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Antwort auf Herm Prof. Bartholomae's
vorstehenden Artikel.
Von I. Scheftelowitz.
Ich danke Herrn Prof. Bartholomae bestens dafür, daß er mir
Gelegenheit bietet, denjenigen Punkten in meiner Besprechung des
Wörterbuches, welche leicht anfechtbar zu sein scheinen, eine aus¬
führliche Begründung geben zu können. Ich werde hier auf alle
Angriffe, soweit sie einen rein sachlichen Charakter tragen, eingehen
und zwar in derselben Eeihenfolge, wie sie Herr Prof. B. vorbringt.
1. aw. barana- verhalt sich zu np. burridan wie aw. y^arancdi :
np. yurra, oder umgekehrt wie ai. drnäti : np. darridan, aw. parana
„Feder* : n-p. parr, aw. varanvaite : pbl. varraviatan , np. girav
„Glauben* (vgl. Grdr. ir. Phil. I, 303); altir. ä-barata : mp. äiard
(F. W. K. Müller, Handschriftenreste p. 35). Eine andere sehr be¬
achtenswerte Variante ist z. B. aw. baxtarufm, abaytanqm (V. 7, 35),
wie die Mss. Lj. 2, Br^, O2, Mg für batanqm „enthüllst*, abatanam
„nicht enthüllst" überliefern, aw. bayta- : pbl. bayt, np. beyteh
„dem die Haut abgezogen ist" ; bayta- ist pp. von altir. *bang =
ai. bhanj „brechen".
2. Auf S. 694 habe ich nachgewiesen, daß B.'s Annahme,
vaaray bedeute „Eahm" unhaltbar sei. Herr Prof. B. entgegnet
hierauf: „Wie ich zu der Bedeutung („Rahm") gelangt bin, konnte
ihm 1. F. 9, 260 zeigen, worauf Sp. 1029 u. vaoray verwiesen ist".
Diesen Artikel in I. F. 9 kannte ich sehr gut und gerade gegen
diesen wende ich mich. Dort sagt nämlich B. : „Ich nehme vamay-
in der Bedeutung Rahm, Sahne. Die Bezeichnung der fetten
Bestandteile der Milch , die sich oben im Milchgefäß ansammeln,
die insbesondere dann , wenn die Milch gekocht ist , eine zäh zu¬
sammenhängende , von der darunter lagernden Magermilch leicht
abhebbare Schicht, die Milchbaut bilden, als „Decke, Hülle" der
Milch , setzt meines Erachtens keinen erheblichen Aufwand von
Phantasie voraus". Ich bitte nun auf diese Worte des Herm Prof.
B. meinen Artikel über us-vaoray durchzulesen , dessen Eesultat
auch Herr Prof B. anzuerkennen scheint, da er ja keinen sachlichen
Einwand dagegen erhebt.
Scheftelowitz, Antwort auf Herm Prof. Bartholomaeus Artikel. 781
3. Wenn ich nach dem Verhältnis span : sün- ein (apoj-) : sür-
erwarte, so kommt es daher, weil ai. Jwh, womit B. die von ihm
konstruierte Form (svar) identifiziert, ebenso wie ai. ^än den
Udätta hat und beide Worte (ai. Jvdh, ävdn) im Veda metrisch
eine gleiche Behandlung erfahren. Daher würde man auch fär das
Iranische eine gleiche Behandlung erwarten; vgl. femer aw. apä,
spaya&ra „Gedeihen", aspä „Unglück" : aw. a-süna, savah, ai. duna.
Die von B. zu seiner Rechtfertigung angeführten Beispiele sind nicht
mit diesen beiden (ai. dvdn, ävdh) auf gleiche Stufe zu stellen. Da
übrigens weder die von B. erwartete Form (svar) noch die von
mir vermutete (spar) im Altiranischen vorkommt, so würde es am
besten sein , diese konjizierte Form überhaupt nicht in das Altira¬
nische Wörterbuch aufzunehmen.
4. In meiner Besprechung p. 687 Z. 5 von unten ist maoirt-
statt maoiray zu lesen. Die arische Lautgruppe -arvay kommt im
Iranischen im ganzen nur in zwei Stammformen vor, nämlich in
dem Wort für „Ameise" und femer in *taurvay. Letzteres ist nur
in V. 10, 10; 19, 43 belegt, wo die orthographisch unregelmäßige
Form taurvi für *taoiri steht. Dagegen ist von dem Wort für
„Ameise" nur der Acc. Sg. maoirim und der Gen. pl. mnoirinqm
belegt. Daher erwarte ich, daß bei dem Stammformansatz ent¬
sprechend dem varay : vairi (Altir. Wtb. 1364), garay : gairi
(Wtb. 518) auch die Form maoiri- berücksichtigt würde.
5. p. 687 in der vorletzten Zeile sage ich: „Das zweite Glied
eines Kompositums hat B. nur zum Teil besondei-s behandelt". Das
Wort „besonders" habe ich versehentlich ausgelassen. Daß es aber
hier „in besondem Artikeln" zu verstehen ist, geht aus dem Zu¬
sammenhang hervor. Daß Herr Prof. B. das 2. Glied unter dem
Kompositum selbst bespricht, habe auch ich bemerkt (s. meine Be¬
sprechung von avito'yraSay p. 692). Herr Prof. B. sagt: „Nur
dann erscheint es in einem besonderen Artikel, wenn es zwei oder
mehreren Kompositen eignet". Dieses stimmt nicht ganz genau.
