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Stoff und Motiv in der Literatur - Mysterys Kl. 8-10

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Academic year: 2022

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Stefan Schäfer: Mysterys Deutschunterricht 510 © Auer Verlag

Die Frage nach dem Warum – Stoff und Motiv Lehrerhinweise

Sachanalyse

Die Begriffe „Stoff“ und noch mehr „Motiv“ sind für Schüler meist nicht einfach zu erfassen.

Ihre Einführung erfolgt deshalb am besten im Zusammenhang mit der Lektüre eines länge- ren Erzähltextes bzw. Erzähltextauszugs. Damit das Motiv als Handlungselement bestimmt werden kann, muss den Schülern klar sein, was man unter einer Handlung und den mit ihr im Zusammenhang stehenden Begriffen versteht: Als „Handlung“, z. B. eines epischen Textes, definiert man die Summe aller Ereignisse, die in diesem Text dargestellt werden. Das bedeu- tet zugleich, dass mit einem „Ereignis“ die kleinste Handlungseinheit gemeint ist: Mit Blick auf das Mystery könnte etwa gesagt werden, dass der Satz „Sextus Roscius wurde ermor- det.“ ein Ereignis benennt. Reihen sich zwei oder mehr Ereignisse zeitlich aneinander (z. B.

„Sextus Roscius wurde ermordet und darauf wurde sein Sohn angeklagt.“), spricht man von einem Geschehen (engl. story). Besteht zwischen zwei oder mehr Ereignissen außerdem ein innerer Zusammenhang (z. B. „Sextus Roscius wurde ermordet und darauf wurde sein Sohn als Vatermörder angeklagt.“), so spricht man von einer Geschichte (auch: Fabel, engl. plot).

In einem nächsten Schritt gilt es, den Begriff „Motiv“ zu festigen. Die Bestimmung „In der Literatur versteht man unter einem Motiv einen Teil einer Handlung, der nicht durch Zeit, Ort und bestimmte Figuren festgelegt ist.“, wie sie auf einem Basiskärtchen gegeben wird, erscheint dabei zunächst etwas hölzern, wird aber klar, wenn man die Festlegung durch Zeit, Ort und bestimmte Figuren gegen den Begriff „Stoff“ abgrenzt und dies am konkreten Beispiel veranschaulicht. Im Mystery erfolgt das durch das Basiskärtchen „Der junge Sextus Roscius war beispielsweise eine bestimmte Person. Eine bestimmte Person ist kein Motiv.

Ein unschuldig Angeklagter ist aber ein Motiv.“. Auch das Basiskärtchen „Andere Motive aus dem Cicero-Prozess sind die unerwartete Rettung oder die Figur des jungen, unerfahrenen Retters (Helden).“ könnte entsprechend ausgeschärft werden (Cicero als Beispiel eines sol- chen jungen, unerfahrenen Retters).

Ob und inwieweit man die Differenzierung verschiedener Motivarten thematisiert oder den Begriff „Leitmotiv“ einführt, wird von der jeweiligen Schülergruppe und der Lektüre selbst abhängen: Insbesondere der Begriff „Leitmotiv“ verlangt eigentlich nach einem konkreten Beispiel, das sich besonders im Zusammenhang mit der Lektüre einer Novelle findet lässt und dann meist auch von einiger Deutungsrelevanz ist.

Der Begriff „Stoff“ schließlich (Basiskärtchen: „Unter Stoff versteht man das an Zeit, Ort, namentlich benannte Personen und bestimmte Ereignisse gebundene Handlungsgerüst ei- nes literarischen Werks.“) sollte ebenfalls an Beispielen konkretisiert werden (vgl. dazu die Hinweise zum Einsatz im Unterricht).

In diesem Zusammenhang kann den Schülern auch klar gemacht werden, dass Cicero ebenso wie Sextus Roscius historische Personen sind. Die Einstiegsgeschichte ist also keine literarische Erfindung, sondern bezieht sich auf Ciceros Verteidigungsrede „Pro Sexto Ros- cio Amerino“ (zu deutsch „Rede über Sextus Roscius aus Ameria“). Der Fall selbst ist somit ein Stoff (unter anderem hat der amerikanische Schriftsteller Steven Saylor diesen Stoff für seinen Roman „Das Lächeln des Cicero“ genutzt).

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Stefan Schäfer: Mysterys Deutschunterricht 510 © Auer Verlag

Arbeitsblatt

Einstiegsgeschichte

Im Jahre 80 v. Chr. kam es in Rom zu einem aufregenden Kri- minalprozess. Was war geschehen?

