
"•DO < f\ÜV
-ns < pni"
Weibhch :
nnn < nnm"«
-nj < ••ni» < ni»
Eine 3. Gruppe schließlich umfaßt Verkürzungen von Fremdwörtern,
wobei teilweise die Fremdwörter in dieser Form schon übernommen
wurden.
itsiK VoiaiBW
JT Ö-IJJT
lain "•VtoDpoiain
••jVd -waiVB
WOB tSBia-OB
iV-p mJiV-p
Andere Formen der Wortverkürzungen, wie ITSa für TW^Ü oder "jS
für naa sind Einzelbildungen, oft schon von alters bekannt, die nicht als
aUgemeingeltend betrachtet werden können.
Eine entsprechende Erscheinung wie die Wortverkürzungen bei ein¬
zelnen Wörtern sind bestimmte elliptische Erscheinungen bei Kon-
struktus-Verbindungen. So findet man etwa neben pVa n-a oft nur
pVa, desgleichen für D1BT n-a nur D1BT. Für onson n-a hat sich die
neue Form n-IBO mit dem Suffix n-- durchgesetzt.
Hin xmd wieder sind elliptische Formen auch bei Bezeichnungen von
politischen Organisationen anzutreffen.
pjiN -aix"? -xas pnx (V-'Sx)
ÜJ-VJ für American Joint Distribution Committee.
32 Petbb Fbeimabk
IV
Viele der nach Lautwert ausgesprochenen Verkürzungen werden
morphologisch und syntaktisch wie herkömmliche Substantive be¬
handelt. Dies gilt auch für den Akzent, der entweder auf der Ultima oder
auf der Penultima liegt. Die graphische Gestalt, d.h. die Kennzeichnung
der Verkürzung durch die beiden Striche, bleibt jedoch fast immer er¬
halten**.
Die meisten der substantivischen Verkürzungen gelten als Maskulina.
Sie können also, sofern es keine reinen Eigennamen sind, mit dem
Plural-SufiSx D'-versehen werden.
a-vVo Mitglieder der Bilu-Gruppe
D"'a"'7nT Schützenpanzer cV"!» Herausgeber n-V'Oüm Generalstabchefs.
Manchmal findet sich auch das Plural-SuflS.x für Feminina:
nifT'n Berichte, reports, gelegentlich auch die Abstrakt¬
endung m- :
mV'Oa Verlagswesen
nVD'an Biblischkeit
Das Sufi&x p-J-, das aus dem Russischen stammt, bezeichnet die
Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder einer Organisation:
P''r"NDO Mitglied der Mapai
p-WD» Mitglied der Mapam
p-jrT'öVs Mitglied des Palmah
p"'l'7"SN Mitglied der Organisation Esel.
Mit pejorativem Beiklang :
p"'3"S1Öir Mitglied der Jugendorganisation
Tssn nawn [S].
Von diesen Beispielen können nun die Plurale gebildet werden:
oyy'HQJi D-p-WDÖ D''p''in"a'7B D''p"'l'?"SN
Durch das SufBx wird das Adjektiv gebildet :
^V'iiy zu »"HJ gehörig
"•D'On bibhsch.
'■^ Ausnahmen sind etwa n'jm und nps, boi denen die Striche schon oft
fehlen.
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 33
mit Plural-Suffix
D^D":!! nnSD biblische Bücher.
üas Suffix ""X- dient u.a. dazu, die Berufsbezeichnung oder Zugehörig¬
keit anzugeben :
■•s'?"nj Mitglied der Organisation b"n
AngesteUter bei D"j?B;
weiblich :
n-x"?"!!! weibliches Mitglied der Organisation ^''ni.
Auch syntaktisch werden die substantivischen Verkürzungen als voll¬
wertige Nomina angesehen. Bei der Konstruktus-Verbindung können sie
Nomen regens und auch Nomen rectum sein.
^''HS -Vs Name des israehschen Soldatensenders
V"ra -mn Angehörige von ^''nj
D"-s man Gesellschaft ZIM
D"iNn nV-s» UNO-Charta
D'nxn i-STö Generalsekretär der Vereinten Nationen
-"XDö -"inaj Mapai-Abgeordnete nV-V tt?"« Nacht-Feldübung
Vs?Dan V'oiö Generaldirektor des Werkes
nnjn V'osa Befehlshaber der Einheit
Mit Appositionen :
on vn warmer Gruß
-aaV vn herzlicher Gruß
-Wd n"n allgemeiner Bericht
-DDD n"n finanzieller Bericht w-a D"ia ermüdende Verhandlungen H^iaa D"ia lang andauernde Verhandlungen.
Verben :
Einige wenige ,, denominative" Verbbildungen liegen vor, die auf auf
besonders häufig gebrauchte Verkürzungen zurückgehen. Die Verkürzun¬
gen werden hierbei als gesunde Wurzeln betrachtet.