So wird im AirWtb. p. 404 usa besondei's behandelt, trotzdem es
nur in anu,sva anta (korrumpiert aus *anusavant Wtb. 129) belegt
ist. Die E. N. usan, usaäan sind hiervon fem zu halten, denn sie
gehören eher zu Msan „Wille, Wunsch". In AirWtb. 20 wird aedra
besonders behandelt, trotzdem es nur in aedra-patay vorliegt.. Da¬
gegen sucht man im Wtb. unter dem Buchstaben d die y das
vergeblich, obgleich dasura (in tizi'dqsura), dastra (in tizi.dqstra)
vorkommt. Es wäre wünschenswert gewesen , wenn von jedem
2. Gliede eines Kompositums, das im Avesta durch den Punkt vom
1. Gliede getrennt ist, Venveise gemacht worden wären, dann würden
nicht so und soviele etymologisch wichtige Worte versteckt da¬
liegen, wie z. B. {hrqsa (: gr. xqiitiv in it<Zaro i9Ta*o Wtb. 387),
aiwiöäna (in zaranyo.aiuriSäna 1687), skaratay (in ränyo'8lc°).
6. p. 702 sage ich : „Es fehlt die Form marancainis N. pL
fem. (V. 8, 21) „zerstörbar". Daß B. in dieser Form einen Aor. von
782 Scheftelowäz, Antwort auf Herrn Prof. Bartholomae's Artikel.
ymarak vermutet hat, ist auch mir bekannt. Solange aber Herr
Prof. B. im Arischen kein zweites Beispiel dafür auftreiben kann,
daß im Arischen eine solche Aorist-Bildung -an-is- möglich ist,
bleibt es eine wertlose Vermutung. Dagegen fasse ich marancainiä
als N. pl. fem. eines Adj. mat^cana auf (vgl. ai. bharana , fem.
bharanl ; karana, fem. karani). Herr Prof. B. entgegnet zwar, daß
marancainiS, da es „hinter mä' steht, gar keine Nominalform sein
kann. Aber hier ist zu dem mä das Verb, subst. ahan zu ergänzen.
Selbst Herr Prof. B. gesteht mir im weitren zu, daß auch im
Iranischen „Auslassungen des finiten Verbums vorkommen'. Zu mS,
irvarancainis gae&a astvaitiS vgl. yt. 19, 94 : da&at arrraraySyan- tim . . . astvaitim gae&qm.
7. p. 702 mache ich aufmerksam, daß im Wtb. unter yäta
(p. 1283) die Form yätäyä y. 36, 2 fehlt. Herr Prof. B. erwidert
mir: „das Wort steht tatsächlich samt Literaturangabe Sp. 1284,
freilich nicht als Kasusform eines Stammes yäta-, was es aber auch
gar nicht sein kann". Ich werde nun den Beweis liefem, daß ich
doch recht habe. B. läßt yätäyä in Sp. 1284 unerklärt: „Eine
Verbalform halte ich für ausgeschlossen". Derselben Ansicht bin
auch ich. y. 36, 2 lautet : urväziSto hvö nä yätäyä paitijamyä
ätara mazdä ahurahyä urväzistahyä urväzyä namiätahyä namarahä
nä maziStäi yäwhqm paitijamyä. Ich habe das zuletztstehende
paitijamyä verbunden geschrieben 1) weil es parallel dem ersten
paitijamyä steht, 2) weil diese Stelle auch im y. 58, 7 zitiert wird,
wo es zusammengeschrieben ist, 3) weil an unserer Stelle die Mss.
Dhj, L3 es ebenfalls zusammenschreiben. Dem mazistäi yaiahqm
paitijamyä entspricht das erstere yätäyä paitijamyä, d. h. yätäyä
ist Dat. Sg. In den Gäthäs wird nämlich häufig hinter den Dativ
äi der a-Stämme die Partikel ä gesetzt, die handschriftlich oft mit
dem auslautenden -äi zu äyä verbunden wird, z. B. y. 53, 4 für
vispäi.a lesen die meisten Handschriften vispäyä; für y^ara&äi.ä
y. 34, 11 lesen mehrere Mss.: y^ara&äyä. Demnach steht yätäyä
y. 36, 2 für yätäi.ä. Daß nur dadurch y. 36, 2 einen richtigen
Sinn erhält, wird meine Übersetzung zeigen. „Als der glückseligste
unter uns mögest du deinem Ziele entgegengehen , 0 Feuer des
Ahura Mazda, mit der Freude der Freudigsten, mit der Verehrang
des Ehrerbietigsten unter uns, gehe dem allergrößten deiner Werke
entgegen". Das „Ziel* oder „das allergrößte der Werke" des Ahura
Mazda ist bekanntlich die endgültige Besiegung des Anra Mainyu
und die Belohnung der Frommen. Daraus folgt, daß ich mit Recht
die Form yätäyä unter dem Artikel yäta vermisse.')
8. p. 693 habe ich niäasyä als Absolutivform von niä-as er¬
klärt, doch nach B. hätte ein solches Absolutivum nur *nizasyä
1) Im AirWtb. 103 fehlt die Stelle yazamaide afsmanäca Vr. 24, 2 nnd N. A. Machtrag. p. 717 hätte zu dyät y. 43, 10 erwähnt werden mUssen, daß in der Parallelstelle A 4, 3 N. A. und alle Handschriften dayät lesen , was von B. gar nicht berücksichtigt worden ist.
