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Gesundheitspolitischer Wahlkampf 2013

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Bayerisches Är zteblatt 9/2013

403 Leitartikel

Autor

Dr. Max Kaplan, Präsident der BLÄK

Gesundheitspolitischer Wahlkampf 2013

Blättert man sich derzeit durch die bundes- deutschen Medien – egal ob print oder on- line, Tages- oder Fachpresse – finden sich Beiträge mit Titeln, wie „Positionen zur Gesundheitspolitik 2013“, „Die Parteien vor der Wahl“, „In welche Zukunft steuert Deutschlands Gesundheitssystem?“ oder

„Bundestagswahl 2013. Was die Parteien wollen“. Auch für die vorliegende Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes haben wir die gesundheitspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der im Deutschen Bundes- tag vertretenen Parteien gebeten, ihre Positionen kurz darzustellen (S. 416 ff.).

Eine der Grundsatzfragen im gesundheits- politischen Wahlkampf 2013 lautet: Dua- les Gesundheitssystem von gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV) erhalten oder eine Bürgerversicherung einführen? Oder präziser formuliert: Dualität reformieren mit Neustart für GKV und PKV oder Ein- führung einer Art von Bürgerversicherung, haben doch SPD, DIE GRÜNEN und DIE LINKE, alles Befürworter einer Bürgerver- sicherung, durchaus unterschiedliche Vor- stellungen davon?

Dualität reformieren

Der 116. Deutsche Ärztetag, der Ende Mai in Hannover stattfand, sprach sich ganz eindeutig für den Erhalt des bestehenden dualen Systems von GKV und PKV aus – allerdings mit der Prämisse einer gründli- chen Sanierung beider Zweige und contra Bürgerversicherung. Die 250 Delegierten stimmten mehrheitlich einer Reformskiz- ze zur künftigen Finanzierung des Kran- kenversicherungssystems mit folgenden Kernforderungen zu:

»

Zurückführen des Gesundheitsfonds auf den Arbeitgeberanteil und auf steu- erliche Zuwendungen einschließlich des Sozialausgleichs;

»

Wiederherstellung der Finanzautono- mie der gesetzlichen Krankenkassen bezüglich der Mitgliedsbeiträge;

»

Einführung eines einkommensunab- hängigen Gesundheitsbetrags mit sozi- aler Abfederung und

»

Aufbau eines Gesundheitssparkontos als kapitalgedecktes Ansparprogramm im Sinne von Nachhaltigkeit und Ge- nerationengerechtigkeit, um den Über- gang vom Umlageverfahren in ein Kapi- taldeckungsverfahren einzuleiten.

Ideal und Realität

Sicherlich birgt die Bürgerversicherung auch positive Aspekte, böte sie doch in ihrer reinen Idealform eine solidarische gesundheitliche Grundversorgung für alle Bürgerinnen und Bürger. Die Einnahme- basis dieses sozialpolitisch und wirtschaft- lich so immens wichtigen Sozialversiche- rungszweigs würde verbreitert und durch private Zusatzversicherungen könnten individuelle Zusatzansprüche erfüllt wer- den. Doch wie würde die Realität wirklich aussehen? Ich habe große Sorge, dass es mit der Einführung einer Bürgerver- sicherung zu einer Minimalversicherung käme und damit zu einem Absinken des aktuell hohen Versorgungsniveaus unse- rer Patientinnen und Patienten. Nicht alle Versicherten können sich zudem teure Zu- satzpolicen leisten. Durch den Wegfall des Wettbewerbs in der heutigen Konkurrenz zwischen GKV und PKV gäbe es keine wirkliche Weiterentwicklung des Leis- tungsspektrums, auch die Innovationskraft würde deutlich geschwächt. Dies wäre bit- ter, profitieren doch derzeit maßgeblich die GKV-Versicherten von diesem Wett- bewerb. Gerade die Teilhabe Aller am me- dizinisch-technischen Fortschritt und den Erhalt einer wohnortnahen und qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung – stationär und ambulant – sollten wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Wir Ärztinnen und Ärzte haben uns in Hannover klar ge- gen eine Einheitsversicherung und gegen eine Einheitsmedizin ausgesprochen – sprich gegen eine Staatsmedizin mit ein- geschränktem Leistungsspektrum und der

Gefahr einer deutlichen Verschlechterung der Patientenversorgung. Die Bürger- versicherung würde einer „Zwei-Klassen- Medizin“ die Tür öffnen, könnten sich doch Besserverdienende „herauskaufen“, was der Etablierung einer ganz neuen medizi- nischen Versorgungsrealität gleichkäme.

Ein Blick über die Landesgrenzen, nach Holland etwa, zeigt zudem, dass mit einer Bürgerversicherung keine Einsparungen zu erzielen sind – ein Mythos, der sich dennoch hartnäckig hält.

Fazit: Die Bürgerversicherung ist kein

„Teufelswerk“, doch sie löst unsere derzei- tigen Probleme nicht. Vielmehr gefährdet sie unsere jetzige hohe Qualität der Ver- sorgung. Ein „Ja“ zum dualen Krankenver- sicherungssystem bedeutet, dass ein Qua- litäts-Wettbewerb innerhalb des Systems um die Versicherten stattfindet. Gerade das Angebot unterschiedlicher Leistungs- pakete, insbesondere im Präventions- oder im Reha-Bereich verbunden mit mehr Transparenz für die Versicherten, ermög- licht es ihnen, mehr Selbstbestimmung aber auch mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Dahin muss unser Gesund- heitssystem in Zukunft steuern.

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