(Vns) VnüSnV (hitp.) sich V"ns anschließen, in die israelische Armee rekrutiert werden
V-nsnV (hif.) sich in die israelische Armee rekrutieren
(nn) nnV (pi.) Bericht erstatten.
Deverbal können hiervon nun wieder nach den üblichen Bildungsweisen
Verbalnomina gebildet werden.
nVnsn Rekrutierung
ni-T Reportage 3 ZDMG 121/1
34 Pbteb Fbeimabk
Verkürzte Formen aus dem Slang der Schüler sind
DÜOtsV eine sehr gute (iNö aiü) Zensur geben**
dVo"?"? eine ungenügende (p-DOÖ N*?) Zensur geben"
VlVlb Grüße übermitteln.
V Zusammenfassung
Im vorliegenden Aufsatz soUte untersucht werden, nach welchen
Prinzipien und Methoden Abkürzungen und univerbierende Verkürzun¬
gen im Neuhebräischen gebildet werden. Darüberhinaus war zu be¬
stimmen, welcher Wert als Mittel der Wortbildung derartigen Bildungs¬
weisen zukommt.
Festgestellt werden kann, daß wie bei den schon aus früheren Zeiten
bekannten rein graphischen Abkürzungen und Verkürzungen im Neu¬
hebräischen vor allem die Initialen die BUdungselemente derartiger
Ausdrücke sind. Neu hingegen ist das starke Hervortreten der univer¬
hierenden Verkürzungen, die aussprechbar sind, gegenüber den gra¬
phischen Abkürzungen. Erstere sind als Mittel der Wortbildung überaus
produktiv, während die graphischen Abkürzungen kein eigentlicher
Gegenstand der Wortbildungslehre sind. Die univerhierenden Ver¬
kürzungen, deren Notwendigkeit im Wunsch nach der kurzen und ein¬
deutigen Form begründet ist, entstehen in großer Zahl und erfüllen
Bedürfnisse des prägnanten Ausdrucks, sowohl im Bereich der langue,
als auch in dem der parole. Durch sie wird möglich, umständliche
Komposita-Ausdrücke, Kollokationen, in einfachster Form zu denotieren,
d.h. sprachliche Zeichen (Wörter) auf bestimmte graphische Elemente
(Buchstaben) zu reduzieren und diese hernach unter Benutzung des
vorliegenden Phonem-Bestands zu einem neuen Zeichen aufzubauen.
Ein solcher Aufbau komplexer Zeichen ermöglicht, ,, möglichst viel in den
einen Namen hineinzunehmen"**, um auf diese Weise die Syntax zu
entlasten, ein Phänomen, das in vielen Sprachen anzutreffen ist.
Neben den reinen und kombinierten Initialverkürzungen, die von der
graphischen Form ausgehen, sind im Neuhebräischen Wortverkürzungen
nachzuweisen, die durch den Sprechakt entstanden sind. Wenn auch
derartige Fälle gering an Zahl im Verhältnis zu den univerhierenden
Verkürzungen sind, so ist doch ihre Entstehung umso wichtiger, denn
Vgl. R. Sappan, Darke ha-slang, S. 90.
" Vgl. P. Habtmann, Einige Orundzüge des Phänomens „Sprache", in:
Der Deutschunterricht 13, Heft 5 (1961), S. 101, Anm. 43.
Abkürzungen und univerbierende Verkürzungen im Neuhebräischen 35
ihre Triebkraft liegt in der lebendigen Sprachentwicklung, im Sprechakt.
In diesen Zusammenhang gehören auch die erwähnten Erscheinungen
der EUipse bei Konstruktus-Verbindungen. Hierbei ist jedoch zu be¬
achten, daß solche FäUe sui generis zu betrachten sind und mit den
univerhierenden Verkürzungen nichts gemein haben.
Bei den univerhierenden Verkürzungen, denen wir uns nun ganz zu¬
wenden wollen, verdient Beachtung das Verhältnis von Name und
AppeUativum. Viele Verkürzungen sind Namen, d.h. sie identifizieren
einen Gregenstand, wobei allerdings oft charakterisierende, also ap¬
peUative Komponenten vorhanden sind. Der Grrund hierfür liegt darin,
daß sie eine Entwicklung vom Appellativum zum Namen durchgemacht
haben'*. Hierbei kommt es zu einer ,, Erweiterung des Bedeutungs¬
inhalts und einer Einschränkung des Bedeutungsumfanges"". Eine reine
Identifikation liegt aber nur in den wenigsten FäUen vor, charakteri¬
sierende Komponenten sind meistens nachweisbar. So kann man der¬
artige Bildungen z.B. oft mit dem Artikel versehen, was bei ,, reinen"
Namen nicht möghch wäre. Motivation, Konvention, Bedeutungsinhalt
und Bedeutungsumfang bestimmen das abgestufte Spannungsverhältnis
zwischen Name und Appellativum".