Scheftelowitz, Antwort auf Herrn Prof. Bartholomae's Artikel. 783
lauten können. Aber auch in diesem Falle glaube ich Recht zu
haben, vgl. y. 44, 13 niänäääma (zusammengeschrieben in den Mss.
Jpi, K4, Cl), vgl. Geldner, KZ. 27, 580; biäämrüta- neben bizavat
(V. 19, 22; 8, 80), biivaf; &risämnUa neben &rizant, d-rizvat;
viägaintaya; 9raävacah, arsuyöa neben anzuyöa; ysvaäasi, ySvaä-
gäya neben x^vazaya; dusdäman, duSmata-, diismanah, ditimainyav
neben duzdäman, duznidäta; ap. duHiyär neben aw. duzyäirya;
duäitay (== ai. duriti, durita ,Not, Gefahr") neben duzitancim;
vgl. ferner usvaoray neben uzvarsza, usaya neben uzayara. Für
duzvacanhe y. 65, 7 lesen mehrere Mss. dusvacarshe; für duzdae-
näng y. 49, 11 hat dusdaenäng.
9. Ähnlich steht es mit dem nun folgenden, p. 701 sage ich,
daß ich paica.nramtö (vgl. i;ech. posmrtny „nach dem Tode befind¬
lich") und para'mantö vermisse und in p. 694 hebe ich hervor,
daß upa.vi fehlt. Ich habe in V. 8, 31. 32 para mm-etö, pasca
maratö deshalb als Komposita gefaßt, weil weder im Awesta pasca,
pashitt noch im Altindischen paicä, padcät den Lokativ regieren.
Dagegen werden im Awesta häufig Komposita getrennt geschrieben.
Ebenso habe ich in V. 8, 17. 18 upa vt als Kompositum gefaßt,
weil es nach Pü. „mit Eifer, willig' bedeutet, was anch der Zu¬
sammenhang erfordert. Da aber upa nicht den Instrumental regiert,
so ist upa'vl zu lesen. Duixh Bartholomae's Erklärung von upa
vt als Praeverbia, welche zu dem mit einem Praeverb bereits ver¬
sehenen vi-väSayantu gehören sollen, wird der sonst klare Sinn
des Satzes dunkel. Daß Komposita im Awesta häufig getrennt
geschrieben werden, weiß auch B. sehr gut, denn er hat in Dutzenden
von Fällen getrennte Worte zu Kompositis vereinigt, z. B. a/earanam
driway (46), aipi.9r9tö gätus (83), isä ysadrya (375), paiti jime
(829), paiti yüidiita (833), pairi aojastaro (862), Üiaeso taurvan
(815), däitya yaona (729), vasasd yßa&ra (1383); asrü azänö (222);
und avi mq,m, das nie ein Kompositum gewesen ist, vereinigt B.
zu avi.mqm. Die getrennte Schreibweise von ursprünglichen Kom¬
positen ist dadurch entstanden , daß sowohl die einzelnen Glieder
eines Kompositums, als auch die einzelnen Worte eines Satzes
durch Punkte von einander getrennt werden , so daß der Unter¬
schied zwischen 2 Gliedem eines Kompositums, und 2 Wörtern
eines Satzes nur darin besteht, daß erstere enger zusammengerückt
stehen, letztere etwas auseinandergerückt geschrieben werden. Daher
konnten sich die Abschreiber häufig irren.
10. p. 692 mache ich auf die Ellipse des Verb y ah bei den
Präverbien upairi, ä, us, paiti aufmerksam, upairi kommt in
diesem Sinne yt. 8, 48 vor. Herr Prof. B. meint f&lschlich , daß
nach meiner Ansicht upairi V. 5, 22 ohne V' ah stehe. Diese Stelle,
welche ich in ZDMG. 57, 117 behandelt habe, lautet: cü asti
masyö varähö srayö aet3m dätam yim vidöyüm zara&uätriupaivi.
Zu diesem Satze sage ich ZDMG. 57, 117 wörtlich: „zu upairi gehört
das vorhergehende asti, upairi asti''. Daß unter dem vorhergehen-
5 7
784 Scheftelowitz, Aniwort auf Herrn Prof. Bartholomae's Artikel.
den asti nur das gleich am Anfang des Satzes nach cü, stehende
asti zu verstehen ist, ist selbstverständlich, da ja im vorangehen¬
den Paragraphen (V. 5, 21) überhaupt kein as<i vorkommt. Übrigens
hat B. die von mir angegebenen Fälle von Ellipse dadurch beseitigt,
daß er den Standarttext gegen alle Handschriften willkürlich änderte,
so V. 8, 100, indem er für ava'hiätde ein ava-hiätät einsetzt , für
tts vasträt (V. 5, 54 und 56) willkürlich tts vastra liest, yavat ä
(y. 43, 8) in yävatä ändert. Willkürliche Änderungen finden sich
in B.'s Wörterbuch vielfach, so uzayantö yt. 17, 13, trotzdem es
hier wirklich nicht nötig ist, vgl. meine Besprechung S. 710; für
ayzaonvamnam y. 28, 8 liest B. gegen alle Mss. ayzö'nvamnam.
Ich habe dagegen an keiner Stelle den Text verändert. Daher trifft
mich nicht Bartholomae's Tadel: ,Es ist doch wirklich ein starkes
Stück, wenn Sch. es als selbstverständlich beansprucht, daß der
Herausgeber eines Wörterbuches in Fällen, wo er, Sch. Änderungen
des Standarttextes vornimmt, sich nun nicht mehr an diesen, sondern
an seinen Sch.' Text zu halten habe".