Sextus Roscius war ein reicher Bürger aus dem Landstädtchen Ameria. Ihm drohte unter dem Diktator Sulla die Ächtung, was zugleich den Verlust seines ganzes Vermögens bedeutet hätte.

Nun wurde eben dieser Sextus Roscius ermordet. Daraufhin wurde sein Sohn, der ebenfalls Sextus Roscius hieß, des Mor- des an seinem Vater angeklagt. Dieser habe, so der Vorwurf, den drohenden Verlust des Vermögens verhindern und damit sein Erbe sichern wollen, indem er seinen eigenen Vater tötete.

Weil der Fall politisch brisant war – immerhin ging es um Vermögensinteressen eines Diktators – wollte kein namhafter Anwalt die Verteidigung übernehmen. Das war die Chance für den jungen, talentierten Marcus Tullius Cicero!

Cicero übernahm in seinem ersten Strafprozess die Vertei- digung des jungen Sextus Roscius, denn er war sicher, dass dieser unschuldig ist. Und erstmals stellte Cicero in diesem Prozess dann die berühmte Frage: Cui bono?

Was bedeutet die lateinische Frage „Cui bono?“ auf Deutsch und was ist damit gemeint?

Lösung:

1. Lest gemeinsam die Kärtchen. Ihr könnt sie euch auch gegenseitig vorlesen.

2. Versucht nun, die Frage zu lösen, indem ihr die Kärtchen so anordnet, dass sie eine sinnvolle Struktur ergeben. Nicht alle Kärtchen müssen eingesetzt werden.

3. Klebt anschließend die geordneten Kärtchen auf das Plakat und verbindet sie so miteinander, dass ein Zusammenhang zu erkennen ist. Ergänzt gegebenenfalls passende Oberbegriffe.

4. Schreibt eure Lösung der Frage in einem oder zwei Sätzen auf das Arbeitsblatt.

Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.), berühmter Redner, Philosoph und Politiker

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Basiskärtchen

Cicero trat im Jahre 80 v. Chr. als junger, unerfahrener Retter des Sextus Roscius auf. Wer das heute erzählt, nutzt einen bestimmten Stoff.

Unter Stoff versteht man das an Zeit, Ort, namentlich benannte Personen und bestimmte Ereignisse gebundene Handlungsgerüst eines literarischen Werks.

Ein Stoff kann von einem Autor erfunden werden, der Wirklich- keit entnommen sein oder auch der Mythologie entstammen.

Die Geschichte von Ciceros erstem Prozess enthält aber auch literarische Motive.

In der Literatur versteht man unter einem Motiv einen Teil einer Handlung, der nicht durch Zeit, Ort und bestimmte Figuren festgelegt ist.

Zum Beispiel ist unschuldig ange- klagt zu sein, ein häufiges Motiv in der Kriminalliteratur bzw. in Kriminalfilmen.

Andere Motive aus dem Cicero-Prozess sind die unerwartete Rettung oder die Figur des jungen, unerfahrenen Retters (Helden).

Der junge Sextus Roscius war bei- spielsweise eine bestimmte Person.

Eine bestimmte Person ist kein Motiv.

Ein unschuldig Angeklagter ist aber ein Motiv.

Motive können miteinander zu Geschichten verknüpft und immer wieder neu erzählt werden.

Gerade Krimis bestehen oft aus den- selben Motiven: unerhörtes Verbrechen – unschuldiger Hauptverdächtiger – schlauer Detektiv – scheinbar unwichti- ges Detail – überraschende Lösung.

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Erweiterungs- und Vertiefungskärtchen

Vertiefung

Oft kommen bestimmte Motive in literarischen Texten gemeinsam vor und bilden dann zusammen ein Motiv- geflecht.

Meist werden dabei bestimmte

Motivarten miteinander verknüpft, z. B.

das Situationsmotiv des Aufbruchs mit dem Zeitmotiv Morgen oder Frühling.

In der Kriminalliteratur z. B. geschieht ein Verbrechen auch oft nachts und in einer einsamen Gegend.

Motive können auch die Stimmung von Figuren anzeigen. Wenn die Sonne scheint und die Vögel zwitschern, kann das als Anzeichen für eine fröhliche Stimmung verstanden werden.

Umgekehrt ist die schlechte Laune einer Hauptfigur von Regen oder Kälte sowie Dunkelheit begleitet.

Das Erkennen und Bewerten von Motiv- geflechten ist dabei besonders bei der Untersuchung von Gedichten wichtig.

Es gibt auch zeittypische Motive, d. h.

Motive, die in bestimmten Epochen besonders oft verwendet wurden.

Viele typische Motive der Kriminal- literatur (Nacht, Einsamkeit, scheinbar unerklärliches Ereignis, …) finden sich oft schon in der Literatur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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