Neben Inhalt und Form der univerhierenden Verkürzungen ist auch
ihr Verhältnis zu den VoUformen zu untersuchen. In den meisten FäUen
wird es bestimmt von einem Verlust an morphologischer Motivation**.
Ein Ausdruck wie D"SJS ist gegenüber der Vollform mmSÖ D-VsiD nsVsö
nicht mehr motiviert, weil semantische Werte nicht mehr in der klaren
Weise zutage treten, wie bei der Vollform. Dieser Mangel kann dadurch
kompensiert werden, daß durch den Kontext die ursprüngliche Motiva¬
tion wieder deutlich wird**.
Ähnlich wie bei anderen Sprachen geht bei den neuhebräischen Ver¬
kürzungen der Zusammenhang zwischen Kurz- und VolLform fast nie
verloren, so daß etwa die Möglichkeit stilistischer Differenzierung nicht
mehr gegeben wäre. Inder Mehrzahl der Fälle steht bei den Verkürzungen
°* Vgl. F. Solmsen, Indogermanische Eigennamen als Spiegel der Kultur¬
geschichte, herausg. von E. Fraenkel (Indogermanische Bibliothek IV, 2)
Heidelberg 1922, S. 1.
" Vgl. F. Solmsen, a.a.O., S. 2.
»' W. Fleischer, Verhältnis, S. 377. Vgl. noch S. Ullmann, The Principles of Semantics, S. 83 ff.
Eine morphologisch-semantische Motivation tritt bei allen Wort¬
bildungstypen auf. Ist eine solohe motivierte Bildung einmal in Gebrauch,
wirkt eine Tendenz der selbständigen semantischen Weiterbildung des Ge¬
füges, die vielfach zur Verdunkelung der Motivation, zur De-Motivierung oder Idiomatisierung führen kann (vgl. W. Fleischer, Wortbildung, S. 12ff.).
— Vgl. auch Anm. 9.
«» Vgl. W. Fleischer, Wortbildung, S. 212.
S»
36 Peter Freimark, Abkürzungen und Verkürzungen im Neuhebräischen
eine gewisse Vertrautheit mit dem bezeichneten Gegenstand im Hinter¬
grund. Der Sprecher gibt zu erkennen, daß er in irgendeiner Weise
,, dazugehört". Dagegen dient die VoUform oft als rhetorisches Stilmittel,
das — etwa bei öffenthchen Reden —• bewußt der Kurzform vorgezogen
wird.
Ein letzter Punkt schließlich betrifft die Rolle der Verkürzungen als
Mittel, bestimmte Sachverhalte zu verfremden oder zu ironisieren, bzw.
ein Wortspiel zu ermöglichen'". Hierzu gibt es gerade in der Zeitungs¬
sprache eine Fülle von Beispielen, bei denen mit Hilfe der Buchstaben¬
konsteUation einer Verkürzung bestimmte Assoziationen geweckt werden
soUen. Ein Beispiel für viele: in der Ausgabe der Abendzeitung Ma'ärih
vom 26. 11. 1965 findet sich auf S. 16 der Wochend-Beilage die Über¬
schrift xrma D'^Dn"? -T, die ohne den Kontext kaum zu verstehen ist.
Der BUd-Bericht handelt von Abgeordneten der Knesset (nDJ3 T3n -
3"n). Das angefügte D-- ist Plural-SuflSx für die Abkürzung 3"n.
Zugleich wird hierdurch aber auch auf die BuchstabenkonsteUation und
das (aramäische) Wort KÖ-Sn angespielt, bzw. auf den bekannten Spruch
Sfma NÖ-Dn'? ,,dem Weisen genügt ein Hinweis". Durch das gra¬
phische Abbild der Verkürzung, die hier siglenhaft benutzt wird, ist eine
Beziehung zu dem Spruch hergestellt, wobei Anspielungen in Form der
Ironisierung und des Wortspiels assoziativ vorhanden sind.
Die univerhierenden Verkürzungen — und unter ihnen vor allem die
nach Lautwert ausgesprochenen — sind ein äußerst lebendiges Mittel der
Wortbildung im Neuhebräischen. Ihre Ausbreitung hat sich analog zu
der in anderen modernen Sprachen vollzogen, wobei man formaliter
schon vorhandenen Bildungsweisen folgte. Ihr in den letzten Jahren
ständig zunehmendes Aufkommen soUte nicht von einem Standpunkt
des Purismus aus als Negativum betrachtet werden, sondern vielmehr
als Ergebnis von Forderungen an eine Sprache dieser Zeit, komplizierte
und komplexe Begriffe und Sachverhalte in einfachen Zeichen graphisch
zu denotieren und lauthch aussprechbar zu machen.
»'oVann
Vgl. oben Anm. 27.