11. p. 696 behaupte ich, daß tütuk nicht Lebm bedeuten kann
und zwar aus folgender Erwägung: Die Knochen eines verwesten
Leichnams sollen (nach V. 6, 50) in einem hügelartigen Grabgewölbe,
das höher als der Hund , Fuchs oder Wolf sein soll , niedergelegt
werden. Da aber die Knochen mit der Erde nicht unmittelbar in
Berührung kommen dürfen, so soll man als Unterlage Steine, Mörtel
oder tütuk nehmen. Hier kann tütuk nicht Lehm sein , denn aus
Lehmboden besteht ja an sich häufig die Erde. Ferner sollen (nach
V. 6, 51) diejenigen Leute, welche nicht dazu bemittelt sind, ein
Grabgewölbe zu errichten, die Knochen auf die Decke oder das
Kissen des Verstorbenen unter freiem Himmel niederlegen. Wäre
tütuk Lehm , so würde es doch selbst dem Ärmsten möglich sein,
sich Lehm zu besorgen. V. 6,51 lautet: „Wenn diese Gläubigen
dazu imstande sind, so sollen sie die Knochen auf Steinen oder
Mörtel oder tütuk niederlegen, wenn diese Gläubigen dazu nicht
imstande sind , so möge man sie auf ihrer eigenen Decke und auf
ihrem eigenen Kissen auf der Erde niederlegen, als solche, die von
dem Sternenhimmel bedeckt und von der Sonne beschienen werden."
Für Pü. tüysenltär = np. tüiak ist zu lesen Pü. tüsak (V. 6, 5. 12)
„Teppich" = np. tüsak. Da im Pbl. und Np. nach langem Vokal
ys zu s wird, so kann tüSak auf altiran. *tilySa- zurückgehen. Ich
glaube, daß phi. tük (V. 7, 10) „Decke", asl. tükati „weben" weder
„längst gesagt", noch „wiederholt" wordei) ist.
12. p. 688 sage ich, daß ao&ravana „Strumpf" nicht aus
ä&ravana verderbt sei, sondern ersteres eine Weiterbildung von
aodra „Schuh" wäre, vgl. lit. aütcts „Fußlappen". Hierauf Bartholomae :
„Ich bitte aber das Zitat IF. 11, 125 nachzuschlagen, und man wird
tinden , daß ich die Gründe , die für und gegen Geldner's Lesung
ao&ravana sprechen, .... überlegt und mitgeteilt habe". Bartholomae
schließt in IF. 11, 127 folgendermaßen: „Daß Geldner in der Neu-
Scheftelowitz, Antwort auf Herrn Prof Bartholomae's Artikel. 785
ausgäbe das Richtige getroffen hat, als er — wie auch Westergaard
— aodravana schrieb, scheint mir sehr fraglich. Man versteht,
wie die Abschreiber dazu kommen konnten, aus ä&ravana- „Strumpf"
ein ao&r° zu machen ; es geschah in Anlehnung an ao&ra „Schuh¬
werk". Wie sie dazu gekommen sein sollten, den entgegengesetzten
Weg einzuschlagen, kann ich mir nicht recht denken. Eine Etymo¬
logie von ä&r° weiß ich nicht zu geben". Ich halte diese ganze
Schlußfolgerung für unberechtigt, denn ao&r° kann sehr gut zu
a&r° korrumpiert werden. Für den Laut ao bezw. äu schreiben
die Handschriften in unzähligen Fällen a'), z. B. y. 35, 9 fravaocämä (fraväc°), V. 19, 28. 30 äsdnaoiti {äsanaiti), j. 36, 3: raocä (räcä), y. 38, 9: aäao° (aSä°), V. 19, 45 : adäunta (adänta), y. 24, 4; 31, 14;
32, 11; 83, 8: aääun° {aSaon° und asän), y. 28, 8: väunus {vänus),
V. 17, 2: taoSay {tääay)'^). y. 58, 8: xraos° {xräs°).
ä wird aber handschriftlich häufig zu ä korrum¬
piert, z. B. lesen die Handschriften y. 89, 2 aäaonqm , asanam,
aäänqm; oder y. 18, 7: väuräite, väräite, väraite; oder V. 19, 47:
adäunta, adänta, adänta; V. 9, 51: häu, hä, hä; y. 47, 6; 49, 8:
vamhäu, vamhä, varihä. Ebenso hat demnach auch ein ur¬
sprüngliches ao&ravana, da für ao auch ä geschrieben
sein konnte, zu ä&ravana werden können. Daß für ä
häufig fehlerhaft in den Mss. ä steht , vgl. z. B. y. 49, 9: daenä
(daenä), V. 15, 19: vispä (vispä), y. 12, 1: raocä (raocä), y. 33, 10:
yä (yä), j. 52, 1: äfrasar3h° (afrasä'ßh°). Da nun für die Lesung
ao&ravana auch die klare Etymologie spricht, so ist meine Be¬
merkung zu diesem Wort berechtigt gewesen.
13. B.'s Angriff äuf meine Erklärung von skairya p. 707 ist
vollständig unbegründet. Daß die Gleichung aw. skairya = np. sikär
„Kohle" auf Geldner zurückgebt, vgl. KZ. 25, 567 und ZDMG. 57,157.
B. hält diese Gleichung für unmöglich, da nach ihm altiran. sk im
np. zu Sk, im Anlaut zu .sak- oder Sik- wird. Icb gestatte mir nun
einiges Material zusammenzustellen, welches beweisen soll, daß alt¬
iran. s in der Lautgruppe sk auch im np. als s erscheint:
1) np. askardan „zerbrechen , zermalmen", af;'. skanan (aus
'*skama-) „ich zerschneide", aw. apa-skara-ka „der Verletzende, Bedrücker" (yt. 5, 95), an. skeran „schneiden, scheren", ahd. sceran, air. skaraim „sich trennen".
2) pbl. skän „Wade" (als Übersetzung von aw. aScav): np.
iskäni „Wade". (Betreff des prothetischen Vokals vgl. Grdr. Ir.
1) ä ist ja aus älterem semitischen IN hervorgegangen, vgl. C. F. Andreas, Verh. 13. Or. Kongr. Daher wird es auch verständlicb, daß der ar. Dual Gen.
aus im Aw. zu ä, äs e- geworden ist, z. B. tüs-ca, vayäs-cit.
2) Nach AirWtb. soll kgm aojiita mahrka ... in V. 17,2 vorkommen, es muß aber heißen V. 17, 1. Ebenso ist AirWtb. p. 88 für aiwikargta y. 71, 6
in y. 71,7 zu verbessern. Ferner AirWtb. 1465 vispgmäi kommt nicht in
Ny. 4, 15, sondern Ny. 2, 14 vor.
786 Scheftelowitz, Antwort auf Herrn Prof. Bartholonuie's Artikel.
Phil. I2 p. 39): &M. <skina, ags. «et«« .Schienbein', ags. *cib .shin,
leg', mhd. schie. Lautlich vgl. ai. pänam : gr. nivov.
3) np. sakarftdan „gleiten, wanken': lett. skrapata „schnell,
flink', poln. skropawy „holperig'.
4) np. suleustan „reißen, brechen' : lit. skutu „kratzen, schaben", as. scuddian „schüttehi', aw. skutara „Überwältiger, Unterdrücker".
5) aikizeh, isktz, isklzeh „Springen, Hüpfen', siklzxdan .auf¬
springen' : an. skeika „schwanken', nschwed. dial, skeka „schreiten".
(Auf dies germ. Wort hat mich R. Trautmann aufmerksam gemacht.)
6) np. sakeleh „das Schluchzen" aus altir. *skah-ya : lit. skälyti
„bellen", poln. skolic „winseln", ahd. seal .Schall, Laut", scaljan, scellan „sonare, clangere, crepitare".
7) np. ask „Läufer" aus altir. *aska : aw. aita „Bote", aw.
äsav „schnell".
8) np. sikand „Begattung" : aw. askdnda .unbegattet, keusch", ai. skandati .springen, bespringen (zur Begattung)", askanna .nicht begattet", vgl. auch T. S. 5, 6, 8, 4: retaso 'skandäya, airisch scendim .springe".
9) np. sukarreh, sukarieh .Geföß, Schüssel" aus älterem np.
*sukurreh (vgl. np. humä neben bamä), worauf das anlautende
su- hinweist und ferner np. suküreh .Schüssel". Letztres ist ebenso
zu beurteilen wie np. püi „Brücke" neben pul, bün neben bun (vgL
Grdr. Ir. Phil. Ig p. 32), np. *suleurreh = altir. *sk9r9na: aw.
skarana „Topf" in gardmo-skar ana „Kochtopf", an. skal „Trink¬
schale", ahd. scala, mengl. scdle, schelle „Trinkgeföß", asl. skoUka
„Muschel".
10) sikunjidan „kratzen, einschneiden" '(imp. sikunj) : aengl.
scucca „adversary", megl. schucke, vielleicht engl, scotch „Einschnitt, Kerbe".
11) pbl. tsk, yask : aw. yasJca „Krankheit" (vgl. Horn, Grdr.
I, p. 27).
12) np. nusk = pbl. nask, aw. naska.
13) und 14) np. baskaleh neben biäkaleh „Riegel", np. vas-
kardeh neben vaäkardeh, viSkardeh „dienstbereiter Mensch".
Aus allen diesen Beispielen folgt, daß ein altiran. anlaut. sk
im np. zu sik-, sak-, isk-, ask- werden kann. Also np. sikär
„Kohle' = aw. skairya. Aber nach Bartholomae habe ich einen
sebr schweren Pehler begangen, daß ich „np. är und aw. airya
gleichsetze'. Doch über diesen letzten Vorwurf des B. wundere
ich mich sehr. Denn soviel ich glaube hat auch B. einmal bei
C. F. Andreas gebört und weiß daher ganz gut, daß letzterer Ge¬
lehrter auf Grund seiner Materialsammlung lebrt, daß aw. ai —
pbl. e im np. häufig zu ä wird. Selbst Salemann hat im Grdr. I, 300
von dieser Andreas'schen Beobachtung Notiz genommen. Ich lasse
auch einige Beispiele folgen : pbl. vaieret (aus altir. *vi-ta*rya-) : np.
gudärad; phi. -enitan (Infinitiv-Endung des Kausativs) : np. änidan;
np. vär „passend, angenehm' : aw. vairya; np. mär (Fird.) „ver-
Scheftelowitz, Anttvort auf Herm Prof. Bartholomae's Artikel. 787
derblich" : aw. rnavrya ; np. yezad neben yäst aber mp. ayest „stand
auf (F. W. K. Müller, Handscbriftenreste 81). np. bei neben bäi
„Grabscheit" (vgl. ferner Horn, Grdr. Ij p. 33). So lange daher
Bartholomae 0. F. Andreas nicht ernstlich widerlegt haben wird,
wird es mir gestattet sein np. sikär dem aw. skairya gleichzusetzen.
Aber B. macht mich darauf aufmerksam , daß np. nigäl „glühende
Koble" zu sikär gehöre, daß demnach sikär auf älteres us-k° zurück¬
gehe. Doch np. nigäl gehört offenbar zu np. zugäl „glühende
Kohle" neben zuyäl, zayäreh, zuyärek dass., was auf altiran. *U2-
gära, *ni-gära hinweist: a,w. gar9ina, ai. gharma, asl. ^oreft'„brennen",
np. sikär ist dagegen mit np. askardan, aiy. slcanam verwaudt,
was ich oben ausgeführt habe. Über die weiteren Verwandten von
aw. skairya vgl. ZDMG. 59, 707.
14. p. 703 bemerke ich, daß das Wort varta in Farh. 8 nach der
Pü. vast „gedreht" bedeutet. Daß Pü. recht bat, bestätigt auch
die Etymologie, denn varta entweder : ai. valana „das Sichwenden,
Sichbiegen", valaya „Rundung, Kreis", lit. veliu „wickeln", oder zu
idg. y ver „drehen, krümmen" (vgl. Persson, Wurzelerw. 31 u. 66).
15. Zum Schluß hat sich B. zwei Fälle aufgespart, in denen
ich ihn seinen Ausführungen gemäß mit ünrecht angegriffen habe,
da in diesen beiden letzten Fällen seine Ansicbt ebenso berechtigt
sei , wie die meinige. Es tut mir daher leid , in meinem Artikel
aiwi&äi p. 690 folgende 2^/2 Zeilen gesagt zu haben: „Dieses ist
falsch. Daß hier B.'s Auffassung ganz in Widerspruch zu der
ZaraÖTistra-Lehre steht, erkennt jeder, der sich nur ein wenig mit
mit Awesta befaßt hat."
ünd von dem Artikel vispamäi p. 703 nehme ich folgende
zwei Zeilen zurück: „Dieses ist aber unmöglich, denn im Awesta
ist nie von , jeder bekörperten Welt', sondern nur von ,der be¬
körperten Welt' die Rede." Was nun die Erklärnng von vispamäi
betrifiFt, so glaube ich im folgenden wahrscheinlich machen zu
können, daß die von mir vorgetragene mehr Beweiskraft besitzt,
als die von Bartholomae versuchte Erklärung.
vispamäi kommt nur in yt."10, 5 = Ny. 2, 14 (im AirWtb.
steht fälschlich Ny. 4, 15). B. erklärt ZDMG. 46, 305 vispama als
«ta-Superlativ. Wie aber von dem Begriff „jeder, alle" ein Super¬
lativ gebildet werden kann , ist mir unverständlich. Außerdem
steht B.'s Erklärung in Widerspruch mit der ältesten Awesta-
Überlieferung. Für vispamäi hat Pü.: harvisp patmän „den ganzen
Zeitabschnitt hindurch". Daß vispamäi, soweit wir die Awesta-
Tradition zurückverfolgen können, der Pehlewi-Ubersetzung gemäß
„die ganze Zeit hindurch" bedeutet hat, geht mit Sicherheit aus
den Varianten zu diesem Wort bervor. Daß dieses in seiner Bildung
bereits den Diaskeuasten der Sasanidenzeit unverständlich gewordene
Wort , eigentlich aus zwei Wörtern bestehe , war in der Tradition
lebendig geblieben, jedoch sah man in dem zweiten Gliede eine
Abkürzung von dem Wort für „Monat". Infolge dieser falschen
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788 Scheftelowitz, Antwort auf Herrn Prof. Bartholomae's Artikel.
Anschauung entstanden für vispdm-äi amuhe Ny. 2, 14 folgende
Varianten: vispä mavhe Fj, Ljg, jj, Ej, 0,; vispa mänhe Kj;,;
vispe mätaheJjQ, L.5, Kjg b, vispam »n&Äe Pt^ , P,, ; vispam
mänham Jg. Im ganzen haben in Ny. 2, 14 nur zwei Mss. die
älteste Lesart vispamäi arsuhe bewahrt. Dagegen beruhen die Les¬
arten von yt. 10, 5 durchweg auf der falschen Auffassung, daß das
Wort .Monat' den zweiten Bestandteil von vispamäi bilde: vispam
mäi awuhe Fi, Pti, vispam mäiauuhe Ei, K15, vispam manke
L18, vispa marshe, vispa mänhe K40, vispamanhe Jiq. Daher über¬
setzt der Farh. vispamäi durch tamäm mäJi „den ganzen Monat
hindurch'.
Bevor wir die begriffliche Untersuchung über vispamäi weiter
fübren, haben wir noch die bandschriftliche Eigentümlichkeit zu
erörtern, wieso 1) ein ursprünglicbes vispam äi zu vispamäi; 2) die
Form vispamäi zu vispam. mäi hätte werden können. Solche
Schreibungen kommen im Awesta häufig vor. So überliefern z. B.
alle Mss. in y. 48, 12 aesam mahya, trotzdem hier nur, wie be¬
reits Geldner richtig gesehen hat, aesamahya ursprünglich gestanden
haben muß. y. 46, 19 lesen die meisten Mss.^äm möi für yä möi.
Für tara'man° haben die meisten Mss. tarämmavP, ebenso y. 43, 12:
aSlm m° für aSi m°. Für mqnaröis y. 48, 10 ist auch man
naröis, für °fraoyta mana V. 19, 9 auch fraoytam mana über¬
liefert; vgl. auch y. 46, 18 ySnaosamnö neben yinaoSam manö.
Solche Schreibungen lassen sich nur von dem älteren iranisch -
aramäischen Alphabet aus erklären, worin ursprünglich das Awesta
geschrieben war. .Das Awesta war ursprünglich in jenem ein¬
facheren Pählävi-Alpbabet geschrieben und ist unter den Säsäniden
in das daraus gebildete, koraplizirtere Awesta-Alphabet umgeschrieben
worden' (0. F. Andreas, Verh. 13. Orient.-Kongr.). Ebenso wie in
den, im semitischen Alphabet abgefaßten Handscbriften (z. B. per¬
sischen, arabischen) die einzelnen Worte eines Satzes eng aneinander
geschrieben werde:i , so daß äußerlich nicht zu erkennen ist , mit
welchem Buchstaben das eine Wort aufhört und das andere Wort
anfängt, war es aucb bei der älteren iranisch-aramäischen Schrift
der Fall gewesen. Die Diaskeuasten der Sasanidenzeit, welche sich
bei der Umschrift in das neue Alphabet bemühten , ein Woi-t von
dem andern durch einen Punkt zu trennen , haben nun zuweilen
aus Unkenntnis falsch getrennt und so manchmal zwei ganz ver¬
schiedene Wörter zu einem Worte vereinigt. Daher überliefern
z. B. alle Handschriften y. 44 yaosdäne, das, wie bereits Geldner
gesehen hat, in die beiden verschiedenen Worte yaoS däne zerfällt,
y. 49, 10 bieten alle Handschriften avamirä, trotzdem es zu trennen
ist in avam Irä (s. AirWtb. 179). Für gauSä y. 51, 3 überliefern
sehr viele Mss., darunter auch Pt^, Mf^, welche nach Geldner (Prol.
XXIX) .im allgemeinen den ursprünglicheren Text geben', gäuä ä.
Für ä stis y. 43, 3 lesen die meisten und besten Mss. : äsfiS.
Eine weitere Eigentümlichkeit der älteren, dem Awesta-Alphabet
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Scheftelowitz, Antwort auf Herrn Prof. Bartholomae's Artikel. 789
zugrunde liegenden Schrift bestand darin, daß wenn ein auslauten¬
der Konsonant mit einem gleichen Konsonanten zusammenstieß, so¬
wohl in der Komposition als auch im Satzsandhi für diese Geminata
nur ein Konsonant gesetzt ist. Darauf beruhen z. B. folgende
Schreibungen : uzuityaSca (für uz-z°), usnäittm (für us-an°), ustry¬
amnö (für us-str°) uzbätä (für uz-zb°), aiwyö (aus ab-byo), ahäm-
ustö (aus *a-ham-m, vgl. AirWtb. 280). Für aem möi y. 29, 8
haben mehrere Mss. aemöi; die ursprüngliche Schreibung für
masitam maeäntam y. 62, 4 bieten die Mss. K5 , J15 : masita maz°,
vgl. auch Ms. Jj masata maz°. Für °rqm marahö y. 7, 18 hat
Ms. J,j °rqmanhö. marank- als 2. Glied eines Kompositums hat
nach der Tradition einen Akk. im 1. Glied {aSam-marancö Vyt. 2).
Nur bei Berücksichtigung der älteren Orthographie sind ims folgende
Varianten verständlich : ' y. 9, 31: ahüm'marancö Mfj, B3, L3 ; da¬
gegen ahümarancö Pt^, h 20, a^i-u'msrancö Jj ; ebenso y. 57, 15:
ahüm'marancö Jj- 15, Mfj, Jpj, K4, P^, Ljj.j.g. s; ahüm'marancö
Jmj, Fj ; dagegen ahü'marancö Ft i, Hj, K^; ahümarancö Pt^ ; in
yt. 8, 59 wird überhaupt von sämtlichen Handschriften nur die
ältere orthographische Form ahümar° (bezw. ahumar°) überliefert.
Die Diaskeuasten der Sasanidenzeit haben nun bei der Um¬
schrift in das neue Alphabet den feblenden Konsonanten, soweit sie
ihn noch erkennen konnten, ergänzt (so entstand auch dv^Syao&ana
für älteres duiy°, us'zayäite aäam'marancö). An manchen Stellen
haben sie aber infolge falscher Exegese mit ünrecht angenommen, daß
ein gleichlautender Konsonant ausgefallen sei, nnd so entstanden z. B.
die oben besprochenen Fälle wie aMam mahya y. 48, 12 (für aesa-
mahya) oder vispam mäi anuhe bezw. vispam mäianuhe für
vispam-äi auuhe yt. 10, 5. So haben wir bis jetzt nacb¬
gewiesen, daß vispamäi die Form ist, welche den
Diaskeuasten vorgelegen hat, dessen Bedeutung den
Diaskeuasten noch vollständig bekannt gewesen ist.
Jedoch haben sie die Form nicht mehr erklären können und des¬
halb falsch etymologisiert, vispamäi bedeutet dasselbe wie aw. vi¬
späi yave ,für die ganze Zeit" y. 28, 8; 40, 2; 41, 2; 46, 11;
49, 8; 53, 1. 4. Nach Geldner ist vispamäi die verkürzte Schrei¬
bung für vispamäyu (,die ganze Zeit hindurch") eigentlich akk. Sg.
vispam äyu. (Vgl. aw. hazawräis yt. 10, 117 für *hazar3räyus.)
Eine sehr schlagende Parallele zu vispamäi bildet phi. hamev
(bphl. geschrieben hamäi) ,die ganze Zeit hindurch, stets, fort¬
während". Dieses Wort gebt, wie C. F. Andreas längst vermutet
hatte, auf altiran. *hama-aioa zurück, dessen letztes Glied *aiva
Andreas sehr richtig zu lat. aevum, gr. ai(f)(üv gestellt hat. Dem
got. aiw , ahd. eo „immer" , gr. ccki entspricht vollständig phi. ev (bphl. geschrieben äi) „die Zeit hindurch, stets", np. e, vgl. meine
Ausführung p. 704. Eine glänzende Bestätigung für die Richtig¬
keit der Andreas'schen Ansicht bietet nun das in den von F. W.
K. Müller (Handschriftenreste in Estrangelo-Sehrift aus Turfan p. 32.
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790 Schefteloicitz, Antwort auf Herrn Prof. Bartholomae's Artikel.
76) ans Tageslicht gezogene mp. hamev. Leider stand mir nicht
während der Ausarbeitung meiner Besprechung von B.'s AltirWtb.
die obige Abhandlung Müller's zur Verfügung, dann wäre mir damals
nicbt mp. hamev entgangen. Aus np. burnä (bamä) läßt sicb
durchaus nicht schließen, daß pbl. äi zu np. ä wird, da ja im Np.
jedes auslautende äi zu ä werden kann , vgl. np. päi neben pä :
phi. pay; np. räi neben dem gewöhnlichen rä : pbl. räy; np. näi
neben nä (vgl. Hom, Grdr. Ij p. 44). Daß übrigens mp. aus¬
lautendes auch den Lautwert äi (= altiran. -äyu) hat, vgl. z. B.
phi. -"^-»r (andarväi) , Athmosphäre" (Dink. I, Gloss, p. 6) aus
altiran. *antar9-väyu. Demnach ist meine Erklärung von vispamäi
besser gestützt, als die von Bartholomae vorgetragene.
Zum Schluß will ich noch folgendes hervorheben. Da Herr
Professor Bartholomae aus meiner 26 Seiten starken Besprechung
herauslesen zu dürfen glaubt, daß ich ihm Mangel an Gründlich¬
keit, „Sorgfalt und Umsicht" vorwerfe, so sehe ich mich veranlaßt,
ausdrücklich zu betonen , daß ein solcher Gedanke meiner Be¬
sprechung fernliegt, daß ich weder einen solchen Gedanken gehegt
habe noch hegen werde. *)
1) [Bei der vorliegenden Kontroverse spielen, wenn ich recht sehe, allerlei Schulgegensätze mit. Daß ich völlig unparteiisch verfahren bin, ergibt sich daraus, daß ich zunächst einen andern Iranisten, einen ehemaligen Schüler von Prof. Bartholomae, der jedoch meiner Bitte nicht zu entsprechen vermochte,
um eine Anzeige des AirWb.'s gebeten hatte, sowie daraus, daß sich mir
Dr. Scheftelowitz für die Besprechung des Buches freiwillig zur Verfügung
gestellt hat. Der Redakteur.]
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Sabäisch OJIVXTIII loflh »sie selbst".
Von Fr. Praetorius.
Schon Osiander ist in dieser Zeitschrift Bd. 19, S. 214 u. 287
auf die Wortgruppe ©HVXtll I 'l^flÄ gestoßen, deren wörtliche
Übersetzung ,die Herren ihres Hauses" zwar nicht zweifelhaft sein
kann, deren Sinn aber gleichwobl bis heute nicht festgestellt ist.
Osiander läßt es dahingestellt, ob „dieses n^a den Tempel, oder das
die Stadt schützende Schloß, oder endlich das Haus mit bsaN »,den
Familienhäuptern" " bezeichnet" ; und die Bearbeiter der südarabiscben
Abteilung des Corp. Inscr. Semit, meinen zu Nr. 86, S. 139 unter
Beziehung auf Glaser „non de hominibus, sed de diis agi".
Ich glaube, daß wir im Sabäischen hier den Anfang der
Bedeutungsentwicklung vor uns haben, die im Tigrina und Amha¬
rischen zur Bildung der pronominalen Ausdrücke 'OOjAfl'^'
bez. OAfL^ „selbst" geführt hat. Es scheint mir dabei un¬
erheblich , daß die beiden neuäthiopischen Ausdrücke sich bisher
nur als nichtreflexivisches Hervorhebungspronomen haben nachweisen
lassen, während das sabäische OjPl'Xfn I 'l^flÄ »'s Reflexivum
in den Inschriften vorkommt. Vgl. i^^^Cfl \ •fl'^AflJ' \
'f/f,^ „die Erde bringt selbst (von selbst) Frucht" (Tigrina-
Grammatik S. 160), "JT'lHTdT ." QAfti: ." P/hTHfb <^
f^UC '• ü"? ,ihr König selbst ist seines Volkes Lehrer ge¬
worden" (Amhar. Sprache S. 278).
Es heißt in der Inschrift Osiander 17 (diese Zeitschr. Bd. 19,
S. 213 ff. ; C. Inscr. Semit. Nr. 86) nach der gewöhnlichen Widmungs¬
einleitung :
5 h I JiHioh I ©nw»« I i®
6 M<D I JlhW I JI®)i^H
7 <D<D I nmo I mih \ »ii
8 I <Djivx?n I i«»nh i